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Fourier–Analyse periodischer Funktionen

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Prof. Dr. Michael Eisermann • Höhere Mathematik 3 • WiSe 2012/13<br />

Kapitel Q<br />

<strong>Fourier–Analyse</strong> <strong>periodischer</strong> <strong>Funktionen</strong><br />

L’étude approfondie de la nature est la source<br />

la plus féconde des découvertes mathématiques.<br />

(Joseph Fourier, 1768–1830, Théorie analytique de la chaleur)<br />

www.igt.uni-stuttgart.de/eiserm • Stand 10. Februar 2013, 14:37<br />

Motivation zu Fourier–Reihen<br />

−T 0 T 2T<br />

Gegeben sei eine periodische Funktion f : R → R.<br />

Wir möchten f in ihre harmonische Schwingungen zerlegen:<br />

f(t) = a0<br />

2 +<br />

∞�<br />

ak cos � kωt � + bk sin � kωt �<br />

k=1<br />

� �� �<br />

Schwingungen mit Frequenz kω<br />

S.1211<br />

Inhalt dieses Kapitels<br />

1 Periodische <strong>Funktionen</strong><br />

Beispiele und Eigenschaften<br />

Skalarprodukt und Orthogonalität<br />

Trigonometrische Polynome<br />

2 Fourier–Koeffizienten<br />

Definition und Beispiele<br />

Differenzieren und Integrieren<br />

Abklingen der Fourier–Koeffizienten<br />

Motivation zu Fourier–Reihen<br />

S.1210<br />

S.1212<br />

Erläuterung<br />

Die Zerlegung gelingt für praktisch alle <strong>Funktionen</strong>, egal wie kapriziös<br />

sie auch sein mögen! Das wollen wir nun verstehen und nutzen lernen.<br />

Technische Anwendungen:<br />

Digitalisierung von Ton- und Bilddaten (JPEG, MPEG).<br />

Datenkompression, Herausfiltern relevanter Frequenzen.<br />

Analyse von Daten, Mustererkennung, z.B. Spracherkennung.<br />

Universelles Werkzeug:<br />

Optimale Approximation, minimaler quadratischer Fehler<br />

Zerlegen von „komplizierten“ <strong>Funktionen</strong> in „einfache“ <strong>Funktionen</strong>.<br />

Lösung von Differentialgleichungen (gewöhnlichen und partiellen).<br />

Mathematische Grundlagen:<br />

Wie berechnet man zur Funktion f die Fourier–Koeffizienten?<br />

Welche <strong>Funktionen</strong> kann man so als Fourier–Reihe darstellen?<br />

Konvergiert die Fourier–Reihe? Wie? Wann? Wo? Wogegen?


Periodische <strong>Funktionen</strong><br />

−T 0 T 2T<br />

Definition Q1A<br />

Eine Funktion f : R → C hat Periode T ∈ R>0, wenn gilt<br />

f(t + T ) = f(t) für alle t ∈ R.<br />

§Q1.1, S.1213<br />

Das bedeutet, die Funktionswerte wiederholen sich im Abstand von T .<br />

Hierzu sagen wir auch kurz, die Funktion f ist T –periodisch.<br />

In diesem Fall gilt f(t + nT ) = f(t) für alle ganzen Zahlen n ∈ Z.<br />

Mit T sind somit auch alle Vielfachen 2T , 3T , 4T , etc. Perioden.<br />

Periodische <strong>Funktionen</strong><br />

Legt man die Spannung sin t an einen Einweg-Gleichrichter,<br />

so erhält man den Spannungsverlauf max{0, sin t} mit Periode 2π.<br />

1<br />

0<br />

−4π −3π −2π −π 0 π 2π 3π 4π<br />

Zweiweg-Gleichrichter: Spannungsverlauf |sin t| mit Periode π.<br />

1<br />

0<br />

Diese <strong>Funktionen</strong> sind stetig aber in πZ nicht diff’bar.<br />

§Q1.1, S.1215<br />

Periodische <strong>Funktionen</strong><br />

Für k ∈ Z haben die <strong>Funktionen</strong> cos(kt) und sin(kt) Periode 2π.<br />

1<br />

0<br />

§Q1.1, S.1214<br />

−1<br />

−2π −π 0 π 2π 3π 4π<br />

Ebenso die komplexe Funktion e ikt = cos kt + i sin kt.<br />

Im<br />

Re<br />

Periodische <strong>Funktionen</strong><br />

t<br />

§Q1.1, S.1216<br />

Die Gaußklammer ⌊x⌋ := max � k ∈ Z � � k ≤ x � bedeutet „abrunden“.<br />

Die Sägezahnfunktion s(t) = t − ⌊t⌋ hat Periode 1 (und 2, 3, 4, . . . ).<br />

1<br />

0<br />

Die Rechteckfunktion r(t) = (−1) ⌊t⌋ hat Periode 2 (und 4, 6, 8, . . . ).<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

0 1 2 3 4 5<br />

Diese <strong>Funktionen</strong> haben Sprungstellen und sind nur stückweise stetig.


Periodische Fortsetzung durch Verschiebung<br />

a a + T<br />

a a + T<br />

Gerade Fortsetzung durch Achsenspiegelung<br />

0<br />

0<br />

a a + T<br />

a − 3T a − 2 a − T a a + T a + 2T a + 3T<br />

§Q1.1, S.1217<br />

§Q1.1, S.1219<br />

Periodische Fortsetzung<br />

§Q1.1, S.1218<br />

Erläuterung<br />

Jede T –periodische Funktion f : R → C ist eindeutig durch ihre Werte<br />

auf einem beliebigen Periodenintervall [a, a + T [ bestimmt. Ausführlich:<br />

Proposition Q1B<br />

Sei g : [a, a + T [ → C mit a ∈ R und T > 0 gegeben. Dann existiert<br />

genau eine T –periodische Funktion f : R → C mit f| [a,a+T [ = g.<br />

Zur Vereinfachung können wir alles nach a = 0 verschieben.<br />

Eindeutigkeit: Jede reelle Zahl t ∈ R schreibt sich eindeutig als<br />

t = q · T + r mit q ∈ Z und 0 ≤ r < T .<br />

Konkrete Berechnung: Quotient q = ⌊t/T ⌋ und Rest r = t − q T .<br />

Damit können wir f : R → C aus g : [0, T [ → C berechnen durch<br />

f(t) = f(t − q T ) = f(r) = g(r).<br />

Existenz: Aus g : [0, T [ → C konstruieren wir f : R → C durch<br />

f(t) := g � t − ⌊t/T ⌋ · T � .<br />

Diese Funktion ist T –periodisch und erfüllt f| [a,a+T [ = g.<br />

Ungerade Fortsetzung durch Punktspiegelung<br />

0<br />

0<br />

a a + T<br />

a − 3T a − 2 a − T a a + T a + 2T a + 3T<br />

§Q1.1, S.1220


Summen T –<strong>periodischer</strong> <strong>Funktionen</strong><br />

Haben f, g : R → C Periode T , dann auch ihre Summe f + g.<br />

2<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

sin(2x)<br />

cos(3x)<br />

§Q1.1, S.1221<br />

Erläuterung<br />

−2<br />

0<br />

2<br />

1<br />

π 2π 3π<br />

sin(2x) + cos(3x)<br />

4π<br />

0<br />

−1<br />

−2<br />

Produkte T –<strong>periodischer</strong> <strong>Funktionen</strong><br />

Hat f : R → C Periode T , dann auch g(x) = f(kx) für k ∈ N.<br />

Beispiel: Die Rechteckfunktion r(x) hat Periode 2, ebenso r(3x):<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

