Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
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20 Jahre später gab Hajek eine 50 % ige Misserfolgsrate von Stirnhöhlensondierungen an. Insbe-<br />
sondere die bei akuten Entzündungen auftretenden ödematösen Schleimhautschwellungen und die<br />
bei chronischen Entzündungen vorhandene polypöse Hypertrophie der mittleren Muschel, verhin-<br />
derten die freie Beweglichkeit der Sonde. Aus diesem Grund empfahl Hajek die Resektion des<br />
vorderen Endes der mittleren Nasenmuschel und betrachtete dies als das wirksamste konservative<br />
Verfahren bei akuten und chronischen Stirnhöhlenentzündungen [23, 44]. Um Komplikationen, wie<br />
z.B. durch Verlet<strong>zu</strong>ngen der Lamina cribrosa ein Eindringen der Sonde in das Gehirn mit nachfol-<br />
genden aszendierenden Infektionen und möglichen tödlichen Ausgang, <strong>zu</strong> vermeiden, wiesen Ha-<br />
jek und Brüggemann [23, 44] darauf hin, eine weiche biegsame Sonde <strong>zu</strong> verwenden und bei der<br />
Sondierung keine Kraft auf<strong>zu</strong>wenden. Brüggemann [23] und Boenninghaus [20] bevor<strong>zu</strong>gten die<br />
dünne biegsame Killian’sche Silbersonde. Guleke und Zenker [42] verwendeten auch noch im Jah-<br />
re 1953 das biegsame Spülröhrchen nach Killian <strong>zu</strong>r Spülbehandlung der Stirnhöhle; als Spüllö-<br />
sung dienten Borwasser oder eine Penicillinlösung.<br />
Da in mehr als 50 % der Fälle der Ductus nasofrontalis nicht oder nur unter Schwierigkeiten für die<br />
üblichen Stirnhöhlensonden passierbar war, wurde zweckmäßigerweise die Sondierung durch an-<br />
dere diagnostische Verfahren, welche die Schleimhaut des Ductus nasofrontalis schonten, ersetzt,<br />
hier<strong>zu</strong> gehört z. B. die Kümmel-Beck’sche Bohrung [62].<br />
Die Probepunktion der Stirnhöhle<br />
Kümmel aus Heidelberg veröffentlichte im Jahre 1921 eine Methode <strong>zu</strong>r Probepunktion der Stirn-<br />
höhle, die er seit 10 Jahren mit Erfolg durchführte. Bei diesem Verfahren handelte es sich um eine<br />
Modifikation der bereits 1904 veröffentlichten Probepunktion des Schädels von Neisser und Pol-<br />
lack. Kümmel punktierte die Stirnhöhlenvorderwand mit Hilfe eines Knochenbohrers 1 cm oberhalb<br />
des freien Orbitalbogenrandes und 1 ½ cm von der Mittellinie entfernt. Die von anderen Autoren<br />
durchgeführte Punktion des dünnen Stirnhöhlenbodens lehnte Kümmel aufgrund der Unebenhei-<br />
ten, durch die man im Urteil über die Eindringtiefe getäuscht werden konnte, ab [216].<br />
Im Jahre 1933 griff Beck, seinerzeit an der <strong>Universität</strong>sklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkranke in<br />
Heidelberg, die Kümmel’sche Punktion der Stirnhöhle wieder auf, fügte Modifikationen hin<strong>zu</strong> und<br />
zog sie <strong>zu</strong>r Therapie entzündlicher Erkrankungen der Stirnhöhle heran [38, 102]. Beck führte durch<br />
den Bohrkanal eine kleine Kanüle ein, diese verblieb dort 3-6 Tage und mit einer Spritze wurde<br />
regelmäßig das Sekret aus der Höhle angesaugt. Erfahrungen belegten, dass eine Infektion des<br />
Knochens nicht <strong>zu</strong> befürchten war und eine Infektion der durchbohrten Weichteile nur geringfügig<br />
war [102].<br />
Zange und Moser [331], damals <strong>Universität</strong>sklinik für Hals-Nasen-Ohrenkranke in Jena und auch<br />
Naumann [62, 259] betrachteten die Beck’sche Punktion in diagnostischer wie auch therapeuti-<br />
scher Sicht als einen sehr großen und willkommenen Fortschritt. Sie empfahlen bei chronischen<br />
Stirnhöhleneiterungen und bei gering ausgeprägten orbitalen Komplikationen einen Behandlungs-<br />
versuch mit Hilfe der Stirnhöhlenpunktion [137]. Diagnostisch ermöglichte das Beck’sche Verfah-<br />
ren, im Gegensatz <strong>zu</strong>r Kümmel’schen Punktion, die nur auf Feststellung des Stirnhöhleninhaltes<br />
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