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Appendix stellt sich vor - Offene Fachschaft Medizin Freiburg eV

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Sundgauallee 25<br />

79114 <strong>Freiburg</strong><br />

Tel.: 0761 88591-0<br />

„Kaum ein Studium ist so zeitintensiv wie<br />

das <strong>Medizin</strong>studium. Da ist es gut, dass<br />

meine Bank meine Ziele unterstützt. So<br />

bleibe ich selbst während der heißen Lernphase<br />

fi nan ziell fl exibel. Ich kann mich ganz<br />

auf mein Examen konzentrieren.“


Liebe Kommilitonen,<br />

Gerade haben wir den neuen<br />

<strong>Appendix</strong> auf den USB-Stick geladen<br />

um ihn zur Druckerei unseres<br />

Vertrauens zu bringen, da flattert<br />

die unerfreuliche Pressemeldung<br />

über die Fehlleistungen unseres<br />

Verteidigungsministers ins Haus.<br />

Deutschland schüttelt den Kopf.<br />

Und wir werden unruhig. Soll das<br />

etwa bedeuten, dass es da draußen<br />

Menschen gibt, die Wert auf Quellenangaben<br />

und korrekte Zitierweise<br />

legen? Könnte uns am Ende wegen<br />

fahrlässiger Quellenunterschlagung<br />

unser neu erworbener Titel – der Pro<br />

Campus Presse Award 2010 – wieder<br />

aberkannt werden?<br />

Wochen später beenden wir das<br />

Projekt <strong>Appendix</strong> erneut. Schlaflose<br />

Nächte liegen hinter uns (S. 12) Eine<br />

strenge Quellenqualitätskontrolle<br />

unserer Inhalte führten wir wie folgt<br />

durch: Unsere Leitartikel haben wir<br />

nach Möglichkeit in Interviewform<br />

abgedruckt, weil wir uns auf diese<br />

Weise nicht mehr so sehr für die<br />

Quellen der Inhalte verantwortlich<br />

fühlen. Bitte zweifeln Sie gegebenenfalls<br />

die Titel unserer Interviewpartner<br />

an. Ferner haben wir uns dafür<br />

entschieden, alle Literaturangaben<br />

in dieser albernen Clownsschrift<br />

her<strong>vor</strong>zuheben. So können wir mit<br />

95% iger Sicherheit davon ausgehen,<br />

dass unsere handgemachten Artikel<br />

über Plastische Chirurgie (S. 36),<br />

Mensaessen (S. 22) und Präimplantationsdiagnostik<br />

(S. 30) nicht gerade<br />

dann als Plagiate entlarvt werden,<br />

wenn wir im Kopierladen an unserer<br />

Dissertation arbeiten.<br />

Liebe Leserinnen und Leser, wir<br />

appellieren an euer Wohlwollen und<br />

hoffen, dass alles gut geht.<br />

Eure<br />

<strong>Appendix</strong>-Redaktion<br />

Schlafend im Dienste des Wissenschaftsjournalismus, Januar 2011. Dabei waren von links oben nach rechts unten:<br />

Anne Büttner (7. Semester), Lena Lippert (3.), Ismene Hermann (9.),<br />

Insa Schiffmann (5.), Clemens Schiebel (5.), Hein Blöd (Urlaubssemester), Rebecca Eisele (3.), Laura Herrmann (4.) Nicht im Bild: Hannes<br />

Hummel (5.), Sebastian Wohlfeil (5.), Siobhán Ewert (PJ), Johanna Maxeiner (7.), Jonas Hafner (9.), Lukas Hallauer (7.)<br />

Editorial


Inhalt<br />

Kurz gemeldet<br />

Campusleben<br />

Nachrichten .................. 4<br />

Alles gut im Bett? .................. 6<br />

Ergebnisse unserer Umfrage zum Thema Schlaf<br />

<strong>Appendix</strong> schläft ......................10<br />

Insomnie am eigenen Leib erfahren: Schlaflabor,<br />

Sleeptracker, Wärmflasche und Wecker...<br />

Geweckt werden mag keiner! ..................... 16<br />

Gespräch mit dem Schlafforscher Prof. Riemann<br />

<strong>Freiburg</strong> wagt was .........................21<br />

Ein Curriculumsreförmchen<br />

Unsere Mensa .....................22<br />

Schniposa und Milchreis. Aber warum stinkt es da so?<br />

Chefärzte reden Tacheles .........................26<br />

Prof. Berger und Prof. Wirsching verraten, was ein<br />

Bewerber in Psychiatrie und Psychosomatik bieten muss.<br />

Über den Tellerrand<br />

Der Traum vom Wunschkind? .................. 30<br />

Ja oder nein zur Präimplantationsdiagnostik?<br />

Selbst der Priester nimmt Geld... ............... 36<br />

Das Arzt-Patient-Verhältnis in der plastischen Chirurgie<br />

Was ist orange und macht Tarife? .............. 41<br />

Der Marburger Bund!<br />

Oh wie schön ist Erasmanien .................. 44<br />

Grüße von euren Freunden auf der Erasmus-Pinnwand.<br />

2<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Inhalt<br />

Noch ein Löffelchen?<br />

In die Töpfe der Mensa<br />

geschaut!<br />

Verkabelt und angegipst<br />

- Recherche im Schlaflabor


Fernfamulieren im Guinessland ................. 48<br />

Famulatur in Dublin<br />

Witziges<br />

Studentenfutter: Faklerzangenbowle ......... 54<br />

Der nächste Winter kommt bestimmt.<br />

Sinnvoll investiert?<br />

Buchrezensionen .................. 56<br />

Welche Wälzer sind ihr Geld wert?<br />

Alternative <strong>Medizin</strong><br />

für kalte Tage: Die<br />

Faklerzangenbowle<br />

Rubriken<br />

Rätsel .................. 48<br />

Nützliches .................. 59<br />

Impressum .................. 58<br />

Editorial .................. 1<br />

Kurz gemeldet .................. 4<br />

Trillern auf den Pfeifen für<br />

mehr faire Arbeitsbedingungen<br />

mit dem Marburger Bund<br />

Blaue Augen, roter Mund...werden<br />

dank Präimplantationsdiagnostik bald<br />

Designerkinder geboren?<br />

sommer 2011 | appendix.ofamed.de<br />

Inhalt<br />

„Auch Hippokrates hat nicht umsonst gearbeitet!“<br />

Der plastische Chirurg Prof. Stark über<br />

sein Arztbilld<br />

3


Über den Tellerrand<br />

Nachrichten<br />

von Fakultät und Campus<br />

Pro Campus-Presse<br />

<strong>Appendix</strong> gewinnt!<br />

Der <strong>Appendix</strong> ist Deutschlands beste Studierendenzeitung!<br />

Wir haben den Pro Campus-<br />

Presse Award 2010 gewonnen. Mit „guten<br />

Themenideen und sauberer Recherche“ setzten<br />

wir uns gegen 35 andere Studierendenzeitungen<br />

durch, so die offizielle Pressemitteilung. Und das<br />

obwohl der <strong>Appendix</strong> als reine <strong>Medizin</strong>studentenzeitung<br />

als „Außenseiter“ angetreten ist. „Die<br />

Geschichten waren für die Zielgruppe relevant<br />

und kritisch aufbereitet“, begründet Jury-Mitglied<br />

und ZEITCampus-Redakteur Julian Hans<br />

die Platzierung.<br />

Der Preis ist Teil der Pro Campus Presse - Initiative<br />

zur Förderung journalistischen Engagements<br />

an Hochschulen und wird vom Verlag<br />

Rommerskirchen vergeben. Jedes Jahr zeichnet<br />

die Initiative die besten von Studententen<br />

herausgegeben Zeitungen aus. Das Ziel von Pro<br />

Campus Presse nach eigenen Angaben: herausragende<br />

journalistische Leistungen würdigen.<br />

Wir gratulieren der „Pflichtlektüre“ aus dem<br />

Ruhrgebiet zu Platz 2 und dem drittplatzieten<br />

„heuler“ aus Rostock.<br />

[CS]<br />

Bologna-Reform<br />

Rösler gegen Bachelor/Master<br />

in der <strong>Medizin</strong><br />

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler<br />

(FDP) ist gegen eine Einführung von Bachelor<br />

und Master in der <strong>Medizin</strong>. „Wir bleiben<br />

beim Staatsexamen und ich lehne Bachelor und<br />

Master in der <strong>Medizin</strong>ausbildung ausdrücklich<br />

ab.“ sagte er im Januar in einem Interview mit<br />

dem Hochschulmagazin „Unicum“. Die Grun-<br />

4<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Gegen die Reform: Philipp Rösler<br />

didee des<br />

Bachelors<br />

als berufsqualifizierender Abschluss sei auf die<br />

<strong>Medizin</strong> nicht übertragbar.<br />

[CS]<br />

Universitätsmedizingesetz<br />

Trotz Widerstand beschlossen<br />

Das neue Universitätsmedizingesetz für Baden-Württemberg<br />

wurde Anfang Februar vom<br />

Landtag verabschiedet – massiven Protesten<br />

zum Trotz. Professoren aller vier Unikliniken in<br />

Baden-Württemberg, der Verband der Universitätsklinika<br />

Deutschlands (VUD) sowie der<br />

<strong>Medizin</strong>ische Fakultätentag (MFT) fordern, das<br />

Gesetz zu stoppen. Das Gesetz wird Uniklinikum<br />

und Fakultät zu einer „Körperschaft der<br />

Universitätsmedizin“ vereinen. Kritiker fürchten<br />

Verlust von Flexibilität, Eigenständigkeit und


Unabhängigkeit der Universitätsmedizin, insbesondere<br />

durch die <strong>vor</strong>gesehene „Gewährsträgerversammlung“.<br />

Dieses rein politische Gremium<br />

besteht aus Landtagsabgeordneten und Vertretern<br />

der Ministerien und soll zusätzlich zum<br />

Auf<strong>sich</strong>tsrat die Strategie und die Investitionen<br />

der Uniklinik kontrollieren. Trotz Verabschiedung<br />

ist die Zukunft des Gesetzes offen: SPD<br />

und Grüne kündigten eine Überarbeitung an.<br />

Der VUD hat mit seiner Online-Petition (www.<br />

stopp-unidmedgesetz.de) etwa 2500 Stimmen<br />

gesammelt und erwägt eine Klage <strong>vor</strong> dem<br />

Bundesverfassungsgericht. [Stand 5.03.11;<br />

Quelle: Pressemitteilungen VUD<br />

03.02.2011/MFT Januar und Februar<br />

2011]<br />

[CS]<br />

Neu:<br />

<strong>Appendix</strong> bei Facebook<br />

Euer beliebtes Magazin könnt ihr jetzt auch<br />

auf Facebook „mögen“. So bleibt ihr immer<br />

informiert, wann die neue Ausgabe in Druck<br />

kommt und in welchen Vorlesungen ihr einen<br />

Über den Tellerrand<br />

<strong>Appendix</strong> ergattern könnt. Außerdem könnt<br />

ihr mit uns dort Feedback geben oder Themen<br />

<strong>vor</strong>schlagen. Das Profil findet ihr unter facebook.com/<strong>Appendix</strong>.<br />

[CS]<br />

Thieme startet „KittelCoach“-App<br />

Bis 12. Juli noch kostenlos<br />

Stuttgart, März 2011 - Der Georg Thieme<br />

Verlag bietet ab sofort die mobile Anwendung<br />

„KittelCoach“ für iPhone und iPod Touch<br />

an. Der „KittelCoach“ schafft als sogenannte<br />

Mantel-App eine Plattform, in die der Anwender<br />

verschiedene Inhalte hineinladen kann. Zum<br />

Start der App sind die „Checkliste Innere <strong>Medizin</strong>“<br />

sowie die „Checkliste Chirurgie“ verfügbar.<br />

Anlässlich seines 125-jährigen Jubiläums schenkt<br />

Thieme diese Apps allen, die sie innerhalb der<br />

ersten 125 Tage nach Erscheinen in die Mantel-<br />

App hineinladen. Dieses Angebot gilt bis zum<br />

12. Juli 2011. Danach ist der Download kostenpflichtig.<br />

Quelle: Pressemitteilung Thieme<br />

(http://www.thieme.de/presseservice/KittelCoach-App.html)<br />

So sieht <strong>Appendix</strong> auf facebook aus.<br />

Kommet und möget uns!<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

5


Campusleben<br />

Alles gut im Bett?<br />

Nachdem wir mit Professor Riemann<br />

über die Bedeutsamkeit des Schlafs<br />

für die körperliche Gesundheit und<br />

die Leistungsfähigkeit gesprochen<br />

haben, ließ uns das Thema keine<br />

Ruhe mehr. Wenn Schlaf so wichtig<br />

ist, dann wollen wir auch wissen, wie<br />

unsere Kommilitonen „im Bett sind“.<br />

Gemeinsam mit Prof. Riemann und<br />

Herrn Unbehaun vom Schlaflabor<br />

an der Abteilung für Psychiatrie und<br />

Psychotherapie der Uniklinik <strong>Freiburg</strong><br />

haben wir eine online-Umfrage<br />

durchgeführt.Aber wir wollten es<br />

noch genauer wissen: Wie schlafen<br />

wir denn selbst? Und wie können<br />

wir die Qualität unserer Nachtruhe<br />

optimieren? Die <strong>Appendix</strong>-Redaktion<br />

hat <strong>sich</strong> dem Procedere unterworfen,<br />

6<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Die Schlafgewohnheiten <strong>Freiburg</strong>er<br />

<strong>Medizin</strong>studenten: Eine Online-<br />

Fragebogenstudie<br />

das Patienten mit Schlafproblemen im<br />

Rahmen der Diagnostik durchlaufen:<br />

Zwei Wochen Schlafprotokoll<br />

am Morgen und am Abend<br />

führen und diverse Fragebögen<br />

zur Tagesschläfrigkeit und den<br />

Schlafgewohnheiten ausfüllen.<br />

Und damit nicht genug. Um das<br />

Optimum aus unseren wertvollen<br />

Schlafstunden herauszuholen, haben<br />

wir Interventionen zum besseren<br />

Einschlafen und Aufwachen getestet.<br />

Ein Redakteur hat <strong>sich</strong> gar einer<br />

Polysomnographie unterzogen. Ob<br />

es geholfen hat? Ergebnisse und<br />

Diskussionen unserer Selbstversuche<br />

findet Ihr auf den folgenden Seiten!


Schlaf als Prädiktor für Gesundheit, Lebensqualität<br />

und Leistungsfähigkeit hat in<br />

den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen<br />

(siehe auch Interview mit Prof. Riemann,<br />

S.8-11). Auch die Medienpräsenz der Schlafforschung<br />

nimmt zu. Aber wenn es um Schlagzeilengenerierung<br />

geht, wird oft pauschalisiert<br />

und mit den Ängsten der Leserschaft gespielt.<br />

„Schlafforschung: Zu wenig Schlaf macht dick,<br />

dumm und krank“ lautet eine Stern-Schlagzeile<br />

aus dem Jahr 2005. Eine Schreckensvision,<br />

besonders für angehende Ärzte, die Krankheiten<br />

verhüten oder heilen wollen und dazu auch noch<br />

viel lernen müssen. Dummheit und Krankheit<br />

sind hier die Feinbilder schlechthin. Und<br />

in einem Atemzug mit ihnen genannt, ist die<br />

drohende Adipositas nicht nur ein kosmetisches<br />

Manko sondern auch ein soziales Stigma.<br />

Fragestellung<br />

So gut der kritische Leser (der <strong>Appendix</strong>-<br />

Leser verstehe <strong>sich</strong> als Prototyp desselben) <strong>sich</strong><br />

auch von allzu plakativer Populärwissenschaft zu<br />

distanzieren weiß – eine Restun<strong>sich</strong>erheit bleibt.<br />

Schließlich liegt den reißerischen Schlagzeilen<br />

meist ein Funken Wahrheit zugrunde. Setzt derjenige<br />

seine kognitiven Fähigkeiten leichtsinnig<br />

aufs Spiel, der dem Schlaf nicht genügend Platz<br />

einräumt? Oder verschläft jener sein Leben, der<br />

dem Schlaf überhöhte Priorität zuweist?<br />

Es wurde gezeigt, dass Menschen mehr Fehler<br />

machen, wenn sie weniger schlafen.¹ Außerdem<br />

gibt es Hinweise darauf, dass <strong>sich</strong> das Gedächtnis<br />

im Schlaf konsolidiert und man <strong>sich</strong> somit<br />

Dinge besser merken kann, wenn man nach dem<br />

Lernen schläft² . Einige Forscher postulieren,<br />

dass die Leistungseinschränkungen nach akutem<br />

oder chronischem Schlafentzug von den Betroffenen<br />

subjektiv gar nicht registriert werden.³<br />

Und das obwohl man nach einer Nacht Schlafentzug<br />

bekanntlich so agiert als hätte man eine<br />

halbe Flasche Wein getrunken.� So etwas merkt<br />

man doch, möchte man meinen! Auf dieser<br />

Annahme basiert unsere Online-Umfrage. Allen<br />

dort erhobenen Daten liegt Selbsteinschätzung<br />

zugrunde. Schlaffragebögen- und Tagebücher<br />

sind wichtige Instrumente in der Insomnie-<br />

Diagnostik, weil mit ihnen über einen längeren<br />

Zeitraum hinweg morgens und abends subjektive<br />

Daten erfasst werden können.�<br />

Tödliche Schlaflosigkeit oder<br />

verschlafenes Leben? Wann ist<br />

es Zeit, aufzustehen?<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

Campusleben<br />

Die Fragestellung, die in diesem Zusammenhang<br />

für pflichtbewusste Studenten wohl<br />

die größte Relevanz besitzt, ist ob die Fähigkeit<br />

zur Konzentration, Aufmerksamkeit und<br />

Merkfähigkeit unmittelbar und relevant von<br />

Schlafausmaß und Qualität beeinflusst wird.<br />

Unser Ziel war es, Zusammenhänge zwischen<br />

Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit und<br />

verschiedenen Parametern der Schlafqualität zu<br />

evaluieren, und zwar auf Basis der Selbsteinschätzung.<br />

Außerdem wurden Bettzeiten (Zeit<br />

des zu-Bett-Gehens) unter der Woche und am<br />

Wochenende erfasst. So konnte ein Eindruck<br />

darüber gewonnen werden, wie junge Menschen<br />

das Problem mit dem fatalen „zu wenig“ und<br />

dem verschwenderischen „zu viel“ des Schlafens<br />

umgehen.<br />

7


Campusleben<br />

Material und Methoden<br />

Der Kurzfragebogen (Rieman/Unbehaun) zu<br />

den Schlafgewohnheiten der Studenten konnte<br />

auf der Homepage der <strong>Offene</strong>n <strong>Fachschaft</strong> <strong>Medizin</strong><br />

ausgefüllt werden und wurde dort sowie<br />

auf der <strong>Appendix</strong>-Profilseite des Internet-Portals<br />

facebook beworben. Es haben 214 <strong>Medizin</strong>studentInnen<br />

den Fragebogen ausgefüllt. Davon<br />

waren 132 weiblich und 76 männlich. Die<br />

Studiensemester verteilten <strong>sich</strong> folgendermaßen:<br />

79 Vorklinik, 122 Klinik, 6 PJ, 2 Freisemester, 5<br />

ohne Angabe. Das Alter lag im Mittel bei 23.41<br />

Jahren bei einer Range von 18-40 Jahren.<br />

Die Daten wurden mithilfe des Statistik-Programms<br />

SPSS 18 ausgewertet. Eine multifaktorielle<br />

ANOVA und Produkt-Moment-Korrelationen<br />

nach Pearson wurden für alle Faktoren<br />

durchgeführt.<br />

Ergebnisse<br />

Die Korrelationskoeffizienten zeigen, dass<br />

Studierende, die mit ihrer Konzentrations- und<br />

Leistungsfähigkeit am Tag unzufrieden sind,<br />

häufiger unter Einschlafproblemen, Durchschlafproblemen<br />

und wenig erholsamen Schlaf<br />

leiden (Einschlafen: Korrelationskoeffizient r=<br />

.213, p=.001, Durchschlafen: r=.251, p= .000,<br />

Erholsamkeit: r= .535, p=.000). Aus den Varia-<br />

8<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Abbildung 3<br />

Die Bettzeiten der Studierenden<br />

blen „Einschlafen“, „Durchschlafen“ und „Erholsamkeit<br />

des Schlafes“ wurde ein „Zufriedenheits-score“<br />

berechnet, dessen Zusammenhang<br />

mit der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit<br />

in Abbildung 1 darge<strong>stellt</strong> ist. Dabei scheint der<br />

Zusammenhang zwischen den Schlafzufriedenheits-Parametern<br />

und der Leistungsfähigkeit am<br />

Tag bei männlichen Studenten stärker zu sein als<br />

bei weiblichen. (Abbildung 2)<br />

Einschlafen, Durchschlafen und Leistung am<br />

Folgetag korrelieren mit dem Auftreten von<br />

Beinbewegungen in der Nacht (r=.125, p=.038,<br />

r=.305, p=.000, r=.138, p=.025). Ein Zusammenhang<br />

zwischen Erholsamkeit des Schlafes<br />

und Schnarchen konnte auch<br />

gezeigt werden (r=.136, p=.026).<br />

Die Bettzeiten unter der Woche<br />

korrelieren hingegen nicht mit der<br />

gefühlten Leistungsfähigkeit.<br />

Abbildung 1<br />

Wer schlechter einschläft,<br />

durchschläft und weniger<br />

erholsam schläft, ist am<br />

nächsten Tag weniger<br />

konzentriert - und spürt das<br />

auch.


