Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
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4. Zusammenfassung<br />
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich unter medizinhistorischen Aspekten mit der chirurgischen<br />
Behandlung von Stirnhöhlenerkrankungen sowie den begleitenden Fortschritten aus grundlagen-<br />
wissenschaftlichen, diagnostischen und klinischen Fachgebieten der Medizin, die in ihrer Gesamt-<br />
heit <strong>zu</strong>r Entwicklung und Etablierung dieser Behandlungsverfahren führten.<br />
Nach der Beschreibung der Anatomie der Stirnhöhlen erwachte auch das Interesse an der Patho-<br />
logie der Nebenhöhlen und ihrer Therapie. Das Hauptaugenmerk richtete sich dabei auf die Thera-<br />
pie chronischer Entzündungen. Zunächst erschienen nur vereinzelt Veröffentlichungen über chirur-<br />
gische Eingriffe an den Nebenhöhlen. Um die Jahrhundertwende zwischen dem 19. und dem 20.<br />
Jahrhundert wurden innerhalb kurzer Zeit vom Prinzip her alle heute gebräuchlichen Operations-<br />
methoden über den endonasalen und den perkutanen Zugang ausgearbeitet. Zunächst entwickel-<br />
ten sich die endonasalen Methoden, diese verloren jedoch im Laufe der Jahre rasch und nachhal-<br />
tig an Kredit und Verbreitung. Die Gründe hierfür waren die engen und schwierig einsehbaren loka-<br />
len Verhältnisse und das Fehlen leistungsfähiger Beleuchtungs- und Vergrößerungs-Apparaturen.<br />
Die extranasalen oder die kombiniert extra- und endonasalen Zugänge entwickelten sich <strong>zu</strong> Stan-<br />
dardverfahren. Dabei wurde <strong>zu</strong>nächst im Hinblick auf eine adäquate Therapie und Zugänglichkeit<br />
der Stirnhöhle wenig Wert auf ästhetische Beeinträchtigungen gelegt. Ab ca. 1920 kam es mit der<br />
Entwicklung der von außen durchgeführten, deutlich weniger radikalen Fronto-Ethmoidektomie <strong>zu</strong><br />
einer Revolution der Stirnhöhlenchirurgie. Da diese Methode keine Deformität nach sich zog, über-<br />
zeugte sie viele Befürworter. Jedoch führten ihre schlechten Langzeitergebnisse <strong>zu</strong> zahlreichen<br />
Modifikationen, deren Ergebnisse häufig enttäuschend blieben. Aus diesem Grunde wurden eine<br />
Reihe von Modifikationen entwickelt, mit dem Ziel die Durchgängigkeit des Ausführungsganges<br />
langfristig <strong>zu</strong> sichern. Die Schleimhautlappenplastiken senkten schließlich die Rezidivrate deutlich.<br />
Mit den Fortschritten in vielen medizinischen Bereichen wurden die durch aggressive chirurgische<br />
Revisionen bedingten Beeinträchtigungen <strong>zu</strong>nehmend kritischer bewertet und es wurde nach Mög-<br />
lichkeiten gesucht, resultierende Dysmorphien aus<strong>zu</strong>gleichen. Während in Nord- und Südamerika<br />
die osteoplastische Operation bevor<strong>zu</strong>gt wurde, wurde in Europa häufiger die Operation nach Jan-<br />
sen-Ritter durchgeführt. In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts mehrten sich auch in Europa Berich-<br />
te über die Anwendung der osteoplastischen Technik.<br />
Durch die Einführung der mikrochirurgischen Operationstechnik Mitte des 20. Jahrhunderts war<br />
eine weitere Präzisierung der intranasalen und osteoplastischen Operationsverfahren möglich. Mit<br />
der Entwicklung leistungsstärkerer Optiken und deren Benut<strong>zu</strong>ng in der Nasennebenhöhlenendo-<br />
skopie wurde ein wesentlicher Fortschritt nicht nur in der Diagnostik, sondern auch in der endosko-<br />
pischen Chirurgie möglich. Die <strong>zu</strong>nehmende Einbeziehung plastisch-chirurgischer Operationstech-<br />
niken in die funktionelle Chirurgie führte <strong>zu</strong>r Wiederaufnahme und weiteren Verbreitung oste-<br />
oplastischer Operationsverfahren.<br />
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