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Genereller Endbericht

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LESERAUM<br />

OBERÖSTERREICH<br />

Studienergebnisse<br />

Marketing- und Kommunikationsberatungs-GmbH<br />

Institut für qualitative Sozialforschung<br />

A-4040 Linz, Aubrunnerweg 1<br />

Tel.: 0043 (0)732 25 40 24<br />

Fax: 0043 (0)732 25 41 37<br />

Mail: office@public-opinion.at<br />

http://www.public-opinion.at


VORWORT<br />

Der vorliegende <strong>Endbericht</strong> fasst die Ergebnisse der Feldforschung<br />

– insbesondere der telefonischen Repräsentativbefragung<br />

der OberösterreicherInnen, der schriftlichen<br />

Befragung oberösterreichischer SchülerInnen von Volks- und<br />

Hauptschulen sowie SchülerInnen der AHS-Unterstufe und der<br />

beiden Public Round Tables aus dem urbanen und ländlichen<br />

Raum – zusammen und ergänzt sie mit in- und ausländischen<br />

Studien.<br />

Detailliertere Informationen zur Feldforschung sind den<br />

beigeschlossenen Berichten A bis C zu entnehmen. Aus<br />

Gründen der Übersichtlichkeit und leichteren Lesbarkeit wurden<br />

in diesem <strong>Endbericht</strong> Randnotizen eingefügt.<br />

Wir hoffen, mit den vorliegenden Ergebnissen ein aktuelles Bild<br />

über die oberösterreichische Buch- und Leseszene vermitteln<br />

zu können und mit den abschließenden Empfehlungen einen<br />

kleinen Beitrag zur Bewältigung künftiger Herausforderungen in<br />

diesem Bereich zu leisten.<br />

Linz, am 31. 12. 2007<br />

Dr. Claudia Pass Dr. Bernhard Hofer<br />

2


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Kapitel Inhalt Seite<br />

Einleitung 5<br />

1 BEGRIFFSDEFINITIONEN 7<br />

1.1 Was versteht man eigentlich unter einem<br />

« Buch » ? 7<br />

1.1.1 Zur Geschichte des Buches 7<br />

1.2 Was versteht man unter dem Begriff « Lesen » ? 8<br />

1.2.1 Zur Geschichte des Lesens 8<br />

1.2.2 Lesetechniken 10<br />

1.2.3 Lesesituation 11<br />

1.2.4 Lesekompetenz 12<br />

1.2.4.1 Ein kritischer Exkurs 12<br />

1.2.5 Tabuthema Analphabetismus 14<br />

1.2.6 Die Messung der Lesekompetenz bei PISA 18<br />

1.2.7 PISA 2006 20<br />

1.2.8 Internationale Lese-Studie PIRLS 22<br />

2 LESEVERHALTEN IN DEUTSCHLAND 24<br />

2.1 Lesebarometer 24<br />

2.2 Studie der Stiftung Lesen 24<br />

2.3 Ifak-Studie 2001 zur Ermittlung von<br />

Lesetendenzen bei Jungen 28<br />

2.4 Studie der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

2002 zur Entwicklung von Lesemotivation bei<br />

Grundschülern 29<br />

2.5 KIM-Studie 2003 30<br />

2.6 Forsa-Studie zum Leseverhalten der Deutschen 31<br />

2.7 TNS emnid-Umfrage 2007 über Einkaufswege<br />

der Buchkäufer 32<br />

3 TRENDS UND ENTWICKLUNGEN 34<br />

3.1 Freizeittrends/soziolkulturelle Trends 34<br />

3.2 Entwicklungen im Buchhandel 37<br />

3.3 Hörbücher 38<br />

3.4 Der Markt der Sehbeeinträchtigten 40<br />

3.5 Einflüsse des Internets 41<br />

4 LESEN IN ÖSTERREICH 43<br />

4.1 Umfrage des Instituts für Freizeitforschung –<br />

Ergebnisse 2007 43<br />

4.2 Lesen in Oberösterreich 44<br />

4.2.1 Die Lesegewohnheiten der<br />

OberösterreicherInnen – Ergebnisse einer<br />

repräsentativen market-Umfrage 2005 44<br />

4.2.2 Die Leseoffensive des Landes Oberösterreich 48<br />

4.2.3 Der Linzer Wissensturm 48<br />

4.2.4 Das Linzer Stifterhaus 48<br />

4.2.5 Literatur am Fluss 49<br />

4.2.6 Die Litera 08-Buchmesse 49<br />

5 BEST-PRACTICE-BEISPIELE 50<br />

5.1 Best-Practice-Beispiele von Bibliotheken 50<br />

5.1.1 Erfolgsfaktor Kooperation 50<br />

5.1.2 Investition in Menschen – effektive Fortbildung 51<br />

5.1.3 Wettbewerb als Chance: BIX – der<br />

Bibliotheksindex 52<br />

5.1.4 Erfolgsfaktoren für das Bibliothekswesen 53<br />

5.1.5 Lindgren-Schwerpunkt Stadtbibliothek Vöcklab. 57<br />

5.2 Sonstige Best-Practice-Beispiele 57<br />

5.2.1 World of Expression–Talentförderung New York 57<br />

5.2.2 One City-one Book 58<br />

3


Kapitel Inhalt Seite<br />

6 LESERAUM OBERÖSTERREICH: die<br />

wichtigsten Ergebnisse der repräsentativen<br />

Telefonbefragung vom Nov../Dez. 2007 60<br />

6.1 VielleserInnen vs. WenigleserInnen 60<br />

6.2 Durchschnittlicher Zeitaufwand für das Lesen 61<br />

6.3 Lesepräferenzen 61<br />

6.4 Lesevolumen pro Jahr 62<br />

6.5 Internet, CD, Hörbücher 62<br />

6.6 Lesemotive 63<br />

6.7 Selbsteinschätzung „guter“ vs. „schlechter“<br />

Leser 63<br />

6.8 Büchervolumen 63<br />

6.9 Kaufpräferenzen 64<br />

6.10 Lesehemmnisse 64<br />

6.11 (Geld)Ausgaben pro Buch 65<br />

6.12 Bücher(geschenks)volumen 65<br />

6.13 Bibliotheksnutzung 65<br />

6.14 Büchervolumen im Haushalt 66<br />

7 LESERAUM OBERÖSTERREICH: die<br />

wichtigsten Ergebnisse der schriftlichen<br />

Befragung oö. SchülerInnen 67<br />

7.1 Freizeitaktivitäten 67<br />

7.1.1 Freizeitaktivität „Lesen“ 68<br />

7.1.1.1 Durchschnittlicher Zeitaufwand 68<br />

7.2 Lesepräferenzen 69<br />

7.3 Informationsquellen 69<br />

7.4 Lesemotive 70<br />

7.5 Lesehemmnisse 70<br />

7.6 Bibliotheken und „Lesenachschub“ 70<br />

7.7 Lesevolumen 71<br />

7.8 Buch(erwerbs)volumen 71<br />

7.9 Bücherpräferenz der Eltern 72<br />

7.10 Lesehintergrund 72<br />

7.11 Haushaltsausstattung 72<br />

7.12 Leseneigung 73<br />

8 LESERAUM OBERÖSTERREICH:<br />

die wichtigsten Ergebnisse der Public-Round-<br />

Tables 74<br />

8.1 Lesemotive 74<br />

8.2 Gründe für/gegen Bücher 75<br />

8.3 Kaufverhalten 76<br />

8.4 Bibliotheksnutzung/-beurteilung 77<br />

8.5 Erwartungen an die Buchhandlung 77<br />

9 DER BUCHMARKT 79<br />

9.1 Der Buchmarkt in Deutschland 79<br />

9.2 Der österreichische Buchmarkt 81<br />

10 ZUSAMMENFASSUNG UND WEITERFÜHRENDE<br />

EMPFEHLUNGEN 83<br />

11 ANHANG: 90<br />

Zitate zum Thema Lesen und Buch 90<br />

Literaturverzeichnis 92<br />

Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 95<br />

4


EINLEITUNG<br />

Es war Ziel dieser Studie, die Trends und Entwicklungen<br />

aufgrund des gesellschaftlichen und technologischen Wandels<br />

– insbesondere im Zusammenhang mit dem Themenbereich<br />

„Lesen“ bzw. „Buch“ – aufzuzeigen, die Lesekompetenz anhand<br />

aktueller Studien im deutschsprachigen Raum darzustellen<br />

sowie aktuelle Daten über das Leseverhalten, -motive,<br />

Kaufgewohnheiten und das Leseumfeld der<br />

oberösterreichischen Bevölkerung zu gewinnen.<br />

Die Studie „Leseraum Oberösterreich“ umfasst insgesamt vier<br />

Teile. Teil A widmet sich der Leselandschaft der<br />

oberösterreichischen Schüler und Schülerinnen, Teil B<br />

analysiert die aktuelle Leselandschaft der<br />

OberösterreicherInnen, Teil C präsentiert ergänzend dazu die<br />

Ergebnisse der beiden Public Round Tables aus dem urbanen<br />

und ländlichen Raum. Vorliegender Teil D fasst schließlich die<br />

wichtigsten Ergebnisse zusammen, ergänzt sie mit Vergleichen<br />

aus dem In- und Ausland, zeigt Entwicklungen auf dem Buchund<br />

Lesemarkt auf und schließt mit Empfehlungen.<br />

Kapitel 1 widmet sich zunächst wichtigen Begriffsdefinitionen,<br />

geht auf die Geschichte des Buches und des Lesens näher ein,<br />

widmet sich dem Tabuthema Analphabetismus und den derzeit<br />

vorliegenden Ergebnissen von PISA und PIRLS.<br />

Das Leseverhalten in unserem Nachbarland Deutschland wird<br />

überblicksartig durch die Vorstellung diverser Studien in<br />

Kapitel 2 behandelt.<br />

Das Kapitel 3 geht auf künftige Entwicklungen im<br />

Freizeitbereich bzw. soziokulturelle Trends ein, streift<br />

Entwicklungen im Buchhandel und am Hörbuchmarkt sowie den<br />

5


Markt der Sehbeeinträchtigten und schließt mit Betrachtungen<br />

über die Einflüsse des Internets.<br />

Ausgehend von den Umfrageergebnisse des Institut für<br />

Freizeitforschung behandelt Kapitel 4 die Ergebnisse der<br />

Umfrage aus dem Jahr 2005 bringt einige Beispiele der<br />

Leseoffensive des Landes Oberösterreich.<br />

Kapitel 5 präsentiert ausgewählte Best-Practice-Beispiele<br />

vorwiegend von ausländischen Bibliotheken und erfolgreicher<br />

Buchaktionen.<br />

Im Hauptteil des Berichts (Kapitel 6 bis 8) werden die<br />

wichtigsten Ergebnisse der repräsentativen Telefonbefragung<br />

vom November/Dezember 2007, der schriftlichen Befragung<br />

oberösterreichischer SchülerInnen an Volks- und Hauptschulen<br />

sowie der AHS-Unterstufe und die Ergebnisse der beiden<br />

Public Round Tables im urbanen und ländlichen Raum<br />

dargestellt.<br />

Kapitel 9 versucht einen kurzen Einblick in den deutschen und<br />

österreichischen Buchmarkt zu geben. und<br />

Kapitel 10 fasst die Betrachtungen zusammen, beziffert<br />

näherungsweise das Büchergesamteinkaufsvolumen der<br />

OberösterreicherInnen<br />

Empfehlungen.<br />

und schließt mit weiterführenden<br />

Im Anhang (Kapitel 11) finden sich noch einige Zitate zum<br />

Thema Lesen bzw. Buch, das Literatur-, Tabellen- und<br />

Abbildungsverzeichnis.<br />

In einem zusätzlichen Anhang (nicht Bestandteil dieses<br />

Berichts) sind auch die Kurzstatements einiger ausgewählter<br />

VIPs nachzulesen.<br />

6


1 BEGRIFFSDEFINITIONEN<br />

1.1 Was versteht man eigentlich unter<br />

einem „Buch“?<br />

Gemäß der Definition der UNESCO ist ein Buch eine gedruckte,<br />

der Öffentlichkeit verfügbar gemachte, nichtperiodische<br />

Veröffentlichung mit mindestens 49 Seiten Umfang (zuzüglich<br />

der Umschlagseiten).<br />

Darüber hinaus werden einzelne Werke oder große<br />

Textabschnitte, die in sich abgeschlossen sind, ebenfalls als<br />

Buch bezeichnet, insbesondere wenn sie Teil eines Bandes<br />

sind. Das trifft vor allem bei antiken Werken, die aus<br />

zusammengehörigen Büchersammlungen (wie z. B. die Bibel<br />

oder die Aeneis u. dgl.) zu.<br />

Unter „digitalen Büchern“ (englisch: e-book) versteht man<br />

elektronisch gespeicherte Buchtexte.<br />

„Hörbücher“ sind Bücher, welche auf akustische Art und Weise<br />

wahrgenommen werden können.<br />

1.1.1 Zur Geschichte des Buches<br />

Als Vorläufer des Buches gelten v. a. die Papyrusrollen der<br />

Ägypter. Die heute ältesten Exemplare sind über 5000 Jahre<br />

alt. Bei den Griechen und Römern wurden die Papyrusrollen ab<br />

dem 1. Jahrhundert von einem aus mehreren Lagen<br />

bestehenden Pergament, dem sog. „Codex“ abgelöst. Dieser<br />

Codex war in der Mitte gefaltet und wurde zusammengeheftet.<br />

Im 14. Jahrhundert schließlich wurde das Pergament durch das<br />

Papier ersetzt.<br />

Kaum ein anderer hat die Gesellschaft durch seine Erfindung<br />

so nachhaltig verändert wie Johannes Gensfleisch zur Laden<br />

(Gutenberg). Das bekannteste Erzeugnis der Druckkunst ist die<br />

42zeilige lateinische Bibel. Nach der Erfindung des Buchdrucks<br />

Mitte des 15. Jahrhunderts verbreitete sich diese Technik in<br />

ganz Europa und mit der stetigen Verbesserung und<br />

Weiterentwicklung des Drucks und der Herstellung von Papier<br />

wurden Bücher zur Massenware – eine wesentliche<br />

Voraussetzung für die Reformation und das Zeitalter der<br />

Aufklärung.<br />

Bücher findet man heute in den verschiedensten Ausführungen<br />

und Formaten. Das kleinste Buch der Welt ist 2,4 mal 2,9<br />

Millimeter groß, ledergebunden und kommt aus dem Verlag<br />

Faber & Faber, Leipzig. Das bislang größte Buch stammt vom<br />

Autoproduzenten Mazda, welcher im Jahr 2004 einen Bildband<br />

im Format 3,07 mal 3,42 Meter herausbrachte.<br />

Ein Buch ist eine der<br />

Öffentlichkeit<br />

verfügbar gemachte,<br />

nichtperiodische<br />

Veröffentlichung. Auch<br />

einzelne Werke oder in<br />

sich abgeschlossene<br />

Textabschnitte werden<br />

als Buch bezeichnet.<br />

Bücher können sowohl<br />

in gedruckter,<br />

elektronischer als<br />

auch in akustischer<br />

Form wahrgenommen<br />

werden.<br />

Papyrusrollen<br />

Pergament<br />

Papier<br />

Buchdruck<br />

Aufklärung<br />

7


1.2 Was versteht man unter dem Begriff<br />

„Lesen“?<br />

Das Wort „Lesen“ entstammt der althochdeutschen Sprache<br />

(lesan) und bedeutete ursprünglich „zusammentragen“ bzw.<br />

„sammeln“. Heute versteht man im Allgemeinen darunter einen<br />

Prozess, Gedrucktes und Geschriebenes zu entziffern, also<br />

eine Folge grafischer Zeichen in Sprache umzusetzen und sich<br />

Sach- und Sinnzusammenhänge des Textes zugänglich zu<br />

machen. 1 Da im lateinischen Wort „legere“ (aufsammeln,<br />

lesen) die Bedeutung nahezu gleich ist, wird Lesen heute als<br />

Lehnbedeutung aus dem Lateinischen betrachtet.<br />

1.2.1 Zur Geschichte des Lesens<br />

Das Lesen ist eine Kulturtechnik, welche erworben werden<br />

muss und war lange Zeit Privileg einer kleinen Bildungsschicht,<br />

v.a. der Geistlichen und Gelehrten. Insbesondere den Frauen<br />

war der Zugang zu dieser Technik lange verwehrt.<br />

Im alten Ägypten entstand ein eigener Schreiberstand, welcher<br />

zugleich als königliches Beamtentum als auch Gelehrtenstand<br />

fungierte. Eine Blüte erlebte das Lesen im 5./4. Jahrhundert im<br />

antiken Griechenland. Obwohl Platon das Lesen ablehnte,<br />

bediente er sich dennoch der Schrift und Aristoteles verfügte<br />

bereits über eine ansehnliche Bibliothek. Im Römischen Reich<br />

war das Lesen auch unter den gebildeten Bürgern verbreitet.<br />

Der Zusammenbruch des Römischen Reiches führte zum<br />

Verschwinden des städtischen Kulturlebens und damit auch der<br />

Schriftkultur. Lediglich die Kirche und die Klöster hielten das<br />

Lesen und Schreiben aufrecht. Erst im 13./14. Jahrhundert -<br />

mit dem zunehmenden Handel und der Gründung der ersten<br />

Universitäten – gewann das Lesen und Schreiben wieder<br />

vermehrte Bedeutung, zunächst für die Gelehrten und für<br />

Verwaltungsbeamte, ab dem 14. Jahrhundert dann auch<br />

vermehrt für das städtische Bürgertum.<br />

Mit der Erfindung des Buchdrucks erfuhr Niedergeschriebenes<br />

schneller Verbreitung. Zur damaligen Zeit erfreute sich das<br />

Vorlesen großer Beliebtheit. Für die Mehrzahl der sozialen<br />

Schichten bestand der Lesestoff bis in das 18. Jahrhundert aus<br />

der Bibel, Flugschriften, Andachtsbüchern und Zeitungen.<br />

Damals hatten die Menschen nur wenige Bücher. Diese wurden<br />

mehrmals gelesen oder vorgelesen. Ab dem 17. Jahrhundert<br />

bis ins 19. Jahrhundert entstanden v.a. im deutschsprachigen<br />

1<br />

vgl. Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage, 13. Band, F. A. Brockhaus,<br />

Mannheim, 1990, S. 304.<br />

Lesen ist der<br />

Prozess, Gedrucktes<br />

und Geschriebenes<br />

zu entziffern und den<br />

Sach- und<br />

Sinnzusammenhang<br />

zu erfassen.<br />

Lesen als Privileg<br />

einer kleinen<br />

Bildungsschicht<br />

Zusammenbruch des<br />

Römischen Reiches<br />

– Rückgang der<br />

Schriftkultur<br />

Vorlesen erfreute<br />

sich großer<br />

Beliebtheit<br />

8


Raum unzählige Lesezirkeln, Leihbibliotheken und auch<br />

Volksschriftenvereine, deren Ziel es war, das Lesen<br />

erzieherisch wertvoller Schriften zu fördern. Mit dem<br />

Aufkommen der Arbeiterbildungsbewegung wurde das Lesen<br />

schließlich als Mittel zur Befreiung des einzelnen aus<br />

Unwissenheit, Unfreiheit und sozialer Not verstanden. 2<br />

In der frühen Neuzeit wurde mit Zunahme des wirtschaftlichen<br />

Handelns die schriftliche Kommunikation wesentlich:<br />

Handelsbücher, Jahreskalender und Marktverzeichnisse wollten<br />

geführt sein. Die damalige geistige Elite war nicht bereit, diese<br />

Aufgaben zu übernehmen, wodurch die Nachfrage nach<br />

einfachem Volk, das lesen konnte, in dieser Zeit stark anwuchs.<br />

Doch selbst im 16. und 17. Jahrhundert noch – lange nach<br />

Erfindung des Buchdrucks – erfolgte die Wissensvermittlung<br />

überwiegend mündlich, während das Lesen nur in der<br />

Oberschicht und der gehobenen Mittelschicht verbreitet war.<br />

Mit Beginn des 18. Jahrhunderts konnten vermehrt auch die<br />

Mitglieder großbürgerlicher Familien, Handwerker, Großbauern,<br />

aber auch gehobene Dienstboten lesen. Bildungsreformer<br />

setzten sich für eine „Demokratisierung des Lesens“ ein und<br />

Lesen wurde nun auch für die breite Bevölkerungsschicht<br />

zugänglich. Mit dem Aufkommen der Zeitungen wurde dieser<br />

Prozess vorangetrieben.<br />

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kamen vermehrt<br />

Schriften auf, welche praktische Lebenshilfe vermittelten.<br />

Neben den zahlreichen religiösen Traktaten gab es damals<br />

hauptsächlich handwerkliche und praktische Ratgeber; offizielle<br />

Mitteilungen der Obrigkeit wurden öffentlich ausgehängt. Ab<br />

dem 19. Jahrhundert trat der Unterhaltungsnutzen der Bücher<br />

in den Vordergrund. Es waren v. a. die Frauen des Bürgertums,<br />

welche das Lesen für sich entdeckten. Während Frauen<br />

Belletristik und Romanlektüre bevorzugten, waren es bei den<br />

Männern Zeitungen, politische Sachbücher und<br />

Abenteuerromane. Die ersten Fortsetzungsromane kamen auf<br />

und erfreuten sich großer Beliebtheit. Lesen bestimmte nun<br />

einen Großteil der Freizeit. Um 1870 konnten rund 75 Prozent<br />

der deutschen Bürger lesen und um 1900 betrug der Anteil<br />

nahezu 90 Prozent.<br />

Während zunächst das Hauptaugenmerk der oberen Schichten<br />

auf den Klassikern lag und der breiten Masse die<br />

Unterhaltungsliteratur vorbehalten war, wurde durch die<br />

Massenproduktion um 1900 auch den Unterschichten und<br />

Kleinbürgern die gehobene Literatur zugänglich. Für die oberen<br />

Schichten diente der Lesestoff zur Repräsentation. Das<br />

Hauptaugenmerk dieser Schichten lag auf den Klassikern und<br />

2<br />

vgl. Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage, 13. Band, F. A. Brockhaus,<br />

Mannheim, 1990, S. 305.<br />

Lesen als Mittel zur<br />

Befreiung<br />

Demokratisierung<br />

des Lesens<br />

Frauen entdecken<br />

das Lesen für sich<br />

Lesen bestimmt den<br />

Großteil der Freizeit<br />

9


weniger auf aktuellen Werken. Der breiten Masse<br />

(Unterschichten und Kleinbürger) war die Unterhaltungsliteratur<br />

vorbehalten. Doch durch die Massenproduktion um 1900<br />

wurden auch diesen Schichten Werke der Literatur<br />

erschwinglich.<br />

Mit dem Aufkommen von Radio und Kino in den 20er Jahren<br />

des 20. Jahrhunderts verlor das Lesen gegenüber den neuen<br />

Medien etwas an Bedeutung. Die Bibliotheken versuchten<br />

damals entsprechend gegenzusteuern. Die Zeit des<br />

Nationalsozialismus wirkte sich schließlich hemmend auf das<br />

Bildungsangebot aus, da dieses nunmehr politisch einseitig in<br />

Erscheinung trat. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam es<br />

wieder zu einer überproportionalen Nachfrage nach Büchern.<br />

Es entstanden Buchgemeinschaften (Donauland, Deutsche<br />

Buchgemeinschaft, Bücherbund etc.) und es kam zu einer<br />

beachtlichen Ausweitung der Bibliothekslandschaft (Gemeinde-,<br />

Schul- und Kirchenbibliotheken). Die Verbreitung des Mediums<br />

Fernsehen und insbesondere der Einzug der Computer in die<br />

Haushalte trug in den letzten Jahrzehnten zu einer neuerlichen<br />

Debatte über das Lesen bei.<br />

1.2.2 Lesetechniken<br />

Lesetechniken dienen vor allem dazu, den Aufwand für den<br />

Leser zu minimieren, d. h. die Art des Lesens den Zielen des<br />

Lesers anzupassen. Man unterscheidet dabei folgende<br />

Techniken: 3<br />

� sequentielles Lesen<br />

� kursorisches Lesen<br />

� punktuelles Lesen<br />

� intensives Lesen<br />

� diagonales Lesen (Scannen)<br />

Beim sequentiellen Lesen wird der Text von Anfang bis<br />

Ende gelesen, mit dem Ziel, dem Handlungs- oder<br />

Gedankengang möglichst vollständig zu folgen. Auf<br />

Rücksprünge bzw. nochmaliges Lesen größerer Teile wird<br />

dabei zumeist verzichtet.<br />

Das kursorische Lesen beinhaltet neben dem Lesen des<br />

Textes von Anfang bis Ende vor allem die Erfassung<br />

ergänzender Informationen. Dabei wird neben dem Titel das<br />

Inhaltsverzeichnis, das Vorwort, die Einleitung und eventuell<br />

auch das Nachwort gelesen, um sich einen ersten Überblick zu<br />

verschaffen. Dann folgt eine intensive Beschäftigung mit dem<br />

3<br />

vgl. Wikipedia. http://de.wikipedia.org/wiki/Lesen#Sequenzielles_Lesen,<br />

downloaded 2007-12-27.<br />

Radio und Kino<br />

Gegensteuern der<br />

Bibliotheken<br />

Buchgemeinschaften<br />

Fernsehen und<br />

Computer<br />

sequentielles Lesen<br />

kursorisches Lesen<br />

10


Text, welches Anmerkungen, Notizen, Markierungen, die<br />

Verfolgung von Querverweisen u. dgl. beinhaltet. Somit will man<br />

zu einem möglichst umfassenden Verständnis – nicht nur des<br />

vorliegenden Textes, sondern des behandelten Themas –<br />

kommen.<br />

Ziel des intensiven Lesens ist es, einen Text und auch die<br />

dazugehörige Haltung bzw. Einstellung des Autors möglichst<br />

umfassend zu verstehen; das Augenmerk liegt dabei auf der<br />

Argumentationsweise und der Absicht des Autors. Der intensive<br />

Leser versucht, den Text mit der notwendigen sachlichen<br />

Distanz aufzunehmen und zu reflektieren.<br />

Lediglich ausschnittsweise und je nach Intention des Lesers<br />

wird ein Text beim punktuellen Lesen aufgenommen. Im<br />

Nachhinein wird in einer Reflexionsphase versucht, die<br />

einzelnen Inhalte in den Kontext einzuordnen.<br />

Das diagonale Lesen eignet sich v. a. für das schnelle<br />

Durcharbeiten eines längeren Textes. Dabei werden nur<br />

bestimmte Bereiche gelesen, üblicherweise der Beginn eines<br />

Absatzes, besonders hervorgehobene Stellen, Aufzählungen,<br />

Zusammenfassungen, Schlussfolgerungen etc. Der oft<br />

synonym verwendete Begriff „Scannen“ bezeichnet das<br />

gezielte Suchen nach speziellen Informationen oder einzelnen<br />

(Schlüssel)Wörtern in einem Text. Gerade für Internetnutzer ist<br />

dies die bevorzugte Lesetechnik für Webseiten.<br />

Ein durchschnittlicher Leser schafft rund 250 Wörter pro Minute,<br />

wobei beim Lesen nicht jedes einzelne Wort fixiert wird. Rund<br />

70 Prozent aller kurzen Worte werden übersprungen. Je<br />

vorhersagbarer die nächsten Worte sind bzw. je mehr<br />

Bedeutung aus dem bisher Gelesenen erkennbar ist, desto<br />

häufiger werden Wörter ausgelassen. Dadurch steigt auch die<br />

Lesegeschwindigkeit. Sogenannte Schnellleser schaffen<br />

zwischen 600 und 700 Wörter pro Minute.<br />

Die jeweils angewandten Lesetechniken hängen jedoch auch<br />

stark von der jeweiligen Literaturart ab. Während sich für das<br />

Lesen der Zeitung das diagonale Lesen relativ gut eignet, wird<br />

man damit bei eher schwierig zu erfassender klassischer<br />

Literatur Probleme bekommen.<br />

1.2.3 Lesesituation<br />

Die Lesesituation – also die äusseren und inneren<br />

Rahmenbedingungen – haben für das Lesen eine wichtige<br />

Bedeutung. Sie beeinflusst das jeweilige Verhalten des Lesers.<br />

Zu den äusseren Rahmenbedingungen zählen beispielsweise<br />

die Licht- und Geräuschverhältnisse, die Temperatur, die<br />

Bequemlichkeit etc.; zu den inneren Rahmenbedingungen<br />

zählen u. a. Vorkenntnisse, Neugier, Lust oder physische<br />

Befindlichkeiten. Je nach Lesesituation wird ein gelesener Text<br />

intensives Lesen<br />

punktuelles Lesen<br />

diagonales Lesen<br />

„Scannen“<br />

Durchschnittsleser:<br />

250 Wörter<br />

pro Minute<br />

Schnellleser: 600<br />

bis 700 Wörter pro<br />

Minute<br />

äussere und innere<br />

Rahmenbedingungen<br />

11


ei einem Leser unterschiedliche Vor- bzw. Einstellungen<br />

hervorrufen. Besonders wichtig für die Lesesituation ist die<br />

Lesemotivation, also der Beweggrund, aus dem gelesen wird.<br />

Ist diese Lesemotivation intrinsisch (von innen her) aufgebaut,<br />

so können damit selbst widrige Rahmenbedingungen<br />

überwunden werden.<br />

1.2.4 Lesekompetenz<br />

Unter dem Begriff „Lesekompetenz“ (engl. reading literacy)<br />

versteht man die Fähigkeit, einzelne Wörter, Sätze und ganze<br />

Texte flüssig zu lesen und im Textzusammenhang zu stehen.<br />

Die Lesekompetenz zählt neben der Schreibkompetenz und<br />

dem Rechnen zu den Grundfertigkeiten. Die Lesekompetenz<br />

bildet sich vorwiegend zwischem dem 8. und dem 14.<br />

Lebensjahr aus und wird primär vom Leseverhalten in der<br />

Familie beeinflusst. Sie ist v.a. auch die Basis für den Erwerb<br />

zusätzlicher Kompetenzen, da in vielen Fachbereichen die<br />

Kenntnisse „erlesen“ werden müssen. So ist die<br />

Lesekompetenz auch für die Entwicklung der „Internet-<br />

Kompetenz“ notwendig, da die Nutzung desselben ohne<br />

ausreichende Lesefähigkeit schwer vorstellbar ist. Sie ist nicht<br />

nur eine Bedingungen für die Weiterbildung des eigenen<br />

Wissens und der eigenen Fähigkeiten, sondern eine<br />

Voraussetzung für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.<br />

Die Lesekompetenz hängt u. a. von der Lesegeschwindigkeit<br />

und der sog. Kurzspeicherkapazität des Lesers ab.<br />

1.2.4.1 Ein kritischer Exkurs 4<br />

Lesen und Schreiben hängen sehr eng zusammen und alle<br />

gängigen Lehrmethoden zielen darauf ab, Lesen und Schreiben<br />

gleichzeitig beizubringen. Im Unterricht werden heute<br />

üblicherweise synthetische Leselernmethoden<br />

(Lautiermethoden) und analytische Methoden<br />

(Ganzheitsmethoden) oftmals kombiniert (Methodenintegration).<br />

Die Pädagogik ist sich bis heute noch nicht darüber einig,<br />

welche Methode den größeren Erfolg bringt.<br />

Was nachhaltig und tiefgreifend die Öffentlichkeit im Zuge der<br />

Pisa-Studie bewegte, waren und sind die konstatierten Defizite<br />

der Lese- und Schreibkompetenz unserer SchülerInnen.<br />

Ursächlich wurden in einem Atemzug unmäßiger<br />

Fernsehkonsum und überdurchschnittliche Computerbetätigung<br />

genannt. Dass audio-visuelle Medien im Unterricht Einzug<br />

gehalten haben, wird dabei gerne übersehen. Der Umgang mit<br />

4 Pass, Claudia: Perspektiven zur PISA-Studie und zur Schreib-<br />

/Lesekompetenz. In: Public Observer Nr. 23, 19. 12. 2005.<br />

Lesemotivation<br />

Lesekompetenz ist<br />

eine<br />

Grundfertigkeit und<br />

die Basis für den<br />

Erwerb<br />

zusätzlicher<br />

Kompetenzen<br />

12


dem Computer wird in vielen Volksschulen bereits ab der ersten<br />

Unterrichtsstufe gelehrt. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit es<br />