0 1 2 3 4 5<br />

Haben f, g : R → C Periode T , dann auch ihr Produkt fg.<br />

Beispiel: Produkt von Rechteckfunktionen r(x)r(3x)<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

0 1 2 3 4 5<br />

§Q1.1, S.1223<br />

Erläuterung<br />

Summen T –<strong>periodischer</strong> <strong>Funktionen</strong><br />

§Q1.1, S.1222<br />

Erläuterung<br />

Bei der obigen Summe haben f und g eine gemeinsame Periode.<br />

Das ist auch nötig, andernfalls ist die Summe nicht mehr periodisch!<br />

Die Sägezahnfunktion s(t) = t − ⌊t⌋ hat Periode 1 (und 2, 3, 4, . . . ).<br />

Die Sinus-Funktion hat Perioden n · 2π, aber keine mit s gemeinsam.<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

0<br />

2<br />

2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

Produkte T –<strong>periodischer</strong> <strong>Funktionen</strong><br />

1<br />

0<br />

−1<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

sin(2x)<br />

cos(3x)<br />

§Q1.1, S.1224<br />

Erläuterung<br />

0 π 2π 3π 4π<br />

sin(2x) cos(3x)


Integral <strong>periodischer</strong> <strong>Funktionen</strong><br />

Hat die Funktion f : R → C Periode T , so gilt<br />

ˆ a+T<br />

a<br />

f(x) dx =<br />

ˆ T<br />

0<br />

f(x) dx =<br />

ˆ T/2<br />

−T/2<br />

f(x) dx.<br />

0 a T a+T 0 a T a+T<br />

Nachrechnen: Dank Periodizität gilt ´ T +a<br />

T<br />

ˆ a+T<br />

a<br />

f =<br />

ˆ T<br />

a<br />

f +<br />

ˆ T +a<br />

T<br />

f =<br />

ˆ a<br />

0<br />

f +<br />

f = ´ a<br />

0 f, also<br />

ˆ T<br />

Skalarprodukt <strong>periodischer</strong> <strong>Funktionen</strong><br />

a<br />

f dx =<br />

ˆ T<br />

Definition Q1C (Skalarprodukt <strong>periodischer</strong> <strong>Funktionen</strong>)<br />

0<br />

f dx<br />

Für (stückweise stetige) <strong>Funktionen</strong> f, g : [a, b] → C definieren wir<br />

〈 f | g 〉 := 1<br />

b − a<br />

ˆ b<br />

a<br />

f(x) g(x) dx.<br />

§Q1.2, S.1225<br />

§Q1.2, S.1227<br />

Bei Periode T > 0 integrieren wir über ein beliebiges Intervall [a, a + T ].<br />

Das Integral über eine Periode ist invariant unter Verschiebung, also unabhängig von a.<br />

Statt Periode T kann man 2T, 3T, 4T, . . . verwenden: Dank des Normierungsfaktors<br />

1/(b − a) ist das Skalarprodukt hiervon unberührt. Nützliche Rechenregeln:<br />

Symmetrie: Bei Vertauschung gilt 〈 f | g 〉 = 〈 g | f 〉.<br />

Linearität im zweiten Faktor, konjugiert im ersten: Für alle α ∈ C gilt<br />

〈 f | g1 + g2 〉 = 〈 f | g1 〉 + 〈 f | g2 〉, 〈 f | α g 〉 = α 〈 f | g 〉,<br />

〈 f1 + f2 | g 〉 = 〈 f1 | g 〉 + 〈 f2 | g 〉, 〈 α f | g 〉 = α 〈 f | g 〉.<br />

Positivität: Für jede stetige Funktion f �= 0 gilt 〈 f | f 〉 > 0.<br />

Integral <strong>periodischer</strong> <strong>Funktionen</strong><br />

Sei f : R → C eine T –periodische Funktion.<br />

Dann ist die Ableitung f ′ ebenfalls T –periodisch.<br />

Hingegen ist die Integralfunktion F (x) = ´ x<br />

0 f(t) dt<br />

genau dann periodisch, wenn ´ T<br />

f(t) dt = 0 gilt:<br />

F (x + T ) − F (x) =<br />

0<br />

ˆ x+T<br />

x<br />

f(t) dt =<br />

Ein Gegenbeispiel liefert die Sägezahnfunktion:<br />

2 f(t) = t − ⌊t⌋<br />

1<br />

0<br />

F (t) = ´ t<br />

0 f(τ) dτ<br />

ˆ T<br />

0<br />

f(x) dx<br />

0 1 2 3 4<br />

Umparametrisieren auf Periode 2π<br />

Jede T –periodische Funktion können wir zu Periode 2π<br />

umparametrisieren. Letztere sind für uns besonders bequem.<br />

Proposition Q1D<br />

Sei ϕ: R → C eine Funktion mit Periode T > 0.<br />

Dann hat f : R → C mit f(x) = ϕ(x · T/2π) Periode 2π,<br />

denn f(x + 2π) = ϕ(x · T/2π + T ) = ϕ(x · T/2π) = f(x).<br />

Dies lässt sich umkehren gemäß ϕ(t) = f(t · 2π/T ), kurz<br />

f(x) = ϕ(x · T/2π)<br />

� �� �<br />

⇐⇒ ϕ(t) = f(t · 2π/T )<br />

� �� �<br />

=t<br />

=x<br />

Das Skalarprodukt bleibt dank Subsitutionsregel unverändert:<br />

〈 ϕ | ψ 〉T = 1<br />

T<br />

ˆ T<br />

t=0<br />

ϕ(t) ψ(t) dt = 1<br />

ˆ 2π<br />

f(x) g(x) dx = 〈 f | g 〉2π<br />

2π x=0<br />

Wir werden im Folgenden 2π–periodische <strong>Funktionen</strong> betrachten.<br />

§Q1.2, S.1226<br />

Erläuterung<br />

§Q1.2, S.1228<br />

Erläuterung


Orthogonalität trigonometrischer <strong>Funktionen</strong><br />

Wir definieren die Basisfunktion ek : R → C mit k ∈ Z durch<br />

ek(x) := e ikx = cos(kx) + i sin(kx).<br />

§Q1.2, S.1229<br />

Die hierzu konjugierte Funktion ist ek(x) = cos(kx) − i sin(kx) = e−k(x).<br />

Satz Q1E (Orthonormalität)<br />

Bezüglich des Skalarprodukts<br />

〈 f | g 〉 := 1<br />

ˆ 2π<br />

f(x) g(x) dx<br />

2π 0<br />

gelten die Orthonormalitätsrelationen<br />

�<br />

0 für k �= ℓ (paarweise Orthogonalität),<br />

〈 ek | eℓ 〉 =<br />

1 für k = ℓ (Normierung auf Länge 1).<br />

Orthogonalität trigonometrischer <strong>Funktionen</strong><br />

1<br />

0<br />

−1<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

sin(3x)<br />

cos(3x)<br />

§Q1.2, S.1231<br />

0 π 2π<br />

sin(3x) cos(3x)<br />

0 π 2π<br />

Orthogonalität trigonometrischer <strong>Funktionen</strong><br />

Nachrechnen: Für n = 0 gilt<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

e inx dx =<br />

Für n ∈ Z mit n �= 0 hingegen gilt<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

