24.02.2013 Aufrufe

Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck

Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck

Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2.6. Konservative Behandlung und chirurgische Eingriffe vor der Etablierung<br />

der Stirnhöhlenchirurgie<br />

Der älteste nachweisbare chirurgische<br />

Eingriff ist die Trepanation. Bereits in der<br />

prähistorischen Steinzeit wurden am<br />

Schädel mit Hilfe von unvollkommenen<br />

Steinwerkzeugen, wie z. B. einem Feu-<br />

erstein, derartige Eingriffe durchgeführt.<br />

Man unterschied zwei Arten der Schä-<br />

deltrepanation: die eine wurde <strong>zu</strong> Lebzei-<br />

ten durchgeführt, die andere nach dem<br />

Tode. Die Trepanation am Lebenden<br />

wurde bei Personen durchgeführt, die an<br />

einer Geisteskrankheit, Idiotismus oder<br />

einer Epilepsie litten. Zu den häufigsten<br />

Trepanationsorten gehörten das Schei-<br />

tel-, das Hinterhaupts- und das Stirnbein<br />

[8]. Eine Arbeitsgruppe um Canalis [120] untersuchte zwei Beispiele prähistorischer Trepanation<br />

aus dem alten Peru und berichtete, dass lokalisierter Schmerz und die Behandlung von Frakturen<br />

mögliche Indikationen waren.<br />

Während des Altertums gab es in Be<strong>zu</strong>g auf die Erkrankungen der Ohren und der Nase viele ver-<br />

schiedene Aberglauben: in Marokko wurde immer am 25. März für sämtliche Erkrankungen der<br />

Ohren und der Nase Regenwasser gesammelt. So stammt auch der Glaube, dass es einen engen<br />

Zusammenhang zwischen der Größe der Nase und der Geschlechtsorgane gäbe, aus diesen Zei-<br />

ten. In West Böhmen wurde bei einem Nasenkatarrh oder auch einer Erkältung warmer Kinderurin<br />

inhaliert [77].<br />

Die frühesten medizinischen Aufzeichnungen wurden in ägyptischen Papyrusrollen entdeckt; die<br />

berühmteste war der Papyrus Ebers, der in einem Grab in Thebes gefunden wurde und im Jahre<br />

1872 von einem Araber an Dr. Ebers in Leipzig verkauft wurde. Man vermutete, dass diese Rolle<br />

aus dem Jahre 1550 v. Chr. stammte. Sie beinhaltete überwiegend empirische Heilmittel, ergänzt<br />

durch Zauber und Zaubersprüche. Da der anatomische Hintergrund noch nicht bestand, waren die<br />

vorgeschlagenen Behandlungen willkürlich und empirisch. Die älteste bekannte chirurgische Ab-<br />

handlung war der Papyrus Edwin Smith. Dieser war schät<strong>zu</strong>ngsweise genau so alt wie der Papyrus<br />

Ebers (ca. 1600 v. Chr.). Der Papyrus Edwin Smith war eine Art Textbuch für traumatische Chirur-<br />

gie: vom Kopf und dem gesamten Körper [77].<br />

Abb.37: 4 verschiedene Möglichkeiten der<br />

Trepanation; A die viereckige, B die runde;<br />

C die unregelmäßige; D zeigt ein Tumi Messer<br />

„[…] Wenn du einen Mann untersuchst mit einer Wunde an seiner Stirn, zersplittert<br />

ist die Scherbe (bzw. die Schale) seines Kopfes. Dann sollst du ihm machen: ein Ei des<br />

Straußes, zerrieben in Öl/Fett; (es) werde an die Öffnung seiner Wunde gegeben. Da-<br />

39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!