Diskussion<br />

Die gefundenen Korrelationen weisen darauf<br />

hin, dass die subjektiv empfundene Leistungsfähigkeit<br />

unter anderem von der Schlafqualität<br />

abhängig ist. Insbesondere die gefühlte Erholsamkeit<br />

des Schlafes am Morgen, die unter<br />

dem Einfluss der Faktoren „Einschlafen“ und<br />

„Durchschlafen“ steht, scheint von Bedeutung<br />

zu sein. Die Bettzeit scheint hier nicht relevant<br />

zu sein. Allerdings liegen in dieser Studie keinerlei<br />

Daten über die Gesamtschlafdauer oder<br />

die Aufwachzeit <strong>vor</strong>, sodass wir nicht davon<br />

ausgehen können, dass eine spätere Bettzeit<br />

auch zu einer kürzeren Schlafperiode führt.<br />

Dies ist <strong>sich</strong>erlich eine der Schwächen unserer<br />

Untersuchung.<br />

Die Post-hoc Analyse ergab, dass mit zunehmendem<br />

Alter die Zufriedenheit mit der<br />

eigenen Konzentrations- und Leistungsfähigkeit<br />

abnimmt. Dieses Ergebnis stützt die erkenntnistheoretische<br />

Hypothese „Mit dem Alter wird alles<br />

schwerer“ . Um zu erfassen, welche Bereiche<br />

des alltäglichen Lebens außerdem betroffen<br />

sind, werden keine Folgestudien notwendig sein.<br />

In ein paar Jahren wissen wir alle mehr. (Veranstaltungsempfehlung:<br />

<strong>Medizin</strong> des Alterns, SS11,<br />

Prof. Hüll)<br />

Um Aussagen über die Relevanz der gefundenen<br />

Effekte treffen zu können, müssten die<br />

Angaben mit einer objektiven Leistungsbeurteilung<br />

verglichen werden. Dies könnte in einem<br />

Abbildung 2<br />

Post-Hoc-Gender-<br />

Studies: Bei männlichen<br />

Studenten<br />

scheinen unerholsamere<br />

Nächte<br />

stärkeren Einfluss auf<br />

die Tagesleistungsfähigkeit<br />

zu haben als<br />

bei ihren Kommilitoninnen.<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

Campusleben<br />

experimentellen Design oder mit Unterstützung<br />

des Landesprüfungsamtes geschehen, wenn<br />

dieses uns die Examensergebnisse inklusive<br />

der persönlichen Daten aller Studierenden<br />

zur Verfügung stellen würde. Die <strong>Appendix</strong>-<br />

Redaktion aber möchte <strong>sich</strong> an dieser Stelle aus<br />

dem Gebiet der Schlafforschung zurückziehen<br />

um endlich einmal ausschlafen zu können –<br />

ohne Protokoll, ohne Wecker, ohne Kabel, ohne<br />

nahenden Redaktionsschluss. Gute Nacht.<br />

Ein herzliches Dankeschön an Professor Riemann<br />

und Thomas Unbehaun, ohne die diese<br />

Erhebung nicht möglich gewesen wäre!<br />

Ismene Hermann<br />

Quellen:<br />

1) Landrigan CP, Rothschild JM, Cronin JW, et al.<br />

Effect of reducing interns‘work hours on serious<br />

medical errors in intensive care units. N Engl J Med.<br />

2004;351:1838–48.<br />

2) Nissen C, Kloepfer C, Nofzinger EA, Feige B,<br />

Voderholzer U, Riemann D. Impaired sleep-related<br />

memory consolidation in primary insomnia - a pilot<br />

study. Sleep. 2006;29:1068–73.<br />

3) Van Dongen et al<br />

The Cumulative Cost of Additional Wakefulness<br />

SLEEP, Vol. 26, No. 2, 2003<br />

4) Arnedt JT, Owens J, Crouch M, Stahl J, Carskadon<br />

MA. Neurobehavioral performance of residents after<br />

heavy night call vs. after alcohol ingestion. JAMA.<br />

2005;294:1025–1033.<br />

5) Riemann, D.; Hajak, G. (2009): Insomnien. In: Der<br />

Nervenarzt, Jg. 80, H. 9, S. 1060–1069.<br />

6) Anonymus<br />

Noch nicht müde<br />

geworden?<br />

Weitere Ergebnisse<br />

findet ihr auf unserer<br />

Homepage!<br />

9


<strong>Appendix</strong> schläft<br />

Investigatives Schlafen im Dienste der Wissenschaft<br />

Vorbemerkung der Redaktion:<br />

Wenn die Menschen wüssten, wie wir<br />

hier arbeiten. Zu Semesterbeginn<br />

schäumen wir nur so <strong>vor</strong> Kreativität<br />

und planen meist Revolutionäres. Eine Schlafstudie<br />

sollte es dieses Mal sein. Mit Körpereinsatz!<br />

Mit etwas Glück und Selbstdisziplin<br />

würden wir 10 Schlaftagebücher - eines von<br />

jedem Redaktionsmitglied - sammeln können.<br />

Wir würden in einem zweiten Zyklus kommerzielle<br />

"Schlaf-Enhancer" testen, vielleicht sogar<br />

verschiedene...wir träumten von einer randomisierten,<br />

kontrollierten Interventionsstudie mit<br />

crossover-design.<br />

Aber so wie wir selbst schon zu keinem Zeitpunkt<br />

des Semesters an unseren im allseitigen<br />

Einvernehmen festgelegten Redaktionsschluss<br />

glauben, ahnten wir auch hier bald, dass wir uns<br />

zu viel <strong>vor</strong>genommen haben.<br />

Immerhin: Drei Schlaftagebücher und ein<br />

Polysomnogramm konnten vollständig erhoben<br />

werden. Unsere Ergebnisse sind signifikant,<br />

relevant und erstaunlich. Sie stellen mitunter<br />

10<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

die Resultate hochrangig publizierter Studien in<br />

Frage. Wir möchten allerdings darauf hinweisen,<br />

dass unsere Methodik und sämtliche Schlussfolgerungen<br />

vollkommen unwissenschaftlich,<br />

unseriös und plakativ sind. Ehrlich!<br />

Wir möchten mit dieser Veröffentlichung<br />

weder Anstoß zu Empörung geben, noch<br />

den <strong>Freiburg</strong>er Jungforschern unter unseren<br />

Lesern mit schlechtem Beispiel <strong>vor</strong>angehen.<br />

Auch möchten wir nicht den Verdacht wecken,<br />

Elite-Uni-unwürdig oder töricht zu sein. Warum<br />

wir trotzdem publizieren? Unter dem Schirm<br />

der "künstlerischen Freiheit" genießen wir es,<br />

in unserem eigenen Journal jedweden Schluss<br />

ziehen zu können, der uns beliebt, so absurd<br />

und provokant er auch sein mag. Wir bemühen<br />

uns dabei stets, im Sinne unserer Zielgruppe zu<br />

handeln, die zwanglos und doch anspruchsvoll<br />

unterhalten werden will.<br />

Viel Spaß beim kritischen Lesen unserer<br />

Fallvignetten!<br />

Ismene Hermann


Fall 1<br />

Das Problem:Orientierungslos blicke ich<br />

mich im Raum um. Wo … was … wer?? Es ist<br />

erst drei, es ist erst drei, es ist erst drei, bete<br />

ich. Meine Hoffnung ist vergebens, es ist halb<br />

acht und der Wecker hat mich lediglich in<br />

einer absoluten Tiefschlafphase erwischt.<br />

Die Idee: Ich wünschte, es gäbe einen<br />

Wecker, der mich weckt, wenn ich schon<br />

wach bin. Eine verrückte Idee. Oder? Denn<br />

genau das verspricht der Sleeptracker. Er<br />

sieht aus wie eine Baby-G-Armbanduhr. Sein<br />

Anblick beschwört in mir glückliche Jahre mit<br />

Backstreet Boys, Männern mit Schnurrbärten<br />

und lila Ballonseidejacken herauf, und<br />

zeichnet jede Bewegung des Handgelenks<br />

samt körperlichem Anhang auf. In einem<br />

einstellbaren Zeitfenster, z.B. zwischen 7.00<br />

und 7.30 Uhr, soll er den Schlafenden in der<br />

wachsten Phase erwischen und auch wecken.<br />

Findet er keinen günstigen Zeitpunkt, klingelt<br />

der Sleeptracker wie ein normaler Wecker zum<br />

spätesten Termin.<br />

Der Test: Auch ohne Bedienungsanleitung<br />

ist es einfach, die Weckeinstellungen zu<br />

programmieren. Die große Uhr ist ein wenig<br />

gewöhnungsbedürftig am Handgelenk, hin<br />

und wieder wache ich mit einem großen<br />

Ziffernblatt-Tattoo im Ge<strong>sich</strong>t auf oder ziehe<br />

sie im Halbschlaf aus. Am ersten Morgen<br />

Campusleben<br />

denke ich an ein Erdbeben, als mein Arm ohne<br />

Vorwarnung zu vibrieren beginnt. Doof nur,<br />

dass ich vergessen habe, welchen Knopf man<br />

drücken muss, um den Alarm auszustellen. Ich<br />

bin auf jeden Fall wach. Interessant ist, <strong>sich</strong> die<br />

vermeintlichen Wach-Phasen in der vergangenen<br />

Nacht anzuschauen. Der Sleeptracker findet fast<br />

immer einen „wachen“ Augenblick, ich werde<br />

tatsächlich kein einziges Mal aus dem Tiefschlaf<br />

gerissen. Ich bleibe trotzdem „snooze“-süchtig.<br />

Da ich über einige Wochen immer zur gleichen<br />

Zeit aufgestanden bin, kann ich nicht sagen, ob<br />

der Sleeptracker oder die Routine der Grund des<br />

sanften Erwachens war. [is]<br />

Fitter durch sanftes<br />

Wecken?<br />

Von wegen! Mit<br />

Sleeptracker ist die Redakteurin<br />

am Morgen<br />

messbar bedrückter als<br />

ohne. Die berichteten<br />

Assoziationen mit<br />

Ballonseidenjacken<br />

und Schnurrbärten<br />

stellen allerdings<br />

einen möglichen<br />

Confounder dar. Eine<br />

Messwiederholung mit<br />

der Kontrollbedingung<br />

„Bravo Hits 96“ lehnte<br />

die Probandin ab.<br />

Kein Alarm im Tiefschlaf!<br />

Der Sleeptracker verspricht sanftes Wecken<br />

im festgelegten Zeitintervall


Campusleben<br />

Unklare Ergebnisse bei der Leistungsfähigkeit<br />

am Tag. Wer mehr von seinem Sleeptracker<br />

erwartet als nur gute Laune, könnte enttäuscht<br />

werden.<br />

Fall 2<br />

Das Problem: Ich snooze. Jeden Morgen.<br />

Mindestens drei Mal strecke ich den Arm aus<br />

dem Bett und haue blind auf die bekannte<br />

Taste, nur um mich noch einmal für fünf<br />

Minuten im warmem Bett umdrehen und<br />

die Illusion erholsamen Schlafs genießen zu<br />

können. Mitunter erwische ich die falsche Taste<br />

und schalte den Wecker ganz aus. Eine halbe<br />

Ewigkeit später sitze ich plötzlich hellwach im<br />

Bett: Schon wieder verschlafen.<br />

Die Idee: Drei Wecker, verteilt in meinem<br />

Zimmer, die kurz hintereinander klingeln (z.B.<br />

7.00h, 7.03h, 7.06h).<br />

Der Test: Der erste Wecker klingelt, ich stehe<br />

auf, wanke zum Schreibtisch, schalte ihn aus<br />

und gehe direkt zurück ins Bett, dort ist es<br />

einfach viel gemütlicher. Kaum habe ich mich<br />

wieder hingelegt, klingelt aus einer anderen<br />

Ecke Wecker Nummer zwei. Leicht genervt<br />

wühle ich mich aus der Decke, schalte den<br />

Wecker aus und beschließe, jetzt „wach“ zu<br />

sein, immerhin bin ich innerhalb der letzte fünf<br />

Minuten schon zwei Mal aufgestanden. Wecker<br />

Nummer drei hätte ich dieses Mal also gar<br />

nicht gebraucht. Tatsächlich ist es nicht das<br />

wiederholte Klingeln, dass mich schließlich<br />

aufstehen lässt, sondern die Kombination aus<br />

Aufstehen-Müssen und den drei verschiedenen<br />

12<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Die Wissenschaft hinter dem Sleeptracker:<br />

Aktometrie<br />

„Die Aktometrie ist ein Verfahren, bei dem mit<br />

Hilfe eines etwa armbandgroßen Gerätes, das<br />

am nicht dominanten Handgelenk getragen<br />

wird, die Messung von Bewegungen Aussagen<br />

über den Schlaf-Wach-Rhythmus einer Person<br />

ermöglicht. Durch die Aktometrie können die<br />

Bettzeiten und mit größerer Ungenauigkeit auch<br />

die Wachzeiten im Bett erfasst werden. Eine<br />

Differenzierung des Schlafs in Schlafstadien ist<br />

durch die Aktometrie nicht möglich.“<br />

D. Riemann, G. Hajak<br />

Insomnien. I. Ätiologie, Pathophysiologie<br />

und Diagnostik<br />

Nervenarzt 2009 • 80:1060–1069<br />

DOI 10.1007/s00115-009-2725-1<br />

© Springer <strong>Medizin</strong> Verlag 2009<br />

Weckgeräuschen. Am dritten Tag finde ich bereits<br />

die Vorstellung, in Kürze auch noch die anderen<br />

Wecker ertragen zu müssen, so unschön, dass<br />

ich in Nullkommanix aus dem Bett komme.<br />

Leider ist aber auch diese Methode letztlich<br />

nicht gegen die Macht der Gewohnheit gefeit.<br />

Am siebten Tag mache ich nach dem ersten<br />

Klingeln einen Rundgang durch mein Zimmer,<br />

schalte einen Wecker nach dem anderen aus und<br />

begebe mich zurück in mein Bett, um dann, in<br />

alter Gewohnheit, noch eine halbe Stunden zu<br />

schlafen. [ll]<br />

Die maximale<br />

Snoozedauer ist bei<br />

Verwendung multipler<br />

Weckgeräte signifikant<br />

kürzer als bei monophasischem<br />

Weckgeräusch.<br />

Der Effekt verschwindet<br />

aber, wenn man einen<br />

cut-off bei Snoozzeiten<br />

von über 30 Minuten setzt<br />

und diese Ausreißer als<br />

„verschlafen“ definiert.


Fall 3<br />

Das Problem: Mein Schlafprotokoll zeigt:<br />

Ich kann schlecht einschlafen. Wenn ich<br />

nicht gerade früh am Morgen oder reichlich<br />

sediert nach Hause komme, habe ich eine<br />

schier endlose Einschlaflatenz. Klinischer<br />

Nebenbefund: Eiskalte Füße. Kalte Füße<br />

steigern die Sympathikus Aktivität. Auf<br />

Schlafmedizinerschlau führt das zu einem<br />

Arousal. Arousal macht, dass man nicht<br />

schläft. Und wer nicht schläft, hat Insomnie.<br />

Die Idee: Wärmflasche! Kräuchi et al.<br />

(Nature 1999) haben gezeigt, dass die<br />

Einschlaflatenz signifikant abnimmt, wenn<br />

man kalte Füße aktiv erwärmt. Mittlerweile<br />

gibt es einen Markt für extra Schlafschühchen,<br />

aber die Naturheilmediziner empfehlen als<br />

Hausmittel die gute alte Wärmflasche.<br />

appendix.ofamed.<br />

Aufstehzeit:<br />

So resistent der schwergradige<br />

Snoozer auch gegen die Zeichen<br />

des beginnenden Tages<br />

ist: Mit dreifacher Weckung<br />

steht er früher auf als nur mit<br />

einfachem Gewecktwerden.<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

Campusleben<br />

Der Test: Jeden Abend krame ich meine<br />

unansehnliche Wärmflasche im Heinblöd-<br />

Gewandt aus ihrem Versteck her<strong>vor</strong> und koche<br />

einen Liter Wasser. Der rituelle Charakter<br />

dieser Prozedur steigert meine Vorfreude auf<br />

das Schlafengehen. Heinblöd bezieht seinen<br />

Posten am Fußende und ich freue mich auf<br />

eine ausgedehnte Sleep Period Time mit kurzer<br />

Einschlaflatenz. Die Wärme fühlt <strong>sich</strong> gut an. Ich<br />

warte lange darauf, dass meine Fußtemperatur<br />

<strong>sich</strong> der Heinblödtemperatur angleicht. Ich warte.<br />

Lange. So richtig warm ist es meistens erst am<br />

nächsten Morgen, wenn ich minimal erholter als<br />

sonst aufwache. Vielleicht ist die Fußkälte bei mir<br />

naturbehandlungsresistent. Nächstes Mal werde<br />

ich etwas Pharmazeutisches testen: Bizyklisch,<br />

trizyklisch, tetrazyklisch - hauptsache es verträgt<br />

<strong>sich</strong> mit Heinblöd, an den ich mich inzwischen<br />

gewöhnt habe. [ih]<br />

Einschlaflatenz (EL) in Minuten über eine Woche.<br />

Unter Wärmflaschenbehandlung ist die EL stabiler, aber nicht<br />

kürzer als in der Kontrollbedingung. Somit ließen <strong>sich</strong> die<br />

Ergebnisse von Kräuchi et al- (1999) nicht replizieren. Schwäche<br />

der Datenerhebung: Die Nächte wurden nicht randomisiert, sodass<br />

die Woche „ohne Wärmflasche“ in die ereignisreiche Vorweihnachtszeit<br />

fiel, während „mit Wärmflasche“ nach Neujahr<br />

protokolliert wurde. Mit markierte Nächte folgen auf Weihnachtsfeiern<br />

oder andere Festivitäten. Es ließe <strong>sich</strong> die gewagte<br />

Hypothese generieren, dass Glühwein ein besseres Schlafmittel ist<br />

als eine Wärmflasche. Dagegen spricht die langjährige Erfahrung<br />

von Prof. Riemann (S.7).<br />

Acknowledgements:<br />

Wir danken Herrn Prof. Riemann und Herrn Unbehaun für die Bereitstellung<br />

der nötigen Materialien und die Organisation der Polysomnographie<br />

unseres Redakteurs. Auch die uns zur Verfügung ge<strong>stellt</strong>e Fachliteratur und<br />

die gemeinsamen Gespräche waren sehr inspirierend!<br />

13


Campusleben<br />

Schlaflos im<br />

Schlaflabor<br />

Ein <strong>Appendix</strong>-Redakteur bekommt<br />

seine erste Polysomnographie<br />

In meinen Haaren hält Gips EEG-Ableitungen<br />

fest, um die Brust liegen Gurte und<br />

in der Nase misst eine Sonde jeden Atemzug.<br />

Während ich kurz aufwache ziehen weitere<br />

Kabel an Hand und Fuß. Es ist kurz nach halb<br />

elf Uhr abends, schon <strong>vor</strong> einer halben Stunde<br />

wurde das Licht gelöscht. Während ich noch<br />

kurz die Augen öffne, blickt mich eine Kamera<br />

stumm an. Ich versuche mich zu drehen, doch<br />

allzu viel Freiheit lässt das Kabelgewirr nicht<br />

zu. Jeder Pulsschlag, jede Bewegung wird heute<br />

Nacht registriert. Während ich mich hin- und<br />

her wälze und versuche, keine Elektroden zu<br />

lösen stelle ich mir die Frage: Wie kann man so<br />

schlafen?<br />

Eine Doktorandin hat mir das angetan, mich<br />

bis zur Bewegungsunfähigkeit verkabelt und<br />

dann hier zurückgelassen. Normalerweise ist die<br />

Abteilung für Schlafmedizin gut besucht, heute<br />

Nacht bin ich der einzige Patient. Zu meiner<br />

ersten Nacht im Schlaflabor habe ich mich als<br />

Proband freiwillig gemeldet. Mein Zimmer ist<br />

funktionell, aber nicht ungemütlich. Das Fenster<br />

öffnet <strong>sich</strong> zum Botanischen Garten. Während<br />

ich mich für meine erste Nacht bettfertig<br />

mache, werden die Ableitungen <strong>vor</strong>bereitet. Im<br />

normalen Verfahren werden EEG, EKG und<br />

Atmung aufgezeichnet. Ein Elektromyogramm<br />

und Elektrookulogramm registriert Bewegungen<br />

der Beine und der Augenmuskeln. Zusätzlich<br />

wird der Tonus der Kiefermuskulatur analysiert.<br />

Allein das Anlegen der Elektroden dauert mehr<br />

als eine halbe Stunde. Mittlerweile ist es schon<br />

kurz <strong>vor</strong> zehn Uhr. Um Kopf und Brust bin<br />

ich bereits gut verkabelt, nun fehlen nur noch<br />

die Nasensonde und ein Pulsoxymeter, dann<br />

bin ich bereit für die Nacht. Mehr als 30 bunte<br />

Kabel fallen über den Rücken und laufen in<br />

einer kleinen Box zusammen, die am Kopfende<br />

des Bettes platziert wird. In der Zwischenzeit<br />

ist auch die Nachtwache eingetroffen, sie wird<br />

14<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

<strong>Appendix</strong>-Redakteur Hannes wird gerade für die Nacht verkabelt<br />

die Aufzeichnungen im Nebenzimmer verfolgen.<br />

Ohne fremde Hilfe ist es nicht einfach, ins<br />

Bett zu kommen ohne eine Elektrode zu lösen.<br />

Schließlich liege ich einigermaßen bequem und<br />

versuche, die Kamera über dem Bett zu ignorieren.<br />

Um kurz nach zehn Uhr wird das Licht<br />

gelöscht und die Tür geschlossen. Von nun an<br />

läuft die Uhr. Genau acht Stunden sind gegeben,<br />

dann wird mich die Nachtwache wieder wecken<br />

– egal wie viel Schlaf die Nacht ergab. Ich drehe<br />

mich <strong>vor</strong><strong>sich</strong>tig auf die Seite und schaue die<br />