e inx dx =<br />

Hieraus folgt die Orthonormalität:<br />

〈 ek | eℓ 〉 = 1<br />

2π<br />

= 1<br />

2π<br />

= 1<br />

2π<br />

ˆ 2π<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

1 dx = 2π.<br />

�<br />

1<br />

in e inx� 2π<br />

= 0.<br />

0<br />

ek(x) eℓ(x) dx<br />

0<br />

ˆ 2π<br />

e<br />

0<br />

−ikx e iℓx dx<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

e i(ℓ−k)x dx =<br />

�<br />

1 für k = ℓ,<br />

0 für k �= ℓ.<br />

Orthogonalität trigonometrischer <strong>Funktionen</strong><br />

1<br />

0<br />

−1<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

sin(3x)<br />

cos(5x)<br />

§Q1.2, S.1230<br />

§Q1.2, S.1232<br />

0 π 2π<br />

sin(3x) cos(5x)<br />

0 π 2π


Orthogonalität trigonometrischer <strong>Funktionen</strong><br />

1<br />

0<br />

−1<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

cos(3x)<br />

§Q1.2, S.1233<br />

0 π 2π<br />

cos(3x) 2<br />

0 π 2π<br />

Orthogonalität trigonometrischer <strong>Funktionen</strong><br />

Wir verwenden die stets nützlichen Additionstheoreme<br />

cos(α) cos(β) = 1<br />

� �<br />

2 cos(α − β) + cos(α + β) ,<br />

sin(α) sin(β) = 1<br />

� �<br />

2 cos(α − β) − cos(α + β) ,<br />

� �<br />

sin(α − β) + sin(α + β) .<br />

sin(α) cos(β) = 1<br />

2<br />

Übung: Leiten Sie die Additionstheoreme aus der Euler–Formel<br />

e iα = cos α + i sin α und dem Exponentialgesetz e iα+iβ = e iα e iβ ab.<br />

Zur Orthononalität nutzen wir die Grundintegrale<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

sin(nx) dx = 0<br />

�<br />

für alle n ∈ Z,<br />

cos(nx) dx =<br />

0<br />

2π<br />

für n �= 0,<br />

für n = 0.<br />

Übung: Rechnen Sie damit die Orthogonalität nach.<br />

§Q1.2, S.1235<br />

Erläuterung<br />

Orthogonalität trigonometrischer <strong>Funktionen</strong><br />

Satz Q1F (Orthogonalität)<br />

Für alle k, ℓ ∈ N gilt:<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

sin(kx) cos(ℓx) dx = 0<br />

⎧<br />

⎪⎨ 0 für k �= ℓ,<br />

cos(kx) cos(ℓx) dx = π<br />

⎪⎩<br />

2π<br />

⎧<br />

⎪⎨ 0<br />

für k = ℓ ≥ 1,<br />

für k = ℓ = 0.<br />

für k �= ℓ,<br />

sin(kx) sin(ℓx) dx = π<br />

⎪⎩<br />

0<br />

für k = ℓ ≥ 1,<br />

für k = ℓ = 0.<br />

§Q1.2, S.1234<br />

Diese <strong>Funktionen</strong> sind also orthogonal bezüglich des Skalarprodukts<br />

〈 f | g 〉 := 1<br />

2π<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

f(x) g(x) dx.<br />

Orthogonalität trigonometrischer <strong>Funktionen</strong><br />

Lösung: Die Orthogonalität folgt durch direktes Nachrechnen.<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

ˆ 2π<br />

cos(kx) cos(ℓx) dx = 1<br />

2 0<br />

⎧<br />

⎪⎨ 0<br />

cos((k − ℓ)x) + cos((k + ℓ)x) dx<br />

für k �= ℓ,<br />

= π<br />

⎪⎩<br />

2π<br />

für k = ℓ ≥ 1,<br />

für k = ℓ = 0.<br />

ˆ 2π<br />

sin(kx) sin(ℓx) dx = 1<br />

2 0<br />

⎧<br />

⎪⎨ 0<br />

cos((k − ℓ)x) − cos((k + ℓ)x) dx<br />

für k �= ℓ,<br />

= π<br />

⎪⎩<br />

0<br />

für k = ℓ ≥ 1,<br />

für k = ℓ = 0.<br />

§Q1.2, S.1236<br />

Erläuterung<br />

sin(kx) cos(ℓx) dx = 1<br />

ˆ 2π<br />

sin((k − ℓ)x) + sin((k + ℓ)x) dx = 0<br />

2 0


Trigonometrische Polynome<br />

Beispiel: f(x) = 1 + sin(x) − 1<br />

2<br />

3<br />

7 sin(3x) + 15 cos(5x) + 100 cos(6x)<br />

2<br />

1<br />

0<br />

−2π 0 2π 4π<br />

Ein reelles trigonometrisches Polynom ist eine Funktion der Form<br />

f(x) = a0<br />

2 +<br />

n�<br />

ak cos(kx) + bk sin(kx)<br />

k=1<br />

mit reellen Koeffizienten ak, bk ∈ R. Diese Funktion hat Periode 2π.<br />

Dies ist nichts anderes als eine Linearkombination der <strong>Funktionen</strong><br />

