Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
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Wien weltweit bekannt. Hajek verließ Wien nach der Invasion der Nazis und starb 80-jährig in Lon-<br />
don [77]. Hajek [44] beschrieb detailliert die Beziehungen der Stirnhöhle <strong>zu</strong>m Siebbeinlabyrinth und<br />
erkannte, dass das vordere Ende des Siebbeinlabyrinthes mit der Stirnhöhle in enger topographi-<br />
scher Beziehung steht und aus diesem Grunde die Differenzierung zwischen Stirnhöhlen- und<br />
Siebbeinerkrankungen erschwert ist.<br />
Im Bereich der Embryologie wurden Ende des 19. Jahrhunderts ebenfalls große Fortschritte erzielt:<br />
Steiner beispielsweise veröffentlichte die Ergebnisse seiner Untersuchungen <strong>zu</strong>r Embryologie der<br />
Stirnhöhlen im Jahre 1871. Er zeigte an Frontalschnitten von Embryonen, Feten und Präparaten<br />
aus dem 1. Lebensjahr, dass sich vom Nasenscheidewandknorpel seitlich Knorpelplatten abheben,<br />
sich <strong>zu</strong> Wülsten verdicken und in das Stirnbein hineinragen. Steiner betrachtete dies als die begin-<br />
nende Entwicklung des Siebbeinlabyrinths, wobei sich die Nasenhöhle mit ihrer Schleimhaut nach<br />
oben ausdehnt und das Stirnbein von oben entgegen wächst [68]. Schenke und Grünwald erwähn-<br />
ten Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, dass die Entwicklung der Nebenhöhlen relativ<br />
spät erfolgt und die Stelle, von der ihre Bildung ausgeht, ihrer späteren Mündung entspricht. Eben-<br />
so war bekannt, dass die endgültige Ausdehnung der Stirnhöhle erst während der Pubertät erreicht<br />
wird, sie starken individuellen Schwankungen unterliegt und oft seitenungleich ist [41, 68].<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden diese Gedanken weiter vertieft: es wurde entdeckt, dass die<br />
Stirnhöhle embryologisch betrachtet aus einer oder mehrerer Siebbeinzellen entsteht, die in die<br />
Frontalregion pneumatisieren. Die lufthaltigen Zellen, die sich um den Ductus nasofrontalis und<br />
innerhalb der Stirnhöhle entwickeln, trugen die unterschiedlichsten Bezeichnungen: Frontalzellen,<br />
Ethmoidalfrontalzellen, frontale Gruppe des Ethmoidallabyrinths oder <strong>zu</strong>sätzliche Stirnhöhlen [188].<br />
Abb.14: Ethmoidalzellen innerhalb der Stirnhöhle, die<br />
den Ductus nasofrontalis potentiell einengen<br />
J.P. Schaeffer lieferte detaillierte An-<br />
gaben <strong>zu</strong>r Anatomie und die Embryo-<br />
logie dieser Zellen und veröffentlichte<br />
diese im Jahre 1920 in einem Atlas<br />
mit dem Titel: „ The Nose, Paranasal<br />
Sinuses, Naso-lacrymal Passage-<br />
ways, and the Olfactory Organ in<br />
Man“ [34, 67, 286]. Er stellte fest,<br />
dass sich die Stirnhöhle aus einem<br />
von drei potentiellen Standorten ent-<br />
wickelt: entweder als direkte Ausdeh-<br />
nung des gesamten Frontalrezessus<br />
oder aus einer oder mehreren vorde-<br />
ren Siebbeinzellen, die dem frontalen<br />
Infundibulum entspringen oder aus<br />
beiden Möglichkeiten: dem Frontalre-<br />
zessus und den vorderen Siebbein-<br />
zellen [286].<br />
Während Schaeffer ein reiner Anatom war, interessierte sich Harris P. Mosher eher für die Ver-<br />
wendung der anatomischen Entdeckungen <strong>zu</strong>r Entwicklung der radikalen Chirurgie. Zwischen 1912<br />
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