Wand an. Ob Schäfchenzählen nun wirklich<br />

hilft? Aus gegebenem Anlass entscheide ich<br />

mich fürs Kabelzählen und schließe die Augen.<br />

200 Kabel später liege ich immer noch wach<br />

und blicke in die Kamera. Ob mich der Pfleger<br />

auch gerade anschaut? Jede Bewegung soll er ja<br />

scheinbar beobachten und protokollieren, im<br />

Nebenraum wird er die ganze Nacht aufbleiben<br />

und die Probanden überwachen. Die Sonde<br />

fängt an in der Nase zu kitzeln und den linken<br />

Arm kann ich auch nicht wirklich ausstrecken,<br />

weil ich fürchte, das Oxymeter abzureißen.<br />

Mittlerweile liege ich schon mehr als eine Stunde<br />

hier und finde keinen Schlaf. Ob es der Nachtwache<br />

auch schon aufgefallen ist? Plötzlich wird<br />

mir bewusst, dass ich in wenigen Stunden


schon wieder geweckt werden würde. Meine<br />

Gedanken kreisen um mein absehbares Schlafdefizit.<br />

Ich versuche geduldig alles, was ich in<br />

meiner Situation tun kann: liege abwechselnd<br />

auf dem Rücken, auf der Seite und auf dem<br />

Bauch. Und fühle mich schon wahrhaft insomnisch.<br />

Ob die zweite Nacht auch so verlaufen<br />

wird? Die meisten Probanden haben <strong>sich</strong> bis<br />

dahin schon an die ungewohnte Umgebung gewöhnt.<br />

Ich versinke in einem kurzen Traum, der<br />

<strong>sich</strong> <strong>sich</strong>er als Welle auf dem EEG im Nebenzimmer<br />

aufzeichnet. Waren da nicht Geräusche<br />

auf dem Gang? Für einen Moment schrecke ich<br />

auf - habe ich etwa aus Versehen eine Elektrode<br />

abgerissen? – aber die Müdigkeit überwältigt<br />

mich sofort, ich drehe mich ein letztes Mal und<br />

versinke dann endgültig im elektronisch überwachten<br />

Schlaf.<br />

Hannes Hummel<br />

Die angenehme Seite der<br />

Schlafforschung: Das<br />

Schlafen!<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

Das Polysomnogramm<br />

von Proband<br />

Hummel: In der Tat viel<br />

„WAKE“ in der ersten<br />

Nacht.<br />

Polysomnographie (PSG) ist die ultima Ratio<br />

in der Insomniediagnostik und kommt dann zum<br />

Einsatz, wenn verschiedene pharmakologische<br />

und verhaltenstherapeutische Verfahren nicht<br />

erfolgreich waren. Die kardiorespiratorische<br />

PSG ist die differenzierteste Methode<br />

zur Erfassung des Schlafes, aber da die<br />

Untersuchung aufwändig und teuer ist, gehört<br />

sie nicht zu den Routinemethoden in der<br />

Insomniediagnostik.<br />

Quelle:<br />

D. Riemann, G. Hajak; Insomnien. I. Ätiologie,<br />

Pathophysiologie und Diagnostik, Nervenarzt<br />

2009 • 80:1060–1069; DOI 10.1007/s00115-<br />

009-2725-1<br />

© Springer <strong>Medizin</strong> Verlag 2009


Campusleben<br />

„Geweckt werden<br />

mag keiner!“<br />

16<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Gespräch mit Prof. Riemann, Leiter des Schlaflabors<br />

an der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie<br />

der Uniklinik <strong>Freiburg</strong><br />

Foto: photocase, kallejipp


<strong>Appendix</strong>: Herr Professor Riemann, wie<br />

haben Sie letzte Nacht geschlafen?<br />

Prof. Riemann: Gestern war unsere Weihnachtsfeier,<br />

da gab es auch Alkohol. Man meint<br />

immer, Alkohol sei hilfreich bei Schlafproblemen.<br />

Ist er aber nicht, im Gegenteil, man<br />

wacht viel öfter auf. Die gestrige Nacht war<br />

auch verhältnismäßig kurz, ich bin also alles in<br />

allem nicht so ausgeruht wie sonst.<br />

Wie wichtig ist guter Schlaf ?<br />

Wir sind da am Umdenken. Bis <strong>vor</strong> kurzem<br />

hat man dem Schlaf gar nicht so viel Beachtung<br />

geschenkt. Jetzt kristallisiert <strong>sich</strong> heraus,<br />

dass Schlaf ein Grundbedürfnis ist wie Essen<br />

und Trinken. Solche Grundbedürfnisse müssen<br />

natürlich in ausreichendem Maße befriedigt<br />

werden. Wer noch nicht ganz überzeugt von<br />

der Bedeutung des Schlafs ist, muss <strong>sich</strong> klar<br />

machen, dass man erst <strong>vor</strong> 50 Jahren darauf<br />

aufmerksam wurde, wie wichtig eine gute<br />

Ernährung oder Sport für die Gesundheit sind.<br />

Wir kommen erst allmählich zu dem Verständnis,<br />

dass Schlaf auch eine Frage des Lebensstils<br />

ist.<br />

Wie viel Schlaf brauchen wir, um den Lebensstil<br />

zu wahren?<br />

Man sollte darauf achten, die Portion Schlaf<br />

zu bekommen, die man braucht. Und die<br />

variiert von Mensch zu Mensch. Die Meisten<br />

brauchen zwischen sechs und acht Stunden.<br />

Und was geschieht, wenn man sein Quantum<br />

Schlaf nicht bekommt?<br />

Wenn man das Schlafbedürfnis längerfristig<br />

missachtet, hat das die Konsequenz, dass man<br />

in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist<br />

und <strong>sich</strong> weniger gut konzentrieren kann. Es<br />

gibt auch Daten, die langfristige Folgen vermuten<br />

lassen: Wenn man über Jahrzehnte zu<br />

wenig schläft, kann <strong>sich</strong> das zum Beispiel auf<br />

das Körpergewicht auswirken. Von einfacher<br />

Gewichtszunahme bis hin zum metabolischen<br />

Syndrom.<br />

Wie kann man die Schlafqualität optimieren?<br />

Was kann man zum Beispiel tun, um<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

Campusleben<br />

besser einzuschlafen?<br />

Wichtig sind zwei basale Dinge: Erstens,<br />

man darf <strong>sich</strong> nicht unter Druck setzen. Also<br />

nicht ständig auf die Uhr schauen! Das ist ein<br />

klassisches Problem von Patienten mit chronischen<br />

Einschlafschwierigkeiten. Und <strong>sich</strong><br />

zu sagen "Ich muss jetzt schlafen!" hilft auch<br />

nicht, denn Schlaf unterliegt nicht der Willkür.<br />

Zweitens, Alkohol einsetzen um besser zu<br />

schlafen, hat genau den gegenteiligen Effekt.<br />

Sinnvoll ist außerdem eine gewisse Regelmäßigkeit<br />

im Schlafverhalten. Besonders früh ins<br />

Bett zu gehen, um <strong>vor</strong>ausschauend zu schlafen,<br />

funktioniert meistens nicht. Man braucht eine<br />

gewisse Anzahl von Wachstunden um schlafen<br />

zu können. Bei den meisten sind das so 16<br />

oder 17 Stunden. Nach 15 Stunden kann ich<br />

dann noch nicht schlafen, so sehr ich mich<br />

auch unter Druck setze. Wenn man wirklich<br />

mal Schwierigkeiten hat einzuschlafen, dann<br />

»...99 Prozent finden<br />

das Wecken nicht gut«<br />

würde ich eher empfehlen, ein schönes Buch<br />

zu nehmen und bequem zu lesen, bis man von<br />

alleine müde wird.<br />

Wenn ich dann gut eingeschlafen bin, wie<br />

komme ich am nächsten Tag wieder aus<br />

dem Bett?<br />

Ich denke, es gibt wenige Menschen, die<br />

wirklich gerne aufstehen. Was viele Leute mögen,<br />

ist den Wecker noch einmal fünf Minuten<br />

weiter zu drehen, be<strong>vor</strong> sie aufstehen. Einige<br />

sagen, dass fünf oder zehn Minuten Dösen <strong>vor</strong><br />

dem Aufstehen ihnen hilft, besser in den Tag<br />

zu kommen. Ich mache das auch, nur meine<br />

Frau mag das leider nicht. Aber eine generelle<br />

Methode nach dem Motto „Morgendämmerung,<br />

sanftes Wecken“, die für alle Menschen<br />

nützlich ist, die gibt es meines Erachtens nicht.<br />

17


Campusleben<br />

Ich denke, 99 Prozent der Menschen, die mit<br />

einem Wecker aufstehen, finden das erste<br />

Wecken erstmal nicht gut.<br />

Wenige Stunden nach dem Wecken<br />

kommt auch schon das Mittagstief. Ist<br />

Mittagsschlaf sinnvoll?<br />

Auf jeden Fall! Mit diesem Thema beschäftigt<br />

<strong>sich</strong> die so genannte „Chronobiologie“.<br />

Wir wissen mittlerweile zwar, dass Schlaf<br />

in die Nacht gehört, weil Dunkelheit ein<br />

auslösender Faktor für das Schlafenkönnen<br />

und hormonelle Prozesse ist. Es ist aber auch<br />

bekannt, dass wir in der Mittagszeit genauso<br />

ein biologisch bedingtes Tief haben und es<br />

18 appendix.ofamed.de | April September 2011 2010<br />

Auch er betätigt gelegentlich<br />

die Schlummertaste:<br />

Prof. Riemann<br />

schadet überhaupt nicht, dem<br />

nachzugeben. Es ist wissenschaftlich<br />

bewiesen, dass Mittagsschlaf<br />

hilft, am Nachmittag<br />

leistungsfähiger zu sein.<br />

Verursacht das keine Einschlafprobleme<br />

am Abend?<br />

Man muss natürlich die<br />

Dauer des Mittagsschlafes von<br />

Nachtschlaf abziehen. Man<br />

kann den Schlaf sozusagen<br />

auf zwei Portionen ausdehnen.<br />

Unser heutiger Schlafrhythmus<br />

- dass wir nur einmal<br />

nachts lange am Stück schlafen<br />

- ist soziokulturell geprägt.<br />

Künstliches Licht ist dafür<br />

ein ganz wesentlicher Faktor.<br />

Vor der Industrialisierung sind<br />

die Menschen oft um 21 Uhr<br />

ins Bett gegangen – Öl für<br />

Lampen war teuer - dann sind<br />

sie um ein Uhr in der Nacht<br />

wieder aufgewacht, haben <strong>sich</strong><br />

noch einmal zwei Stunden lang getroffen<br />

und ein wenig unterhalten. Danach haben<br />

sie nochmal drei, vier Stunden geschlafen.<br />

Die Art wie wir schlafen, ist es kein unumstößliches<br />

Naturgesetz sondern eine Anpassung.<br />

Zu den Anforderungen der modernen<br />

Industriegesellschaft passt der komprimierte<br />

Schlaf in der Nacht am besten. Die restliche<br />

Zeit brauchen wir für Arbeit, Freizeit und<br />

Konsum.<br />

Ist zu viel Schlaf schädlich?<br />

Es gibt einen spannenden neuen Befund:<br />

Mortalität und Schlafdauer korrelieren Uförmig:<br />

Zwischen sechs und acht Stunden<br />

Schlafdauer ist die Mortalität am günstigsten.


Nicht nur Menschen, die weniger als sechs<br />

Stunden schlafen haben eine erhöhte Mortalität<br />

sondern auch die Langschläfer, die jede<br />

Nacht über neun Stunden schlafen. Kein<br />

Mensch kann erklären, warum das so ist. Man<br />

hat in diesen Studien dann auch über 10 Jahreszeiträume<br />

festge<strong>stellt</strong>: Wer lange schläft,<br />

hat auf Sicht von zehn Jahren eine erhöhte<br />

Wahrscheinlichkeit, zu versterben. Die Leute,<br />

die in den ersten zwei Jahren gestorben sind,<br />

hat man aus der Betrachtung herausgenom-<br />

»...der Rest ist Arbeit,<br />

Freizeit und Konsum«<br />

men, um Krankheiten auszuschließen, die<br />

schon bei Studienbeginn bestanden. Der<br />

Zusammenhang bleibt. Dass dieser Zusammenhang<br />

auf eine mögliche kausale Korrelation<br />

„zu viel Schlaf macht krank“ hinweist,<br />

möchte ich aber nicht behaupten. Ich denke<br />

eher, dass zu viel Schlaf Ausdruck einer<br />

ablaufenden Pathologie ist. Deswegen muss<br />

man aus ärztlicher Sicht hellhörig werden,<br />

Wer länger schläft, stirbt früher.<br />

Bei Männern sieht es ähnlich aus. Grafik aus: Youngstedt & Kripke<br />

2004 Long Sleep and Mortality: rationale for sleep restriction<br />

Sleep Medicine Reviewa (2004) 8, S. 160<br />

September April 2010 2011 | appendix.ofamed.de<br />

Campusleben<br />

wenn ein 45-jähriger Patient sagt „ich bin<br />

immer müde, muss so viel schlafen, schlafe<br />

am Wochenende 12 Stunden, und fühle mich<br />

immer noch nicht frisch.“ Dem sollte man<br />

sehr genau nachgehen.<br />

Was für Krankheiten sind das, die zu vermehrtem<br />

Schlafbedürfnis führen?<br />

Ein Beispiel sind konsumierende Krankheiten,<br />

die mit erhöhter Müdigkeit und<br />

Schlafbedürfnis einhergehen. Eine weitere<br />

häufige Ursache ist das Schlafapnoe Syndrom:<br />

Menschen, die schnarchen, sind auch<br />

immer müde. Der vermehrte Schlaf ist also<br />

Ausdruck der Krankheit, nicht die Ursache.<br />

Sie sagten, Schlaf ist ein Grundbedürfnis<br />

wie Hunger. Kann ich mir trotzdem<br />

antrainieren, weniger zu schlafen?<br />

Dazu gibt es Studien aus den 70ern. Man<br />

hat 20 Studenten, die normal acht Stunden<br />

geschlafen haben, Geld dafür gegeben, pro<br />

Woche eine Stunde weniger zu schlafen. Das<br />

Ziel lag bei fünf Stunden. In den frühen Studien<br />

sah es so aus, als hätte das keine negativen<br />

Auswirkungen. Es gibt nun aber neuere<br />

Studien, die sehr viel besser kontrolliert<br />

waren. Es wurden Gruppen verglichen, die<br />

jeweils vier, sechs oder acht Stunden Schlaf<br />

bekamen. Man hat sehr deutlich gesehen,<br />

dass man mit weniger Schlaf bei neuropsychologischen<br />

Tests weniger aufmerksam ist<br />

und mehr Fehler macht. Obwohl man das<br />

interessanterweise subjektiv nicht so deutlich<br />

registriert..<br />

Das heißt: Die Nacht durchzulernen führt<br />

zu mehr Fehlern?<br />

Wenn man einen Tag und die anschließende<br />

Nacht wach bleibt, ist man so leistungsfähig,<br />

als hätte man 1,0 Promille Alkohol im Blut.<br />

Natürlich reagiert nicht jeder gleich stark auf<br />

Schlafverlust. Ich weiß, dass viele Studenten<br />

nachts lernen. Aber man sollte vielleicht<br />

darauf achten, nicht unter sechs Stunden<br />

Schlaf zu kommen. Außerdem hat Lernen<br />

einen gewissen „Arousal“-Faktor: Man<br />

schläft schlechter ein, weil es ja nicht nur ums<br />

Lernen geht, sondern auch darum, dass man<br />

bestehen will und vielleicht fürchtet, nicht<br />

genügend gelernt zu haben. Daher würde<br />

19


Campusleben<br />

»England hatte 5000<br />

amphetaminabhängige<br />

Piloten«<br />

ich jedem empfehlen, zwischen Lernen und<br />

Zubettgehen ein bis zwei Stunden einzuschieben,<br />

damit man diese emotionale Thematik<br />

nicht mit ins Bett nimmt.<br />

Als Arzt kann man auch nicht immer so<br />

viel schlafen, wie man möchte. Ist das<br />

nicht problematisch, wenn man die Verantwortung<br />

für Patienten trägt?<br />

Ja! Es wurde eine große Studie in den USA<br />

an jungen Ärzten im „Internship“ durchgeführt.<br />

Es konnte eine Korrelation zwischen<br />

Überstunden und Fehlleistungen gezeigt werden.<br />

Man hat darüber hinaus gesehen, dass<br />

Fehlleistungen abnehmen, wenn die Ärzte<br />

mehr schlafen können.<br />

Wenn ich nach durchwachter Nacht nicht<br />

ausschlafe sondern meinen gewöhnlichen<br />

Rhythmus beibehalte – wie kompensiert<br />

mein Körper das?<br />

Das ist eine große Diskussion in der<br />

Schlafforschung. Eine Meinung ist, dass man<br />

nach einer durchwachten Nacht in der darauf<br />

folgenden Nacht nicht doppelt so viel wie<br />

sonst schläft. Stattdessen hole man nur die<br />

tiefen Schlafphasen nach, sobald man <strong>sich</strong><br />

wieder sein normales Schlafmaß gönnt. Das<br />

hat wahrscheinlich einen Aufholeffekt. Es<br />

gibt aber auch eine Gruppe von Schlafforschern<br />

und Physiologen, die eine gegenteilige<br />

Meinung vertritt und behauptet, ein Schlafdefizit<br />

ließe <strong>sich</strong> so nicht aufholen, sondern<br />

würde über Jahre und Jahrzehnte kumulieren.<br />

Ich denke, das Gehirn ist sehr flexibel und<br />

plastisch, sodass man eine Nacht Schlafdefizit<br />

relativ schnell kompensieren kann. Nach zwei<br />

normalen Nächten sollte das ausgeglichen<br />

sein.<br />

Ist Wachbleiben mit pharmakologischer<br />

Unterstützung eine realistische und wünschenswerte<br />

Zukunftsvision?<br />

20<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Eine Schreckensvision, die in Discokreisen<br />

Realität ist und auch im Militär intensiv<br />

beforscht wird ist, dass man <strong>sich</strong> mit künstlichen<br />

Substanzen tagelang wach hält (z.B.<br />

Ecstasy) und <strong>sich</strong> dann mit Schlafmitteln<br />

oder sedierenden Substanzen wieder runterholt.<br />

Beim Militär gibt es bei den Fliegern<br />

viele Situationen, in denen Sie 1000-prozentig<br />

konzentriert sein müssen und Sie können<br />

davon ausgehen, dass im Irakkrieg fast jeder<br />

Pilot mit medikamentöser Unterstützung<br />

»Daran sind einige<br />

gestorben. Auch Jimi<br />

Hendrix.«<br />

geflogen ist. Das war auch schon im zweiten<br />

Weltkrieg so. England hatte 5000 amphetaminabhängige<br />

Piloten nach dem Krieg.<br />

Von der Abhängigkeit mal abgesehen:<br />

Den Schlaf zu unterdrücken funktioniert<br />

also?<br />

Ich kann da<strong>vor</strong> nur warnen! In den 60ern<br />

war die Kombination Amphetamine zum<br />

Aufputschen und tagelang Wachbleiben und<br />

Barbiturate zum wieder Runterkommen sehr<br />

angesagt. Daran sind letztendlich einige<br />

gestorben. Auch Jimi Hendrix. Er ist nur gestorben,<br />

weil er im „pharmakologischen Tiefschlaf“<br />

keine funktionierenden Schutzreflexe<br />

mehr hatte und an Erbrochenem erstickt ist,<br />

nachdem er Barbiturate genommen hatte.<br />

Eine seiner Biographien beschreibt, dass er<br />

die letzten zwei Wochen seines Lebens chemisch<br />

unterstützt permanent wach war und<br />

<strong>sich</strong> am Ende in einem paranoiden Zustand<br />

befunden hat. Dann hat er so viel Alkohol<br />

und Barbiturate genommen, dass es ihn das<br />

Leben gekostet hat.<br />

Professor Riemann, wir danken Ihnen für<br />

das Gespräch!<br />

Die Fragen <strong>stellt</strong>en Ismene Hermann, Clemens Schiebel<br />

und Rebecca Eisele


<strong>Freiburg</strong> wagt ein<br />

Curriculumsreförmchen<br />

Integration ist nicht nur in der Bundespolitik<br />

in aller Munde, auch in der <strong>Medizin</strong>didaktik<br />

ist es ein magisches Wort, welches immer<br />

wieder auftaucht. Meist leider nur in Veranstaltungen<br />

mit zweifelhaftem Nutzen, wie dem „Integrierten<br />

Interdisziplinären Seminar“ im dritten<br />

Semester. Nun aber wagt die Fakultät einen<br />

ersten richtigen Schritt in Richtung „integriertes<br />

Curriculum“, und zwar mit der Neugestaltung<br />

des fünften und sechsten Semesters.<br />

Klinik in Sicht!<br />

Manch einer wird in der Physikumslernzeit<br />

von dem Gedanken an die Klinik über Wasser<br />

gehalten: endlich Patientenkontakt, endlich praktisches<br />

Arbeiten, endlich das, was man <strong>sich</strong> zu<br />

Beginn unter „<strong>Medizin</strong>studium“ <strong>vor</strong>ge<strong>stellt</strong> hat.<br />