1, cos x, sin x, cos 2x, sin 2x, cos 3x, sin 3x, . . . . Wir werden auch<br />

komplex rechnen und fassen unsere Definition daher etwas weiter.<br />

Trigonometrische Polynome<br />

Satz Q1H (Koeffizienten durch Skalarprodukt)<br />

Jedes trigonometrische Polynom<br />

f(x) = a0<br />

2 +<br />

n�<br />

ak cos(kx) + bk sin(kx) =<br />

k=1<br />

bestimmt seine Koeffizienten dank folgender Formeln:<br />

aℓ = 1<br />

ˆ 2π<br />

π 0<br />

bℓ = 1<br />

π<br />

cℓ = 1<br />

2π<br />

ˆ 2π<br />

n�<br />

k=−n<br />

cos(ℓx) f(x) dx = 2〈 cos(ℓx) | f 〉,<br />

sin(ℓx) f(x) dx = 2〈 sin(ℓx) | f 〉,<br />

0<br />

ˆ 2π<br />

e<br />

0<br />

−iℓx f(x) dx = 〈 e iℓx | f 〉.<br />

cke ikx<br />

Diese Integrale filtern genau den gewünschten Koeffizienten heraus!<br />

Die Schreibweise als Skalarprodukt dient der Übersichtlichkeit.<br />

§Q1.3, S.1237<br />

§Q1.3, S.1239<br />

Trigonometrische Polynome<br />

Definition Q1G (trigonometrisches Polynom)<br />

Trigonometrisches Polynom nennt man jede Funktion der Form<br />

f(x) = a0<br />

2 +<br />

n�<br />

ak cos(kx) + bk sin(kx) =<br />

k=1<br />

n�<br />

k=−n<br />

cke ikx .<br />

Beide Schreibweisen sind äquivalent, die komplexe ist oft bequemer.<br />

Dank Euler–Formel e ikx = cos(kx) + i sin(kx) gilt<br />

cke ikx + c−ke −ikx = ak cos(kx) + bk sin(kx)<br />

für alle k ∈ N. Hieraus erhalten wir die Umrechnungsformeln<br />

ak = ck + c−k, bk = i(ck − c−k),<br />

ck = ak − ibk<br />

2<br />

, c−k = ak + ibk<br />

.<br />

2<br />

Insbesondere gilt stets b0 = 0 und c0 = a0<br />

2 .<br />

Trigonometrische Polynome<br />

Nachrechnen dank Orthogonalität: Für f = � n<br />

k=−n ckek gilt<br />

〈 eℓ | f 〉 =<br />

�<br />

eℓ<br />

�<br />

�<br />

�<br />

n�<br />

k=−n<br />

ckek<br />

�<br />

=<br />

n�<br />

〈 eℓ | ckek 〉 =<br />

k=−n<br />

n�<br />

k=−n<br />

§Q1.3, S.1238<br />

§Q1.3, S.1240<br />

ck〈 eℓ | ek 〉 = cℓ.<br />

Die Rechnung für cos und sin verläuft analog aber unübersichtlicher:<br />

ˆ 2π 1<br />

π 0<br />

n�<br />

+<br />

cos(ℓx)f(x) dx = a0<br />

2π<br />

k=1<br />

ˆ 2π 1<br />

π 0<br />

n�<br />

+<br />

� ˆ 2π<br />

ak<br />

π<br />

0<br />

sin(ℓx)f(x) dx = a0<br />

2π<br />

k=1<br />

� ˆ 2π<br />

ak<br />

π<br />

0<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

cos(ℓx) dx<br />

cos(ℓx) cos(kx) dx + bk<br />

π<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

sin(ℓx) dx<br />

sin(ℓx) cos(kx) dx + bk<br />

π<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

�<br />

cos(ℓx) sin(kx) dx = aℓ<br />

�<br />

sin(ℓx) sin(kx) dx = bℓ


Fourier–Koeffizienten<br />

Definition Q2A (Fourier–Koeffizienten)<br />

Sei f : R → C eine 2π–periodische Funktion und über [0, 2π]<br />

integrierbar. Ihre Fourier–Koeffizienten definieren wir durch<br />

aℓ = 1<br />

ˆ 2π<br />

π 0<br />

bℓ = 1<br />

π<br />

cℓ = 1<br />

2π<br />

ˆ 2π<br />

cos(ℓx) f(x) dx = 2〈 cos(ℓx) | f 〉,<br />

sin(ℓx) f(x) dx = 2〈 sin(ℓx) | f 〉,<br />

0<br />

ˆ 2π<br />

e<br />

0<br />

−iℓx f(x) dx = 〈 e iℓx | f 〉.<br />

Aufgrund der Euler–Formel e iℓx = cos(ℓx) + i sin(ℓx) gilt wie zuvor<br />

aℓ = cℓ + c−ℓ, bℓ = i(cℓ − c−ℓ),<br />

cℓ = aℓ − ibℓ<br />

2<br />

Fourier–Koeffizienten<br />

, c−ℓ = aℓ + ibℓ<br />

.<br />

2<br />

§Q2.1, S.1241<br />

§Q2.1, S.1243<br />

Sei f : R → C periodisch und integrierbar über [0, 2π], sodass wir ihre<br />

Fourier–Koeffizienten wie oben definieren und berechnen können.<br />

Definition Q2B<br />

Für jeden Grad n ∈ N bilden wir zu f das n–te Fourier–Polynom<br />

fn(x) := a0<br />

2 +<br />

n�<br />

ak cos(kx) + bk sin(kx) =<br />

k=1<br />

n�<br />

k=−n<br />

cke ikx .<br />

Alle Koeffizienten von f fassen wir zur Fourier–Reihe zusammen:<br />

f(x) ∼ a0<br />

2 +<br />

∞�<br />

ak cos(kx) + bk sin(kx) =<br />

k=1<br />

∞�<br />

k=−∞<br />

Gelesen: „f hat die Fourier–Koeffizienten ak, bk bzw. ck.“<br />

Wir diskutieren im Folgenden drei ausführliche Beispiele.<br />

cke ikx<br />

Fourier–Koeffizienten<br />

Funktionswerte<br />

Fourier–Koeffizienten<br />

2<br />

1<br />

0<br />

§Q2.1, S.1242<br />

−2π 0 2π 4π<br />

2<br />

1<br />

0<br />

a0 a1 b1 a2 b2 a3 b3 a4 b4 a5 b5 a6 b6<br />

Fourier–Koeffizienten<br />

Zur Definition der Fourier–Koeffizienten von f benötigen wir nur die Integrierbarkeit, also<br />

´ 2π<br />

0 |f(x)| dx < ∞. Wegen |cos(ℓx)| ≤ 1 und |sin(ℓx)| ≤ 1 sowie |e −iℓx | = 1 sind auch<br />

cos(ℓx)f(x) und sin(ℓx)f(x) sowie e −iℓx f(x) für jedes ℓ ∈ N über [0, 2π] integrierbar.<br />

Also existieren diese Integrale und definieren die Fourier–Koeffizienten aℓ, bℓ, cℓ von f.<br />

§Q2.1, S.1244<br />

Erläuterung<br />

Aus diesen bilden wir zu jedem n ∈ N das n–te Fourier–Polynom fn zu f. Dies ist wie oben<br />

ein trigonometrisches Polynom fn : R → C und kann als Approximation für f betrachtet<br />

werden. Ist f ein trigonometrisches Polynom vom Grad d, so gilt fn = f für alle n ≥ d.<br />

Formal können wir den Limes n → ∞ betrachten und die Fourier–Reihe zu f hinschreiben:<br />

f(x) ∼ a0<br />

2 +<br />

∞�<br />

ak cos(kx) + bk sin(kx) =<br />

k=1<br />

∞�<br />

k=−∞<br />

cke ikx .<br />

Dies liest man als „f hat die Fourier–Koeffizienten ak, bk.“ Im Allgemeinen jedoch ist die<br />

Fourier–Reihe zunächst nur eine bequeme Schreibweise: Wir wissen noch nicht, ob und in<br />

welchem Sinne die Reihe konvergiert! Selbst wenn sie in einem Punkt x ∈ [0, 2π] konvergiert,<br />

muss der Grenzwert nicht unbedingt f(x) sein. (Das ist analog zur Taylor–Entwicklung.)<br />

Für die Konvergenz der Fourier–Reihe benötigen wir stärkere Voraussetzungen, zum Beispiel<br />

quadratische Integrierbarkeit ´ 2π<br />

0 |f(x)|2 dx < ∞ oder noch stärker Stetigkeit oder stetige<br />

Differenzierbarkeit. Dazu später mehr, nachdem wir typische Beispiele gesehen haben.


Dreieckfunktion<br />

Sei f : R → R die 2π–periodische Funktion mit f(x) = |x| für |x| ≤ π.<br />

Aufgabe: Man skizziere f und berechne die Fourier–Reihe.<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

