Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
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diese Beobachtung wurde jedoch erst 80 Jahre später veröffentlicht. Der Tumor befand sich am<br />
oberen inneren Orbitarand und war so groß wie ein Hühnerei; die Patientin hatte einen Exophthal-<br />
mus. Der Begriff Osteom wurde erst 1829 von Hooper vorgeschlagen, allerdings wurde bis 1890<br />
nicht von Osteomen, sondern von Exostosen gesprochen [306]. Nach Schenke und Boenninghaus<br />
beschrieb der Franzose Dolbeau im Jahre 1866 in einem Artikel über die „Exostoses du sinus fron-<br />
tal“ als Erster die Osteome der Stirnhöhle [20, 68].<br />
Obwohl im 16. Jahrhundert, im Zeitalter der Renaissance, die Nasennebenhöhlen erstmals be-<br />
schrieben wurden, begann die Entwicklung von Erkenntnissen auf dem Gebiet der Pathologie so-<br />
wie der chirurgischen Therapie von Nebenhöhlenerkrankungen erst Mitte des 17. Jahrhunderts<br />
[77]. Es waren es die Untersuchungen von Conrad Victor Schneider (1614-1680) aus dem Jahre<br />
1660/62, die den Beweis lieferten, dass durch die Löcher in der Lamina cribrosa Nerven führen und<br />
dies nicht der Weg für die Sekrete aus der Schädelhöhle sein konnte. Er erkannte, dass die Ursa-<br />
che eines Katarrhs die Überproduktion von Sekret der Schleimdrüsen der Nasenschleimhaut ist<br />
[10, 13, 45]. Somit kam es <strong>zu</strong>r endgültigen Ablehnung der seit dem Altertum geäußerten Annahme,<br />
der Katarrh sei eine vom Gehirn herabfließende Absonderung [45, 77]. Schneider erkannte zwar,<br />
dass die Nasenschleimhaut der Ursprung der Sekretionen war, entdeckte aber nicht, dass das<br />
Sekret in den mikroskopisch kleinen Schleimhautdrüsen gebildet und von diesen aus sezerniert<br />
wurde. Dies war 1662 Steno <strong>zu</strong> verdanken: er beschrieb wahrscheinlich als erster die größeren<br />
Drüsen des Mundes und der Konjunktiven und die Gefäße der Nasenschleimhaut. Dank der Ver-<br />
besserung des Mikroskops durch den niederländischen Zoologen Antonie van Leeuwenhoek<br />
(1632-1723), konnte Giovanni Santorini im Jahre 1724 die Anzahl und Größe der Schleimhautdrü-<br />
sen exakt beschreiben [77].<br />
Nach Denker stammt die älteste Veröffentlichung, die sich mit den krankhaften Veränderungen in<br />
dem Gebiet der Nasennebenhöhlen beschäftigte, von Melinetti aus dem Jahre 1675. Anfang des<br />
18. Jahrhunderts folgten Arbeiten von Cowper (1707 in London) und Meibom (1718 in Dresden)<br />
[30]. Die Autoren Runge, Cowper, Jourdain, Desault, u.a. beschäftigten sich intensiv mit den Er-<br />
krankungen der Stirn- und der Kieferhöhle und gaben die wesentlichen Prinzipien der <strong>zu</strong>r damali-<br />
gen Zeit geltenden Behandlungsweisen der Nasennebenhöhlen an [10]. Hauptsächlich deutsche<br />
und französische Ärzte, insbesondere Chirurgen, förderten durch die Bekanntgabe ihrer Beobach-<br />
tungen die Lehre von den Nebenhöhlenerkrankungen [30].<br />
Im 18. Jahrhundert war die Diagnostik von Stirnhöhlenerkrankungen noch kaum entwickelt und<br />
somit wurden die damaligen Mediziner häufiger mit den Komplikationen von Stirnhöhlenerkrankun-<br />
gen konfrontiert. Gottlieb August Richter beispielsweise berichtete 1773 von dem Fall eines 50<br />
jährigen Mannes, dessen linkes oberes Augenlid plötzlich stark anschwoll und sich nach wenigen<br />
Tagen Somnolenz und eine linksseitige Parese einstellte und der Mann kurz darauf verstarb; eine<br />
Stirnhöhlenerweiterung und einen Durchbruch in die Schädelhöhle wurden erst in der anschließen-<br />
den Sektion nachgewiesen [68].<br />
Um die Jahrhundertwende <strong>zu</strong>m 19. Jahrhundert schließlich erkannte man die Symptome einer<br />
entzündlichen Stirnhöhlenerkrankung und war sich der Komplikationen, wie z.B. einer Perforation<br />
der hinteren Stirnhöhlenwand, durchaus bewusst [68]. Dadurch, dass die zahlreichen durch die<br />
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