Was dann jedoch kommt: Pathologie, Pharmakologie,<br />

Mikrobiologie – Klinik nicht in Sicht.<br />

Das soll in Zukunft anders werden.<br />

Geplant ist, das fünfte und sechste Semester<br />

zu einem integrierten propädeutischen Jahr<br />

zusammenzufügen. Eingeteilt in Themenblöcke<br />

wie zum Beispiel „Herz- und Kreislauferkrankungen“<br />

werden die propädeutischen Fächer<br />

gemeinsam mit Grundlagen von Chirurgie und<br />

Innerer <strong>Medizin</strong> unterrichtet. Auch kleinere<br />

Fächer wie Notfallmedizin sollen zu einzelen<br />

Themen beitragen.<br />

Der Fall der Woche<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

Campusleben<br />

Wichtig ist diese Reform <strong>vor</strong> allem für die<br />

Studierenden, die ihr Physikum erst im März<br />

ablegen, denn bisher mussten sie trotz fehlender<br />

Grundlagen direkt in die praktischen klinischen<br />

Fächer einsteigen. Doch auch für regulär<br />

Studierende bietet das neue Curriculum einige<br />

Vorteile. Eine interessante Neuerung ist zum<br />

Beispiel der „Fall der Woche“: Anhand einer<br />

kleinen Fallgeschichte werden typische Krankheitsbilder<br />

aus der Perspektive verschiedener<br />

Fächer beleuchtet und dann abschliessend in<br />

einer interaktiven Veranstaltung besprochen.<br />

Es gibt jedoch auch noch Probleme und<br />

Baustellen, die bis zur geplanten Einführung<br />

im kommenden Wintersemester behoben<br />

werden müssen. So ist bisher fraglich, wie viele<br />

Klausuren geschrieben werden, am wahrscheinlichsten<br />

sind jedoch groβe Prüfungen nach<br />

Ende eines Studienjahres – das bedeutet viel<br />

Wiederholen auf einmal, und die Nachklausuren<br />

finden erst zum Ende des nächsten Semesters<br />

statt. Schwierig wird es auch für einige azyklisch<br />

Studierende, denen einzelne Kurse aus dem<br />

neuen Curriculm fehlen. Das Studiendekanat<br />

verspricht jedoch, in jedem dieser Fälle eine<br />

geeignete Lösung zu finden.<br />

Laura Herrmann<br />

21<br />

Foto: photocase, eneliniel


Campusleben<br />

SchniPoSa und Milchreis<br />

Ein Besuch in unserer Mensa<br />

Die Mensa...was wären wir ohne sie? Hungrig vermutlich. Aber können wir uns<br />

darauf verlassen, dass sie uns Tag für Tag mit vernünftigem Essen bedient? Wir<br />

waren einen Tag lang investigativ hinter der Theke!<br />

Der Wecker klingelt heute um fünf Uhr<br />

früh. Draußen ist es kalt und dunkel, die<br />

meisten der <strong>Freiburg</strong>er Studenten schlafen<br />

noch. Wir fahren durch den frühen Morgen<br />

zur Mensa Institutsviertel. Rund 3000 Studenten<br />

werden von hier aus jeden Tag zwischen 11.30<br />

und 14.00 Uhr bedient, doch wie läuft der<br />

Betrieb hinter der Ausgabetheken ab? Und wie<br />

kann so viel Essen überhaupt rechtzeitig serviert<br />

werden? Was passiert hinter der Ausgabetheke?<br />

Und warum be<strong>stellt</strong> uns der Mensaleiter mitten<br />

in der Nacht zu unserem Be<strong>sich</strong>tigungstermin?<br />

Wir werden fragen – und für den <strong>Appendix</strong><br />

exklusiv in die Töpfe schauen.<br />

Darf ich Ihnen<br />

noch eine Kartoffel<br />

anbieten?<br />

Hannes im Mensalager<br />

22<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Kein Job für Langschläfer<br />

Um halb sechs werden wir am Lieferanteneingang<br />

empfangen. Peter Andernacht ist Mensaleiter<br />

im Institutsviertel und bekocht schon seit<br />

mehr als 25 Jahren <strong>Freiburg</strong>er Studenten. Heute<br />

Morgen wird er uns den Betrieb zeigen. Schon<br />

lange <strong>vor</strong> unserer Ankunft war er bereits an der<br />

Arbeit, hat Anlagen kontrolliert, Rezepte ausgelegt<br />

und den Ablauf <strong>vor</strong>bereitet. Nun führt<br />

er uns durch die unterirdischen Anlagen, <strong>vor</strong>bei<br />

an großen Kühlräumen und Lagerhallen. Vor<br />

dem Betreten der Küche die üblichen Hygienemaßnahmen,<br />

also gründlich die Hände desinfiziert,<br />

Plastikschurz angelegt und Haube auf die<br />

Haare. Die Küche ist noch verlassen, die Töpfe,<br />

kaum kleiner als Badewannen, noch leer. Schon<br />

be<strong>vor</strong> der erste Koch anfangen wird, hat Herr<br />

Andernacht die Zutaten bereits <strong>vor</strong>bereitet.<br />

Ein Blick auf den Speiseplan verrät das Menü<br />

des heutigen Tages: Tofu-Tomaten-Ragout<br />

mit breiten Nudeln, alternativ ein gebackenes<br />

Merlanfilet. Dazu: Milchreis - seit über 40 Jahren<br />

wird er traditionell jeden Freitag serviert. Für<br />

die Erstellung des Speiseplans ist übrigens Herr<br />

Andernacht verantwortlich; keine einfache<br />

Aufgabe, wie er uns erklärt. Zum einen müssen<br />

die Vorlieben der Studenten berück<strong>sich</strong>tigt<br />

werden. Echte Renner sind beispielsweise alle<br />

gebratenen Speisen, also Pommes oder Cordon<br />

Bleu. Auch andere Faktoren spielen eine Rolle:<br />

Wie gut sind die beiden Tagesessen gegeneinander<br />

ausbalanciert – ist das Schnitzel doch<br />

attraktiver als die Nudeln? Welche Menüs waren<br />

früher beliebt, welche weniger? Auch finden <strong>sich</strong><br />

im Institutsviertel deutlich mehr Fleischesser<br />

als etwa in der Rempartstraße. Frittierte Menüs


sind zwar äußerst beliebt, sollten aber nicht allzu<br />

oft serviert werden. Er achte in der Regel auf<br />

einen abwechslungsreichen und ausgewogenen<br />

Speiseplan, so Andernacht, wisse aber auch,<br />

dass er nicht alle Interessen unter einen Hut<br />

bringen könne. In den Lagerräumen im Keller<br />

wird ebenfalls darauf geachtet, dass die Küche<br />

rechtzeitig ihr Material erhält. Montag<br />

und Dienstag sind Stoßzeiten<br />

für das Lager und die<br />

Ausgabe, an diesen<br />

Tagen<br />

werden<br />

bis zu<br />

200 Kilo<br />

Fleisch,<br />

400 Kilo<br />

Kartoffeln<br />

und 400 Salatköpfeverarbeitet<br />

und verzehrt.<br />

Täglich gegen<br />

sieben Uhr erfolgt<br />

die Anlieferung der<br />

Produkte. An der<br />

Rampe halten Lastwägen<br />

aus Emmendingen<br />

und Umgebung, tatsäch- lich<br />

wird be<strong>vor</strong>zugt regionales Gemüse<br />

angekauft, auch wenn man manchmal in Anbetracht<br />

der benötigten Mengen (z. B. Hähnchen)<br />

auf Anlieferungen aus dem Ausland angewiesen<br />

ist. Übrigens wird das Essen zu einem großen<br />

Teil aus Semesterbeiträgen und Zuschüssen<br />

subventioniert, der Verkaufspreis liegt deutlich<br />

unter dem Selbstkostenpreis. Allerdings könnte<br />

in den nächsten Jahren, ange<strong>sich</strong>ts schwindender<br />

Zuschüsse, auch eine Preissteigerung nicht ausgeschlossen<br />

sein.<br />

Kochen für Fortgeschrittene<br />

In der Zwischenzeit ist kurz nach acht Uhr.<br />

Während woanders das Frühstück auf dem<br />

Tisch steht, werden in der Küche bereits Öfen<br />

und Herde beheizt. Zu den Stoßzeiten arbeiten<br />

täglich fünf Köche und 30 Mitarbeiter in der<br />

Küche und an der Theke. Tatsächlich beginnt<br />

nun die eigentliche Arbeit für die Köche, in<br />

wenigen Stunden soll das Essen serviert werden.<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

Campusleben<br />

In riesigen Kesseln dampft bereits der Milchreis,<br />

während woanders Nudeln gekocht werden.<br />

Der Merlan wird in großen Öfen gebacken.<br />

Grundsätz- lich, so Andernacht,<br />

w e r - den sämtliche Speisen<br />

frisch zubereitet, nur<br />

ungern weicht er auf<br />

Fertiggerichte aus.<br />

Wie in vielen anderen<br />

Betrieben<br />

müsse auch<br />

hier die Balancegehalten<br />

werden<br />

zwischen<br />

Ökonomie<br />

und<br />

An-<br />

spruch.<br />

Gegen zehn Uhren<br />

stehen nun sämtliche Öfen<br />

und Kombigarer unter Volllast.<br />

Gekocht wird täglich in Chargen, das<br />

heißt in kleinen Portionen, nur so lässt <strong>sich</strong> die<br />

benötigte Menge rechtzeitig produzieren. Und<br />

nicht umsonst hängt in der Küche der Vorlesungsplan<br />

aus, um <strong>sich</strong> auf die großen Anschübe<br />

einzurichten. Auf der anderen Seite lassen<br />

<strong>sich</strong> auf diese Weise leicht Überproduktionen<br />

vermeiden, die so kaum <strong>vor</strong>kommen. Sollte<br />

doch etwas in der Küche übrigbleiben, wird es<br />

gekühlt<br />

und<br />

taucht<br />

später<br />

in einer<br />

Soße<br />

oder im<br />

Nachschlag<br />

wieder<br />

auf. Je<br />

näher<br />

die<br />

Öffnung<br />

der<br />

Mensa<br />

rückt,<br />

Nachschlag<br />

gefällig? <strong>Appendix</strong>-<br />

Redakteur Basti auf<br />

seinem Mensa-<br />

Ausgabe-Bewerbungsfoto<br />

23


Stets zu euren<br />

Diensten! Das<br />

Küchenteam der<br />

Mensa Institutsviertel<br />

umso reger das Treiben in der Küche. Andernacht<br />

ist kaum noch zu sehen, telefoniert mit<br />

Anlieferern oder bringt Zutaten aus dem Lager.<br />

Der Salat wird gewaschen, die Soße frisch zubereitet<br />

und mit mannshohen Löffeln gerührt.<br />

Gebrauchtes Geschirr muss glücklicherweise<br />

nicht mehr von Hand gespült werden, sondern<br />

wird von einem Automaten gereinigt und aufgetrennt.<br />

So taucht ein Mensateller während eines<br />

durchschnittlichen Mensatages bis zu vier Mal<br />

an der Ausgabe auf. Aufgetrennt werden auch<br />

die Küchenabfälle, der Fettabscheider trennt unterirdisch<br />

Fett von Wasser und bewahrt das Fett<br />

in Behältern auf - der Grund für den unerklärlichen<br />

Geruch hinter der Mensa Institutsviertel.<br />

Gegen Mittag fängt ange<strong>sich</strong>ts des bratenden<br />

Merlans der Magen an zu knurren. Müde und<br />

hungrig verabschieden wir uns von Herrn Andernacht<br />

und dem beschäftigtem Personal und<br />

empfangen später, auf der anderen Seite der<br />

Ausgabetheke, das Mittagessen. Guten Appetit!<br />

Hannes Hummel, Sebastian<br />

Wohlfeil<br />

24<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Hier ist alles eine<br />

Nummer größer


Wir brauchen<br />

Frischfleisch!<br />

Das<br />

<strong>Appendix</strong>-<br />

Team<br />

ist etwas<br />

mager. Deshalb<br />

brauchen wir<br />

Frischfleisch: deine<br />

Unterstützung!<br />

Serviere uns deine Ideen, Vorschläge,<br />

Kreativität und etwas Zeit. Komm zu uns in die<br />

Redaktion, und vielleicht weckt der <strong>Appendix</strong> deinen<br />

journalistischen Appetit?<br />

Melde dich bei appendix@ofamed.de<br />

oder: appendix.ofamed.de<br />

Wir freuen uns auf dich!<br />

Über den Tellerrand<br />

Foto: photocase.com - boing<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

25


Campusleben<br />

<strong>Appendix</strong>: Professor Berger, wie sieht die<br />

Stellensituation momentan aus? Suchen Sie<br />

neue Assistenzärzte?<br />

Prof. Berger: Nein, im Moment haben wir<br />

keine freien Stellen, und soweit ich weiß, sieht<br />

es an den anderen psychiatrischen Unikliniken<br />

in Deutschland ähnlich aus, weil die Psychiatrie<br />

eben ein sehr interessantes Fach ist.<br />

Worauf achten Sie als erstes bei einem<br />

Bewerbungsschreiben?<br />

Wir laden in der Regel die Bewerber zu<br />

einem Gespräch ein und verlassen uns nicht<br />

ausschließlich auf die Unterlagen. Nicht so<br />

günstige Examensergebnisse können zum Beispiel<br />

einen gewichtigen Grund haben, den man<br />

zur Beurteilung wissen sollte.<br />

Sind Ihnen die Examensnoten wichtig?<br />

Darauf achten wir schon. Sie sind aber nicht<br />

das Allerwichtigste. Eine 4 ihm 2. Staatsexamen<br />

ist allerdings schon eher schwierig, eben<br />

weil wir im universitären Bereich sind. Aber<br />

wenn jemand die schlechtere Note gut erklären<br />

kann, weil er vielleicht in einer schwierigen<br />

Lebenssituation war oder jemanden aus der<br />

26<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Chefärzte reden<br />

Teil III: Auf der Bewerbungscouch bei<br />

Prof. Berger (Psychiatrie) und Prof.<br />

Wirsching (Psychosomatik)<br />

Zurzeit kein Bedarf!<br />

Mathias Berger,<br />

Chefarzt der Abteilung<br />

Psychiatrie an<br />

unserer Uniklinik<br />

Familie betreut hat und er erkennen lässt, dass<br />

er eigentlich zu besseren Leistungen in der<br />

Lage wäre, dann kann man ihm durchaus eine<br />

Chance geben!<br />

Welche Rolle spielt die Doktorarbeit?<br />

Da wir eine universitäre Abteilung sind,<br />

schauen wir sehr darauf. Wenn die Doktorarbeit<br />

nah an unserem Fach ist, umso besser!<br />

Außerdem erleichtert das dem Bewerber den<br />

Einstieg in unserem Fach, wenn beispielsweise<br />

schon in der Neuroanatomie oder in der<br />

Neurophysiologie promoviert wurde. Eine gute<br />

Note in der Doktorarbeit - besonders wenn<br />

sie bei uns oder in einem benachbarten Fach<br />

geschrieben wurde - das ist eine starke Qualifikation<br />

für eine Anstellung bei uns!<br />

Achten Sie auf die Studiendauer?<br />

Nein, da achte ich persönlich gar nicht drauf.<br />

Das Studium sollte nur nicht wesentlich länger<br />

als die Regelstudienzeit gedauert haben.<br />

Sind Auslandsaufenthalte wichtig?<br />

Ja, die sind auf jeden Fall ein Pluspunkt im<br />

Lebenslauf. Sie helfen u.a., die Fremdspra-


Tacheles<br />

Auf der Suche<br />

nach beziehungsfähigen<br />

Bewerbern: Prof.<br />

Wirsching, Chefarzt<br />

der Abteilung für<br />

Psychosomatik<br />

<strong>Appendix</strong>: Prof. Wirsching, wie sieht die<br />

Stellensituation momentan aus? Suchen Sie<br />

neue Assistenzärzte?<br />

Prof. Wirsching: Ja, in der Tat sind wir gerade<br />

dabei, neue Stellen zu besetzen oder umzubesetzen,<br />

und sehen uns aus diesem Grund<br />

neue Bewerber an.<br />

Worauf achten Sie als erstes bei einem<br />

Bewerbungsschreiben?<br />

Als erstes sollte das Ganze ansprechend<br />

sein, wenn man das Schreiben aus dem Umschlag<br />

nimmt- das klingt vielleicht altmodisch,<br />

aber ich denke, da achten die meisten Chefs<br />

drauf! Das Bewerbungsschreiben sollte schon<br />

professionell sein, aber auch nicht zu aufgemotzt.<br />

Der Bewerber sollte <strong>sich</strong> klar machen,<br />

dass seine Bewerbung Vertrauen erwecken<br />

soll und nicht an eine Werbeagentur geht. Als<br />

zweites sollten die Unterlagen so über<strong>sich</strong>tlich<br />

sein, dass ich nicht lange suchen muss. Man<br />

sollte auch erkennen können, warum er <strong>sich</strong><br />

speziell in diesem Fach und in dieser Klinik<br />

bewirbt. Natürlich guckt man auch auf das<br />

Foto des Bewerbers, weil das schon ein Stück<br />

weit Beziehungsaufnahme ist und das Ganze<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