−4 −2 0 2 4 6 8 10<br />

f(x) ∼ π<br />

2 −<br />

∞� 4<br />

π(2j + 1)<br />

j=0<br />

2 cos� (2j + 1)x �<br />

= π<br />

�<br />

4<br />

− cos x +<br />

2 π<br />

1<br />

�<br />

1 1<br />

cos 3x + cos 5x + cos 7x + . . .<br />

32 52 72 Dreieckfunktion<br />

Zum Vergleich direkt das Integral für ck mit k �= 0:<br />

ck = 1<br />

ˆ π<br />

e<br />

2π −π<br />

−ikx |x| dx<br />

= 1<br />

�ˆ π<br />

e<br />

2π 0<br />

−ikx ˆ 0<br />

x dx − e<br />

−π<br />

−ikx �<br />

x dx<br />

= 1<br />

�ˆ π<br />

e<br />

2π 0<br />

−ikx ˆ π<br />

x dx + e<br />

0<br />

ikx �<br />

x dx<br />

= 1<br />

ˆ π<br />

cos(kx) x dx = . . . wie oben . . .<br />

π 0<br />

�<br />

−<br />

=<br />

2<br />

πk2 für k ungerade,<br />

0 für k gerade.<br />

§Q2.1, S.1249<br />

§Q2.1, S.1251<br />

Erläuterung<br />

Oder umgerechnet für die Sinus-Cosinus-Reihe:<br />

�<br />

−<br />

bk = i(ck − c−k) = 0, ak = ck + c−k =<br />

4<br />

πk2 für k ungerade,<br />

0 für k gerade.<br />

Durch die komplexe Rechnung spart man hier keinen Rechenaufwand.<br />

Dreieckfunktion<br />

Der nullte Fourier–Koeffizient ist der Mittelwert über eine Periode:<br />

c0 = a0<br />

ˆ π 1<br />

= |x| dx =<br />

2 2π<br />

1<br />

ˆ π<br />

x dx =<br />

π<br />

1<br />

�<br />

x2 �π π<br />

=<br />

π 2 0 2<br />

Berechnung der Fourier–Koeffizienten für k ≥ 1:<br />

ˆ π<br />

−π<br />

0<br />

§Q2.1, S.1250<br />

ak = 1<br />

|x| cos(kx) dx (gerader Integrand)<br />

π −π<br />

= 2<br />

ˆ π<br />

x cos(kx) dx (partielle Integration)<br />

π 0<br />

= 2<br />

��<br />

x<br />

π<br />

sin(kx)<br />

�π ˆ π �<br />

sin(kx)<br />

−<br />

dx<br />

k 0 0 k<br />

= 2<br />

�<br />

cos(kx)<br />

π k2 �π =<br />

0<br />

2<br />

�<br />

cos(kπ) − 1<br />

π k2 � �<br />

0<br />

=<br />

−<br />

für k gerade,<br />

4<br />

πk2 für k ungerade.<br />

bk = 1<br />

ˆ π<br />

|x| sin(kx) dx = 0<br />

π −π<br />

(ungerader Integrand)<br />

Dreieckfunktion<br />

Die folgenden Graphen zeigen die Dreieckfunktion f und ihre<br />

Fourier–Polynome f1, f2, f3, . . . . Der erste Eindruck stimmt uns<br />

optimistisch: Die Fourier–Polynome liegen recht nahe bei f.<br />

Anschaulich: Wenn wir um f einen Schlauch der Breite ε > 0 legen,<br />

so liegen darin alle Fourier–Polynome fn für ausreichend großes n.<br />

Wir sagen: Die <strong>Funktionen</strong> fn konvergieren gleichmäßig gegen f.<br />

§Q2.1, S.1252<br />

Erläuterung<br />

Wir werden später sehen, dass dies kein Zufall ist: Die Funktion f ist<br />

stetig und stückweise stetig differenzierbar. Für jede solche Funktion<br />

konvergieren die Fourier–Polynome fn gleichmäßig gegen f.<br />

(Als Konstrast illustrieren die nachfolgenden Beispiele Rechteck- und<br />

Sägezahnfunktion das Verhalten an Sprungstellen. Hier kann keine<br />

gleichmäßige Konvergenz mehr vorliegen.)


Dreieckfunktion<br />

Schon die ersten Fourier–Polynome liegen nahe bei f:<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

−4 −2 0 2 4 6 8 10<br />

Dreieckfunktion<br />

Schon die ersten Fourier–Polynome liegen nahe bei f:<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

−4 −2 0 2 4 6 8 10<br />

f<br />

f1<br />

f<br />

f5<br />

§Q2.1, S.1253<br />

§Q2.1, S.1255<br />

Dreieckfunktion<br />

Schon die ersten Fourier–Polynome liegen nahe bei f:<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

−4 −2 0 2 4 6 8 10<br />

Dreieckfunktion<br />

Schon die ersten Fourier–Polynome liegen nahe bei f:<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

−4 −2 0 2 4 6 8 10<br />

f<br />

f3<br />

f<br />

f11<br />

§Q2.1, S.1254<br />

§Q2.1, S.1256


Rechteckfunktion<br />

§Q2.1, S.1257<br />

Sei f : R → R ungerade und 2π–periodisch mit f(x) = 1 für 0 < x < π.<br />

Aufgabe: Man skizziere f und berechne die Fourier–Reihe.<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

−4 −2 0 2 4 6 8 10<br />

∞� 4<br />

f(x) ∼<br />

π(2j + 1)<br />

j=0<br />

sin� (2j + 1)x �<br />

= 4<br />

�<br />

sin x +<br />

π<br />

1<br />

�<br />

1 1 1<br />

sin 3x + sin 5x + sin 7x + sin 9x + . . .<br />

3 5 7 9<br />

Rechteckfunktion<br />

Zum Vergleich direkt das Integral für ck mit k �= 0:<br />

ck = 1<br />

ˆ π<br />

e<br />

2π −π<br />

−ikx f(x) dx<br />

= 1<br />

�ˆ π<br />

e<br />

2π 0<br />

−ikx ˆ 0<br />

dx − e<br />

−π<br />

−ikx �<br />

dx<br />

= 1<br />

�ˆ π<br />

e<br />

2π 0<br />

−ikx ˆ π<br />

dx − e<br />

0<br />

ikx �<br />

dx<br />

= −i<br />

ˆ π<br />

sin(kx) dx =<br />

π 0<br />

−i<br />

�<br />

− cos(kx)<br />

�π π k 0 dx<br />

= −i<br />

� � �<br />

1 − cos(kπ) −<br />

=<br />

π k<br />

2i<br />

kπ für k ungerade,<br />

0 für k gerade.<br />

Oder umgerechnet für die Sinus-Cosinus-Reihe:<br />

ak = ck + c−k = 0. bk = i(ck − c−k) =<br />

� 4<br />

kπ<br />

für k ungerade,<br />

0 für k gerade.<br />

§Q2.1, S.1259<br />

Erläuterung<br />

Durch die komplexe Rechnung spart man hier keinen Rechenaufwand.<br />

Rechteckfunktion<br />

Der nullte Fourier–Koeffizient ist der Mittelwert über eine Periode:<br />

c0 = a0<br />

2<br />

= 1<br />

2π<br />

ˆ π<br />

−π<br />

f(x) dx = 0 (ungerader Integrand)<br />

Berechnung der Fourier–Koeffizienten für k ≥ 1:<br />

ak = 1<br />

π<br />

bk = 1<br />

π<br />

ˆ π<br />

−π<br />

ˆ π<br />

Rechteckfunktion<br />

f(x) cos(kx) dx = 0 (ungerade Integrand)<br />

f(x) sin(kx) dx (gerader Integrand)<br />

−π<br />

= 2<br />

ˆ π<br />

sin(kx) dx =<br />

π 0<br />

2<br />

� �π − cos(kx)<br />

π k 0<br />

= 2<br />

� � �<br />

1 − cos(kπ) 0 für k gerade,<br />

=<br />

π k<br />

für k ungerade.<br />

Die folgenden Graphen zeigen die Rechteckfunktion f und<br />

ihre Fourier–Polynome f1, f2, f3, . . . . Auch hier sieht’s gut aus:<br />

Für großes n liegen die Fourier–Polynome fn nahe bei f.<br />

An der Sprungstelle passiert jedoch etwas bemerkenswertes:<br />

Die Fourier–Polynome fn können dem Sprung nur folgen, indem sie<br />

etwa 9% über das Ziel hinausschießen. Auch für Approximationen<br />

größerer Ordnung bleibt dieses Gibbs–Phänomen bestehen.<br />

4<br />

kπ<br />

§Q2.1, S.1258<br />

§Q2.1, S.1260<br />

Erläuterung<br />

Anschaulich: Wenn wir um f einen sehr schmalen Schlauch legen,<br />

so liegt darin keines der Fourier–Polynome fn. Anders als im vorigen<br />

Beispiel liegt hier also keine gleichmäßige Konvergenz vor!<br />

Auf jedem kompakten Intervall [a, b] mit 0 < a < b < π jedoch<br />

ist unsere Funktion f stetig und stückweise stetig differenzierbar.<br />

Auf [a, b] konvergieren die Fourier–Polynome fn gleichmäßig gegen f.<br />

(Das Überschwingen lässt sich für großes n aus [a, b] herausdrücken.)


