Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
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einer frontalen Osteomyelitis von 35-79 % an [18]. Eine Osteomyelitis gehört auch heute noch <strong>zu</strong><br />
den Komplikationen einer eitrigen Sinusitis frontalis und kann insbesondere bei Jugendlichen, bei<br />
denen das Stirnbein noch eine relativ breite aufgelockerte spongiöse Schicht bildet, <strong>zu</strong> einer Stirn-<br />
beinosteomyelitis führen [46].<br />
Zu den besonderen Verlaufsformen von Nebenhöhlenentzündungen gehört die Entstehung von<br />
Mukozelen. Die Mukozele entspricht einem abgeschotteten, von eingedicktem Schleim ausgefüll-<br />
ten und atrophischer Schleimhaut ausgekleideten Kompartiment der Nasennebenhöhlen, welches<br />
durch eine allmähliche Größen<strong>zu</strong>nahme <strong>zu</strong>r Ausdünnung seiner knöchernen Wände führt. Kommt<br />
es <strong>zu</strong> einer sekundären Infektion mit eitrigem Zeleninhalt, so spricht man von einer Pyozele [46].<br />
Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Ursachen einer Mukozele erörtert. Eine große<br />
Anzahl von Autoren, unter ihnen beispielsweise Boenninghaus [20], Hajek [44] und Seiffert [73]<br />
stellte sich die Entstehung einer Mukozele mechanisch vor und war sich der Rolle des Verschlus-<br />
ses des Ductus nasofrontalis bei der Pathogenese bewusst. Hajek war der Überzeugung, dass<br />
eine Mukozele infolge eines dauerhaften oder periodisch auftretenden Verschlusses des Ductus<br />
nasofrontalis auftritt, ein Trauma jedoch eine untergeordnete Rolle spielt. Er unterschied zwischen<br />
einem Empyem, einer Mukozele und einer Pneumatozele. Und vermutete, dass ein Empyem aus<br />
einer eitrigen Mukozele entsteht und bei der Pneumatozele eine Art Ventilmechanismus am Aus-<br />
führungsgang der Stirnhöhle eine Rolle spielt [44].<br />
Seiffert [73] war der Überzeugung, dass ein entzündlich bedingter Verschluss des Ausführungs-<br />
ganges am Pathomechanismus der Mukozele beteiligt ist. Zange und Moser differenzierten zwi-<br />
schen einer Pneumato-, Muko- und Pyozele und waren ebenfalls der Überzeugung, dass der Ver-<br />
schluss des Ductus nasofrontalis an ihrer Entstehung beteiligt ist. Die Pneumatozele bildet sich<br />
durch den bei einem Ventilverschluss des Ductus entstehenden Überdrucks in der Nebenhöhle.<br />
Bei Sekretstauung oder einer bestehenden Stirnhöhleninfektion, z.B. katarrhalisch, entsteht aus<br />
der Pneumatozele eine Mukozele, bei eitriger Infektion eine Pyozele [331].<br />
Ungefähr 30 Jahre später wurde festgestellt, dass neben chronisch-entzündlichen Prozessen auch<br />
Gesichtsschädel-, frontobasale Verlet<strong>zu</strong>ngen und un<strong>zu</strong>reichend durchgeführter Radikaloperationen<br />
der Nebenhöhlen für die Entstehung einer Mukozele in Betracht kamen. Die Entwicklung der Mu-<br />
kozelen erfolgt langsam und häufig liegen zwischen dem Trauma und den ersten Symptomen meh-<br />
rere Jahre. Nach Kley [50] war bei den frontobasalen Verlet<strong>zu</strong>ngen die Mukozele neben der Spät-<br />
meningitis die häufigste der späteren Komplikationen. Zur Vermeidung von Mukozelen war bei der<br />
Erstversorgung einer Gesichts- oder frontobasalen Fraktur immer die sorgfältig ausgeführte Radi-<br />
kaloperation der mitbetroffenen Nasennebenhöhle angezeigt [19].<br />
Ganz beschäftigte 1983 sich mit den Spätfolgen radikaler Nebenhöhlenoperationen und ihren the-<br />
rapeutischen Konsequenzen. Die Mukozele war seiner Ansicht nach eine Spätfolge einer Radikal-<br />
operation. In einer eigenen Studie aus dem Jahre 1977 stellte er fest, dass in 80 % der Fälle der<br />
Verschluss des Ausführungsganges (operations-) traumatischer Genese war [151].<br />
Im Jahre 2001 berichtete Hosemann, dass sich eine Mukozele in einzelnen Fällen nach Verlegung<br />
eines Nebenhöhlenostiums entwickelt. Diese kann Folge eines Traumas, eines operativen Eingriffs<br />
oder einer Entzündung sein. In vielen Fällen bleibt die Ursache unklar [46].<br />
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