Campusleben<br />

menschlicher macht. Was mir schon aufgefallen<br />

ist: Viele tun <strong>sich</strong> schwer, einen Lebenslauf<br />

richtig zu gliedern, oder sie sind zu detailliert<br />

und schreiben jede Kleinigkeit rein.<br />

Ist Ihnen die Examensnote wichtig?<br />

Darauf achte ich gar nicht sonderlich, allerdings<br />

sollte es hier im universitären Bereich<br />

nicht gerade eine 4 sein. Ich würde jedoch<br />

auch sagen, dass die Examensnote immer<br />

unwichtiger wird, je mehr Berufserfahrung der<br />

Bewerber schon mitbringt.<br />

Welche Rolle spielt die Doktorarbeit?<br />

Ich achte darauf, ob überhaupt eine geschrieben<br />

wurde. Eine Promotion sollte schon<br />

sein, und wenn sie in einem uns nahen Fach<br />

geschrieben wurde, ist das für uns natürlich<br />

auch sehr interessant. Wenn der Bewerber noch<br />

keine Doktorarbeit hat, bekommt er z.B. erstmal<br />

nur eine halbe Stelle, damit er Zeit hat, sie<br />

nachzuholen. Um Oberarzt zu werden, ist eine<br />

Promotion eben auch ein Muss.<br />

Achten Sie auf die Studiendauer?<br />

Darauf habe ich noch nie geschaut.<br />

27


Campusleben<br />

chenkenntnisse zu verbessern und erweitern<br />

den Erfahrungshorizont.<br />

Achten Sie auf außeruniversitäres Engagement<br />

(Ehrenamt usw.) des Bewerbers?<br />

Ja, ich interessiere mich immer sehr für die<br />

Hobbies und dafür, was der Bewerber/die<br />

Bewerberin neben dem Studium sonst noch<br />

gemacht hat. Ich denke, dass dies für unser<br />

Fach besonders wichtig ist, weil wir es ja immer<br />

mit Menschen in ihrer gesamten psychosozialen<br />

Situation zu tun haben. Da ist es für das<br />

Verständnis günstig, wenn jemand auch über<br />

den Tellerrand der <strong>Medizin</strong> hinausschaut. Es<br />

ist schließlich wichtig, dass der Bewerber die<br />

Patienten nicht nur aus medizinischer Sicht,<br />

sondern als Gesamtperson betrachten kann.<br />

»Ich interessiere mich<br />

sehr für die Hobbies.«<br />

Soziales oder kirchliches Engagement ist auf<br />

jeden Fall ein Pluspunkt, aber auch Hobbies<br />

wie Musizieren, Sport, usw. - da erkennt man,<br />

dass <strong>sich</strong> derjenige nicht nur mit der Wahl der<br />

<strong>Medizin</strong> beschäftigt.<br />

Worauf achten Sie dann beim persönlichen<br />

Bewerbungsgespräch?<br />

Das Gespräch findet i.d.R. im Beisein des<br />

leitenden Oberarztes statt. Wir fragen immer,<br />

woher das Interesse für unser Fach kommt<br />

und worauf es beruht. Ich persönlich bin sehr<br />

angetan, wenn ich merke, dass der Bewerber<br />

oder die Bewerberin <strong>sich</strong> schon einmal über<br />

unsere Klinik informiert, etwa im Internet<br />

recherchiert hat. Positiv kommt auch an, wenn<br />

man merkt, dass <strong>sich</strong> jemand schon mal Gedanken<br />

gemacht hat, wo er in zehn Jahren sein<br />

will, also: Strebe ich zum Beispiel eine wissenschaftliche<br />

Karriere an? Möchte ich mich gerne<br />

habilitieren? Oder möchte ich später in einer<br />

Praxis arbeiten? Ich muss zugeben, dass ich<br />

ein Faible für Bewerber habe, die als Studenten<br />

z.B. in der <strong>Fachschaft</strong> mitgearbeitet haben. Sie<br />

haben in der Regel bereits organisatorische<br />

Kompetenzen und sind meist auch selbstbe-<br />

28<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

wusster - das gefällt mir!<br />

Was braucht man speziell<br />

in Ihrem Fach? Welche<br />

Eigenschaften sollte<br />

ein Bewerber<br />

mitbringen?<br />

Ich denke, dass es gut ist,<br />

wenn man neugierig auf<br />

Menschen ist und <strong>sich</strong> für<br />

andere interessiert. Als Psychiater muss man ja<br />

Menschen aus allen Schichten und allen Altersgruppierungen<br />

behandeln. Man muss versuchen,<br />

jeden zu verstehen und mit jedem in<br />

Kontakt treten zu können. Wichtig ist es auch,<br />

dass man rasch in der Lage ist, eine Beziehung<br />

zum Patienten herzustellen; und man benötigt<br />

eine gewisse Belastbarkeit. Allerdings lernt man<br />

auch relativ schnell den Umgang mit Menschen<br />

in psychischen Krisen und wie man das Ganze<br />

nicht zu nah an <strong>sich</strong> herankommen lässt. Aber<br />

Empathie ist auf jeden Fall ganz wichtig!<br />

Wann ist jemand NICHT geeignet für<br />

dieses Fach?<br />

Früher war man der Meinung, dass eine<br />

eigene psychische Krise in der Vergangenheit<br />

ein Ausschlußkriterium für den Beruf des<br />

Psychiaters ist, aber davon ist man mittlerweile<br />

abgekommen. In den USA ist man beispielsweise<br />

schon auf der Suche nach Behandelnden,<br />

die selbst eine Krise überstanden haben und<br />

daraus gestärkt herausgegangen sind, weil sie<br />

<strong>sich</strong> vielleicht besser in Patienten hineinversetzen<br />

können. Aber es gibt ja auch noch eine<br />

Probezeit, in der der Bewerber <strong>sich</strong> entscheiden<br />

kann, ob die Psychiatrie das geeignete<br />

Fach für ihn<br />

ist oder<br />

ob ihn<br />

die seelischen<br />

Nöte<br />

anderer zu sehr<br />

belasten, auch<br />

wenn man lernt,<br />

damit theapeutisch<br />

sinnvoll umzugehen.<br />

Die Fragen <strong>stellt</strong>e Anne<br />

Büttner


Sind Auslandsaufenthalte<br />

wichtig?<br />

Ja, ganz wichtig! Das<br />

zeigt meistens, dass die<br />

Leute nicht mit Scheuklappen<br />

durch´s Leben rennen<br />

und <strong>sich</strong> auch noch für<br />

andere Dinge als ihr Fach<br />

interessieren. Diese Bewerber<br />

sind eine Bereicherung<br />

für unser Team. Außerdem sind gute Fremdsprachenkenntnisse<br />

heutzutage schon fast ein<br />

Muss - Englisch auf jeden Fall.<br />

Achten Sie auf außeruniversitäres Engagement<br />

(Ehrenamt usw.) des Bewerbers?<br />

Ganz wichtig ist, dass der Bewerber erkennen<br />

lässt, dass er kein Stubenhocker ist, sondern<br />

<strong>sich</strong> für etwas interessiert und am sozialen<br />

Leben teilnimmt. Es gefällt mir, wenn jemand<br />

sein Herzblut in etwas reinsteckt - sei es ein<br />

Ehrenamt oder ein Hobby.<br />

Worauf achten Sie dann beim persönlichen<br />

Bewerbungsgespräch?<br />

Ich schaue mir die Bewerber nicht alleine an,<br />

sondern meistens ist es so, dass sie <strong>sich</strong> zuerst<br />

mit dem Oberarzt des jeweiligen Bereichs unterhalten.<br />

Der Oberarzt kann mir danach seinen<br />

ersten Eindruck schildern. Danach unterhalte<br />

ich mich mit dem Bewerber. Ich finde es<br />

gut, wenn mehrere den Bewerber sehen, denn<br />

schließlich muss er später ins Team passen. Wir<br />

entscheiden dann meistens zu dritt, nachdem er<br />

einem halben Tag bei uns hospitiert hat.<br />

Was braucht man speziell in Ihrem Fach?<br />

Welche Eigenschaften sollte ein Bewerber<br />

mitbringen?<br />

Dreh-<br />

und Angelpunkt<br />

ist die<br />

Bezie-<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

Campusleben<br />

hungsfähigkeit, aber die ist allgemein in der<br />

<strong>Medizin</strong> sehr wichtig. Förderlich ist, wenn<br />

jemand schon in einem anderen Fach, wie<br />

Neurologie, Innere <strong>Medizin</strong> oder Allgemeinmedizin,<br />

gearbeitet hat und schon ein klinisches<br />

Grundwissen hat. Wichtig ist auch die<br />

Kommunikationsfähigkeit und dass jemand<br />

menschlich etwas mitbringt. Es ist gar nicht<br />

»Dreh- und Angelpunkt ist<br />

die Beziehungsfähigkeit.«<br />

schlecht, wenn man in der Psychosomatik nicht<br />

mehr Anfang zwanzig ist, weil man es teilweise<br />

ja auch mit älteren Patienten zu tun hat und<br />

die einen als Therapeuten schon ernst nehmen<br />

sollen. Man muss bereit sein, <strong>sich</strong> in andere<br />

Menschen hineinzudenken und sollte offen,<br />

neugierig und <strong>vor</strong>urteilsfrei sein.<br />

Wann ist jemand NICHT geeignet für<br />

dieses Fach?<br />

Keine Gegenindikation, in Richtung Psychosomatik<br />

zu gehen, ist, wenn man selbst schon<br />

einmal Probleme dieser Art gehabt hat. Was jedoch<br />

auf keinen Fall machbar wäre: Jemanden<br />

einzustellen, der eine schwere Persönlichkeitsstörung<br />

hat, die seine kommunikativen Kompetenzen<br />

nachhaltig beeinflussen. Ich würde<br />

jemandem, der sehr starke Vorurteile oder ein<br />

sehr konservatives, völlig festgefahrenes Weltbild<br />

hat, auch von unserem Fach abraten.<br />

Ungünstig ist es auch, wenn jemand eine<br />

starre naturwissenschaftliche Sichtweise hat,<br />

weil man in der Psychosomatik eben auch offen<br />

für andere Disziplinen wie z.B. Psychologie<br />

sein muss und andere Fächer nicht als „Laberfächer“<br />

abtun sollte.<br />

Die Fragen <strong>stellt</strong>e Anne Büttner<br />

29


Über den Tellerrand<br />

Der Traum vom<br />

Wunschkind<br />

30<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Ja oder nein zur<br />

PID<br />

„Ob es ein Mädchen wird? Wird sie blaue Augen haben?<br />

Hoffentlich erbt sie nicht meine knubbeligen Knie.“ Gegner der<br />

Präimplantationsdiagnostik (PID) befürchten, dass solche<br />

Gedanken in absehbarer Zeit der Vergangenheit angehören. Dass Eltern schon<br />

<strong>vor</strong> einer Schwangerschaft wissen, in welcher Farbe sie das Kinderzimmer<br />

streichen müssen. Im Juli 2010 entschied der deutsche Bundesgerichtshof, dass<br />

PID nicht gegen das Embryonenschutzgesetz verstößt. Ist damit die Büchse der<br />

Pandora geöffnet? Wir haben Experten gefragt: Ja oder nein zur PID?<br />

Wunschkind<br />

Der Albtraum vom


JA!<br />

Sagen Prof. Gerhard Wolff, Leiter der<br />

genetischen Beratungsstelle des Insitut für<br />

Humangenetik in <strong>Freiburg</strong> und die Göttinger<br />

Frauenärztin Dr. Sabine Röben-Kämpken<br />

Wir werden nicht darum herum kommen,<br />

uns mit der Präimplantationsdiagnostik<br />

auseinander zu setzen“, sagt<br />

Sabine Röben-Kämpken.<br />

Denn Schwangerschaftsabbrüche, auch<br />

Spätabtreibungen, sind in Deutschland zwar<br />

rechtswidrig, bleiben aber straffrei. Prof. Dr.<br />

med. Gerhard Wolff, der Leiter der genetischen<br />

Beratungsstelle des Insitut für Humangenetik in<br />

<strong>Freiburg</strong>, erklärt, die Gegner forderten, dass die<br />

„genetische Selektion“ verboten werden solle.<br />

„Bei der Pränataldiagnostik wird der Embryo<br />

ebenso auf genetische Fehler untersucht und<br />

gegebenenfalls abgetrieben. Da ist es unlogisch,<br />

PID zu verbieten, wenn sie doch so viel Leid<br />

ersparen kann.“<br />

Deutsche Paare nutzen schon heute präimplantationsdiagnostische<br />

Maßnahmen, <strong>vor</strong> allem<br />

bei familiärer Belastung mit kindlichen Fehlbildungen.<br />

Sie müssen dafür lediglich in Nachbarländer<br />

reisen. „Dass die PID im Ausland schon<br />

PID - Was ist das?<br />

Die PID ermöglicht es, einen durch künstliche<br />

Befruchtung erzeugten Embryo auf bestimmte<br />

Genmerkmale zu testen, be<strong>vor</strong> er in die<br />

Gebärmutter implantiert wird.<br />

Hierzu wird dem Embryo normalerweise<br />

am dritten Tag nach der Befruchtung, im<br />

so genannten 8-Zell-Stadium, eine Zelle<br />

entnommen und dessen Genom isoliert.<br />

Das Erbgut wird nun molekulargenetisch<br />

untersucht. Je nach Fragestellung können<br />

Chromosomenunregelmäßigkeiten aufgezeigt<br />

und sogar Fehler in einzelnen Genen erkannt<br />

werden. Die gesunden Embryonen werden<br />

eingepflanzt, solche mit Gendefekten<br />

verworfen.<br />

Über den Tellerrand<br />

Augen, Nase, Mund nach Plan<br />

- wird in Zukunft nichts mehr dem<br />

Zufall überlassen?<br />

angeboten wird, ist natürlich kein Argument für<br />

PID, aber so sieht nunmal die Realität aus“, sagt<br />

»Es geht bei der<br />

PID nicht darum,<br />

ein Wunschkind zu<br />

kreieren.«<br />

Wolff.<br />

„Paaren, die die PID nutzen wollen, wird<br />

<strong>vor</strong>geworfen, das Leben nicht so zu akzeptieren,<br />

wie es kommt. Aber sie entscheiden <strong>sich</strong> ja nicht<br />

für die PID, weil sie ein behindertes Kind nicht<br />

lieben würden. Häufig geht es um Familien, die<br />

erblich <strong>vor</strong>belastet sind, die den Tod eines Kindes<br />

oder mitunter sogar mehrere Schwangerschaftsabbrüche<br />

verkraften mussten. Die Paare<br />

kämpfen sehr mit <strong>sich</strong>, be<strong>vor</strong> sie diesen Schritt<br />

wirklich wagen“, erklärt Wolff. „Viele Paare, die<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

31


Über den Tellerrand<br />

über PID nachdenken, entscheiden <strong>sich</strong> ohnehin<br />

dagegen.“<br />

Röben-Kämpken kann die Bedenken der Gegner<br />

jedoch verstehen. „Natürlich besteht die Gefahr,<br />

dass die PID auch in Situationen genutzt<br />

„Die Paare<br />

kämpfen sehr<br />

mit <strong>sich</strong>.“, weiß<br />

Humangenetiker<br />

Gerhard Wolff<br />

32<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

wird, in denen keine medizinische Indikation<br />

besteht. Das sieht man am Beispiel der USA, wo<br />

es sogar gestattet ist, zu testen, ob der Embryo<br />

als Spender für ein Geschwisterkind geeignet ist.<br />

Wenn die PID in Deutschland mit bestimmten<br />

Auflagen erlaubt wird, dann könnte es möglich<br />

werden, sie auch in anderen Fällen einzuklagen.“<br />

Deswegen sei es notwendig, eine strenge<br />

gesetzliche Regelung zur Nutzung der PID zu<br />

schaffen. Nach Meinung des Berufsverbands<br />

der Gynäkologen solle PID nur in speziellen<br />

Zentren und mit Beratungspflicht angeboten<br />

werden. Es müsse ein Indikationskatalog aufge<strong>stellt</strong><br />

werden und eine Einzellfallprüfung sei in<br />

jedem Fall erforderlich. „Der Indikationskatalog<br />

muss <strong>sich</strong> auf Krankheiten beschränken, die<br />

mit dem Leben kaum vereinbar sind“, erklärt<br />

Röben-Kämpken.<br />

»...so sieht nunmal<br />

die Realität aus«<br />

Der Humangenetiker Wolff, der auch Psychotherapeut<br />

ist, ist anderer Meinung, er plädiert<br />

dafür, auf einen Katalog zu verzichten und ganz<br />

auf die Beratungspflicht und Einzelfallprüfung<br />

zu vertrauen. „Ich bin gegen Kataloge, sie<br />

scheinen ein Problem zu lösen, aber es muss ja<br />

Menschen geben, die entscheiden, was in diesen<br />

Katalog aufgenommen wird. Was ist denn eine<br />

schwerwiegende und was eine nicht ganz so<br />

schwer wiegende Krankheit?“<br />

Einen Dammbruch erwarten weder Wolff<br />

noch Röben-Kämpken. „Als die Pränataldiagnostik<br />

eingeführt wurde, sprach man auch<br />

schon von einem „slippery slope“. Dass es<br />

mit medizinisch relevanten Untersuchungen<br />

beginnen würde, aber schon bald nach Wunsch<br />

selektiert werden würde. Dass die Kinder quasi<br />

der Wissenschaft zugänglich gemacht werden.<br />

Diese Prognose ist nicht eingetroffen und auch<br />

bei der PID erwarte ich dies nicht“, sagt Wolff.<br />

Zudem müsse man bedenken, dass es lediglich<br />

150 bis 200 Paare pro Jahr in Deutschland gibt,<br />

die PID tatsächlich in Anspruch nehmen wür


Dr. Sabine Röben<br />

ist für strenge<br />

gesetzliche<br />

Regelungen<br />

den, schätzt Röben-Kämpken.<br />

„Es geht bei der PID nicht darum, ein<br />

Wunschkind zu kreieren, die Fragen, die geklärt<br />

werden sollen, beziehen <strong>sich</strong> ganz allein auf den<br />

medizinischen Kontext. Eine Geschlechtsbestimmung<br />

<strong>vor</strong> der Implantation würde ich aus<br />

diesem Grund zum Beispiel ablehnen“, sagt<br />

Wolff.<br />

Welche Krankheiten schwerwiegend sind und<br />

welche nicht sei eine hoch komplizierte ethische<br />

Frage, sagt Röben-Kämpken. Die Frauenärztin<br />

betont:<br />

„Man darf nicht anfangen, darüber zu<br />

entscheiden, ob ein Leben lebenswert ist. Bei<br />

der Diagnostik darf es nur um die Frage des<br />

Überlebens gehen.“<br />

Rechtslage<br />

Die Selbstanzeige des Berliner Arztes<br />

Matthias Bloechle führte erstmals zu einer<br />

rechtlichen Entscheidung. Bloechle hatte<br />

2005 und 2006 bei drei erblich <strong>vor</strong>belasteten<br />

Paaren präimplantationsdiagnostische<br />

Untersuchungen durchgeführt und ihnen<br />

zu gesunden Kindern verholfen. Der<br />

Bundesgerichtshof sprach Bloechle im Juli<br />

2010 frei, sodass PID aktuell in Deutschland<br />

zwar nicht ausdrücklich erlaubt ist, aber auch<br />

nicht gegen das Embryonenschutzgesetz<br />

verstößt. Andere europäische Länder<br />

gestatten die PID in unterschiedlichem<br />

Maße. Während sie in England nur in den<br />

ersten 14 Tagen nach Befruchtung erlaubt<br />

ist, ist in Holland lediglich die Selektion<br />

nach Geschlecht ausdrücklich verboten. In<br />

Belgien, Frankreich, Norwegen, Spanien und<br />

Dänemark unterliegt die Entscheidung über<br />

präimplantationsdiagnostischer Maßnahmen<br />

bei jedem Einzelfall einem Ethikrat. In<br />

Portugal und Schweden ist die Untersuchung<br />

ohne besondere Einschränkung gestattet.<br />

In den USA ist die PID ein gängiges Mittel<br />

zur Auswahl der Embryonen, auch ohne<br />

medizinische Indikation und wird selbst zur<br />

Bestimmung des Geschlechts benutzt.<br />

sommer April 2011 2009 | appendix.ofamed.de 33


Über den Tellerrand<br />

NEIN!<br />

Sagt Prof. Dr. Giovanni Maio, Direktor des<br />

Instituts für Ethik und Geschichte der <strong>Medizin</strong> in<br />

<strong>Freiburg</strong><br />

<strong>Appendix</strong>: Professor Maio, ist es unverantwortlich<br />

der Gesellschaft gegenüber, ein mit<br />

hoher Wahrscheinlichkeit schwerkrankes<br />

Kind in die Welt zu setzen?<br />

Prof. Maio: Genau das ist das Grundproblem.<br />

Heute kommt es uns verantwortungsbewusst<br />

<strong>vor</strong>, wenn man das Leben erst prüft, be<strong>vor</strong> man<br />

ja dazu sagt. Es ist wie in einem Qualitätsmanagementsystem.<br />

Wer nicht überprüft, muss <strong>sich</strong><br />

dafür rechtfertigen. Das ist eine Umkehrung<br />

»Verantwortungsbewusste<br />

Eltern sagen<br />

bedingungslos „Ja“ zum<br />

Leben.«<br />

34<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

dessen, was ich als verantwortungsvolle Elternschaft<br />

verstehen würde. Verantwortungsvolle<br />

Eltern sind für mich vielmehr jene, die bedingungslos<br />

ja zum Leben sagen und <strong>sich</strong> dafür<br />

einsetzen, dass dieses ihnen anvertraute Leben<br />

auch gut gedeiht. Eine Gesellschaft, die von den<br />

Eltern erwartet, dass sie das Leben derer töten,<br />

die in das Erwartungsprofil nicht hineinpassen,<br />

halte ich für inhuman.<br />

Was bedeutet in diesem Zusammenhang<br />

gesund und krank? Müssen wir unser<br />

Verständnis von Gesundheit und Krankheit<br />

verändern?<br />

Allein dass wir mit der Frage nach gesund<br />

oder krank auf das ungeschützte Leben im<br />

Reagenzglas reagieren ist bereits das Problem.<br />

Wir versuchen, die Embryonen sozusagen nach<br />

Güteklassen zu kategorisieren und verkennen<br />

dabei, dass viele von uns wahrscheinlich weggeworfen<br />

worden wären, wenn man damals schon<br />

hätte prüfen können wie wir heute gerne prüfen<br />

wollen.<br />

Wir alle wollen gesund sein und gerade<br />

Eltern wollen in der Regel nur das Beste für<br />

ihre Kinder. Was soll schlecht daran sein,<br />

wenn sie ein gesundes Kind bekommen<br />

möchten?<br />

Dass <strong>sich</strong> Eltern ein gesundes Kind wünschen,<br />

ist doch das Verständlichste der Welt,<br />

und die <strong>Medizin</strong> ist ja aufgefordert, alles zu tun,<br />

damit Kinder im Mutterleib nicht Schaden nehmen.<br />

Daraus folgt allerdings nicht, dass man ab<br />

dem Moment, da schicksalhaft das Leben nicht<br />

gesund auf die Welt kommen kann, wir uns<br />

dieses Lebens einfach entledigen dürfen. Wir<br />

tragen Verantwortung für das Leben, das <strong>sich</strong><br />

nicht selbst wehren und helfen kann.<br />

In Großbritannien wurde 2009 das erste<br />

Baby ohne Brustkrebsgen geboren...<br />

Die Argumentation, man könne mit der PID<br />

Krankheiten bekämpfen ist eine Verdrehung der<br />

Tatsachen. Mit der Ausmusterung von Embryonen<br />

bekämpfen wir die Krankheiten dadurch,<br />

dass wir die Träger der Krankheit selbst eliminieren.<br />

Das hat mit <strong>Medizin</strong> als einer Heilkunde<br />

nichts zu tun, und ich wundere mich, wie liberal<br />

die Ärzte diese Technik betrachten.


Läutet das Urteil der BHG zur PID eine Ära<br />

der Selektion und Diskriminierung ein?<br />

Die PID ist ein Ausdruck des bereits bestehenden<br />

Denkens in unserer Gesellschaft. Sie<br />

bekräftigt, verstärkt, verstetigt das Denken,<br />

das nur das gesunde und leistungsvolle Leben<br />

»Wir tragen Verantwortung<br />

für das Leben, das <strong>sich</strong> nicht<br />

selbst wehren und helfen<br />

kann.«<br />

für ein gutes Leben hält. Das halte ich für die<br />

grundlegend falsche Ausgangslage. Wir meinen,<br />

wir könnten unser Schicksal selbst in die Hand<br />

nehmen und selbst entscheiden, wer unsere<br />

Nachkommen sein sollen oder nicht. Aber<br />

je mehr wir Einfluss nehmen auf das Sosein<br />

unserer Nachkommen, desto unfreier werden<br />

wir und desto mehr bürden wir diesen Nachkommen<br />

das Bewusstsein auf, dass sie ihr Sein<br />

nicht dem Zufall, dem Schicksal oder Gott zu<br />

verdanken haben, sondern nur unserem guten<br />

Willen. Das ist ein enormer Verlust.<br />

Ist die PID der Ausdruck einer modernen<br />

Gesellschaft, geprägt von Leistung und<br />

Selbstbestimmung?<br />

Politik<br />

Während die FDP, SPD, Die Linke und<br />

Vertreter der evangelischen Kirche <strong>sich</strong><br />

mehrheitlich für die PID aussprachen, stehen<br />

die Abgeordneten der CDU/CSU und Vertreter<br />

der katholischen Kirche dem Thema kritisch<br />

gegenüber. Angela Merkel und Annette<br />

Schavan forderten ein Verbot der PID, Ursula<br />

von der Leyen und Kristina Schröder sehen<br />

in der PID eine Chance für erblich belastete<br />

Paare. Für 2010 war eine Abstimmung über<br />

die Zulassung der PID geplant, bei der die<br />

Abgeordneten von ihrem Fraktionszwang<br />

befreit werden und demnach ihrem Gewissen<br />

folgen sollen.<br />

Über den Tellerrand<br />

Prof. Dr. Giovanni Maio<br />

ist ein strikter Gegner der<br />

Präimplantationsdiagnostik.<br />

Die PID ist der Ausdruck einer Gesellschaft,<br />

die <strong>sich</strong> mit nichts abfinden möchte, alles in die<br />

eigene Hand nehmen möchte und dabei vergisst,<br />

dass sie gerade in diesem zwanghaften Bestreben<br />

am Ende Sklave ihrer eigenen Ansprüche<br />

sein wird. Mit einer freien und humanen Gesellschaft<br />

hat das nichts zu tun.<br />

Was wäre Ihrer Meinung nach eine gute<br />

Lösung?<br />

Wir brauchen kein Gesetz, das das Tor zur<br />

Selektion aufmacht. Wir brauchen vielmehr ein<br />

Signal, dass unsere Gesellschaft bereit ist, jeden<br />

Menschen als Wert an <strong>sich</strong> zu betrachten. Wir<br />

sollten eine Denkweise nach der das Leben eines<br />

Menschen mit Behinderungen als Katastrophe<br />

darge<strong>stellt</strong> wird, kategorisch ablehnen und den<br />

Menschen die allergrößte und <strong>vor</strong> allem moralische<br />

Unterstützung bieten, die verantwortungsbewusst<br />

zu jedem Leben stehen. Dies nämlich<br />

und nicht die Ausmusterung wehrlosen Lebens<br />

ist der eigentliche Akt der Humanität.<br />

Lena Lippert und Insa Schiffmann<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