Rechteckfunktion<br />

Die ersten Fourier–Polynome sind von f noch recht verschieden:<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

§Q2.1, S.1261<br />

−4 −2 0 2 4 6 8 10<br />

! Man beachte das Gibbs–Phänomen: An Sprungstellen von f<br />

überschwingt das Fourier–Polynom fn um ca. 9% der Sprunghöhe.<br />

Rechteckfunktion<br />

Das Überschwingen bleibt auch bei höherem Approximationsgrad:<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

f<br />

f1<br />

f3<br />

f5<br />

§Q2.1, S.1263<br />

−4 −2 0 2 4 6 8 10<br />

! Man beachte das Gibbs–Phänomen: An Sprungstellen von f<br />

überschwingt das Fourier–Polynom fn um ca. 9% der Sprunghöhe.<br />

f<br />

f15<br />

Rechteckfunktion<br />

Das Fourier–Polynom von Grad 9 beginnt f zu ähneln:<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

§Q2.1, S.1262<br />

−4 −2 0 2 4 6 8 10<br />

! Man beachte das Gibbs–Phänomen: An Sprungstellen von f<br />

überschwingt das Fourier–Polynom fn um ca. 9% der Sprunghöhe.<br />

Rechteckfunktion<br />

Das Überschwingen bleibt auch bei höherem Approximationsgrad:<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

f<br />

f9<br />

§Q2.1, S.1264<br />

−4 −2 0 2 4 6 8 10<br />

! Man beachte das Gibbs–Phänomen: An Sprungstellen von f<br />

überschwingt das Fourier–Polynom fn um ca. 9% der Sprunghöhe.<br />

f<br />

f25


Sägezahnfunktion<br />

§Q2.1, S.1265<br />

Sei f : R → R die 2π–periodische Funktion mit f(x) = x für 0 ≤ x < 2π.<br />

Aufgabe: Man skizziere f und berechne die Fourier–Reihe.<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

−4 −2 0 2 4 6 8 10 12 14 16<br />

f(x) ∼ π + �<br />

= π − 2<br />

k�=0<br />

Sägezahnfunktion<br />

i<br />

k e ikx = π −<br />

∞�<br />

k=1<br />

2<br />

k sin(kx)<br />

�<br />

sin x + 1 1 1<br />

sin 2x + sin 3x + sin 4x + . . .<br />

2 3 4<br />

Zum Vergleich direkt die Integrale für ak, bk mit k ≥ 1:<br />

ak = 1<br />

ˆ 2π<br />

π 0<br />

= 1<br />

π<br />

bk = 1<br />

ˆ 2π<br />

π 0<br />

= 1<br />

π<br />

x cos(kx) dx<br />

� �<br />

x sin(kx)<br />

k<br />

� �<br />

x<br />

� 2π<br />

0<br />

x sin(kx) dx<br />

−<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

sin(kx)<br />

k<br />

dx<br />

�<br />

�2π ˆ 2π<br />

− cos(kx) cos(kx)<br />

+<br />

dx<br />

k 0 0 k<br />

= 0<br />

�<br />

= − 2<br />

k<br />

Zu Berechnung von ak, bk sind zwei Integrale nötig, für ck nur eins.<br />

Man spart ein wenig, aber der Rechenweg ist Geschmackssache.<br />

Die Umrechnung zwischen ak, bk und ck gelingt jedenfalls leicht.<br />

�<br />

§Q2.1, S.1267<br />

Erläuterung<br />

Sägezahnfunktion<br />

Der nullte Fourier–Koeffizient ist der Mittelwert über eine Periode:<br />

c0 = a0<br />

2<br />

= 1<br />

2π<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

x dx = 1<br />

�<br />

x2 2π 2<br />

� 2π<br />

0<br />

= π<br />

Für k �= 0 rechnen wir komplex und nutzen partielle Integration:<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

e −ikx x dx =<br />

�<br />

i<br />

k e −ikx �2π x<br />

0 −<br />

ˆ 2π<br />

0<br />

i<br />

k e −ikx dx = 2πi<br />

k<br />

Hieraus erhalten wir für k �= 0 die Fourier–Koeffizienten<br />

ck = i<br />

k .<br />

Oder umgerechnet für die Sinus-Cosinus-Reihe:<br />

Sägezahnfunktion<br />

ak = ck + c−k = 0, bk = i(ck − c−k) = − 2<br />

k .<br />

Die ersten Fourier–Polynome ähneln f nur grob:<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

−2 0 2 4 6 8 10<br />

f<br />

f1<br />

f2<br />

f3<br />

§Q2.1, S.1266<br />

§Q2.1, S.1268


Sägezahnfunktion<br />

Das Fourier–Polynom von Grad 8 liegt schon näher bei f:<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

−2 0 2 4 6 8 10<br />

! Gibbs–Phänomen: Auch hier überschwingt fn um ca. 9%.<br />

Sägezahnfunktion<br />

Das Fourier–Polynom von Grad 16 liegt schon recht nahe bei f:<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

−2 0 2 4 6 8 10<br />

! Gibbs–Phänomen: Auch hier überschwingt fn um ca. 9%.<br />

f<br />

f8<br />

f<br />

f16<br />

§Q2.1, S.1269<br />

§Q2.1, S.1271<br />

Sägezahnfunktion<br />

Das Fourier–Polynom von Grad 12 liegt noch näher bei f:<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

−2 0 2 4 6 8 10<br />

! Gibbs–Phänomen: Auch hier überschwingt fn um ca. 9%.<br />

Sägezahnfunktion<br />

Das Überschwingen jedoch bleibt für alle n bestehen:<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

−2 0 2 4 6 8 10<br />

! Gibbs–Phänomen: Auch hier überschwingt fn um ca. 9%.<br />

f<br />

f12<br />

f<br />

f20<br />

§Q2.1, S.1270<br />

§Q2.1, S.1272


Symmetrieregel<br />

Für jede reelle Funktion f : R → R gilt ak, bk ∈ R, also c−k = ck.<br />

Ist f gerade, also f(−x) = f(x) für alle x ∈ R, so gilt<br />

bk = 0, ak = 2<br />

π<br />

ˆ π<br />

0<br />

cos(kx) f(x) dx, c−k = ck.<br />

Also f ∼ Cosinusreihe. Für reelle <strong>Funktionen</strong> heißt das ck ∈ R.<br />

Ist f ungerade, also f(−x) = −f(x) für alle x ∈ R, so gilt<br />

ak = 0, bk = 2<br />

π<br />

ˆ π<br />

0<br />

sin(kx) f(x) dx, c−k = −ck.<br />

Also f ∼ Sinusreihe. Für reelle <strong>Funktionen</strong> heißt das ck ∈ iR.<br />

