Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
Dissertation Haußler - Universität zu Lübeck
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Beck aus dem Jahre 1908 verwendeten und, obwohl sich ihre Methoden bezüglich der Obliteration<br />
der Stirnhöhle unterschieden, alle über gute chirurgische Ergebnisse berichteten [114].<br />
Die Vor- und Nachteile von körpereigenen Knochentransplantaten waren bereits im Jahre 1948<br />
sehr gut verstanden. Schon während des zweiten Weltkrieges wurde die langjährige Suche nach<br />
einem passenden Ersatz hierfür wieder angeregt. Die Untersuchungen über die Verwendung und<br />
Erhaltung von allogenem<br />
Knochen war die Basis<br />
von Dickinsons Promotion<br />
aus dem Jahre 1952 über<br />
„The establishment of a<br />
bone bank: its adaption to<br />
otolaryngology“ an der<br />
<strong>Universität</strong> von Pennsyl-<br />
vania. Dickinson gründete<br />
im Jahre 1948 eine Kno-<br />
chenbank in Pittsburgh<br />
und fand heraus, dass die<br />
beste Methode <strong>zu</strong>r Kon-<br />
servierung von allogenem<br />
Knochenmaterial, das überwiegend aus Rippenknorpel aus thoraxchirurgischen Eingriffen bestand,<br />
das Einfrieren war. Dickinson stellte jedoch fest, dass die Erfolgsquote von Eingriffen mit diesem<br />
Material deutlich niedriger war als bei den autogenen Transplantationen (78 <strong>zu</strong> 94 %), die Ursache<br />
dafür konnte er allerdings nicht herausfinden [130].<br />
In den Berufsgenossenschaftlichen Krankenanstalten „Bergmannsheil“ in Bochum wurden von<br />
1951 bis 1959 insgesamt 800 Schädeldachplastiken mit vorwiegend kältekonservierten homologen<br />
Knochentransplantaten vorgenommen und dieselben Ergebnisse erzielt wie bei der Verwendung<br />
von frischen Transplantaten. Durch die Verwendung von durch Tiefkühlung konservierten homolo-<br />
gen Knochengewebes entfiel der <strong>zu</strong>sätzlich belastende Eingriff der Knochenentnahme. Das Mate-<br />
rial wurde bei Amputationen gewonnen; in Russland, Frankreich und Österreich wurden Kalotten-<br />
teile unmittelbar nach dem Tod entnommen und durch Tiefkühlung konserviert. Dies war in<br />
Deutschland aus rechtlichen und pietätischen Überlegungen nicht möglich [109].<br />
Legler berichtete im Jahre 1964 von seinen Erfahrungen mit der Unterfütterung von Stirnbeindefek-<br />
ten mit Leichenknorpel. Verwendet wurde konservierter menschlicher Rippenknorpel aus einer<br />
Knorpelbank. Der Knorpel wurde in einer antiseptischen Lösung bei + 4 °C bis <strong>zu</strong> 6 Monate aufge-<br />
hoben. Der Eingriff wurde in lokaler Betäubung durchgeführt und fein gewürfelter Knorpel über<br />
einen 0,5 – 1 cm langen Schnitt in die Wundtasche gebracht. Dieses Verfahren wurde in Mann-<br />
heim seit 1957 bei insgesamt 17 Patienten mit Erfolg angewendet: es gab keine Abstoßungsreakti-<br />
onen, die Durchführung war sehr einfach und die Sekundärveränderungen waren geringer als bei<br />
der Implantation großer Knorpelstücke [220].<br />
Abb.90a-c: Auffüllung umschriebener Stirndefekte mit Knorpelchips.<br />
a Ausgangssituation.<br />
b Ansicht von vorn; Konturdefekt mit Knorpelchips aufgefüllt, die mit Fibrinkleber<br />
verklumpt und mit Lyodura abgedeckt sind.<br />
c Seitenansicht am Schluß der Operation.<br />
1 Lyodura, 2 Knorpelchips<br />
99