möglich ist, den SchülerInnen einen sinn- und maßvollen<br />

Umgang zu lehren.<br />

Abgesehen von dieser Frage bleibt es unbestreitbar, dass<br />

Verhalten in der Schule gelehrt und gelernt wird, welches<br />

außerhalb weiter eingeübt und vielleicht routinisiert wird.<br />

Zu den neueren pädagogischen Konzepten zählt auch der<br />

Erwerb ganzheitlicher Lese- und Schreibekompetenz. Mit<br />

anderen Worten ausgedrückt werden SchulanfängerInnen<br />

darauf trainiert, bestimmte Wörter im Ganzen zu lernen. Bei<br />

erster Betrachtung erscheint dieses Konzept durchaus<br />

interessant, bei näherer Betrachtung wirft es allerdings<br />

zahlreiche Fragen auf. Interviews mit Eltern zeigten auf, dass<br />

dieses Konzept anstatt einer Erleichterung, mit der Anzahl der<br />

erlernten Buchstaben eine Erschwernis für Kinder und Eltern<br />

mit sich bringt. Deutlich wird dies anhand der Tatsache, dass<br />

sich die Lese- und Schreibkompetenz lediglich auf die in der<br />

Schule erarbeiteten Begriffe bezieht, nicht allerdings auf das<br />

Wissen um eine generelle Verbindung einzelner Buchstaben.<br />

Ein Beispiel diene der Verdeutlichung: Wenn ein Kind die<br />

Buchstaben r,a,o,s,e,n kennt, so müsste es nach den früheren<br />

didaktischen Konzepten in der Lage sein, die Wörter Rasen und<br />

Rosen lesen bzw. schreiben können. Durch das Konzept des<br />

ganzheitlichen Lesens und Schreibens werden die Kinder<br />

allerdings lediglich auf die Wörter im Ganzen trainiert und<br />

verlernen die Fähigkeit, sich Kombinationen zu erarbeiten. Der<br />

tiefere Sinn der Kombination von Buchstaben bleibt somit auf<br />

der Strecke. Im gegenwärtigen Bildungssystem scheint die<br />

Erziehung zu funktionalen Analphabeten, welche bestimmte<br />

Wörter lesen und schreiben können, bei anderen<br />

Kombinationen derselben Buchstaben „stolpern“,<br />

vorprogrammiert.<br />

Das Konzept des ganzheitlichen Lesen und Schreibens<br />

impliziert aber auch, dass die SchulanfängerInnen zugleich<br />

Groß- und Kleinbuchstaben erlernen müssen. Es ist<br />

nachvollziehbar, wenn diese „Informationsflut“ Kinder fordert,<br />

wahrscheinlich sogar überfordert. In der Folge werden B, b und<br />

beispielsweise D, d zum „Verwechseln“ ähnlich. Erscheint es<br />

nicht besser, dass SchulanfängerInnen zuerst in der<br />

Schreibung von Großbuchstaben unterrichtet werden, welche<br />

aufgrund der Feinmotorik leichter erlernbar sind, wodurch die<br />

Kinder sicherer werden? Häufig werden Kindern auch bereits im<br />

frühen Stadium Wörter mit gleichen bzw. ähnlichen Buchstaben<br />

wie Otto und Toto bzw. Tor und Torte gelehrt. Wortspielereien<br />

sind wichtig, allerdings erst ab einem Zeitpunkt, ab dem die<br />

Fähigkeit zur Differenzierung einwandfrei beherrscht wird.<br />

ganzheitliche<br />

Lese- und<br />

Schreibkompetenz<br />

13


Teilweise finden auch abstrakt wirkende Begriffe (sich wie<br />

Fisch, Sora oder doch besser Rosa) wenig Verständnis bei<br />

Erziehungsberechtigten.<br />

1.2.5 Tabuthema Analphabetismus 5<br />

Üblicherweise denken wir nicht daran - diejenigen, welche es<br />

betrifft, schweigen. Gemeint ist damit der Analphabetismus.<br />

Geschätzte 862 Millionen AnalphabetInnen gibt es derzeit<br />

weltweit. 847 Mio davon leben in Entwicklungsländern, ca. 600<br />

Mio aller Analphabeten allein in den E-9 Ländern (Ägypten,<br />

Bangladesh, Brasilien, China, Indien, Indonesien, Mexiko,<br />

Nigeria, Pakistan).<br />

85 % aller Analphabeten leben in nur 33 Ländern. In diesen<br />

Ländern - u.a. Mali, Bangladesh und Ägypten - liegt die Zahl<br />

der AnalphabetInnen jeweils bei über 10 Millionen oder beträgt<br />

über 50 % der Gesamteinwohnerzahl. Für diese Länder plant<br />

die UNESCO derzeit eine 10-jährige Alphabetisierungskampagne.<br />

Aber auch Industriestaaten sind vom funktionalen<br />

Analphabetismus betroffen: Vor der EU-Erweiterung ging das<br />

Europäische Parlament von 10 - 20 % der Gesamtbevölkerung<br />

aus, dies ist gleichbedeutend mit etwa 37-74 Millionen von 370<br />

Millionen Menschen. In den 25 Mitgliedsstaaten der EU mit 450<br />

Millionen Einwohnern schätzen ExpertInnen sogar eine Rate<br />

bis zu 30 %. 6<br />

Grundsätzlich unterscheidet man heute drei verschiedene<br />

Formen von Analphabetismus:<br />

Primärer Analphabetismus<br />

Man verfügt über keinerlei Lese– und Schreibkompetenz; diese<br />

wurde auch niemals erworben.<br />

Sekundärer Analphabetismus<br />

Man hat zwar das Lesen und Schreiben erlernt, dieses jedoch<br />

im Laufe der Zeit durch mangelnde Übung wieder verlernt.<br />

Funktionaler Analphabetismus<br />

Es mangelt an einem Mindestmaß an Lese– und<br />

Schreibkenntnissen, welche zur beruflichen und privaten<br />

Lebensbewältigung erforderlich sind.<br />

Als alphabetisiert gilt heute, wer sich an sämtlichen Aktivitäten<br />

seiner Umwelt, bei denen Lesen, Schreiben und Rechnen<br />

5<br />

Hofer, Bernhard: Tabuthema Analphabetismus. In: Public Observer Nr. 19,<br />

15. 8. 2005.<br />

6<br />

vgl. http://www.unesco.at/user/programme/bildung/alphabetisierung.htm,<br />

downloaded 2005-08-12.<br />

In der EU-25 gibt<br />

es geschätzte<br />

135 Mio.<br />

Analphabeten<br />

14


erforderlich sind, und ebenso an der weiteren Nutzung dieser<br />

Kulturtechniken für seine eigene Entwicklung und die seiner<br />

Gemeinschaft beteiligen kann. 7 Dazu gehört u.a. die Rezeption<br />

von Texten, die von allgemeinem Interesse sind, der Umgang<br />

mit Bedienungsanleitungen und schriftlichen<br />

Arbeitsanweisungen, das Ausfüllen von Formularen, das<br />

Bedienen von Automaten und ähnliches.<br />

Aufgrund der steigenden Anforderungen am Arbeitsmarkt, der<br />

technischen Entwicklung und der zahlreichen<br />

Herausforderungen im sozialen Bereich reicht es heute nicht<br />

mehr aus, seinen Namen schreiben oder einfache Verträge<br />

lesen zu können. So zählt rund ein Viertel der 15-Jährigen in<br />

Deutschland aufgrund von Leseschwäche zu einer<br />

Risikogruppe, welche von gesellschaftlichem Ausschluss<br />

bedroht ist. In Österreich gelten rund 300.000 Jugendliche und<br />

Erwachsene als Analphabeten. Die PISA-Studie schätzt, dass<br />

ca. 14 Prozent der 15-Jährigen (~ jährlich nahezu 15.000<br />

Jugendliche) nach neunjähriger Schulpflicht nicht ausreichend<br />

lesen und schreiben können. Weltweit rechnet man derzeit mit<br />

rund 860 Millionen Analphabeten.<br />

Anlässlich der Eröffnung der Weltalphabetisierungsdekade im<br />

Februar 2003 brachte es Kofi ANNAN auf den Punkt:<br />

„Alphabetisierung ist ein Menschenrecht. Dass 20 Prozent aller<br />

Erwachsenen in der Welt dieses Rechts beraubt sind, sollte uns<br />

alle mit Scham erfüllen.“<br />

Mit der Ausrufung der Weltalphabetisierungsdekade will man<br />

innerhalb von 10 Jahren das Analphabetentum um die Hälfte<br />

minimieren. Des weiteren soll die sogenannte „digital divide“ -<br />

die Spaltung der Gesellschaft in „Onliner“ und „Offliner“<br />

verhindert werden.<br />

Weltweit wurden inzwischen verschiedenste Maßnahmen<br />

eingeleitet. So fördert beispielsweise das deutsche<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit<br />

2005 mit rund 4,2 Millionen Euro Initiativen zur Verbesserung<br />

der Grundbildung und Alphabetisierung. An den Initiativen sind<br />

der Deutsche Volkshochschul-Verband, der Bundesverband<br />

Alphabetisierung e.V. und der Bayerische Rundfunk beteiligt.<br />

Unter der Bezeichnung „Zweite Chance online“ wird das<br />

sogenannte Lernportal „APOLL“ aufgebaut. Dieses soll<br />

Lehrende und Lernende beim Erwerb eines<br />

Hauptschulabschlusses unterstützen. Der Bayerische Rundfunk<br />

strahlte eine sechsteilige Fernseh-Serie basierend auf<br />

Geschichten von Personen, welche erst als Erwachsene das<br />

Lesen und Schreiben lernen, aus. Damit sollen insbesondere<br />

7<br />

vgl. UNESCO: Statement of the International Commitee of Experts on<br />

Literacy, 1962.<br />

steigende<br />

Anforderungen am<br />

Arbeitsmarkt<br />

technische<br />

Entwicklung<br />

soziale<br />

Herausforderungen<br />

In Österreich gelten<br />

rund 300.000<br />

Personen als<br />

Analphabeten<br />

Alphabetisierung ist<br />

ein Menschenrecht<br />

„digital divide“<br />

Initiativen<br />

15


Personen mit unzureichender Grundbildung angesprochen<br />

werden. Der Bundesverband Alphabetisierung erstellte<br />

kostenloses Begleitmaterial für alle entsprechenden Kurse.<br />

In Österreich wurde u. a. eine politische Initiative aller Parteien<br />

im steirischen Landtag aufgegriffen und das Projekt „LITERACY<br />

IN PROGRESS“ etabliert. Dieses Projekt konzentriert sich auf<br />

die momentan aktuelle Diskussion um die neue Grundbildung.<br />

Diese umfasst Persönlichkeitsentwicklung, active citizenship<br />

und Basisqualifikationen. Träger des Projektes ist ISOP<br />

(Innovative Sozialprojekte GmbH) in Graz. ISOP unterstützt<br />

MigrantInnen und Flüchtlinge, (Langzeit-)Arbeitslose und<br />

Menschen mit Grundbildungsdefiziten durch Beratung,<br />

Qualifizierung und Beschäftigungsprojekte bei der sozialen und<br />

beruflichen Integration, engagiert sich mit einem interkulturellen<br />

Selbstverständnis in der offenen Jugendarbeit und der<br />

bedarfsgerechten Kinder– und Lernbetreuung und tritt durch<br />

Öffentlichkeits-, Kultur– und Netzwerkarbeit gegen Rassismus<br />

und Diskriminierung auf.<br />

Eine besondere Herausforderung für die Bildungsaktivitäten der<br />

westeuropäischen Staaten stellen zweifelsohne MigrantInnen<br />

dar. Unsere Gesellschaft und im speziellen der Arbeitsmarkt ist<br />

ethnisch heterogen geprägt; Schul– und Bildungsabschlüsse<br />

gelten mehr denn je als Eintrittskarte in die Berufs– und<br />

Arbeitswelt.<br />

Pierre Bourdieus 8 erweiterter Klassenbegriff erlangt in diesem<br />

Zusammenhang besondere Bedeutung. In den modernen<br />

Industriegesellschaften unterscheiden sich die sozialen Klassen<br />

nicht nur durch unterschiedliche Verfügungsgewalt über die<br />

Produktionsmittel, sondern auch durch „die feinen<br />

Unterschiede“ in ihren Habitusformen (Kleidung, Sprache,<br />

Geschmack, Konsumverhalten ...). Die jeweilige<br />

Verfügungsgewalt über das (ökonomische, soziale, kulturelle)<br />

Kapital bestimmt die Klassenstellung, also die jeweilige Position<br />

im sozialen Raum.<br />

Bourdieu unterscheidet drei Formen des kulturellen Kapitals:<br />

das „inkorporierte Kulturkapital“, welches als Ergebnis des<br />

familiären und schulischen Sozialisationsprozesses zum<br />

„Habitus“ wird und sich in kognitiver Kompetenz und im<br />

ästhetischen Geschmack äußert,<br />

das „objektivierte Kulturkapital“, das in seiner Gesamtheit<br />

des kulturellen Wissens und der Kulturgüter zum Ausdruck<br />

kommt (deren reinste Form die Schrift ist, materiell als<br />

juristisches Eigentum übertragbar in Form von Bildern,<br />

Büchern, Instrumenten) und<br />

8 Vgl. Bourdieu, Pierre: Sozialer Raum und „Klassen“. Lecon sur la lecon.<br />

Zwei Vorlesungen. Aus dem Französischen von Bernd Schwibs.<br />

Frankfurt/Main, 1985, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschft. 500.<br />

Pierre Bourdieu<br />

und „Die feinen<br />

Unterschiede“<br />

16


das „institutionalisierte Kulturkapital“, das Bildungssystem,<br />

welches kulturelle Errungenschaften vermittelt bzw. reproduziert<br />

und über individuell verliehene Prädikate (Titel) den Zugang<br />

zum Erwerb ökonomischen Kapitals (mit)bestimmt.<br />

Durch eine Ausgrenzung (hier verstanden als<br />

Klassenzuweisung aufgrund unterschiedlich ermöglichter<br />

Ressourcennutzung) werden Positionen im sozialen Raum<br />

(Bourdieu verwendet dabei den Differenzierungsbegriff „Feld“)<br />

verfestigt. Der soziale Raum besteht aus Feldern, sogenannten<br />

historisch bedingten Handlungsfeldern (Spielräume) mit<br />

Institutionen und eigenen Funktionsgesetzen (Religion,<br />

Wirtschaft, Recht, Politik, Kunst, Literatur ...). Wer Zugang zu<br />

einem Feld hat und wer nicht, kann nur das Feld selbst<br />

bestimmen. Somit erfährt der Einzelne im Feld diejenige<br />

Disposition, die ihm letztlich zum Habitus wird.<br />

Das MigrantInnen-Dasein ist sicherlich ein Sonderfall des<br />

Analphabetismus. Ob bzw. wie gut jemand lesen und schreiben<br />

kann, hängt neben den individuellen Fähigkeiten vor allem von<br />

der sozialen Umwelt (und der sozialen Herkunft) ab. Wer in<br />

einer Umwelt mit literaler Abstinenz aufwächst, ist<br />

zunehmenden Schwierigkeiten beim Erwerb von Kompetenzen<br />

zur Lebensbewältigung ausgesetzt. Man ist ein Leben lang auf<br />

die Hilfe anderer angewiesen, sei es bei der Nutzung von<br />

Bankomaten, dem Lesen von Zeitungen,<br />

Bedienungsanleitungen, dem Internet usf.<br />

Mit diesem „Angewiesen-Sein“ auf die Hilfe anderer geht die<br />

Angst vor Blamage einher. Die Betroffenen neigen deshalb<br />

dazu, ihre Defizite bestmöglich zu kaschieren. 9<br />

Die zunehmende Entwicklung unserer audiovisuellen Kultur<br />

(Fernsehen, Rundfunk, Handy etc.) unterstützt Analphabeten<br />

beim Kaschieren ihrer mangelnden Kompetenzen und bringt sie<br />

gleichzeitig in eine immer größere Abhängigkeit von diesen<br />

illiteralen Medien.<br />

Im Zusammenhang mit den neuen Medien taucht auch die<br />

Frage nach dem sogenannten „Computer-Analphabetismus“<br />

auf. Dieser Computer-Analphabetismus hängt zwar nicht direkt<br />

mit dem Lesen oder Schreiben zusammen, zeigt aber ein<br />

bestimmtes Zugangsmanko zum Erwerb einer Fachkompetenz<br />

auf.<br />

So stellte der Schweizer Newsletter der Koordinationsgruppe<br />

Informationsgesellschaft - KIG 10 die Frage: Ist der Computer-<br />

Analphabetismus ein Frauenproblem? Es wird darin die These<br />

9 Vgl. Hoffmann, Wolfgang (Hrsg.): Analphabetimus. Das Recht auf Lesen<br />

und Schreiben für Erwachsene. Frankfurt/Main, 1992, S. 60.<br />

10 Vgl. isps.ch newsletter, nr. 4-3/2001.<br />

Lesen und<br />

Schreiben sind<br />

abhängig von der<br />

sozialen Umwelt<br />

Computer-<br />

Analphabetismus?<br />

17


aufgestellt, dass für Frauen die Technik eher Mittel zum Zweck<br />

ist, Männer hingegen öfter die Technik selber als Quelle der<br />

Befriedigung betrachten. Das nach wie vor geringe Interesse<br />

der Frauen an der Technik zeigen die Ausbildungsstatistiken.<br />

Der Frauenanteil in Informatik hat sich in den letzten zwei<br />

Jahrzehnten nur unmerklich verändert, von 8 Prozent im Jahre<br />

1990 auf 9 Prozent im Jahre 1999. Ähnliches gilt auch für die<br />

Betriebsinformatik an den Hochschulen bzw. grundsätzlich für<br />

die technikorientierten ICT-Ausbildungen jeglichen<br />

Ausbildungstyps.<br />

Maja Huber kommt im Newsletter zu dem Schluss:<br />

„ICT-Spezialisten werden solange hauptsächlich männlich sein,<br />

wie sich in den Köpfen und gesellschaftlichen Stereotypen<br />

nichts ändert. Und hier ist - in der Schweiz - der Umbruch<br />

noch nicht absehbar. In dem Sinne ist der weibliche Computer-<br />

Analphabetismus kein ‚Frauenproblem‘, sondern ein<br />

gesellschaftliches Problem.“ 11<br />

Der Analphabetismus ist ein Tabu-Thema unserer Gesellschaft<br />

und wird durch kontinuierliche Weitertabuisierung letztlich zu<br />

einem strukturellen Problem. Den „Überlebensstrategien“ der<br />

Analphabeten wird durch unsere stets mehr audiovisuell<br />

geprägte Kultur Rückendeckung gewährt, die allerdings nur<br />

temporär hilft, die wesentlichen Defizite (Fehlen von<br />

Grundbildung) nicht beseitigt und Abhängigkeiten schafft. Wer<br />

sich aus dieser Abhängigkeit befreien will, benötigt Zugang zu<br />

einem adäquaten sozialen Umfeld, welches<br />

Ressourcennutzung ermöglicht und tolerant gegenüber den<br />

„feinen Unterschieden“ ist.<br />

1.2.6 Die Messung der Lesekompetenz bei<br />

PISA<br />

Unter Lesekompetenz versteht PISA die Fähigkeit,<br />

geschriebene Texte unterschiedlicher Art in ihren Aussagen,<br />

ihren Absichten und ihrer formalen Struktur zu verstehen und in<br />

einen größeren Zusammenhang einordnen zu können, sowie in<br />

der Lage zu sein, Texte für verschiedene Zwecke sachgerecht<br />

zu nutzen.<br />

Die Lesekompetenz des Einzelnen wird durch folgenden<br />

individuellen Voraussetzungen bestimmt:<br />

� kognitive Grundfertigkeiten<br />

� Decodierfähigkeit<br />

� Lernstrategiewissen<br />

� Leseinteresse.<br />

11 Vgl. isps.ch newsletter, nr. 4-3/2001.<br />

Überlebensstrategien<br />

der<br />

Analphabeten<br />

Bestimmung der<br />

Lesekompetenz<br />

18


In PISA werden drei Bereiche der Lesekompetenz<br />

unterschieden:<br />

� Informationen ermitteln<br />

� Textbezogenes Interpretieren (ein allgemeines Verständnis<br />

des Textes und eine textbezogene Interpretation entwickeln)<br />

� Reflektieren und Bewerten (über Form und Inhalt des<br />

Textes reflektieren)<br />

PISA weist fünf Stufen der Lesekompetenz auf. Diese Stufen<br />

beschreiben die Fähigkeit, Aufgaben unterschiedlicher<br />

Schwierigkeitsgrade lösen zu können. Der Schwierigkeitsgrad<br />

einer Aufgabe ist dabei unter anderem abhängig von der<br />

Komplexität des Textes, der Vertrautheit der Schülerinnen und<br />

Schüler mit dem Thema des Textes, der Deutlichkeit von<br />

Hinweisen auf die relevanten Informationen sowie der Anzahl<br />

und Auffälligkeit von Elementen, die von den relevanten<br />

Informationen ablenken könnten.<br />

Tabelle 1: Die fünf Stufen der Lesekompetenz bei PISA<br />

Aufgaben auf der jeweiligen Kompetenzstufe erfordern vom Leser ...<br />

Quelle: http://www.lernkompetenz.th.schule.de/web/1.0.6.htm. downloaded 2007-12-27<br />

5 Stufen der<br />

Lesekompetenz<br />

19


Quelle: http://www.lernkompetenz.th.schule.de/web/1.0.6.htm. downloaded 2007-12-27<br />

