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ETA-Endbericht - Bundesministerium für Finanzen

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Evaluierung der österreichischen Exportförderung<br />

Ökologische, soziale und ökonomische Auswirkungen<br />

auf die Zielländer<br />

<strong>Endbericht</strong><br />

Wien, im Februar 2010<br />

Projektteam<br />

Dipl.-Ing. Manfred Mühlberger<br />

Dr. Stefan Gara<br />

<strong>ETA</strong> Umweltmanagement GmbH.<br />

Gerhard Schumacher<br />

ARBOS management advisors<br />

Im Auftrag des <strong>Bundesministerium</strong>s <strong>für</strong> <strong>Finanzen</strong>


Inhalt<br />

Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Hintergrund und Zielsetzung der Studie .................................................................................... 3<br />

Projektauswahl ........................................................................................................................... 7<br />

Projektscreening ....................................................................................................................... 10<br />

Analyseraster ............................................................................................................................... 11<br />

Ergebnisse des Projektscreenings ............................................................................................... 16<br />

Vertiefende Projektanalyse ...................................................................................................... 18<br />

Erneuerung von Wasserkraftwerken an der Dolna Arda ............................................................ 19<br />

Errichtung und Betrieb des Magnesitwerkes Dashiqiao ............................................................. 24<br />

Rehabilitierung einer Papiermaschine und Modernisierung der Zellstoffproduktion von<br />

Natron-Hayat ............................................................................................................................... 32<br />

Errichtung, Ausbau und Erneuerung der Wasserversorgungsanlage Grude ............................... 38<br />

Ergebnisse der Projektanalyse..................................................................................................... 41<br />

Stakeholder-Dialog ................................................................................................................... 42<br />

Erkenntnisse und Empfehlungen .............................................................................................. 46<br />

Der Bericht gibt die Meinungen, An- und Einsichten der Autoren wieder, diese stimmen nicht<br />

notwendigerweise mit jenen des Auftraggebers oder anderer Organisationen überein, die im Bericht<br />

genannt werden.<br />

Die Autoren bedanken sich bei der Oesterreichischen Kontrollbank und den an den Vor-Ort-Besuchen<br />

in China, Bulgarien und Bosnien beteiligten Firmen RHI, Andritz, Tiroler Röhren- und Metallwerke<br />

und Natron Hayat <strong>für</strong> die aktive Unterstützung und Informationsbereitstellung.<br />

Kontakt: <strong>ETA</strong> Umweltmanagement GmbH.<br />

www.eta.at � office@eta.at � 1030 Wien, Mohsgasse 32,<br />

Post: 1043 Wien, Postfach 29 � +43 (0)1 5037208-0<br />

Seite 2 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Hintergrund und Zielsetzung der Studie<br />

Das Parlament hat das BMF mit Entschließung<br />

vom Juli 2007 1 beauftragt die österreichische<br />

Exportförderung regelmäßig zu<br />

evaluieren. Teil dieses Auftrags ist es, bei sensiblen<br />

Projekten neben den Effekten auf die<br />

österreichische Wirtschaft auch die ökologischen,<br />

sozialen und ökonomischen Auswirkungen,<br />

das sind die drei Säulen der Nachhaltigkeit,<br />

auf die Zielländer zu untersuchen.<br />

Die Frage, wie sich das internationale Wirtschaftssystem<br />

an Nachhaltigkeitskriterien ausrichten<br />

kann, hat bei Unternehmen, Finanzinstitutionen<br />

und in der Wirtschaftspolitik in den<br />

vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen.<br />

Konsequenterweise sind diese Themen<br />

daher auch <strong>für</strong> die Gestaltung der österreichischen<br />

Exportförderung bedeutsam geworden.<br />

Österreich hat sich an entsprechenden internationalen<br />

Initiativen vor allem innerhalb der<br />

OECD beteiligt.<br />

1 Entschließung des Nationalrats vom 6. Juli 2007 34-E XXIII.GP:<br />

„Das <strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Finanzen</strong> hat die Auswirkungen der<br />

Exportförderung hinsichtlich ihrer volkswirtschaftlichen und<br />

insbesondere der Beschäftigungswirkungen auf Österreich in<br />

regelmäßigen Abständen evaluieren zu lassen. Darüber hinaus<br />

sollten bei sensiblen Projekten die ökologischen, sozialen und<br />

ökonomischen Auswirkungen in den jeweiligen Zielländern<br />

evaluiert werden.<br />

Das <strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> <strong>Finanzen</strong> soll eine möglichst weitgehende<br />

Einhaltung der OECD Leitsätze <strong>für</strong> multinationale<br />

Unternehmen durch börsennotierte Unternehmen bei Übernahme<br />

von Beteiligungsgarantien und -finanzierungen sicherstellen.<br />

Andere Unternehmen sollen zur Einhaltung der OECD Leitsätze<br />

<strong>für</strong> multinationale Unternehmen angehalten werden. Darüber<br />

hinaus sollen bei der Umweltprüfung von Großprojekten mit<br />

erheblichen ökologischen Auswirkungen internationale Standards,<br />

wie z.B. jene der Weltbank oder EBRD, angewendet werden.<br />

Die Berichterstattung über die Geschäftstätigkeiten des Ausfuhrförderungsverfahrens<br />

und insbesondere die Begutachtungstätigkeit<br />

des Beirats nach § 5 AusfFG soll weiter entwickelt werden. Hierbei<br />

soll verstärkt die Pluralität der gutachterlichen Bewertung der<br />

Umwelt-, Menschenrechts-, entwicklungspolitischen, kulturellen<br />

und sozialen Auswirkungen der in Deckung genommenen<br />

Geschäftsfälle einfließen.<br />

Der Bundesminister <strong>für</strong> <strong>Finanzen</strong> berichtet dem Hauptausschuss<br />

des Nationalrats über die Umsetzung der Maßnahmen spätestens<br />

ein Jahr nach Beschlussfassung des Antrags".<br />

Abbildung 1: Projektbewertung unter<br />

Nachhaltigkeitsaspekten<br />

Derzeitige Projektprüfung nach<br />

Nachhaltigkeitskriterien<br />

Das Finanzministerium betraute bereits im Jahr<br />

2000 die Oesterreichische Kontrollbank<br />

(OeKB) 2 mit der Aufgabe, ein Verfahren zur<br />

Prüfung der Umweltverträglichkeit der zur<br />

Haftungsübernahme beantragten Geschäfte<br />

zu erarbeiten und anzuwenden. Basis des derzeitigen<br />

OeKB Umweltprüfverfahrens sind die<br />

so genannten „Common Approaches“ der<br />

OECD 3 . Diese seit 2004 geltenden Umweltregeln<br />

der OECD wurden 2007 überarbeitet und<br />

vom OECD Ministerrat beschlossen. Sie sollen<br />

sicherstellen, dass es eine gemeinsame Vorgangsweise<br />

bei den Exportkreditagenturen gibt,<br />

um so Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden.<br />

Der Schwerpunkt liegt hier auf den möglichen<br />

ökologischen Auswirkungen des<br />

Projektes, umfasst aber auch einige soziale<br />

Themen wie beispielsweise den Schutz von<br />

Kulturgütern, die Berücksichtigung von<br />

Umsiedlungen und die Auswirkungen des<br />

Projektes auf indigene Völker.<br />

2 Die Oesterreichische Kontrollbank ist im Namen der Republik<br />

Österreich <strong>für</strong> die Abwicklung von Exportgarantien zuständig.<br />

3 OECD Recommendation on "Common Approaches on<br />

Environment and Officially Supported Export Credits" OECD<br />

Ratsempfehlungen über gemeinsame Ansätze betreffend Umwelt<br />

und offizielle Exportkredite (OECD Nr. TAD/ECG (2007)<br />

Seite 3 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Abbildung 2: Umweltprüfverfahren der<br />

Oesterreichischen Kontrollbank<br />

Derzeit wird auf OECD Ebene an einer Überarbeitung<br />

der „Common Approaches“ unter anderem<br />

im Bereich der sozialen Aspekte gearbeitet.<br />

Das Umweltprüfverfahren der OeKB (siehe<br />

Abbildung 2, Seite 4) gilt gemäß den „Common<br />

Approaches“ grundsätzlich <strong>für</strong> Exporte von Gütern<br />

und Dienstleistungen mit einem Zahlungsziel<br />

von über 2 Jahren, einem Transaktionsvolumen<br />

von mehr als 10 Millionen Euro sowie bei<br />

Projekten in sensiblen Regionen.<br />

Das Umweltprüfverfahren der OeKB wird im<br />

Sinne des „Watchful Eye“ Prinzips mittlerweile<br />

auch bei Projekten angewendet, die formal<br />

nicht den OECD Common Approaches unterliegen<br />

(wie Beteiligungen, Garantien < 10 Mio.<br />

Euro), jedoch Umweltrisiken beinhalten können.<br />

Zwecks unbürokratischer Umsetzung der Richtlinien<br />

wurde von der Oesterreichischen Kontrollbank<br />

im Laufe der letzten Jahre eine sogenannte<br />

Positivliste von Investitionsgütern<br />

erstellt, die nach exemplarischer Umweltprüfung<br />

als unbedenklich eingestuft wurden, beispielsweise<br />

Feuerlöschfahrzeuge und Schienenfahrzeuge<br />

<strong>für</strong> bestehende Strecken.<br />

Das Verfahren ist mittlerweile gut etabliert, eine<br />

eigene Abteilung (Projekt- u. Umweltanalysen)<br />

ist mit der Umweltprüfung betraut.<br />

Ein weiterer wichtiger Schritt zu mehr Nachhaltigkeit<br />

im Exportgeschäft war die Verankerung<br />

der OECD Leitsätze <strong>für</strong> multinationale<br />

Unternehmen 4 (MNE Multi-National Enterprise<br />

Guidelines).<br />

Die ursprünglich 1976 zum ersten Mal verabschiedeten<br />

Leitlinien stellen seit ihrer letzten<br />

Überarbeitung im Jahr 2000 die derzeit gültigen<br />

Empfehlungen und Ziele der OECD Länder<br />

sowie deren assoziierten Staaten im Bereich<br />

„verantwortungsvolles Wirtschaften“ dar.<br />

Antragsteller <strong>für</strong> Beteiligungsgarantien und<br />

Wechselbürgschaften verpflichten sich bei<br />

Antragstellung, die MNE Leitlinien „höchstmöglich“<br />

einzuhalten.<br />

Grundsätzlich sind die MNE Leitlinien Empfehlungen,<br />

deren Nichteinhaltung keine Sanktionen<br />

nach sich zieht.<br />

Es liegt in der Natur der Versicherung politischer<br />

Risiken, dass ein Großteil der Haftungszusagen<br />

<strong>für</strong> Länder gewährt wird, die sich nicht<br />

klar zu den Inhalten und Zielen der Leitsätze<br />

bekennen.<br />

4 Die Leitsätze enthalten Empfehlungen <strong>für</strong> international tätige<br />

Firmen zu Anstellungsbedingungen, Konsumentenschutz,<br />

Korruption, Menschenrecht, Steuern, Transparenz, Umweltschutz<br />

und Wettbewerb. Nicht-konformes Verhalten von multinationalen<br />

Unternehmen kann in 36 Staaten einem so genannten "Nationalen<br />

Kontaktpunkt" gemeldet werden. Dieser leitet daraufhin ein<br />

informelles Vermittlungsverfahren ein.<br />

Seite 4 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Nachhaltigkeit oder<br />

Exportförderung?<br />

Trotz der unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten<br />

positiven Entwicklung der letzten Jahre sind bei<br />

der Bewertung der gegenwärtigen Situation<br />

Zielhierarchien zu berücksichtigen, manchmal<br />

auch Zielkonflikte.<br />

Das Ausfuhrförderungsgesetz zielt primär<br />

darauf ab, österreichischen Unternehmen<br />

den Zugang zu internationalen Märkten zu<br />

erleichtern und damit die Auslandspräsenz<br />

der österreichischen Exportwirtschaft zu<br />

fördern und Leistungsbilanz zu verbessern,<br />

d.h. es sollen Exportprojekte per se möglich<br />

gemacht und gefördert werden.<br />

Gleichzeitig ist es Ziel der österreichischen Umwelt-<br />

und Außenpolitik, ein steigendes Bewusstsein<br />

<strong>für</strong> die Bedeutung hoher ökologischer, sozialer<br />

und menschenrechtlicher Standards sowohl<br />

bei den Exporteuren als auch in den Zielländern<br />

zu schaffen.<br />

Hier gilt es, eine entsprechende Balance zu finden.<br />

Die Gewichtung und Berücksichtigung<br />

der Ziele ist jedenfalls eine politische<br />

Entscheidung der zuständigen Institutionen.<br />

Darauf basiert dann der Auftrag an die OeKB<br />

und die Ausgestaltung der dort angewendeten<br />

Bewertungs- und Auswahlverfahren.<br />

Bei vielen Projekten sollte die Balance zwischen<br />

den verschiedenen Zielen gelingen. Die Einführung<br />

des OeKB Umweltprüfverfahrens hat die<br />

Sensibilität der Exporteure in diesem Bereich<br />

geschärft, was sich auch in den Projektanträgen<br />

niederschlägt. Und die Qualität der aus Österreich<br />

exportierten Produkte und Dienstleistungen<br />

entspricht in vielen Fällen nicht nur dem<br />

Stand der Technik, sondern gehört zur besten<br />

verfügbaren Technik am Markt.<br />

Ex-post Evaluierung<br />

Über die tatsächlichen Auswirkungen der in<br />

Deckung genommenen Projekte gibt es bislang<br />

aber nur wenig Information.<br />

Die derzeit angewendeten Prüfverfahren<br />

beurteilen das Projekt ex-ante bei Antragstellung.<br />

Aus den sich aus diesem Prüfverfahren ergebenden<br />

Erkenntnissen werden entsprechende Empfehlungen<br />

an den Beirat 5 abgeleitet, z.B. ob das<br />

Projekt in Deckung genommen werden soll. D.h.<br />

es werden die möglichen Auswirkungen des<br />

Projektes untersucht.<br />

Eine Evaluierung nach Projektabschluss oder<br />

nach einer gewissen Betriebsdauer gibt es<br />

derzeit nur in Einzelfällen, meist bei „Soft<br />

Loans“ 6 (z.B.: die untersuchten Projekte der<br />

ODELGA HandelsGmbH.: Spital in Mostar<br />

oder der Tiroler Röhren: Wasserversorgung<br />

Grude/Bosnien-Herzegowina), die auch im<br />

Rahmen der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit<br />

überprüft werden.<br />

Ein Evaluierungsbericht kann auch vorliegen,<br />

wenn beispielsweise eine andere Exportkreditagentur<br />

(ECA) oder eine Entwicklungsbank wie<br />

z.B. die EBRD am Projekt beteiligt sind und<br />

deren Verfahren einen solchen vorschreiben<br />

(z.B. technical completion report bei Natron-<br />

Hayat, BiH)<br />

Ansonsten bekommt die OeKB ex-post Informationen<br />

zu einem Projekt in der Regel nur dann,<br />

wenn die Haftungen tatsächlich schlagend werden,<br />

also weil es bei einem Projekt ökonomische<br />

Probleme gibt. Ansonsten gib es derzeit kaum<br />

Informationen über die tatsächlichen, längerfristigen<br />

ökologischen, sozialen und (makro)ökonomischen<br />

Auswirkungen.<br />

5 Zur Begutachtung der OeKB Empfehlungen hat das Finanzministerium<br />

einen Beirat eingerichtet mit VertreterInnen von<br />

mehreren Ministerien, der Sozialpartner und der Nationalbank.<br />

6 Kredite, die zu günstigen Bedingungen (längere Laufzeit,<br />

niedrigere Zinsen) <strong>für</strong> Entwicklungshilfeprojekte vergeben<br />

werden.<br />

Seite 5 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Es ist aufgrund der ex-ante Information und Prüfung<br />

davon auszugehen, dass die meisten Projekte<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit auch unter<br />

Nachhaltigkeitsgesichtspunkten erfolgreich<br />

durchgeführt wurden und werden. Das lässt sich<br />

auch aus der Tatsache argumentieren, dass zu<br />

den meisten Projekten keine kritischen Kommentare<br />

(z.B. in den Internetforen) vorliegen.<br />

Ein tatsächlicher Nachweis darüber ist derzeit<br />

aber nicht möglich, weil in der Regel keine Informationen<br />

darüber vorliegen, wie das laut<br />

Antrag geplante Projekt tatsächlich umgesetzt<br />

wurde.<br />

Die vorliegende Studie untersucht daher die<br />

Möglichkeiten einer ex-post Evaluierung von<br />

sensiblen, exportgeförderten Projekten und<br />

wie eine solche Prüfung gestaltet sein könnte.<br />

Vertiefende Analyse<br />

(4 Projekte)<br />

Projektauswahl<br />

Screening von 19 Projekten<br />

unter Nachhaltigkeitsapekten<br />

Sensible Projekte identifizieren<br />

Präsentation Zwischenergebnisse<br />

Bericht und Präsentation<br />

Stakeholder-<br />

Befragung<br />

Abbildung 3: Ablauf und Inhalt der vorliegenden<br />

Studie<br />

Projektablauf im Überblick<br />

Als erster Schritt wurden von den Studienerstellern<br />

potenziell sensible Projekte aus der<br />

Gesamtheit der von der OeKB in Deckung<br />

genommen Projekte identifiziert und eine<br />

Projektauswahl getroffen.<br />

Danach erfolgte ein Screening der ökologischen,<br />

ökonomischen und sozialen Aspekte<br />

der 19 ausgewählten Projekte auf Basis der<br />

vorhandenen Informationen und einer Internet-<br />

Recherche.<br />

Schließlich wurden vertiefende Analysen <strong>für</strong><br />

vier Einzelprojekte durchgeführt. Bei drei<br />

Projekten wurden Besuche in den Zielländern<br />

durchgeführt. Neben dem Lokalaugenschein<br />

wurden Informationen insbesondere durch<br />

Befragungen und Gespräche mit Exporteuren,<br />

Investoren, Auftraggebern, MitarbeiterInnen der<br />

Außenhandelsstellen, lokalen Behörden und<br />

NGOs soweit <strong>für</strong> die Autoren verfügbar<br />

gewonnen.<br />

Für diese Evaluierung wurden die derzeit verwendeten<br />

OeKB Prüfverfahren und Kriterien<br />

sowie internationale Standards als Ausgangsbasis<br />

herangezogen und daraus ein Analyseraster<br />

entwickelt, der sowohl <strong>für</strong> das Projektscreening<br />

als auch <strong>für</strong> die vertiefenden Analysen<br />

angewendet wurde.<br />

Ergänzend wurden Stakeholder-Interviews mit<br />

VertreterInnen von ECA Watch, der Koordinierungsstelle<br />

der Österreichischen Bischofskonferenz,<br />

der Arbeiterkammer und dem<br />

Ludwig-Boltzmann-Institut <strong>für</strong> Menschenrechte<br />

durchgeführt, um deren Sichtweise und Anforderungen<br />

kennenzulernen.<br />

Seite 6 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Projektauswahl<br />

