Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
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Mr. Wells vermutete einen Abszess der Stirnhöhle und führte selbst einige Tage später die Opera-<br />
tion durch. Nach einer Inzision auf dem höchsten Punkt der Schwellung, Präparation der Haut und<br />
der Augenmuskeln, wurde der Abszess eröffnet und es entleerte sich Eiter. Es wurde mit Hilfe ei-<br />
nes Trokars eine weite nasofrontale Drainage hergestellt. Die Inzision blieb offen, die Drainage<br />
wurde mehrmals täglich mit lauwarmem Wasser gespült und erst nach 3 Monaten – nachdem kei-<br />
ne erneute Schwellung aufgetreten war – entfernt und die Inzision verschlossen. Der Augapfel<br />
befand sich wieder in seiner normalen Position und auch die Beweglichkeit in alle Richtungen blieb<br />
erhalten; der Patient war geheilt und auch im Februar 1870 immer noch beschwerdefrei [317].<br />
Hartmann brachte im Jahre 1877 die Schleimhaut der mittleren Nasenmuschel durch Galvanokau-<br />
terisation nach Voltolini <strong>zu</strong>m Abschwellen; gleichzeitig kam es <strong>zu</strong>r Abschwellung der Schleimhaut<br />
des Ductus nasofrontalis, folglich konnte sich die Eiteransammlung aus der Stirnhöhle entleeren. In<br />
einem zweiten Fall verwendete Hartmann die „Luftdouche nach dem Politzerschen Verfahren“ und<br />
erzielte gute Erfolge. Er glaubte, dass es durch die Druckerhöhung in der Höhle <strong>zu</strong> einer Vaso-<br />
konstriktion und folglich <strong>zu</strong> einer Abschwellung der entzündeten Schleimhaut kommt [68]. Kuhnt<br />
berichtete 1895 in seinem Werk „Über die entzündlichen Erkrankungen der Stirnhöhlen“, dass Vol-<br />
tolini 1888 den Ductus nasofrontalis mit einem Galvanokauter wieder durchgängig machte [137].<br />
Es dauerte noch einige Jahrzehnte, bis die Rhinologen und Chirurgen sich da<strong>zu</strong> entschlossen, die<br />
Indikation <strong>zu</strong>r Eröffnung der Stirnhöhle auch für solche Fälle <strong>zu</strong> stellen, in denen noch kein mani-<br />
festes Empyem vorlag. Die Gründe hierfür lagen in der noch unvollkommenen Diagnostik und in<br />
dem mangelnden Vertrauen in die vielfach wechselnde Symptomatik [44]. Aus diesem Grunde<br />
erschienen bis <strong>zu</strong>m Jahre 1880 nur vereinzelte Mitteilungen über Stirnhöhlenoperationen ohne<br />
dass eine Systematik in den Beschreibungen der verschiedenen chirurgischen Konzepte erkenn-<br />
bar wird.<br />
Abb.40: Der Patient von Mr. S. Wells<br />
vor dem Eingriff<br />
Abb.41: Der Patient von Mr. S. Wells<br />
nach dem Eingriff<br />
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