1.2.7 PISA 2006 12<br />

Bei PISA 2000 stand die Lese-Kompetenz der Schüler/innen im<br />

Mittelpunkt, bei PISA 2003 die Mathematik-Kompetenz. Im<br />

dritten PISA-Zyklus – PISA 2006 – gilt das Hauptinteresse der<br />

Naturwissenschafts-Kompetenz.<br />

12 Projektzentrum für vergleichende Bildungsforschung/Universität Salzburg:<br />

PISA 2006 – Schülerleistungen am Ende der Pflichtschulzeit. In:<br />

http://www.pisaaustria.at/pisa2006/files/PISA2006_ZVB_Pressetext_041207.pdf,<br />

downloaded 2007-12-27.<br />

20


2006 absolvierten weltweit rund 400.000 Schüler/innen in 57<br />

Ländern den standardisierten PISA-Test und beantworteten<br />

einen Hintergrundfragebogen – in Österreich waren rund 5.000<br />

Schüler/innen beteiligt. Da PISA nur in Schulen stattfindet und<br />

daher nicht alle Jugendlichen eines Jahrgangs erfasst, werden<br />

in Österreich rund 6 % der Alterskohorte nicht getestet - diese<br />

Jugendlichen haben ihre Schulpflicht bereits abgeschlossen.<br />

Dieser Out-of-school-Anteil ist verglichen mit anderen OECD-<br />

Ländern relativ groß und verbessert so den österreichischen<br />

Mittelwert im internationalen Vergleich.<br />

Die Gesamtkonzeption und Koordination von PISA sowie die<br />

Aufgaben in den Testheften und die Fragebögen stammen von<br />

der OECD (Organisation for Economic Co-operation and<br />

Development). Das österreichische BMUKK wirkt durch seine<br />

Vertreter an Konzept, Grundlagen und Entscheidungen in der<br />

OECD mit. Mit der nationalen Umsetzung der OECD-Vorgaben<br />

wurde das Projektzentrum für Vergleichende Bildungsforschung<br />

(ZVB; Universität Salzburg) vom BMUKK beauftragt.<br />

In Lesen erreichen die österreichischen Schüler/innen im Mittel<br />

490 Punkte (OECD 492). Innerhalb der 29 OECD-Länder (ohne<br />

die USA) bedeutet dies Rang 16 (statistisch den 12. bis 20.<br />

geteilten Rang). Die Leseleistungen der österreichischen<br />

Schüler/innen sind in den letzten Jahren unverändert geblieben.<br />

Bei PISA 2003 erzielten die Schüler/innen 491 Punkte und bei<br />

PISA 2000 492 Punkte.<br />

Führend in Lesen sind Korea (verbesserte sich auf 556 Punkte)<br />

und Finnland (547 – gleich bleibend Spitze). In Österreichs<br />

Nachbarländern der Schweiz (499), Deutschland (495),<br />

Slowenien (494), der Tschechischen Republik (483) sowie<br />

Ungarn (482) zeigen die Schüler/innen eine ähnliche Lese-<br />

Kompetenz wie bei uns.<br />

In Lesen hat sich auch bei der Größe der Spitzen- und<br />

Risikogruppe in Österreich nichts verändert: Im obersten<br />

Leistungsbereich sind 9 % Lese-Spitzenschüler/innen (PISA<br />

2003 8 %). Im unteren Leistungssegment hat Österreich 21,5 %<br />

Lese-Risikoschüler/innen, d. h. jede/r fünfte österreichische<br />

Schüler/in kann gegen Ende der Pflichtschulzeit nur<br />

unzureichend sinnerfassend lesen – bei PISA 2003 waren es<br />

20 %.<br />

Die meisten Spitzenleser/innen befinden sich in Korea (22 %)<br />

sowie in Finnland (17 %) und in Neuseeland (16 %).<br />

Gleichzeitig gelingt es in Korea und Finnland die Lese-<br />

Risikogruppe mit rund 5 % sehr klein zu halten.<br />

Wie bei bisher allen PISA-Studien lesen die Mädchen weltweit<br />

im Schnitt deutlich besser als die Buben – im OECD-Mittel<br />

Die Leseleistungen<br />

der<br />

österreichischen<br />

SchülerInnen<br />

blieben<br />

unverändert<br />

Jede(r) fünfte<br />

SchülerIn kann<br />

gegen Ende der<br />

Pflichtschule nur<br />

unzureichend lesen<br />

Mädchen lesen<br />

besser als Buben<br />

21


eträgt die Differenz 38, in Österreich 45 Punkte. Daher<br />

befinden sich unter den österreichischen Burschen auch mehr,<br />

nämlich 27 % Risikoschüler, gegenüber 15 % bei den<br />

Mädchen.<br />

1.2.8 Internationale Lese-Studie PIRLS 13<br />

Gemäß der 2006 durchgeführten Lesestudie PIRLS landeten<br />

die österreichischen SchülerInnen mit 538 Punkten auf Platz 20<br />

von 45 Ländern. Zieht man lediglich die 19 teilnehmenden<br />

OECD-Länder heran, so kommt Österreich nicht über Rang<br />

zwölf hinaus. Nach Günter Haider, Österreichs Chefkoordinator<br />

für PIRLS und PISA, ist besonders der hohe Anteil von<br />

RisikoschülerInnen alarmierend. Rund 16 Prozent der<br />

Viertklässler haben „Mühe mit den einfachsten Testaufgaben“.<br />

Schlecht schneiden auch Migranten ab.<br />

Mädchen sind beim Lesen den Burschen klar voraus. Rund<br />

14.000 Kinder (16 Prozent der österreichischen<br />

Volksschulabgänger) können nur unzureichend sinnerfassend<br />

lesen. Von den Befragten erreichten lediglich acht Prozent der<br />

VolksschülerInnen die höchste Lesekompetenz.<br />

Zuwanderer-Kinder – auch jene der sogenannten zweiten<br />

Generation – lesen in Österreich deutlich schlechter als<br />

einheimische SchülerInnen.<br />

Kinder von Eltern mit einem Universitätsstudium lesen in allen<br />

Ländern bedeutend besser als Kinder, deren Eltern einen<br />

Pflichtschulabschluss haben.<br />

Der Stellenwert des Lesens in einem Land kommt unter<br />

anderem durch das Ausmaß des Sprach- und Leseunterrichts<br />

zum Ausdruck. In Österreich wird dem „Sprachunterricht“<br />

(Deutschunterricht und Leseanteil anderer Fächer) in der<br />

Volksschule viel Zeit gewidmet, nämlich durchschnittlich 8.1<br />

Stunden pro Woche in der 4. Klasse. Allerdings fällt nur<br />

verhältnismäßig wenig davon explizit auf Lesen (3.1 Stunden,<br />

38 %). Ähnlich wenig Leseunterricht haben nur noch die<br />

deutschen Kinder (3 Std). Während sich in Ungarn (laut<br />

Lehrerangaben) 56 % der Viertklässler mehr als 6 Stunden und<br />

31 % mehr als 3 Stunden pro Woche dem Leseunterricht<br />

widmen, sind es in Österreich und Deutschland nur 4 % bzw. 6<br />

% (> 6 Std) und 28 % bzw. 23 % (> 3 Std).<br />

Österreichs Schüler/innen erhalten im Ländervergleich zwar<br />

durchschnittlich oft Lesehausübungen, diese sind aber eher<br />

13 Projektzentrum für vergleichende Bildungsforschung/Universität Salzburg:<br />

PIRLS 2006 – Lesekompetenz am Ende der Volksschule. In: http://www.ieaaustria.at/pirls/docs/PIRLS_2006_Pressetext.pdf,<br />

downloaded 2007-12-27.<br />

Zuwanderer-<br />

Kinder lesen<br />

deutlich<br />

schlechter<br />

Kinder Höhergebildeter<br />

lesen<br />

in allen Ländern<br />

deutlich besser<br />

In österr.<br />

Volksschulen<br />

wird lediglich 3<br />

Stunden pro<br />

Woche gelesen<br />

Lesehausübungen<br />

sind<br />

eher kurz<br />

gehalten<br />

22


kurz; die Erledigung einer Lesehausübung übersteigt in<br />

Österreich praktisch nie 30 Minuten und ist in der Hälfte der<br />

Fälle zwischen 16 und 30 Minuten lang (ähnlich wie in<br />

Deutschland und im französischen Teil Belgiens) – wesentlich<br />

längere Lesehausübungen gibt es z. B. in Ungarn (ein Drittel<br />

über 30 min, 62 % über 15 min). Außerhalb der Schule lesen<br />

literarische Texte in Österreich nur 23 % der Schüler/innen<br />

jeden oder fast jeden Tag (hier liegt Österreich unter dem<br />

Durchschnitt). Im Gegensatz dazu zählen die österreichischen<br />

Mädchen und Buben beim Lesen von Informationstexten eher<br />

zu den Fleißigen: 15 % lesen täglich oder fast jeden Tag<br />

Informationstexte.<br />

Auffällig ist: Schüler/innen, die angeben, öfter Informationstexte<br />

zu lesen, weisen eine schlechtere Lesekompetenz auf als<br />

Schüler/innen, die sich mehr mit literarischen Texten<br />

beschäftigen.<br />

Die Hälfte der österr. Viertklässler steht dem Lesen positiv<br />

gegenüber, 40 % haben eine im internationalen Vergleich<br />

durchschnittliche und 10 % eine negative Einstellung. Mit<br />

diesen Ergebnissen liegt Österreich im Mittelfeld der 14<br />

Vergleichsländer im ersten Bericht. Eine geschlechtsspezifische<br />

Analyse zeigt, dass unter den Mädchen der Anteil mit einer<br />

positiven Leseeinstellung mit 63 % deutlich größer ist als unter<br />

den Buben (38 %).<br />

Die Lesefreude der Schüler/innen aus Österreich liegt etwa im<br />

internationalen Durchschnitt. 45 % der Kinder geben an, jeden<br />

oder fast jeden Tag (in der Freizeit) zu lesen, weil es ihnen<br />

Spaß macht. Im Gegensatz dazu liest etwa jede/r fünfte 9-/10-<br />

Jährige in Österreich (19 %) nie oder fast nie zum Vergnügen<br />

und 10 % lesen maximal ein- bis zweimal im Monat in der<br />

Freizeit. Zwischen Mädchen (55 % lesen jeden Tag zum<br />

Vergnügen) und Buben (nur 36 %) bestehen große<br />

Unterschiede – 39 % aller Buben der vierten Klassen lesen nie<br />

oder maximal ein bis zweimal im Monat außerhalb der Schule.<br />

Die Analysen zu den Ursachen der Leistungsdifferenzen, den<br />

Leistungsprofilen unterschiedlicher Gruppen, den<br />

Kontextfaktoren und den Zusammenhängen mit Unterricht und<br />

Leseverhalten stehen noch am Anfang – hier wird der Nationale<br />

Expertenbericht zu PIRLS 2006 im kommenden Jahr (Juni<br />

2008) wesentlich detailliertere Ergebnisse und<br />

Schlussfolgerungen durch die Arbeit der Bildungs- und<br />

Leseforscher/innen bringen.<br />

bessere<br />

Lesekompetenz<br />

durch literarische<br />

Texte<br />

Mädchen haben<br />

eine positivere<br />

Einstellung zum<br />

Lesen als Buben<br />

Juni 2008:<br />

nationaler<br />

Expertenbericht<br />

zu PIRLS 2006<br />

23


2 DAS LESEVERHALTEN IN<br />

DEUTSCHLAND<br />

2.1 Lesebarometer<br />

Zuletzt im Herbst 1999 wurden die wichtigsten Daten zum<br />

Leseverhalten der Deutschen in einer repräsentativen Umfrage<br />

erhoben. Dabei kam zutage, dass der Computer im Laufe der<br />

nächsten Jahre das Buch immer stärker verdrängen wird.<br />

Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt: Auch was auf<br />

dem Bildschirm steht, muss gelesen werden. Wer mit dem<br />

Computer umgehen will, wer Internet, Multimedia und die<br />

Vielfalt der medialen Angebote nutzen möchte, muss lesen<br />

können. Das Lesen ist damit auch die entscheidende<br />

Schlüsselqualifikation für den Umgang mit fast allen Medien.<br />

Die Förderung der Lesekompetenz bleibt somit auch im so<br />

genannten Internet-Zeitalter eine zentrale Aufgabe.<br />

2.2 Studie der Stiftung Lesen<br />

Eine 2000 durchgeführte Studie der Stiftung Lesen, Mainz, über<br />

das "Leseverhalten in Deutschland im neuen Jahrtausend" 14<br />

hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Motive, Absichten und Ziele<br />

herauszufinden, die Leserinnen und Leser bei ihrer Lektüre<br />

verfolgen. Zugleich sollte die Studie durch einen Vergleich mit<br />

acht Jahre zuvor erhobenen Daten Trendaussagen zur<br />

Entwicklung des Leseverhaltens in diesem Zeitraum<br />

ermöglichen.<br />

Im Blickpunkt der Studie stand die Generation der unter 30-<br />

Jährigen, deren Wahrnehmungswelt durch den Musikkanal<br />

MTV und andere "schnelle" Medien geprägt wurde. Welche<br />

Lesestile, welche Lesestrategien praktizieren diese von der<br />

elektronischen Medienrevolution entlassenen Jugendlichen?<br />

Wie wandelt sich das Lesen in den Zeiten von Multimedia?<br />

Realisiert wurde das Projekt in zwei Schritten:<br />

• Im März und April 2000 führte das IFAK-Institut nach einem<br />

von der Arbeitsgruppe Lesestudie entwickelten Fragebogen<br />

2530 einstündige, persönlich-mündliche Interviews durch und<br />

stellte die Ergebnisse in Tabellenbänden und in für weitere<br />

Analysen verfügbaren Datensätzen dar. Grundgesamtheit war<br />

die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahre.<br />

14 vgl. Stiftung Lesen (Hrsg.): Leseverhalten in Deutschland im neuen<br />

Jahrtausend. Eine Studie der Stiftung Lesen. Mainz und Hamburg 2001,<br />

http://relaunch.medialine.de/PM1D/PM1DB/PM1DBF/pm1dbf_koop.htm?snr<br />

=3405, downloaded 2007-12-27.<br />

Lesen ist die<br />

entscheidende<br />

Schlüsselqualifikation<br />

für<br />

den Umgang mit<br />

fast allen Medien<br />

24


• Von Juli bis September 2000 führten zehn Interviewerteams in<br />

sieben Städten insgesamt 120 einstündige narrative Interviews<br />

nach einem von der Arbeitsgruppe entwickelten<br />

Interviewleitfaden durch.<br />

Das Durchschnittsalter der Bevölkerung hatte sich von 1992 auf<br />

2000 um 1,5 Jahre auf 46,3 Jahre erhöht. Zugenommen hat<br />

auch die mittlere Bildungsstufe (ohne Abitur). Die frei<br />

verfügbare Zeit an Werktagen wuchs um gut 20 Minuten auf<br />

vier Stunden und 42 Minuten. Die 12- bis 19-Jährigen verfügen<br />

nach den 60-Jährigen mit 4 Stunden und 42 Minuten über die<br />

meiste freie Zeit, an Werktagen 15 Minuten mehr als 1992.<br />

Wie in vielen anderen Lesestudien zeigte sich: Vielleser haben<br />

weniger frei verfügbare Zeit als Wenigleser, ebenso die Frauen,<br />

die die Hauptleserschaft von Belletristik sind. "Keine Zeit" kann<br />

also kaum der wahre Grund für Nichtlesen sein. Vielmehr gilt:<br />

Wer lesen will, nimmt sich auch die Zeit dazu.<br />

Während bei den meisten Freizeitbeschäftigungen ein<br />

weitgehend ausgeglichenes Verhältnis zwischen persönlich<br />

empfundener Wichtigkeit und regelmäßiger Nutzung besteht –<br />

was man für wichtig hält, nutzt man auch intensiv -, überwiegt<br />

beim Bücher- und Zeitschriftenlesen die Wichtigkeit die<br />

tatsächliche Nutzung. Sowohl "Sach-/Fachbücher lesen" als<br />

auch "Romane, Erzählungen, Gedichte lesen" bezeichnen vier<br />

bzw. drei von zehn Bundesbürgern als wichtig, die tatsächliche<br />

Lektürehäufigkeit liegt aber um 20 Prozentpunkte bzw. 15<br />

Prozentpunkte darunter. Bei Radio und Fernsehen ist das<br />

Verhältnis umgekehrt: Diese Medien des alltäglichen<br />

Gebrauchs werden von mehr Menschen regelmäßig genutzt,<br />

als es der Einschätzung ihrer Wichtigkeit entspricht.<br />

Während sich die 17- bis 19-Jährigen vor Fernsehgeräten,<br />

Radios und bei Zeitschriften in Wertschätzung und Nutzung wie<br />

die übrigen Befragten verhalten, unterscheiden sie sich deutlich<br />

beim CD-Hören und bei der Videorekordernutzung. Hier liegen<br />

sie mit der Einschätzung der Wichtigkeit und der tatsächlichen<br />

Nutzung zwei- bis dreimal so hoch. Für die PC-Einschätzung<br />

und -nutzung gilt: Gegenüber 18 % aller Befragten finden 45 %<br />

der Jugendlichen den Computer wichtig bzw. sehr wichtig, und<br />

38 % nutzen ihn online täglich bzw. mehrmals die Woche. Auch<br />

offline, für Computerspiele etc., ist er für 46 % der Jugendlichen<br />

– gegenüber 17 % aller Befragten – wichtig und 47 %<br />

(gegenüber 13 %) nutzen ihn häufig.<br />

Während die Tageszeitung mit 22 % von Jugendlichen weniger<br />

genutzt und nur von 50 % für wichtig gehalten wird – das sind<br />

36 Prozentpunkte weniger als im Bevölkerungsdurchschnitt -,<br />

ist es bei Büchern umgekehrt. Sach- und Fachbücher lesen<br />

täglich bzw. mehrmals die Woche 53 % der Jugendlichen – ein<br />

Zeitmangel ist<br />

kaum der wahre<br />

Grund für<br />

Nichtlesen<br />

Für die 17 bis<br />

19Jährigen sind<br />

Computer, CD<br />

und Video rund 2<br />

1/2mal wichtiger<br />

als für die<br />

restlichen<br />

Altersgruppen<br />

Jugendliche<br />

präferieren in<br />

hohem Ausmaß<br />

Sach- und<br />

Fachbücher<br />

25


Unterschied von 34 Prozentpunkten zum<br />

Bevölkerungsdurchschnitt. Ebenso viele Jugendliche schätzen<br />

dieses Medium auch hoch ein. Weniger deutlich ist der Abstand<br />

bei Belletristik. Das Image dieser Bücher liegt bei Jugendlichen<br />

auf dem Niveau des Bevölkerungsdurchschnitts, die tägliche<br />

Lektüre liegt um die Hälfte höher.<br />

Die 1992 15 wie 2000 gestellte Frage nach der Häufigkeit der<br />

Buchlektüre zeigt einen Rückgang an der Spitze und eine<br />

Zunahme am Ende der Skala. Weniger Bundesbürger sagen<br />

heute, dass sie täglich Bücher lesen, und mehr bezeichnen sich<br />

als Nichtleser. Die Verminderung der Lesehäufigkeit betrifft<br />

hauptsächlich die jüngeren Altersjahrgänge bis 30 Jahre. Nur<br />

noch 71 % der 14- bis 19-Jährigen lesen bis zu einmal pro<br />

Woche ein Buch (1992: 83 %). Bei den 20- bis 29-Jährigen sind<br />

es noch 44 % (1992: 58%). Auch unter denjenigen mit<br />

Abitur/Studium lesen 4 % weniger als 1992 wöchentlich in<br />

einem Buch (2000: 82%).<br />

In den neuen Bundesländern wird nach wie vor etwas mehr<br />

gelesen wird als in den alten, obwohl der Rückgang dort stärker<br />

ausfällt. Bis zu einmal pro Woche greifen dort 51 % zum Buch<br />

(1992: 68%), im Westen sind es 38 % (1992: 46 %).<br />

Seit 1992 ist die Zahl der gelesenen Bücher gestiegen. Die<br />

Gruppe mit einem jährlichen Lesequantum zwischen sechs und<br />

20 Büchern hat um fünf Prozentpunkte zugenommen. Diesen<br />

Zuwachs bewirken vor allem die mehr lesenden Frauen,<br />

überwiegend mit Abitur bzw. Hochschulausbildung. Am<br />

deutlichsten ist die Zahl der gelesenen Bücher bei den<br />

Viellesern angestiegen. Damit bestätigt sich die Regel, dass<br />

Vielleser ihren Bücherkonsum stärker ausweiten als andere<br />

Bevölkerungsgruppen.<br />

1992 haben 31 % der Bevölkerung Sach- und Fachbücher<br />

gelesen, im Jahr 2000 waren es 41 %. Die Zunahme ist in allen<br />

Bevölkerungsgruppen ähnlich. Im Durchschnitt werden für die<br />

Lektüre von Sach- und Fachbüchern 20 Minuten aufgewandt.<br />

Bücher zur Weiterbildung werden dementsprechend häufiger<br />

gelesen: 1992 haben 27 % mindestens einmal pro Woche ein<br />

Sach- und Fachbuch gelesen, im Jahr 2000 sind es 33 %. Fast<br />

alle Buchgattungen der Sach-, Fach- und<br />

Weiterbildungsliteratur erreichen heute eine größere<br />

Leserschaft als 1992.<br />

Die deutliche Veränderung von Lesestrategien seit 1992<br />

markiert einen tief greifenden Wandel des Umgangs der<br />

Deutschen mit ihrer Lektüre. Die Buchlektüre mit Lesepausen<br />

hat in allen Altersgruppen stark zugenommen, weniger stark bei<br />

15<br />

vgl.Stiftung Lesen (Hrsg.): Leseverhalten in Deutschland 1992/93. Mainz<br />

1993.<br />

Im Vergleich zu<br />

1992:<br />

weniger Bundesbürger<br />

sagen, dass<br />

sie täglich Bücher<br />

lesen und<br />

mehr bezeichnen<br />

sich als Nichtleser<br />

In den „neuen“<br />

Bundesländern<br />

wird nach wie vor<br />

mehr gelesen als in<br />

den „alten“<br />

Die Zahl der<br />

gelesenen Bücher<br />

ist gestiegen, v.a.<br />

bei Frauen mit<br />

höherer Bildung<br />

Vielleser haben<br />

ihren<br />

Bücherkonsum<br />

ausgeweitet<br />

starke Zunahme bei<br />

der Lektüre von<br />

Sach- und<br />

Fachbüchern<br />

26


Männern (+ 20 Prozentpunkte), überproportional bei Frauen (+<br />

36 Prozentpunkte). Deutlich stärker ausgeprägt bei Frauen (50<br />

%) als bei Männern (40 %) ist gleichzeitig die kontinuierliche<br />

Buchlektüre an einem Stück. Und das überfliegende Lesen<br />

praktizieren 25 % der Männer – fast doppelt so viele wie Frauen<br />

(14 %). Bei den Jugendlichen bis 19 Jahre hat das<br />

überfliegende Lesen um 20 Prozentpunkte auf 31 %<br />

zugenommen.<br />

Die Parallel-Lektüre ("Ich habe öfter mehrere Bücher, in denen<br />

ich gleichzeitig lese") ist heute auch bei Jugendlichen doppelt<br />

so häufig verbreitet wie acht Jahre vorher (Zunahme von 11 %<br />

auf 20 %). In der höchsten Bildungsstufe haben sich die<br />

Parallelleser mehrerer Bücher mehr als verdoppelt (von 15 %<br />

auf 37 %).<br />

Wie 1992 wurden den Befragten elf Statements vorgelegt, um<br />

Hinweise auf Lesehindernisse zu erhalten. Das spektakulärste<br />

Ergebnis: Die Unübersichtlichkeit des Buchmarkts erweist sich<br />

für die Leser mehr und mehr als Barriere auf dem Weg zum<br />

passenden Buch. Von Platz drei im Jahr 1992 auf der Rangliste<br />

der Lesehindernisse ist dieses Statement nun auf Platz eins<br />

gerückt. Drei von vier Befragten halten es für sehr bzw. ziemlich<br />

zutreffend. Zugelegt haben auch die Freizeitkonkurrenz ("Ich<br />

finde, man kann sich heute auch auf andere Weise als durch<br />

Bücherlesen unterhalten" und "Ich unternehme lieber andere<br />

Dinge, als mich hinter Büchern zu vergraben") und die<br />

Konkurrenz zwischen elektronischen Medien und Zeitung bei<br />

der aktuellen Information. Andererseits meinen weniger<br />

Befragte, längeres Lesen strenge zu sehr an, und das Gefühl,<br />

beim Lesen zu viel Zeit zu verbrauchen, ist ebenfalls rückläufig.<br />

Zwei Hindernisgründe waren 2000 für die unter 20-Jährigen<br />

deutlich gravierender als 1992: Den Überblick über den<br />

Buchmarkt haben inzwischen 19 Prozentpunkte mehr<br />

Jugendliche als andere Bundesbürger verloren, und Radio und<br />

Fernsehen sind heuer für 77 % dieser Altersgruppe attraktivere<br />

Informationsquellen als Zeitunglesen; das sind 15<br />

Prozentpunkte mehr als 1992.<br />

Vier Indikatoren der Leseintensität wurden in dieser Buchleser-<br />

Typologie zusammengefasst. Diese verdichtete Betrachtung<br />

der Daten von 1992 und 2000 zeigt: Die Leseintensität hat<br />

zugenommen. Die Zahl der Kaum- und Wenigleser hat sich um<br />

acht Prozentpunkte reduziert, der Anteil der Durchschnitts- und<br />

Vielleser ist um fünf Prozentpunkte bzw. drei Prozentpunkte<br />

gewachsen. Dies zeigt, dass der Rückgang der Lesefrequenz<br />

allein zur Beurteilung der Gesamttendenz des Leseverhaltens<br />

nicht ausreicht. Mehrere Indikatoren zusammengenommen<br />

zeigen vielmehr einen leichten Aufwärtstrend.<br />

Männer tendieren<br />

eher zum<br />

„überfliegenden“<br />

Lesen; ebenso<br />

die Jugendlichen<br />

Immer mehr<br />

Jugendliche<br />

neigen zum<br />

„Parallellesen“;<br />

ebenso<br />

Personenn in der<br />

höchsten<br />

Bildungsstufe<br />

Lesehindernisse:<br />

-Unübersichtlichkeit<br />

des<br />

Buchmarktes<br />

-Freizeitkonkurrenz<br />

-Konkurrenz<br />

elektron. Medien<br />

Radio und<br />

Fernsehen sind<br />

für die unter 20-<br />

Jährigen<br />

attrativere Info-<br />

Quellen als<br />

Zeitunglesen<br />

Leseintensität hat<br />

zugenommen<br />

27


Die Mediengewohnheiten der Computernutzer und Nichtnutzer<br />

unterscheiden sich vor allem bei der Sach- und<br />

Fachbuchlektüre: Dreimal so viele unter 30-jährige<br />

Computernutzer wie die gleichaltrigen Nichtnutzer lesen<br />

Fachliteratur. Und auch an Belletristik sind noch mehr als<br />

doppelt so viele Computerfreaks interessiert wie ihre<br />

Altersgenossen ohne PC. Die deutlich stärkere Bindung ans<br />

Bücherlesen zeigt sich auch bei der Frequenzfrage. Sowohl bei<br />

der täglichen und mehrmals wöchentlichen Lektüre als auch bei<br />

der Zahl der gelesenen Bücher liegen die Computernutzer weit<br />

vorn.<br />

Der Bevölkerungsanteil der Kaum- und Wenigleser beträgt 45<br />

%. Die Lesesozialisation nimmt offenbar generell ab. Das ist<br />

umso bedenklicher, als nichts wichtiger ist für eine stabile<br />

Grundlage der Lesefähigkeit und der Leselust als der<br />

Familieneinfluss und die flankierenden Anregungen des<br />

Kindergartens und des Deutschunterrichts.<br />

Die Leseaktivitäten zeigen insgesamt einen Aufwärtstrend.<br />

Allerdings gilt dies, genau genommen, nur für den ohnehin<br />

lesenden Teil der Bevölkerung. Die Schere zwischen den<br />

"Informationsreichen", die viel lesen, und den nicht oder kaum<br />

lesenden "Informationsarmen" öffnet sich weiter. Vielleser, also<br />

Menschen, für die Bücher von Kindheit an zum Leben gehören,<br />

sind primär durch Romane, Erzählungen und Gedichte ans<br />

Lesen gebunden. Sach- und Fachbuchleser haben ein eher<br />

instrumentelles Verhältnis zum Buch: Wenn es seinen<br />

Informationszweck erfüllt hat, hört in der Regel auch das Lesen<br />

auf. Nachdem ein gutes Drittel der Bevölkerung und drei Viertel<br />

der Jugendlichen regelmäßig den Computer nutzen, ist klar: Um<br />

erfolgreich mit dem Computer arbeiten zu können, muss man<br />

sehr gut lesen können. Dafür, dass der PC das Bücherlesen in<br />

bemerkenswertem Umfang verhinderte, gibt es keine Belege.<br />

2.3 IFAK-Studie 2001 zur Ermittlung von<br />

Lesetendenzen bei Jungen<br />

Im Jahre 2001 wurden vom Ifak (Institut für angewandte<br />

Kindermedienforschung) mit einem Sample von insgesamt 153<br />

Buben im Alter zwischen 6 – 18 Jahren in Bibliotheken<br />

Südwestdeutschlands Einzelinterviews zur Ermittlung von<br />

Lesetendenzen bei Jungen durchgeführt. 16<br />

Die Mehrheit der Befragten war im Alter zwischen 10 und 15<br />

Jahren und verteilte sich relativ gleichmäßig auf die Schultypen<br />

Grund-, Haupt, Realschule und Gymnasium. Zur Überprüfung<br />

16<br />

vgl. IFAK, http:// www.ifak-kindermedien.de/pdf/Jungen_lesen_anders.pdf,<br />

downloaded 2007-12-27<br />

Unter 30Jährige<br />

Computernutzer<br />

lesen 3 x so viel<br />

Fachliteratur und<br />

doppelt so viel<br />

Belletristik wie Nicht-<br />

Computernutzer<br />

die Lesesozialisation<br />

nimmt generell ab<br />

die Schere zwischen<br />

Informationsreichen<br />

(Vielleser und<br />

Informationsarmen<br />

(Wenigleser) öffnet<br />

sich.<br />

28


der Ergebnisse wurden in einer anschließenden schriftlichen<br />

Befragung noch einmal 219 männliche Schüler an neun<br />

Schulen zu ihrem Leseverhalten befragt.<br />

Die Ergebnisse zeigten, dass Buben beim Lesen erzählende<br />

Literatur der „Nonfiction“-Literatur (Sachbücher, Zeitschriften<br />

etc.) vorzogen.. Hier wurden besonders die aktionsorientierten<br />

Genres, wie z.B. Krimi, Fantasy und Grusel bevorzugt gelesen.<br />

Die reinen Spannungsgenres lagen besonders hoch im Kurs.<br />

Auffällig war weiterhin, dass die Mehrheit der befragten Buben<br />

zwar Lieblingsgenres nennen können,aber etwa die Hälfte der<br />

Buben hatten keinen Lieblingsautor und kein Lieblingsbuch und<br />

hielten dies auch nicht für wichtig. Auch konnten viele Buben<br />

den Inhalt des zuletzt gelesenen Buches nicht genau oder gar<br />

nicht wiedergeben, was als Zeichen dafür gewertet werden<br />

kann, dass Bücher für Buben in der heutigen<br />

Mediengesellschaft nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die<br />