Der Parlamentsauftrag verlangt die Evaluierung<br />

bei „sensiblen Projekten“, definiert aber nicht<br />

näher, wann ein Projekt als sensibel einzustufen<br />

ist. Daher bestand die erste Aufgabe darin, ein<br />

geeignetes Sample an Projekten zu definieren,<br />

aus dem dann exemplarisch Projekte ausgewählt<br />

und einer näheren Analyse unterzogen wurden.<br />

Als erstes wurde als Betrachtungszeitraum<br />

2005 bis 2009 festgelegt und damit jene Projekte,<br />

die in diesem Zeitraum in Deckung genommen<br />

wurden. Dies deshalb, weil Projekte untersucht<br />

werden sollten, die nach den neuesten Prüfungsstandards<br />

bewertet und zur Haftungsübernahme<br />

ausgewählt wurden.<br />

Das ergab insgesamt rund 3.000 Transaktionen<br />

(Einzelgeschäfte) mit einem Transaktionsvolumen<br />

von rund 20 Milliarden Euro.<br />

Zur Identifizierung potenziell sensibler Projekte<br />

haben wir uns in der Folge an den Kriterien der<br />

OECD „Common Approaches“ orientiert, weil<br />

diese den maßgeblichen international etablierten<br />

Kriterienrahmen bilden.<br />

Ein Kriterium ist dabei das Transaktionsvolumen.<br />

Eine Prüfung wird <strong>für</strong> Projekte über 10<br />

Millionen Euro verlangt. Grundsätzlich kann<br />

davon ausgegangen werden, dass die Projektgröße<br />

ein Indikator <strong>für</strong> die ökologischen, ökonomischen<br />

und sozialen Auswirkungen eines Projektes<br />

ist. Je größer das Projekt, umso größer die<br />

potenziellen Auswirkungen. Diese Annahme<br />

lässt sich natürlich nicht auf jedes einzelne Projekt<br />

umlegen (auch kleinere Projekte können<br />

signifikante Auswirkungen haben). Für die<br />

vorliegende Untersuchung ist dieses Auswahlkriterium<br />

aber durchaus plausibel.<br />

In dieser Studie wurden also primär Projekte<br />

mit einem Transaktionsvolumen über 10 Millionen<br />

Euro betrachtet. Das sind im Betrachtungszeitraum<br />

2005 bis 2009 276 Projekte.<br />

75 Projekte davon betreffen den Sektor Banken<br />

und Finanzdienstleistungen, die <strong>für</strong> die weitere<br />

Projektauswahl nicht herangezogen wurden.<br />

Einzelgeschäfte gesamt 3.000<br />

Projekte > 10 Millionen 276<br />

Projekte > 10 Millionen ohne<br />

Finanzsektor<br />

Davon<br />

Seite 7 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong><br />

201<br />

Einzelgarantien 160<br />

Beteiligungen 33<br />

Soft Loans 8<br />

Projekte mit A,B,C<br />

Klassifikation<br />

Beteiligungen<br />

Soft Loans<br />

Einzelgarantien<br />

115<br />

Abbildung 4: Projekte über 10 Millionen 2005 bis<br />

2009 nach Garantietyp<br />

Somit verblieben <strong>für</strong> die weitere Projektauswahl<br />

201 Projekte als Sample, aus denen die Projekte<br />

<strong>für</strong> das Projektscreening ausgewählt wurden.<br />

Bei der Projektauswahl wurde die A,B,C-<br />

Einstufung des OeKB Prüfverfahrens berücksichtigt.<br />

Projekte der Kategorie A (signifikante<br />

negative Umweltauswirkungen zu erwarten)<br />

und B (negative Umweltauswirkungen<br />

möglicherweise zu erwarten) sind jedenfalls als<br />

potenziell ökologisch sensibel zu bewerten.<br />

Für die ökonomische und soziale Sensibilität<br />

von Projekten gibt es keine etablierte Bewertung.<br />

Eine gewisse Korrelation zwischen ökologischer<br />

und sozialer/ ökonomischer Sensibilität<br />

ist aber plausibel, da hier Kriterien wie Standort,<br />

Branche, Rechtssituation im Land, Neuprojekt


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

ja/nein einfließen, die auch <strong>für</strong> die anderen<br />

beiden Bereiche wichtig sind.<br />

Für knapp 60 Prozent der 201 Projekte über 10<br />

Millionen wurde eine A,B,C-Einstufung durchgeführt.<br />

Insgesamt wurden zwei Drittel aller Exportgarantien<br />

geprüft und bewertet, bei den Beteiligungen<br />

waren es 7 von 33 Projekten außerhalb<br />

des Sektors Banken und Finanzdienstleistungen.<br />

18 Projekte wurden an die OECD gemeldet, bei<br />

je 4 Projekten wurden allgemeine Auflagen und/<br />

oder ein ex-post Monitoring vorgeschlagen.<br />

Für Soft Loans gibt es ein eigenes Prüfverfahren<br />

7 , das zum Teil um das Umweltprüfverfahren<br />

der OeKB ergänzt wird.<br />

Zudem wurde <strong>für</strong> die Projektauswahl die<br />

Verteilung der Exportländer, der Exporteure<br />

und der Branchenmix berücksichtigt.<br />

Bei den Einzelgarantien sind 6 der 8, bei den<br />

Beteiligungen 5 von 8 der größten Exporteure<br />

unter den ausgewählten Projekten über 10<br />

Millionen (siehe Abbildung 5).<br />

Von den nach Transaktionsvolumen im Zeitraum<br />

2005 bis 2009 größten Exportländern finden<br />

sich 4 der 11 bedeutendsten in der Projektauswahl<br />

(siehe Abbildung 6).<br />

Der Branchenmix ist vielfältig. Hauptbranchen<br />

wie Eisen und Stahl, Zellstoff und Papier, Energie<br />

und Holzverarbeitung sind vertreten (siehe<br />

Abbildung 7).<br />

Da die Anzahl der Soft Loans über 10 Millionen<br />

sehr gering sind und um die Plausibilität der 10<br />

Millionen-Grenze zu überprüfen, wurden auch<br />

noch 4 Projekte mit einem Transaktionsvolumen<br />

unter 10 Millionen <strong>für</strong> das erste Projektscreening<br />

ausgewählt, davon sind 2 Soft Loans<br />

und je eine Einzelgarantie und eine Beteiligung.<br />

7<br />

Informationen zum Prüfverfahren <strong>für</strong> Soft Loans finden sich auf<br />

der OeKB-Website unter<br />

http://www.oekb.at/de/exportservice/finanzieren/softloans/seiten/default.aspx.<br />

Die Fragebögen sind selbsterklärend,<br />

Links zu OECD-Dokumenten (ex-ante Guidance und OECD-<br />

Consensus – Teile zu Soft-Loans (Chapter III Provisions for Tied<br />

Aid und Chapter IV Procedures ) sind vorhanden.<br />

Bewusst nicht berücksichtigt wurde bei der Auswahl<br />

das Projekt Ilisu, über das bereits ein umfangreicher,<br />

öffentlicher Diskurs stattgefunden<br />

hat und das intern evaluiert wurde. Zudem wurde<br />

das Projekt Ilisu nicht realisiert. Natürlich<br />

können und werden aus Ilisu wichtige Erkenntnisse<br />

gewonnen <strong>für</strong> den künftigen Umgang mit<br />

ähnlichen Projekten. Ilisu ist aber <strong>für</strong> die Vielzahl<br />

der finanzierten Projekte auf die in dieser<br />

Studie eingegangen wird keinesfalls<br />

repräsentativ.<br />

Für das Projektscreening wurden also 19<br />

Projekte ausgewählt, davon<br />

15 Projekte mit jeweils mehr als 10 Millionen<br />

Euro Transaktionsvolumen<br />

4 Projekte mit jeweils weniger als 10 Millionen<br />

Euro Transaktionsvolumen<br />

8 Einzelgarantien<br />

6 Beteiligungen<br />

5 Soft Loans<br />

aus 10 Länder und 11 Branchen,<br />

von 11 Exporteuren.<br />

Seite 8 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Einzelgarantien Beteiligungen<br />

Siemens VAI<br />

Andritz AG<br />

Voith Paper<br />

Andritz Hydro GmbH<br />

VAMED<br />

EVN<br />

Voith Hydro<br />

AE&E<br />

Mondi<br />

Mayr-Melnhof<br />

Asamer Holding<br />

RHI<br />

Raiffeisen Leasing<br />

Telekom<br />

AT&S<br />

ABN Amro<br />

Abbildung 5: Die größten Exporteure <strong>für</strong> Projekte<br />

über 10 Millionen € im Zeitraum 2005 bis 2009.<br />

Beteiligungen ohne Banken, Finanzdienstleistungen.<br />

Schwarz = in Projektauswahl enthalten<br />

Hauptexportländer Weitere Länder<br />

1. Russland<br />

2. Ukraine<br />

3. China<br />

4. Rumänien<br />

5. Kasachstan<br />

6. Serbien<br />

7. Türkei<br />

8. Belarus<br />

9. Iran<br />

10. Kroatien<br />

11. Bosnien<br />

Herzegowina<br />

Vietnam<br />

Gabun<br />

Algerien<br />

Bulgarien<br />

V.A.E.<br />

Ägypten<br />

Abbildung 6: Die größten unter Deckung<br />

genommenen Exportländer im Zeitraum 2005 bis<br />

2009.<br />

Schwarz = in Projektauswahl enthalten<br />

Branchen<br />

� Zellstoff & Papier<br />

� Eisen & Stahl<br />

� Energie<br />

� Bergbau<br />

� Baustoffe<br />

� Eisenbahn<br />

� Müllverbrennung<br />

� Holzverarbeitung<br />

� Wasser & Abwasser<br />

� Krankenhäuser,<br />

Medizintechnik<br />

� Sonstige<br />

Abbildung 7: Branchenzuordnung<br />

der ausgewählten Projekte<br />

Seite 9 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Projektscreening<br />

Die 19 ausgewählten Projekte wurden einem<br />

Projektscreening auf Basis der von der OeKB<br />

bereitgestellten Unterlagen unterzogen.<br />

Aus den uns von der OeKB zur Verfügung gestellten<br />

Dokumenten zu den ausgewählten Projekten<br />

wurden in einer desk research Informationen<br />

zu den einzelnen Aspekten ermittelt und<br />

diese entsprechend ausgewertet.<br />

Eine Übersicht der analysierten Projekte gibt<br />

Abbildung 10 auf Seite 15.<br />

Für 12 der 19 Projekte wurden eine Umwelteinstufung<br />

von A bis C auf Basis der OeKB Umweltprüfung<br />

vorgenommen (siehe Abbildung<br />

10; Seite 15). Bei den Soft Loan - Projekten<br />

kommt ein eigenes Prüfverfahren zur Anwendung<br />

8 , das auch einige Umweltaspekte umfasst.<br />

Das Eisenbahnprojekt <strong>für</strong> China, ebenfalls ein<br />

Soft Loan, wurde wegen seiner Komplexität zusätzlich<br />

nach dem OeKB Umweltprüfverfahren<br />

untersucht und in der Folge auch bewertet.<br />

8 Die Kriterien im Soft-Loan Fragebogen unterscheiden sich deutlich<br />

von den Kriterien im „normalen“, kommerziellen Garantie-<br />

und Kreditgeschäft. Ein eigener Umweltfragebogen existiert nicht.<br />

Auf Grund der OECD-Kriterien sind die klassisch<br />

umweltkritischen Sektoren nicht förderungswürdig.<br />

Themenkreise des Soft-Loan Fragebogens sind u.a.:<br />

� Marktstellung (Bisherige Tätigkeit des Exporteurs im Zielland) ,<br />

Markteintritt und Markterschließung (Strategie, Konkurrenz,<br />

Zielmarkt, Marktpotential)<br />

� Wirtschaftspolitische Relevanz und technologische Spill-overs<br />

� Technologieintensität, Technologiequalität, Technologietransfer<br />

� Entwicklungspolitische Relevanz und Nachhaltigkeit:<br />

Ziel, Zweck, Kofinanzierung, Monitoring, Risiken, etc.<br />

� Soziale Fragen: zu sozialen Auswirkungen z.B. Ausbildung,<br />

Gesundheit, Gender, Menschenrechte, etc.<br />

� Nachhaltige ökonomische Entwicklung: regionale Entwicklung,<br />

Strukturverbesserung, etc.<br />

� Umwelt: positive und negative Auswirkungen und Maßnahmen<br />

zur Vermeidung und Milderung von negativen Auswirkungen.<br />

Die beiden Projekte „Lieferung einer Waffelproduktionsanlage“<br />

in Ägypten und „Errichtung<br />

eines Trockenmörtelwerkes“ in der Ukraine<br />

liegen vom Volumen weit unter der derzeitigen<br />

10 Mio. Euro Schwelle und werden daher vom<br />

Prüfverfahren nicht erfasst. Keine Umwelteinstufung<br />

gibt es auch <strong>für</strong> „Errichtung und Betrieb<br />

eines Windparks“ in Bulgarien, da Beteiligungen<br />

nicht zwingend einer Umweltprüfung zu<br />

unterziehen sind. 4 der 6 untersuchten Beteiligungen<br />

waren aber trotzdem umweltgeprüft.<br />

Im Zentrum unserer Bewertung unter Nachhaltigkeitsaspekten<br />

steht das Exportprojekt und<br />

damit der Exporteur und sein Kunde bzw. im<br />

Beteiligungsfall das Unternehmen/die Organisation,<br />

an der sich der Exporteur beteiligt.<br />

Davon ausgehend wurde untersucht, ob es<br />

Informationen über weiterreichende lokale,<br />

regionale und überregionalen Auswirkungen<br />

gibt und wie diese zu bewerten sind.<br />

Seite 10 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Analyseraster<br />

Für das Projektscreening wurde ein eigenes<br />

Analyseraster <strong>für</strong> die ökonomischen, ökologischen<br />

und sozialen Aspekte (siehe Seite 13) erstellt,<br />

die die drei Säulen der Nachhaltigkeit abbilden.<br />

Bei den Kriterien wurden bestehende<br />

Standards berücksichtigt wie der Umweltfragebogen<br />

der OeKB, der UN Global Compact 9 , die<br />

Global Reporting Initiative 10 , die OECD Leitsätze<br />

<strong>für</strong> multinationale Unternehmen (siehe<br />

Seite 4) und die ILO Kernarbeitsnormen 11 .<br />

Bei den ökonomischen Kriterien unterscheiden<br />

wir zwischen mikro- und makroökonomischen.<br />

Aus der Nachhaltigkeitsperspektive ist mikroökonomisch<br />

bedeutsam, ob und wie das Exportprojekt<br />

zur längerfristigen ökonomischen Absicherung<br />

beiträgt, etwa durch Verbesserung des<br />

Eigenkapitals, beim Betriebsergebnis, der Liquidität<br />

und dem Anlagevermögen. Produktivitätssteigerung,<br />

Modernisierung und Sicherung oder<br />

gar Schaffung von neuen Arbeitsplätzen sind<br />

ebenfalls positiv zu bewerten.<br />

Makroökomisch sind in der Regel die lokalen<br />

oder regionalen wirtschaftlichen Effekte zu bewerten,<br />

etwa die über den Betrieb hinaus gehenden<br />

Arbeitsplatzeffekte durch Zulieferer aus der<br />

Region oder den Beitrag des Projektes bzw. des<br />

Betriebes zur Erhöhung der Arbeitskräftequalifikation.<br />

Die ökologischen Kriterien sind zu einem guten<br />

Teil bereits im OeKB Umweltfragebogen<br />

enthalten bzw. sollten bei A Projekten im vorzulegenden<br />

Environmental Impact Assessment<br />

behandelt werden.<br />

Als wesentliche Kriterien erscheinen uns im<br />

Lichte der zunehmenden Knappheiten die effiziente<br />

Nutzung und der Einsatz erneuerbarer<br />

Rohstoffe und Energieträger. Weitere ergänzende<br />

Kriterien sind die Auswirkungen auf die<br />

9 www.unglobalcompact.org<br />

10 www.globalreporting.org<br />

11 Weitere Informationen:<br />

http://www.ilo.org/public/german/region/<br />

eurpro/bonn/kernarbeitsnormen/index.htm<br />

Biodiversität über die Beeinträchtigung von<br />

Schutzgebieten hinaus sowie die Bodennutzung.<br />

Ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem<br />

nach Internationalem Standard ist ein wichtiger<br />

Indikator, ob das Thema Umweltschutz gut in<br />

der Organisation verankert ist und daher in der<br />

Bewertung hilfreich. Eine verstärkte Berücksichtigung<br />

dieses Kriteriums in der Bewertung<br />

trägt zudem zur Verbreitung dieses freiwilligen<br />

Instruments bei, ganz im Sinne der österreichischen<br />

Umweltpolitik.<br />

„Responsible Supply Chain Management“ und<br />

„Product Stewardship“ bezeichnen die Verantwortung<br />

eines Unternehmens über den unmittelbaren<br />

eigenen Einflussbereich hinaus entlang<br />

des gesamten Lebenswegs der von ihm hergestellten<br />

Produkte und Dienstleistungen.<br />

Organisationen, die dieses Prinzip ernst nehmen,<br />

wählen umweltengagierte Lieferanten bzw. wirken<br />

auf diese entsprechend ein, ihre Umweltleistung<br />

laufend zu verbessern. Sie kümmern sich<br />

um ein Produktdesign, das eine möglichst umweltverträgliche<br />

Produktion (Herstellung), Verwendung<br />

(Nutzung) und Entsorgung ermöglicht.<br />

Damit wird der Verlagerung von negativen<br />

Umweltauswirkungen in der Produktionskette<br />

weg vom eigenen Betrieb vermieden.<br />

Soziale Kriterien werden im derzeitigen Verfahren<br />

nur teilweise berücksichtigt. Es sind dies<br />

die durch das Exportprojekt ausgelöste Umsiedelung<br />

ansässiger lokaler Bevölkerung, die Betroffenheit<br />

von Urvölkern durch das Projekt, die<br />

Beeinträchtigung archäologischer und kultureller<br />

Stätten und die Information und Beteiligung<br />

der betroffenen Bevölkerung.<br />

Mögliche Gesundheitsrisiken, einerseits <strong>für</strong> die<br />

lokale Bevölkerung, andererseits <strong>für</strong> die MitarbeiterInnen<br />

werden derzeit nur indirekt über die<br />

Abfrage von Emissionswerten erfasst. Wir<br />

haben daher entsprechende Kriterien in unser<br />

Analyseraster aufgenommen. Dies auch deshalb,<br />

weil Emissionswerte oftmals Relativwerte sind,<br />

d.h. z.B. pro Einheit des produzierten Produkts.<br />

Durch Modernisierung und starke Ausweitung<br />

der Produktion kann es so zwar zu einer deutlichen<br />

Verbesserung dieser relativen Emissions-<br />

Seite 11 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

werte (und Einhaltung der Grenzwerte) kommen,<br />

die Immissions- und damit die Gesundheitsbelastung<br />

<strong>für</strong> die Anrainer durch die Produktionsausweitung<br />

aber trotzdem ansteigen.<br />

Ein zertifiziertes Sicherheitsmanagementsystem<br />

nach Internationalem Standard ist ebenso wie<br />

ein Umweltmanagementsystem ein Indikator <strong>für</strong><br />

den verantwortungsvollen Umgang der Organisation<br />

mit dem Thema Arbeitssicherheit.<br />

Für die Bewertung der Arbeitsbedingungen sind<br />

die Kernarbeitsnormen der International Labour<br />

Organisation gute Kriterien, die gleichzeitig<br />

wichtige menschenrechtliche Standards sind.<br />

Dazu gehören die Arbeitszeitenregelungen, die<br />

Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen bei<br />

der Entlohnung, die Gewährleistung der persönlichen<br />

Integrität, die Vereinigungs-(Gewerkschafts-)freiheit,<br />

das Recht auf Kollektivverhandlungen,<br />

keine Zwangs-, Pflicht und Kinderarbeit<br />

und keine Diskriminierung.<br />

Korruption und Bestechung sind in vielen Exportländern<br />

ein Problem. Daher hat die OECD<br />

2006 das “Action Statement on Bribery and<br />

Officially Supported Export Credits” sowie die<br />

“OECD Council Recommendation on Bribery<br />

and Officially Supported Export Credits” verabschiedet.<br />

Exportversicherer sollen durch zusätzliche<br />

Maßnahmen die Bestechung ausländischer<br />

Amtsträger bei Exportgeschäften noch wirksamer<br />

bekämpfen. Entsprechend werden von der<br />

OeKB verstärkt Informationen zu diesem Thema<br />

vom Antragsteller abgefragt. Wird bekannt, dass<br />

ein Exportgeschäft durch Bestechung zustande<br />

gekommen ist, wird es nicht in Deckung genommen<br />

bzw. kann nachträglich von der Deckung<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Ähnlich wie bei den Managementsystemen <strong>für</strong><br />

Umwelt und Arbeitssicherheit erscheint es uns<br />

darüber hinaus sinnvoll und zielführend, auch<br />

das Vorhandensein angemessener und dokumentierter<br />

interner Verfahren und Kontrollen<br />

zur Vermeidung und Bekämpfung von Bestechung<br />

und Korruption als Bewertungskriterium<br />

aufzunehmen.<br />

Seite 12 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Ökonomisch<br />

Mikroökonomisch<br />

Stärkung der Eigenkapitalstruktur<br />

Entwicklung EBITDA, EBT<br />

Liquiditätsentwicklung / cash flow<br />

Auswirkung der Investitionen (Umsatzsteigerung und/oder Rationalisierung)<br />

Entwicklung des Anlagevermögens (Überalterung oder Modernisierung)<br />

Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen im Betrieb<br />

Technischer Standard<br />

Makroökonomisch<br />

Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen in der Region durch Stärkung der regionalen<br />

Wertschöpfung/Wirtschaftskreislauf, durch Zulieferer aus der Region<br />

Erhöhung des Arbeitskräfteangebots durch Qualifizierungsmaßnahmen (z.B. Lehrlinge)<br />

