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Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck

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Nach Boenninghaus [20] war es nicht wie bislang angenommen Dieffenbach, der als Erster die<br />

Durchbohrung des Stirnhöhlenbodens von der Nase aus vornahm, sondern M. Schäffer (1846-<br />

1900). Schäffer durchbrach 1890 den Stirnhöhlenboden zwischen Septum nasi und mittlerer Mu-<br />

schel, die so genannte Crista nasalis, mit einer festen, 2 mm dicken Sonde aus Messing oder mit<br />

einer sehr festen und kräftigen „Löffelsonde“ aus Stahl, mit der er dann gleichzeitig den Sinus kü-<br />

rettierte. Anschließend erfolgte eine Ät<strong>zu</strong>ng der Schleimhaut mit 5% iger Chromsäure [20, 25, 44].<br />

Durch den entstandenen Abfluss konnte das Stirnhöhlenempyem <strong>zu</strong>r Ausheilung gebracht werden;<br />

durch nachfolgende Ausspülungen wurden bessere Resultate erzielt [44]. Nach Boenninghaus war<br />

dies der erste Versuch einer endonasalen Siebbeineröffnung [137].<br />

„Will ich den Sinus frontalis sondieren, bzw. suche ich den Sitz des Leidens in ihm, so<br />

gehe ich mit einer festen, aber biegsamen Messingsonde von 2 mm Dicke nach vorhe-<br />

riger Kokainisierung der Weichteile entlang dem Nasenrücken zwischen Septum und<br />

mittlerer Muschel direkt nach der Stirn <strong>zu</strong> in die Höhe. Bald hört man ein leises Knis-<br />

tern, wie vom Zerbrechen feiner Knochenplättchen, fühlt ab und <strong>zu</strong> einen stärkeren<br />

Widerstand, schiebt aber die Sonde weiter vor und hat <strong>zu</strong>letzt das Gefühl, in einen<br />

Hohlraum gelangt <strong>zu</strong> sein, dadurch, daß die Sonde plötzlich rascher vorwärts<br />

schlüpft. Es erfolgt eine Blutentleerung von zwei bis vier Esslöffeln Blut.“<br />

M. Schäffer im Jahre 1890 [44]<br />

Schäffer war in 26 Fällen mit dieser Methode erfolgreich. Boenninghaus zweifelte allerdings diese<br />

guten Resultate an, denn bei späteren Versuchen an Leichen, wurden deutlich schlechtere Ergeb-<br />

nisse erzielt [20]. Schließlich wurde diese Technik in einer Zeit, in der es noch keine Antibiotika<br />

gab, als <strong>zu</strong> gefährlich und wegen des blinden Vorgehens <strong>zu</strong>rückgewiesen [25, 172, 245].<br />

Parallel <strong>zu</strong> den intranasalen Methoden von Jurasz und Schäffer veröffentlichte im Jahre 1884 der<br />

englische Chirurg Alexander Ogston in Aberdeen die erste detaillierte, wissenschaftliche Beschrei-<br />

bung eines Zugangsweges <strong>zu</strong>r Stirnhöhle von außen, um eine Infektion <strong>zu</strong> behandeln. Er wurde<br />

damit <strong>zu</strong>m Begründer der Stirnhöhlenchirurgie unter Verwendung eines perkutanen Zuganges [20,<br />

27, 38, 56, 114, 137, 188, 232, 239, 245]. Nach Stevenson und Guthrie [77] war dies der Anfangs-<br />

punkt der modernen Chirurgie der Stirnhöhle. Bei dieser Operationstechnik wurde in 3 Fällen die<br />

vordere Stirnhöhlenwand von einem 3 cm langen medianen Hautschnitt aus auf dem prominentes-<br />

ten Teil der Glabella trepaniert [20, 24, 137, 239]. Durch diese Öffnung wurde der Ductus nasofron-<br />

talis dilatiert, die Mukosa im Bereich des Ductus nasofrontalis und der Stirnhöhle entfernt und eine<br />

Drainage in die nasofrontale Verbindung eingelegt [27, 44]. Laut Brüggemann [24] war dies die<br />

erste Mitteilung über die erfolgreiche Behandlung von Patienten mit latentem Stirnhöhlenempyem<br />

über einen perkutanen Zugang nach <strong>zu</strong>vor erfolgloser intranasaler Therapie. Michel und Cauzard<br />

wiesen darauf hin, dass Ogston systematisch auf der Medianlinie trepanierte, um immer beide<br />

Stirnhöhlen gleichzeitig <strong>zu</strong> eröffnen [27, 245].<br />

Die Technik von Ogston wurde 2 Jahre später durch den Franzosen Henry Luc ergänzt. Er be-<br />

schrieb, ohne von der Ogston-Methode <strong>zu</strong> wissen, eine ähnliche Prozedur, die schließlich als<br />

Ogston-Luc-Technik bezeichnet wurde [20, 24, 34, 56, 77].<br />

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