Lektüre von Comics nahm bei den Buben einen hohen<br />

Stellenwert ein. Erstaunlich war hier, dass Comics (Lektüre mit<br />

hohem Bild und geringem Textanteil) bei Buben mittleren Alters<br />

noch beliebter waren als bei Grundschülern.<br />

Lediglich 11 Prozent der befragten Buben gaben an, dass sie<br />

lesen, um sich zu informieren. Einen deutlich höheren<br />

Stellenwert erhielt das Lesen als Entspannungsmöglichkeit und<br />

zum Abschalten (40 Prozent der Befragten). Gerade mal sieben<br />

Prozent der Befragten gaben an, aus Interesse an einem<br />

bestimmten Thema zu einem Buch zu greifen.<br />

Aus der Umfrage geht auch hervor, dass das Leseverhalten der<br />

Eltern bei der Entwicklung von Lesemotivation bei den Kindern<br />

eine entscheidende Rolle spielt. Die Wahrscheinlichkeit dass<br />

Buben zu Büchern greifen ist größer, wenn mindestens ein<br />

Elternteil, gleich ob Vater oder Mutter, Bücher liest, als wenn<br />

keiner der Eltern Bücher liest.<br />

2.4 Studie der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft zur<br />

Entwicklung von Lesemotivation bei<br />

Grundschülern 2001<br />

Ebenfalls im Jahr 2001 wurde ein von der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG) an 24 Erfurter Grundschulen<br />

durchgeführtes Projekt gestartet. 17 Beim Projekt „Zur<br />

Entwicklung von Lesemotivation bei Grundschülern –<br />

Möglichkeiten und Grenzen schulischer Einflussnahme“ wurden<br />

17 vgl. Untersuchung der Universität Erfurt: http://www.hdmstuttgart.de/news/news20020424151311/thesen.pdf,<br />

downloaded 2007-12-<br />

27<br />

Die Hälfte der<br />

Buben hat keinen<br />

Lieblingsautor<br />

und kein<br />

Lieblingsbuch<br />

Comics haben<br />

bei Buben einen<br />

hohen<br />

Stellenwert, v.a.<br />

bei Buben<br />

mittleren Alters.<br />

Lesen wird als<br />

Entspannungsmöglichkeit<br />

und<br />

zum Abschalten<br />

gesehen und<br />

dient weniger<br />

dem Interesse an<br />

einem<br />

bestimmten<br />

Thema<br />

Leseverhalten<br />

der Eltern spielt<br />

entscheidende<br />

Rolle<br />

29


1188 Schüler der Klassenstufen 2-4, deren Eltern (907) sowie<br />

die Deutschlehrer (52) schriftlich befragt.<br />

Zentrale Frage der Untersuchung war, wie Grundschüler an<br />

Literatur herangeführt werden und welche Faktoren sich dabei<br />

fördernd oder auch hemmend auswirken.<br />

Eines der wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung war, dass<br />

zwischen zwei Arten von Lesemotivation bei Grundschülern<br />

unterschieden werden muss:<br />

- der Motivation zum Lesen von Büchern und Geschichten<br />

- der Motivation zum Lesen von Comics, Bildergeschichten und<br />

Zeitschriften<br />

Als einflussreichster Faktor der Leselust von Grundschülern<br />

wurde die Familie genannt. Das Gespräch mit den Eltern, das<br />

Vorlesen von Büchern und damit zusammenhängend der<br />

Buchbesitz der Familie spielen hierbei eine zentrale Rolle. Beim<br />

schulischen Einfluss auf die Lesefreude ist der Spaß am<br />

Deutschunterricht entscheidend. Hier entwickelt sich die<br />

Lesefähigkeit, die in direktem Zusammenhang mit der<br />

Lesemotivation steht. Auch Gespräche über Gelesenes sind<br />

wichtig, um die Grundschüler zum Lesen zu motivieren. Bei den<br />

Umfragen hat sich herausgestellt, dass Mädchen mehr Spaß<br />

am Deutschunterricht haben als Buben, was sich wiederum auf<br />

die Lesefreude auswirkt. Auch bei dieser Umfrage hat sich<br />

gezeigt, dass Mädchen lieber lesen als Buben.<br />

Die Literaturauswahl der Lehrer sollte hierbei nicht außer Acht<br />

gelassen werden. Probleme entstehen aus dem<br />

Nichtbehandeln von Literatur (13 von 52 Lehrer/-innen gaben<br />

an, in dem gesamten Schuljahr nicht ein einziges Buch<br />

behandelt zu haben), sowie aus der Nichtbeachtung der<br />

Interessen der Schüler bei der Auswahl von Büchern.<br />

Gerade bei der Untersuchung der Lesemotivation der<br />

Grundschüler wurde deutlich, dass der Einfluss der Familie und<br />

des Deutschunterrichts entscheidend zur Lesefreude der Buben<br />

und Mädchen beiträgt. Aber es war auch erkennbar, dass es in<br />

den Schulen Defizite gibt, welche verhindern, dass Kinder<br />

gerne zu Büchern greifen.<br />

2.5 KIM-Studie 2003<br />

Im Jahr 2003 wurde in Deutschland zum vierten Mal die KIM-<br />

Studie 18 durchgeführt. Diese basiert auf einer repräsentativen<br />

18<br />

vgl. KIM-Studie 2003: http://www.lesenistweiblich.de/dokumentation_3-<br />

4.html,<br />

downloaded 2007-12-27<br />

Familie ist<br />

wichtigster<br />

Faktor für die<br />

Leselust bei<br />

Grundschülern<br />

Spaß am<br />

Deutschunterricht<br />

ist bei<br />

Mädchen in<br />

höherem Ausmaß<br />

vorhanden<br />

Literaturauswahl<br />

der Lehrer<br />

Defizite an<br />

Schulen<br />

30


Befragung Sechs- bis 13-Jähriger in der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Der Auftraggeber dieser Studie war der<br />

Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (kurz:<br />

mpfs), eine Forschungskooperation der Landesanstalt für<br />

Kommunikation Baden-Württemberg, der Landeszentrale für<br />

private Rundfunkveranstalter Rheinland-Pfalz und des<br />

Südwestrundfunks.<br />

Mit der KIM-Studie wurden hauptsächlich zwei Ziele verfolgt:<br />

- Eine jährlich aktuelle Darstellung des Themenfeldes Kinder<br />

und Medien<br />

- Die Dokumentation von Trends in eben diesem<br />

Themenbereich.<br />

Die Grundgesamtheit der Befragung bildeten die rund sieben<br />

Mio. deutschsprachigen Kinder im Alter von sechs bis 13<br />

Jahren in Deutschland, sowie deren primäre Erziehungsperson.<br />

Die repräsentative Stichprobe bestand aus 1201 Zielpersonen,<br />

die von Mai bis Juli 2003 untersucht wurden. Die Befragung<br />

fand bei den Kindern mündlich-persönlich und bei den<br />

Erziehungspersonen schriftlich statt.<br />

Im Jahr 2003 landete das Lesen von Büchern und Zeitschriften<br />

auf den letzten beiden Plätzen (58% bzw. 56%) der Liste von<br />

am häufigsten ausgeübten Freizeitaktivitäten. Im Vergleich<br />

dazu steht das Fernsehen mit 98% auf Platz eins. Auffallend ist<br />

bereits hier, dass Mädchen öfter lesen als Buben (65% zu<br />

51%). Weiterhin geben auch mehr Mädchen als Jungen das<br />

Lesen als eine ihrer Lieblings- Freizeitaktivitäten an (bei bis zu<br />

drei Nennungen). Schon beim Themeninteresse ist der Bereich<br />

der Bücher bzw. des Lesens weitgehend von Mädchen besetzt<br />

(21% zu 10%).<br />

Bei der Frage auf welches Medium die Kinder am wenigsten<br />

verzichten könnten, nannten immerhin zehn Prozent der<br />

Mädchen Bücher, aber nur vier Prozent der Buben. Auf die<br />

Frage: „Wie gerne liest Du Bücher?“ antworteten über die Hälfte<br />

der Kinder (55%), dass sie sehr gerne bzw. gerne Bücher<br />

lesen, aber auch hier wieder deutlich sichtbar, dass Mädchen<br />

eine höhere Affinität zu Büchern aufweisen, als Jungen (67%<br />

zu 45%).<br />

2.6 Forsa-Studie zum Leseverhalten der<br />

Deutschen 19<br />

Gemäß einer forsa-Umfrage zum Leseverhalten der Deutschen<br />

orientieren sich unsere Nachbarn bei der Auswahl<br />

19 vgl. Deutsche Presseagentur, München, 25. 5. 2007.<br />

Fernsehen auf<br />

Platz 1<br />

Lesen von<br />

Büchern und<br />

Zeitschriften an<br />

letzter Stelle<br />

Mädchen lesen<br />

öfter als Buben<br />

31


ihrer Bücher vor allem an Empfehlungen von Freunden oder<br />

stöbern selbst in Buchhandlungen. Rezensionen und<br />

Literatursendungen dienen seltener als Anregung.<br />

Verglichen mit den Frauen sind Männer Lesemuffel. Zwei Drittel<br />

der Frauen gegenüber lediglich der Hälfte der Männer gaben<br />

an, regelmässig oder zumindest gelegentlich ein Buch zu lesen.<br />

Nahezu jeder dritte Mann (~ 28 %) liest überhaupt nicht. Bei<br />

den Frauen sind dies rund 15 Prozent.<br />

Als wichtigste Informationsquelle beim Buchkauf dient die<br />

Empfehlung von Freunden und Bekannten: rund 76 Prozent<br />

werden durch sie auf Bücher aufmerksam. Erst danach<br />

kommen als Informationsquellen Buchrezensionen in Zeitungen<br />

und Zeitschriften. Mehr als 43 Prozent holten sich über die<br />

Printmedien Anregungen. Nur knapp jeder Dritte gab an, über<br />

Literatursendungen im Fernsehen auf seine Lektüre<br />

aufmerksam zu werden.<br />

Etwa ebenso viele Leser ließen sich von Bestsellerlisten (37<br />

Prozent) oder der Werbung des Buchhandels (28 Prozent)<br />

inspirieren. Kritiken im Internet nutzte nur jeder fünfte (22<br />

Prozent). Für die Gruppe der 14- bis 29-Jährigen spielt das<br />

Internet allerdings eine wesentlich größere Rolle, jeder Dritte<br />

(36 Prozent) informiert sich online. Bei den älteren Lesern über<br />

60 Jahren hingegen wählt nicht einmal jeder Zehnte seine<br />

Bücher anhand von Kritiken aus dem Internet aus (8 Prozent).<br />

Vor allem Jugendliche sind beim Lesen ungeduldig und<br />

neugierig: Jeder sechste unter 19 Jahren (15 Prozent) liest<br />

zuerst die letzte Seite, weil er erfahren will, wie das Buch endet.<br />

Leser über 60 Jahren verspüren diese Lust hingegen nur selten<br />

(9 Prozent).<br />

Für die allermeisten Deutschen sind Bücher mehr als ein<br />

Gebrauchsgegenstand. Die wenigsten möchten sich nach dem<br />

Lesen von ihren Büchern trennen, mehr als 90 Prozent der<br />

Befragten in allen Altersgruppen bewahren sie auf. Nicht einmal<br />

jeder Zehnte (9 Prozent) nutzt meistens oder gelegentlich die<br />

Möglichkeit zum Verkauf von Büchern, zum Beispiel über das<br />

Internet. Lediglich vier Prozent gaben an, dass sie Bücher nach<br />

dem Lesen wegwerfen.<br />

2.7 TNS emnid-Umfrage 2007 20 über<br />

Einkaufswege der Buchkäufer<br />

Nach einer repräsentativen TNS emnid Umfrage im Auftrag von<br />

„buchreport“ haben 80 Prozent der Deutschen im letzten halben<br />

20 vgl. Buchreport.express Nr. 41 v. 10. 10. 2007.<br />

Empfehlung von<br />

Freunden,<br />

selbst stöbern<br />

Männer sind<br />

Lesemuffel<br />

Jede(r) Dritte der<br />

14- bis 29Jährigen<br />

informiert sich<br />

online<br />

Jugendliche sind<br />

beim Lesen<br />

ungeduldig und<br />

neugierig<br />

Bücher sind mehr<br />

als ein bloßer<br />

Gebrauchsgegenstand<br />

32


Jahr ein Buch gekauft; in der Altersgruppe der 14- bis 29-<br />

Jährigen waren dies gar 89 Prozent und bei den 30-39-Jährigen<br />

rund 90 Prozent. Mit dem Rentenalter lässt das Interesse für<br />

Bücher nach.<br />

Ziel der Studie war es, die Einkaufswege der Buchkäufer zu<br />

untersuchen. Rund 43 Prozent der Befragten hatten im letzten<br />

halben Jahr in einer kleineren Buchhandlung gekauft, 41<br />

Prozent in einer großen Buchhandlung und rund 29 Prozent in<br />

einem gemischten Warenumfeld (Warenhaus, Supermarkt).<br />

Betrachtet man die Ergebnisse im Hinblick auf das<br />

Generationenverhalten, so gehört die Zukunft vor allem großen<br />

Buchhandlungen und dem Online-Handel. Für die 14- bis 29-<br />

Jährigen sind Großbuchhandlungen mit 51 Prozent der mit<br />

Abstand am häufigsten genannte Einkaufsort; 41 Prozent<br />

nennen jedoch auch Online-Käufe als Präferenz. Die<br />

Generation 60+ bevorzugt eher kleine Buchhandlungen und<br />

bedient sich kaum in Internetshops.<br />

Im Geschlechtervergleich zeigt sich, dass vor allem Frauen, die<br />

– wie alle Untersuchungen belegen – viel häufiger (~ 46 %)<br />

große Buchhandlungen als Einkaufsstätte bevorzugen als<br />

Männer (~ 35 %).<br />

Kleinere Buchhandlungen weisen jedoch die höhere<br />

Beratungskompetenz auf. Rund 59 Prozent der Befragten<br />

geben an, die beste Beratung bei den kleinen Buchhandlungen<br />

zu finden; lediglich 24 Prozent weisen diese den großen<br />

Buchhandlungen zu.<br />

Aus Sicht der Buchkäufer spielen Beratung im Handel,<br />

Werbeanzeigen, Buchbesprechungen in der Presse und<br />

Fernsehsendungen eine relativ geringe Rolle. Rund 36 Prozent<br />

gaben an, ihr letztes Buch aus eigenem Anstoß, durch eigenes<br />

Stöbern gekauft zu haben; 18 Prozent sind persönlichen<br />

Empfehlungen gefolgt und ebenfalls 18 Prozent hatten eine<br />

sogenannte „Einkaufsliste“ mit Pflichtlektüre für Schule und<br />

Beruf.<br />

14- bis 29Jährige<br />

bevorzugen<br />

Großbuchhandlungen<br />

und<br />

Online-Käufe<br />

Frauen<br />

bevorzugen<br />

häufiger große<br />

Buchhandlungen<br />

kleinere<br />

Buchhandlungen<br />

haben eine<br />

höhere<br />

Beratungskompetenz<br />

geringe Rolle von<br />

Beratung,<br />

Werbeanzeigen<br />

und Buchbesprechungen<br />

33


3 TRENDS UND ENTWICKLUNGEN<br />

Konsumtrends sind eine Folge der Schlüsselmärkte; letztere<br />

wiederum eine Erscheinung des gesellschaftlichen Wandels<br />

und von sogenannten „Mega-Trends“. Welche Entwicklung sich<br />

im Wechselspiel zwischen Trends und Gegentrends<br />

durchsetzen wird, kann letztlich nur im Rückblick beurteilt<br />

werden. Dennoch sieht sich die Trendforschung gerade in den<br />

letzten Jahren einer wachsenden Aufmerksamkeit gegenüber,<br />

insbesondere was Konsumtrends betrifft. Als relativ kurzfristige<br />

Trends ist bei Konsumtrends die Prognosewahrscheinlichkeit<br />

auch entsprechend höher. In der Folge haben wir die unseres<br />

Erachtens nach für diese Thematik wichtigsten Trends und<br />

Gegentrends analysiert und kurz zusammengefasst. 21<br />

3.1 Freizeittrends/soziokulturelle Trends<br />

Erwerbsarbeit für alle wird zunehmend zur Utopie. Die<br />

neukreative Arbeitskultur zielt auf ein Berufsleben jenseits der<br />

Festanstellung. Durch neue Technologien, Social Commerce<br />

und Mikromedien (Weblogs, Podcasting etc.) mit dem Internet<br />

als Basismedium wird das Netz gleichzeitig der Arbeitsplatz und<br />

die Arbeitsgrundlage der neuen Kreativen. Selbständigkeit und<br />

Projektdenken werden ein bewusst gewählter Arbeits- und<br />

Lebensmodus. Arbeit und Freizeit lassen sich in Zukunft nicht<br />

mehr länger als Gegensätze aufrechterhalten.<br />

Statt den Markt zu beobachten und sich das Wissen und die<br />

Qualifikationen anzueignen, die in Zukunft vermutlich gebraucht<br />

werden, steht für die Arbeitenden der Zukunft die Frage „Wer<br />

bin ich?“ im Mittelpunkt. Arbeiten hat in der Zukunft nicht nur mit<br />

Qualifikation und Kompetenz zu tun, sondern vor allem mit<br />

Identität, Selbstverantwortung und Selbstbewusstsein.<br />

Durch die wirtschaftliche und politische Macht der<br />

Großkonzerne sowie der fortschreitenden Rationalisierung<br />

entsteht notgedrungen ein neues Freizeit- und<br />

Konsumproletariat, das in die neuen Erlebniswelten, welche oft<br />

hunderte Kilometer entfernt sind, geschickt wird. Freizeit findet<br />

nur mehr zum Teil zu Hause statt. Aufgrund der nahezu<br />

unbegrenzten weltweiten Mobilität können wir einen<br />

scheinbaren Verlust des Raumes sowie eine Distanzunempfind-<br />

21 vgl. Haderlein, A./Kirig, A./Rauch, C./Wenzel, E.: 100 Top Trends. Die<br />

wichtigsten Driving Forces für den kommenden Wandel. Zukunftsinstitut,<br />

2007.<br />

vgl. Horx, Matthias: Soziokulturelle Schlüsseltrends für die Märkte der<br />

kommenden Jahre – Trendreport 2005.<br />

vgl. Huber, J: Zukunft heisst Bewegung. Vortrag d. Zukunftsinstituts, 2005.<br />