Ökonomische Bewertung des hergestellten Produkts / der Dienstleistung<br />

Ökologisch<br />

Einhaltung der umweltrechtlichen Standards, insbesondere Grenzwerte<br />

Rohstoffe<br />

des Exportlandes<br />

international (Weltbank, International Finance Corporation)<br />

Umweltauswirkungen des Rohstoffabbau<br />

Rohstoffversorgung regional / International<br />

Einsatz erneuerbarer Rohstoffe<br />

Effizienzsteigerung Rohstoffe, Materialien, Energie, Wasser<br />

Naturräume, Fauna<br />

Beeinträchtigungen der Biodiversität<br />

Beeinträchtigung (sensiblen) Naturraums, von Schutzgebieten<br />

Umweltgefährdungen durch Emissionen und Abfallentsorgung<br />

Boden<br />

Abluft- und Abwasserreinigungsanlagen<br />

Landverbrauch<br />

Bodennutzung (z.B. Versiegelung)<br />

Bodenverschmutzung<br />

Umweltmanagementsystem nach Internationalem Standard, zertifiziert<br />

Responsible supply chain management/product stewardship inkludiert<br />

Ökologische Bewertung des hergestellten Produkts / der Dienstleistung<br />

Abbildung 8: Analyseraster Projektscreening – Ökonomische und ökologische Kriterien<br />

Grün = im OeKB Umweltfragebogen berücksichtigt<br />

Seite 13 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Sozial<br />

Gesundheit<br />

Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Schadstoffimmissionen<br />

Lärm / Strahlung / Geruch<br />

Gesundheitsgefährdungen im laufenden Betrieb / im Störfall<br />

Arbeitssicherheit<br />

Sicherheitsmanagementsystem nach Internationalem Standard, zertifiziert<br />

Potenzielles Gesundheitsrisiko durch gefährliche Stoffe, Emissionen am Arbeitsplatz<br />

Arbeitsbedingungen<br />

Bildung<br />

Arbeitszeiten, Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen, Bezahlung von Mehrarbeit<br />

Gewährleistung der persönlichen Integrität (Überwachung)<br />

Vereinigungs-(Gewerkschafts-)freiheit, Recht auf Kollektivverhandlungen<br />

Keine Zwangs- und Pflichtarbeit<br />

Keine Kinderarbeit<br />

Keine Diskriminierung<br />

Interne MitarbeiterInnenschulung<br />

Fortbildungsmöglichkeiten (Soft Skills, Sprachen, …)<br />

Lehrlingsausbildung<br />

Menschenrechte<br />

Menschenrechtserklärung vorhanden<br />

Rücksichtnahme auf indigene Bevölkerung<br />

Umsiedlungen<br />

Information und BürgerInnenbeteiligung<br />

Information der lokalen Bevölkerung über das Projekt<br />

BürgerInnen-/AnrainerInnenbeteiligung, Einbindung von NGOs, Bürgerinitiativen<br />

Zerstörung/Beeinträchtigung von Kulturgütern<br />

Dokumentierte interne Verfahren und Kontrollen zur Korruptionsbekämpfung<br />

Soziale Bewertung des hergestellten Produkts / der Dienstleistung<br />

Abbildung 9: Analyseraster Projektscreening – Soziale Kriterien<br />

Grün = im OeKB Umweltfragebogen berücksichtigt<br />

Seite 14 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Exporteur Ware Land Branche Typ Jahr Monitor. Auflagen OECD Kat.<br />

Andritz Rehabilitierung einer Papiermaschine und<br />

Modernisierung der Zellstoffproduktion<br />

Bosnien-Herzegowina Zellstoff & Papier Einzelg. 2007 ja ja 2007 B<br />

Andritz Hydro Rehabilitierung von Wasserkraftwerken Bulgarien Energie Einzelg. 2006 nein nein C<br />

Asamer Holding Errichtung und Betrieb eines Betonwerkes Ver. Arabische Emirate Baustoffe Beteiligung 2008 nein nein B<br />

AVL List Prüfstände und Ausrüstungen zur Bestimmung von<br />

KfZ-Abgaswerten<br />

Diverse Exporteure <strong>für</strong><br />

China<br />

Ausrüstungen und Geräte <strong>für</strong> eine Eisenbahn-<br />

Hochgeschwindigkeitsstrecke<br />

Vietnam Sonstige Soft Loan 2007<br />

China Eisenbahn Soft Loan 2007 ja A<br />

EVN Projektgesellschaft Erneuerung einer Müllverbrennungsanlage Russland Müllverbrennung Einzelg. 2005 nein B<br />

Mayr Melnhof Holzholding Errichtung und Betrieb eines Sägewerks Russland Holzverarbeitung Beteiligung 2006 nein nein B<br />

MCE Industrietechnik Ausrüstungen <strong>für</strong> 7 Berufsschulen inkl. Training Vietnam Sonstige Soft Loan 2008<br />

Mondi Erweiterung und Modernisierung eines Papier- und<br />

Zellstoffwerkes<br />

Russland Zellstoff & Papier Beteiligung 2009 nein nein B<br />

Raiffeisen Leasing Errichtung und Betrieb eines Windparks Bulgarien Energie Beteiligung 2008<br />

RHI Errichtung und Betrieb eines Magnesit-Werkes China Bergbau Beteiligung 2007 nein nein A<br />

Siemens VAI Pfannenofen und Knüppelstranggiessanlage Russland Eisen & Stahl Einzelg. 2005 ja 2005 B<br />

VATech Wabag Errichtung und Betrieb einer<br />

Abwasserreinigungsanlage<br />

Algerien Wasser & Abwasser Einzelg. 2007 nein nein A<br />

VAMED Zubau <strong>für</strong> ein Krankenhaus Gabun Krankenhäuser Einzelg. 2006 nein nein C<br />

Voith Paper Papiermaschine China Zellstoff & Papier Einzelg. 2007 nein nein A<br />

Tiroler Röhren und<br />

Metallwerke<br />

Materialien und Engineering <strong>für</strong> eine<br />

Trinkwasserversorgungsanlage<br />

Bosnien-Herzegowina Wasser & Abwasser Soft Loan 2006 ja<br />

Odelga Medizintechnikeinrichtungen Bosnien-Herzegowina Medizintechnik Soft Loan 2008 ja<br />

Franz Haas Waffelproduktionsanlage Ägypten Sonstige Einzelg. 2008<br />

Röfix Errichtung und Betrieb eines Trockenmörtelwerk Ukraine Baustoffe Beteiligung 2007<br />

Abbildung 10: Ausgewählte Projekte <strong>für</strong> das Projektscreening (Monitor. = Monitoring nach Projektgenehmigung vorgesehen; Auflagen = Deckung an die Erfüllung von<br />

Auflagen gebunden, Kat. A signifikante / B beträchtliche / C minimale oder keine negative Umweltauswirkungen möglicherweise zu erwarten


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Ergebnisse des<br />

Projektscreenings<br />

Auf Basis des Projektscreenings ergeben sich<br />

<strong>für</strong> uns folgende Schlussfolgerungen.<br />

Die untersuchten Projekte entsprechen weitgehend<br />

österreichischen Umweltstandards.<br />

Oftmals bewirken die Projekte auch, dass<br />

Umweltbelastungen in einzelnen Bereichen<br />

deutlich verringert werden.<br />

Dies ergibt sich etwa durch erhöhte Effizienz in<br />

der Rohstoff-, Material- und Energienutzung,<br />

geringen Abfallanfall oder weniger (spezifische)<br />

Emissionen. Die gelieferten Maschinen und<br />

Anlagen entsprechen überwiegend dem Stand<br />

der Technik. Beteiligungen führen in vielen<br />

Fällen zu einer umfassenden Modernisierung der<br />

gekauften Unternehmen, wie das bei den untersuchten<br />

Projekten von Mondi und Mayr Melnhof<br />

der Fall ist oder zu kompletten Neuanlagen<br />

wie bei RHI, Asamer und Raiffeisen-Leasing<br />

Im Projektscreening fanden wir keine Projekte,<br />

bei denen eine Haftungsübernahme aus<br />

Nachhaltigkeitssicht nicht oder nur schwer<br />

vertretbar gewesen wäre.<br />

Das derzeitige OeKB Umweltprüfverfahren<br />

ist sehr gut geeignet, auf Basis der derzeit<br />

verwendeten Kriterien potenziell sensible<br />

Projekte zu identifizieren.<br />

Diese Projekte wurden dann einer genaueren<br />

Prüfung und Einstufung unterzogen. Zu den<br />

meisten der von uns analysierten Projekte gibt es<br />

einen Umweltprüfbericht, der nachvollziehbar<br />

und sorgfältig erstellt wurde.<br />

Allerdings werden nicht alle Projekte vom Umweltprüfverfahren<br />

erfasst. Insbesondere bei den<br />

größeren Beteiligungen erscheint uns eine obligatorische<br />

Anwendung des Prüfverfahrens überlegenswert,<br />

weil hier die längerfristigen Einflussmöglichkeiten<br />

des Antragstellers in der<br />

Regel deutlich höher sind als bei Lieferungen<br />

von Produkten und Dienstleistungen. Zudem ist<br />

die 10 Millionen Euro Grenze eine gute Annäherung.<br />

De facto werden bereits jetzt alle Nicht-<br />

Bankbeteiligungen über 10 Mio. € einer<br />

Umweltgrobprüfung unterzogen. Natürlich gibt<br />

es aber auch unterhalb dieser Grenze umweltsensible<br />

Projekte, die derzeit durch das „Watchful<br />

Eye“ Prinzip (Seite 4) erfasst werden.<br />

Derzeit liegt der Fokus der OeKB Prüfung<br />

im Einklang mit den Common Approaches<br />

auf ökologischen Aspekten.<br />

Das Thema der sozialen Nachhaltigkeit wird im<br />

derzeitigen Umweltfragebogen zwar <strong>für</strong> Teilbereiche<br />

(Umsiedelungen, Betroffenheit von Urvölkern,<br />

Information und Einbeziehung der Bevölkerung,<br />

Beeinträchtigung von Kulturstätten)<br />

erwähnt. Diese Kriterien treffen aber nur <strong>für</strong> wenige<br />

Projekte zu. Umsiedlungen gab es bei den<br />

beiden chinesischen Projekten. Indigene Bevölkerung<br />

war bei keinem der Projekte betroffen.<br />

Kulturelle Stätten in der Nähe des Projektstandortes<br />

gab es nur bei der Dolna Arda Kraftwerkskaskade<br />

in Bulgarien. Diese waren jedoch vom<br />

konkreten Projekt nicht betroffen.<br />

Ansonsten waren bei den analysierten Projekten<br />

nur wenige Informationen zum Bereich Soziales<br />

verfügbar. Auch ökonomische, insbesondere<br />

makroökonomische Nachhaltigkeitsaspekte<br />

werden wenig angesprochen (siehe Abbildung 8,<br />

Seite 13). Eine seriöse ex-ante Bewertung ist<br />

daher in diesen Bereichen derzeit nicht möglich.<br />

Die vorliegenden Projektinformationen sind<br />

vom Detaillierungsgrad sehr unterschiedlich.<br />

Das betrifft sowohl den Umfang der Unterlagen<br />

als auch die Qualität. Hier ist zu berücksichtigen,<br />

dass es <strong>für</strong> den österreichischen Exporteur<br />

schwierig sein kann, zum Zeitpunkt der Projektantragstellung<br />

die gewünschten Informationen<br />

beizubringen, weil diese vom potenziellen<br />

Kunden in der Angebotsphase nicht oder nur<br />

teilweise bereitgestellt werden. Zudem hängen<br />

die verfügbaren Informationen von den erwartbaren<br />

Umweltauswirkungen ab. Wird ein<br />

Environmental Impact Assessment vorgelegt<br />

(obligatorisch bei Kategorie A Projekten)<br />

verbessert sich die Informationslage deutlich.<br />

Trotzdem waren bei einigen Projekten die Angaben<br />

im Umweltfragebogen sehr kursorisch<br />

und könnten wohl vom Exporteur bei entsprech-<br />

Seite 16 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

enden Bemühungen in besserer Qualität geliefert<br />

werden.<br />

Die Informationen stammen mehrheitlich<br />

vom Exporteur oder von ihm beauftragten<br />

Firmen.<br />

Allerdings werden von der OeKB im Zuge der<br />

Antragsbearbeitung bei Projekten mit signifikanten<br />

potenziellen Auswirkungen Zusatzinformationen<br />

eingeholt, etwa von den Außenhandelsstellen<br />

oder bei lokalen NGOs.<br />

Vor-Ort-Besuche von MitarbeiterInnen der<br />

OeKB im Rahmen des screenings gab es bei den<br />

untersuchten Projekten selten, in zwei Fällen<br />

(Mondi - Russland, Natron-Hayat - Bosnien-<br />

Herzegowina) waren allerdings andere Exportkreditagenturen<br />

vor Ort und deren Auditergebnisse<br />

flossen in die Bewertung ein.<br />

Auch die Qualität der beauftragten Environmental<br />

Impact Assessments (EIAs) ist unterschiedlich<br />

und es ist nicht immer klar, ob es sich bei<br />

den Erstellern um unabhängige Experten handelt.<br />

Dieses Qualitätskriterium <strong>für</strong> EIAs sollte<br />

gegenüber den Antragstellern kommuniziert<br />

werden.<br />

Bei einigen Projekten erscheint es uns erwägenswert,<br />

die interne Expertise um jene externer,<br />

unabhängiger Experten zu ergänzen, um die<br />

sensiblen Nachhaltigkeitsaspekte umfassend zu<br />

identifizieren und zu bewerten, z.B. das Thema<br />

Waldbewirtschaftung bei Holzverarbeitung,<br />

Zellstoff- und Papiererzeugung (Mayr-Melnhof<br />

und Mondi, Russland, Natron-Hayat, Bosnien-<br />

Herzegowina) und das Thema Spitalsmüllverbrennung<br />

und Abwasserbelastung bei Krankenhausprojekten<br />

(Gabun, Bosnien).<br />

Allgemeine Auflagen und die Verpflichtung<br />

zu Monitoring wurden bis dato selten<br />

vereinbart.<br />

Nur bei 3 von allen Projekten über 10 Millionen<br />

Euro wurden allgemeine Auflagen oder Monitoring-Auflagen<br />

mit den Exporteuren vereinbart,<br />

bei einem Projekt (Natron Hayat in Bosnien-Herzegowina)<br />

beides. Letzteres und drei<br />

weitere Projekte (Eisenbahnstrecke China,<br />

Trinkwasserversorgung und medizintechnische<br />

Spitalseinrichtung, beide Bosnien-Herzegowina)<br />

wurden evaluiert.<br />

Was die selten erteilten Auflagen in den Garantieverträgen<br />

betrifft, ist zu berücksichtigen, dass<br />

erforderliche Nachbesserungen bereits während<br />

des Prozesses der Antragstellung vorgenommen<br />

werden und diese dann als Grundlage <strong>für</strong> die<br />

Vergabe-Entscheidung dienen. Garantienehmer<br />

müssen also schon vorab bestimmte „Auflagen“<br />

erfüllen. Und wie das Beispiel Ilisu zeigt, kann<br />

im Extremfall sogar eine Garantie zurückgezogen<br />

werden, wenn die gestellten Anforderungen<br />

nicht eingehalten werden.<br />

Im bisherigen Verfahrensablauf der Projektprüfung<br />

sind bislang nur in Ausnahmefällen<br />

ex-post Überprüfungen im Form von Monitoringauflagen<br />

vorgesehen.<br />

Die bei 3 Projekten vorgesehenen Monitoring-<br />

Berichte lagen nur <strong>für</strong> das Projekt Trinkwasserversorgung<br />

Grude vor, weil dieses Projekt bereits<br />

erfolgreich abgeschlossen ist. Bei den Projekten<br />

Natron Hayat und Eisenbahn China wurden<br />

Projektendbewertungen durch die EBRD<br />

bzw. KfW durchgeführt. Für die anderen Projekte<br />

lag uns keine ex-post Evaluierung vor.<br />

Dadurch ist es derzeit meist nicht möglich zu<br />

beurteilen, ob die bei Projektantragstellung getroffenen<br />

Einschätzungen, die mit der Garantiegewährung<br />

verbunden waren, richtig waren<br />

oder nicht. Eine solche ex-post Überprüfung<br />

wäre auch eine wichtige Qualitätskontrolle <strong>für</strong><br />

das OeKB Umweltprüfverfahren.<br />

Darüber hinaus erscheint es sinnvoll, die Exporteure<br />

verstärkt zu verpflichten nachzuweisen<br />

(etwa bei A und B Projekten), dass die in den<br />

Antragsunterlagen genannten Angaben auch eingehalten<br />

werden. Das könnte durch entsprechende<br />

Abnahmeprotokolle bei Inbetriebnahme bei<br />

Einzelgarantien und Prüf-/Monitoringberichte in<br />

definierten Zeitintervallen bei Beteiligungen<br />

erfolgen.<br />

Seite 17 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Vertiefende Projektanalyse<br />

Das Projektscreening zeigt, dass anhand der Unterlagen<br />

des Antragstellers und zusätzlicher Recherchen<br />

der OeKB eine gute Einschätzung über<br />

ökologische Aspekte möglich ist. Je nach Projekt<br />

lagen aber <strong>für</strong> eine mehr oder weniger große<br />

Anzahl der von uns definierten Nachhaltigkeitsindikatoren<br />

keine Informationen vor, vor allem<br />

im bisher nur ausschnittsweise berücksichtigten<br />

Sozialbereich und <strong>für</strong> bestimmte mikro- und<br />

makroökonomische Indikatoren. Zudem erfolgt<br />

die Projektbewertung ex-ante und basiert zu<br />

einem beträchtlichen Teil auf Angaben der<br />

Exporteure. Informationen, wie die Projekte<br />

tatsächlich umgesetzt wurden, lagen mit Ausnahme<br />

des Berichtes über das Soft Loan Projekt<br />

der Tiroler Röhren- und Metallwerke in Bosnien-Herzegowina<br />

und die Eisenbahn China<br />

nicht vor.<br />

Um die tatsächlichen Auswirkungen von Exportprojekten<br />

unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten<br />

exemplarisch zu untersuchen, wurden<br />

daher in der zweiten Projektphase vier Projekte<br />

einer vertiefenden Überprüfung unterzogen:<br />

Eine Beteiligung (RHI China), zwei Exportgarantien<br />

(Andritz Hydro, Bulgarien und Andritz<br />

Bosnien-Herzegowina) und ein Soft Loan<br />

(Tiroler Röhren- und Metallwerke, Bosnien-<br />

Herzegowina).<br />

Dabei wurden Informationen zu möglichst<br />

vielen Punkten unseres Analyserasters gesammelt,<br />

die auf der tatsächlichen Projektumsetzung<br />

beruhen. Damit konnten die Angaben aus Antrags-Unterlagen<br />

(z.B. Umweltfragebogen,<br />

Environmental Impact Assessment) überprüft,<br />

ergänzt und erweitert werden. Gleichzeitig<br />

wurde verglichen, was laut Antragsunterlagen<br />

geplant war und was wie tatsächlich umgesetzt<br />

wurde.<br />

Wenn vorhanden wurde die Umsetzung geplanter<br />

Maßnahmen (z.B. Environmental Action<br />

Plan) und die Einhaltung von Auflagen<br />

(z.B. jährlicher Umweltreport) überprüft.<br />

China RHI Errichtung und Betrieb des<br />

Magnesitwerkes Dashiqiao<br />

Bosnien-<br />

Herzegowina<br />

Bulgarien Andritz<br />

Hydro<br />

Bosnien-<br />

Herzegowina<br />

Andritz Rehabilitierung einer Papiermaschine<br />

und Modernisierung<br />

der Zellstoffproduktion<br />

von Natron-Hayat<br />

Tiroler<br />

Röhren- und<br />

Metallwerke<br />

Erneuerung von Wasserkraftwerken<br />

an der Dolna Arda<br />

Errichtung, Ausbau und<br />

Erneuerung der Wasser¬versorgungsanlage<br />

Grude<br />

Abbildung 11: Projekte <strong>für</strong> vertiefende<br />

Projektanalyse<br />

Die Überprüfung erfolgte durch Firmenbesuche<br />

in den Zielländern China, Bulgarien und Bosnien-Herzegowina.<br />

Nur <strong>für</strong> das Soft-Loan-Projekt einer Wasserversorgungsanlage<br />

in Grude, Bosnien, war aus organisatorischen<br />

Gründen kein Vor-Ort-Besuch<br />

möglich. Hier wurden Telefoninterviews durchgeführt.<br />

Die Planung und Durchführung der Reisen erfolgten<br />

mit tatkräftiger Unterstützung der betroffenen<br />

Firmen, der OeKB und die Außenhandelsstellen.<br />

Die betroffenen Firmen waren sehr kooperations-<br />

und auskunftsbereit. Die Vor-Ort-<br />

Besuche erfolgten im November und Dezember<br />

2009.<br />

Wo möglich, gab es darüber hinaus Gespräche<br />

mit weiteren Stakeholdern, etwa mit den Außenhandelsdelegierten,<br />

NGOs aus dem Umweltbereich<br />

in Bulgarien, Bürgermeistern der betroffenen<br />

Gemeinden in allen drei Ländern, Experten<br />

der EBRD in Bosnien.<br />

Seite 18 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Erneuerung von Wasserkraftwerken<br />