35


Über den Tellerrand<br />

„Selbst der<br />

Priester<br />

nimmt<br />

Geld!“<br />

Dienstleister oder<br />

Doktor? Heiler oder<br />

Handwerker? Wir<br />

sprachen mit dem<br />

Plastischen Chirurgen<br />

Björn Stark über<br />

Geldgier, den Wohltäter<br />

im Schönheitschirurgen<br />

und das Arzt-Patienten-<br />

Verhältnis in sparsamen<br />

Zeiten.<br />

36<br />

appendix.ofamed.de | April 2011


Apx: Herr Professor Stark, in der plastischen<br />

Chirurgie ist der Arzt oft nicht als<br />

Heiler tätig, der Leiden mindert, sondern<br />

als Dienstleister, der den Körper optimiert.<br />

In welcher Rolle sehen Sie <strong>sich</strong> selbst?<br />

Stark: Ich denke, es ist nicht so einfach, wie es<br />

immer darge<strong>stellt</strong> wird: Auf der einen Seite die<br />

gute, heilende <strong>Medizin</strong>, auf der anderen Seite<br />

wir, die wir mit unserem Selbstbedienungsladen<br />

die menschlichen Eitelkeiten bedienen. Wir alle<br />

haben ein gewisses Bild von unserem Körper.<br />

Wir alle gehen zum Friseur, zum Zahnarzt,<br />

mancher ins Fitnessstudio – und zwar auch, um<br />

schöner zu werden. Wo ist die Grenze, ab der<br />

diese Dinge verwerflich werden?<br />

Sie meinen, ein Schönheitschirurg ist nicht<br />

weniger Wohltäter als sein Kollege aus der<br />

Herz-Kreislauf-<strong>Medizin</strong>?<br />

Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Ein junger<br />

Mann mit einer sehr großen Nase ist nicht<br />

krank, bloß weil er mit seiner Nase unzufrieden<br />

ist. Aber er selbst empfindet sie als großes Problem<br />

und leidet darunter. Wenn der Betroffene<br />

als Patient zu mir kommt, rede ich erst mal mit<br />

ihm. Und wenn ich merke, dass er einen nachvollziehbaren<br />

Wunsch hat, versuche ich etwas<br />

für ihn zu tun. Dieser Eingriff mag dann zwar<br />

keine Krankheit heilen, aber er hilft wahrscheinlich<br />

einem Menschen, etwas leichter durchs<br />

Leben zu kommen. Auch das ist für mich eine<br />

medizinische Leistung.<br />

Auch wenn Sie niemand gesund machen?<br />

Letztlich stehen wir doch alle <strong>vor</strong> folgender<br />

Frage: Beinhaltet die <strong>Medizin</strong> nur die Heilung<br />

einer Krankheit, oder umfasst sie auch die Hilfe<br />

bei der Sorte von Problemen, mit denen <strong>sich</strong><br />

die <strong>Medizin</strong> eben beschäftigt – mit Problemen<br />

des Körpers? Insofern ist die plastische Chirurgie<br />

<strong>sich</strong>er technisch gesehen eine medizinische<br />

Leistung – allerdings ist die Indikationsstellung<br />

zur Behandlung zugegebener Maßen etwas<br />

schwieriger.<br />

Die Weltgesundheitsorganisation definiert Gesundheit<br />

als einen "Zustand des vollständigen<br />

körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens".<br />

Muss man die Grenze zwischen<br />

kurativer <strong>Medizin</strong> und Lifestyle-<strong>Medizin</strong> neu<br />

Über den Tellerrand<br />

definieren?<br />

Jeder Arzt, der seine Aufgabe ernst nimmt, weiß,<br />

dass das nicht nötig ist. Aber man sollte <strong>sich</strong> als<br />

<strong>Medizin</strong>er bei jedem einzelnen Fall, mit dem man<br />

konfrontiert ist, die Frage stellen: Bringt meine<br />

Behandlung dem Patienten etwas? Verbessere<br />

ich sein Wohlbefinden? Zudem möchte ich den<br />

Menschen sehen, der von <strong>sich</strong> sagen kann, dass er<br />

die Gesundheits-Kriterien der WHO erfüllt. Aber<br />

als plastischer Chirurg kann ich vielen Menschen<br />

zumindest helfen, diesem Ideal näherzukommen.<br />

Allerdings kann <strong>sich</strong> diese Optimierungsmedizin<br />

nicht jeder leisten – müsste dann nicht<br />

hier auch die Kasse in ihrer Erstattungspolitik<br />

großzügiger werden?<br />

Nein, und sie wird es auch nie tun. Im Gegenteil,<br />

die Kassen werden immer strenger werden. Und<br />

das ist auch richtig so. Wir werden immer älter und<br />

kränker und müssen dankbar dafür sein, dass alles<br />

dafür getan wird, damit wir unter keinen starken<br />

Gebrechen leiden. Und nicht an Krankheiten<br />

sterben, die in anderen Ländern ein Todesurteil<br />

bedeuten. Irgendwo muss man Grenzen ziehen,<br />

wir können leider nicht alles haben. Die ästhetische<br />

Chirurgie fällt <strong>sich</strong>erlich in diesen Bereich. Außerdem<br />

würde es anders auch nicht funktionieren.<br />

Warum?<br />

Dafür spricht meine langjährige Erfahrung als<br />

Arzt. Früher kam es oft <strong>vor</strong>, dass Patienten einen<br />

eigentlich ästhetischen Eingriff von der gesetzlichen<br />

Krankenver<strong>sich</strong>erung bezahlt bekamen.<br />

Gerade diese Patienten waren nach dem Eingriff<br />

aber nie zufrieden. Einfach nie! Sie haben eine<br />

Brustvergrößerung im Wert von 3000 bis 6000<br />

Euro von ihrer Kasse bezahlt bekommen, aber<br />

bemängelten anschließend, dass sie jetzt einen BH<br />

brauchen, der 100 Euro kostet. Das müssen Sie als<br />

Arzt dann auch noch bescheinigen. Ihre Idee kann<br />

nicht funktionieren, weil mit der Erstattung durch<br />

die Kasse auch das Anspruchsdenken kommt.<br />

Wo liegt denn für Sie die Grenze zwischen<br />

medizinischer Hilfe und merkantiler Lifestyle-<br />

Dienstleistung?<br />

Die Grenze liegt dort, wo die Erwartungen unrealistisch<br />

werden. Wenn jemand mit 55 Jahren zu<br />

mir kommt, aussieht wie 60 und lieber so jung und<br />

frisch wie andere 50-Jährige daherkommen möchte,<br />

dann ist das legitim. Wenn aber jemand mit 55<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

37


Über den Tellerrand<br />

Jahren, der schon fünf Operationen hinter <strong>sich</strong> hat,<br />

den Wunsch äußert, auszusehen wie ein Zwanzigjähriger<br />

– das geht nicht! Dieser Mensch hat oft ein<br />

ganz anderes, nicht-körperliches Problem. Es gibt<br />

eine Krankheit namens Dysmorphe Phobie. Das<br />

sind Menschen, die mit ihrem Körper überhaupt<br />

nicht zurechtkommen. Das ist häufiger, als man<br />

denkt. Experten<br />

schätzen, dass<br />

jeder zwanzigste<br />

Deutsche betroffen<br />

ist.<br />

»Es sind sogar schon Chirurgen<br />

von solchen Leuten umgebracht<br />

worden.«<br />

Die Behandlung<br />

eines solchen<br />

Menschen<br />

lehnen Sie also ab?<br />

Ja, denn ich kann ihm nicht helfen. Im Gegenteil,<br />

ich schade ihm, denn es ist ja Teil seiner seelischen<br />

Krankheit, dass er mit dem Ergebnis nie glücklich<br />

sein kann. Ich versuche solchen Leuten dann<br />

schonend beizubringen, besser einen Psychiater<br />

aufzusuchen. Außerdem will ich mir Ärger<br />

ersparen. Diese Patienten sind nämlich nie<br />

zufrieden. Es sind sogar schon plastische Chirurgen<br />

von solchen Menschen umgebracht worden.<br />

Es gibt ja Kollegen in Ihrer Branche, die in<br />

erster Linie als Busenvergrößerer und Fettab-<br />

38<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

sauger unterwegs sind. Besteht als privat wirtschaftender<br />

Arzt nicht auch die Versuchung,<br />

bei der Indikationsstellung großzügiger zu<br />

sein?<br />

Gelderwerb spielt in der <strong>Medizin</strong> eine nicht<br />

unerhebliche Rolle. Der eine steht mit dem Rücken<br />

zur Wand, beim anderen reicht es nicht für den<br />

ersehnten luxuriösen<br />

Lebenswandel. Da<br />

ist die Versuchung<br />

natürlich immer groß.<br />

Das Problem in der<br />

sogenannten ästhetischen<br />

Chirurgie ist:<br />

Sie können solche<br />

Eingriffe mittlerweile in<br />

Wochenendkursen lernen. Und es kann mir keiner<br />

erzählen: "Ich bin Zahnarzt und Lidplastiken finde<br />

ich so toll, jetzt hab ich schon den Samba Kurs<br />

gemacht, da mache ich am nächsten Wochenende<br />

mal einen Lidplastik-Kurs..." Es geht hier schlicht<br />

darum, Geld zu verdienen. Aber eben weil hier ein<br />

undurchschaubarer Wildwuchs besteht, versuchen<br />

Fachärzte in großen Ausbildungskliniken, das<br />

ganze Spektrum der plastischen Chirurgie gemäß<br />

allgemeingültiger ethischer, wissenschaftlicher und<br />

qualitativer Standards anzubieten.<br />

Die Unikliniken werden also durch die Konkurrenz<br />

zu Facelifts gezwungen, sagen Sie?<br />

Nein, ich meine<br />

nur, dass die<br />

Behandlungen<br />

von Fachärzten<br />

gemacht werden<br />

sollten, die das<br />

auch gelernt haben.<br />

Ein Prostatakarzinom<br />

zum<br />

Beispiel, wird in<br />

Deutschland ein<br />

Urologe operieren<br />

und das<br />

wird ihm keiner<br />

streitig machen.<br />

Bei ästhetischen<br />

Ein anständiger<br />

Handwerker, der sein<br />

Geld mit ästhetischer<br />

Chirurgie verdient: Prof.<br />

Björn Stark.<br />

Operationen<br />

sollte man<br />

deswegen zu<br />

dem Chirurgen<br />

gehen, der einen


Facharzt in plastisch-ästhetischer Chirurgie hat –<br />

und das ist im Moment nicht immer gewährleistet!<br />

Bei Ihnen sind die Verhältnisse relativ klar:<br />

Ihre Patienten verstehen <strong>sich</strong> als Kunden und<br />

zahlen die Eingriffe selbst. Wie wirkt <strong>sich</strong> das<br />

auf die Arzt-Patienten-Beziehung aus?<br />

»Hippokrates hat auch nicht<br />

umsonst gearbeitet.«<br />

Klärend! Auch Hippokrates hat nicht umsonst<br />

gearbeitet. Selbst der Priester nimmt Geld. Den<br />

Arzt, der ohne Gegenleistung arbeitet, gibt es nicht.<br />

Ich sage lieber klar und deutlich: "Natürlich verdiene<br />

ich mein Geld damit!" Das ist keine Schande. Im<br />

Gegenzug muss ich aber eine anständige Leistung<br />

erbringen. Und ich darf nicht pikiert sein, wenn<br />

der Patient sagt, er würde gerne noch eine zweite<br />

Meinung hören, oder meint, ich hätte etwas falsch<br />

gemacht. So etwas ist keine Unhöflichkeit, ich sage<br />

das auch zu meinem Automechaniker. Das ist für<br />

mich ein ehrliches Verhältnis. Ich finde es auf diese<br />

Weise viel angenehmer. Ich bin lieber ein anständiger<br />

Handwerker.<br />

Hat dieses Verhältnis keine Nebenwirkungen?<br />

Über den Tellerrand<br />

Der Patient ist dem Arzt schließlich ausgeliefert;<br />

es ist somit kein wirkliches Kunden-<br />

Verkäufer-Verhältnis?<br />

Ich mag dieses mythische Arztbild nicht. Seinem<br />

Automechaniker ist man genauso ausgeliefert. Wir<br />

<strong>Medizin</strong>er haben <strong>sich</strong>erlich eine besondere menschliche<br />

Verantwortung, weil wir sowohl körperlichen<br />

als auch seelischen Hautkontakt mit dem Patienten<br />

haben. Aber wir sind letztlich auch Menschen, und<br />

wir leben davon. Wir dürfen natürlich nicht alles für<br />

Geld tun – das ist eine Frage des Anstandes und<br />

der Moral. Ich bin da vielleicht ein wenig ketzerisch,<br />

aber ich finde, wenn wir diese besondere, ins priesterliche<br />

gehende Rolle her<strong>vor</strong>heben, maßen wir<br />

uns etwas an. Ich nehme den Patienten als Partner.<br />

Und das kann ich viel besser, wenn das Verhältnis<br />

klar ist. Dann macht mir die Arbeit Spaß.<br />

Die Fragen <strong>stellt</strong>en Ismene Hermann, Clemens Schiebel<br />

und Laura Herrmann<br />

Björn Stark arbeitet seit 17 Jahren als Chef der<br />

plastischen Chirurgie und Handchirurgie an der<br />

Uniklinik in <strong>Freiburg</strong>. Seit fast fünf Jahren steht<br />

der 53-jährige geborene Furtwanger zudem der<br />

privaten Erich-Lexer-Klinik GmbH für ästhetischplastische<br />

Chirurgie <strong>vor</strong>, die eine Ausgründung der<br />

Uniklinik ist. Stark hat auch in <strong>Freiburg</strong> studiert.<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

39


Tarife...und sonst?<br />

Was ist das?<br />

Der Marburger Bund (MB) ist die Gewerkschaft<br />

für ange<strong>stellt</strong>e und beamtete Ärzte. Er<br />

vertritt seine 108 000 Mitglieder gegenüber<br />

Parlamenten und Gesetzgebern, Arbeitgebern<br />

und Arbeitgeberverbänden, internationalen<br />

Organisationen und in verschiedenen Gremien,<br />

wie der Ärztekammer.<br />

Was machen die?<br />

Der MB setzt <strong>sich</strong> für die Interessen der<br />

deutschen Ärzte ein. Dabei geht es besonders<br />

um die leistungsgerechte Vergütung und<br />

bessere Arbeitsbedingungen. Mehrarbeit soll<br />

verhindert werden, indem Zeiterfassungssysteme<br />

eingeführt und freie Arztstellen besetzt<br />

werden sollen. Sollten doch Überstunden<br />

anfallen, verlangt der MB von den Arbeitgebern,<br />

diese entsprechend zu bezahlen. Die<br />

Vertreter des MBs arbeiten außerdem mit<br />

Kliniken zusammen, um die Vereinbarung<br />

von Familie und Beruf zu ermöglichen. Der<br />

MB fordert zudem das regelmäßige Angebot<br />

Über den Tellerrand<br />

Was macht der<br />

Marburger Bund?<br />

Und was tut er für<br />

Studenten?<br />

von Fort- und Weiterbildungen für Ärzte und<br />

solche, die es mal werden wollen, und bietet<br />

auch selbst verschiedene Schulungen an. Für<br />

Studenten sind z.B. Rhetorikseminare, Medical<br />

English oder Vorbereitungskurse für das<br />

PJ interessant.<br />

Als Mitglied des MBs hat der Arzt die<br />

Möglichkeit, bei Rechtsfragen Unterstützung<br />

anzufordern, Beratung zu Berufsstart oder<br />

einer Praxiseröffnung zu erhalten oder <strong>sich</strong><br />

über Auslandsaufenthalte zu informieren.<br />

Bei verschiedenen Partnern des Marburger<br />

Bundes, z.B. Ver<strong>sich</strong>erungen gibt es besondere<br />

Angebote für Mitglieder.<br />

Auch die <strong>Medizin</strong>studenten werden vom<br />

MB vertreten, der maßgeblich daran beteiligt<br />

war, eine Bezahlung im PJ zu erreichen. Ein<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

41


Über den Tellerrand<br />

Ziel des MB ist zudem eine höhere Praxisorientierung<br />

des Studiums.<br />

Bringt das was?<br />

Einige Erfolge des MB sind der Abschluss<br />

eigenständiger arztspezifischer Tarifverträge,<br />

in die die „Tarifgemeinschaft deutscher<br />

Länder“ nach wochenlangen Ärztestreiks<br />

im Jahr 2006 einwilligte. Auch bewirkte der<br />

MB die Auszahlung mehrerer Millionen<br />

Euro <strong>vor</strong>enthaltener Überstundenvergütungen<br />

an ange<strong>stellt</strong>e und beamtete Ärzte,<br />

sowie die Abschaffung der Zeit als „Arzt<br />

im Praktikum“(AiP) im Jahr 2004. Das AiP<br />

wurde 1988 eingeführt und sollte zur Verbesserung<br />

der medizinischen Ausbildung dienen.<br />

AiPler durften bestimmte Aufgaben nur<br />

unter Auf<strong>sich</strong>t durchführen und erhielten ein<br />

deutlich geringeres Gehalt als Assistenzärzte,<br />

obwohl sie, so Kritiker, noch immer die gleiche<br />

Arbeit erledigten.<br />

Bekomme ich da was umsonst?<br />

Zum einen ist die Mitgliedschaft als Student<br />

kostenlos und jederzeit kündbar, erst<br />

beim Berufseintritt fallen Mitgliedsgebühren<br />

an. Etwa einmal im Monat erhält man die<br />

Marburger-Bund-Zeitschrift. Als Student<br />

lohnt es <strong>sich</strong> der Beitritt <strong>vor</strong> allem <strong>vor</strong> dem<br />

Physikum oder Hammerexamen, da jedem<br />

neuen studentischen Mitglied für ein Jahr ein<br />

kostenloser Zugang zu examen online, einem<br />

Portal zum Kreuzen offizieller Prüfungsfragen,<br />

zur Verfügung steht. Schon als Student<br />

erhält man eine kostenlose Haftpflichtver<strong>sich</strong>erung<br />

oder Sondertarife bei Kranken- und<br />

Auslandsver<strong>sich</strong>erungen zum Beispiel. bei der<br />

Allianz, und kann kostenlos Fortbildungen,<br />

etwa zur PJ-Vorbereitung, nutzen. Auch<br />

Rechtsberatung oder die Prüfung von Arbeitsverträgen<br />

gehören zum Repertoire, sowie<br />

die Beratungsangebote zu allen Abschnitten<br />

des Studiums.<br />

Insa Schiffmann<br />

42<br />

appendix.ofamed.de | April 2011


Über den Tellerrand<br />

Tasja Andrees, Portugal Coimbra<br />

Wo bist du?<br />

Portugal<br />

Was ist schön dort?<br />

Sonne, Meer, Surfen, tolle Menschen aus ganz Europa,<br />

Sprache, Kultur, FESTA!!, Land, Vinho verde....<br />

tudo muito bonitoooo!!<br />

Warum zurück nach <strong>Freiburg</strong> kommen?<br />

Grillen an der 3sam, Gluehwein vom Weihnachtsmarkt,<br />

Schinken-Kaese-Croissants um 6 Uhr morgens<br />

beim Liennart...und natuerlich wegen meinen<br />

„<strong>Freiburg</strong>ern“ die ich hier so vermisse!!<br />

Grüße an…<br />

PISCHKO!<br />

44<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Marius, Kuopio<br />

Grüße aus<br />

Wo bist du?<br />

Finnland<br />

Was ist schön dort?<br />

Alles! Die Natur ist wunderschön und der finnische<br />

Lebensstil (u.a. geprägt von Kälte, Schnee, Sauna<br />

und Metal) hat etwas für <strong>sich</strong>. Man ist wahnsinnig<br />

um die Studenten bemüht und es gibt tolle<br />

Ausflüge.<br />

Warum zurück nach <strong>Freiburg</strong> kommen?<br />

Derzeit ist das Kursangebot für Medistudis aus <strong>Freiburg</strong><br />

noch ein wenig unvollständig, weshalb man<br />

aber auch viel Zeit für andere Dinge hat.<br />

Grüße an…<br />

Alle Daheimgebliebenen und künftigen Erasmusler


Erasmanien<br />

Robert Bolz, Lyon<br />

Wo bist du?<br />

In der besten Stadt Frankreichs!<br />

Was ist schön dort?<br />

Die Stadt, das Leben, die Sprache, das Essen, das<br />

Chaos...ALLES<br />

Warum zurück nach <strong>Freiburg</strong> kommen?<br />

Mittlerweile ein Stückchen Heimat<br />

Grüße an…<br />

die glücklichen <strong>Freiburg</strong>er<br />

Über den Tellerrand<br />

Hannah Hertenstein, Bordeaux<br />

Wo bist du?<br />

Frankreich<br />

Was ist schön dort?<br />

Das Allermeiste! Der Atlantik. Picknick am Strand. Bordeaux.<br />

Nachmittage im Café. Les soirées. Meine Freunde.<br />

Und dazu ist sämtlicher Unistress ganz, ganz weit weg!<br />

Warum zurück nach <strong>Freiburg</strong> kommen?:<br />

Ich bin ins Bächle getreten und muss nen <strong>Freiburg</strong>er<br />

heiraten (da können allerdings auch weder die bordelaiser<br />

Bächle noch die Franzosen mithalten). Außerdem vermiss<br />

ich euch natürlich ganz doll!<br />

Grüße an…<br />

die zwei von der Pharmatreppe, Uli, Sabine, Annika, Friedi,<br />

Mario, Mark, Eva...außerdem: das Team der Mensa. Von<br />

wegen haute cuisine in Frankreich.<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

45


Über den Tellerrand<br />

Rieke Marks, Madrid<br />

Wo bist du?<br />

In Spanien<br />

Was ist schön dort?<br />

Die wunderschöne Stadt mit ihren vielen tollen Häusern<br />

und dem riesigen Angebot an Bars, Ausstellungen und anderen<br />

Freizeitmöglichkeiten.<br />

Die Menschen, die ich kennengelernt habe, und der Spaß,<br />

den wir zusammen haben.<br />

Das Leben als Erasmusstudent…<br />

Warum zurück nach <strong>Freiburg</strong> kommen?<br />

Um die besten Kommilitonen/innen wiederzusehen und<br />

das „gut organisierte“ Unileben zu genießen.<br />

Grüße an…<br />

die liebe Nico und Kathi, Thomas, Chris, Tobi, Daniel,<br />

David, Kersi, Lisa, Sophie, Andy, Arne und Mario<br />

46<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Daniel Tegtmeyer, Valencia (ES)<br />

Ganz nach dem Motto „Was du heute kannst besorgen,<br />

macht der Spanier auch noch morgen.“ findet<br />

man hier zu fast jeder Tageszeit (Siesta, chicos!)<br />

das volle Freizeitvergnügen. Playa, Tapas oder Fiesta<br />

– es gibt reichlich Wege <strong>sich</strong> von der (größtenteils)<br />

mangelhaften Lehre abzulenken. Jetzt, wo ich ratlos<br />

<strong>vor</strong> den spanischen Apuntes (Notizen) sitze, freue<br />

ich mich darauf nächstes Jahr wieder mit Euch in<br />

der Mensa bei einer guten Münsterwurst über unsere<br />

<strong>Freiburg</strong>er Lehre zu „lästern“. Aber solange die<br />

Spanier weiterhin ihre Laune dem stets guten Wetter<br />

anpassen, bleibt es gerne bei Tortilla statt Wurst.<br />

Grüße an Tobsen, Hydro, Hotte, Propeller, Jölle &<br />

Co!