vgl. Merl, Alfred: Wie wird sich der Tourismus entwickeln?<br />

neukreative<br />

Arbeitskultur<br />

Arbeit und<br />

Freizeit sind in<br />

Hinkunft keine<br />

Gegensätze<br />

mehr<br />

Arbeit =<br />

Qualifikation,<br />

Kompetenz,<br />

Identität,<br />

Selbstverantwortung,<br />

Selbstbewusst-<br />

sein<br />

neues Freizeit-<br />

und Konsumproletariat<br />

34


lichkeit feststellen.Neue Freizeitmassengüter, die auf den Markt<br />

geworfen werden, strapazieren gleichzeitig die finanziellen<br />

Mittel dieses Freizeit- und Konsumproletariats.<br />

Dagegen steht das Lebensunternehmertum, das Arbeiten in<br />

innovativen Netzen (informelle Ökonomie) sowie eine starke<br />

Tendenz zur Angleichung der bestehenden Asymmetrie<br />

zwischen Beruf und Privatleben zugunsten des Privatlebens. Es<br />

macht sich auch gleichzeitig eine selektive Mobilität, die<br />

Regionalisierung und die Kultur der Nähe, bemerkbar.<br />

Sowohl das Gesamtvolumen als auch der Anteil der<br />

Privatwirtschaft am Bildungs- und Weiterbildungsmarkt wird<br />

künftig wachsen. Nachhilfeunterricht ist und bleibt ein<br />

Megamarkt. Immer mehr Menschen drängen künftig zu den<br />

Wissens- und Bildungsanbietern, die die besten<br />

Berufsaussichten versprechen. Die „global talents“ von morgen<br />

werden nicht mehr fragen, ob ihre Hochschule privat oder<br />

öffentlich finanziert ist. Sie suchen nach der besten Ausbildung<br />

– und sei es via Internet-Studium am anderen Ende der Welt.<br />

Vorbehalte, wonach Bildung auf dem Weltmarkt zur<br />

standardisierten Ware verkommt, werden vorübergehend sein.<br />

Es kommt zu einem weltweiten Kompetenzwettbewerb.<br />

Bildung und Wissen werden in Zukunft zu Schlüsselressourcen<br />

in der globalisierten Welt. Wer mithalten will, muss sich ständig<br />

auf dem Laufenden halten, über den eigenen (Job-)Tellerrand<br />

hinausschauen und sich fortbilden. Fertig „ausgebildet“ wird in<br />

Zukunft niemand mehr sein. Lebenslanges Lernen entwickelt<br />

sich vom Albtraum jedes Schülers zum dezidierten Bedürfnis<br />

moderner Wissensarbeiter. Neugierde und Wissbegierde<br />

machen auch vor den Ferien nicht halt – im umgekehrten<br />

Sinne: die Erholung während des Lernens ebenso wenig. Der<br />

Prozess des Wissenserwerbs wird zur Normalität im Alltag wie<br />

auch während der Freizeit.<br />

Die Ausweitung der Lebenszeit bedeutet letztlich, auch mehr<br />

Zeit für neue Lebensphasen zu haben. Wo wir vor einigen<br />

Jahrzehnten zumeist noch drei Phasen - nämlich<br />

Jugend/Ausbildung, Erwerbsleben/Familienleben und<br />

Ruhestand – durchlebten, tritt nunmehr eine vierte Phase, ein<br />

möglicher „zweiter Aufbruch“ hinzu. Die heutigen „Oldies“ sind<br />

anders als einst und leben dies auch. Das Altern wandelt sich<br />

vom konsumtiven zum produktiven Altern. Ressourcen werden<br />

neu entdeckt.<br />

Der Alltag wird zunehmend über den Computer geregelt, auch<br />

das Leben selbst verschiebt sich immer mehr in das World-<br />

Wide-Web. Der Computer hat die Chance, nach dem Lesen,<br />

Schreiben und Rechnen als vierte grundlegende Kulturtechnik<br />

Volumen des<br />

Bildungs- und<br />

Weiterbildungsmarktes<br />

wächst<br />

weltweiter<br />

Kompetenzwettbewerb<br />

Bildung und<br />

Wissen werden zu<br />

Schlüsselressourcen<br />

Lebenslanges<br />

Lernen wird zur<br />

Normalität im<br />

Alltag<br />

mehr Zeit für neue<br />

Lebensphasen<br />

Computer als vierte<br />

Kulturtechnik<br />

35


anerkannt zu werden. Auch können Computer einen Beitrag zur<br />

Umweltentlastung, z. B. durch Einsparung von Mobilität, leisten.<br />

Der Wunsch nach intakter Natur nimmt immer mehr zu, nicht<br />

nur im Urlaub, sondern auch zu Hause und in der<br />

Gewerbesiedlung auf der grünen Wiese. Zudem wird die Natur<br />

zunehmend als spiritueller Ort begriffen, aus der die gestreßten<br />

Menschen Kraft und Inspiration schöpfen können.<br />

Es werden wenige, dafür aber intimere und tiefgründigere<br />

Beziehungen gesucht und gepflegt, was dem Trend des<br />

„Cocooning“ entspricht. Durch den Verzicht auf wahllosen<br />

Konsum der multioptionalen Möglichkeiten versprechen sich<br />

zunehmend mehr Menschen eine Intensivierung ihres Lebens.<br />

Downshiftung – simplify your Life, die freiwillige Einfachheit, tritt<br />

vermehrt in den Vordergrund. Sie entsteht aber nicht dadurch,<br />

dass Menschen Konsumverzicht leisten, sondern indem sie<br />

sagen, ich möchte mich auf die wesentlichen Dinge in meinem<br />

Leben konzentrieren. Damit ich genussfähiger werde, muss ich<br />

im Meer der Möglichkeiten bestimmte Dinge ausschließen.<br />

Es macht sich eine Tendenz bemerkbar, die die<br />

Unübersichtlichkeit des Lebens zu vereinfachen sucht, d. h.<br />

Integration und Harmonisierung werden zu Leitzielen erklärt. Es<br />

läßt sich sagen, dass die Suche nach sozialer Nähe, nach<br />

umfassender Sinnlichkeit sowie nach einer tieferen Dimension<br />

des Lebens die wesentlichen Eckpfeiler sein werden.<br />

Der Wellness-Boom hält zwar nach wie vor an, die Leute fühlen<br />

sich gestresst und wollen sich etwas gönnen, um Körper und<br />

Seele zu entspannen, doch vermehrt tritt nun die „Selfness“ –<br />

die Suche nach dem authentischen, dem selbstkompetenten<br />

Ich, in Erscheinung. Selfness beginnt dort, wo man von einer<br />

Dienstleistung oder einem Produkt einen nachhaltigeren Effekt<br />

erwartet. Man möchte „verändert zurückkommen“. Man möchte<br />

sich selbst als Individuum besser kennen und verstehen lernen.<br />

Man möchte sich nicht nur gut fühlen, sondern auch<br />

kompetenter handeln. In den letzten Jahren machte sich in<br />

diesem Bereich eine Therapie- und Coaching-Kultur breit:<br />

Selbstveränderung, Empowerment, Integration etc. sind nur<br />

einige Stichworte dafür.<br />

Aber Körper und Seele können nicht in die Balance kommen,<br />

wenn nicht auch der Geist seine Balance erringt. Aus diesem<br />

Grund steht uns in den nächsten Jahren eine starke<br />

Auseinandersetzung mit dem Bewusstsein bevor. „Mindness“<br />

ist im Kommen. Das bedeutet eine Orientierung auf Mentales.<br />

Wie können wir balanciert Denken lernen, die Welt verstehen<br />

lernen? Lebenssinn- und Lebensqualitätsfragen rücken ins<br />

Zentrum der gesellschaftlichen Fragestellungen. Bewusst<br />

Verzicht auf<br />

wahllosen Konsum<br />

Simplify your life –<br />

Konzentration auf<br />

die wesentlichen<br />

Dinge<br />

Wellness –<br />

Selfness –<br />

Mindness<br />

36


Leben lautet die Devise! Laut dem Soziologen Ulrich Beck ist<br />

die „Utopie des Weniger“ eine der Kernfragen künftiger<br />

Gesellschaftsdiskurse.<br />

Auch die Religion und die Philosophie werden wieder entdeckt.<br />

Die Menschen gehen vermehrt den Sinnfragen des Lebens<br />

nach. In den letzten Jahren machen sich wiederum verstärkt<br />

philosophische Gesprächszirkeln bemerkbar, welche sich aus<br />

allen Altersgruppen und Schichten zusammensetzen. Auch das<br />

Fernsehen ist dieser Nachfrage bereits gerecht geworden.<br />

Pessimismus ist nach Ansicht des amerikanischen<br />

Kinderpsychiaters Martin Seligman eine der Grundkrankheiten<br />

der modernen Welt. Durch Medien, Eltern und Lehrer – so<br />

Seligman – werden wir regelrecht daraufhin programmiert.<br />

Im Verlauf der Mindness-Bewegung wird es auch zu einer<br />

Auseinandersetzung mit dieser unterschwelligen Depression<br />

kommen, die unsere Gesellschaft befallen hat. Illusionsloses<br />

optimistisches Denken wird angesagt sein.<br />

Die Hirnforschung wird neue Erkenntnisse über das<br />

Bewusstsein und das Selbst erbringen. Die Neuro-Ökonomie<br />

wird das Marketing verändern. Bereits heute versuchen<br />

Hirnforscher, die Gestalt von Marken und Bedürfnissen im Hirn<br />

nachzuvollziehen (z. B. die Firma Neuronix2).<br />

Fernöstliche Entspannungstechniken wie z. B. Yoga erfreuen<br />

sich wiederum großer Beliebtheit; darüber hinaus kommen<br />

neue Bewegungen auf wie z. B. Mind-Fulness (hier werden<br />

buddhistische Traditionen mit Körpertechniken kombiniert).<br />

Neue Denkzirkeln entstehen und gehen den Grundlagen des<br />

Denkens nach (Wie müssen wir denken? Was sollen wir tun?).<br />

Der Zukunftsforscher Matthias Horx sieht in der Evolution von<br />

Wellness über Selfness hin zur Mindness letztlich das Ideal des<br />

autotelischen Individuums heranwachsen: den<br />

selbstverantworteten, selbstbewussten Menschen. Eine uralte<br />

Utopie, aber gleichzeitig eine der zentralen Motivkräfte der<br />

kommenden Wissensgesellschaft.<br />

3.2 Entwicklungen im Buchhandel<br />

Nach einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa landen<br />

einhundert bis dreihundert unangeforderte Manuskripte pro<br />

Monat auf den Schreibtischen der Lektoren. Aufgrund dieser<br />

Wiederentdeckung<br />

von Religion und<br />

Philosophie<br />

Neuro-Ökonomie<br />

Denkzirkel<br />

Ideal des<br />

autotelischen<br />

Individuums<br />

37


kaum zu bewältigenden Masse schicken die Verlage die<br />

meisten Texte auch sofort zurück. 22<br />

Anders bei Books on Demand (BoD). Hier können Autoren alles<br />

veröffentlichen, was in ihrer Schublade oder auf der Festplatte<br />

liegt. BoD-Geschäftsführer Hagenmüller zeigt sich überrascht:<br />

"Für jedes Buch gibt es einen Käufer, und gerade<br />

Nischenthemen haben oft einen beachtlichen Erfolg."<br />

Books on Demand (BoD) ist Marktführer in Europa. Alle BoD-<br />

Titel mit der Option Buchhandelsanschluss sind im gesamten<br />

deutschsprachigen Buchhandel und in mehr als 1.000 Internet-<br />

Buchshops erhältlich. BoD verfügt über 40.000 lieferbare Titel<br />

und einen Anteil an den jährlichen deutschen<br />

Neuerscheinungen von über drei Prozent. BoD geht nach<br />

folgendem Prinzip vor: Alle Bücher liegen digital auf dem Server<br />

und werden erst gedruckt, wenn sie ein Käufer bestellt.<br />

Seitdem BoD die Abwicklung der Buchveröffentlichungen über<br />

ein spezielles Online-Portal anbietet, ist eine Publikation<br />

inklusive ISBN und Buchhandelsvertrieb schon ab 39 Euro zu<br />

haben. Der Autor geht kein finanzielles Risiko ein und verdient<br />

im Durchschnitt 22 Prozent vom Ladenpreis. Bei derart<br />

niedrigen Kosten nutzen immer mehr Hobbyschreiber die<br />

Online-Services von BoD zur Kreation persönlicher<br />

Buchgeschenke wie Kochbücher oder Hochzeitszeitungen.<br />

Bislang wurden bereits rund 40.000 Titel über BoD publiziert,<br />

zwei BoD-Bücher gelangten im vergangenen Jahr auf<br />

Beststellerlisten und vielen AutorInnen gelang der Sprung in<br />

einen klassischen Verlag.<br />

3.3 Hörbücher<br />

In Deutschland buhlen derzeit rund 500 Hörbuchverlage mit<br />

insgesamt rund 16.000 Titeln um Käufer. Laut Experten werden<br />

allein auf dem deutschen Markt mit Hörbüchern derzeit rund<br />

300 Millionen Euro umgesetzt.<br />

Der Boom auf dem Hörbuch-Downloadmarkt setzt sich weiter<br />

fort. Getrieben von der technischen Entwicklung sowie der<br />

Verbreitung von MP3-Playern und dem stetig wachsenden<br />

Hörbuchangebot sollen Hörbuch-Downloads bis Ende des<br />

Jahres etwa zehn Prozent des gesamten Hörbuchmarktes<br />

ausmachen.<br />

22 vgl. Friederike Künzel: Mit Treuetests und Alltagswahnsinn in den<br />

Buchhandel – Chancen für Nachwuchsautoren. Presseaussendung Books<br />

on Demand GmbH, Norderstedt, 4. 10. 2007.<br />

Books on Demand<br />

immer mehr<br />

Hobby-AutorInnen<br />

deutscher<br />

Hörbuchmarkt:<br />

300 Mio. Euro<br />

Umsatz<br />

Hörbuch-<br />

Downloads<br />

machen 10 Prozent<br />

des<br />

Hörfunkmarktes<br />

aus<br />

38


Nach Angabe des Download-Portals audible.de<br />

(http://www.audible.de) wurde im vergangenen Jahr die<br />

magische Grenze von einer Million verkaufen Hörbuch-<br />

Downloads überschritten. Neben den technischen<br />

Voraussetzungen sei der Boom vor allem auf den Faktor Zeit<br />

zurückzuführen.<br />

„Hörbücher haben den Vorteil, dass sie in einer schnelllebigen<br />

Gesellschaft, in der die Menschen über immer weniger Zeit<br />

verfügen, auch ganz einfach nebenher konsumiert werden<br />

können. Gleichzeitig bringen sie verlorene Zeit, zum Beispiel<br />

jene, die man im Auto im Stau steht, zurück und machen sie<br />

sinnvoll nutzbar“, meint die Geschäftsführung von audible.de.<br />

Die Käuferschicht von Downloads unterscheidet sich von den<br />

klassischen CD-Hörbuch-Nutzern. Während Hörbuch-<br />

Downloads hauptsächlich von jungen Männern in beruflich<br />

gehobenen Positionen gekauft werden, greifen Frauen derzeit<br />

noch verstärkt zur CD. Die typische Zielgruppe liegt derzeit im<br />

Altersbereich zwischen 30 und 49 Jahren und kennzeichnet<br />

sich durch eine überdurchschnittlich hohe Bildung. 80 Prozent<br />

der Audible-Kunden verfügen über Abitur oder einen noch<br />

höheren Bildungsgrad.<br />

In Hinblick auf das Download-Angebot zeigen sich ebenfalls<br />

Entwicklungen, die sich vom herkömmlichen Buchhandel bzw.<br />

klassischen Hörbuchmarkt unterscheiden. So will audible.de in<br />

Hinkunft vermehrt ungekürzte Hörbücher auf den Markt bringen,<br />

denn CD-Hörbücher werden bislang meist nur als gekürzte<br />

Versionen angeboten, weil sie auf eine bestimmte Anzahl von<br />

CDs passen müssen.<br />

Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse wurde auch ein neues<br />

Projekt präsentiert: ein Serienthriller, an dem 15 verschiedene<br />

Bestsellerautoren, wie z.B. Star-Autor Jeffrey Deaver,<br />

mitgewirkt und je ein Kapitel geschrieben haben. Die Story<br />

wurde explizit für das Medium Hörbuch konzipiert und erscheint<br />

nicht als Buch.<br />

Die Download-Plattform bietet ihren Usern die Möglichkeit,<br />

Hörbücher einzeln oder via Abo zu kaufen. Generell sind die<br />

Downloads laut audible.de um rund 30 Prozent billiger als die<br />

klassischen CD-Versionen. Richtig spart man aber mit dem<br />

Audible Premium-Monatsabo für 14,95 Euro, das zwei<br />

Hörbücher nach Wahl beinhaltet, egal was diese regulär kosten.<br />

Mit der freien Auswahl aus 25.000 Hörbüchern, von denen<br />

einige auf CD mehr als 100 Euro kosten, sind Schnäppchen an<br />

der Tagesordnung. Auch in den USA läuft das Geschäft<br />

mehr als 1 Million<br />

Hörbuch-<br />

Downloads<br />

typische<br />

Zielgruppe:<br />

30- bis 49 Jahre,<br />

hohe Bildung<br />

39


prächtig: Im vergangenen Jahr machte die Muttergesellschaft<br />

audible.com in den USA rund 82 Mio. Dollar Umsatz mit seinem<br />

Hörbuch-Angebot. 23<br />

3.4 Der Markt der Sehbeeinträchtigten<br />

Aktuelle Daten über die Anzahl der Sehbeeinträchtigten gibt es<br />

derzeit kaum. Aus diesem Grund greifen wir auf eine<br />

Mikrozensusbefragung der Statistik Austria aus dem Jahr<br />

1995 24 zurück.<br />

3,1 Millionen Personen (das sind über 43 Prozent der<br />

Bevölkerung) weisen mindestens eine Sehbeeinträchtigung auf;<br />

allerdings stuften annähernd 87 Prozent davon (etwa 2,7 Mio.<br />

Personen) ihre Beeinträchtigung als durch Brille, Kontaktlinsen<br />

bzw. operativ „behoben“ ein. Demnach ergibt sich die Anzahl<br />

von 407.000 tatsächlich Sehbeeinträchtigten. 38 Prozent der<br />

Auskunftserteilenden gaben somit eine behobene, annähernd 6<br />

Prozent eine nicht behobene Sehbeeinträchtigung an.<br />

Die Masse der Betroffenen (mit behobener und nicht behobener<br />

Beeinträchtigung) entfällt auf Weit- bzw. Alterssichtigkeit<br />

(zusammen: 1,5 Mio. bzw. 21 % der Bevölkerung) sowie<br />

Kurzsichtigkeit (1,2 Mio. bzw. 18 %). Vier von zehn dieser<br />

Personen fallen in die Altersklasse „50 bis 69 Jahre“. Jeder<br />

zweite Weit- oder Alterssichtige findet sich in dieser Kategorie,<br />

hingegen nur etwa halb so viele der Kurzsichtigen. Zwei Drittel<br />

der Kurzsichtigen sind jünger als 50 Jahre.<br />

Für die rund 400.000 Sehbeeinträchtigten in Österreich ist es<br />

derzeit noch relativ schwierig, Geschriebenes oder Gedrucktes<br />

zu lesen. Die Masse der Bücher und Zeitschriften, aber ebenso<br />

Gebrauchsanweisungen, Rezepte und ähnliches sind in zu<br />

kleiner Schrift gehalten, womit diese Personengruppe von der<br />

Information größtenteils ausgeschlossen ist. In einer<br />

zunehmend alternden Gesellschaft werden auch die<br />

Beeinträchtigungen vermehrt auftreten. Der Markt wird nicht<br />

umhin können, auf diese Entwicklung entsprechend zu<br />

reagieren.<br />

Es gibt bislang erst wenige Bücher am Markt, welche auf<br />

Sehbeeinträchtigte – wohlgemerkt: nicht Blinde! – Rücksicht<br />

nehmen und den Inhalt mit größeren Buchstaben und<br />

Übersichten widergeben.<br />

23 Zettel, Claudia: Hörbuch-Downloads schenken Nutzern Zeit. Marktführer<br />

audible.com will Nähe zu Konsumenten stärken. München, pte/09.10.2007.<br />

24 Statistik Austria: Personen mit körperlichen Beeinträchtigungen.<br />

Ergebnisse des Mikrozensus Juni 1995. In: Beiträge zur österreichischen<br />

Statistik, Heft 1.276.<br />

In Österreich gibt<br />

es über 400.000<br />

Sehbeeinträchtigte<br />

Chancen für den<br />

Markt<br />

40


Im Juni 2007 stellte LG Electronics das weltweit erste<br />

Mobiltelefon vor, welches Bücher für Menschen mit<br />

Sehbeeinträchtigung lesen kann. 25 Das LF1300 ist nur für<br />

Menschen mit Sehbeeinträchtigung und Menschen mit Dyslexie<br />

verfügbar. Eine Regierungsbescheinigung soll an den<br />

Verkaufsstellen von LG Telecom für den Kauf vorgelegt<br />

werden.<br />

Ungefähr 300 Audiobücher können von der Internet-Seite der<br />

LG Sangam Bibliothek (www.lg.or.kr) downgeloaded werden.<br />

Es gibt zwei Downloadmöglichkeiten für Benutzer: eine<br />

Möglichkeit ist ein Besuch der Webseite mit einem Computer,<br />

der speziell für blinde Menschen designed wurde und der<br />

Transfer auf den Apparat. Die zweite Möglichkeit ist die direkte<br />

Anwahl der Seite mit dem Handy mittels WAP, unter<br />

Verwendung eines Hot-Keys auf dem LF1300 Apparat. Beide<br />

Methoden sind kostenlos.<br />

Mit „Booktouch“ 26 wurde in Großbritannien ein Projekt für blinde<br />

und sehbeeinträchtigte Kleinkinder gestartet. Ein kostenloses<br />

Lesestart-Paket enthält spezielle Bücher zum Angreifen und<br />

Fühlen, einen Ratgeber für das Lesen mit blinden und<br />

sehbeeinträchtigten Kindern, eine Liste empfehlenswerter<br />

Bücher sowie ein Prospekt mit hilfreichen Serviceangeboten.<br />

3.5 Einflüsse des Internets 27<br />

Der beschleunigte technologische Wandel des 21.<br />

Jahrhunderts hat das Lesen in seinen Sog gezogen und bringt<br />

Veränderungen mit sich, deren Ausmaße sicherlich erst im<br />

Laufe der Zeit sichtbar werden. Es wird bereits davon<br />

gesprochen, dass das Buch sein einst so sicheres Monopol<br />

verloren hat und sich in die Reihe der neuen Medien wie<br />

Fernseher und vor allem dem Internet einordnen muss. Es kann<br />

jedoch noch nicht hinlänglich behauptet werden, ob die neuen<br />

Medien in bloßer Konkurrenz oder als Ergänzung im<br />

„Rahmenprogramm“ Lesen in Erscheinung treten.<br />

Vor allem junge Menschen, die von Geburt an in einer Flut von<br />

multivalenten Signalen aus vielfältigsten Informationsquellen<br />

leben, nutzen das breite "stand-by" Medienangebot, das<br />

unbegrenzten, jederzeit abrufbaren, beliebig wiederholbaren<br />

25<br />

vgl. The Korea Times: A Mobile Phone that can read books for people with<br />

a visual disability. 2007-06-28.<br />

26<br />

vgl. http://www.bookstart.co.uk/Parents-and-carers/Packs/Parents-<br />

Booktouch, downloaded 2007-12-27.<br />

27<br />

vgl. Alberti, Maike: Lesen im Wandel der Multimediageneration. Einflüsse<br />

des Internets auf Leseverhalten und Lesekompetenz. Staatsexamensarbeit,<br />

November 2005, Georg-August-Universität Göttingen, Deutschland.<br />

neue<br />

Technologien<br />

Projekt<br />

„Booktouch“<br />

neue Medien:<br />

Konkurrenz oder<br />

Ergänzung ?<br />

41


und orts- und zeitungebundenen Zugang zu Informationen und<br />

wechselseitiger Kommunikation z.B. via Internet ermöglicht.<br />

Es wird nicht ausbleiben, dass sich Leseverhalten, Leseumwelt<br />

und Textsorten entscheidend wandeln und man schließlich<br />

auch die Ansprüche ans Lesen neu definieren muss. Es ist vor<br />

allem das Internet, welches mit seiner Hypertextstruktur und<br />

den zahlreichen Verlinkungen sowie mulitmedialen Angeboten<br />

neue kognitive Lesefähigkeiten erfordert. Durch den Einsatz<br />

von Emails – kaum jemand kann sich dieser Möglichkeit heute<br />

entziehen – wird auch der Bereich der sozialen Handlungs- und<br />

Kommunikationsfähigkeit erweitert. Immer mehr wird heute der<br />

multimediale Leser gefragt, der Leser, welche seine<br />

Informationen aus verschiedenen Medienquellen<br />

zusammenträgt.<br />

Das Internet<br />

erfordert neue<br />

kognitive<br />

Lesefähigkeiten<br />

42


4 LESEN IN ÖSTERREICH<br />

4.1 Umfragen des Instituts für<br />

Freizeitforschung – Ergebnisse 2007 28<br />

Das Institut für Freizeit- und Tourismusforschung veröffentlicht<br />

in regelmässigen Abständen die Untersuchungsergebnisse<br />

über die Freizeitaktivitäten der ÖsterreicherInnen. Gemäß der<br />

letzten Umfrage kommt für rund 15 Prozent der Befragten die<br />

Freizeitaktivität „Buch lesen“ nie in Frage. 2005/2006 waren es<br />

sogar noch 17 Prozent.<br />

Abbildung 1: Freizeitaktivitäten d. ÖsterreicherInnen<br />

Quelle:<br />

Institut für Freizeitforschung, http://www.freizeitforschung.at/, downloaded 2007-12-27<br />

Die OberösterreicherInnen liegen bei den meisten<br />

Freizeitaktivitäten im gesamtösterreichischen Trend.<br />

Die OberösterreicherInnen spielen (wie KärntnerInnen und<br />

TirolerInnen) mehr mit Kindern (58% / Österreich gesamt: 49%),<br />

sie beschäftigen sich wie die NiederösterreicherInnen<br />

überdurchschnittlich regelmäßig mit Tieren (58% / 52%) und sie<br />

widmen dem Faulenzen und Nichtstun (gleich hinter den<br />

KärtnerInnen) überdurchschnittlich viel Zeit bei ihrer<br />

Freizeitgestaltung (73% / 66%).<br />

28 vgl. Institut für Freizeit- und Tourismusforschung.<br />

http://www.freizeitforschung.at, downloaded 2007-12-27.<br />

15 Prozent<br />

lesen in ihrer<br />

Freizeit nie ein<br />

Buch<br />

43


Die OberösterreicherInnen berichten weniger oft von<br />

persönlicher Weiterbildung als Freizeitbeschäftigung (21% /<br />

26%) und liegen hiermit zusammen mit den VorarlbergerInnen<br />

an letzter Stelle.<br />

Abbildung 2: Die Top-10-Freizeitaktivitäten der OberösterreicherInnen<br />

Quelle:<br />

Institut für Freizeitforschung, http://www.freizeitforschung.at/, downloaded 2007-12-27<br />

Bei den Top 10 zeigen sie nur wenige Unterschiede zum<br />

österreichischen Gesamtranking: Sie bevorzugen Zeitungen /<br />

Zeitschriften / Illustrierte lesen gegenüber Radio hören und<br />

„sich in Ruhe zu pflegen“ ist wichtiger als mit dem Handy zu<br />

telefonieren.<br />

4.2 Lesen in Oberösterreich<br />

4.2.1 Die Lesegewohnheiten der Ober-<br />

österreicherInnen – Ergebnisse der<br />

market-Umfrage 2005 29<br />

Als Teil zu der 2005 gestarteten Leseinitiative wurde eine<br />

Umfrage in Auftrag gegeben. Zwischen 3. und 15. Juni 2005<br />

wurden im Auftrag des Landes Oberösterreicherinnen und<br />

29 Landeskorrespondenz/Presseinformation: Die Lesegewohnheiten der<br />

Oberösterreicher/innen – Ergebnisse einer repräsentativen market-Umfrage.<br />

14. 7. 2005.<br />

44


Oberösterreicher über ihre Einstellung zum Lesen befragt. Die<br />

Studie wurde vom market-Institut durchgeführt. Befragt wurden<br />

589 Oberösterreicher/innen. Das Ergebnis ist repräsentativ für<br />

die Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren.<br />

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:<br />

Die Hälfte der Oberösterreicher/innen lesen viel in ihrer Freizeit.<br />

Das Interesse am Lesen wird besonders von der Familie<br />

geweckt.<br />

Vorlesen in der Familie hat einen hohen Stellenwert. Die<br />

Oberösterreicher/innen sind überzeugt, dass Vorlesen eine<br />

wichtige Rolle für das spätere Leseverhalten spielt.<br />

Die Oberösterreicher/innen sind mit den Bibliotheken rundum<br />

zufrieden. Das Angebot an Bibliotheken insgesamt, die Qualität<br />

ihrer Arbeit und die Bücherauswahl in den Bibliotheken werden<br />

positiv hervorgehoben.<br />

Ein Fünftel der oberösterreichischen Bevölkerung sind<br />

"Intensiv-Leser", immerhin jede zweite Person in Oberösterreich<br />

liest nach eigenen Aussagen "sehr viel" oder "eher viel" in der<br />

Freizeit.<br />

Allerdings sind Frauen in punkto lesen etwas fleißiger als<br />

Männer, knapp zwei Drittel der Oberösterreicherinnen (59 %)<br />

stufen sich bei den Viel-Lesern ein, bei den Männern liegt<br />

dieser Anteil bei rund 40 Prozent. Auch bezüglich Ausbildung<br />

zeigen sich Unterschiede: Personen mit einer höheren<br />

Ausbildung greifen öfter zu einem Buch oder anderem Lesestoff<br />

als Personen mit weniger Ausbildung.<br />

Wird weniger gelesen, gibt es ganz einfache Gründe dafür - vor<br />

allem der Zeitmangel hält vom Lesen ab, besonders in der<br />

Altersgruppe der 30- bis 49jährigen. Auch das fehlende<br />

Interesse wird angeführt, vor allem für die jüngeren<br />

Oberösterreicher/innen ist dies der Grund, warum wenig bzw.<br />

gar nicht gelesen wird.<br />

Ausschlaggebend für das Interesse am Lesen ist besonders die<br />

Familie, aber auch Freundinnen und Freude und<br />

Buchhandlungen bewegen zum Lesen. Allerdings gibt es hier je<br />

nach Altersgruppe Unterschiede: Oberösterreicher/innen bis 29<br />

Jahre lassen sich vor allem von Freundinnen und Freunden,<br />

Medien und Werbung zum Lesen motivieren, ab 50 Jahren ist<br />

vor allem die Familie der Grund, zu einem Buch zu greifen.<br />

Bei der oberösterreichischen Bevölkerung hat das Vorlesen in<br />

der Familie einen sehr hohen Stellenwert: Für mehr als die<br />

Vorlesen prägt<br />

späteres<br />

Leseverhalten<br />

Frauen lesen<br />

deutlich<br />

fleißiger als<br />

Männer,<br />

ebenso<br />

Höhergebildete<br />

Zeitmangel<br />

Familie und<br />

Freunde<br />

motivieren zum<br />

Lesen<br />

45


Hälfte ist Vorlesen sehr wichtig, einem Drittel ist es zumindest<br />

wichtig, dass in der Familie vorgelesen wird. Besonders Frauen<br />

messen dieser Beschäftigung sehr viel Bedeutung bei, aber<br />

auch für drei Viertel der Väter ist es wichtig, dass in der Familie<br />

vorgelesen wird.<br />

Zwei Drittel der Befragten haben Kinder; jene Personen, die<br />

ihren Kindern vorlesen, tun dies regelmäßig: Drei Viertel lesen<br />

ihren Kindern mindestens mehrmals pro Woche vor - besonders<br />

intensiv ist dabei das Vorleseverhalten bei Kindern bis 5<br />

Jahren. Selbes gilt auch für jene Eltern, deren Kinder schon aus<br />

dem Vorlese-Alter herausgewachsen sind - auch sie haben<br />

früher mehrheitlich mehrere Male pro Woche vorgelesen.<br />

Insgesamt 79 % der Befragten sind außerdem der Meinung,<br />

dass Vorlesen für das spätere eigene Leseverhalten eine sehr<br />

große bzw. große Rolle spielt.<br />

Geht es um die Entscheidung Buchkauf oder ausleihen, sind<br />

die Oberösterreicher klar für den Kauf. Wobei der Buchkauf<br />

über das Internet für die Oberösterreicher/innen noch kein<br />

Thema ist: 83 % geben an, noch nie ein Buch über das Internet<br />

gekauft zu haben.<br />

Nur ein Fünftel der Befragten borgt sich Bücher von anderen<br />

oder von Bibliotheken - allerdings ist dieser Anteil in der<br />

Landeshauptstadt etwas höher, hier nutzen knapp ein Viertel<br />

das Angebot der Bibliotheken.<br />

Bibliotheken werden von den Oberösterreichern seltener<br />

besucht als Buchhandlungen, die Bibliotheksbesucher leihen<br />

sich aber öfter Bücher aus, als Buchhandlungskunden kaufen.<br />

Ein Drittel der Bibliotheksbesucher leiht sich mindestens einmal<br />

monatlich ein Buch, zwei Drittel borgen sich zumindest<br />

halbjährlich ein oder mehr Bücher aus. In der Bibliothek<br />

entscheiden noch mehr Kunden spontan als im Buchhandel -<br />

zwei Drittel der Besucher wissen vorher noch nicht, welche<br />

Bücher sie sich ausleihen werden. Unter den Bibliotheken wird<br />

besonders in der Gemeindebibliothek gerne ausgeliehen,<br />

ansonsten sind auch die Freunde ein häufig genutzter<br />

Buchverleih.<br />

Mit ihren Kindern (unter 14 Jahre) gehen die Oberösterreicher<br />

sehr gerne in Bibliotheken: Zwei Drittel der Eltern besuchen<br />

zumindest manchmal eine Bibliothek mit ihren Kindern,<br />

besonders groß ist dieser Anteil bei den Eltern zwischen 30 und<br />

49 Jahren. Sehr deutlich ist auch der Zusammenhang mit dem<br />

Haushaltseinkommen. Zwei Drittel der Befragten mit einem<br />

besondere<br />

Bedeutung des<br />

Vorlesens bei<br />

Familie mit Kindern<br />

lieber kaufen als<br />

ausleihen<br />

Haushalte mit<br />

geringem<br />

Einkommen und<br />

mit Kindern<br />

besuchen häufiger<br />

die Bibliothek<br />

46


Haushaltseinkommen bis 900 Euro besuchen mit den Kindern<br />

"sehr oft" eine Bibliothek.<br />

Mit den Bibliotheken sind die Kunden durchaus zufrieden,<br />

besonders die Möglichkeiten zur Verlängerung der Entlehnung<br />

(82 % sehr zufrieden oder zufrieden) und die Auswahl der<br />

Bücher können begeistern (83 % sehr zufrieden oder<br />

zufrieden). Aber auch Entlehnungsgebühr und Beratung sind<br />

für drei Viertel der Bibliotheksbesucher zufrieden stellend. Nur<br />

bei den Öffnungszeiten würde man sich etwas mehr Flexibilität<br />

wünschen.<br />

Auch mit dem Angebot an Bibliotheken sind die<br />

Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher durchaus<br />

zufrieden - sieben von zehn Personen bewerten die Anzahl der<br />

Bibliotheken als ausreichend, nur 8 Prozent haben noch mehr<br />

Bedarf.<br />

Die Maßnahmen und Förderungen des Landes Oberösterreich<br />

sind bei der Bevölkerung durchaus bekannt; gut die Hälfte der<br />

Bürgerinnen und Bürger kennen die Buchspenden für<br />

Bibliotheken in Schulen, Kindergärten und Horten und<br />

Lesungen von Autorinnen und Autoren sowie die<br />

Berichterstattung über neue Bücher.<br />

Für eine verstärkte Förderung des Leseverhaltens sind aus<br />

Sicht der Bevölkerung vor allem Lesekampagnen in Schulen<br />

und Kindergärten sehr sinnvoll (61 %), aber auch die<br />

Erweiterung von Schulbibliotheken (53 %) und die<br />

Veranstaltung von Kinderliteraturtagen (38 %)würde auf<br />

Zuspruch stoßen. Als Zielgruppe definiert die<br />

oberösterreichische Bevölkerung damit vor allem die Jugend.<br />

Abbildung 3: Lesen in der Freizeit 2005<br />

mehr Flexibilität<br />

bei<br />

Öffnungszeiten<br />

der Bibliotheken<br />

gewünscht<br />

47


4.2.2 Die „Leseoffensive“ des Landes<br />

Oberösterreich<br />

Im Jahr 2005 wurde auf Initivative von Landeshauptmann Dr.<br />

Josef Pühringer die „Leseoffensive“ des Landes Oberösterreich<br />

gestartet. Ziel war es, Kinder und Jugendliche zum Lesen zu<br />

animieren. Im Zuge dieser Leseoffensive wurden auch neue<br />

Initiativen gestartet.<br />

So wurde in der Edition „Die Rampe“ – eine seit 30 Jahren vom<br />

Land Oberösterreich herausgegebene Literaturzeitschrift – ein<br />

Kinderprojekt gestartet: eine Ausgabe der Rampe für junges<br />

Publikum – verantwortet von Kindern.<br />

Das Lesekompetenzzentrum Wels richtete ein „Lesemobil“ ein<br />

– ein Bus, welcher auf Bestellung in die Schule kommt und alles<br />

beinhaltet, was Lesen umfasst: Leseparcours, Buchausstellung<br />

und Vermittlungsperson.<br />

Im Rahmen eines weiteren Projekts der Leseoffensive<br />

besuchen Volksschulkinder Kindergartenkinder und lesen<br />

diesen vor.<br />

4.2.3 Der Linzer Wissensturm<br />

Der im Herbst 2007 eröffnete Linzer Wissensturm beherbergt<br />

neben der größten Volkshochschule Österreichs und einer<br />

Medienwerkstatt auch die Linzer Stadtbibliothek. Hier findet<br />

man ein Angebot von rund 250.000 Medien aus allen<br />

Wissensgebieten. Neben Büchern sind hier auch Zeitungen,<br />

Zeitschriften, Spiele, Videos, CDs, CD-ROMs, DVDs, Noten<br />

und Kassetten erhältlich. Im Designerstuhl, am Video-Screen<br />

oder am Internet-PC kann vor Ort alles sofort ausprobiert<br />

werden. Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren sind Bücher<br />