an der Dolna Arda<br />

Zielland: Bulgarien<br />

Exporteur: Andritz Hydro<br />

(bei Antragstellung VA Tech Hydro)<br />

Vertragspartner: Natsionalna Elektricheska<br />

Kompania EAD (NEK) – staatliche<br />

Elektrizitätsgesellschaft<br />

Umwelteinstufung durch OeKB: C<br />

Vertragswert: EUR 49.500.000,--<br />

Garantieart: Einzelgarantie<br />

Joint Implementation Projekt mit Österreich<br />

Projektbeschreibung<br />

Das Projekt umfasst die Modernisierung und Erweiterung<br />

der Turbinen und Generatoren der<br />

Dolna Arda-Kraftwerkskaskade im mittleren<br />

bzw. unteren Teil des Arda Flusses im südöstlichen<br />

Teil Bulgariens.<br />

Die Kaskade besteht aus den Kraftwerken HPP<br />

Kardjali, HPP Studen Kladenets und HPP<br />

Ivailovgrad welche zwischen 1958 und 1971<br />

errichtet wurden.<br />

Die von Andritz Hydro gelieferten Komponenten<br />

umfassen:<br />

� Erneuerung der Turbinenlaufräder, Turbinenregler,<br />

des Öldrucksystems sowie der Servomotore<br />

� Erneuerung der Generator-Erregersysteme<br />

� Erneuerung der Relais-Sicherungssysteme<br />

� Einbau von Monitoring- und Überwachungssystemen<br />

� Niederspannungsschaltanlage<br />

Am Standort HPP Studen Kladenets wird zu den<br />

bestehenden vier Aggregaten eine fünfte Francisturbine<br />

inklusive Generator mit einer Leistung<br />

von 16 MW installiert. Um das Restwasser<br />

dieser Staustufe energetisch zu nutzen, erfolgt<br />

die Installierung einer Francisturbine inklusive<br />

Generator mit einer installierten Kapazität<br />

von etwa 1 MW.<br />

Seite 19 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Im Zuge der Erneuerung wurden die Kapazitäten<br />

der Kraftwerke deutlich ausgebaut. Die<br />

Ausgangsdaten entsprechen in etwa dem<br />

technischen Zustand der Anlagen:<br />

Kardjali: 4x 26,6 MW auf 4 x 32 MW<br />

Studen Kladenets: 4x15 MW auf 4x19 MW<br />

+ 1x16 MW (neu) + 1x1MW (neu)<br />

Ivailovgrad: 3x34,5 MW auf 3x40 MW<br />

Gesamt: 270 auf 331 MW (+24%);<br />

415 GWh auf 480 GWh<br />

Projektstatus<br />

Zum Zeitpunkt des Audits waren in allen drei<br />

Kraftwerken je 2 Aggregate erneuert und die<br />

neuen Aggregate in Studen Kladenets und sämtliche<br />

damit verbundene Bauarbeiten fertiggestellt.<br />

Die dritte Erneuerungsrunde in Kardjali<br />

und Studen Kladenets war kurz vor Inbetriebnahme,<br />

in Ivailovgrad ist diese <strong>für</strong> März 2010<br />

geplant. Die Erneuerung der letzten beiden Aggregate<br />

in Kardjali und Studen Kladenets erfolgt<br />

bis Ende 2010. Der schrittweise Umbau war notwendig,<br />

um die Verfügbarkeit der Kraftwerke<br />

auch während der Erneuerung möglichst hoch<br />

zu halten, da diese als Spitzenlastkraftwerke<br />

eine wichtige Regelfunktion im bulgarischen<br />

Stromnetz haben.<br />

Ergebnisse<br />

Die dargestellten Ergebnisse basieren auf einer<br />

Besichtigung der Kraftwerke, Gesprächen mit<br />

MitarbeiterInnen von NEK, Andritz Hydro, dem<br />

Bürgermeister von Studen Kladenets, dem österreichischen<br />

Außenhandelsdelegierten und NGOs<br />

aus dem Umweltbereich sowie auf den bereitgestellten<br />

schriftlichen Unterlagen.<br />

Besichtigt wurden die Kraftwerke Studen Kladenets<br />

und Kardjali. Ein Besuch des Kraftwerks<br />

Ivailovgrad war aufgrund der langen Reisedistanz<br />

im gegebenen Zeitrahmen nicht möglich.<br />

Ökonomie<br />

Durch das Projekt werden die bestehenden Anlagen<br />

in den 3 Kraftwerken auf den Stand der<br />

Technik gebracht und damit das Anlagevermögen<br />

entsprechend aufgewertet. Die Kapazitäts-<br />

steigerung und die damit verbundene verbesserte<br />

Nutzung des Wasserdargebots bewirken eine Ertragserhöhung<br />

von mindestens 20%. Gleichzeitig<br />

wird eine Reduzierung der Betriebskosten<br />

um rund 15% erwartet. Beides zusammen bringt<br />

eine entsprechende Erlöserhöhung und damit<br />

eine langfristig anhaltende Ertragssteigerung.<br />

Trotzdem wurde das Projekt nach betriebswirtschaftlicher<br />

Rechnung nur deshalb realisiert,<br />

weil zusätzlich von Österreich 1,8 Millionen<br />

Euro aus der Joint Implementation Vereinbarung<br />

gezahlt werden.<br />

Die beiden an der Projektrealisierung beteiligten<br />

österreichischen Firmen Andritz Hydro und Porr<br />

haben <strong>für</strong> die Ausführung zahlreiche bulgarische<br />

Firmen beauftragt, was aus wirtschaftlicher<br />

Sicht insbesondere in der derzeitigen Wirtschaftskrise<br />

bedeutsam ist.<br />

Um die Subaufträge auftrags- und qualitätskonform<br />

durchführen zu können, wurden Mitarbeiter<br />

der Subauftragnehmer, sowohl in Österreich<br />

als auch in Bulgarien geschult. Dies hat zweifellos<br />

zu einer Verbesserung der Mitarbeiterqualifikation<br />

in den bulgarischen Firmen geführt.<br />

Zusätzlich fand auch ein Know-How Transfer<br />

statt, der die Marktposition der bulgarischen<br />

Firmen mittelfristig stärkt und auch international<br />

konkurrenzfähig macht.<br />

Aus Nachhaltigkeitssicht stellt das Projekt aus<br />

ökonomischer Sicht eine sinnvolle Investition<br />

dar, weil es den Kraftwerksstandort zusätzlich<br />

absichert und einen erheblichen Beitrag zur<br />

lokalen Wertschöpfung, Arbeitskräftequalifizierung<br />

und Know-How-Transfer liefert.<br />

Ökologie<br />

Die Kraftwerkskette Dolna Arda wurde zwischen<br />

1958 und 1971 errichtet und der ökologische<br />

Zustand des Flussabschnittes resultiert im<br />

wesentlichen aus der damaligen Ausführung der<br />

Kraftwerke. Alle großen Wasserkraftwerke von<br />

NEK dienen primär der Spitzenlastabedeckung<br />

und Netzstabilisierung, so auch Dolna Arda. Das<br />

bedingt Schwallbetrieb und eine sehr unregelmäßige<br />

Wasser-Dotierung des Flusslaufs unterhalb<br />

der Staumauer.<br />

Seite 20 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Das Modernisierungsprojekt hat auf die ökologische<br />

Gesamtsituation jedoch kaum Einfluss,<br />

die Turbinenerneuerung fand in den bestehenden<br />

Krafthäusern statt, nur in Studen Kladenets wurde<br />

das Gebäude <strong>für</strong> die zusätzlichen Aggregate<br />

etwas vergrößert.<br />

Umgekehrt wurde das Projekt trotz durchgeführter<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung nicht<br />

zum Anlass genommen, die gewässerökologische<br />

Situation an der Dolna Arda genauer zu<br />

analysieren und gegebenenfalls ökologische<br />

Ausgleichsmaßnahmen zu setzen. Dies obwohl<br />

die Dolna Arda Kaskade Teil eines Natura 2000<br />

Schutzgebiets ist.<br />

Von den bulgarischen Behörden gab es keine<br />

Auflagen oder Genehmigungsanforderungen <strong>für</strong><br />

die Kraftwerkserneuerung.<br />

Einzige Ausnahme ist die nun gesetzlich vorgeschriebene<br />

Restwasserdotierung <strong>für</strong> die Fließstrecke<br />

nach dem Damm von Studen Kladenets.<br />

Dass diese Restwassermenge mit einer kleinen<br />

Turbine energetisch genutzt wird, ist jedenfalls<br />

ökologisch sinnvoll. Zudem kam es laut Angaben<br />

des Bürgermeisters in heißen Sommern<br />

immer wieder dazu, dass der Grundwasserspiegel<br />

und damit die Brunnenstände beträchtlich<br />

sanken, was zu Bewässerungsproblemen in der<br />

Landwirtschaft führte.<br />

Die ökologischen Auswirkungen der Wasserabgabe<br />

wurden allerdings nicht untersucht. Somit<br />

ist nicht klar, ob die vorgeschriebene Menge<br />

auch ausreichend ist, um eine Reaktivierung der<br />

Flussökologie zu erreichen bzw. das Absinken<br />

des Grundwasserspiegels zu verhindern.<br />

Inwieweit die verbesserte Wassernutzung bei<br />

allen drei Kraftwerken und damit die geringere<br />

Abgabe von Überschusswasser ökologische<br />

Auswirkungen auf die Fließstrecken hat, wurde<br />

ebenfalls nicht untersucht.<br />

Positiv zu vermerken ist, dass die Ölverluste der<br />

Aggregate in Studen Kladenets (ca. 100-200 l<br />

pro Jahr) durch die Erneuerung der Aggregate<br />

(Schmiersystem) sehr stark reduziert werden,<br />

wodurch diese Wasserverschmutzung stark<br />

abgenommen hat.<br />

Insgesamt sind die ökologischen Auswirkungen<br />

des Projektes durch die erhöhte Wasserkraftnutzung<br />

und der damit verbundenen CO2-Einsparung,<br />

die Restwasserdotierung und die verringerten<br />

Ölemissionen klar positiv zu bewerten.<br />

Darüber hinaus gehende Aktivitäten zur Evaluierung<br />

und Verbesserung der Umweltsituation<br />

an der Kraftwerkskaskade wären wünschenswert<br />

gewesen, liegen aber ganz klar außerhalb des<br />

Einflussbereiches des Exporteurs und der<br />

Kontrollbank.<br />

Soziales<br />

Das Projekt hat keine anhaltenden direkten Auswirkungen<br />

auf Gesundheit und Sicherheit der lokalen<br />

Bevölkerung. Kurzfristig kam es durch<br />

Bau- und Montagetätigkeiten zu einer erhöhten<br />

Verkehrsbelastung.<br />

Die Arbeitssituation der MitarbeiterInnen in den<br />

Kraftwerken entspricht europäischen Standards,<br />

die mehrheitlich türkischstämmige Bevölkerung<br />

ist auch in der Belegschaft entsprechen vertreten.<br />

Die modernen, gekapselten und damit sauberen<br />

Aggregate und die umfassende Leittechnik<br />

verbessern die Arbeitssicherheit.<br />

Die lokale Bevölkerung wurde nach Angaben<br />

von NEK über Lokalzeitungen und Anschläge<br />

über das Projekt informiert. Es gab laut NEK<br />

keinerlei Einwände gegen das Projekt. Überregionale<br />

NGOs wurden jedoch kaum oder sehr<br />

spät informiert. Somit gab es auch keinen entsprechenden<br />

Stakeholder-Dialog.<br />

Insgesamt hat das Projekt aus sozialer Sicht<br />

keine negativen Auswirkungen weder auf die<br />

betroffenen MitarbeiterInnen noch auf die lokale<br />

Bevölkerung.<br />

Seite 21 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Erneuerung von Wasserkraftwerken an der<br />

Dolna Arda – Ergebnisse im Überblick<br />

Ökonomisch<br />

� Wertsteigerung des Anlagevermögens<br />

� Erlössteigerung durch erhöhte Energieausbeute<br />

� Erhöhung der Qualifikation und Arbeitsplatzsicherung<br />

bei lokalen Subunternehmern<br />

Ökologisch<br />

� Nunmehr kontinuierliche Restwasserdotierung<br />

in einem Flussabschnitt<br />

� Erhebliche Reduktion des Öleintrages<br />

in den Fluss<br />

� Erhöhter Energieertrag reduziert CO2<br />

Emissionen<br />

� Keine Auflagen oder Genehmigungsanforderungen<br />

von den bulgarischen Behörden<br />

� Keine Aktivitäten zur Verbesserung der<br />

Gewässerökologie und Bewertung des Umweltstatus<br />

der Kraftwerkskaskade<br />

Sozial<br />

� Arbeitssicherheit verbessert<br />

� Keine Diskriminierung der<br />

türkischstämmigen Bevölkerung<br />

� Information der Bevölkerung über Lokalzeitung<br />

und Aushänge in den Gemeinden<br />

� Keine aktive und frühzeitige Einbindung der<br />

NGOs im Umweltbereich<br />

Weitere Erkenntnisse<br />

� Bulgarische Umwelt-NGOs kritisieren Qualität<br />

der Umweltverträglichkeitsprüfung (nicht<br />

alle Aspekte berücksichtigt, vor allem nicht<br />

die Auswirkungen auf die Biodiversität)<br />

Abbildung 12: Dolna Arda nach der Staumauer von<br />

Studen Kladenets. Nach dem Umbau erfolgt eine<br />

kontinuierliche Restwasserdotierung<br />

Abbildung 13: Studen Kladenets: Erneuerte alte<br />

Turbinen<br />

Seite 22 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Abbildung 14: Studen Kladenets: Neue 16 MW<br />

Turbine<br />

Abbildung 15: Studen Kladenets: Neues<br />

Schmiersystem der 16 MW Turbine mit<br />

Auffangwanne<br />

Abbildung 16: Studen Kladenets: Neue 1 MW<br />

Turbine <strong>für</strong> die energetische Restwassernutzung<br />

Abbildung 17: Kanalstrecke nach der Staumauer<br />

von Kardjali<br />

Abbildung 18: Erneuerung der alten Turbinen in<br />

Kardjali<br />

Seite 23 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Errichtung und Betrieb des<br />

Magnesitwerkes Dashiqiao<br />

Zielland: China<br />

Garantienehmer: RHI AG (Liaoning RHI<br />

Jinding Magnesia Co. Ltd.)<br />

Joint-Venture Partner: Liaoning Jinding<br />

Magnesite Group Co. Ltd<br />

Umwelteinstufung durch OeKB: A<br />

Vertragswert: EUR 39.960.000<br />

Garantieart: Beteiligung<br />

Projektbeschreibung<br />

Die RHI AG ist eines der weltweit führenden<br />

Feuerfestunternehmen, das bereits mit zwei<br />

Werken in China aktiv ist, die Feuerfestmaterialien<br />

herstellen. Zusammen mit dem chinesischen<br />

Partner Liaoning Jinding Magnesite Group Co.<br />

Ltd (17%) hat die RHI (83 %) nun in einem<br />

Joint Venture ein drittes Werk zur Magnesiterzverarbeitung<br />

errichtet. Dort werden Magnesia-Rohstoffe<br />

erzeugt, die als Vormaterial zur<br />

Produktion von Feuerfestmaterialien <strong>für</strong> die<br />

Zement-, Glas- und Stahlindustrie dienen.<br />

Die Erzeugnisse aus dem neuen Werk in<br />

Dashiqiao werden vornehmlich in den anderen<br />

beiden chinesischen Werken verarbeitet.<br />

Zusammen mit dem neuen Werk beschäftigt die<br />

RHI AG nunmehr insgesamt rund 1.000 MitarbeiterInnen<br />

in China.<br />

Das Werk wurde auf einer Fläche von 200.000<br />

m², angrenzend an ein bereits bestehendes Werke<br />

des chinesischen Joint Venture Partners und<br />

in unmittelbarer Nähe des Shengshui Village in<br />

Dashiqiao, Stadtgemeinde Yingkou, Provinz<br />

Liaoning errichtet.<br />

Projektstatus<br />

Der Bau erfolgte von Mai 2007 bis September<br />

2009. Zum Zeitpunkt unseres Besuches war das<br />

Werk weitgehend fertiggestellt und grundsätzlich<br />

in Vollbetrieb, wenn auch die Kapazitäten<br />

aufgrund der Wirtschaftskrise nicht voll genutzt<br />

werden. Das Werk wurde nicht ganz so groß<br />

ausgebaut wie ursprünglich geplant.<br />

Seite 24 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Abbildung 19: Geplanter (oben) und tatsächlich realisierter (unten) Ausbau des Werkes. Letzterer fiel deutlich<br />

kleiner aus. Der gesamte linke Teil wurde nicht errichtet.<br />

Abbildung 20: Blick vom Dach des RHI Werks, links das Werk des Joint Venture Partners, im Hintergrund<br />

Shengshui Village mit dem Umsiedelungs- und Abbruchgebiet. Die Wohnhäuser reichten bis an den Werkszaun.<br />

Seite 25 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Ergebnisse<br />

Die dargestellten Ergebnisse basieren auf einer<br />

Besichtigung des RHI Werkes in Dashiqiao, der<br />

Huyziyu Mine, die die Rohstoffe <strong>für</strong> das Werk<br />

liefert, der Haicheng City Pailou Magnesia Mine<br />

Company, eines chinesischen Mitbewerbers,<br />

Gesprächen mit RHI MitarbeiterInnen, dem<br />

Bürgermeister von Dashiqiao, dem Vizebürgermeister<br />

von Yingkou, MitarbeiterInnen des<br />

Yingkou Invest Promotion Bureau, dem österreichischen<br />

Außenhandelsdelegierten sowie auf<br />

den bereitgestellten schriftlichen Unterlagen.<br />

Ökonomie<br />

Für RHI war das Joint Venture eine strategische<br />

Investition. 25 % der Weltvorkommen an Magnesit<br />

lagern im Magnesitgürtel, in dem das Werk<br />

liegt und der sich bis Nordkorea zieht. Zudem<br />

war der Grad der Rückwärtsintegration im RHI<br />

Konzern durch Firmenzukäufe in den letzten<br />

Jahren gesunken. Dieser Entwicklung wir mit<br />

diesem Werk entgegengesteuert.<br />

Wichtig <strong>für</strong> die Wahl des chinesischen Joint<br />

Venture (JV)-Partners war, dass dieser über eine<br />

große Mine verfügt, die ausreichende Mengen<br />

an Rohmagnesit liefern kann. Der Partner kann<br />

in seinem Werk nur die hochqualitativen Erze<br />

nutzen. Das RHI-Werk kann auch die schlechteren<br />

Qualitäten verarbeiten. Umgekehrt erzeugt<br />

der JV-Partner geringe Magnesia-Qualitäten.<br />

Damit hat das Investment eine klare Langfristperspektive,<br />

womit die derzeitige Teilauslastung<br />

aufgrund der allgemeinen Wirtschaftskrise relativiert<br />

wird. Das Management von RHI betonte,<br />

auch in Zeiten der Krise voll hinter dem getätigten<br />

Investment zu stehen, es handle sich um eine<br />

strategische Entscheidung.<br />

Auf der Kostenseite werden die Produktionskosten<br />

durch weitere Energieeffizienzmaßnahmen<br />

weiter zu reduziert. Bis dato lag der<br />

Fokus vor allem auf einer raschen Fertigstellung<br />

und Inbetriebnahme des Werkes.<br />

Durch die Integration in den RHI Konzern ist<br />

die Basisauslastung gesichert. Derzeit wird fast<br />

die gesamte Produktion, die unter Vollauslastung<br />

liegt, von den chinesischen RHI-Werken<br />

abgenommen. Grundsätzlich sind die Aussichten<br />

<strong>für</strong> die Feuerfestindustrie, abhängig von der Gesamtentwicklung<br />

der Weltmärkte, gut. Die<br />

ökonomische Herausforderung <strong>für</strong> das Werk<br />

besteht darin, zu konkurrenzfähigen Kosten<br />

ohne Umweltdumping zu produzieren.<br />

Der Finanzierungsbedarf des nächsten Jahres ist<br />

gesichert.<br />

Durch das neue Werk wurden ab Ende 2006<br />

etwa 50 bis 100 MitarbeiterInnen in der Bauphase<br />

beschäftigt. Danach begann der Aufbau<br />

der Produktionsmannschaft, die im März 2009<br />

knapp 500 MitarbeiterInnen betrug. Von den<br />

Arbeitsplätzen sind nur wenige mit ÖsterreicherInnen,<br />

der Großteil ist mit ChinesInnen<br />

besetzt und zwar auch im Management.<br />

Es wurde auch ein Projekt mit der lokalen<br />

Berufsschule zur Ausbildung von Lehrlingen<br />

entwickelt, welches jedoch derzeit noch nicht<br />

umgesetzt wird.<br />

Bei der Errichtung des Werkes wurden überwiegend<br />

chinesische Firmen beschäftigt, auch ein<br />

Großteil der Anlagen stammt von chinesischen<br />

Herstellern, womit sich ein weiterer hoher nationaler<br />

Wertschöpfungsanteil ergibt.<br />

Das RHI Investment in Dashiqiao war eines der<br />

ersten ausländischen Engagements in der Region<br />

Yingkou und damit wichtiger Impulsgeber <strong>für</strong><br />

die wirtschaftliche Entwicklung.<br />

Seite 26 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Ökologie<br />

Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Das neue RHI Werk befindet sich auf einem<br />