Jonas Hafner, Göteborg<br />

Wo vist du?<br />

In Schweden.<br />

Was ist schön dort<br />

Die Natur (Seen, Schären, Parks); sonntags einkaufen zu<br />

können; die Sprache; eine andere Denkweise, die einem abends<br />

alleine in der Notaufnahme wirklich weiterhilft; vom Bürgermeister<br />

empfangen zu werden und das anschließende Buffet<br />

im Rathaus; <strong>sich</strong> mit Finnen über die schwedische Herrenmode<br />

lustig zu machen; Jättebra sind ... Dozenten, die ein Klavier in<br />

den Vorlesungssaal tragen und mit uns Weihnachtslieder singen<br />

(und danach gibt es Lussebullar!); die flachen Hierarchien und<br />

das angenehme Arbeitsklima; Spotify und natürlich der schwedische<br />

Sommer!<br />

Roligt: Mit grünen Ohren in einer schwedischen Zeitung<br />

abgebildet zu sein.<br />

Warum zurück nach <strong>Freiburg</strong> kommen?<br />

Wegen ...den lieben Freunden, die man sehr vermisst ; einem<br />

richtigen WG-Leben, Klettermöglichkeiten; einer humanen Anzahl<br />

an blutsaugenden Objekten; Um ... entspannt Klausuren zu<br />

kreuzen, ohne dabei etwas zu lernen; samstags einkaufen gehen<br />

zu können und für die Hälfte des Geldes das Doppelte bekommen;<br />

nicht mehr der Einzige ohne Iphone zu sein; nicht jeden<br />

Satz mit „Jag heter Jonas“ anfangen zu müssen, um eine Weile<br />

als Einheimischer durchzugehen.<br />

Grüße an…<br />

Mene und ihre Crew, die kleine Schwedin, Byorck, die 2<br />

Laborratten, den alten Klettersack, den Maulwurf, die Pragmatische,<br />

die Peerle, Musch, den Knüppel, das griechische<br />

Mädchen, die finnische Minnie-Mouse, das irische Au-Pair, die<br />

Zahnfee, die Pusteblume, Cat-Woman, Stan, Kyle, Eric, John,<br />

Perry, alle, die mich kennen und natürlich Hooch!<br />

Über den Tellerrand<br />

Sophia, Madrid<br />

Wo bist du?<br />

In meinem acht Quadratmeter Zimmerchen<br />

in Lavapiés, dem Immigrantenviertel dieser<br />

verrückten Drei-Millionenstadt.<br />

Was ist schön dort?<br />

La gente - die Menschen! Ich liebe die<br />

spanische Mentalität: ¡No pasa nada! Jung und<br />

Alt schnattern in der Metro ausgelassen über<br />

Privates, treffen <strong>sich</strong> in Bars und genießen das<br />

Leben. Wenn es mir hier doch einmal zu bunt<br />

wird, flüchte ich in eines der vielen Kunstzentren<br />

oder zum Wandern in die Sierra.<br />

Warum zurück nach <strong>Freiburg</strong> kommen?<br />

Was ich in Madrid vermisse, ist ein Funken<br />

Umweltbewusstsein. Darüber hinaus sehne<br />

ich mich nach der funktionierenden Studienorganisation,<br />

den kurzen Wegen und meinen<br />

Freunden in <strong>Freiburg</strong>. ¡Un abrazo muy fuerte<br />

a todos!<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

47


Über den Tellerrand<br />

Pünktlich um 8 Uhr morgens stehe ich auf<br />

der Matte des Emergency Departments des St.<br />

Vincent’s University Hospitals in Dublin, bereit<br />

um heldenhaft meine letzte Famulatur anzutreten.<br />

Aber schon eine Minute später verliere ich<br />

in dem scheinbaren Chaos die Über<strong>sich</strong>t. Wer<br />

ist hier überhaupt Arzt, wer Schwester und wer<br />

sind die ganzen anderen Leute mit denen das<br />

ED vollgestopft zu sein scheint?<br />

Patienten werden auf schmalen Betten<br />

im Flur befragt und untersucht. Schwestern<br />

versuchen in dem Gewusel Nadeln zu legen.<br />

Ich hab keine Ahnung wie der Arzt aussieht,<br />

mit dem ich Emailkontakt hatte, und so bleibe<br />

ich erstmal sitzen und versuche ein System in<br />

dem wilden Treiben zu entdecken. Gar nicht so<br />

leicht. Plötzlich lichtet <strong>sich</strong> der Vorhang einer<br />

kleinen Kammer oder „Cubicle“, wie ich später<br />

lernen sollte, und heraus tritt eine Gruppe von<br />

Studenten. Meine Gedanken darüber, ob ich<br />

jetzt quer durch das ganze ED hindurch auf die<br />

schon entschwindende Gruppe zustürzen soll,<br />

werden von drei lachenden Ge<strong>sich</strong>tern unterbrochen,<br />

die auf mich zukommen und mich<br />

begrüßen. Ich frage mich in meiner Verwirrung,<br />

warum die deutsch mit mir sprechen und wie<br />

sie so entspannt aussehen können. Sie stellen<br />

ED In Dublin<br />

Blows Your Mind<br />

48<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Famulatur im Emergency Department des<br />

St. Vincent University Hospital in Dublin<br />

<strong>sich</strong> als deutsche Famulanten <strong>vor</strong> und lösen in<br />

mir ein Gefühl der Erleichterung aus - ich bin<br />

nicht ganz alleine auf diesem, wie mir scheint,<br />

sinkenden Schiff. Sie bringen wahrhaft Licht ins<br />

Dunkel und erklären mir erst einmal, wie die<br />

Notaufnahme organisiert ist.<br />

Eine für alle<br />

Notfallpatienten in irischen Emergency<br />

Departments werden nicht <strong>vor</strong>selektiert, das<br />

bedeutet es gibt eine zentrale Notaufnahme<br />

für jegliche Art von Notfallerkrankung oder<br />

Trauma. Lediglich Kinder haben ein eigenes ED.<br />

Außer den Patienten, die direkt mit dem Rettungsdienst<br />

gebracht werden, melden <strong>sich</strong> alle<br />

beim Anmeldeschalter an und müssen <strong>sich</strong> auf<br />

eine lange (lange, lange, lange, lange) Wartezeit<br />

gefasst machen. Die Patienten werden sofort<br />

von einer erfahrenen „Triage-Nurse“ in Kategorien<br />

1 - 5 eingeteilt. Die Ziffern beschreiben<br />

die Dringlichkeit für das ärztliche Eingreifen. 1<br />

bedeutet Notfall und 5 bedeutet, um ehrlich zu<br />

sein, dass der Patient wieder nach Hause gehen<br />

kann, weil heute wahrscheinlich kein ED-Arzt<br />

noch die Zeit finden wird, diesen nicht akuten<br />

Fall zu begutachten. Um das ganze ED noch


mehr auszulasten als es ohnehin schon ist, wird<br />

dort auch noch Patientennachsorge betrieben,<br />

wie z.B. Fäden ziehen, Wunden, die dort behandelt<br />

wurden, begutachtet etc.<br />

Und los geht’s<br />

Mit den Passwörtern der anderen Famulanten<br />

logge ich mich in das Zentralregister der<br />

Notaufnahme ein. Wow, eine Riesenliste von<br />

aktuellen Fällen. Ein Blick auf den Rotationsplan<br />

der Famulanten oder „Elective Students“<br />

verrät mir, dass ich heute in Zone 2A bin. Nach<br />

Zone 1, oder „Resuscitation Zone“ kommen<br />

Patienten mit lebensgefährlichen Erkrankungen<br />

oder Traumata. Nach Zone 2A kommen „Major<br />

Incidents“, Zone 2B etwas weniger schlimme<br />

Fälle und nach Zone 3 „Minors“ wie kleine<br />

Schnittverletzungen, Verbrennungen, Verstauchungen<br />

und so etwas. Dazu gibt es die „Clinical<br />

Decision Unit“, in der Patienten in Erwartung<br />

auf eine spezielle Diagnostik praktisch „zwischengelagert“<br />

wurden und die „Chest Unit“,<br />

auf der regelmäßig Kardiologen <strong>vor</strong>beikommen<br />

und entscheiden, ob Patienten entlassen oder<br />

Über den Tellerrand<br />

aufgenommen werden.<br />

Alles klar, so langsam hab ich den Durchblick<br />

und ich gehe zur Zone 2A, wo Mrs Quinn, 45,<br />

„abdominal pain“ liegt. Während ich zu ihr<br />

laufe rattern in meinem Kopf Differentialdiagnosen<br />

die zu Alter, Geschlecht und der kurzen<br />

Angabe im Zentralregister „abdominal pain“ (zu<br />

Deutsch: Bauchweh) passen könnten. Nachdem<br />

ich die Anamnese erhoben und Mrs Quinn untersucht<br />

habe, präsentiere ich meine Ergebnisse<br />

einem „Attending“, einem der oft sehr jungen<br />

anwesenden Ärzte oder Ärztinnen. Er hört zu,<br />

will wissen welche Blutwerte ich als nächstes<br />

abnehme und fragt mich, wie meine Arbeitshypothese<br />

für die Behandlung dieser Patientin<br />

aussieht.<br />

Curing Mes Quinn<br />

Mrs Quinn liegt, wie viele andere Patienten in<br />

diesem ED, auf einer schmalen Liege im Gang.<br />

Nur wenige haben das Glück ein „Cubicle“ für<br />

<strong>sich</strong> zu haben, das sind kleine, durch Vorhänge<br />

abgetrennte Kammern, in denen Patienten<br />

<strong>vor</strong> Blicken geschützt sind. Trotz der Tatsache<br />

Das sinkende Schiff in der<br />

Außenan<strong>sich</strong>t


Über den Tellerrand<br />

Infos für Interessierte:<br />

Wo: St Vincent’s University Hospital, Dublin<br />

Was: Famulatur in der Notaufnahme,<br />

„Emergency Department – ED“<br />

Wann: September-Oktober 2010<br />

Beste Zeit: Im Sommer sind viele eigene<br />

irische Studenten im ED, die dort famulieren,<br />

also frühzeitig bewerben, möchte man eine<br />

Famulatur während des restlichen Jahres<br />

machen, kann es schwierig werden, weil das<br />

ED dann selbst Kurse für irische Studenten<br />

gibt<br />

Wo bewerben: am besten bei der Sekretärin<br />

des ED, Ms Gaye Moffat Moffat, Gaye (ED)<br />

G.MOFFAT@st-vincents.ie, Email schreiben,<br />

hat das ED noch Platz verlangen sie offizielles<br />

Dokument, das man eingeschrieben ist, am<br />

besten Dekansbrief hinschicken<br />

Wo wohnen: generell teuer in Dublin, es gibt<br />

kein Studentenwohnheim, einige deutsche<br />

Famulanten haben in einem Hostel in der<br />

Nähe gewohnt, sonst gibt es natürlich noch<br />

die Möglichkeit privat ein Zimmer zu mieten<br />

Studiengebühren: keine<br />

Arbeitszeiten: 8 – 18 Uhr<br />

Aufgabe für Famulanten: man muss nichts,<br />

kann aber alles machen, in der Regel einen<br />

Patienten als erstes sehen, erstes Assessment,<br />

50<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Gewonnen! Inmitten der<br />

Cubicles werden die Rugby-<br />

Helden gefeiert.<br />

Anamnese, körperliche Untersuchung,<br />

Blutabnahme und Nadel legen falls nötig,<br />

anschließend Patienten<strong>vor</strong>stellung <strong>vor</strong> dem<br />

behandelnden Arzt<br />

Lerneffekt: hoch, sehr breites Spektrum von<br />

Krankheiten, wenn einige<br />

Famulanten da sind, werden täglich<br />

Lehrveranstaltungen von den<br />

Assistenzärzten durchgeführt, die von der<br />

Notfallmedizin über die Chirurgie, die<br />

Radio bis zur Neurologie reichen<br />

Vergütung: keine<br />

Empfehlenswert? auf jeden Fall, zwar viel<br />

Arbeit, aber sehr lehrreich und sehr<br />

interessante Fälle, Möglichkeit<br />

freizubekommen wenn man lieb fragt um die<br />

Stadt Dublin und das Land Irland erkunden<br />

Pluspunkt: der Chef des ED, Mr John Ryan,<br />

legendär<br />

dass das Personal im Dauerstress ist, herrscht<br />

eine angenehme Arbeitsatmosphäre und die<br />

Menschen begegnen <strong>sich</strong> mit viel Wärme und<br />

Liebenswürdigkeit.<br />

Während meiner Zeit im ED des St. Vincent’s<br />

University Hospital habe ich so viel gelernt und<br />

so eigenständig gearbeitet wie in sonst keiner


meiner Famulaturen. Ich habe allein schon mehr<br />

neurologische Untersuchungen durchgeführt als<br />

während der Neurofamulatur in Deutschland.<br />

Durch die breite Verteilung der Krankheitsbilder<br />

haben wir Famulanten Unterricht auf fast<br />

jedem Gebiet der <strong>Medizin</strong> bekommen. Mal ein<br />

anderes Krankenhaussystem als das deutsche<br />

kennenzulernen, hat mir neue Wege eröffnet,<br />

alte Probleme zu lösen. Wäre ich einige Tage<br />

früher gekommen, hätte ich das Glück gehabt,<br />

mit den anderen Famulanten vom Chef der<br />

Notaufnahme und gleichzeitig Mannschaftsarzt<br />

des Rugby-National-Teams als Medic auf eins<br />

der Rugbyspiele mitgenommen zu werden.<br />

Ich schließe die Augen und lehne meinen<br />

Kopf an die kühle Scheibe des Busses. Der erste<br />

Tag ist <strong>vor</strong>bei, mich trennt nur eine Busstunde<br />

von meinem warmen, weichen Bett...<br />

Siobhán Ewert<br />

Über den Tellerrand


Rätsel<br />

Rätsel:<br />

Fröhliches Skulpturenraten<br />

Das letzte Rätsel über eigentümliche Gebilde im Institutsviertel war dir zu<br />

provinziell? Dieses Mal rätseln wir international! Finde heraus, worum es <strong>sich</strong> bei<br />

den rechts abgebildeten Statuen handelt und wo sie <strong>sich</strong> befinden. Sie sind alle<br />

in Europa zu finden, quasi einen Katzenwurf entfernt.<br />

Schickt eure Einsendungen bis zum 1. Juli 2011 an appendix@ofamed.de und<br />

gewinnt jede Menge Buchpreise!<br />

Die Auflösung des Septemberrätsels<br />

Sieben Studenten können <strong>sich</strong> für ihre grandiose<br />

Beobachtungsgabe auf die Schulter klopfen und<br />

werden mit einem Buchpreis belohnt:<br />

Melanie Huang<br />

Vanessa Haug<br />

Danjela Schubert<br />

Matthias Alexa<br />

Sebastian Küchlin<br />

Mark Depner<br />

Wir gratulieren den Gewinnern!<br />

52<br />

appendix.ofamed.de | April 2011<br />

Oben: Firlefanz am HS Biochemie (von unten)<br />

Links: Alexander Ecker, Wiese bei HS Anatomie<br />

Rechts: Explodierte Rakete im Chemiehochhaus


Hola, guapa! A donde estoy?<br />

Wo ist dieses nette Tierchen zu<br />

Hause?<br />

Oben: Was ist das, wo steht das?<br />

Unten: Über welche Stadt blicken wir hier bloß?<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

1. Was ist denn das? Und <strong>vor</strong><br />

allem: Wo?<br />

53


Lustiges<br />

Studentenfutter:<br />

Faklerzangen - Bowle<br />

Ein weiteres Rezept aus der Reihe „Funktionales Studentenfutter, inspiriert durch<br />

