Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
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mittlere Nasenmuschel als chirurgischer Grenzstein diente. Zu dieser Gruppe von Rhinologen zähl-<br />
ten Autoren wie: Pratt (1925), Dixon (1946), Davison (1969), Eichel (1972), Guggenheim (1972)<br />
und Freedman und Kern (1979) [83, 127, 133, 139, 146, 165, 188, 272]. Die aggressiven intrana-<br />
salen Techniken dieser Chirurgen waren sowohl von inadäquater Beleuchtung als auch von Blu-<br />
tungen beeinträchtigt. Außerdem gab es eine relativ hohe Inzidenz von Morbidität und Mortalität,<br />
die deshalb eine große Diskussion dieser Technik hervorrief [188].<br />
Kennedy, der den Begriff „Funktional-endoskopische Nebenhöhlenchirurgie“ prägte, stellte fest,<br />
dass Anfang der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts die Einführung des Operationsmikroskopes bei<br />
der Ethmoidektomie einen entscheidenden Fortschritt bei der Betrachtung der Anatomie und der<br />
Erkrankung des Siebbeins lieferte. Dennoch war der Einblick immer noch begrenzt und die Not-<br />
wendigkeit ein Nasenspekulum <strong>zu</strong> benutzen, endete immer noch in einem unnötigen Trauma der<br />
seitlichen Nasenwand und der Nasenmuschel [201]. Trotzdem kam es <strong>zu</strong> dieser Zeit <strong>zu</strong> einer eu-<br />
ropaweiten Verbreitung dieser endoskopischen Techniken [188].<br />
Angeregt durch die endoskopischen Studien von Messerklinger aus den 50er und 60er Jahren<br />
entwickelten sich in den 70er Jahren endoskopische Diagnosetechniken, die sich auf Veränderun-<br />
gen der seitlichen Nasenwand konzentrierten. Messerklinger demonstrierte durch seine endosko-<br />
pischen Studien, dass bei den meisten Erkrankungen, die ihren Ursprung in den engen Räumen<br />
der seitlichen Nasenwand und der vorderen Siebbeinzellen hatten, die Stirn- und die Kieferhöhle<br />
indirekt involviert waren [74, 76, 188]. Er beobachtete, dass aus der chirurgischen Eradikation der<br />
Grunderkrankung in den vorderen oberen Siebbeinzellen innerhalb weniger Wochen eine Erholung<br />
von Schleimhauterkrankungen in den angrenzenden großen Nebenhöhlen resultierte, und dies<br />
ohne einen direkten chirurgischen Eingriff in diesen Bereich [59, 74, 76]. Aus diesem Grunde ver-<br />
trat Messerklinger die Auffassung, mit endoskopisch-endonasalen Korrekturen des Siebbeines fast<br />
alle chronischen oder rezidivierenden Sinusitiden der Stirn- und der Kieferhöhle <strong>zu</strong>r Ausheilung <strong>zu</strong><br />
bringen und damit auf die klassischen extranasalen Operationsmethoden nahe<strong>zu</strong> ganz verzichten<br />
<strong>zu</strong> können [74, 260].<br />
Ungefähr <strong>zu</strong>r gleichen Zeit begann Wigand in Erlangen die Methoden der Mikrochirurgie des Ohres<br />
auf Nase und Nasennebenhöhlen <strong>zu</strong> übertragen. Er nutzte - ähnlich wie Messerklinger – immer<br />
häufiger die optische Vergrößerung und dabei auch den endonasalen Weg. Messerklinger kam mit<br />
wenigen Instrument-Modifikationen für seine Zwecke aus; Wigand hingegen brauchte ein umfang-<br />
reiches und relativ aufwendiges Instrumentarium als Vorausset<strong>zu</strong>ng für die praktische Ausführung<br />
seiner Vorstellungen. Messerklinger versuchte mit seiner Methode, so viele anatomische Struktu-<br />
ren wie möglich unberührt <strong>zu</strong> lassen bzw. <strong>zu</strong> erhalten und nur die Engstellen <strong>zu</strong> beseitigen, um<br />
Ventilation und Drainage <strong>zu</strong> gewährleisten. Wigand dagegen hatte keine Bedenken, die mittlere<br />
Muschel teilweise oder auch ganz <strong>zu</strong> resezieren, die Stirnhöhle und die Keilbeinhöhle mehr oder<br />
weniger routinemäßig – etwa bei Siebbeineingriffen – mit <strong>zu</strong> eröffnen und <strong>zu</strong> kontrollieren. Des<br />
Weiteren hielt Messerklinger eine Nachbehandlung im bisher üblichen, bescheidenen Ausmaß für<br />
ausreichend; Wigand befürwortete dagegen eine lange, detaillierte und gewissermaßen reglemen-<br />
tierte Nachbehandlung. Messerklinger und Wigand waren allerdings beide der Ansicht, dass sie<br />
durch ihre endonasalen Methoden die extranasale Nebenhöhlenchirurgie mehr oder weniger über-<br />
flüssig machen können; folglich würden die extranasalen Methoden nur noch im Falle von Kompli-<br />
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