Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
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Frankreich sprach man somit von der Kuhnt-Luc’schen Methode. In Deutschland war es Röpke aus<br />
Solingen, der die Kuhnt’sche Methode in derselben Weise wie Luc erweiterte und diese, ohne von<br />
Luc <strong>zu</strong> wissen, 1898 veröffentlichte; somit sprach man in Deutschland von der Kuhnt-Röpke’schen<br />
Methode [20, 24]. Röpke führte 12 Radikaloperationen auf diese Art und Weise bei chronischen<br />
Stirnhöhleneiterungen durch, bei 11 Patienten erzielte er ausgezeichnete kosmetische Resultate,<br />
bei einem Patienten kam es aufgrund von sehr großen und tiefen Stirnhöhlen <strong>zu</strong> einer auffälligen<br />
Einsenkung der Stirn [280].<br />
Die Kuhnt’sche Methode lieferte im Gegensatz <strong>zu</strong>r Ogston-Luc Methode durch das Einsinken der<br />
Stirngegend zwar größere kosmetische Nachteile, aber Boenninghaus [20] berichtete 1913 bei-<br />
spielsweise von nur einem postoperativen Todesfall. Grünwald [41] empfahl 1902 die Kuhnt’sche<br />
Methode bei ausgedehnten Schleimhauterkrankungen oder buchtenreichen Stirnhöhlen, bei denen<br />
eine Aussicht auf Heilung durch andere Methoden gering war. Auch Hajek berichtete 1908, dass<br />
mit der Kuhnt’schen Methode prinzipiell gute Heilungsergebnisse erzielt wurden, aber signifikante<br />
Deformitäten entstanden, und dies, obwohl er Paraffin in die Stirnhöhlen injizierte, um die Einsen-<br />
kung der Vorderwand aus<strong>zu</strong>gleichen [167]. Bei großen tiefen Stirnhöhlen war die Rezidivgefahr<br />
erhöht, da es hier nicht immer gelang, die Höhle vollständig <strong>zu</strong> veröden. Dennoch empfahl Hajek<br />
auch im Jahre 1923, wie bereits Boenninghaus 10 Jahre <strong>zu</strong>vor, diese Methode bei alten Menschen<br />
und kleinen flachen Stirnhöhlen, also in den Fällen, in denen das kosmetische Resultat eine unter-<br />
geordnete Rolle spielte [169]. Laut Hajek [44] war im Jahre 1926 die Kuhnt’sche Methode immer<br />
noch die verlässlichste aller Radikalmethoden. Jacobs [188] berichtete, dass diese Technik wegen<br />
der kosmetischen Deformität von den Patienten häufig abgelehnt wurde.<br />
Die Chirurgen Ende des 19. Jahrhunderts standen bei der Behandlung von Stirnhöhlenerkrankun-<br />
gen zwei Problemen gegenüber: 1. die Erkrankung <strong>zu</strong> eradizieren und gleichzeitig die äußere Form<br />
der Stirnregion <strong>zu</strong> erhalten und 2. einen adäquaten Ductus nasofrontalis <strong>zu</strong> etablieren [65, 66].<br />
Bislang war die Stirnhöhlenchirurgie durch eine hohe Misserfolgsrate gekennzeichnet; eine Steno-<br />
sierung des erweiterten Ductus nasofrontalis war die Regel und die Schleimhautregeneration war<br />
unvorhersehbar [289]. Somit entwickelten sich parallel <strong>zu</strong> den radikalen und den intranasalen Me-<br />
thoden um die Jahrhundertwende die osteoplastische Operationsmethoden. Aber auch auf dem<br />
Gebiet der konservativen Therapie von akuten Nebenhöhlenentzündungen gab es neue Ideen.<br />
Moll berichtete im Jahre 1895 von einem Verfahren <strong>zu</strong>r Sekretentleerung, bei dem der Patient<br />
mehrere Male hintereinander bei geschlossenem Mund und Nase den Brustkorb aktiv erweitern<br />
sollten, offensichtlich um einen Unterdruck im Nasenraum <strong>zu</strong> erzielen und einen Sekretabfluss aus<br />
dem Sinus frontalis <strong>zu</strong> provozieren. Er erzielte vollständige Heilungen [247].<br />
Über osteoplastische Operationen wurde Ende des 19. Jahrhunderts <strong>zu</strong>erst in Europa in der deut-<br />
schen Literatur von Schönborn und Brieger berichtet [20, 34, 38, 44, 56, 114, 188, 239, 275]. Brie-<br />
ger riet im Jahre 1894, angeregt durch die Methode von Kuhnt, aus ästhetischer Sicht <strong>zu</strong> einer<br />
temporären Resektion der Stirnhöhlenvorderwand <strong>zu</strong>r Herstellung eines osteo-kutanen Lappens,<br />
der dann im Anschluss an die Intervention <strong>zu</strong>rückgeklappt wurde [20, 24, 44, 167, 232, 245]. Brie-<br />
ger [116] führte diese neue Operationsmethode im Fall eines Stirnhöhlenempyems durch:<br />
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