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W wie weniger - Universität Würzburg

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Der Vorschlag ist populär: Beamte sollen mehr<br />

leistenundauchnachLeistungbezahltwerden.<br />

Es liegt also nichtfern,diesauch von Professoreneinzufordern.<br />

Der Grundgedanke ist vernünftig, doch die<br />

Neuregelungistzukurzgedacht.<br />

Dieerstegrundlegende Fragelautet:Wiemisst<br />

man eigentlich die Leistung eines Professors?<br />

Unddiezweite:Wermisst?<br />

So trivial <strong>wie</strong>esaufdenerstenBlickklingt,sind<br />

diese Fragen keineswegs. Ein Professor fertigt<br />

kein Gut, das einer Marktbewertung zugänglich<br />

ist.<br />

Esgibt(bisher?)keinezuverlässigenIndikatoren<br />

fürdieLeistung,diefacherübergreifendanwendbar<br />

sind. Dies scheinen Gesetz- und Verordnungsgebererkanntzuhaben.Dennaufkonkrete<br />

MaßzahlenundAutomatismenverzichtensie.<br />

Stattdessen verlässt man sich auf subjektive<br />

Abwägungen. Die Unileitung entscheidet; der<br />

DekandarfGutachtenschreibenundbeurteilen,<br />

obessichtatsächlichumeinen„weitüberdurchschnittlichen<br />

Einsatz und Erfolg in der Lehre“<br />

handelt. Professoren müssen – neben ihrer<br />

eigentlichen Arbeit –immer mehr Werbung in<br />

eigener Sache machen. Und sie müssen sich<br />

beim Dekan beliebtmachen.Setzt dersichnicht<br />

vollein,rücktdieZulageinweiteFerne.Dochder<br />

DekanselbstsitztzwischenallenStühlen.Ohne<br />

klare Vorgesetztenposition kommt er in die<br />

Verlegenheit, seine Kollegen beurteilen zu<br />

müssen.Wirdereswirklichwagen,dieProfessorenungleichzubehandeln?DennderAmtsinhaber<br />

wechselt in kurzer Zeit undermussVergeltung<br />

fürchten. Oder es bilden sich Koalitionen:<br />

„Ich lobe dich heute und du mich im nächsten<br />

Jahr.“<br />

Ein weiterer großer Knackpunkt der Reform ist<br />

dieDeckelungderGehaltsausgaben.<br />

Mehr Leistung wird gefordert.Aberdas Gehalt<br />

soll im Durchschnitt gleich bleiben.Dasbedeutet,<br />

dass die Vergütung pro Leistungseinheit<br />

stark reduziert wird. Individuelle Gehaltssteigerungen<br />

sind zwar möglich, doch nur, wenn der<br />

Topf für Zulagen gerade auch gefüllt ist. In<strong>wie</strong>weit<br />

dies in Zukunft der Fall sein wird, können<br />

selbstdieBeteiligtenausder<strong>Universität</strong>sleitung<br />

nicht sagen. Wer mehr leistet, wird wohl mehr<br />

Seite 4/4<br />

Kommentar<br />

Zukurz gedacht<br />

bekommenalsandereW-Professoren,aberwohl<br />

trotzdem<strong>weniger</strong>alsbisher.<br />

AuchinBezugaufdieFunktionszulagenhatdie<br />

Regierung nicht zu Ende gedacht. Ja, wichtige<br />

Ämter,diestrategischeAufgabenbeinhalten<strong>wie</strong><br />

dasdesDekans,müssengestärktwerden–auch<br />

finanziell. Aber die Zulage wird gewährt unabhängig<br />

davon, in welcher Weise er das Amt<br />

ausfüllt. So werden keine Leistungsanreize<br />

gesetzt.<br />

Die organisatorische Führung einer Fakultät<br />

braucht eindeutige und längerfristige Verantwortlichkeiten.<br />

WievielInteressehateinDekan,<br />

sich zu engagieren und strategische Impulse zu<br />

setzen, wenn die Früchte dieser Arbeit einer<br />

seiner Nachfolger erntet? Wenig. Und daran<br />

ändert eine Funktionszulage nichts. Außerdem<br />

wirdeinMenschProfessor,weilerinersterLinie<br />

inForschungundLehretätigseinwillundnicht,<br />

um die Fakultät und deren Verwaltungsabläufe<br />

zu organisieren und sie strategisch auszurichten.<br />

Das Geld wärebesserangelegt,wennman<br />

beispielsweise einen Referenten oder Manager<br />

einstellt,dersichdarumkümmert–undzwarweil<br />

es seine originäre Aufgabe ist so<strong>wie</strong> seinen<br />

InteressenundFähigkeitenentspricht.Hinsichtlich<br />

einer effizienten Selbstorganisation haben<br />

einigeFakultätennochNachholbedarf.<br />

Ob die wissenschaftliche Karriere mit dieser<br />

Reform attraktiver wird, muss aufgrund der<br />

Ausgabendeckelung stark bezweifelt werden.<br />

EineserreichtsieaberinjedemFall:einenhohen<br />

ArbeitsaufwandinderVerwaltungunddieAblenkungaufNebentätigkeiten–<br />

statt alles dafür zu<br />

tun,dassProfessorensichumihreneigentlichen<br />

Berufkümmernkönnen:ForschenundLehren.<br />

Wennman–auswelchenGründenauchimmer–<br />

zudemErgebniskommt,dassProfessorenfürihr<br />

Geld mehr leisten sollenodermitGehaltseinbußen<br />

rechnen müssen, nun gut, dann soll die<br />

Regierungdasauchsobenennen.DasZiel,die<br />

Attraktivität der wissenschaftlichen Karriere zu<br />

erhöhen, passt zu dieser Reform auf jeden Fall<br />

nicht!<br />

Stefan Zimmermann (30) ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Lehrstuhl für BWL, PersonalundOrganisation.

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