und Zeitschriften gratis.<br />

Im zweiten Stock ist derzeit probeweise auch ein<br />

Kinderbetreuungsbereich vorhanden. Die Betreuung gilt für<br />

Kundinnen von Volkshochschule, Stadtbibliothek und<br />

Medienwerkstatt für die Dauer ihres Aufenthalts im<br />

Wissensturm. An Samstagen wird die Bibliothek als reine<br />

Selbstbedienungsbibliothek geführt.<br />

4.2.4 Das Linzer Stifterhaus<br />

Das Linzer Stifterhaus versteht sich als Heimstätte der<br />

oberösterreichischen Literatur. Im Rahmen der „nexttext-Reihe“<br />

versucht das Stifterhaus auch speziell junges Publikum<br />

anzusprechen. So wurden im letzten Jahr ein „Petry Slam“, ein<br />

Schreib-Workshop mit Franzobel, die „brechREIZ“-Gala und ein<br />

„Sommerfest“ der jungen Literatur mit durchwegs gutem<br />

Kinderausgabe<br />

der Literatur-<br />

Zeitschrift „Die<br />

Rampe“<br />

Lesemobil<br />

Vorzeigeprojekt<br />

Linzer<br />

Stadtbibliothek<br />

nexttext-Reihe<br />

48


Besuch durchgeführt. Bei „Tage der Ansteckung“ (mit Literatur)<br />

erkundeten Jugendliche 72 Stunden lang die Möglichkeiten und<br />

Besonderheiten des Stifterhauses.<br />

Im April 2007 fand zum ersten Mal die Jugendinitiative<br />

„Paravent“ statt. Das derzeit aus sieben Personen bestehende<br />

Jugendkuratorium gestaltete die Galerie im Stifterhaus zu<br />

einem Wohnzimmer mit Blumentöpfen, Couch und Teddybär<br />

um. In dieser Atmosphärekönnen alle, die dies wollen, ihre<br />

Lieblingstexte vorlesen – ohne dass dies beurteilt oder gar<br />

bewertet wird.<br />

Zwischen 25. und 27. September 2007 wurden Volksschüler zur<br />

„Entdeckungsreise Literatur“ eingeladen. Es war dies eine<br />

spielerische Erkundungstour durch die Aufgabenfelder und<br />

Tätigkeitsbereiche des Stifterhauses.<br />

Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen erfreute sich die<br />

Ausstellung zur Kinderliteratur „KLONK“ großer Beliebtheit.<br />

4.2.5 LITERAtur am Fluss<br />

Die Internationale Buchmesse LITERA etablierte in Linz eine<br />

neue literarische Veranstaltungsreihe unter dem Titel<br />

LITERATUR AM FLUSS. Mit dieser Reihe will die LITERA in<br />

der Stadt Linz und auf der an ihr vorbei fließenden Lebensader<br />

Donau einen literarischen Fixpunkt in Österreich schaffen, der<br />

große Persönlichkeiten der Literatur, des Literaturschaffens und<br />

der Literaturkritik in einem besonderen Rahmen versammelt.<br />

Die in etwa monatlich stattfindenden Lesungen sowie<br />

Literaturgespräche finden im Decksalon des Donauschiffs MFS<br />

Kaiserin Elisabeth der Donau Touristik GmbH statt.<br />

4.2.6 Die Litera 08 – Buchmesse<br />

Vom 23. bis 27. April 2008 ist in Linz die Buchmesse „Litera 08“<br />

geplant. Der Organisator Berthold Greif fokussiert dabei vier<br />

Themen: Alphabetisierung, Leseunlust und –schwächen,<br />

Bibliothekswesen und Autorenförderung. Namhafte<br />

Großverlage werden dabei präsent sein, u. a. dtv, Residenz,<br />

Eichborn, Molden, Freytag & Berndt und Stiefel.<br />

Auf der LITERA ist sowohl der freie Verkauf in den Ständen als<br />

auch die Einrichtung von zwei großen Messebuchhandlungen<br />

vorgesehen. An insgesamt sieben Lesepoints und –bühnen<br />

werden Büchtische betrieben, um die bei den Lesungen<br />

vorgestellten Bücher zum Verkauf bereitzuhalten.<br />

Tage der<br />

Ansteckung<br />

Jugendinitiative<br />

„Paravent“<br />

Entdeckungsreise<br />

Literatur<br />

Lesungen im Salon<br />

des Donauschiffes<br />

Fokus:<br />

Alphabetisierung,<br />

Leseunlust und –<br />

schwächen,<br />

Bibliothekswesen,<br />

Autorenförderung<br />

49


5 BEST-PRACTICE-BEISPIELE<br />

5.1 Best Practice-Beispiele von<br />

Bibliotheken<br />

5.1.1 Erfolgsfaktor Kooperation 30<br />

Öffentliche Bibliotheken sind in der Regel die am stärksten<br />

frequentierte Kultur- und Bildungseinrichtung einer Gemeinde.<br />

Somit sind sie auch ein wichtiger Baustein in der<br />

Wissensgesellschaft. Als Partner bietet sich die natürliche<br />

Schnittstelle von Eltern, Kindergärten, Kindertagesstätten,<br />

Schulen und Volkshochschulen an. Um einen optimalen Nutzen<br />

für den Kunden zu erzielen, muss Kooperation jedoch geplant,<br />

gestaltet und in ihrer Wirkung gemessen werden.<br />

Im Jahr 1995 startete die Bertelsmann Stiftung das Projekt<br />

"Öffentliche Bibliothek und Schule - neue Formen der<br />

Partnerschaft" gemeinsam mit sechs bundesdeutschen<br />

Mittelstädten. Ziel war es, vorhandene Methoden im Vergleich<br />

zu erproben und neue Wege mit einem positiven Einfluss auf<br />

das Leseverhalten und die Mediennutzung der jungen<br />

Zielgruppe zu gehen. Bücherkisten, erlebnisorientierte<br />

Klassenführungen, Unterrichtsstunden in der Bibliothek und<br />

Medienpräsentationen im Unterricht wurden mit weiteren<br />

Aktivitäten wie Aktionstagen und Lesenächten zu einem<br />

Spiralcurriculum für das Lesen gebündelt. Im Ergebnis stieg die<br />

Gesamtausleihe der Projektbibliotheken nach fünf Jahren um<br />

ein Drittel, die Zahl der jugendlichen Kunden um 73 Prozent.<br />

Aufgrund der ermutigenden Ergebnisse des Projekts suchte<br />

das Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen die Zusammenarbeit mit der<br />

Bertelsmann Stiftung: Anfang des Jahres 2002 wurde nur drei<br />

Monate nach dem "PISA-Schock" das Projekt "Medienpartner<br />

Bibliothek und Schule - Lese- und Informationskompetenz<br />

NRW" gemeinsam begonnen. Ziel war neben der inhaltlichen<br />

Erweiterung auf Informationskompetenz auch die Verbreitung<br />

der im Vorprojekt genutzten erfolgreichen Methoden. 38 Städte<br />

aus Nordrhein-Westfalen nahmen von 2002 bis 2005 an der<br />

erfolgreichen Initiative teil.<br />

2002 gründeten der Deutsche Bibliotheksverband und die<br />

Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit 70 deutschen öffentlichen<br />

30 vgl. http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F28-<br />

F7EFFB8E/bst/hs.xsl/338_34531.htm, downloaded 2007-12-27.<br />

Bibliotheken<br />

als wichtiger<br />

Baustein der<br />

Wissensgesellschaft<br />

Projekt<br />

„Öffentliche<br />

Bibliothek und<br />

Schule – neue<br />

Formen der<br />

Partnerschaft<br />

Projekt<br />

„Medienpartner<br />

Bibliothek und<br />

Schule – Lese-<br />

und<br />

Informations-<br />

Kompetenz<br />

NRW“<br />

50


Bibliotheken die Deutsche Internetbibliothek. Bis zum<br />

Projektende im Herbst 2004 wurden mehr als 5000<br />

Internetquellen zu 20 Themen und zahlreichen weiteren<br />

Unterthemen erfasst, bewertet und in die gemeinsam mit der<br />

Firma SISIS Informationssysteme aufgebaute Datenbank<br />

eingespeist. Hinzu kam der kooperative Auskunftsservice, der<br />

pro Monat durchschnittlich 90 Kundenfragen zu einem breiten<br />

Spektrum von Themen bearbeiten konnte. Nach diesen ersten<br />

Erfolgen konnte die Internetbibliothek Ende des Jahres 2004<br />

wie geplant an den Projektpartner Deutscher<br />

Bibliotheksverband übergeben werden.<br />

Um die Vorteile einer Kooperation von Volkshochschulen und<br />

städtischen Bibliotheken aufzuzeigen, führten die Solon<br />

Management GmbH und die Bertelsmann Stiftung gemeinsam<br />

mit der Stadt Gütersloh die Machbarkeitsstudie "Information<br />

und Lernen in Gütersloh" 31 durch, welche bundesweite<br />

Beachtung fand.<br />

5.1.2 Investition in Menschen 32<br />

- Effektive Fortbildung<br />

Bibliotheken als öffentliche Institutionen sehen sich vor die<br />

Aufgabe gestellt, den Anforderungen der Bürger nach<br />

zeitgemäßen Wegen zu Informationen und Wissen laufend<br />

nachkommen zu müssen. Aufgrund des gesellschaftlichen<br />

Wandels – insbesondere der rasanten Entwicklung im<br />

Medienmarkt – ist stets Erneuerung, Verbesserung, eine<br />

Erweiterung der Angebote und kontinuierliche<br />

Weiterentwicklung der MitarbeiterInnen angesagt. Insbesondere<br />

Führungskräfte sind gefordert, neben den fachlichen und<br />

personellen Fähigkeiten in zunehmendem Maße Visionen für<br />

die Zukunft ihrer Bibliotheken zu entwickeln - und dabei<br />

gleichzeitig mit knappen Budgets zu haushalten.<br />

In einer Kooperation der Bertelsmann Stiftung mit dem<br />

Berufsverband BIB wurden Managementseminare für<br />

Führungskräfte an öffentlichen Bibliotheken durchgeführt. Dabei<br />

ging es auch um eine persönliche Bestandsaufnahme und<br />

Zielbestimmung für den eigenen Berufsweg sowie auch um den<br />

Aufbau von Kontakten innerhalb einer jungen Generation von<br />

Führungskräften. Die Absolventen wurden in ihrer weiteren<br />

Entwicklung begleitet: Viele von ihnen sind heute in<br />

Führungspositionen von Bibliotheken, Fachstellen und<br />

Verbänden.<br />

31<br />

vgl. Solon: Machbarkeitsstudie “Information und Lernen in Gütersloh“ –<br />

<strong>Endbericht</strong>, 1. September 2002.<br />

32<br />

vgl. http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F28-<br />

F7EFFB8E/bst/hs.xsl/11844.htm, downloaded 2007-12-27.<br />

Deutsche<br />

Internetbibliothek<br />

Machbarkeitsstudie„Information<br />

und Lernen in<br />

Gütersloh“<br />

Management-<br />

seminare für<br />

Führungskräfte an<br />

öffentlichen<br />

Bibliotheken<br />

51


Um erfolgreiche Bibliotheksarbeit aus anderen Ländern<br />

gewinnbringend nach Deutschland übertragen zu können,<br />

wurde das "Internationale Bibliotheksstipendium" gemeinsam<br />

mit „Bibliothek & Information International“ entwickelt. Das<br />

Stipendium ermöglichte in zwei Projektzyklen jeweils vier<br />

Führungskräften aus Bibliotheken Recherchen in führenden<br />

internationalen Bibliotheken und die anschließende<br />

Implementierung in ihrer eigenen Bibliothek. Auf diese Weise<br />

fanden unter anderem innovative Konzepte aus London ("Idea<br />

Stores"), Las Vegas ("Nach dem Berufsleben"), Christchurch<br />

("Personalentwicklung"), USA ("Teaching Libraries") und New<br />

York ("Bibliotheksangebote für Migranten") einen schnellen und<br />

effizienten Transfer in deutsche Bibliotheken.<br />

Ein modellhaftes und praxisorientiertes Angebot für die Aus-<br />

und Fortbildung von Bibliothekaren wurde mit dem Projekt<br />

„bibweb – Lernforum für Bibliotheken“ von der Bertelsmann-<br />

Stiftung gemeinsam mit der ekz.bibliotheksservice GmbH<br />

entwickelt. "bibweb" bietet Online-Kurse an zu Themen wie<br />

Internet, Kundenorientierung, Jugendbibliotheksarbeit oder zur<br />

frühkindlichen Sprach- und Leseförderung. Seit dem Start im<br />

Jahr 2000 haben sich über 5000 Bibliotheksmitarbeiter zu<br />

einem "bibweb-Kurs" angemeldet. Das Projekt wurde 2005 an<br />

die ekz.bibliotheksservice GmbH übergeben.<br />

5.1.3 Wettbewerb als Chance:<br />

BIX - der Bibliotheksindex 33<br />

Die zahlreichen Betriebsvergleiche der Bertelsmann Stiftung in<br />

kommunalen Einrichtungen haben eine lange Tradition. Ein<br />

erstes Projekt dieser Art war der "Betriebsvergleich an<br />

Öffentlichen Bibliotheken", der in der Zeit von 1992 bis 1996 mit<br />

18 Bibliotheken unterschiedlicher Größe und aus<br />

verschiedenen Bundesländern durchgeführt wurde.<br />

Getestet wurden zahlreiche Kennzahlen und es entstand ein<br />

Berichtswesen, das auch in späteren Projekten der<br />

Bertelsmann Stiftung eingesetzt wurde. 1997 wurde ein<br />

Nachfolgeprojekt gemeinsam mit den Staatlichen Fachstellen,<br />

die als Behörden der Bundesländer mit der<br />

Bibliotheksentwicklung beauftragt sind, durchgeführt. In zwölf<br />

Vergleichsringen beteiligten sich bundesweit 78 Bibliotheken an<br />

diesem interkommunalen Vergleich zur Standortbestimmung<br />

und Weiterentwicklung von Angeboten.<br />

Im Jahre 1999 wurde schließlich mit der Entwicklung des BIX<br />

begonnen. In Kooperation mit dem Deutschen<br />

33 vgl. http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F28-<br />

F7EFFB8E/bst/hs.xsl/11843.htm, downloaded 2007-12-27.<br />

Internationales<br />

Bibliotheks-<br />

stipendium<br />

Projekt „bibweb –<br />

Lernforum für<br />

Bibliotheken<br />

Betriebsvergleich<br />

an öffentlichen<br />

Bibliotheken<br />

BIX – der<br />

Bibliotheksindex<br />

52


Bibliotheksverband DBV und methodisch begleitet durch infas<br />

(Institut für angewandte Sozialforschung) wurde ein<br />

Indexsystem mit dem Ziel entwickelt, Bibliotheksleistungen sehr<br />

überschaubar und gleichzeitig aussagekräftig abzubilden.<br />

Neben der Standortbestimmung und der Stärken- und<br />

Schwächenanalyse zur Verbesserung der Angebote nutzen die<br />

Bibliotheken den BIX zunehmend für ihr Marketing. Ranking-<br />

Ergebnisse wie die des BIX können dabei sowohl für die interne<br />

als auch für die externe Kommunikation eingesetzt werden -<br />

und dies unabhängig vom positiven oder negativen<br />

Abschneiden.<br />

Es hat sich gezeigt, dass die freiwillige Beteiligung an einem<br />

Ranking bzw. Benchmarking grundsätzlich positiv besetzt ist<br />

und ein modernes und selbstkritisches Image transportiert. Das<br />

Image von Bibliotheken zu verbessern gelingt dann, wenn<br />

zielgruppenorientiert kommuniziert wird - in Richtung Kunden,<br />

Mitarbeiterinnen, Träger und politische Gremien. Der BIX wurde<br />

im Sommer 2005 plangemäß an den Deutschen<br />

Bibliotheksverband übergeben. Unter Federführung des<br />

Kompetenznetzwerks Bibliotheken (KNB) sowie weiteren<br />

Partnern wie dem Hochschulbibliothekszentrum in Köln (hbz),<br />

der Zeitschrift B.I.T.online und infas wird der BIX weiter geführt.<br />

5.1.4 Erfolgsfaktoren für das<br />

Bibliothekswesen 34<br />

In einer internationalen Best-Practice-Recherche wurde das<br />

Bibliothekswesen in fünf Ländern, und zwar Großbritannien,<br />

Dänemark, USA, Singapur und Finnland, analysiert. Alle diese<br />

Länder zeigen sehr interessante Ansätze und Erfolge nationaler<br />

Bibliotheksplanung. Sie zeichnen sich durch ein großes<br />

staatliches Engagement im Bibliotheksbereich und eine in der<br />

Gesellschaft fest verankerte Stellung der Bibliotheken aus.<br />

Zudem genießen die Bibliothekssysteme dieser Länder ein<br />

international hohes Ansehen und gelten in vielerlei Hinsicht als<br />

Vorreiter der modernen Bibliotheksentwicklung. Die wichtigsten<br />

Ergebnisse werden hier kurz angeführt:<br />

Das Beispiel Großbritannien zeigt, dass Verbände und<br />

nationale Institutionen das Engagement einer Regierung für das<br />

Bibliothekswesen erfolgreich vorantreiben können. Diese<br />

Lobby-Arbeit wird etwa betrieben durch Stellungnahmen,<br />

Kampagnen und Preisverleihungen.<br />

34 vgl. Bibliothek 2007 – Internationale Best-Practice-Recherchen.<br />

http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-0A000F28-<br />

F7EFFB8E/bst/xcms_bst_dms_11109__2.pdf, downloaded 2007-12-27.<br />

Analyse des<br />

Bibliothekswesens<br />

in<br />

Großbritannien,<br />

Dänemark,<br />

USA, Singapur<br />

und Finnland<br />

Lobby-Arbeit<br />

53


Amerikanische Bibliotheken verstehen sich seit jeher als<br />

Pioniere einer freiheitlichen Staatsidee, nach der nur ein<br />

gebildeter und gut informierter Bürger in angemessener Weise<br />

an der Bürgergesellschaft partizipieren kann. Der Verweis auf<br />

freedom of information« ist überall ein wichtiger Bestandteil der<br />

Selbstdarstellung. In Großbritannien und Dänemark wird die<br />

»digitale Spaltung« der Bevölkerung nicht zuletzt durch<br />

Modernisierung der Infrastruktureinrichtungen aller öffentlichen<br />

Bibliotheken überwunden und der Stadtstaat Singapur soll,<br />

auch durch massiven Ausbau des Bibliothekswesens, zu einer<br />

Insel der Bildung, Forschung und Lehre werden (Stichwort<br />

»science hub«). Die Erfolge finnischer Schulen werden statt von<br />

ausgebauten Schulbibliotheken von öffentlichen Bibliotheken<br />

begleitet sowie von landesweit und schrankenlos verfügbaren<br />

Zugängen zu wissenschaftlichen Bibliotheken.<br />

Als wichtiger Erfolgsfaktor gilt auch ein abgestimmtes<br />

Miteinander von zentraler Steuerung und Unterstützung sowie<br />

lokaler Initiative. Die britische Zehnjahresstrategie Framework<br />

for the Future hilft Bibliotheksverantwortlichen auf lokaler<br />

Ebene, die bibliothekspolitischen Schwerpunkte der Regierung<br />

auf die Arbeit vor Ort zu übertragen und diese in konkrete lokale<br />

Programme umzusetzen.<br />

In Dänemark sieht man das Engagement lokaler<br />

Bibliotheksdirektoren und –mitarbeiter als eigentlichen<br />

Innovationsmotor des nationalen Bibliothekswesens. Sie stellen<br />

Führungspersönlichkeiten dar, ohne deren Mut zu Innovation,<br />

Flexibilität und Zielstrebigkeit ein solches Bibliothekssystem nie<br />

hätte entstehen können. Lokaler, regionaler und nationaler<br />

Kooperation kommt dabei entscheidende Bedeutung zu. Im<br />

Zentrum aller Bemühungen steht der Kunde.<br />

Das amerikanische Bibliothekssystem zeichnet sich durch einen<br />

hohen Selbstorganisierungsgrad und gute Vernetzung aus. So<br />

werden auch ohne formale und staatliche Einrichtungen<br />

gemeinsame Standards entwickelt und umgesetzt. Ein<br />

wichtiges Instrument ist die American Library Association (ALA),<br />

der Fach- und Berufsverband der amerikanischen Bibliothekare,<br />

der als Plattform für Bibliotheksmitarbeiter fungiert.<br />

Die Pflege intensiver bibliothekarischer Zusammenarbeit gilt vor<br />

allem in Großbritannien als einer der Haupterfolgsfaktoren.<br />

Kooperation findet statt zwischen:<br />

• öffentlichen Bibliotheken<br />

• wissenschaftlichen Bibliotheken<br />

• wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken<br />

• Bibliotheken und anderen Institutionen sowie<br />

• international.<br />

„freedom of<br />

information“<br />

Überwindung der<br />

„digitalen<br />

Spaltung“ der<br />

Bevölkerung<br />

Framework for<br />

the Future<br />

Fach- und<br />

Berufsverband<br />

der Bibliothekare<br />

Kooperation<br />

54


Der Austausch zwischen öffentlichen und wissenschaftlichen<br />

Bibliotheken wird hier bereits durch die einheitliche Ausbildung<br />

der Mitarbeiter gefördert. Auch in Dänemark stellen regionale<br />

und nationale Kooperation den kontinuierlichen Wissens- und<br />

Erfahrungsaustausch sicher. Neuerungen und Verbesserungen<br />

in allen Bereichen der bibliothekarischen Arbeit werden so in<br />

die Fläche getragen.<br />

In den USA gilt der Faktor Kundenorientierung als oberstes Ziel<br />

der Bibliotheksentwicklung. Die einzelnen Bibliotheken<br />

verstehen sich stark als Teil der örtlichen Gemeinde und sind<br />

bestrebt, auf die Bedürfnisse der lokalen Nutzer einzugehen. In<br />

Großbritannien werden Bibliotheksmitarbeiter mit<br />

Kundenkontakt intensiv geschult. Ziel ist es insbesondere, das<br />

Wissen um die effektive Nutzung der modernen Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien an die Kunden<br />

weiterzugeben. Es besteht die Verpflichtung zu<br />

Kundenbefragungen, deren Ergebnisse veröffentlicht werden<br />

und Konsequenzen nach sich ziehen.<br />

Kundenorientierung beinhaltet zudem die gute Erreichbarkeit<br />

von Bibliotheken. In Singapur sind Bibliotheken flächendeckend<br />

für nahezu jeden Bürger schnell zugänglich. Zunehmend<br />

werden zentrale Lagen in hoch frequentierten Bereichen als<br />

Bibliotheksstandorte erschlossen. Durch innovative<br />

Selbstbedienungskonzepte vor Ort und über Internetportale<br />

werden die Zugangsmöglichkeiten noch gesteigert.<br />

Finnland wertet die unübersehbar große Nutzung der<br />

Bibliotheken als wichtigsten Erfolgsfaktor. Mehr Benutzer (in<br />

Finnland 80 Prozent der Bevölkerung) bedeuten mehr<br />

Beachtung, mehr Einfluss und somit eine Imagesteigerung für<br />

die Arbeit der Bibliotheken.<br />

Personal ist die zugleich teuerste und erfolgskritischste<br />

Ressource der Bibliotheken. Die umsichtige Auswahl und der<br />

effektive Einsatz dieser Ressource sind deshalb von<br />

elementarer Bedeutung. Voraussetzung ist, dass<br />

Führungskräfte auf die Aufgabe des innovativen<br />

Personalmanagements gut vorbereitet sind.<br />

Die betrachteten Länder legen in der Mehrzahl größten Wert<br />

auf die Qualität der Ausbildung. In Finnland legt das Dekret zum<br />

neusten Bibliotheksgesetz Ausbildungsgrad und Anteil der<br />

Personen mit spezieller Ausbildung im Detail fest. Rein<br />

fachliche Anteile und so genannte »weiche« Faktoren werden<br />

in der Ausbildung genau definiert und so wird der Bogen von<br />

der Qualität der Ausbildung zu den Serviceleistungen für die<br />

Bürger geschlagen.<br />

Wissens- und<br />

Erfahrungs-<br />

austausch<br />

Eingehen auf lokale<br />

Bedürfnisse<br />

verpflichtende<br />

Kunden-<br />

befragungen<br />

Personalauswahl<br />

und -weiterbildung<br />

55


In Großbritannien finden nur jene Bibliothekare (sowie<br />

Dokumentare, Archivare, Informationswissenschaftler und<br />

Analysten) Aufnahme in den Berufsverband CILIP, die in einer<br />

ein- bis zweijährigen Praxistätigkeit ihre Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten im Umgang mit Medien und Kunden unter Beweis<br />

gestellt haben.<br />

In Großbritannien sind im Jahr 2001 durch das<br />

Kultusministerium Leistungsstandards erarbeitet und eingeführt<br />

worden. Sie geben Zielwerte für verschiedene Dimensionen der<br />

bibliothekarischen Versorgung vor. Ziel ist, die Effizienz und<br />

Qualität der Arbeit von öffentlichen Behörden und<br />

Dienstleistungen insgesamt zu steigern und umfassende<br />

Transparenz herzustellen. Bei Nichteinhaltung dieser Standards<br />

drohen Sanktionen.<br />

IT-Technologie wird als integraler Bestandteil der<br />

Weiterentwicklung des Bibliothekswesens betrachtet und – wie<br />

in Dänemark – auch gesetzlich vorgeschrieben. In Singapur<br />

wird neueste Technologie konsequent sowohl im<br />

Bibliotheksmanagement und der Vernetzung der Bibliotheken<br />

untereinander als auch an der Kundenschnittstelle eingesetzt.<br />

Bibliotheken in Großbritannien haben Schulungsfunktion als<br />

Experten für Informationsbeschaffung. Alle Bibliotheksstellen<br />

sind mit Online-Lernmaterialien für Kinder und Jugendliche zur<br />

Bewältigung eines nationalen Curriculums vernetzt, digitale<br />

Inhalte zur Unterstützung des Selbststudiums werden<br />

bereitgestellt. Das Netzwerk für wissenschaftliche Bibliotheken<br />

ist auch mit Netzwerken in Europa und Übersee verbunden.<br />

Gute finanzielle Ausstattung von Bibliotheken erwies sich als<br />

zentraler Erfolgsfaktor in der Entwicklung des<br />

Bibliothekswesens. Von Bedeutung ist nicht zuletzt der effektive<br />

Einsatz der zur Verfügung gestellten Finanzmittel. In Singapur<br />

werden Bibliothekswesen wie Bildungssektor insgesamt mit<br />

großzügigen finanziellen Mitteln ausgestattet: Nach dem<br />

Verteidigungshaushalt ist dies der zweitgrößte Posten im<br />

Haushaltsplan.<br />

Interessant sind auch die gezeigten Möglichkeiten der<br />

Drittmittelbeschaffung: In den USA ist das so genannte<br />

Fundraising weit verbreitet und hat eine lange Tradition. Einige<br />

Bibliotheken unterhalten eigene Abteilungen, die sich<br />

ausschließlich mit der Erschließung alternativer<br />

Einnahmequellen beschäftigen. Zu den Möglichkeiten der<br />

Mittelbeschaffung zählen neben Schenkungen, Zinsen,<br />

Mahngebühren und Gebühren etwa Freundeskreise,<br />

Veranstaltungen, Stiftungen, Spenden, Treuhandfonds und<br />

Begünstigungen aus Testamenten, Lotterien o. ä. Der Trend<br />

geht auch hier weg von starrer Mittelausschüttung nach<br />

festgelegtem Schlüssel zugunsten flexibler Unterstützung. Das<br />

Praxistätigkeit von<br />

Bibliothekaren<br />

Leistungs-<br />

standards für<br />

Bibliotheken<br />

IT-Technologie ist<br />

integraler<br />

Bestandteil<br />

In Singapur ist der<br />

Bildungssektor<br />

zweitgrößter<br />

Posten im<br />

Haushaltsplan<br />

Drittmittelbeschaffung<br />

56


itische Bibliothekswesen erzielt Einnahmen durch<br />

Lotteriemittel. Verschiedene staatliche Institutionen stellen<br />

immer häufiger Gelder für Projekte zur Verfügung, um die sich<br />

Bibliotheken in kompetitiven Ausschreibungsverfahren<br />

bewerben müssen.<br />

5.1.5 Lindgren-Schwerpunkt der<br />

Stadtbibliothek Vöcklabruck<br />

Anläßlich des 100. Geburtstages von Astrid Lindgren setzte die<br />

Stadtbibliothek Vöcklabruck gemeinsam mit einem<br />

Kinobetreiber einen Lindgren-Schwerpunkt. Bei dem<br />

dreitägigen Film-Festival (verkleidete Kinder zahlten die Hälfte)<br />

gab es auch ein Rahmenprogramm z. B.<br />

Schwedenbombenschleuder, Pfefferkuchen backen mit Pipi,<br />

"Nicht-den-Boden-berühren"-Parcours, Limonadenbaum, Kalle<br />

Blomqvist-Detektivrallye, Gewinnspiel: Was ist ein Sponk?,<br />

spezielle Bibliotheksführungen für Schulen: Sachen suchen mit<br />

Pipi u.v.m.<br />

5.2 Sonstige Best-Practice-Beispiele<br />

5.2.1 World of Expression 35<br />

Talentförderung in New York City<br />

Das Stipendien-Programm World of Expression wird<br />

gemeinsam von der Bertelsmann Stiftung, Random House und<br />

BMG getragen. Es wurde 1993 von BMG initiiert und vergibt<br />

jährlich Stipendien an Schüler des Abschlussjahrgangs für<br />

herausragende Kreativität und künstlerischen Ausdruck in<br />

Musik, Literatur und Gestaltung neuer Medien. Literarische und<br />

musikalische Nachwuchstalente können eigene Kompositionen,<br />

Gedichte, Kurzgeschichten und Websites einreichen. Zusätzlich<br />

werden Workshops unter dem Wettbewerbsmotto veranstaltet:<br />

"Express yourself today - open your mind forever".<br />

35 vgl. Bertelsmann-Stiftung: http://www.bertelsmannstiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F28-<br />