Differentiation von Fourier–Reihen<br />

3<br />

2<br />

1<br />

§Q2.1, S.1273<br />

§Q2.2, S.1275<br />

0<br />

F<br />

−1<br />

f<br />

−4 −2 0 2 4 6 8 10<br />

Beispiel: Für die Dreieckfunktion F haben wir ausgerechnet [S.1257]<br />

F (x) ∼ π<br />

2 −<br />

∞� 4<br />

π(2j + 1) 2 cos� (2j + 1)x � .<br />

j=0<br />

Ihre Ableitung f = F ′ ist die Rechteckfunktion [S.1265]:<br />

∞� 4<br />

f(x) ∼<br />

π(2j + 1) sin� (2j + 1)x � .<br />

j=0<br />

Differentiation von Fourier–Reihen<br />

Satz Q2C (Differentiation von Fourier–Reihen)<br />

Sei F periodisch und stetig mit stückweise stetiger Ableitung f = F ′ .<br />

Dann dürfen wir die Fourier–Reihe termweise ableiten:<br />

F (x) ∼<br />

∞�<br />

k=−∞<br />

ck e ikx ⇐⇒ f(x) ∼<br />

∞�<br />

k=−∞<br />

ikck e ikx<br />

Der Koeffizient c0 spielt hierbei die Rolle der Integrationskonstanten.<br />

Nachrechnen: Wir nutzen partielle Integration:<br />

ˆ 2π<br />

x=0<br />

e −ikx �<br />

f(x) dx = e −ikx �2π F (x) +ik<br />

x=0<br />

� �� �<br />

=0 da periodisch<br />

ˆ 2π<br />

x=0<br />

e −ikx F (x) dx<br />

§Q2.2, S.1274<br />

Die partielle Integration beruht auf dem HDI, und in seiner einfachsten Fassung verlangt dieser<br />

stetig differenzierbare <strong>Funktionen</strong> F . Glücklicherweise lässt er sich durch Zerlegung in<br />

Teilintervalle auf stetige und stückweise stetig differenzierbare <strong>Funktionen</strong> F übertragen.<br />

Differentiation von Fourier–Reihen<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

−1<br />

−6 −4 −2 0 2 4 6 8 10 12<br />

Warnung: Für die Sägezahnfunktion s gilt [S.1273]<br />

∞� 2<br />

s(x) ∼ π −<br />

k sin(kx).<br />

k=1<br />

Ihre Ableitung ist s ′ (x) = 1 für alle x ∈ R � 2πZ, aber<br />

∞�<br />

1 �∼ − 2 cos(kx).<br />

k=1<br />

§Q2.2, S.1276<br />

s<br />

s ′


Integration von Fourier–Reihen<br />

Fourier–Reihen können wir termweise integrieren:<br />

Korollar Q2D (Integration von Fourier–Reihen)<br />

Sei f : R → R periodisch und stückweise stetig mit Fourier–Reihe<br />

f(x) ∼<br />

∞�<br />

ak cos kx + bk sin kx =<br />

k=1<br />

∞�<br />

k=−∞<br />

k�=0<br />

ck e ikx .<br />

Dank HDI ist die Integralfunktion F (x) := ´ x<br />

t=0 f(t) dt stetig,<br />

stückweise stetig diff’bar mit F ′ = f, und periodisch. Es gilt dann<br />

F (x) ∼ a0<br />

2 +<br />

∞�<br />

k=1<br />

−bk<br />

k<br />

cos kx + ak<br />

k sin kx = c0 +<br />

∞�<br />

k=−∞<br />

k�=0<br />

ck<br />

ik e ikx .<br />

Für die Integrationskonstante c0 = a0/2 gilt c0 = 1<br />

´ 2π<br />

2π 0 F (x) dx.<br />

Integration von Fourier–Reihen<br />

Lösung: Die Ableitung f = F ′ erfüllt f(x) = x − π für 0 < x < 2π.<br />

Das ist unsere Sägezahnfunktion minus π [S.1273], also<br />

∞� 2<br />

f(x) ∼ −<br />

k sin(kx).<br />

Dank Satz / Korollar dürfen wir termweise integrieren und erhalten<br />

∞� 2<br />

F (x) ∼ c0 + cos(kx).<br />

k2 Die Integrationskonstante c0 ist der nullte Fourier–Koeffizient.<br />

Diesen Koeffizienten muss man separat berechnen:<br />

c0 = 1<br />

ˆ 2π<br />

F (x) dx =<br />

2π<br />

1<br />

ˆ 2π 1<br />

2π 2 (x−π)2 dx = 1<br />

�<br />

(x−π)<br />

12π<br />

3� 2π<br />

x=0<br />

x=0<br />

k=1<br />

k=1<br />

Daraus erhalten wir schließlich die gesuchte Fourier–Reihe<br />

F (x) ∼ π2<br />

6 +<br />

∞� 2<br />

cos(kx).<br />

k2 k=1<br />

x=0<br />

§Q2.2, S.1277<br />

§Q2.2, S.1279<br />

= π2<br />

6 .<br />

Integration von Fourier–Reihen<br />

Sei F : R → R periodisch mit F (x) = 1<br />

2 (x − π)2 für 0 ≤ x ≤ 2π.<br />

Aufgabe: Man skizziere F und berechne die Fourier–Reihe.<br />

4<br />

2<br />

0<br />

−2<br />

−6 −4 −2 0 2 4 6 8 10 12<br />

Trick: Die Fourier–Reihe von F kann man direkt berechnen oder<br />

(bequemer & schneller) aus der Fourier–Reihe von f = F ′ ablesen.<br />

Integration von Fourier–Reihen<br />

Ableitung und Integration von Fourier–Reihen ist eine überaus<br />

nützliche Technik, die Rechnungen drastisch vereinfachen kann.<br />

§Q2.2, S.1278<br />

F<br />

f<br />

§Q2.2, S.1280<br />

Erläuterung<br />

Man muss allerdings peinlich genau auf die nötigen Voraussetzungen<br />

achten, wie unser warnendes Gegenbeispiel zeigt.<br />

Man lese also nochmals den Satz und die zugehörige Rechnung<br />

genau durch und prüfe jeweils die Voraussetzungen in den Beispielen.


Abklingen der Fourier–Koeffizienten<br />

Bisherige Beispiele: Für die Rechteckfunktion finden wir:<br />

4<br />

π<br />

�<br />

sin x + 1 1 1 1<br />

sin 3x + sin 5x + sin 7x + sin 9x + . . .<br />

3 5 7 9<br />

Durch Integration erhalten wir die Dreieckfunktion:<br />

�<br />

π 4<br />

− cos x +<br />

2 π<br />

1<br />

�<br />

1 1<br />

cos 3x + cos 5x + cos 7x + . . .<br />

32 52 72 Für die Sägezahnfunktion finden wir:<br />

�<br />

−2 sin x + 1<br />

�<br />

1 1<br />

sin 2x + sin 3x + sin 4x + . . .<br />

2 3 4<br />

Durch Integration erhalten wir:<br />

π2 �<br />

+ 2 cos x +<br />

6 1<br />

�<br />

1 1<br />

cos 2x + cos 3x + cos 4x + . . .<br />

22 32 42 Wir sehen explizit, wie schnell die Fourier–Koeffizienten abklingen.<br />