unschuldige und nichts ahnende Hochschulprofessoren“<br />

Der Sage nach haben studentische Doktoranden<br />

des geheimen Lehrstuhls für Naturheilverfahren<br />

in Zusammenarbeit mit den<br />

Schwarzwaldhexen Bühlertal die komplexe<br />

Rezeptur der heutigen „Faklers Zangenbowle“<br />

her<strong>vor</strong>gebracht. Bereits im Jahr 2001 n. Chr. soll<br />

diese Arznei in verborgenen Holzverschlägen im<br />

Herderner Stadtwald über brodelnden Kesseln<br />

von siedendem Mäuseblut und stockendem<br />

Lurchlaich entwickelt worden sein. Kein Professor<br />

habe von den nächtlichen Aktivitäten seiner<br />

Doktoranden gewusst, keine Ethikkommission<br />

habe je das Protokoll ge<strong>sich</strong>tet. Die Regeln der<br />

anständigen Wissenschaft verletzend, wurde die<br />

Tinktur zunächst am Schabrackentapir getestet<br />

und dessen offen<strong>sich</strong>tlichen Siechtums und<br />

protrahierten Sterbens zum Trotz - aus welchem<br />

Grund auch immer - für die klinische Testung<br />

Hexhexhex...erst<br />

wurden die Hexen<br />

um ihr Patent<br />

betrogen und jetzt<br />

müssen sie auch<br />

noch schrubben.<br />

Bild: ichbe-hexe.de<br />

54 appendix.ofamed.de | April 2011<br />

am Menschen zugelassen. Der physiologische<br />

Wirkmechanismus ist komplex und umfasst<br />

Gerüchten zufolge über 500 verschiedene G-<br />

Proteine. Der Wirkstoff induziere weiterhin alle<br />

bekannten CYP-Enzyme mit Ausnahme von<br />

CYP17A1, welches inhibiert werde. Diese eindrücklichen<br />

pharmakokinetischen Eigenschaften<br />

ließen verstoßene Exdoktoranden aus der Physiologie<br />

hellhörig werden. Nach einer <strong>vor</strong>dergründigen<br />

Zusammenarbeit mit den Urhebern<br />

beanspruchten die Ex-Möchtegernphysiologen<br />

die Urheberschaft für <strong>sich</strong> und verdrehten in<br />

absurder Weise die Tatsachen. Das Gebräu<br />

hemme nicht nur den funny channel, sondern<br />

induziere um den Faktor 100 auch die verwandten<br />

Kanäle sarcastic channel, ironic channel<br />

und, besonders fatal, den cynical channel1b. Die<br />

irreversible Modulation dieser Kanalfamilie, so<br />

die Schlussfolgerung des Nature-Kommentars<br />

der Physiologen, sei beweisend für die Herstellung<br />

in einem <strong>vor</strong>klinischen Institut. Sie erzeuge<br />

humorlose, konkretistisch denkende und übermäßig<br />

zynische Menschenklone, deren gehäuftes<br />

Auftreten in und um die Hermann Herder Straße<br />

schon in Fallberichten beschrieben wurde.<br />

(Siehe auch Prüfungsprotokolle im Kopierladen)<br />

Außerdem könne eine solch gezielte Inhibition<br />

von Kanälen ausschließlich auf evidenzbasiertem,<br />

grundlagenphysiologisch erforschtem Wege<br />

bewerkstelligt werden - niemals jedoch durch<br />

„allomedizinische Wässerchen“.<br />

Der inoffiziell verwendete Name „Faklers<br />

Zangenbowle“ geht vermutlich auf einen<br />

Gruppeninternen Spaß zurück und spielt auf<br />

die absonderliche Gewohnheit des einschlägig<br />

bekannten Arbeitsgruppenleiters an, der Gerüchten<br />

zufolge jedes Getränk mit Ethylalkohol


versetzt und einige Sekunden lang entflammt,<br />

be<strong>vor</strong> er es zu <strong>sich</strong> nimmt. Das<br />

diabolische Lachen, das ihm bei dieser<br />

Angelegenheit entfährt, höre man bis<br />

nach Bühlertal – so die pikierten Hexen.<br />

Womit <strong>sich</strong> rein zufällig hier der<br />

Kreis der Erzählung wieder schließt.<br />

<strong>Freiburg</strong> ist halt klein. Von Bühlertal<br />

gar nicht zu sprechen.<br />

Heute wird der göttliche Sud mit<br />

dem griffigen Namen <strong>vor</strong> allem<br />

gegen Jahresende von MIO-<br />

Aktivisten in der Mensa Institutsviertel<br />

ausgeschenkt – für<br />

viele Studierende die einzige<br />

warme Mahlzeit des Tages. Die<br />

mutigen und genialen Erfinder der<br />

Rezeptur wurden für ihre Leistungen<br />

überhaupt nicht geehrt und die Betrüger<br />

aus der Physiologie für ihr Plagiat mit Zweit<br />

–und Drittautorenschaften in der hochgehandelten<br />

Fachpublikationen belohnt.<br />

Folglich ging keiner der Beteiligten je in die<br />

Geschichte unserer <strong>Freiburg</strong>er Hochschulforschung<br />

ein. (Das ist ja auch eine Elite-Uni!)<br />

I: Supervisionen, MC Klausuren, 1.Staatsexamen;<br />

Kälte, Langeweile, inadäquate Lebensfreude.<br />

Die Behandlung sollte engmaschig von Kirsten<br />

Weber betreut werden.<br />

KI: Nicht zur Inneren Anwendung bei<br />

Schabrackentapiren geeignet!<br />

Rp. Misce fiat: Punsch<br />

2 bis 3 Liter trockener Rotwein<br />

1 Zuckerhut<br />

0,4 Liter Rum (Alkoholgehalt<br />

mindestens 54%, besser 80%)<br />

2 Orangen<br />

1 Zimtstange<br />

5 Nelken<br />

DS (Da! Signa!)<br />

1. Den Rotwein im Topf auf dem<br />

Herd erwärmen, jedoch nicht<br />

kochen.<br />

2. Orangen filetieren und in Stücke<br />

schneiden.<br />

3. Die Brennpaste im Rechaud<br />

anzünden und den erhitzten Rotwein<br />

darauf stellen.<br />

4. Die Facklerzange über den Topf<br />

legen und<br />

Zuckerhut mittig<br />

auf<br />

April 2011 | appendix.ofamed.de<br />

Lustiges<br />

diesem<br />

platzieren.<br />

5. Die langstielige<br />

Schöpfkelle zur Hälfte mit<br />

Rum füllen und langsam über<br />

den Zuckerhut gießen, so dass<br />

dieser <strong>sich</strong> mit dem Rum vollsaugt.<br />

6. Den Zuckerhut anzünden.<br />

7. Bei jeweils nachlassender<br />

Brennwirkung wiederholt die erkaltete<br />

Schöpfkelle zu 3/4 mit Rum füllen und<br />

diesen langsam über den Zuckerhut<br />

verteilen.<br />

8. Die Feuerzange vom Topf entfernen<br />

und eine weitere halbe bis ganze Kelle<br />

Rum unverbrannt direkt dem Topf<br />

zugeben.<br />

9. Den Zimt, die Nelken und die<br />

Orangenstücke hinzugeben und weitere 5<br />

Minuten auf dem Rechaud ziehen lassen.<br />

Warnung! Beim Überschütten des<br />

Zuckerhuts mit Rum entzündet <strong>sich</strong> der<br />

Rum in der Schöpfkelle und je nach<br />

Geschwindigkeit, mit welcher der Rum auf<br />

den Zuckerhut gelangt, gibt es teils recht<br />

hohe Flammen. Schlimmstenfalls fackelt<br />

man alles ab.<br />

Plagiat: Ismene Hermann<br />

1) Quelle: Wikipedia/<br />

Feuerzangenbowle<br />

55


Sinnvoll investiert?<br />

Rettungsanker fürs Hex?<br />

Exaplan: Das Kompendium der<br />

klinischen <strong>Medizin</strong><br />

Urban & Fischer Verlag/Elsevier<br />

GmbH; Auflage: 7<br />

Will man im 2. Staatsexamen<br />

nicht immer nur C oder die<br />

längste Antwortmöglichkeit<br />

ankreuzen, sollte man vielleicht<br />

zum „Exaplan” greifen...<br />

Die 7. Auflage des „Exaplans”,<br />

erschienen Oktober<br />

2010 im Elsevier-Verlag von<br />

den Herausgebern Emminger<br />

und Kia dient <strong>Medizin</strong>studenten<br />

zur Vorbereitung<br />

auf das 2. Staatsexamen<br />

und kostet stolze 186 Euro.<br />

Er enthält alle Fächer und<br />

Querschnittsbereiche des<br />

klinischen Abschnitts und<br />

imponiert mit zwei dicken<br />

Bänden von insgesamt knapp<br />

3000 Seiten, hat aber deswegen<br />

den Vorteil, sehr viel<br />

praktikabler zu sein als 32<br />

Einzellehrbücher, die der<br />

lerngeplagte <strong>Medizin</strong>student<br />

in die Bib schleppen muss. Aber<br />

kann im „Exaplan” wirklich all<br />

das Wissen drin stehen, das man<br />

fürs Examen braucht?<br />

Jedes der 32 im Stex geprüften<br />

Fächer wird von den<br />

Autoren nach Relevanz unterschiedlich<br />

berück<strong>sich</strong>tig. Dabei<br />

kommen der Inneren <strong>Medizin</strong><br />

ganze 370 Seiten zu, während<br />

der Neurologie knapp 100 und<br />

der Prävention als Randgebiet<br />

lediglich 4 Seiten zugestan-<br />

Rezensionen<br />

56 appendix.ofamed.de | sommer 2011<br />

Welche Wälzer sind ihr Geld wert?<br />

den werden. Der „Exaplan”<br />

beschränkt <strong>sich</strong> stets auf die<br />

wichtigsten Fakten zu jedem<br />

Krankheitsbild, verzichtet aber<br />

nicht auf Fallbeispiele, Abbildungen<br />

und über<strong>sich</strong>tliche<br />

Tabellen - ein echtes Plus. Besonders<br />

wichtige, das heißt vom<br />

IMPP oft gefragte Themen<br />

sind - wie bei Elsevier üblich,<br />

blau gekennzeichnet. Da jedes<br />

Kapitel von einem anderen<br />

Autor verfasst wird, variiert<br />

die Qualität von sehr gut bis<br />

mittelmäßig.<br />

Zu dem Buch gibt es einen<br />

Onlinezugang, mit dem man<br />

nach jedem Kapitel Originalprüfungsfragen<br />

mit den<br />

Kommentaren der Mediscript<br />

CD auf der Seite von Elsevier<br />

kreuzen kann. Da die medizinische<br />

Fakultät <strong>Freiburg</strong> ihren<br />

Studierenden inzwischen einen<br />

aus Studiengebühren finan-<br />

zierten Examen-Online Zugang<br />

ermöglicht, hat dieser Vorteil an<br />

Wichtigkeit eingebüßt.<br />

Der „Exaplan” als einzige<br />

Möglichkeit?<br />

Alternativ gibt es noch die<br />

„Schwarze Reihe“, mit der<br />

viele aufs Physikum lernen,<br />

für alle, die mit diesem Stil<br />

besonders gut zurechtkamen.<br />

Als dritte Option gibt<br />

es noch den Wälzer<br />

„Hammerexamen“, der an<br />

dieser Stelle leider nicht<br />

besprochen werden kann.<br />

(<strong>Appendix</strong>-Redakteure<br />

sind auch nur Menschen.)<br />

Preislich kommt man mit<br />

dem „Hammerexamen“ am<br />

besten weg, das gibt’s für<br />

gut 100 Euro,<br />

die „Schwarze Reihe“<br />

ist mit 250 Euro mit<br />

Abstand die teuerste der<br />

drei Optionen während <strong>sich</strong><br />

der „Exaplan“ mit immerhin<br />

186 Euro dazwischen<br />

bewegt.<br />

Eignet <strong>sich</strong> der „Exaplan” zur<br />

Wiederholung für Klausuren?<br />

Durch seine klare Struktur<br />

und seine auf das Wesentliche<br />

beschränkte Stoffmenge eignet<br />

<strong>sich</strong> der „Exaplan” auch zur<br />

Wiederholung <strong>vor</strong> Klausuren<br />

und während des PJ, sofern ein<br />

Basiswissen <strong>vor</strong>handen ist. Der<br />

Leser bekommt schnell einen<br />

guten Überblick und verliert


<strong>sich</strong> nicht im Detailwissen. Für<br />

einige Klausuren, wie die gut<br />

bekannte <strong>Freiburg</strong>er Innereklausur<br />

im Sommer wäre der „Exaplan”<br />

als Lehrbuch allerdings<br />

nicht detailliert genug.<br />

Den „Exaplan” zur Wiederholung<br />

bereits während des Studiums<br />

kaufen?<br />

Eher nicht, da man dann<br />

zum eigenen Staatsexamen kein<br />

aktuelles Exemplar mehr in<br />

den Händen hält, welches neue<br />

IMPP-Schwerpunkte berück<strong>sich</strong>tigen<br />

kann. Brauch man ihn<br />

zur Wiederholung <strong>vor</strong> Klausuren<br />

nur für kurze Zeit, kann<br />

man <strong>sich</strong> den „Exaplan“ auch in<br />

der LB leihen.<br />

Trotz des hohen Preises ist<br />

der „Exaplan” wegen seiner<br />

engen Anlehnung an den<br />

IMPP-Fragestil und des „Alles-aus-einem-Guss-Prinzips”<br />

ein sehr empfehlenswertes<br />

Buch zur Examens<strong>vor</strong>bereitung<br />

auf das 2. Staatsexamen.<br />

Siobhán Ewert<br />

Schnippeln für<br />

Anfänger<br />

BASICS „Arbeitstechniken<br />

Chirurgie“ von Piet Koeppen<br />

und Peter Sterk; Verlag:<br />

ELSEVIER Urban & Fischer<br />

Der Operationssaal- ein Ort<br />

voller grüner, vermummter<br />

Menschen, die meist nicht sehr<br />

LeihMÜTTer<br />

sAMensPender<br />

GOOGLe-BABYs<br />

BABY MiT 50<br />

desiGnerBABYs<br />

unerFÜLLTer kinderWunsch<br />

Wunschkinder<br />

die TechnisierunG der<br />

MenschLichen FOrTPFLAnzunG<br />

20. - 22.5.11, TheATer FreiBurG<br />

PerFOrMAnces – VOrTräGe – diskurse<br />

WWW.WunschkinderPrOjekT.de<br />

Sinnvoll investiert?<br />

erfreut reagieren, wenn <strong>sich</strong> der<br />

unwissende Famulant oder PJler<br />

hier ins- natürlich- unsterile<br />

Fettnäpfchen setzt. Damit dies<br />

TheATer FreiBurG / insTiTuT FÜr eThik & GeschichTe der <strong>Medizin</strong> der uni FreiBurG<br />

gefördert durch die


Impressum<br />

Impressum<br />

<strong>Appendix</strong> - Unabhängiges Magazin der<br />

<strong>Medizin</strong>studenten an der<br />

Albert-Ludwigs-Universität <strong>Freiburg</strong><br />

<strong>Appendix</strong><br />

<strong>Offene</strong> <strong>Fachschaft</strong> <strong>Medizin</strong><br />

Hermann-Herder-Straße 9<br />

79104 <strong>Freiburg</strong> i. Br.<br />

appendix@ofamed.de<br />

appendix.ofamed.de<br />

Leitung<br />

Ismene Hermann<br />

Redaktion<br />

Anne Büttner, Rebecca Eisele, Siobhán Ewert,<br />

Ismene Hermann, Laura Herrmann, Hannes<br />

Hummel, Lena Lippert, Clemens Schiebel,<br />

Insa Schiffmann, Sebastian Wohlfeil<br />

Anzeigen<br />

Insa Schiffmann<br />

Rezensionen<br />

Ann-Kathrin Rauch<br />

Layout<br />

Ismene Hermann<br />

Deckblatt: Jonas Hafner<br />

Fotograf<br />

Lukas Hallauer, Jonas Hafner<br />

Druck<br />

Schwarz auf Weiß<br />

Habsburger Straße 9<br />

79104 <strong>Freiburg</strong> i. Br.<br />

Auflage: 1600<br />

Verwantwortlich für die Inhalte ihrer Artikel<br />

sind die jeweiligen Autoren selbst.<br />

In einzelnen Artikeln geäußerte Meinungen sind<br />

nicht unbedingt Meinung der Redaktion und<br />

spiegeln diese nicht unbedingt wider.<br />

nicht mehr passiert, haben die Herren Koeppen<br />

und Sterk (beide Angehörige der „schneidenden<br />

Zunft“) eine Arbeitsanleitung zu den wichtigsten<br />

chirurgischen Techniken und Abläufen<br />

herausgegeben. Passenderweise kommt diese<br />

auch in schmuckem OP-Grün daher.<br />

Gut gefallen hat mir an diesem Buch, dass es<br />

sehr einfach geschrieben ist und jedes Kapitel<br />

nochmals eine kurze Zusammenfassung erhält.<br />

Der Ton insgesamt ist nie oberlehrerhaft und<br />

selbst Themen wie Venenpunktion, chirurgische<br />

Händedesinfektion und die Lagerung des Patienten<br />

werden ausführlich erklärt. Teilweise lässt<br />

einen der Text auch schmunzeln, etwa wenn<br />

Sätze wie „Blut ist rot, Galle grün und Urin<br />

meist gelb“ nochmals extra her<strong>vor</strong>gehoben werden.<br />

Leicht verständlich darge<strong>stellt</strong> werden die<br />

unterschiedlichen Nahttechniken, und auch die<br />

unterschiedlichen Eigenschaften der einzelnen<br />

Gewebe werden gut beschrieben.<br />

Teilweise wird auch Fachfremdes diskutiert,<br />

wie z.B. die Intubation oder unterschiedliche<br />

Tubusgrößen. Dies dürfte jedoch eher die grünen<br />

Männchen und Weibchen auf der anderen<br />

Seite des Vorhangs interessieren. Eher negativ<br />

aufgefallen ist mir auch die Beschreibung der<br />

verschiedenen Knotentechniken, aus der man<br />

leider nicht wirklich schlau wird.<br />

Insgesamt würde ich sagen, dass man <strong>sich</strong> bei<br />

großem Interesse an der Chirurgie das Buch<br />

anschaffen kann, zumal es nicht die Welt kostet.<br />

Für die Kitteltasche und zum schnellen Nachschauen<br />

am Krankenbett eignet es <strong>sich</strong> allerdings<br />

aufgrund seiner Größe leider nicht- und<br />

an den OP-Tisch kann es sowieso nicht mitgenommen<br />

werden- auch wenn es die passende<br />

Farbe hätte!;)<br />

Anne Büttner


Langeweile? Lern<br />

doch was!<br />

Training Day<br />

Dezember 2011 Alle Infos unter<br />

http://trainingday.ofamed.de/<br />

Rettungsdienstpraktikum<br />

Mai - Juni 2011 für Studenten des<br />

4.-6. klinischen Semesters<br />

Infos und Anmeldung:<br />

http://www.rettungsdienstpraktikumunifreiburg.de<br />

StudiTZ<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo-Do 17-20 Uhr<br />

Sa 13-16 Uhr<br />

www.studitz-freiburg.de<br />

Lesesaal im Weissmannhaus<br />

Bibliothek und anatomische Modelle<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo - Fr: 8 Uhr - 22 Uhr<br />

Buchausgabe:<br />

Mo - Fr: 10 Uhr - 20 Uhr<br />

Erweiterte Buchausgabezeiten <strong>vor</strong><br />

Physikumsprüfungen:<br />

25.7. - 16.9. 2011<br />

Mo - Fr: 8 Uhr - 22 Uhr<br />

Bibliothek Chirurgische Klinik<br />

Hugstetterstr.55<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo-Fr: 9 - 18 Uhr<br />

kurzfristige Änderungen möglich.<br />

(Newsfeed:facebook;Profil der<br />

Bibliothek Chirurgische Klinik<br />

<strong>Freiburg</strong> oder unter www.uniklinikfreiburg.de/bibliothekchirurgie/live/<br />

index.html<br />

Arbeitsplätze im Lehrgebäude<br />

Elsässer Str. 2-o<br />

Mo - Fr: 8 – 20 Uhr<br />

15 Lese- und Arbeitsplätze im 1. OG.<br />

Zugang mit frei geschalteter Unicard<br />

WLAN; keine Ausleihe<br />

Ein Handapparat an medizinischen<br />

Lehrbüchern des 2. Studienabschnitts<br />

ist gegen Vorlage der Unicard<br />

bzw. des Studierendenausweises zu<br />

bestimmten Zeiten nutzbar.<br />

In den Semesterferien gelten verkürzte<br />

Öffnungszeiten.<br />

Bibliothek der <strong>Medizin</strong>ischen<br />

Klink<br />

Hugstetter Str. 55<br />

Öffnungszeiten<br />

Mo-Fr: 9 - 18 Uhr<br />

sommer 2011 | appendix.ofamed.de<br />

Nützliches<br />

59


Letzte Seite<br />

Der <strong>Appendix</strong> ist das Magazin der<br />

<strong>Medizin</strong>studenten in <strong>Freiburg</strong>. Die<br />

Redaktion ist eine Arbeitsgruppe der<br />

<strong>Fachschaft</strong> <strong>Medizin</strong> und arbeitet eng mit dieser<br />

zusammen. Dabei ist der <strong>Appendix</strong> aber stolz<br />

auf seine inhaltliche und redaktionelle Unabhängigkeit.<br />

Im Gegensatz zur <strong>Appendix</strong> vermiformis ist<br />

der gedruckte Wurmfortsatz aber ganz und gar<br />

nicht überflüssig. Er ist eher ein begleitendes<br />

Accessoire für Studenten der <strong>Medizin</strong> und darf<br />

auch den männlichen Artikel „der“ führen.<br />

Nicht so sein Pendant das, Anhängsel am Blinddarm,<br />

das „die“ genannt werden muß.<br />

Der <strong>Appendix</strong> wird kostenlos in gut besuchten<br />

Vorlesungen und Kursen an alle<br />

<strong>Medizin</strong>studenten zur geistigen Erbauung und<br />

Korrekturlesen bis zur<br />

Erschöpfung. Hält<br />

man das fertige Heft<br />

in Händen, sind alle<br />

Strapazen vergessen.<br />

<strong>Appendix</strong><br />

<strong>stellt</strong> <strong>sich</strong> <strong>vor</strong><br />

Euer <strong>Fachschaft</strong>smagazin: Was es ist, wer es macht und was das<br />

mit euch zu tun hat.<br />

Ritalin ausprobieren<br />

- und sei es nur fürs<br />

Foto! <strong>Appendix</strong>-<br />

Redakteure zeigen<br />

Körpereinsatz.<br />

60 appendix.ofamed.de | sommer 2011<br />

moralischen Festigung ausgehändigt. Und das<br />

schon seit Mai 1992. Damals gab es den original<br />

Papier-<strong>Appendix</strong> zum ersten Mal. Fortan erscheint<br />

das Heft einmal im Semester.<br />

Die Redaktion besteht zur Zeit aus 10-15<br />

emsigen Redakteuren ganz unterschiedlicher<br />

Semester. Die Gruppe trifft <strong>sich</strong> einmal in der<br />

Woche zum freien Assoziieren ohne thematischen<br />

Schwerpunkt. Dabei entstehen meistens<br />

die Ideen für unsere Artikel.<br />

Einmal im Semester gibt’s zur Entspannung<br />

ein Redaktions-Essen, und zu Weihnachten wird<br />

die Sitzung auch mal zugunsten eines Glühweins<br />

<strong>vor</strong>zeitig beendet.<br />

Wenn ihr Lust habt, am <strong>Appendix</strong> mitzuarbeiten,<br />

zögert nicht - kommt einfach <strong>vor</strong>bei!<br />

www.appendix.ofamed.de | appendix@ofamed.de<br />

Für uns würde <strong>sich</strong> die<br />

Prominenz auch nackt<br />

im Schnee ablichten<br />

lassen. Aber wir haben<br />

auf Anzug bestanden.


20 20 20<br />

Bucht Bucht von von Yokochi Yokochi<br />

1<br />

2<br />

3<br />

44 4<br />

5<br />

6<br />

Schattauers<br />

Anatomie-Reise<br />

Schattauers<br />

Anatomie-Reise<br />

Der „neue Rohen“ – Fotografischer Atlas<br />

und Reisebegleiter durchs Studium<br />

Der „neue Rohen“ – Fotografischer Atlas<br />

und Reisebegleiter durchs Studium<br />

AA<br />

Johannes W. Rohen<br />

Chihiro Yokochi<br />

Elke Lütjen-Drecoll<br />

Anatomie des Menschen<br />

B<br />

Rohen Rohen See Se See e<br />

Fotografischer Atlas der systematischen<br />

und topografischen Anatomie<br />

Inklusive „Anatomie Interaktiv“ –<br />

deutsch, englisch und italienisch online!<br />

7. Aufl. 2011. 542 Seiten, 1211 Abb., geb.<br />

ISBN 978-3-7945-2706-9<br />

€ 89,– (D) / € 91,50 (A)<br />

Johannes W. Rohen<br />

Elke Lütjen-Drecoll<br />

Anatomie des Menschen<br />

Die Lerntafeln<br />

7. Aufl. 2011. 96 Seiten,<br />

61 Abb., 19 Tab., kart.<br />

ISBN 978-3-7945-2747-2<br />

€ 14,95 (D) / € 15,40 (A)<br />

Johannes W. Rohen<br />

Elke Lütjen-Drecoll<br />

Anatomie Interaktiv<br />

Leitungsbahnen und Muskulatur<br />

Mit Lernprogramm und Sprachtrainer<br />

7. Aufl. 2011. CD-ROM mit 125 Abb.,<br />

davon 64 In-situ-Darstellungen,<br />

19 Tab. (deutsch, englisch, italienisch)<br />

ISBN 978-3-7945-5170-5<br />

€ 19,95 (D) / € 19,95 (A)<br />

Zeichenerklärung<br />

Fotografi Fo Fotografischer<br />

scher Ozean Ozean<br />

Allgemeine Anatomie<br />

Vernetzungen Sehenswürdigkeiten<br />

Ausgangspunkte<br />

Bauchorgane u. Bauchsitus<br />

Kopf u. Hals Urogenitalorgane<br />

Rumpf<br />

Brustorgane u. Brustsitus<br />

Weitere Infos:<br />

Obere Extremität<br />

Untere Extremität<br />

www.rohen-anatomie.de<br />

10 10<br />

Nasus externus<br />

Galea Galea aponeurotica<br />

aponeurotica<br />

LOGIN<br />

CC D E<br />

Labium superius<br />

M. buccinator<br />

A. facialis<br />

Das Plus zum Atlas<br />

Anatomie Interaktiv: online + gratis!<br />

Nn. supraorbitales<br />

M. temporalis<br />

A. temporalis superf. u.<br />

N. auriculotemporalis<br />

A. transversa faciei<br />

A. maxillaris<br />

N. lingualis

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