Werksgelände von 200.000 m² in einer Industriezone,<br />

in unmittelbarer Nachbarschaft eines<br />

bestehenden Werkes des Joint Venture Partners.<br />

Wie in den anderen Werken in der Region gibt<br />

es dort noch keine Maßnahmen zur Emissionsreduktion,<br />

während im RHI Werk alle Anlagen<br />

eingehaust wurden. Die Brennaggregate sind an<br />

Gewebe-Staubfilter angeschlossen.<br />

Emissionen und Abfälle<br />

Für Staub werden so sowohl der nationale<br />

(200 mg/Nm³) als auch der Grenzwert der Weltbank<br />

(50 mg) <strong>für</strong> Staubemissionen eingehalten.<br />

Vorgabe <strong>für</strong> den chinesischen Filterlieferanten<br />

sind 25 mg. Die endgültigen Messwerte sind<br />

noch ausständig. Ziel ist, durch Eigenoptimierung<br />

mittelfristig auch den österreichischen<br />

Grenzwert von 10 mg/Nm³ einzuhalten<br />

Durch die Verwendung von Flüssiggas als<br />

Brennstoff liegen die Emissionswerte bei den<br />

Schmelzöfen <strong>für</strong> SO2, HCl und Schwermetalle<br />

entsprechend niedrig.<br />

Chinesische Grenzwerte <strong>für</strong> NOX existieren laut<br />

RHI nicht. Ziel ist, unter 1.500 mg/Nm 3 zu kommen,<br />

d.h. Stand der Technik ohne Einsatz von<br />

SCR Technologie, die bislang noch in keinem<br />

Magnesitwerk realisiert wurde.<br />

Wesentliche Emissionen in die Luft entstehen<br />

durch den täglichen LKW Verkehr (siehe unten<br />

Schadstoffimmissionen).<br />

Die prozessbedingten flüssigen Emissionen<br />

befinden sich durchwegs unterhalb der lokalen<br />

Grenzwerte.<br />

Für das Abfallmaterial aus der Flotation (SiO2)<br />

wurde in den Hügeln oberhalb des RHI Werkes<br />

eine 50.000 m² Lagerstätte errichtet. Diese genügt<br />

auch aufgrund chinesischer Auflagen<br />

hohen Sicherheitsstandards, denn kürzlich gab<br />

es einen Dammbruch in der Region mit 5 Toten.<br />

Das Volumen von 300.000 m³ ist <strong>für</strong> 30 Jahre<br />

ausgelegt.<br />

Abbildung 21: Der weltweit größte Etagenofen<br />

(Multi Hearth Furnace). Die Abgase werden über<br />

Gewebe-Staubfilter geführt.<br />

Abbildung 22: Technologievorsprung Flotationsanlage<br />

erlaubt die Verarbeitung schlechterer<br />

Erzqualitäten.<br />

Seite 27 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Erzgewinnung<br />

In der Provinz Liaoning wird seit über 80 Jahren<br />

Bergbau betrieben und Magnesiterz zu Rohstoffen<br />

<strong>für</strong> Feuerfestmaterialien industriell weiterverarbeitet.<br />

Es gibt 3 Minen in der Umgebung, die RHI in<br />

der ausreichenden Quantität beliefern könnten.<br />

Die Huyziyu Mine, <strong>für</strong> die der JV-Partner die<br />

Abbaurechte besitzt, hat eine Kapazität von 1,2-<br />

1,3 Mio. jato, davon sind 260.000 jato <strong>für</strong> RHI<br />

reserviert und dürfen <strong>für</strong> 50 Jahre bezogen<br />

werden. Die Rohstoffversorgung ist also aus<br />

heutiger Sicht gesichert.<br />

RHI kann durch Rohstoffaufbereitung in der<br />

Flotation auch aus schlechteren Erzqualitäten<br />

hochwertige Magnesia Rohstoffe liefern.<br />

Der Erzabbau in der Huyziyu Mine erfolgt im<br />

Tagebau, die Sprengungen verursachen lokale<br />

Staubemissionen und Lärm. Weitere Emissionen<br />

entstehen durch den Ab- und Weitertransport<br />

und die Staubentwicklung durch die Erzbehandlung<br />

vor Ort.<br />

Die Umwelt- und Arbeitsbedingungen bei der<br />

Rohstoffgewinnung in der Huyziyu Mine wurden<br />

nach RHI Angaben bisher nicht thematisiert<br />

(siehe auch Arbeitsbedingungen).<br />

Energie und Wasser<br />

Als Haupt-Brennstoff wird Flüssiggas (LPG)<br />

eingesetzt, das in Tankwagen angeliefert wird.<br />

Die Energieeffizienz ist noch nicht optimal.<br />

Eine Herausforderung ist die Nutzung der durch<br />

Wärmerückgewinnung gewonnen Energie, da<br />

zwischen Anfall und Wärmebedarf zum Teil<br />

größere Abstände liegen. Eine Verbrennungsluftvorwärmung<br />

existiert schon jetzt, eine<br />

Nutzung zur Stromgewinnung ist angedacht.<br />

2010 wird ein entsprechendes Energieeffizienzprogramm<br />

gestartet.<br />

Wasser wird wo immer möglich im Kreislauf<br />

geführt.<br />

Die Weiterverarbeitung des hergestellten Sintermagnesia<br />

erfolgt derzeit fast ausschließlich innerhalb<br />

des RHI Konzerns und damit in seiner<br />

Verantwortung.<br />

Sintermagnesia ist ein wichtiger Rohstoff <strong>für</strong> die<br />

Feuerfestindustrie (v.a. Zement und Stahl). Die<br />

Herstellung ist allerdings sehr energieintensiv<br />

und verursacht bedeutende Emissionen in Luft,<br />

insbesondere Staub und Stickoxide.<br />

Verglichen mit den anderen chinesischen Magnesitwerken<br />

in der Region setzt das RHI Werk<br />

in Dashiqiao neue Standards. Die angewendete<br />

Technologie und die Maßnahmen zur Emissionsreduktion<br />

entsprechen dem Stand der<br />

(westlichen) Technik. Optimierungspotenziale<br />

sind insbesondere im Energiebereich noch<br />

vorhanden.<br />

Abbildung 23: Hügel oberhalb des Werksgeländes.<br />

Hier führt die neue Straße, mit der Shengshui Village<br />

vom Schwerverkehr entlastet wurde. Dort wurde<br />

auch der Damm <strong>für</strong> das 300.000 m³ Gesteins-<br />

Abfalllager errichtet<br />

Seite 28 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Soziales<br />

Gesundheit<br />

Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

In der Region werden seit 80 Jahren Bergbau<br />

und Erzverarbeitung betrieben, nach wie vor<br />

zum überwiegenden Teil ohne jede Abluftreinigung.<br />

Entsprechend schlecht ist die Luftqualität<br />

durch die bestehende hohe Staubbelastung.<br />

Angeblich herrscht in der Region die höchste<br />

Lungenkrebsrate in China, die Lebenserwartung<br />

liegt bei 50-60 Jahren.<br />

Das RHI-Werk mit Staubfiltern <strong>für</strong> die Brennöfen<br />

und der Einhausung aller Anlagen setzt hier<br />

neue Maßstäbe und emittiert damit nur einen<br />

Bruchteil an Staub im Vergleich zu den zahlreichen<br />

chinesischen Werken in der Region.<br />

Durch die Einhausung der Anlagen ist auch die<br />

potenzielle Lärmbelastung verringert. Vereinzelte<br />

Anrainerbeschwerden wegen Lärmbelästigung<br />

wurden mit Messungen der Behörden<br />

überprüft und nicht bestätigt.<br />

Neben dem Werk ist allerdings der LKW-Verkehr<br />

eine wesentliche Quelle <strong>für</strong> lokale Schadstoffimmissionen<br />

und eine Lärmquelle. Rund<br />

300 t Erz pro Tag werden mit 40 t LKWs angeliefert,<br />

5 LKWs pro Tag liefern das notwendige<br />

Flüssiggas bei Volllast.<br />

Arbeitssicherheit<br />

Prozessbedingt herrscht eine hohe Staub- und<br />

Lärmbelastung am Arbeitsplatz. Die Schutzausrüstung<br />

(z.B. Gehörschutz, Brillen, Masken,<br />

Schuhe, Winterjacken) wird von RHI bereitgestellt.<br />

Im ganzen Betrieb sind entsprechende<br />

Hinweisschilder angebracht. Trotzdem ist die<br />

Akzeptanz bei der Belegschaft zur Verwendung<br />

der Ausrüstungen eher gering. Sicherheitsunterweisungen<br />

wurden erst wenige durchgeführt obwohl<br />

es eine eigene Stelle da<strong>für</strong> gibt. Die Schulungen<br />

könnten deutlich intensiviert werden.<br />

Das Sicherheitsmanagementsystem ist nach RHI<br />

Standard Teil des Integrierten Managementsystems,<br />

das sich am Standort erst im Aufbau befindet.<br />

Eine Zertifizierung ist <strong>für</strong> 2011 geplant.<br />

Gleiches gilt auch <strong>für</strong> das Umweltmanagementsystem.<br />

Abbildung 24: Sicherheitsanweisungen finden<br />

sich im gesamten Werksbereich<br />

Arbeitsbedingungen<br />

Im Werk herrscht 3 Schicht-Betrieb. Es gibt geregelte<br />

Arbeitszeiten, Überstunden werden mit<br />

Zuschlägen bezahlt. Das Grundgehalt liegt beim<br />

doppelten Mindestlohn, mit den diversen Zulagen<br />

beim Dreifachen. Fachkräfte verdienen<br />

etwa das Doppelte, das obere Management etwa<br />

das 8fache des Grundgehalts. Der Jahresbonus<br />

kann bis zu 2 Monatsgehälter betragen<br />

Lohnerhöhungen werden vom Management festgelegt<br />

auf Basis der letztjährigen ökonomischen<br />

Firmenentwicklung, 2008 lag die Erhöhung bei<br />

7%. Es gibt keine kollektiven Gehaltsverhandlungen.<br />

Eine Gewerkschaft ist vorhanden, aber<br />

als Betriebsrat schwach und organisiert primär<br />

soziale Veranstaltungen <strong>für</strong> die KollegInnen an<br />

den chinesischen Feiertagen.<br />

Zusatzleistungen sind ein „housing fund“, ähnlich<br />

einem Bausparvertrag, eine zusätzliche<br />

Krankenversicherung <strong>für</strong> schwere Erkrankungen,<br />

ein Heizkostenzuschuss, ein Hitzezuschuss<br />

<strong>für</strong> Leute die am Ofen arbeiten und ein Transportzuschuss<br />

<strong>für</strong> Arbeiter bzw. ein Shuttle Bus<br />

<strong>für</strong> die Angestellten.<br />

Eine betriebseigene Kantine mit 14 eigenen Angestellten<br />

ist offen <strong>für</strong> alle MitarbeiterInnen. Pro<br />

Schicht gibt es eine Mahlzeit gratis.<br />

Für MitarbeiterInnen im Management werden<br />

auch Wohnungen bereitgestellt, wenn sie von<br />

auswärts kommen, jedenfalls natürlich <strong>für</strong> die<br />

österreichischen MitarbeiterInnen.<br />

Seite 29 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Abbildung 25: Abgerissene Häuser in Shengshui<br />

Village, angrenzend an das RHI Werk<br />

Abbildung 26: Neugebaute Wohnhäuser in<br />

Dashiqiao mit Ersatzwohnung <strong>für</strong> umgesiedelte<br />

Menschen<br />

Umsiedelung<br />

Das Werksgelände ist Teil des Shengshui<br />

Village. Die dort lebenden Familien mussten vor<br />

Projektbeginn abgesiedelt werden. Nun wurden<br />

auch die Bewohner abgesiedelt, deren Häuser in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft zum Werk liegen.<br />

Die alten Häuser sind bereits zum Großteil abgerissen.<br />

Rund 500 bis 550 Familien sind betroffen, genaue<br />

Zahlen waren nicht eruierbar.<br />

Für diese Familien wurden und werden Ersatzwohnungen<br />

in neuen Wohnhäusern errichtet, mit<br />

flächenmäßig vergleichbarem Wohnraum. Die<br />

Wohnungen sind 60-100 qm groß. Ein Teil der<br />

Familien wohnt bereits in den neuen Häusern,<br />

ein Teil in temporären Wohnungen, weil die<br />

Neubauten noch nicht fertig sind. Die anfallenden<br />

Kosten <strong>für</strong> Umsiedlung bzw. <strong>für</strong> die Anmietung<br />

von temporärem Wohnraum werden den<br />

betroffenen Familien abgegolten. Rund 40 Mio.<br />

RMB wurden von der Regierung <strong>für</strong> die Umsiedelungen<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Es gab auch Verhandlungen zwischen den betroffenen<br />

Menschen, die sich in einer Art Bürgerkomitee<br />

organisierten, und der Administration<br />

über die Kompensationen, vor allem Wohnungsgröße.<br />

Da die Umsiedlung aber grundsätzlich<br />

eine deutliche Verbesserung der Wohnsituation<br />

<strong>für</strong> die Betroffenen darstellt, waren die<br />

meisten damit einverstanden.<br />

Das betroffene Siedlungsgebiet war kein Agrargebiet,<br />

sondern lag neben einem bestehenden<br />

riesigen Magnesitwerk (des JV-Partners) mit<br />

entsprechend hoher Belastung durch Luftverschmutzung,<br />

Staub, Geruch und Lärm. Die<br />

neuen Wohnhausanlagen sind nur wenige Kilometer<br />

entfernt. Durch die boomende Wirtschaftsentwicklung<br />

in der Region sind die Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

gut. Es wurden von<br />

RHI auch ca. 30 MitarbeiterInnen aus dem von<br />

der Umsiedlung betroffenen Dorf eingestellt.<br />

Seite 30 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Abbildung 27: Erzabbau in der Huyziyu Mine,<br />

schwerste Handarbeit<br />

Huyziyu Mine<br />

Schlecht sind die Arbeitsbedingungen <strong>für</strong> die<br />

etwa 600 Arbeiter, die die gesprengten Gesteinsbrocken<br />

sammeln und grob aufbereiten. Es dürfte<br />

sich Großteils um Wanderarbeiter handeln.<br />

Sie werden nach angelieferter Gesteinsmenge<br />

bezahlt und verrichten Schwerstarbeit zum<br />

Mindestlohn. Ein Vermögensaufbau ist praktisch<br />

ausgeschlossen, da der Lohn <strong>für</strong> die Wohnraummiete<br />

bzw. <strong>für</strong> einen jährlichen Heimatbesuch<br />

aufgebraucht wird. Die Mine gehört dem<br />

chinesischen Joint-Venture Partner von RHI.<br />

RHI selbst hat keinen direkten Einfluss auf die<br />

Umwelt- und Arbeitsbedingungen in der Mine.<br />

Hier wäre – mittel- bis längerfristig - durchaus<br />

Verbesserungspotenzial.<br />

Insgesamt gesehen ist das RHI Werk ein bedeutender<br />

Arbeitgeber, der <strong>für</strong> rund 500 MitarbeiterInnen<br />

im Vergleich zu anderen Werken gute<br />

bis sehr gute Arbeitsbedingungen bietet, zur<br />

regionalen Arbeitskräftequalifizierung beiträgt<br />

und auch einen entsprechenden Beitrag zur<br />

lokalen Wertschöpfung liefert.<br />

Errichtung und Betrieb des Magnesitwerkes<br />

Dashiqiao – Ergebnisse im Überblick<br />

Ökonomisch<br />

� Strategisches Investment (Hohe Magnesitreserven<br />

in der Region)<br />

� 2009 nur Teilauslastung wegen Wirtschaftskrise,<br />

damit auch<br />

� Mitarbeiteranzahl unter Plan<br />

� Werk ist Grundstoff-Lieferant <strong>für</strong> RHI<br />

Gruppe - Standortsicherung<br />

Ökologisch<br />

� Moderne Technik und Prozessdesign nach<br />

europäischem Standard<br />

� Modellbetrieb <strong>für</strong> Region<br />

� Staubfilter und Einhausung der Anlagen zur<br />

Verringerung der Staubemissionen<br />

� Optimierungspotenzial bei Energieverbrauch<br />

Sozial<br />

� Geregelter Dreischichtbetrieb, Abgeltung<br />

von Überstunden<br />

� Grundgehalt mindestens 2facher Mindestlohn,<br />

Bonuszahlungen, diverse Zuschüsse<br />

� Moderne Sicherheitsausrüstung wird bereitgestellt,<br />

Unterweisungen noch gering<br />

� Neugebaute moderne Wohnhäuser <strong>für</strong><br />

umgesiedelte Bevölkerung im Nahbereich<br />

� Betriebsrat vorhanden<br />

� Bisher keine Aktivitäten zur Verbesserung<br />

der Arbeitsbedingungen in Huyziyu Mine<br />

(Magnesitlieferant, gehört JV-Partner)<br />

Weitere Erkenntnisse<br />

� Qualitäts-, Sicherheits- und Umweltmanagementsystem<br />

im Aufbau<br />

� Regelmäßige Überprüfungen durch Behörde<br />

Seite 31 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Rehabilitierung einer Papiermaschine<br />

und Modernisierung<br />

der Zellstoffproduktion von<br />

Natron-Hayat<br />

Zielland: Bosnien-Herzegowina<br />

Exporteur: Andritz<br />

Vertragspartner: Natron-Hayat d.o.o.<br />

Umwelteinstufung durch OeKB: B<br />

Vertragswert: EUR 15.600.000<br />

Garantieart: Einzelgarantie<br />

Projektbeschreibung<br />

Maglaj war das größte integrierte Papier- und<br />

Zellstoffwerk im früheren Jugoslawien mit über<br />

8.000 Beschäftigten. Die Fabrik wurde in den<br />

50er Jahren errichtet und in den folgenden<br />

Jahrzehnten erweitert. Die Zellstoffproduktion<br />

bestand aus 3 Produktionslinien mit einer Kapazität<br />

von 120.000 t/a, sowie aus 5 Papiermaschinen<br />

(PM) mit 150.000 t/a. 1992 kam es im<br />

Zuge der Kriegswirren zum kompletten Produktionsstillstand.<br />

Nach Kriegsende wurde die Produktion<br />

teilweise wieder aufgenommen. Die Anlagen<br />

waren jedoch veraltet und tlw. beschädigt.<br />

2001 wurde das Werk mit 56 weiteren Betrieben<br />

zur Privatisierung ausgeschrieben, jedoch ohne<br />

Erfolg. Nach weiteren fehlgeschlagenen Privatisierungsversuchen<br />

wurde das Werk schlussendlich<br />

direkt durch das Wirtschaftsministerium<br />

verkauft. Den Zuschlag erhielt im Jahr 2005 die<br />

Hayat Gruppe aus der Türkei.<br />

Nach der Privatisierung erfolgten eine umfassende<br />

Modernisierung und ein Wiederanfahren<br />

der Hauptproduktionslinie. 2 der 3 Zellstoffproduktionslinien<br />

wurden stillgelegt, ebenso 2<br />

der 5 Papiermaschinen. Die größte PM4 wurde<br />

komplett rehabilitiert, die Zellstoffaufbringung<br />

und –trocknung neu errichtet. Teil des Projektes<br />

waren auch die Verbesserung der Infrastruktur<br />

(Kessel, Abgasreinigung, etc.), die Neuerrichtung<br />

der Abwasserreinigungsanlage sowie<br />

Modernisierung des Holzlagerplatzes.<br />

Seite 32 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Der österreichische Exporteur Andritz war als<br />

