Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
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3.3. 1921-1934<br />
„Das schwierigste Kapitel der Nebenhöhlenoperationen bilden die Eingriffe an der<br />
Stirnhöhle. Denn bei diesen gilt es nicht allein, Heilung der Erkrankung <strong>zu</strong> erzielen,<br />
sondern hier spricht in zahlreichen Fällen der kosmetische Faktor ein sehr gewichti-<br />
ges Wort mit.“<br />
M. Halle im Jahre 1923 [172]<br />
Nachdem aufgrund von Misserfolgen, Komplikationen und der massiven postoperativen Entstel-<br />
lung die Zugangswege von außen Anfang des 20. Jahrhunderts in Misskredit gerieten, folgten die<br />
intranasalen Methoden aufgrund der mit ihnen verbundenen Gefahren, häufigen Misserfolge und<br />
ihrem wahllosen Einsatz diesem Ruf [240, 289]. Da die Chirurgen über die Anatomie der Stirnhöhle<br />
und ihre Variationen nicht sehr gut informiert waren, wurde bei den endonasalen Methoden häufig<br />
unbeabsichtigt die Schädelhöhle punktiert. Dies führte <strong>zu</strong> einem Anstieg der Morbidität und Mortali-<br />
tät [188]. Lynch, Fenton und Mosher erkannten die Gefahren, die mit der intranasalen Chirurgie<br />
verbunden waren und verhinderten ihre weitere Verbreitung [144, 234, 253, 289].<br />
„The pendulum then swung again to external surgery and the Lynch operation, or one<br />
of its modifications, dominated the first half of the 20 th Century.”<br />
Nicholas L. Schenck im Jahre 1974 [289]<br />
Das Prinzip der Wegnahme des Stirnhöhlenbodens und die Erweiterung des Ausführungsganges<br />
wurde von dem Amerikaner Lynch und dem Briten Howarth veröffentlicht und führte <strong>zu</strong> einem Wie-<br />
deraufleben des Interesses am Operations<strong>zu</strong>gang von außen, so dass in diesen Ländern die im<br />
deutschsprachigen Raum bekannte Jansen-Ritter-Operation unter dem Namen Lynch bezie-<br />
hungsweise Howarth-Operation geläufig war [137, 188, 239, 240, 305]. Laut Bosley modifizierten<br />
Lynch und Howarth den Zugang nach Riedel, in dem sie versuchten, eine Drainage von der Stirn-<br />
höhle in die Nase her<strong>zu</strong>stellen, ohne eine Deformität des Stirnbeines entstehen <strong>zu</strong> lassen [114].<br />
McNally und Stuart [240] und Donald [34] waren der Ansicht, dass der Zugang von Lynch und Ho-<br />
warth eine Modifikation des Zugangsweges von Jansen aus dem Jahre 1893 war. Goodale [159]<br />
sprach bei der von außen durchgeführten Frontoethmoidektomie mit Destruktion des Ductus na-<br />
sofrontalis von der Jansen-Lynch-Operation und war der Ansicht, dass sich diese aus der Ogston-<br />
Luc-Jansen-Technik entwickelte. Nach Lyman [233], Lawson [56] und Donald [34] basierte die<br />
Operationsmethode von Lynch auf der 1908 von Knapp entwickelten Methode und fand erst durch<br />
Lynch eine weite Verbreitung. Lynch entfernte in 15 Fällen über eine mediale, periorbitale Inzision<br />
den Prozessus frontalis des Oberkiefers und die Lamina papyracea und konnte somit, unter Erhal-<br />
tung der Stirnhöhlenvorderwand, den Stirnhöhlenboden abtragen und die Schleimhaut kürettieren.<br />
Anschließend wurde für 10 Tage eine Drainage in den nasofrontalen Übergang eingelegt. Lynch<br />
berichtete von einer 100 % igen Erfolgsrate [56, 188, 234, 239]. Lynch betrachtete eine vollständi-<br />
ge Entfernung der Schleimhaut und des Stirnhöhlenbodens als absolut grundlegend. Er betonte die<br />
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