Dion FORTUNE Das karmische Band - Thule-italia.net
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vorgebildeten Leser die Physiologie des Sexuallebens erklären. Diese Bücher haben eine große<br />
Bedeutung für die Verringerung von menschlichem Unglück, das aus Unwissenheit entsteht;<br />
doch sie lösen nicht das ganze Problem, sie vermögen uns nicht zu erklären, wieso zwei gut<br />
informierte, gesunde menschliche Wesen dennoch das Gefühl haben können, daß es ihnen nicht<br />
gelungen ist, die höheren Aspekte der Liebe zu verwirklichen, und daß sie so das Wesentlichste<br />
versäumen, was ihnen das Leben zu geben hat; sie vermögen uns auch nicht zu erklären, wieso<br />
zwei Menschen, jeder in den Kreisen, in denen er sich bewegt, hochgeschätzt, eine vernichtende<br />
Wirkung aufeinander haben können, ohne ein einziges unfreundliches Wort oder eine einzige<br />
egoistische Handlung, so daß Partnerschaft für sie zur Katastrophe wird.<br />
Die intuitiven Gefühle der ganzen Menschheit zeigen, daß die Ehe eines der größten Güter des<br />
Lebens sein kann, doch diese Intuition sieht man selten gerechtfertigt; wenn es aber doch einmal<br />
vorkommt, ist das dabei erlangte Glück so groß und übt einen so erhebenden Einfluß auf seine<br />
direkte Umgebung aus, daß all das Eheunglück durch die Vollendung dieser einen Verbindung<br />
aufgewogen scheint.<br />
Welche Richtung sollen wir also in bezug auf die Institution Ehe in der zivilisierten Gesellschaft<br />
einschlagen? Sollten wir es den Griechen nachtun, die von ihren Frauen nichts verlangten, als daß<br />
sie ihnen Erben gebaren, während sie ihre Partner für Herz und Verstand unter freien,<br />
ungebundenen Frauen suchten, die wir als Kurtisanen betrachten würden? Oder sollten wir das<br />
Eheband lockern, indem wir die Scheidung erleichtern, wie es in Amerika gehandhabt wird?<br />
Oder sollten wir so weitermachen wie bisher und für eine einzige, unwiderrufliche Entscheidung<br />
alles aufs Spiel setzen?<br />
Jeder dieser Entwürfe hat seine Nachteile. Durch das griechische System gebaren Frauen der<br />
höchsten Entwicklungsstufen selten Kinder für ihr Volk, denn Frauen mit promiskuitiven<br />
Gewohnheiten sind gewöhnlich steril. Und darüber hinaus bekamen die Mütter der Nation,<br />
gepriesen ausschließlich für ihre Fruchtbarkeit, nur wenig Bildung für Charakter oder Intellekt<br />
und waren daher für die Ausbildung ihrer Kinder aufgrüne ihrer eigenen Unbildung nicht<br />
geeig<strong>net</strong>. Heute ist man sich im allgemeinen dahingehend einig, daß die Einflüsse der frühen<br />
Kindheit für die Entwicklung des Charakters von ungeheurer Bedeutung sind, und daß<br />
unwissende Frauen nicht ihre Natur überwinden und ihren Kindern geben können, was sie selbst<br />
nicht besitzen. Man sagt, daß die Unfähigkeit des türkischen Volkes, bei seinen regierenden<br />
Klassen einen hohen Standard nationalen Charakters zu entwickeln, durch die<br />
Zurückgebliebenheit ihrer in Harems lebenden Mütter hervorgerufen wird, während das<br />
bäuerliche Volk, das es sich nicht leisten kann, seine Frauen einzuschließen, einen wesentlich<br />
höher entwickelten Charakter hat.<br />
Die amerikanische Methode der leichten Scheidung scheint das Problem auf den ersten Blick zu<br />
lösen, doch bevor sie nicht ein Jahrhundert lang geprüft ist, kann man nur eine vorläufige<br />
Meinung dazu äußern. Man sollte sich daran erinnern, daß die große Mehrheit des Mittelstands<br />
mit angelsächsischer Abstammung sich des Scheidungsrechtes nicht so einfach bedienen kann, es<br />
sind die Wohlhabenden und die Schwarzen, die den höchsten Prozentsatz an Scheidungen<br />
ausmachen.<br />
Die Folgen des vereinfachten Scheidungsrechts unter den Wohlhabenden deuten in zwei<br />
Richtungen; zunächst scheint der Charakter der Betroffenen geschwächt zu sein, sie haben eine<br />
Tendenz, der Verantwortung auszuweichen und nichts ernst zu nehmen; die Tiefen des Lebens<br />
und der Liebe findet man in leicht zerbrochenen Partnerschaften nicht, und die Sinnlichkeit wird<br />
gefördert. Weiter haben die Kinder von geschiedenen Paaren kein richtiges Heim; Stiefmutter<br />
oder Stiefvater, wie bewußt sie sich auch bemühen möchten, können keinen ersetzen, für den das<br />
Kind vom eigenen Fleisch und Blut ist; und all diejenigen, die sich mit dem Problem der<br />
Entwicklung von Familien, in denen ein Elternteil fehlt, beschäftigt haben, wissen, daß nichts den