einer von mehreren Lieferanten <strong>für</strong> das Basic<br />

Engineering der Papiermaschine PM4, die Zellstoffaufbereitung<br />

und Lufttechnik, sowie Maschinen<br />

und Umbauteile <strong>für</strong> Papiermaschine,<br />

Refiner und Wärmetauscher und <strong>für</strong> den Holzlagerplatz<br />

verantwortlich.<br />

Das Projekt wurde auch von der EBRD finanziert<br />

und daher gemäß deren Umweltverfahren<br />

abgewickelt.<br />

Projektstatus<br />

Ende Juli 2009 wurde im Auftrag der EBRD die<br />

technische Fertigstellung vor Ort auditiert (technical<br />

completion, 6th review). Der Bericht bestätigt,<br />

dass alle Auflagen erfüllt und auch ein<br />

Großteil der Garantietests mit den Lieferanten<br />

erfolgreich abgeschlossen wurden. Ein Teil<br />

davon beinhaltet auch die Lieferungen von<br />

Andritz, deren Garantietests (bereits 2008)<br />

erfolgreich absolviert wurden.<br />

Die Sackpapierlinie PM4 ist auf dem neuesten<br />

Stand der Technik und produziert international<br />

konkurrenzfähige Qualitätsprodukte.<br />

Die Produktion entspricht nunmehr internationalen<br />

Standards und ist konkurrenzfähig.<br />

Der Umweltaktionsplan (environmental action<br />

plan 2006) wurde zum Großteil umgesetzt.<br />

Natron-Hayat erfüllt auch nahezu alle umweltrechtlichen<br />

Behördenauflagen.<br />

Ergebnisse<br />

Die dargestellten Ergebnisse basieren auf einer<br />

Besichtigung der Natron-Hayat Werkes in Maglaj,<br />

Gesprächen mit dem Generaldirektor, dem<br />

Technischen Direktor des Werkes und weiteren<br />

MitarbeiterInnen vor Ort, dem Wirtschaftsminister<br />

des Kantons Zenica-Doboj BiH, Vertretern<br />

des Umweltministeriums, einem Vertreter der<br />

EBRD, einem Vertreter von Andritz, einem<br />

lokalen Berater, der österreichischen Außenhandelsdelegierten<br />

sowie auf den bereitgestellten<br />

schriftlichen Unterlagen.<br />

Seite 33 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Ökonomie<br />

Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Das Werk in Maglaj war vor dem Verkauf an<br />

die Hayat Gruppe technisch und wirtschaftlich<br />

in einem sehr schlechten Zustand und wäre ohne<br />

Investitionen wohl stillgelegt worden. Die Konsequenz<br />

wäre ein dramatischer Verlust von Arbeitsplätzen<br />

in Maglaj und der Region gewesen.<br />

Ein Neubau des Werkes war wirtschaftlich nicht<br />

vertretbar. Die gesamten Projektkosten <strong>für</strong> die<br />

Wiederinbetriebnahme wurden ursprünglich mit<br />

EUR 65 Mio. (equipment und working capital)<br />

beziffert. Schlussendlich wurden mehr als EUR<br />

109 Mio. in das Werk investiert. Der größte Teil<br />

davon als Investition in das Anlagevermögen,<br />

das sich damit stark erhöht hat.<br />

Aufgrund der speziellen Papierqualität die das<br />

Werk liefert ist es innerhalb der Hayat Gruppe<br />

von strategischer Bedeutung.<br />

Die technische Fertigstellung hat sich um 2 Jahre<br />

verzögert. Laut Auskunft der EBRD kann<br />

Natron Hayat seine Kredite noch immer nicht<br />

aus dem Cashflow bedienen.<br />

Natron-Hayat wurde in den letzten Monaten hart<br />

von der Wirtschaftskrise getroffen und konnte<br />

deshalb die Planzahlen und den erwarteten<br />

finanziellen Erfolg bei weitem nicht erreichen.<br />

Im Juni 2009 wurde ein neuer international sehr<br />

erfahrener Manager als neuer Generaldirektor<br />

bestellt. Er setzt auf hohe Produktqualität und<br />

Ausbau neuer Märkte. Seither haben sich die<br />

Ergebnisse von Natron-Hayat etwas verbessert,<br />

neue Kundengruppen konnten erschlossen<br />

werden.<br />

Heute beschäftigt Natron-Hayat etwa 850 Mitarbeiter.<br />

Die Arbeitsplätze dürften durch die<br />

hohen Investitionen und die Modernisierung<br />

längerfristig gesichert sein. Neben den direkt im<br />

Werk beschäftigten MitarbeiterInnen profitieren<br />

indirekt etwa 2.000 Menschen von der<br />

Modernisierung (z.B. Zulieferer).<br />

Die offizielle Arbeitslosenrate in BiH beträgt<br />

etwa 20%, inoffiziell soll sie um die 40% liegen.<br />

Die Situation in Maglaj entspricht dabei dem<br />

Landesdurchschnitt.<br />

Ökologie<br />

Die ersten Umweltgesetze in BiH wurden 2003<br />

erlassen, wobei ein Endtermin zur Umsetzung<br />

der eingeforderten Umweltauflagen bis Ende<br />

2008 festgesetzt wurde. Dieser Endtermin wurde<br />

zwischenzeitig auf den 1.1.2011 verschoben.<br />

Da die existierenden Anlagen des Werkes die<br />

europäischen Grenzwerte und BAT Standards<br />

nicht erreichten, hat Natron-Hayat gemeinsam<br />

mit der EBRD einen Umweltaktionsplan (Environmental<br />

Action Plan (EAP)) erstellt, der<br />

langfristig die Einhaltung der Standards<br />

sicherstellen soll. Der überwiegende Teil der<br />

Maßnahmen wurde bereits umgesetzt. Zu den<br />

offenen Punkten zählen u.a. die Erweiterung und<br />

Absicherung des Aschelagers, die Verbesserung<br />

des Abfallmanagements am Standort und die<br />

Optimierung der Abfalldeponie. Ebenso ist die<br />

Einführung eines Umweltmanagementsystems<br />

nach ISO 14.001 bis Ende 2011(ursprünglich<br />

2008) geplant. Seit Juni 2009 ist ein eigener<br />

Umweltmanager installiert. In ihrem<br />

Abschlussbericht hat die EBRD festgestellt, dass<br />

die Umsetzung des EAPs sehr gut voran geht.<br />

Natron-Hayat ist nach der Modernisierung der<br />

erste größere Industriebetrieb in BiH, der eine<br />

Umweltlizenz erhalten hat. Das Umweltministerium<br />

hat 2008 auf Basis des EAP eine Genehmigung<br />

auf 5 Jahre erteilt. Bis dahin müssen sämtliche<br />

Umweltauflagen erfüllt werden. Schon<br />

heute werden nahezu alle Auflagen erfüllt.<br />

Rohstoffe<br />

Ein wesentlicher Umweltaspekt ist die nachhaltige<br />

Rohstoffversorgung mit Holz. 2006<br />

haben die Österreichischen Bundesforste (ÖBF)<br />

<strong>für</strong> die EBRD eine Studie zur nachhaltigen<br />

Forstbewirtschaftung in BiH erstellt.<br />

Natron-Hayat hat keinen eigenen Forst und auf<br />

Grund des Zerfalles des ehemaligen Jugoslawiens<br />

Probleme mit der Rohstoffversorgung.<br />

Zwei Drittel des Holzes stammen aus staatlichen<br />

Forstbetrieben der Federation BiH, ein Drittel<br />

aus der Republic Srpska. Fehlende Holzmengen<br />

müssen z.B. aus Russland importiert werden.<br />

Seite 34 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Abbildung 28: Trockenzone (drying section) der<br />

erneuerten Papiermaschine 4<br />

Abbildung 29: Die Produktionshalle wurde renoviert<br />

und ausgemalt, dadurch verbesserte<br />

Arbeitsbedingungen durch mehr Helligkeit.<br />

Abbildung 30: Sheet forming Section der<br />

Papiermaschine 4 (Lieferung von Andritz)<br />

Abbildung 31: Rollen und Verpackung des<br />

Endproduktes<br />

Abbildung 32: Lagerplatz der Holzchips<br />

Seite 35 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Eine der Auflagen im EAP 12 war die Ausarbeitung<br />

eines Holzbeschaffungsplanes, der eine<br />

ordnungsgemäße Holzversorgung (d.h. Holz<br />

aus nachhaltiger Forstwirtschaft) sicherstellt.<br />

Dieser Plan wurde umgesetzt. Ein interner<br />

Beschaffungsprozess <strong>für</strong> „sustainable wood<br />

procurement“ ist schriftlich festgelegt.<br />

Von den bezogenen Holzlieferungen haben etwa<br />

65% eine FSC Zertifizierung. Natron-Hayat ist<br />

aktiv mit den Lieferanten in Verhandlung und<br />

wirkt auf diese ein, eine FSC Zertifizierung<br />

durchführen zu lassen. Als weiterer Rohstoff<br />

kommt Altpapier zum Einsatz.<br />

Die Prozesseffizienz wurde beim Einsatz von<br />

Holz pro Tonne Sackpapier um ca. 15% verbessert.<br />

Energie<br />

Hauptenergiequelle des Werkes ist Kohle, die<br />

aus einem nahegelegenen Kohlerevier stammt.<br />

Die Verbesserung der Energieeffizienz zählt zu<br />

den größten Prioritäten. Das Potenzial ist enorm.<br />

In der Projektentwicklungsphase wurde ein<br />

detailliertes Energieaudit mit zahlreichen Verbesserungsvorschlägen<br />

ausgearbeitet. Das Einsparpotenzial<br />

betrug mehr als 30%. Davon<br />

wurde im Zuge der Modernisierung bereits<br />

einiges realisiert.<br />

Wasser<br />

Natron-Hayat liegt am Fluss Bosna. Die Stadt<br />

Maglaj liegt ca. 2 km vom Werk flussabwärts<br />

entfernt. Der Fluss Bosnia hat eine sehr schlechte<br />

Wasserqualität (Wassergüteklasse 3 von 4).<br />

Ein Teil des von Natron-Hayat aufbereiteten<br />

Wassers wird an die Stadt als Frischwasser abgegeben.<br />

Eine wesentliche Verbesserung im Zuge der<br />

Modernisierung war die Errichtung einer neuen<br />

Abwasserreinigungsanlage (BARA). Davor existierte<br />

eine alte Kläranlage, die seit 1992 nicht<br />

mehr in Betrieb war. Mit der neuen BARA werden<br />

alle Grenzwerte eingehalten. Es ist fast bemerkenswert,<br />

dass die Qualität des Abwassers<br />

12 Environmental Action Plan<br />

nach der Abwasserreinigung besser ist als die<br />

Wasserqualität des Flusswassers, das das Werk<br />

<strong>für</strong> die Produktion bezieht.<br />

Die Prozessverbesserungen haben zu einer erheblichen<br />

Reduktion des Wasserverbrauches geführt<br />

(von 70 m³ Wasser auf 15 m³ pro Tonne<br />

Papier). Die Verbrauchswerte entsprechen mittlerweile<br />

fast BAT 13 -Standard.<br />

Abfalle und Emissionen<br />

Ein großes Potenzial liegt im betriebsinternen<br />

Abfallmanagement und der Abfallentsorgung.<br />

Am Betriebsgelände hat sich über die Jahre viel<br />

Müll (ausrangierte Anlagenteile, etc.) angesammelt.<br />

Teilweise tritt Altöl aus und verunreinigt<br />

den Boden.<br />

Ein Großteil der Produktionsabfälle (Asche aus<br />

der Kohlebefeuerung, organische Abfälle aus<br />

der Produktion, Rinden, etc.) wird deponiert.<br />

Eine Erweiterung und Absicherung des Aschelagers<br />

sowie die Optimierung der Abfalldeponie<br />

sind geplant (Teil des EAPs).<br />

Langfristig ist eine kalorische Verwertung der<br />

organischen Abfälle (z.B. aus der BARA) angedacht.<br />

Hauptquelle <strong>für</strong> Luftemissionen sind die mit<br />

Kohle befeuerten Dampfkessel, die Recovery<br />

Boiler und die Kalköfen.<br />

Letztere wurden im Rahmen der Modernisierung<br />

mit elektrostatischen Filteranlagen ausgestattet.<br />

Durch die Optimierung des Verbrennungsprozesses<br />

wurden die Luftemissionen erheblich verringert.<br />

Auch die gesteigerte Energieeffizienz<br />

reduziert die Schadstoffemissionen durch verminderten<br />

Brennstoffeinsatz.<br />

Die Gesamtemissionssituation hat sich im Vergleich<br />

zum alten Werk deutlich verbessert, zumal<br />

auch 2 der 3 Zellstoffproduktionslinien stillgelegt<br />

wurden.<br />

Da der Betriebsstandort weder verlagert noch<br />

ausgeweitet wurde, gibt es keine zusätzliche Beeinträchtigung<br />

von Naturraum.<br />

13 BAT = Best Available Technology<br />

Seite 36 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Soziales<br />

Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Gesundheit & Arbeitssicherheit<br />

Die Modernisierung der Fabrik führte zu einer<br />

deutlichen Verbesserung der Lebensqualität <strong>für</strong><br />

die umliegende Bevölkerung. Die Lärmbelastung<br />

liegt im Rahmen der Grenzwerte und ist<br />

gegenüber früher auch deutlich geringer. Es gab<br />

nur eine Anrainerbeschwerde wegen Lärm.<br />

Die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter-<br />

Innen hat beim Management hohe Priorität. Es<br />

gibt ein Handbuch zur Unfallpräventition und<br />

allgemeine Sicherheitregeln sowie genaue Aufzeichnungen<br />

und Auswertungen der Arbeitsunfälle.<br />

Dennoch gibt es noch genug Verbesserungspotenzial.<br />

Die Einführung eines Gesundheits-<br />

und Sicherheits-Managementsystems nach<br />

OHSAS 18.000 ist <strong>für</strong> 2010 geplant.<br />

Derzeit ist ein Katastrophenschutzprogramm in<br />

Erarbeitung, um den Einsatz von Rettung,<br />

Feuerwehr und Polizei besser zu koordinieren.<br />

Arbeitssituation<br />

Sozial- und Pensionsversicherung entsprechen<br />

den gesetzlichen Verpflichtungen, ebenso die<br />

arbeitsrechtliche Situation, etwa bei der Einhaltung<br />

der Arbeitszeiten.<br />

Das Bruttogehalt bei Natron-Hayat beträgt etwa<br />

EUR 600,- (EUR 350,- netto) und liegt damit ca.<br />

15% unter dem Landesdurchschnitt. Mehrarbeit<br />

wird abgegolten.<br />

Es gibt eine gewerkschaftliche Vertretung, mit<br />

der das Management ein gutes Einvernehmen<br />

hat.<br />

Information und Bürgerbeteiligung<br />

Im Zuge der Projektplanung wurde eine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

(EIA) durchgeführt.<br />

Das Bürgerbeteiligungsverfahren wurde vom<br />

Umweltministeriums koordiniert, die EIA auf<br />

deren Website in Landessprache veröffentlicht.<br />

Es gab keine Einwendungen. Laut EBRD gilt<br />

das Natron-Hayat Werk in Maglaj, als eine der<br />

wenigen erfolgreichen Privatisierungen. Bis dato<br />

gab es keine negative Medienberichterstattung.<br />

Rehabilitierung einer Papiermaschine und<br />

Modernisierung der Zellstoffproduktion von<br />

Natron-Hayat – Ergebnisse im Überblick<br />

Ökonomisch<br />

� Niedrige Fixkosten und hohe Verfügbarkeit<br />

lokaler Rohstoffe (Holz, Kohle)<br />

� Erhebliche Qualitätsverbesserung und<br />

Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch<br />

Modernisierung der PM und anderer Anlagen<br />

� Schwieriges Marktumfeld (neue Märkte,<br />

Wirtschaftskrise)<br />

� Rund 1000 Arbeitsplätze erst durch<br />

Investition gesichert<br />

Ökologisch<br />

� Erhebliche Reduzierung der Umweltbelastung<br />

vor allem im Abwasserbereich (alle<br />

Grenzwerte werden eingehalten)<br />

� Große Verbesserungspotenziale bei Energieeffizienz<br />

und Abfallmanagement<br />

� BAT 14 Standard im Fokus (z.B. Reduktion<br />

des Wasserverbrauchs von 70 auf 15 m³/t)<br />

� Holzbeschaffung aus nachhaltiger Forstwirtschaft<br />

(ca. 65% FSC zertifiziert)<br />

Sozial<br />

� Sicherheitsmanagement nach OHSAS<br />

ISO 18001 in Vorbereitung<br />

� Gehälter im regionalen Durchschnitt, aber<br />

unter Landesdurchschnitt<br />

� Frischwasserversorgung <strong>für</strong> die Stadt Maglaj<br />

Weitere Erkenntnisse<br />

� Grundtenor: „Natron-Hayat ist eine Erfolgsgeschichte“<br />

> keine negativen Medienberichte<br />

� EIA mit Stakeholder-Partizipation durch<br />

lokalen Berater betreut<br />

� Auflagen erfüllt bei technischer Abnahme<br />

durch die EBRD im Juli 2009<br />

14 BAT = Best Available Technology<br />

Seite 37 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Errichtung, Ausbau und<br />

Erneuerung der Wasserversorgungsanlage<br />

Grude<br />

Zielland: Bosnien-Herzegowina<br />

Exporteur: Tiroler Röhren- und Metallwerke<br />

Vertragspartner: Gemeinde Grude<br />

Vertragswert: EUR 2,296.000,-<br />

Garantieart: Soft Loan<br />

Projektbeschreibung<br />

In der Gemeinde Grude und den umliegenden<br />

Regionen Sovici, Dragicina, Donji, Mamici,<br />

Boranja, Blazevici fehlte eine ausreichende<br />

Trinkwasserversorgung. Nur ein kleiner Teil des<br />

Gebietes wurde durch ein altes Trinkwassernetz<br />

versorgt, viele Objekte nur durch Hausbrunnen,<br />

welche sowohl in qualitativer als auch in quantitativer<br />

Hinsicht ein Gesundheitsrisiko darstellten.<br />

Außerdem stellte die fehlende Wasserversorgung<br />

auch ein wesentliches Hindernis <strong>für</strong> die<br />

wirtschaftliche Entwicklung der Region dar. Der<br />

Ausbau der Trinkwasserversorgung war daher<br />

das primäre Anliegen der Bevölkerung.<br />

Aufgrund der geologischen Verhältnisse in dieser<br />

Region - steile Topographie und felsiger Untergrund<br />

- war die richtige Auswahl des Rohrmaterials<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

Für den österreichischen Anbieter, Tiroler Röhren-<br />

und Metallwerke AG (TRM), sollte gegenständliches<br />

Projekt als Schlüsselprojekt <strong>für</strong><br />

einen Markteintritt in BiH dienen. Die weiteren<br />

Marktchancen <strong>für</strong> TRM wurden auf Grund des<br />

großen Bedarfes sowie der schwierigen Geologie<br />

und Topographie in BiH als sehr gut eingestuft.<br />

Als Sublieferanten waren am Projekt größtenteils<br />

österreichische Firmen beteiligt: ÖSTAP<br />

Engineering & Consulting, Pipelife Austria,<br />

sowie Hawle Armaturenwerke. Der Auftrag <strong>für</strong><br />

die Durchführung der nötigen Bauarbeiten<br />

wurde über eine lokale Ausschreibung an den<br />

Bestbieter, die Fa. Hering d.o.o., vergeben.<br />

Gegenständliches Projekt kann insgesamt zum<br />

Großteil als österreichische Wertschöpfung<br />

gewertet werden.<br />

Seite 38 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Projektstatus<br />