F7EFFB8E/bst/hs.xsl/prj_9054_9062.htm, 2007-12-27.<br />

Stipendien für<br />

literarische und<br />

musikalische<br />

Nachwuchstalente<br />

Workshops<br />

57


5.2.2 One City – one book 36<br />

One City – One Book wurde in Chicago ins Leben gerufen.<br />

Seither schreiben sich auch immer mehr Städte und<br />

Gemeinden in Deutschland und teilweise auch in Österreich<br />

Veranstaltungsreihen dieser Art auf die Fahnen. Das Konzept<br />

ist überall einsetzbar und sehr flexibel. Jede Stadt kann ihre<br />

eigenen Regeln aufstellen und eigene Vorlieben herausfinden.<br />

In Deutschland haben seit 2002 u.a. Erlangen, Hamburg, Mainz<br />

und Potsdam, in NRW z.B. Bergisch Gladbach, Düsseldorf,<br />

Köln und Wuppertal die Idee umgesetzt.<br />

Wie jedes Jahr startete die Stadt Wien auch 2006 anlässlich der<br />

Buchwoche wieder die Aktion “Eine Stadt, ein Buch”, in der<br />

10.000 Exemplare eines Gratisbuches verteilt werden. Nach<br />

Frederic Morton, Imre Kertész, Johannes Mario Simmel und<br />

John Irving war 2006 die erste afroamerikanische<br />

Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison mit ihrem Debutroman<br />

„Sehr blaue Augen“ zu Gast in Wien. Die Verteilung fand<br />

parallel zur Buchwoche im Rathaus vom 14. bis 19. November<br />

2006 statt:<br />

Im Jahr 2007 wurde im Rahmen von „Eine Stadt.Ein Buch“ Nick<br />

Hornbys Fußballfan-Buch „Fever Pitch“ gratis in Wien verteilt.<br />

Gratisbuch-Verteilstellen waren u.a.: Buchwoche im Rathaus,<br />

Fernwärme Wien, Wiener Volkshochschulen, Buchhandlungen,<br />

Büchereien, Kaffeehäuser etc.<br />

Die Lektüre eines im Wege von „One City – one Book“<br />

verteilten Buches soll ein Gemeinschaftserlebnis für die ganze<br />

Stadt sein und daher gleichermaßen jüngere und ältere<br />

Menschen, geübte und weniger geübte Leser ansprechen. Der<br />

Stellenwert des Mediums Buch und der Literatur kann so für<br />

eine große Öffentlichkeit stärker ins Bewusstsein gerückt<br />

werden – auch vor dem<br />

Hintergrund der gegenwärtigen Bildungsdiskussion. Darüber<br />

hinaus wird auch die kulturelle Identität der Stadt gefördert und<br />

Menschen für ein Buch begeistert, welche ursprünglich nicht zu<br />

den regelmässigen Buchkäufern und Lesern zählen.<br />

In der Regel schließt sich ein Kreis von interessierten und<br />

engagierten Kulturveranstaltern einer Stadt zusammen, um eine<br />

solche Veranstaltungsreihe zu starten. Dies können<br />

Buchhandlungen, Bibliotheken, Volkshochschulen, lokale<br />

Zeitungen, örtliche Schulen, Literatur- und Leseclubs,<br />

36 vgl. Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband<br />

Nordrhein-Westfalen e.V., Kaiserstr. 42a, 40479 Düsseldorf, in:<br />

http://209.85.135.104/search?q=cache:CnAe7YvKoGMJ:www.buchnrw.de/d<br />

ownloads/CH_050819_einestadtliest.PDF+Eine+Stadt+lies+ein+Buch&hl=d<br />

e&ct=clnk&cd=2&gl=at&lr=lang_de, downloaded 2007-12-27.<br />

Gemeinschaftserlebnis<br />

für die<br />

ganze Stadt<br />

58


Kirchengemeinden oder diverse Unternehmen sein. Durch<br />

solch einen Zusammenschluss können Aufgaben verteilt und<br />

auch verschiedene Zielgruppen erreicht werden.<br />

Einige Städte lassen ihre Bürger den Titel wählen, den sie<br />

lesen möchten. Hier eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten. Der<br />