Von Potenzreihen zu Fourier–Reihen<br />

�<br />

§Q2.3, S.1281<br />

§Q2.3, S.1283<br />

Wir betrachten eine Potenzreihe oder allgemeiner eine Laurent–Reihe<br />

g(z) =<br />

∞�<br />

ckz k mit ck ∈ C.<br />

k=−∞<br />

Sie konvergiere für alle z ∈ C mit σ < |z| < ρ, wobei 0 ≤ σ < ρ ≤ ∞.<br />

Auf jeder Kreislinie re ix mit σ < r < ρ ist die Konvergenz gleichmäßig.<br />

Wir erhalten eine gleichmäßig konvergente Fourier–Reihe<br />

f(x) := g(re ix ∞�<br />

) = (ckr k )e ikx .<br />

Beispiel: Aus<br />

folgt<br />

ln(1 − z) = −<br />

ln � 1 − re ix� = −<br />

∞�<br />

k=1<br />

∞�<br />

k=1<br />

k=−∞<br />

z k<br />

k<br />

rk ikx<br />

e<br />

k<br />

für |z| < 1<br />

für 0 ≤ r < 1.<br />

Hier klingen die Koeffizienten sogar exponentiell ab!<br />

Abklingen der Fourier–Koeffizienten<br />

§Q2.3, S.1282<br />

Glattheit impliziert schnelles Abklingen der Fourier–Koeffizienten:<br />

Satz Q2E (Riemann–Lebesgue–Lemma)<br />

Für jede integrierbare Funktion f gilt |ck| → 0 für k → ±∞.<br />

Ist f mindestens n–mal stetig differenzierbar, so gilt sogar |k n ck| → 0.<br />

Die erste Aussage zeigen wir hier nicht, aber die Folgerung ist leicht:<br />

Aus f(x) ∼ � ck e ikx folgt nämlich f (n) (x) ∼ � (ik) n ck e ikx .<br />

Umgekehrt garantiert schnelles Abklingen eine gewisse Glattheit:<br />

Satz Q2F (gleichmäßige Konvergenz)<br />

Gilt |ck| ≤ c/|k| 1+α für alle k �= 0 und Konstanten c, α > 0,<br />

dann konvergiert � ckek gleichmäßig gegen eine stetige Funktion f.<br />

Gilt sogar |ck| ≤ c/|k| n+1+α , so ist f mindestens n–mal stetig diff’bar.<br />

! Für α = 0 funktioniert dies nicht, wie die Sägezahnfunktion zeigt.<br />

Beispiel: Die Dreieckfunktion erfüllt die Bedingung für n = 0 aber nicht<br />

für n = 1; tatsächlich ist sie stetig aber nicht stetig differenzierbar.<br />

Von Potenzreihen zu Fourier–Reihen<br />

Der Realteil hiervon liefert für 0 ≤ r < 1 die reelle Fourier–Reihe<br />

ln � �1 − re ix� � = ln � 1 − 2r cos x + r 2 = −<br />

∞�<br />

k=1<br />

Der Randfall r = 1 muss gesondert betrachtet werden.<br />

r k<br />

k cos(kx).<br />

Für x = 0 divergieren beide Seiten (harmonische Reihe).<br />

Für x = π erhält man die Leibniz–Reihe � ∞<br />

k=1 (−1)k /k = ln 2.<br />

Für 0 < x < 2π konvergiert die Reihe dank Dirichlet–Kriterium.<br />

Für alle x ∈ R � 2πZ erhält man so Funktion und Fourier–Reihe:<br />

ln √ 2 − 2 cos x = ln � �2 sin(x/2) � � = −<br />

∞�<br />

k=1<br />

1<br />

k cos(kx).<br />

Wir nutzen hier die Halbwinkelformel |2 sin x<br />

2 | = √ 2 − 2 cos x.<br />

Die entsprechende Sinus–Reihe gehört zu einer Sägezahnfunktion.<br />

§Q2.3, S.1284


Fazit: Skalarprodukt <strong>periodischer</strong> <strong>Funktionen</strong><br />

Für f, g : [a, b] → C definieren wir das Skalarprodukt durch<br />

〈 f | g 〉 := 1<br />

b − a<br />

ˆ b<br />

a<br />

f(x) g(x) dx.<br />

S.1285<br />

Erinnerung<br />

Bei Periode T > 0 integrieren wir über ein beliebiges Intervall [a, a + T ].<br />

Wir definieren die Basisfunktion ek : R → C mit k ∈ Z durch<br />

ek(x) := e ikx = cos(kx) + i sin(kx).<br />

Für diese <strong>Funktionen</strong> gelten die Orthonormalitätsrelationen<br />

�<br />

0 für k �= ℓ (paarweise Orthogonalität),<br />

〈 ek | eℓ 〉 =<br />

1 für k = ℓ (Normierung auf Länge 1).<br />

Ähnliche Formeln gelten für die <strong>Funktionen</strong> cos(kx) und sin(kx).<br />

Fazit: Fourier–Koeffizienten<br />

Aufgrund der Euler–Formel e iℓx = cos(ℓx) + i sin(ℓx) gilt<br />

aℓ = cℓ + c−ℓ, bℓ = i(cℓ − c−ℓ),<br />

cℓ = aℓ − ibℓ<br />

2<br />

, c−ℓ = aℓ + ibℓ<br />

.<br />

2<br />

Alle Koeffizienten von f fassen wir zur Fourier–Reihe zusammen:<br />

f(x) ∼ a0<br />

2 +<br />

∞�<br />

ak cos(kx) + bk sin(kx) =<br />

k=1<br />

∞�<br />

k=−∞<br />

cke ikx .<br />

Dies ist zunächst nur eine symbolische Schreibweise!<br />

Gelesen: „f hat die Fourier–Koeffizienten ak, bk bzw. ck.“<br />

Beispiele: Dreieck-, Rechteck-, Sägezahnfunktion etc.<br />

Das Konvergenzverhalten diskutieren wir im nächsten Kapitel.<br />

Ist f reell, so gilt ak, bk ∈ R, also c−k = ck.<br />

Ist f gerade, so liefert f eine Cosinusreihe, bk = 0, c−k = ck.<br />

Ist f ungerade, so liefert f eine Sinusreihe, ak = 0, c−k = −ck.<br />

S.1287<br />

Erinnerung<br />

Fazit: Trigonometrische Polynome<br />

Trigonometrisches Polynom nennt man jede Linearkombination<br />

f(x) = a0<br />

2 +<br />

n�<br />

ak cos(kx) + bk sin(kx) =<br />

k=1<br />

n�<br />

k=−n<br />

Jede solche Funktion bestimmt ihre Koeffizienten gemäß<br />

aℓ = 1<br />

ˆ 2π<br />

π 0<br />

bℓ = 1<br />

π<br />

cℓ = 1<br />

2π<br />

ˆ 2π<br />

cos(ℓx) f(x) dx = 2〈 cos(ℓx) | f 〉,<br />

sin(ℓx) f(x) dx = 2〈 sin(ℓx) | f 〉,<br />

0<br />

ˆ 2π<br />

e<br />

0<br />

−iℓx f(x) dx = 〈 e iℓx | f 〉.<br />

cke ikx .<br />

Allgemein: Ist f : R → C periodisch und über [0, 2π] integrierbar, dann<br />

definieren wir durch diese Formeln die Fourier–Koeffizienten von f.<br />

Fazit: Differenzieren und Integrieren<br />

Sei F periodisch und stetig mit stückweise stetiger Ableitung f = F ′ .<br />

Dann dürfen wir die Fourier–Reihe termweise ableiten:<br />

F (x) ∼<br />

∞�<br />

k=−∞<br />

ck e ikx ⇐⇒ f(x) ∼<br />

∞�<br />

k=−∞<br />

ikck e ikx<br />

S.1286<br />

Erinnerung<br />

S.1288<br />

Erinnerung<br />

Umgekehrt kann man die Fourier–Reihe von f termweise integrieren.<br />

Der Koeffizient c0 spielt hierbei die Rolle der Integrationskonstanten.<br />

Glattheit entspricht schnellem Abklingen der Fourier–Koeffizienten:<br />

Für jede integrierbare Funktion f gilt |ck| → 0 für |k| → ∞.<br />

Ist f sogar n–mal stetig differenzierbar, so folgt |k n ck| → 0.<br />

Umgekehrt: Gilt |ck| ≤ c/|k| 1+α für alle k �= 0 und Konstanten c, α > 0,<br />

dann konvergiert � ckek gleichmäßig gegen eine stetige Funktion f.<br />

Gilt sogar |ck| ≤ c/|k| n+1+α , so ist f mindestens n–mal stetig diff’bar.

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