Zum Zeitpunkt unserer Überprüfung war das<br />

Projekt bereits erfolgreich abgeschlossen und<br />

der als Monitoring-Auflage geforderte <strong>Endbericht</strong><br />

erstellt (ÖSTAP Engineering & Consulting<br />

GmbH, 25. Februar 2008). Erforderliche<br />

Druckprüfungen waren durchgeführt und die<br />

ordnungsgemäße Errichtung der Anlage ist<br />

durch ein offizielles Schreiben der Gemeinde<br />

Grude bestätigt.<br />

Das Sekundärnetz in der Gemeinde Grude wurde<br />

zwischenzeitig ebenfalls erweitert, wobei die<br />

Arbeiten in den Gemeindeteilen „Visnjica“ und<br />

„Tiahljina“ noch zu leisten sind. Den ursprünglichen<br />

Fertigstellungstermin hat die Gemeinde<br />

von Ende 2010 auf 2011 bis 2012 verschoben.<br />

Dies auf Grund der allgemeinen schwierigen<br />

Finanzsituation.<br />

Ergebnisse<br />

Eine Evaluierung des Projektes vor Ort war aus<br />

zeitlichen Gründen nicht möglich. Die dargestellten<br />

Ergebnisse basieren auf den bereitgestellten<br />

Unterlagen sowie auf Telefoninterviews<br />

mit den Tiroler Röhren- und Metallwerken und<br />

dem Bürgermeister von Grude, sowie einer<br />

Besprechung mit einem Mitarbeiter der Außenhandelsstelle<br />

in Sarajevo im Zuge des Besuchs<br />

bei Natron Hyat.<br />

Ökonomie<br />

Das Projekt mit einem Investitionsvolumen von<br />

rund 2,3 Millionen Euro wurde von der Gemeinde<br />

Grude mit Hilfe eines Kredites der OeKB<br />

finanziert, der zu günstigen Soft Loan Konditionen<br />

vergeben wurde. Es war das erste österreichische<br />

Soft Loan Projekt in Bosnien-Herzegowina<br />

.<br />

Die Wasserversorgungsanlage in Grude wurde<br />

zu einem Vorzeigeprojekt. Viele Vertreter anderer<br />

Gemeinden aus Bosnien-Herzegowina sind<br />

nach Grude gekommen und haben sich nach<br />

dem Projekt und dessen Umsetzung erkundigt.<br />

Die Tiroler Röhren- und Metallwerke (TRM),<br />

ÖSTAP sowie die weiteren am Projekt beteiligten<br />

österreichischen Unternehmen schafften mit<br />

Hilfe dieses Projektes den Markteintritt in Bosnien-Herzegowina<br />

und konnten zwischenzeitig<br />

mehrere vergleichbare Projekte abwickeln.<br />

Die Mitarbeiter der lokalen Baufirma wurden<br />

von TRM und ÖSTAP geschult und bei der<br />

Bauausführung begleitet, sodass hier auch ein<br />

entsprechender Know How Transfer im Zielland<br />

erfolgte.<br />

Die Verbesserung der Trinkwasserversorgung<br />

schafft auch Anreiz zur Ansiedelung von Gewerbe-<br />

und Industriebetrieben. Diese verbessert<br />

die Arbeitsmarktsituation, wirkt einer Abwanderung<br />

aus dem Gebiet entgegen und sichert damit<br />

die Siedlungsfähigkeit der Region.<br />

Als weitere Verbesserung der Infrastruktur in<br />

der Region ist der Ausbau der Kanalisation in<br />

Grude angedacht, dieses Projekt wurde jedoch<br />

auf Grund der Finanzkrise auf unbestimmte Zeit<br />

verschoben.<br />

Ökologie<br />

Im Zuge der Verlegung des Wasserrohre waren<br />

Grabungsarbeiten notwendig, die zu einer entsprechenden<br />

temporären und beschränkten Umweltbelastung<br />

führten. Die Wasserrohre wurden<br />

mit einer Zementmörtel-Innenbeschichtung<br />

ausgekleidet. Der Sand dazu ist frei von Bindemitteln<br />

und chemischen Zusätzen. Mit Wahl des<br />

Rohres bzw. der Rohrverbindung der TRM<br />

konnte eine Sandbettung eingespart werden.<br />

Die eingesetzten Gussrohre der Firma „Tiroler<br />

Röhren- und Metallwerke AG“ werden aus<br />

Recyclingeisen erstellt, sind selbst wieder voll<br />

recyclebar, haben eine Lebensdauer von 100<br />

Jahren, erfordern nur einen schmalen Grabenaushub,<br />

ermöglichen eine rasche Verlegung und<br />

eine sofortige Rekultivierung.<br />

Soziales<br />

Die sichere Versorgung mit gutem Trinkwasser<br />

ist Grundvoraussetzung <strong>für</strong> die Entwicklung<br />

einer Region und damit ein zentrales Anliegen<br />

jeder Gemeinde.<br />

Vor Beginn des Projektes gab es in Grude in 10<br />

Ortteilen 3.279 Hausanschlüsse <strong>für</strong> insgesamt<br />

11.430 Einwohner. In diesem Gebiet wurde das<br />

Seite 39 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Wasserleitungsnetz erweitert und 760 neue<br />

Hausanschlüsse geschaffen. Des Weiteren wurden<br />

in 7 bislang nicht versorgten Ortschaften ein<br />

neues Wasserleitungsnetz geschaffen und 1.725<br />

Hausanschlüsse <strong>für</strong> insgesamt 6.800 Einwohner<br />

hergestellt.<br />

Die Gemeinde Grude liegt nahe der kroatischen<br />

Grenze und ist laut Volkszählung von 1991 zu<br />

99,77% von bosnischen Kroaten besiedelt. Bosnische<br />

Serben oder Muslime haben sich nicht<br />

angesiedelt. Ungleichbehandlungen aufgrund<br />

ethnischer Herkunft gibt es daher nicht.<br />

Laut Aussage des Bürgermeisters von Grude ist<br />

die Agrarproduktion auf Grund der verbesserten<br />

Wasserqualität gestiegen und die Bevölkerung<br />

mit der Verbesserung der Situation sehr<br />

zufrieden.<br />

Errichtung, Ausbau und Erneuerung der<br />

Wasserversorgungsanlage Grude –<br />

Ergebnisse im Überblick<br />

Ökonomisch<br />

� Grundlage <strong>für</strong> ökonomische Entwicklung der<br />

Gemeinde geschaffen<br />

� Agrarproduktion in Grude durch verbesserte<br />

Wasserversorgung angestiegen<br />

� Erfolgreicher Markteintritt <strong>für</strong> österreichische<br />

Unternehmen in Bosnien-Herzegowina,<br />

Folgeprojekte bereits akquiriert und abgewickelt<br />

Ökologisch<br />

� Temporäre und beschränkte Umweltbelastung<br />

durch Bauarbeiten<br />

� Gussrohre ökologisch verträglich<br />

Sozial<br />

� Versorgung mit sauberem Trinkwasser <strong>für</strong><br />

einen Großteil der Bevölkerung sichergestellt<br />

� Verbesserung der Lebensqualität –<br />

Zufriedenheit der Bevölkerung erhöht<br />

Seite 40 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Ergebnisse der Projektanalyse<br />

Hoher Informationsgewinn durch Vor-Ort<br />

Besuch mit erweitertem Analyseraster<br />

Verständnis <strong>für</strong> Projektkontext<br />

Für die untersuchten Projekte wurde im Zuge<br />

unserer Recherchen eine Vielzahl von Informationen<br />

zusammengetragen, die im Projektscreening<br />

noch nicht verfügbar waren. Für das Projekt<br />

Trinkwasserversorgung Grude gilt das nur eingeschränkt,<br />

weil hier ja kein Vor-Ort-Besuch<br />

möglich war.<br />

Die Kooperationsbereitschaft sowohl der österreichischen<br />

Exporteure als auch von deren Kunden<br />

und den anderen beteiligten Personen ermöglichte<br />

es, die meisten zutreffenden Punkte<br />

unseres erweiterten Analyserasters zu diskutieren.<br />

So konnten vor allem der Bereich<br />

Soziales, aber auch einige makroökonomische<br />

Aspekte bewertet werden.<br />

Die Vor-Ort Besuche erhöhen den Bezug zum<br />

Projekt sehr stark. Das dadurch erzielbare Verständnis<br />

<strong>für</strong> den Projektkontext verbessert die<br />

Bewertung von Sachinformationen erheblich.<br />

Allerdings erhöht das natürlich auch die Kosten.<br />

Keine negativen Überraschungen vor Ort,<br />

ex-ante Bewertung zutreffend.<br />

Trotz des hohen Informationsgewinns ist festzuhalten,<br />

dass wir bei keinem der untersuchten<br />

Projekte auf Sachverhalte gestoßen sind, die die<br />

positive Prüfung durch die OeKB in Frage gestellt<br />

hätten. Die ex-ante Bewertungen waren <strong>für</strong><br />

die untersuchten Fragen zutreffend. Aber auch<br />

im erweiterten Analyseraster gab es keine<br />

kritischen Fakten.<br />

Positive Auswirkungen überwiegen insgesamt<br />

deutlich.<br />

Die untersuchten Projekte haben in allen drei<br />

Nachhaltigkeitskategorien Ökonomie, Ökologie<br />

und Soziales zahlreiche positive Auswirkungen,<br />

insbesondere vor dem Hintergrund des jeweiligen<br />

möglichen und erwartbaren Einflusses, den<br />

der Garantienehmer auf sein Projekt hat.<br />

Für die Kraftwerkskaskade an der Dolna Arda<br />

beispielsweise wäre eine weitergehende gewässerökologische<br />

Analyse samt Verbesserungsmaßnahmen<br />

denkbar gewesen, aber außerhalb<br />

des Einflussbereiches des Exporteurs Andritz<br />

Hydro. Dagegen sind die Erneuerung der Turbinen<br />

und die Kapazitätsausweitung auch ohne<br />

diese Maßnahmen ökologisch sinnvoll.<br />

Die Lieferungen von Andritz <strong>für</strong> das Papier- und<br />

Zellstoffwerk Natron-Hayat sind Teil eines Modernisierungsprogramms,<br />

das das Werk mittelfristig<br />

ökonomisch absichert. Durch die gute<br />

Kunden-Lieferantenbeziehung konnten auch<br />

technische Maßnahmen realisiert werden, die<br />

über den ursprünglichen Auftrag hinaus die<br />

Umweltbelastung reduzieren und die Arbeitssicherheit<br />

verbessern. Die Gestaltung der Arbeitsbedingungen<br />

oder der Holzeinkäufe liegt<br />

aber naturgemäß weit außerhalb des Einflussbereiches<br />

des österreichischen Exporteurs. Bei<br />

einigen Kriterien gibt es auch zum Teil große<br />

Verbesserungspotenziale, die meist erkannt werden<br />

und deren Umsetzung konkret geplant ist.<br />

Einflussmöglichkeiten sind vor allem bei<br />

Beteiligungen und Soft Loans gegeben.<br />

Die größten Gestaltungsmöglichkeiten hat der<br />

Garantienehmer bei einer Mehrheitsbeteiligung,<br />

wie sich im Falle des Magnesitwerkes Dashiqiao<br />

gezeigt hat. RHI hat diese auch genutzt und ein<br />

Werk errichtet, das weitgehend europäischen<br />

Standards entspricht. Das gilt <strong>für</strong> die ökologischen<br />

wie auch <strong>für</strong> die sozialen Aspekte,<br />

basierend natürlich auf den chinesischen<br />

Rahmenbedingungen.<br />

Bei der Vergabe von Soft Loans sind die Einflussmöglichkeiten<br />

deutlich weiterreichend als<br />

im „normalen“ kommerziellen Projektgeschäft -<br />

da hier Österreich der Kreditgeber ist - und<br />

könnten entsprechend genutzt werden.<br />

Mehr dazu im Kapitel Empfehlungen auf<br />

Seite 46.<br />

Seite 41 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Stakeholder-Dialog<br />

Im Rahmen des Projektes wurden ausgewählte<br />

Stakeholder aus den Bereichen Umwelt, Entwicklungspolitik,<br />

Menschenrechte befragt.<br />

Ziel der Befragung war deren Einschätzung zu<br />

folgenden Fragen<br />

� Welche generellen Forderungen werden an<br />

das österreichische Ausfuhrförderungsverfahren<br />

gestellt?<br />

� Was sind aus Sicht der Stakeholder sensible<br />

Projekte? Wie können diese identifiziert<br />

werden? Anhand welcher Kriterien?<br />

� Wie werden die bestehenden Kriterien und<br />

Verfahren zur Projektbewertung im Hinblick<br />

auf die Einschätzung der ökologischen, sozialen<br />

und ökonomischen Auswirkungen in<br />

den Zielländern beurteilt? Wo gibt es Verbesserungspotenziale?<br />

� Welche Aspekte sollten bei einer ex-post<br />

Prüfung berücksichtigt und wie könnten<br />

diese ermittelt werden?<br />

Für die Stakeholder-Interviews wurden vor<br />

allem jene Organisationen repräsentativ ausgewählt,<br />

die mit der Materie gut vertraut sind<br />

und in den letzten Jahren aktiv Forderungen<br />

gestellt haben.<br />

Gespräche gab es mit:<br />

� ECA Watch Österreich<br />

� Arbeiterkammer<br />

� KOO - Koordinierungsstelle der<br />

Österreichischen Bischofskonferenz<br />

� Ludwig Boltzmann Institut <strong>für</strong><br />

Menschenrechte<br />

Neben österreichischen Stakeholdern wurde zusätzlich<br />

versucht bei den ausgewählten Projekten<br />

vor Ort in den Zielländern mit NGOs Gespräche<br />

zu führen, um deren Einschätzung zu<br />

den Projekten zu erörtern. Dies gelang aber nur<br />

in Bulgarien 15 .<br />

Ergänzend zu den Stakeholder-Interviews wurde<br />

eine Internetrecherche durchgeführt um aktuelle<br />

nationale Forderungen, kritische Themen und<br />

sensible Projekte zu identifizieren. Neben den<br />

generellen Forderungen zur Erhöhung der Umwelt-<br />

und Sozialstandards ist vor allem das Ilisu-<br />

Staudamm Projekt omnipräsent. Wie bereits im<br />

Kapitel Projektauswahl dargestellt, wurde das<br />

Ilisu-Staudamm Projekt in dieser Studie bewusst<br />

nicht behandelt.<br />

Ein weiteres aktuell sehr kritisch diskutiertes<br />

Vorhaben ist eine Zellstofffabrik in Tasmanien,<br />

an deren Errichtung ich auch österreichische Firmen<br />

beteiligen wollen. Vollständige, aktuelle<br />

und damit prüfbare Unterlagen zu diesem<br />

Projekt liegen in der OeKB bis dato nicht vor.<br />

Von anderen aktuellen bzw. abgeschlossenen<br />

Projekten der letzten fünf Jahre, die von der<br />

OeKB unter Garantie genommen wurden, lagen<br />

uns keine kritischen Kommentare oder Informationen<br />

vor.<br />

ECA Watch Österreich 16 hat als Koordinationsstelle<br />

von Umwelt-, Menschenrechts-, und Entwicklungsorganisationen<br />

(u.a. WWF, Global<br />

2000, attac, KOO, Südwind) im November 2009<br />

einen aktualisierten Forderungskatalog zur<br />

Novelle des österreichischen Ausfuhrförderungsverfahrens<br />

präsentiert. 17<br />

15 In Bulgarien wurde ein Gespräch mit Vertretern von WWF<br />

Bulgria, Green Policy Institute, Balkani Wildlife Society, National<br />

Museum of Natural History geführt. http://www.bluelink.net/en/<br />

16 http://www.eca-watch.at/index.html<br />

17 ECA Watch Österreich, NGO Forderungen -Novelle des<br />

österreichischen AusfuhrförderungsverfahrensNovember 2009<br />

Seite 42 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Die Hauptforderungen sind:<br />

1. Umweltprüfung gesetzlich verankern<br />

2. Menschenrechtsprüfung<br />

3. Transparenz verbessern –<br />

Konsultationsfrist ausweiten<br />

4. Internationale Vereinbarungen achten<br />

5. Klare Ausschlusslisten<br />

6. Klimaschutz<br />

7. Korruption bekämpfen<br />

8. Keine Entschuldungen als EZA<br />

9. Kohärenz mit EZA-Gesetz: Nachhaltige<br />

Entwicklung und Partizipation d.<br />

Betroffenen<br />

10. Internationale Forderung: OECD<br />

Leitsätze achten<br />

Der Forderungskatalog spiegelt im Wesentlichen<br />

auch das Themenspektrum unserer Gespräche<br />

wider. Im Folgenden sind die Ergebnisse<br />

der Stakeholder-Interviews mit deren<br />

wichtigsten Anliegen zusammengefasst.<br />

Die wichtigsten Anliegen der<br />

Stakeholder<br />

Ausweitung der Bewertungskriterien<br />

im Bereich Soziales<br />

Die Notwendigkeit, das Projekt-Prüfverfahren<br />

um soziale Aspekte auszuweiten, war einhelliges<br />

Anliegen allen befragten Stakeholder. Die<br />

Bandbreite der vorgeschlagenen Bewertungskriterien<br />

ist allerdings sehr groß und reicht von<br />

innerbetrieblichen ArbeitnehmerInnenrechten<br />

und Beschäftigungsbedingungen über Menschenrechtsfragen<br />

bis zur Beeinträchtigung von<br />

Kulturgütern.<br />

Den meisten Stakeholdern ist aber durchaus<br />

bewusst, dass die Möglichkeit zur Einflussnahme<br />

seitens des Exporteurs und der OeKB<br />

unterschiedlich ist. Hier muss zwischen Direktinvestitionen<br />

bzw. Joint Ventures (JV) und<br />

Exporten von Gütern und Dienstleistungen<br />

unterschieden werden. Bei letzerem sind die<br />

Einflussmöglichkeiten des Exporteurs in der<br />

Regel sehr gering bzw. gar nicht gegeben.<br />

Exportgeschäfte sind jedoch nicht immer eindeutig<br />

definiert. Es gibt eine „schwimmende<br />

Grenze“ zwischen Warenexport und Investitionen.<br />

Das ist beispielsweise der Fall, wenn<br />

sich eine langfristige Geschäftsbeziehung zwischen<br />

dem österreichischen Exporteur und dem<br />

ausländischen Kunden gebildet hat, die mit Hilfe<br />

der österreichischen Exportgarantie möglich<br />

wurde. Hier sollte der Exporteur verpflichtet<br />

werden, auf die Einhaltung entsprechender<br />

soziale und ökologische Standards beim Kunden<br />

hinzuwirken.<br />

Direktinvestition bzw. Joint Ventures bieten<br />

grundsätzlich mehr Handlungsspielraum. Kernarbeitsnormen<br />

und Menschenrechte müssten<br />

eingehalten werden. Der Investor müsste sich<br />

verpflichten, vor Ort einen Verhaltenskodex mit<br />

Mindeststandards anzuwenden. Ebenso müsste<br />

gewährleistet sein, dass die OECD MNE Guidelines<br />

eingehalten werden, was mit Hilfe entsprechender<br />

Monitoringauflagen auch überprüft<br />

werden kann.<br />

Es wurde angeregt, <strong>für</strong> die wichtigsten Exportländer<br />

ein menschenrechtliches Länderprofil<br />

als Hilfsmittel <strong>für</strong> eine erste Bewertung durch<br />

die OeKB zu erstellen. Damit lassen sich bereits<br />

im Vorfeld die <strong>für</strong> ein Zielland kritischen Menschenrechtsthemen<br />

identifizieren. Bei Großprojekten,<br />

die sich in Konfliktregionen befinden<br />

bzw. in Regionen, in denen die Unterdrückung<br />

politischer und ziviler Rechte zu vermuten ist,<br />

oder bei denen größere Umsiedlungen nötig<br />

sind, sollte eine Menschenrechtsanalyse <strong>für</strong> das<br />

konkrete Projekt durchgeführt und entsprechende<br />

Monitoringauflagen festgelegt werden.<br />

Standardisierung der Umweltverträglichkeitsstudien<br />

(EIA)<br />

Eine Umweltverträglichkeitsstudie soll genauso<br />

wie eine UVP in Österreich ganz klaren standardisierten<br />

Vorgaben entsprechen, um eine<br />

qualitativ hochwertige und umfassende Evaluierung<br />

sicherzustellen (vor allem bei Großprojekten).<br />

Als Vergleichswerte sollten nicht allein<br />

die Weltbankstandards sondern sektorspezifische<br />

und international erprobte Best-Practice<br />

Standards zur Anwendung kommen.<br />

Seite 43 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Die Qualität der Umweltverträglichkeitsstudien,<br />

die vom Projektwerber in Auftrag gegeben werden,<br />

wird unterschiedlich und insbesondere von<br />

den bulgarischen NGOs zum Teil als nicht sehr<br />

hoch beurteilt. Diese, so deren Erfahrung, entstünden<br />

nicht selten durch „copy & paste“ aus<br />

vorangegangenen Studien, ohne detailliert auf<br />

die spezifische Projektsituation einzugehen.<br />

Bemängelt wird vor allem, dass lokale Anspruchsgruppen<br />

zu wenig bzw. nicht rechtzeitig<br />

einbezogen werden. Manche Themen (z.B. Biodiversität)<br />

werden nicht oder nur oberflächlich<br />

behandelt. Eine frühzeitige Einbindung von<br />

Stakeholdern könnte auch die Qualität eventuell<br />

notwendiger Ausgleichsmaßnahmen verbessern<br />

(vor allem zur Erhaltung von Biodiversität) und<br />

deren Kosten reduzieren.<br />

Vor allem bei Großprojekten sollten bei EIAs<br />

unabhängige Experten beigezogen werden. Ist<br />

eine EIA vorzulegen, so müsste diese zur Gänze<br />

vor Vertragsunterzeichnung vorliegen und zur<br />

öffentlichen Einsichtnahme zur Verfügung<br />

stehen. Kritisch wird das Prinzip des „rolling<br />

plan“ mit laufenden Nachbesserungen (Evaluierung<br />

und Erfüllung von EIA-Aspekten im<br />

Zuge der Konstruktionsphase) gesehen.<br />

Kritisiert wurde auch, dass manche Exportländer<br />

da<strong>für</strong> bekannt sind, im Zuge von Projekten<br />

Naturschutzgebiete in Bauland umzuwidmen.<br />

Bei rechtzeitiger Einbindung lokaler NGOs<br />

können solche Missstände aufgezeigt werden.<br />

Es wurde angeregt, dass die österreichischen<br />

Außenhandelsstellen im Exportland als Vermittler<br />

zu lokalen NGOs fungieren sollten.<br />

Ex-Post Monitoring verstärken<br />

Bei sensiblen Projekten und solchen mit konkreten<br />

Monitoringauflagen wird eine ex-post<br />

Evaluierung vorgeschlagen, um die Qualität der<br />

Umsetzung nachträglich zu bewerten. Dies<br />

würde auch helfen, Projektannahmen z.B. in<br />

EIA Studien nachträglich zu verifizieren. Die<br />

Überprüfung der Einhaltung von Standards in<br />

den EIAs sollte durch eine neutrale und unabhängige<br />

Instanz durchgeführt werden.<br />

Mehr Transparenz und längere<br />

Konsultationsfristen<br />

Die bestehende Konsultationsfrist <strong>für</strong> Stakeholder<br />

von mindestens 30 Tagen wird in der<br />

Praxis als unzureichend gesehen. Insbesondere<br />

bei Großprojekten ist es nicht möglich, in dieser<br />

Zeit ein umfassendes Bild über das Projekt zu<br />

erlangen. Die Konsultationsfrist sollte auf 120<br />

Tage (wie etwa bei der Asian Development<br />

Bank) ausgeweitet werden. Generell wird eine<br />

möglichst frühzeitige Einbindung bei sensiblen<br />

Projekten gewünscht. Positiv herausgestrichen<br />

wurde das grundsätzlich gute und offene<br />

Gesprächsklima mit der OeKB.<br />

Dem hält die OeKB entgegen, dass <strong>für</strong> Kategorie<br />

A-Projekte die Projektinfos im Allgemeinen<br />

weit mehr als 30 Tage vor Commitment auf<br />

der OeKB website publiziert werden. Die 30<br />

Tage Frist soll beispielsweise verhindern, dass<br />

ein Exporteur, der kurzfristig ein Commitment<br />

abgeben muss, das nicht tun könnte, selbst wenn<br />

das Projekt bereits seitens Entwicklungsbanken<br />

zur Konsultation angeboten wurde.<br />

Vor der Haftungsübernahme sollen nicht nur<br />

Projekte mit der Umweltkategorie A, sondern<br />

auch solche mit B auf der Website der OeKB<br />

gelistet werden. Derzeit werden Projekte der<br />

Umweltkategorie B nach der Haftungsübernahme<br />

gelistet.<br />

Verbindliche Anforderungen bei<br />

Investitionen / Beteiligungen<br />

Zu verbindlichen Anforderungen sollten vor<br />

allem die bereits unter „Ausweitung der Bewertungskriterien<br />

im Bereich Soziales“ dargestellten<br />

Menschenrechtsstandards zählen. Darüber<br />

hinaus wird von den meisten Stakeholdern die<br />

verpflichtende Einhaltung der OECD Leitlinien<br />

<strong>für</strong> Multinationale Unternehmen als Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> eine Haftungsvergabe gesehen. Deren<br />

