Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
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im Jahre 1905 da<strong>zu</strong> eine Fräse [25]. Er führte über eine intranasal liegende dünne Stahlsonde eine<br />
biegsame Hohlfräse in die Stirnhöhle, mit der er beim Herausziehen die vordere Wand des Stirn-<br />
höhlenkanals, die Crista nasalis,<br />
entfernte und somit einen Teil<br />
des Stirnhöhlenbodens abtrug<br />
[25, 44, 170, 187, 233]. An-<br />
schließend legte er <strong>zu</strong>r Offenhal-<br />
tung für längere Zeit eine golde-<br />
ne Kanüle in den Stirnhöhlen-<br />
ausführungsgang ein [44, 187,<br />
233] und behauptete, mit dieser<br />
Methode 95 % ige Heilungsraten<br />
erzielt <strong>zu</strong> haben [44].<br />
Ingals stellte fest, dass es nach diesem Eingriff weniger Vernarbungen gab, weil eine effizientere<br />
Drainage hergestellt wurde, der Patient selbständig die Stirnhöhle spülen konnte und diese Metho-<br />
de mehr Sicherheit bot, als die anderen intranasalen Methoden [187]. Denn seiner Ansicht nach<br />
wurde die Fräse über die Sonde zwangsläufig in die Stirnhöhle geführt und somit die Gefahr einer<br />
Abweichung der Fräse und einer Nebenverlet<strong>zu</strong>ng ausgeschlossen [170, 171]. Dennoch betrachte-<br />
ten Halle [170, 171] und Brüggemann [25] diese Methode als <strong>zu</strong> gefährlich: die Fräse wurde leicht<br />
nach hinten gegen die oft papierdünne Tabula vitrea gedrückt, so dass ein Durchfräsen dieser<br />
Wand mit Verlet<strong>zu</strong>ng der Dura die Folge sein konnte. Halle war außerdem der Ansicht, dass die<br />
goldene Kanüle als Fremdkörper reizend und schädigend auf Schleimhaut und den Knochen wirke<br />
[172].<br />
Abb.54: Die goldene Drainage von Ingals<br />
Aus diesem Grunde erfuhr die Methode von Ingals zahlreiche Modifikationen, von denen nach<br />
Hajek [44] die 1906 von Halle angegebene Methode die beste Möglichkeit <strong>zu</strong>r Herstellung einer<br />
dauernden Offenhaltung des Stirnhöhlenausganges darstellte. Wigand [83] und Brüggemann [25]<br />
berichteten, dass Halle als Erster darauf hinwies, dass eine breite Verbindung der Stirnhöhle mit<br />
der Nase her<strong>zu</strong>stellen sei und über größere eigene Erfahrungen mit der endonasalen Eröffnung<br />
der Stirn- und der Keilbeinhöhle sowie der Ausräumung des Siebbeins verfügte. Halle sondierte<br />
nach einer Lokalanästhesie mit Suprarenin<strong>zu</strong>satz <strong>zu</strong>nächst die Stirnhöhle, über die Sonde schob<br />
er einen Schutz aus biegsamem Metall, entfernte die Sonde und entlang dieses Schutzes führte er<br />
eine Fräse ein und begann den Stirnhöhlenboden auf<strong>zu</strong>fräsen. Nach Schaffung einer weiten Öff-<br />
nung entfernte er mit Hilfe von Hammer und Meißel den Prozessus frontalis maxillae und die vor-<br />
deren Siebbeinzellen [38, 170, 172, 239]. Halle wies darauf hin, dass es möglich war, durch die<br />
Entfernung der Spina nasalis interna, das den Boden der Stirnhöhle bildende Knochenmassiv, eine<br />
sehr weite Verbindung zwischen Stirnhöhle und Nase her<strong>zu</strong>stellen [171]. Halle empfahl diese Ope-<br />
rationsmöglichkeit bei allen Formen von chronischen Empyemen, auch bei Durchbruch in die Orbi-<br />
ta und bei drohenden zerebralen Komplikationen. Erst bei Misserfolg sollte auf die äußere Methode<br />
<strong>zu</strong>rückgegriffen werden [170]. Brüggemann erwähnte, dass Halle im Jahre 1922 auf dem Kongress<br />
in Wiesbaden berichtete, dass bei insgesamt 850 Fällen von intranasalen Stirnhöhlenoperationen<br />
nur 2 Fälle von außen operiert werden mussten [118]; dies bestätigte Boenninghaus jun. [110].<br />
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