Einhaltung sollte auch überprüft werden.<br />

Derzeit müssen Garantienehmer zwar die Kenntnisnahme<br />

der OECD-Leitsätze <strong>für</strong> multinationale<br />

Unternehmen bestätigen und sich um deren<br />

Einhaltung bemühen, eine Sanktion selbst bei<br />

grober Nicht-Einhaltung gibt es nicht.<br />

Seite 44 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Weiters wird gefordert, dass Unternehmen, die<br />

gegen die OECD-Leitsätze <strong>für</strong> multinationale<br />

Unternehmen verstoßen, keine Projektgarantien<br />

mehr erhalten dürfen.<br />

Kohärenz der gesetzlich normierten Zielsetzungen<br />

sicherstellen (z.B. mit Entwicklungszusammenarbeit,<br />

Klimaschutz)<br />

Es wird kritisiert, dass das Ausfuhrförderungsgesetz<br />

(AusFG) auf die Verbesserung der direkten<br />

oder indirekten Verbesserung der Leistungsbilanz<br />

abzielt. Entwicklungspolitische<br />

bzw. klimapolitische Zielsetzungen sind nicht<br />

erwähnt.<br />

Hierzu merkt die OeKB an, dass laut AusFG den<br />

Projekten zur Verbesserung der Leistungsbilanz<br />

solche gleichstellt sind, deren Realisierung von<br />

österreichischem Interesse ist. Natürlich können<br />

dies Projekte mit ökologischen, entwicklungspolitischen<br />

und klimatischen Auswirkungen<br />

sein.<br />

Es wird gefordert, dass die Ziele der nachhaltigen<br />

Entwicklung im Sinne des Kohärenzgebots<br />

entsprechend des Entwicklungszusammenarbeitsgesetzes<br />

(EZA Gesetz §1) auch im Ausfuhrförderungsgesetz<br />

festgeschrieben und damit<br />

harmonisiert werden. Das Kohärenzziel wird in<br />

den „Common Approaches“ der OECD explizit<br />

angeführt. Durch die explizite Festschreibung ist<br />

das Augenmerk <strong>für</strong> nachhaltige Entwicklung<br />

stärker verankert.<br />

Es wurde auch darauf verwiesen, dass in anderen<br />

Ländern wie in Großbritannien und der<br />

Schweiz die Einhaltung des Kohärenzzieles Teil<br />

des Prüfverfahrens ist.<br />

Seite 45 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Erkenntnisse und Empfehlungen<br />

In den letzten Jahren wurde die Prüfung von<br />

Garantieanträgen nach dem Ausfuhrförderungsgesetz<br />

deutlich ausgeweitet und verbessert.<br />

Das Umweltprüfverfahren der Oesterreichischen<br />

Kontrollbank (OeKB), die im Auftrag<br />

des Finanzministerium die Projektbewertung<br />

durchführt, ist mittlerweile gut etabliert<br />

und umfasst ökologische und einige soziale<br />

Aspekte der eingereichten Projekte. Damit<br />

existiert eine gute Grundlage <strong>für</strong> eine umfassende<br />

Bewertung in den drei Nachhaltigkeitsbereichen<br />

Ökonomie, Ökologie und Soziales.<br />

Die folgenden Erkenntnisse und Empfehlungen<br />

zielen darauf ab, diese Instrumente weiterzuentwickeln.<br />

Diese stehen zum Teil im Spannungsfeld mit<br />

der Förderung der österreichischen Exportwirtschaft<br />

und anderen Anforderungen wie rasche<br />

Antragsabwicklung, Prüfkosten, Vertraulichkeit,<br />

Flexibilität u.a., sodass bei der Umsetzung<br />

eine entsprechende Interessenabwägung und<br />

Balance zu finden ist.<br />

Einflussmöglichkeiten beachten<br />

Wesentlich <strong>für</strong> die Frage, welche Anforderungen<br />

an einen Garantienehmer und dessen<br />

Projekt gestellt werden sollen und können, ist,<br />

welche Möglichkeiten dieser überhaupt hat, die<br />

Gestaltung seines Projektes zu beeinflussen.<br />

So werden diese bei Einzelgarantien in vielen<br />

Fällen in mehr oder minder hohem Ausmaß<br />

vom Kunden des Exporteurs bestimmt, im<br />

Falle von Beteiligungen durch die Anteilshöhe<br />

und den oder die Joint Venture Partner.<br />

Bei Greenfield-Projekten sind die Einfluss-<br />

und Gestaltungsmöglichkeiten in der Regel<br />

höher als bei bestehenden Anlagen. Exporteure<br />

in langfristigen Kunden-Lieferantenbeziehungen<br />

haben über ihr Vertrauensverhältnis<br />

meist mehr Einfluss als bei einem Neugeschäft.<br />

Insbesondere bei den Beteiligungen<br />

erscheint uns eine weitergehende Anwendung<br />

des Prüfverfahrens diskussionswert, weil hier<br />

die Einflussmöglichkeiten des Antragstellers in<br />

der Regel deutlich höher sind als bei Lieferungen<br />

von Produkten und Dienstleistungen.<br />

Wir empfehlen ein<br />

� vertieftes Prüfverfahren bei Garantien <strong>für</strong><br />

Beteiligungen analog zu Einzelgarantien.<br />

Projekttyp Einfluss-<br />

möglichkeit<br />

Mehrheitsbeteiligung Hoch<br />

Minderheitsbeteiligung mit<br />

operativer Führung<br />

Generalunternehmer<br />

Greenfield<br />

Generalunternehmer<br />

Brownfield<br />

Zulieferer Greenfield<br />

Zulieferer Brownfield<br />

Anlagenteile, Komponenten<br />

Abbildung 33: Einflussmöglichkeiten der<br />

Garantienehmer je nach Projekttyp<br />

Gering<br />

Soziale Nachhaltigkeit im Fokus<br />

Derzeit liegt der Fokus der Projektprüfung gemäß<br />

den OECD Empfehlungen auf ökologischen<br />

Aspekten. In letzter Zeit haben aber soziale<br />

Aspekte der Nachhaltigkeit deutlich an<br />

Bedeutung zugenommen, nicht zuletzt aufgrund<br />

der Diskussionen über CSR und Nachhaltigkeit<br />

auf Unternehmensebene in einem<br />

offenen, gesellschaftspolitischen Diskurs.<br />

Die soziale Verantwortung von Unternehmen,<br />

sowohl gegenüber der eigenen, nationalen Bevölkerung<br />

als auch gegenüber jener in den<br />

Export-Zielländern hat große Bedeutung<br />

erlangt. Die Einhaltung von Arbeitsnormen,<br />

Menschenrechten, entwicklungspolitischen<br />

Grundsätzen „wird entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />

– von der Rohstoffgewinnung<br />

in den Ursprungsländern über die Verarbeitung<br />

bis hin zum Gebrauch/Verbrauch von Gütern –<br />

Seite 46 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

zu einer Grundvoraussetzung <strong>für</strong> eine erfolgreiche<br />

und nachhaltige Außenwirtschaft, sowohl<br />

im Handel wie auch im Rahmen der<br />

österreichischen Direktinvestitionen“ 18 .<br />

Wir empfehlen<br />

� die verstärkte Berücksichtigung von Sozial-<br />

und Menschenrechtsaspekten (u.a. Gesundheit,<br />

Arbeitssicherheit, Arbeitsbedingungen,<br />

Bildung, Grundrechte) in der Projektbewertung<br />

insbesondere bei sensiblen Projekten..<br />

Qualitative Verbesserung der<br />

Bewertung<br />

Der Umfang und die Qualität der gelieferten<br />

Informationen in den Projektanträgen, auf<br />

Basis derer die Projekte bewertet werden, ist<br />

unterschiedlich. Das gilt auch <strong>für</strong> die Umweltverträglichkeitsstudien<br />

(Environmental Impact<br />

Assessment EIA), die bei Projekten der Umwelt-Kategorie<br />

A zwingend und bei B-Projekten<br />

optional erforderlich sind. Es dominiert<br />

die Einschätzung des Antragstellers, da die<br />

EIA in der Regel selbständig vom Projektwerber<br />

oder dessen Kunden beauftragt wird.<br />

Derzeit gibt es im Anhang II der OECD<br />

Common Approaches zwar Empfehlungen zu<br />

Umfang und Detailtiefe von EIAs, aber keine<br />

verbindlichen Mindestqualitätsstandards.<br />

Wir empfehlen<br />

� die Verbesserung der Qualität von Umweltverträglichkeitsstudien<br />

(EIA) durch einheitliche<br />

Mindestqualitätsstandards, wenn möglich<br />

unter Beiziehung anerkannter und unabhängiger<br />

Experten/ Institutionen ,<br />

� die verstärkte Beiziehung unabhängiger Experten<br />

<strong>für</strong> sensible Nachhaltigkeitsaspekte<br />

in der Projektprüfung durch die OeKB,<br />

� die Nutzung von Länderprofilen und -<br />

ratings über ökologische, soziale,<br />

menschenrechtliche und entwicklungspolitische<br />

Themen zur Unterstützung der<br />

Projektbewertung.<br />

18 Das österreichische Außenhandelsleitbild, BMWA, 2008<br />

Ex-Post Evaluierungen<br />

verstärken<br />

Die Projektbewertung muss naturgemäß vor<br />

Garantieerteilung erfolgen. Dabei können die<br />

möglichen Auswirkungen des Projektes auf<br />

Basis der vorgelegten Informationen abgeschätzt<br />

werden. Eine ex-post Überprüfung der<br />

tatsächlichen Auswirkungen des Projektes<br />

nach dessen Realisierung erfolgt derzeit nur<br />

bei einigen Projekten falls entsprechende<br />

Monitoring-Auflagen erteilt wurden.<br />

Die Studie hat gezeigt, dass ex-post-Evaluierungen<br />

ein sinnvolles Instrument sein<br />

können, um die ex-ante Planung mit der tatsächlichen<br />

Umsetzung der Vorhaben zu vergleichen<br />

und damit auch die Annahmen der<br />

Umweltverträglichkeitsstudien zu verifizieren.<br />

Damit können sowohl die Qualität des OeKB<br />

Bewertungsverfahrens überprüft und weiterentwickelt<br />

werden als auch die Exporteure <strong>für</strong><br />

kritische Themen sensibilisiert und die Qualität<br />

der eigenen Angaben und Planungsdokumente<br />

vor Augen geführt werden.<br />

Wir empfehlen<br />

� jährlich etwa ein bis zwei abgeschlossene<br />

Projekte vor allem der Kategorie A mit<br />

Vor-Ort-Audits zu evaluieren.<br />

� Monitoring-Auflagen verstärkt einzusetzen,<br />

speziell bei Beteiligungen.<br />

Ausweitung der zur prüfenden<br />

Projekte evaluieren<br />

Nach OECD Kriterien ist derzeit eine Umweltprüfung<br />

erst ab einem Garantiewert von mindestens<br />

10 Millionen Euro (außer <strong>für</strong> Projekte<br />

in sensiblen Standorten), einer Garantielaufzeit<br />

von mindestens zwei Jahren und nur <strong>für</strong> Lieferungen<br />

von Gütern und Dienstleistungen, nicht<br />

bei Beteiligungen erforderlich. Die OeKB<br />

wendet das Umweltprüfungsverfahren im<br />

Sinne des „Watchful Eye“ Prinzips mittlerweile<br />

jedoch auch bei anderen Projekten an,<br />

wenn diese Umweltrisiken beinhalten können,<br />

Seite 47 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

beispielsweise bei Projekten in sensiblen<br />

Regionen oder bei Greenfield-Projekten. 19<br />

Die 10 Millionen Euro Grenze ist als eine erste<br />

Einstufung als potenziell sensibles Projekt<br />

plausibel. Aber auch unterhalb dieser Grenze<br />

kann es sensible Projekte geben.<br />

Wir empfehlen<br />

� das derzeit angewendete „Watchful Eye“<br />

Prinzip hinsichtlich der Treffsicherheit bei<br />

Projekten unter 10 Millionen Euro und<br />

Garantien mit einer Laufzeit von weniger<br />

als zwei Jahren zu evaluieren und gegebenenfalls<br />

auszuweiten.<br />

Stakeholderbeteiligung<br />

ausweiten<br />

Die Aktivitäten im Bereich nachhaltiger Entwicklung<br />

und gesellschaftlicher Verantwortung<br />

von Unternehmen werden in hohem Maße<br />

beeinflusst durch die Positionen und Handlungen<br />

der betroffenen Stakeholder. In der<br />

Bewertung konkreter Projekte sind daher die<br />

verschiedenen Sichtweisen wichtig.<br />

In Österreich bemüht sich die OeKB seit<br />

einiger Zeit um die aktive Kooperation mit<br />

NGOs. In den Zielländern der österreichischen<br />

Exporte gibt es abseits der wenigen Projekte<br />

mit breiter öffentlicher Aufmerksamkeit wie<br />

Ilisu kaum Kontakte zu zivilgesellschaftlichen<br />

Akteuren. Damit wird eine wichtige<br />

Informationsquelle wenig genutzt, die nicht<br />

nur die Projektbewertung verbessern, sondern<br />

ganz praktisch auch die Sicherheit <strong>für</strong><br />

österreichische Exporteure und Investoren erhöhen<br />

kann.<br />

Wir empfehlen<br />

� wo möglich, die aktive, rechtzeitige Einbindung<br />

lokaler NGOs, um die Qualität der<br />

19 In den Jahren 2005 bis 2009 wurden insgesamt 177 grobe Umweltprüfungen<br />

auf Basis des watchful-eye-Verfahrens vorgenommen.<br />

Hiebei entfielen 9 Prüfungen auf G 4/beantragte<br />

Beteiligungsgarantien, 17 Prüfungen auf mittel- und langfristige<br />

Transaktionen unter 10 Mio. €, 25 Prüfungen auf kurzfristige<br />

Transaktionen unter 10 Mio. €. Der Rest bezog sich auf kurzfristige<br />

Transaktionen über 10 Mio. €.<br />

Bewertung und Planung des Vorhabens zu<br />

erhöhen,<br />

� Direktkontakte mit lokalen NGOs und anderen<br />

Stakeholdern in den wichtigen Zielländern<br />

z.B. über die Außenhandelsstellen,<br />

� konkrete Vorgaben <strong>für</strong> den Partizipationsprozess<br />

bei sensiblen Projekten der Kategorie<br />

A und einen Nachweis über die Form<br />

und Inhalte der Information, Konsultation<br />

und Partizipation der Betroffenen.<br />

Kohärenz der zentralen<br />

Politikbereiche sicherstellen<br />

Die nachhaltige Entwicklung ist, das zeigen<br />

viele Grundsatzpapiere und die aktuelle Regierungserklärung,<br />

eines der zentralen Leitmotive<br />

der österreichischen Politik. Das gilt daher<br />

auch <strong>für</strong> die Gestaltung der staatlichen Exportfinanzierung.<br />

In der Praxis derselben hat das<br />

auch seinen Niederschlag gefunden, ökologische,<br />

soziale, entwicklungspolitische Themen<br />

haben nach und nach Eingang gefunden und<br />

werden künftig auch ausgebaut.<br />

Was es derzeit nicht gibt, ist ein klares, festgeschriebenes<br />

Bekenntnis zu den Prinzipien<br />

der nachhaltigen Entwicklung. Ein derartiges<br />

Bekenntnis würde die Verbindlichkeit erhöhen<br />

und ein klares Signal an die betroffenen<br />

Akteure geben.<br />

Wir empfehlen<br />

� ein klares Bekenntnis, dass sich die staatliche<br />

Exportkreditfinanzierung auch an den<br />

Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung<br />

orientiert.<br />

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Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

Empfehlungen -<br />

Zusammenfassung<br />

� Vertieftes Prüfverfahren bei Garantien <strong>für</strong><br />

Beteiligungen analog zu Einzelgarantien.<br />

� Verstärkte Berücksichtigung von Sozial-<br />

und Menschenrechtsaspekten (u.a. Gesundheit,<br />

Arbeitssicherheit, Arbeitsbedingungen,<br />

Bildung, Grundrechte) in der Projektbewertung<br />

insbesondere bei sensiblen<br />

Projekten.<br />

� Verbesserung der Qualität von Umweltverträglichkeitsstudien<br />

(EIA) durch einheitliche<br />

Mindestqualitätsstandards, wenn<br />

möglich unter Beiziehung anerkannter und<br />

unabhängiger Experten/ Institutionen .<br />

� Verstärkte Beiziehung unabhängiger Experten<br />

<strong>für</strong> sensible Nachhaltigkeitsaspekte<br />

in der Projektprüfung durch die OeKB.<br />

� Nutzung von Länderprofilen und -ratings<br />

über ökologische, soziale, menschenrechtliche<br />

und entwicklungspolitische<br />

Themen zur Unterstützung der Projektbewertung.<br />

� Jährlich etwa ein bis zwei abgeschlossene<br />

Projekte vor allem der Kategorie A mit<br />

Vor-Ort-Audits evaluieren.<br />

� Monitoring-Auflagen verstärkt einsetzen,<br />

speziell bei Beteiligungen.<br />

� Das derzeit angewendete „Watchful Eye“<br />

Prinzip hinsichtlich der Treffsicherheit bei<br />

Projekten unter 10 Millionen Euro und<br />

Garantien mit einer Laufzeit von weniger<br />

als zwei Jahren zu evaluieren und gegebenenfalls<br />

auszuweiten.<br />

� Wo möglich, aktive, rechtzeitige Einbindung<br />

lokaler NGOs, um die Qualität der<br />

Bewertung und Planung des Vorhabens zu<br />

erhöhen.<br />

� Direktkontakte mit lokalen NGOs und anderen<br />

Stakeholdern in den wichtigen Zielländern<br />

z.B. über die Außenhandelsstellen.<br />

� Konkrete Vorgaben <strong>für</strong> den Partizipationsprozess<br />

bei sensiblen Großprojekten der<br />

Kategorie A und einen Nachweis über die<br />

Form und Inhalte der Information, Konsultation<br />

und Partizipation der Betroffenen.<br />

� Ein klares Bekenntnis, dass sich das staatliche<br />

Exportförderungssystem auch an den<br />

Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung<br />

orientiert.<br />

Seite 49 <strong>ETA</strong> Umweltmanagement / ARBOS <strong>Endbericht</strong>


Evaluierung der österreichischen Exportförderung – Auswirkungen auf die Zielländer<br />

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