gewählte Autor sollte jedoch nicht zu bekannt sein, also für<br />

viele eine Entdeckung sein. Weiters sollte das Buch nicht zu<br />

anspruchsvoll, aber auch keinesfalls zu sehr dem Mainstream<br />

entsprechen.<br />

Die klassische Lesung mit oder ohne Autorengespräch darf in<br />

einer umfangreichen Veranstaltungsreihe zu dem<br />

ausgewählten Titel keinesfalls fehlen. Dazu ergänzend bieten<br />

sich auch theoretische Auseinandersetzungen mit Buch und<br />

AutorIn an. Als interessante Gesprächspartner kommen dabei<br />

Literaturkritiker, Deutschlehrer oder Universitätsdozenten in<br />

Frage.<br />

Nach Möglichkeiten sollten sich alle Partner mit einer eigenen<br />

Veranstaltung in ihren eigenen Räumen präsentieren. Es lohnt<br />

sich aber auch, über ausgefallene Veranstaltungsorte<br />

nachzudenken, um die Neugier des Publikums zu wecken (z. B.<br />

eine Krimi-Lesung in einer Polizeistation).<br />

59


6 LESERAUM OBERÖSTERREICH<br />

- die wichtigsten Ergebnisse der<br />

repräsentativen Telefonbefragung vom<br />

Nov./Dez. 2007<br />

Im Zeitraum vom 1. November bis 3. Dezember 2007 wurden<br />

insgesamt 871 OberösterreicherInnen repräsentativ nach Alter<br />

und Geschlecht telefonisch von MitarbeiterInnen der Public<br />

Opinion GmbH/Institut für qualitative Sozialforschung befragt.<br />

Der telefonische Fragebogen wurde in Absprache mit den<br />

Auftraggebern erstellt und anschließend von Public Opinion<br />

noch teilweise modifiziert.<br />

6.1 VielleserInnen vs. WenigleserInnen<br />

Rund 46 Prozent der OberösterreicherInnen bezeichnen sich<br />

als VielleserInnen; ein Viertel dieser VielleserInnen sind<br />

ausschließlich private Vielleser.<br />

Frauen geben an, deutlich mehr als Männer zu lesen. So stuft<br />

sich jede zweite Befragte als Vielleserin ein; bei Männern sind<br />

es lediglich vier von zehn Befragten.<br />

29 Prozent der OberösterreicherInnen bezeichnen sich<br />

demgegenüber als Wenig- oder NichtleserInnen. Die<br />

männlichen Befragten schneiden dabei bedeutend schlechter<br />

ab als die Frauen. Rund 37 Prozent der Männer stufen sich als<br />

Wenig- bzw. NichtleserInnen ein gegenüber 22 Prozent bei den<br />

Frauen.<br />

Im Altersgruppenvergleich stechen dabei besonders die 16-bis<br />

29Jährigen hervor. Rund 36 Prozent VielleserInnen stehen 46<br />

Prozent Wenig- bzw. NichtleserInnen gegenüber. Bei den<br />

Altersgruppen ab 30 Jahren sind lediglich geringe Unterschiede<br />

zu erkennen.<br />

Mit höherem Schulabschluss steigt auch der Anteil der<br />

VielleserInnen:<br />

Den höchsten Anteil von VielleserInnen findet man in den drei<br />

Statutarstädten Linz, Wels und Steyr.<br />

Vergleicht man nach Berufsstellung bzw. zuletzt ausgeübtem<br />

Beruf so finden sich hier deutlich die Angestellten/Beamten und<br />

Selbständigen auf seiten der VielleserInnen, während Arbeiter,<br />

Facharbeiter und in Ausbildung Stehende eher den Wenig-<br />

bzw. NichtleserInnen zuzuordnen sind.<br />

Frauen lesen<br />

deutlich mehr als<br />

Männer<br />

ein knappes Drittel<br />

der OberösterreicherInnen<br />

sind<br />

Wenig- bzw. Nicht-<br />

LeserInnen.<br />

höherer<br />

Schulabschluss =<br />

höherer Anteil an<br />

VielleserInnen<br />

Arbeiter,<br />

Facharbeiter und in<br />

Ausbildung<br />

Stehende zählen<br />

eher zu den Wenig-<br />

/NichtleserInnen<br />

60


6.2 Durchschnittlicher Zeitaufwand für das<br />

Lesen<br />

Die OberösterreicherInnen lesen durchschnittlich 9 Stunden pro<br />

Woche. Geschlechtsspezifisch lassen sich - insgesamt<br />

betrachtet - keine Unterschiede feststellen.<br />

Vergleicht man nach Altersgruppen, so liegen dabei die<br />

50Jährigen und Älteren mit durchschnittlich 9 ¾ Stunden<br />

Leserzeit pro Woche an der Spitze.<br />

Es lässt sich deutlich erkennen, dass mit steigendem<br />

Bildungsabschluss auch die Lesestundenanzahl pro Woche<br />

steigt. Zum Vergleich: AbsolventInnen der Fachhochschule<br />

oder Universität lesen durchschnittlich 13,6 Stunden gegenüber<br />

6,1 Stunden bei den AbsolventInnen der<br />

Volksschule/Hauptschule/Polytechnischen Schule.<br />

Beamte/Angestellte und Selbständige sind im Vergleich zu<br />

anderen Berufsgruppen am Lesefreudigsten.<br />

Beim Vergleich der Ortsgrößen lässt sich ebenso feststellen,<br />

dass mit steigender Einwohnerzahl auch die Anzahl der<br />

Lesestunden pro Woche ansteigt.<br />

6.3 Lesepräferenzen<br />

Insgesamt betrachtet führen Tageszeitungen und<br />

Fachzeitschriften die Liste der Lesepräferenzen an. 91 Prozent<br />

der befragten OberösterreicherInnen geben an,<br />

Tageszeitungen zu lesen, 62 Prozent Fachzeitschriften. Es<br />

folgen Bücher über Mensch/Gesundheit (~ 60 %),<br />

Natur/Pflanzen/Umwelt/Garten mit 53 Prozent, Kochbücher mit<br />

47 Prozent, Bücher zum Thema Geschichte mit 45 Prozent<br />

sowie Sachen zum Lachen und Krimi/Horror/Abenteuer mit<br />

jeweils 42 Prozent. Am untersten Ende der Skala finden sich<br />

Comics mit rund 9 Prozent, diverse sonstige Bücher mit 21<br />

Prozent und Bücher über Musik mit rund 23 Prozent.<br />

Im Geschlechtervergleich zeigt sich bei den Männern eine<br />

deutliche Präferenz für Technik-Bücher (~ 50 %), bei den<br />

Frauen stehen Bücher zur Thematik Mensch/Gesundheit (~ 71<br />

%), Kochen (~ 68 %) sowie Natur/Pflanzen/Umwelt/Garten mit<br />

rund 59 Prozent an der Spitze. Dem tradierten<br />

Rollenverständnis entsprechend finden sich Technikbücher bei<br />

Frauen mit rund 10 Prozent an vorletzter Stelle.<br />

9 Stunden pro<br />

Woche<br />

Personen mit<br />

höherem<br />

Bildungsabschlu<br />

ss wenden mehr<br />

Zeit für das<br />

Lesen auf<br />

Je mehr<br />

Einwohner, desto<br />

mehr<br />

Lesestunden<br />

91 Prozent lesen<br />

Tageszeitungen<br />

tradiertes<br />

Rollenverständnis<br />

prägt<br />

Bücherpräferenz<br />

61


Die Altersgruppe der 16- bis 29Jährigen präferiert neben<br />

Tageszeitungen und Fachzeitschriften v.a.<br />

Krimi/Horror/Abenteuer, Bücher über Fremdsprachen, Bücher<br />

zur Thematik Mensch/Gesundheit, Technik sowie Kochen und<br />

Fantasie/Märchen/Sagen.<br />

Die Altersgruppe der 50-und mehrjährigen bevorzugt neben<br />

Tageszeitungen Bücher zur Thematik Mensch/Gesundheit,<br />

Natur/Pflanzen/Umwelt/Garten, Fachzeitschriften, Geschichts-<br />

bücher sowie lustige Bücher und Besinnliches.<br />

6.4 Lesevolumen pro Jahr<br />

Insgesamt betrachtet lesen die OberösterreicherInnen<br />

durchschnittlich 18 Bücher pro Jahr. Männer lesen im Schnitt 17<br />

Bücher jährlich; Frauen 19.<br />

Der Altersgruppenvergleich zeigt auf, dass v. a. die 16- bis<br />

29Jährigen dabei mit rund 22 gelesenen Büchern pro Jahr mit<br />

Abstand an der Spitze stehen.<br />

Befragte mit höherem Bildungsabschluss führen ebenso die<br />

Liste an (Matura: 34 Bücher/Jahr); Fachhochschule/Universität:<br />

29 Bücher/Jahr).<br />

Im Berufsgruppenvergleich zeigt sich ein Trend zu vermehrter<br />

Lesetätigkeit v.a. bei den Selbständigen/Freie Berufe und den<br />

einfachen Angestellten/Beamten, während Arbeiter und<br />

Facharbeiter am Schlechtesten abschneiden.<br />

Im Ortsgrößenvergleich dominieren die Statutarstädte.<br />

6.5 Internet, CD, Hörbücher<br />

Insgesamt betrachtet haben die OberösterreicherInnen im<br />

letzten Jahr durchschnittlich rund 20 Mal Bücher und<br />

Informationen über Internet oder von einer CD gelesen. Die<br />

Streubreite ist hier allerdings relativ groß und es handelt sich<br />

dabei v.a. noch um eine Minderheit. Rund 83 Prozent haben<br />

diese Möglichkeit nicht genutzt. Regelmässige NutzerInnen<br />

(zwischen 100 und 400mal im letzten Jahr) sind knappe 6<br />

Prozent der Befragten.<br />

Im Geschlechtervergleich zeigt sich, dass Männer die neuen<br />

Medien deutlich öfters nutzen als Frauen.<br />

Besonders stark bemerkbar macht sich diese Mediennutzung<br />

bei der Altersgruppe der 16- bis 29Jährigen.<br />

Jüngere<br />

bevorzugen v.a.<br />

Aktionsgenres<br />

durchschnittlich 18<br />

Bücher/Jahr<br />

Jüngere lesen<br />

mehr Bücher;<br />

ebenso Personen<br />

mit höherem<br />

Bildungsabschluss<br />

Arbeiter und<br />

Facharbeiter<br />

schneiden am<br />

Schlechtesten ab<br />

Lediglich 17<br />

Prozent lesen<br />

Bücher im Internet<br />

oder von der CD<br />

Rund 6 Prozent<br />

bezeichnen sich als<br />

regelmässige<br />

NutzerInnen<br />

Männer und<br />

jüngere<br />

Altersgruppen<br />

nutzen die neuen<br />

Medien stärker<br />

62


Rund 14 Prozent der Befragten gaben an, in den letzten 12<br />

Monaten „Hörbücher“ gehört zu haben. Durchschnittlich<br />

konsumierten diese „Hörbuch-Liebhaber“ rund 10 Hörbücher im<br />

Jahr.<br />

Frauen lesen durchschnittlich 13 Hörbücher, Männer nur 5.<br />

Im Altersgruppenvergleich liegt insbesondere die Gruppe der<br />

30-49Jährigen mit rund 19 Hörbüchern weit an der Spitze,<br />

gefolgt von der Altersgruppe der 50+ mit durchschnittlich 7<br />

Hörbüchern. Die Gruppe der 16-29Jährigen bringt es lediglich<br />

auf 2 Hörbücher.<br />

6.6 Lesemotive<br />

Neun von zehn befragten OberösterreicherInnen geben an,<br />

dass sie v. a. lesen, um ihr Allgemeinwissen bzw. ihre Bildung<br />

zu bereichern; lediglich 58 Prozent um ihr<br />

berufliches/schulisches Wissen zu erweitern.<br />

Während Frauen eher dazu neigen, Bücher als Mittel zur<br />

Unterhaltung und zu ihrer persönlichen Bereicherung zu sehen,<br />

liegt für die Männer der Tenor auf der Erweiterung des<br />

beruflichen/schulischen Wissens.<br />

Letzteres Motiv ist auch bei den jüngeren Altersgruppen stärker<br />

ausgeprägt, während die 30- und mehr Jährigen Lesen eher als<br />

Förderung ihrer Persönlichkeit empfinden.<br />

6.7 Selbsteinschätzung<br />

„guter“ vs. „schlechter“ Leser<br />

Insgesamt betrachtet bezeichnen sich die<br />

OberösterreicherInnen als gute LeserInnen. Es lassen sich<br />

keine Unterschiede hinsichtlich Geschlecht, Altersgruppen,<br />

Schulbildung oder Ortsgröße feststellen. Lediglich die<br />

Berufsgruppe der Arbeiter hebt sich besonders ab und beurteilt<br />

sich selbst mit der Schulnote „befriedigend“.<br />

6.8 Büchervolumen<br />

Durchschnittlich hat jede(r) befragte OberösterreicherIn in den<br />

letzten 12 Monaten rund 11 Bücher gekauft.<br />

Um sich diese Anzahl bildhaft vor Augen zu führen, haben wir<br />

einen Vergleich angestellt: Würde man diese Bücher der Länge<br />

nach in einer Reihe auflegen, so könnte damit eine Strecke von<br />

14 Prozent haben<br />

im letzten Jahr<br />

Hörbücher<br />

„gehört“<br />

Frauen und die<br />

Altersgruppe der<br />

30- bis 49Jährigen<br />

liegen an der Spitze<br />

Lesen dient in<br />

erster Linie der<br />

Allgemeinbildung<br />

Der Tenor bei den<br />

Jüngeren liegt auf<br />

der Erweiterung<br />

des beruflichen/<br />

schulischen<br />

Wissens<br />

Durchschnittlich<br />

bezeichnen sich<br />

die<br />

Oberösterreicher<br />

als gute<br />

LeserInnen;<br />

Ausnahme:<br />

Arbeiter<br />

rund 11 Bücher pro<br />

Jahr werden<br />

gekauft<br />

63


und 2.754 Kilometern bedeckt werden – oder anders<br />

ausgedrückt – das entspricht nahezu der gesamten Länge der<br />

Donau oder rund 311mal der Höhe des Mount Everest.<br />

Legt man diese Bücher nebeneinander auf, so würde damit<br />

eine Fläche von rund 40 ha bedeckt werden – oder zum<br />

besseren Vergleich – nahezu die gesamte Fläche des Linzer<br />

Altstadtviertels würde mit Büchern eingedeckt sein.<br />

Frauen kaufen deutlich mehr Bücher als Männer und – wenn<br />

man die Bildungsabschlüsse miteinander vergleicht - so zeigt<br />

sich eine enorme Differenz beim Bücherkauf:<br />

Rund 24 gekaufte Bücher pro Jahr seitens der<br />

FachhochschülerInnen und UniversitätsabsolventInnen stehen<br />

rund 4 gekauften Büchern pro Jahr seitens der AbsolventInnen<br />

einer Volksschule/Hauptschule/Poly-technischen Schule<br />

gegenüber.<br />

6.9 Kaufpräferenzen<br />

Insgesamt betrachtet bevorzugen die befragten<br />

OberösterreicherInnen v. a. Bücher zu Themen wie<br />

Mensch/Gesundheit, Krimi/Horror/Abenteuer und<br />

Natur/Pflanzen/Umwelt/Garten.<br />

Im Gegensatz zu den männlichen Befragten findet sich die<br />

Thematik Wirtschaft bzw. Technik bei den Frauen im untersten<br />

Bereich.<br />

Während die 16-29Jährigen Krimis/Horror/Abenteuer<br />

bevorzugen, konzentrieren sich die höheren Altersgruppen eher<br />

auf die Bereiche Mensch/Gesundheit und<br />

Natur/Pflanzen/Umwelt/Garten.<br />

6.10 Lesehemmnisse<br />

Zeitmangel ist einer der Hauptgründe, welche als Lesehemmnis<br />

angeführt werden. 69 Prozent der Befragten meinen, ihnen<br />

fehle einfach die Zeit zum Lesen.<br />

Jede(r) Vierte benutzt lieber eine andere Informationsquelle – v.<br />

a. Männer und jüngere Altersgruppen.<br />

Nahezu jede(r) dritte ArbeiterIn gibt als Lesehemmnis an, dass<br />

er/sie kein passendes/interessantes Buch findet.<br />

Frauen kaufen<br />

mehr Bücher als<br />

Männer; ebenso<br />

Höhergebildete<br />

Frauen kaufen<br />

seltener Bücher zu<br />

den Themen<br />

Wirtschaft bzw.<br />

Technik<br />

Zeitmangel<br />

Arbeiter finden<br />

schwerer<br />

passende/<br />

interessante<br />

Bücher<br />

64


6.11 (Geld)Ausgaben pro Buch<br />

Durchschnittlich geben die Befragten für eigene Bücher € 18,--<br />

und für Bücher, die als Geschenk gedacht sind, € 20,-- aus. Die<br />

Spannweite ist allerdings sehr groß. Rund ein Drittel der<br />

Befragten ist auch bereit, zwischen 21 und 125 Euro<br />

auszugeben.<br />

Männer geben etwas mehr für Bücher – sowohl für eigene als<br />

auch als Geschenk – aus als Frauen. Ebenso verhält es sich<br />

mit ansteigenden Altersgruppen.<br />

Der Schulabschluss dürfte einen wesentlichen Einfluss auf die<br />

durchschnittliche Geldausgabe pro Buch ausüben: mit<br />

steigendem Bildungsabschluss steigt ebenso die<br />

Durchschnittsausgabe.<br />

ArbeiterInnen geben am wenigsten – sowohl für eigene Bücher<br />

als auch für Bücher als Geschenk – aus.<br />

Am höchsten ist der durchschnittliche Betrag in Orten mit 5001<br />

und mehr EinwohnerInnen.<br />

6.12 Bücher(geschenks)volumen<br />

Rund 60 Prozent der Befragten haben in den vergangenen 12<br />

Monaten ein oder mehrere Bücher geschenkt bekommen;<br />

Frauen etwas häufiger als Männer.<br />

Mit steigendem Schulabschluss steigt auch der Anteil jener, die<br />

Bücher als Geschenk erhalten haben.<br />

Arbeiter und Facharbeiter erhalten vergleichsweise wenig<br />

Bücher geschenkt.<br />

In größeren Orten werden – ganz allgemein betrachtet – mehr<br />

Bücher geschenkt als in kleineren.<br />

6.13 Bibliotheksnutzung<br />

Durchschnittlich borgten sich die OberösterreicherInnen im<br />

letzten Jahr rund 9mal Bücher in einer öffentlichen Bibliothek<br />

aus (Männer: 5,6mal / Frauen: 11,4mal).<br />

Rund 69 Prozent der Befragen haben sich in den vergangenen<br />

12 Monaten kein Buch aus einer öffentlichen Bibliothek<br />

ausgeborgt. Die verbleibenden rund 31 Prozent der<br />

BibliotheksbesucherInnen borgten sich durchschnittlich 17mal<br />

Bücher aus (Männer: 13,6mal / Frauen: 18,7mal).<br />

Für eigene Bücher:<br />

€ 18,--<br />

für Buchgeschenke:<br />

€ 20,--<br />

Je höher die Bildung,<br />

desto mehr gibt man<br />

für Bücher aus.<br />

Mit steigendem<br />

Bildungsabschluss<br />

erhält man auch<br />

mehr Bücher<br />

geschenkt<br />

31 Prozent der ObersterreicherInnen<br />

haben im letzten Jahr<br />

Bibliotheken besucht<br />

und sich<br />

durchschnittlich 17 x<br />

Bücher ausgeborgt<br />

65


Je nach Altersgruppe variiert auch die Ausleihfrequenz.<br />

Für die Nichtbenutzung einer Bibliothek gibt es unterschiedliche<br />

Gründe. Betrachtet man jene Befragten, welche sich in den<br />

letzten 12 Monaten keine Bücher aus einer Bibliothek<br />

ausgeliehen haben, so erfährt man als vordringlichsten Grund,<br />

dass diese sich aus prinzipiellen Gründen keine Bücher<br />

ausleihen. 16 Prozent der Befragten geben an, nicht dazu<br />

gekommen zu sein, es allerdings gerne tun würden und<br />

lediglich rund 5 Prozent meinen, sie haben keine Bibliothek in<br />

der Nähe bzw. wissen nicht, wo sie Bücher ausleihen können.<br />

Im Vergleich zu den Bibliotheken haben Freunde und Bekannte<br />

als sogenannte „BücherverleiherInnen“ einen höheren<br />

Stellenwert. Rund 64 Prozent der Befragten geben an, sich hin<br />

und wieder auch Bücher von Freunden oder Bekannten<br />

auszuborgen. Es sind dies v. a. Frauen und die jüngeren<br />

Altersgruppen, welche von dieser Möglichkeit Gebrauch<br />

machen.<br />

6.14 Büchervolumen im Haushalt<br />

Auf die Frage, wie viele Bücher sich ungefähr im Haushalt<br />

befinden, gab es relativ breit gestreute Antworten. Vereinzelt<br />

wurden dabei auch 10.000 oder 15.000 Bücher genannt.<br />

Betrachtet man lediglich jene Haushalte, welche bis zu maximal<br />

1000 Bücher verfügen, so verfügt der durchschnittliche<br />

oberösterreichische Haushalt über mindestens 237 Bücher.<br />

Die meisten Bücher findet man in Haushalten der Orte mit 5001<br />

und mehr EinwohnerInnen. Je höher der Bildungsabschluss ist,<br />

desto höher ist auch die Anzahl der Bücher im Haushalt.<br />

Am geringsten ist die Bücheranzahl bei der Berufsgruppe der<br />

Arbeiter, am höchsten bei Selbständigen/Freie Berufe und<br />

leitenden Beamten/Angestellten.<br />

Auf Basis der Volkszählung 2001 würden die Bücher sämtlicher<br />

oö. Privathaushalte übereinander gestapelt eine Höhe von<br />

mindestens 1.930 km erreichen.<br />

Bei einem durchschnittlichen Gewicht von 500 Gramm pro Buch<br />

wiegen die Bücher sämtlicher oö. Privathaushalte insgesamt<br />

mindestens 64.250 Tonnen; das entspricht in etwa der Ladung<br />

von 2.475 Güterbahnwaggons.<br />

64 Prozent leihen<br />

sich hin und wieder<br />

Bücher von<br />

Freunden oder<br />

Bekannten aus<br />

Der<br />

durchschnittliche<br />

oö. Haushalt<br />

verfügt über<br />

mindestens 237<br />

Bücher<br />

66


7 LESERAUM OBERÖSTERREICH<br />

Die wichtigsten Ergebnisse der<br />

schriftlichen Befragung oö.<br />

SchülerInnen<br />

Im Zeitraum vom 12. bis 16. 11. 2007 wurden insgesamt 820<br />

Schülerinnen und Schüler repräsentativ für die 4. Klassen<br />

Volksschule, 4. Klassen Hauptschule sowie 4. Klassen AHS-<br />

Unterstufe schriftlich befragt. Der Fragebogen wurde in<br />

Absprache mit den Auftraggebern erstellt und mit einem<br />

Begleitbrief an die jeweils ausgewählten Schuldirektionen<br />

versandt.<br />

7.1 Freizeitaktivitäten<br />

Die liebste tägliche Freizeitbeschäftigung der<br />

oberösterreichischen SchülerInnen ist nach wie vor das<br />

Fernsehen. Mit rund 77 Prozent liegt diese Freizeitaktivität um<br />

rund 13 Prozent vor „Musik hören“ (~ 64 %) und „Sport<br />

betreiben“ (~ 48 %). Erst dann folgen „Freunde treffen“ (~ 46<br />

%), „Faulenzen“ (~ 35 %), „Computer spielen“ (~ 33 %) und<br />

„Musizieren/Singen (~ 31 %).<br />

„Basteln/Malen/Zeichnen“ bildet bei den abgefragten täglichen<br />

Freizeitaktivitäten mit rund 16 Prozent das Schlusslicht.<br />

23 Prozent der befragten SchülerInnen geben an, nie zu<br />

Musizieren oder zu Singen, weitere 16 Prozent tun dies eher<br />

selten.<br />

Berücksichtigt man auch die wöchentlichen Freizeitaktivitäten,<br />

so ergibt sich folgende Reihung:<br />

1. Fernsehen<br />

2. Sport betreiben<br />

3. Musik hören<br />

4. Freunde treffen<br />

5. Computer spielen<br />

6. Faulenzen<br />

7. Basteln, Malen, Zeichnen<br />

8. Musizieren, Singen<br />

9. Sonstiges<br />

Bei den sonstigen Freizeitaktivitäten hatten die SchülerInnen<br />

die Gelegenheit, weitere wichtige Bereiche anzuführen. Am<br />

häufigsten wurden dabei Lesen sowie diverse Sportarten<br />

(Fußball, Basketball, Tennis, Schifahren, Eislaufen, Skaten,<br />

Snowboarden, Tischtennis, Bogenschießen etc.), mit Tieren<br />

spielen/sich um Tiere kümmern, Tanzen, Gameboy spielen ...<br />

genannt.<br />

Die liebsten<br />

täglichen<br />

Freizeitbeschäfti-<br />

gungen sind<br />

Fernsehen und<br />

Musik hören<br />

67


Insgesamt gaben die Befragten hierbei 348 Einzelnennungen<br />

ab.<br />

Bei den täglichen Freizeitaktivitäten erweisen sich Fernsehen,<br />

Sport betreiben, Computer spielen und Faulenzen als typisch<br />

männliche Domäne, während Musik hören, Freunde treffen,<br />

Musizieren/Singen und Basteln/Malen/Zeichnen eher von<br />

SchülerInnen ausgeübt wird.<br />

Vergleicht man die Gruppe der VolksschülerInnen mit jener der<br />

HauptschülerInnen bzw. SchülerInnen der Unterstufe, so zeigt<br />

sich folgendes Bild: Bei den täglichen Freizeitaktivitäten ist<br />

Sport betreiben und Musizieren/Singen eher dem<br />

Volksschulbereich zuzuordnen; bei allen anderen täglichen<br />

Aktivitäten heben sich die HauptschülerInnen bzw.<br />

SchülerInnen der Unterstufe verstärkt ab.<br />

7.1.1 Freizeitaktivität „Lesen“<br />

Rund 42 Prozent der befragten SchülerInnen lesen täglich, 31<br />

Prozent wöchentlich und 10 Prozent monatlich. Selten bzw. nie<br />

lesen insgesamt 17 Prozent der Befragten.<br />

SchülerInnen lesen häufiger als Schüler; nahezu jede zweite<br />

Befragte gibt an, täglich zu lesen.<br />

Besonders krass erscheint der Vergleich zwischen<br />

Volksschulen und Hauptschulen/Unterstufe. Während rund 59<br />

Prozent der VolksschülerInnen angeben, täglich zu lesen, tun<br />

dies bei den HauptschülerInnen bzw. SchülerInnen der<br />

Unterstufe lediglich rund 31 Prozent.<br />

7.1.1.1 Durchschnittlicher Zeitaufwand<br />

Insgesamt betrachtet lesen die befragten SchülerInnen rund 3<br />

½ Stunden pro Woche. 18 Prozent geben an, mehr als 5<br />

Stunden pro Woche zu lesen.<br />

Während weibliche Befragte rund 4 Stunden pro Woche lesen,<br />

kommen die männlichen Befragten auf rund 3 Stunden pro<br />

Woche.<br />

VolksschülerInnen lesen durchschnittlich 4,3 Stunden pro<br />

Woche, HauptschülerInnen bzw. SchülerInnen der Unterstufe<br />

durchschnittlich 3 Stunden.<br />

Vergleicht man die für das Lesen aufgewendete Zeit nach<br />

Haushaltsgrößen, so zeigt sich ganz deutlich, dass mit<br />

SchülerInnen lesen<br />

häufiger als<br />

Schüler<br />

VolksschülerInnen<br />

lesen mehr als<br />

HauptschülerInnen<br />

bzw. SchülerInnen<br />

der Unterstufe<br />

rund 3 ½ Stunden<br />

pro Woche<br />

68


zunehmender Anzahl der im Haushalt lebenden Personen auch<br />

die Leseaktivität steigt.<br />

7.2 Lesepräferenzen<br />

Krimis/Horror/Abenteuer, Sachen zum Lachen und Comics<br />

führen die Liste der Lesepräferenzen an. Es folgen Bücher der<br />

Bereiche Fantasie/Märchen/Sagen (~ 43 %) und<br />

Tiergeschichten (~ 38 %). 45 Prozent der Befragten geben an,<br />

Tageszeitungen gelesen zu haben und – immerhin rund jede(r)<br />

Fünfte vertiefte sich im letzten Jahr in Fachzeitschriften.<br />

Lediglich 8 Prozent der SchülerInnen lesen Bücher zur<br />

Thematik Wirtschaft.<br />

Während bei den männlichen Befragten<br />

Krimis/Horror/Abenteuer ganz oben stehen, sind es bei den<br />

weiblichen Befragten v.a. Geschichten über<br />

Freundschaft/Liebe/Probleme. An zweiter Stelle finden sich bei<br />

den Buben Comics (~ 62 %), gefolgt von Sachen zum Lachen<br />

(~ 56 %); bei den Mädchen sind es Krimis/Horror/Abenteuer (~<br />

63 %) und Sachen zum Lachen (~ 61 %).<br />

Besonders deutlich machten sich geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede in folgenden Bereichen bemerkbar:<br />

Geschichten über Freundschaft/Liebe/Probleme, Technik,<br />

Musik, Kochen, Besinnliches/Gedichte/Lyrik und Wirtschaft.<br />

In der Volksschule dominieren v. a. Sachen zum Lachen,<br />

Comics, Krimi/Horror/Abenteuer und Tiergeschichten. Bei den<br />

SchülerInnen der Hauptschule/Unterstufe führen neben<br />

Krimis/Horror/Abenteuer v. a. die Tageszeitung, Geschichten<br />

über Freundschaft/Liebe/Probleme und Sachen zum Lachen<br />

die Liste an.<br />

7.3 Informationsquellen<br />

Das Internet ist bei SchülerInnen die bevorzugte<br />

Informationsquelle. Rund 69 Prozent benutzen das Internet, um<br />

sich Informationen für einen Aufsatz oder ein Referat zu<br />

besorgen. Es folgen Bücher (~ 59 %) und Eltern mit rund 42<br />

Prozent.<br />

Bei den VolksschülerInnen liegen als Informationsquellen die<br />

Eltern und Bücher nahezu gleich auf, bei den<br />

HauptschülerInnen bzw. SchülerInnen der Unterstufe findet sich<br />

das Internet mit rund 95 Prozent an erster Stelle. Neben dem<br />

Internet erweisen sich – insbesondere bei den weiblichen<br />

Befragten – Bücher als bevorzugte Informationsquelle.<br />

Aktionsgenres,<br />

Sachen zum<br />

Lachen und<br />

Comics stehen<br />

an erster Stelle<br />

geschlechtsspezifische<br />

Unterschiede<br />

Internet liegt als<br />

Infoquelle vor<br />

Büchern<br />

69


7.4 Lesemotive<br />

Hauptmotiv für das Lesen ist die Suche nach Unterhaltung – v.<br />

a. bei den weiblichen Befragten. Bei den männlichen Befragten<br />

steht das Motiv der schulischen Notwendigkeit im Vordergrund.<br />

Bei den VolksschülerInnen finden sich als Motive<br />

Wissenserweiterung und schulische Notwendigkeit zuvorderst,<br />

bei HauptschülerInnen und SchülerInnen der Unterstufe die<br />

Suche nach Unterhaltung.<br />

7.5 Lesehemmnisse<br />

Als Hauptgrund, der einen vom Lesen abhält, wird v. a.<br />

Zeitmangel angeführt (~ 66 %). Als zweitwichtigstes Hemmnis<br />

nennen die SchülerInnen, dass sie kein passendes,<br />

interessantes Buch finden (~ 41 %).<br />

Kaum ein Lesehemmnis dürfte die Erreichbarkeit einer<br />

Buchhandlung oder Bibliothek oder das Fehlen fachlicher<br />

Beratung sein.<br />

VolksschülerInnen bemängeln neben dem Zeitmangel und dem<br />

Nichtfinden passender, interessanter Bücher vor allem, dass<br />

gewünschte Bücher ausgeborgt bzw. nicht lieferbar sind und<br />

das Angebot für sie schwer überschaubar sei.<br />

7.6 Bibliotheken und „Lesenachschub“<br />

Nach Ansicht der SchülerInnen sind die oberösterreichischen<br />

Schulen relativ gut mit Bibliotheken ausgestattet. Rund 94<br />

Prozent der Befragten geben an, dass an ihrer Schule eine<br />

Bibliothek vorhanden ist.<br />

65 Prozent der SchülerInnen – zum überwiegenden Teil<br />

VolksschülerInnen und auch Mädchen – borgen sich ihren<br />

Lesestoff von der Bibliothek aus. Jede(r) Vierte kauft sich<br />

seinen (ihren) Lesestoff auch selbst.<br />

Drei Viertel der SchülerInnen aus Zwei-Personen-Haushalten<br />

erhalten ihren Lesenachschub von den Eltern/einem Elternteil<br />

geschenkt.<br />

Mit steigender Anzahl der Personen im Haushalt steigt auch der<br />

Prozentanteil jener, die angeben, Lesenachschub von<br />

Freunden/Geschwistern geliehen zu haben oder sich ganz<br />

einfach den Lesestoff aus der Bibliothek ausborgen.<br />

Unterhaltung ist<br />

Hauptmotiv<br />

Zeitmangel als<br />

Lesehemmnis?<br />

gute Ausstattung<br />

der Schulen mit<br />

Bibliotheken<br />

70


7.7 Lesevolumen<br />

Durchschnittlich haben die befragten SchülerInnen in den<br />

letzten 12 Monaten rund 15 Bücher gelesen. Die Bandbreite ist<br />

hier allerdings relativ groß. Während 39 Prozent der<br />

SchülerInnen angeben, zwischen 1 und 5 Bücher im letzten<br />

Jahr gelesen zu haben, führen rund 16 Prozent mehr als 25<br />

Bücher an.<br />

Als besonders fleißige LeserInnen zeigen sich die<br />

VolksschülerInnen mit durchschnittlich 22 gelesenen Büchern.<br />

Zum Vergleich: bei den HauptschülerInnen und SchülerInnen<br />

der Unterstufe sind es durchschnittlich nur rund 10 Bücher.<br />

Mädchen lesen deutlich mehr als Buben; durchschnittlich 18<br />

Bücher jährlich (Buben: ~ 13).<br />

Fragt man die SchülerInnen nach der Anzahl der Bücher, die<br />

sie insgesamt in ihrem Leben schon gelesen haben, so kommt<br />

man auf durchschnittlich 76 Bücher pro SchülerIn. Auch hier ist<br />

die Bandbreite wiederum ziemlich groß und zeigt, dass rund 40<br />

Prozent der SchülerInnen bis dato maximal 25 Bücher gelesen<br />

haben.<br />

Mit durchschnittlich 89 bisher gelesenen Büchern stechen<br />

besonders die Mädchen hervor. Zum Vergleich: bei den Buben<br />

sind es lediglich 62 gelesene Bücher.<br />

Trotz des für sie kürzeren Zeitraumes übertreffen die<br />

VolksschülerInnen mit 84 bisher gelesenen Büchern bei weitem<br />

die HauptschülerInnen und SchülerInnen der Unterstufe (~ 69).<br />

In Fünf- und Mehrpersonen-Haushalten wird<br />

überdurchschnittlich mehr gelesen.<br />

7.8 Buch(erwerbs)volumen<br />

In den vergangenen 12 Monaten haben die befragten<br />

SchülerInnen durchschnittlich 8 Bücher selbst gekauft bzw.<br />

geschenkt bekommen. 6 Prozent der Befragten erwarben mehr<br />

als 20 Bücher im letzten Jahr.<br />

Schülerinnen kauften bzw. erhielten mehr Bücher geschenkt als<br />

Schüler. Eher weniger gekaufte bzw. geschenkte Bücher finden<br />

wir in Zwei- und Drei-Personen-Haushalten.<br />

Über das jeweilige Ausmaß des Büchervolumens kann man<br />

sich anhand einer näherungsweisen Hochrechnung am besten<br />

ein Bild machen.<br />

durchschnittlich<br />

15 Bücher pro<br />

Jahr<br />

Mädchen lesen<br />

bedeutend mehr<br />

Bücher als Buben<br />

durchschnittlich<br />

werden 8 Bücher<br />

pro Jahr<br />

erworben<br />

71


Summiert man die Anzahl sämtlicher SchülerInnen aus<br />

Volksschulen, Hauptschulen, Allgemeinbildenden mittleren und<br />

höheren Schulen sowie berufsbildendenden höheren Schulen<br />

und geht dabei von einem jährlichen Durchschnittserwerb von<br />

acht Büchern aus, so ergibt dies auf Basis der<br />

oberösterreichischen SchülerInnenzahlen 2002/2003 insgesamt<br />

1.496.224 Bücher.<br />

7.9 Bücherpräferenz der Eltern<br />

Rund 39 Prozent der SchülerInnen geben an, dass ihre Eltern<br />

oft Bücher lesen, weitere 39 Prozent meinen, ihre Eltern lesen<br />

manchmal Bücher. Jede(r) Zehnte erklärt, seine (ihre) Eltern<br />

lesen gar keine Bücher.<br />

7.10 Lesehintergrund<br />

87 Prozent der Befragten nennen ihre Eltern als jene Personen,<br />

die ihnen als Kind vorgelesen hatten. Dann folgen mit 43<br />

Prozent die Großeltern und mit 38 Prozent die Kindergärtnerin.<br />

Je mehr Personen in Haushalten leben, desto stärken treten<br />

auch die Geschwister beim Vorlesen in Erscheinung. Bei zwei<br />

Personen im Haushalt wurde (im Vergleich) eher wenig (~ 78<br />

%) vorgelesen. Bei Drei-Personen-Haushalten nennt knapp<br />

jede(r) zweite SchülerIn die Großeltern als „Vorleser“.<br />

7.11 Haushaltsausstattung<br />

Ziemlich gut ausgestattet dürften die Haushalte mit<br />

Fernsehgeräten sein. 39 Prozent der Befragten geben an, zwei<br />

Fernseher zu besitzen, weitere 22 Prozent drei Fernseher und<br />

bei weiteren 12 Prozent sind es vier und mehr Fernsehgeräte.<br />

Bei den Radios ist die Ausstattung anzahlmäßig sogar noch<br />

höher: rund 37 Prozent besitzen demnach vier und mehr<br />

Radiogeräte im Haushalt.<br />

48 Prozent der Haushalte verfügen über einen Computer,<br />

weitere 28 Prozent über zwei Computer und 20 Prozent über<br />

drei und mehr Computer. Lediglich 3 Prozent der Haushalte<br />

besitzen keinen Computer.<br />

Bei Spielecomputern ist die Situation noch etwas anders. In<br />

rund 30 Prozent der Haushalte hat der Spielecomputer bis dato<br />

noch nicht Einzug gehalten. 33 Prozent geben an, über einen<br />

Spielecomputer zu verfügen, weitere 13 Prozent über zwei und<br />

23 Prozent besitzen drei und mehr Spielecomputer.<br />

Eltern sind<br />

wichtige<br />

Leseträger<br />

Nur 3 Prozent der<br />

Haushalte<br />

verfügen über<br />

keinen Computer<br />

72


Ernüchternd sind die Zahlen, wenn man nach der Anzahl der<br />

Bücher im Haushalt fragt. Rund 40 Prozent der Haushalte<br />

besitzen bis maximal 50 Bücher, weitere 21 Prozent bis<br />

maximal 100 Bücher. 9 Prozent der SchülerInnen können über<br />

die Anzahl der Bücher im Haushalt keine Auskunft geben.<br />

Durchschnittlich verfügt nach Angaben der SchülerInnen der<br />

oberösterreichische Haushalt über 191 Bücher.<br />

31 Prozent der Zwei-Personen-Haushalte verfügen über mehr<br />

als 100 Bücher – dies ist im Vergleich zu den größeren<br />

Haushalten besonders bemerkenswert<br />

7.12 Leseneigung<br />

Rund 65 Prozent der SchülerInnen lesen gerne bzw. sehr<br />

gerne. 13 Prozent geben an, ungern oder gar nicht gerne zu<br />

lesen.<br />

Während jede(r) zweite VolksschülerIn sehr gerne liest, ist dies<br />

bei den HauptschülerInnen bzw. SchülerInnen der Unterstufe<br />

nur knapp jede(r) Vierte. Ungern bzw. gar nicht gerne lesen<br />

rund 18 Prozent der SchülerInnen der Hauptschule/Unterstufe<br />

gegenüber rund 5 Prozent der VolksschülerInnen.<br />

Der oö. Haushalt<br />

verfügt – nach<br />

Angaben der<br />

SchülerInnen –<br />

über<br />

durchschnittlich<br />

191 Bücher<br />

Zwei Drittel der<br />

SchülerInnen lesen<br />

gerne bzw. sehr<br />

gerne<br />

73


8 LESERAUM OBERÖSTERREICH<br />

- die wichtigsten Ergebnisse der<br />

Public Round Tables<br />

Zwei „Public Round Tables“ (Diskussionsrunden) mit<br />

männlichen und weiblichen TeilnehmerInnen aus<br />

unterschiedlichen Alters- und Berufsgruppen sollten schließlich<br />

das Bild von Herrn und Frau Oberösterreicher zur Thematik<br />

„Buch“ und „Lesen“ ergänzen und abrunden.<br />

Der erste Public Round Table fand im ländlichen Raum (Bezirk<br />

Grieskirchen) statt; der zweite in der Landeshauptstadt Linz.<br />

Insgesamt 17 Personen (die jüngste war 13 Jahre, die älteste<br />

80 Jahre) nahmen an diesen moderierten Diskussionsrunden<br />

teil.<br />

Die wichtigsten Ergebnisse werden in diesem Kapitel kurz<br />

zusammengefasst.<br />

8.1 Lesemotive<br />

Informationen über das Tagesgeschehen werden v.a. aus<br />

Tageszeitungen oder über Rundfunk und Fernsehen bezogen.<br />

Es bleibt allerdings das Gefühl, dass dies eher eine<br />

oberflächliche Information ist und man zum Teil manipuliert<br />

wird. Anders erscheint dies bei echten Fachzeitschriften.<br />

Bücher dienen eher der Unterhaltung. Hier kann man<br />

Eintauchen in fremde Kulturen, aber auch Entspannen vom<br />

Alltag und seine Fantasie walten lassen. Für reine Information<br />

scheinen Bücher nicht die Idealform zu sein. Allerdings können<br />

Geschichtsbücher in Romanform Jugendliche nachhaltig für die<br />

Thematik gewinnen, weil diese „Bilder“ und „Verknüpfungen“<br />

beinhalten.<br />

Bücher sind auch immer besser als Filme, da hier eigene Bilder<br />

im Kopf entstehen können.<br />

Im Internet erhält man zwar viel (aktuelle) Informationen, doch<br />

erscheint dies ziemlich unübersichtlich; in Büchern kann man<br />

dagegen in Ruhe nachlesen.<br />

Hörbücher sind nicht als Konkurrenz zur „klassischen“Buchform<br />

zu sehen, sondern eher als Ergänzung, welche – je nach<br />

Situation – zum Tragen kommt.<br />

Bücher waren gerade für die älteren Generationen früher die<br />

billigste Möglichkeit, in eine Fantasiewelt zu entfliehen und oft<br />

auch der erste Impuls für verschiedenste Interessen im<br />

späteren Leben. Als Motivation diente zumeist das Vorbild der<br />

Eltern, egal ob durch Vorlesen oder durch Beispiel. Darüber<br />

hinaus war es manchmal auch reines Zweckdenken, welches –<br />

Radio und<br />

Fernsehen werden<br />

als bloße<br />

oberflächliche<br />

Information<br />

gesehen<br />

Bücher dienen der<br />

Unterhaltung, dem<br />

Eintauchen in<br />

fremde Kulturen<br />

und zur<br />

Entspannung und<br />

Fantasieanregung<br />

in Ruhe nachlesen<br />

Hörbücher als<br />

Ergänzung<br />

Vorbild der Eltern<br />

74


durch indirekten Druck von Lehrkräften oder Erziehern<br />

verursacht – das Lesen als vorteilhaft für das weitere Leben<br />

erscheinen ließ. Ganz allgemein kann man sagen, dass man<br />

bereits als Kind eine Umgebung braucht, welche zum Lesen<br />

motiviert. Dies können sowohl Eltern, Großeltern, Geschwister<br />

oder auch Freunde, LehrerInnen oder Bekannte sein.<br />

Das erste Buch, welches man in seinem Leben erhält, sollte<br />

etwas Besonderes sein – daran wird auch der spätere Wert<br />

eines Buches gemessen.<br />

Zum Buchlesen bedarf es jedoch auch einer entsprechenden<br />

Animation – sei es durch Bilder, Grafiken, persönliche<br />

Gespräche, Festtage, Vorlesen etc. Gerade das Vorlesen<br />

erscheint als besonders schmackhafte Variante und dieses<br />

Vorlesen sollte besonders ausdrucksstark sein, damit auch<br />

„Geschichten im Kopf“ entstehen können.<br />

Gute SchülerInnen borgen sich erfahrungsgemäß auch Vieles<br />

aus der Bücherei – sowohl Bücher, Zeitschriften, CD’s und<br />

DVD’s.<br />

Es bedarf auch einer gewissen Zeit zum Lesen; und diese Zeit<br />

wiederum hängt von den verschiedensten Lebensphasen ab.<br />

Gerade für Kinder stellen Bücher eine gute Übungsmöglichkeit<br />

zur Stärkung der Konzentrationsfähigkeit dar. Gelesene Texte<br />

muss man auch verstehen; das bloße Überfliegen eines Textes<br />

bringt noch keinen Nutzen.<br />

8.2 Gründe für/gegen Bücher<br />

Bücher haben oft – im Gegensatz zu Filmen, DVDs u. dgl. –<br />

etwas Zeitloses an sich. Sie fördern die Vorstellungskraft und<br />

beflügeln die Fantasie. In unserer schnelllebigen Zeit helfen<br />

einem Bücher, wieder zu sich selbst zu finden; Bücher wirken<br />

als Entschleunigungsmittel.<br />

Wenn den Kindern verboten wird zu lesen, so kann dies u. U.<br />

die Sache für viele interessanter machen. Eltern stehen<br />

manchmal vor dem Problem, bei ihren Kindern die Lust aufs<br />

Lesen wecken zu wollen, gleichzeitig werden die Kinder mit<br />

vielen Aufgaben und Beschäftigungsmöglichkeiten überhäuft,<br />

sodass manchmal kaum Zeit zum Lesen bleibt.<br />

Trotz Internet und div. anderer Medien haben Bücher noch<br />

immer etwas Besonderes an sich. Ein Buch in der Hand zu<br />

halten, es zu fühlen, zu Begreifen ... ist etwas anderes als am<br />

Bildschirm zu lesen. Dieses Spüren, Knistern, Zerreißen,<br />

Zerwutzeln hat eine ganz besondere Bedeutung. Es gibt auch<br />

ein technisches Problem: heute kann keiner sagen, ob CDs in<br />

motivierende<br />

Umgebung ist<br />

wichtig<br />

das erste Buch<br />

Vorlesen fördert<br />

das Entstehen von<br />

„Geschichten im<br />

Kopf“<br />

Bücher als Übung<br />

für die<br />

Konzentrationsfähigkeit<br />

Bücher sind zeitlos<br />

und wirken als<br />

Entschleunigungsmittel<br />

Zeit zum Lesen ist<br />

heute Mangelware<br />

Bedeutung des<br />

„Haptischen“<br />

75


50 oder 100 Jahren noch lesbar sind. Bei Büchern haben wir<br />

dieses Problem nicht.<br />

8.3 Kaufverhalten<br />

Es gibt Bücher, die leiht man sich aus, andere kauft man sich<br />

und kann sie auch mehrmals lesen. Gerade bei größeren<br />

Haushalten – wenn mehrere LeserInnen in der Familie sind –<br />

können Bücher eine finanzielle Belastung darstellen. Hier sind<br />

Leihbibliotheken eine große Hilfe. Belletristik, Krimis werden<br />

oftmals nur einmal gelesen; da wird man schon leichter zu<br />

„second-hand-Leser“. Zeitschriften – wenn sie nicht gerade<br />

abonniert sind – werden oftmals ausgeborgt, Sachbücher,<br />

Kunstbände, Nachschlagewerke u. dgl. werden eher gekauft,<br />

manchmal auch als sogenannte Wertanlage.<br />

Bücher als persönliches Geschenk, wo man eine Widmung<br />

hineinschreiben kann oder einen Bezug zur beschenkten<br />

Person herstellen kann, eignen sich besser als Blumen, welche<br />

auch Geld kosten und morgen schon verwelkt sind. Ein Buch<br />

kommt einem immer wieder vor Augen; man kann es hinstellen,<br />

abstauben usw.<br />

Personen, welche sich Sachbücher kaufen, streichen darin<br />

gerne gewisse Passagen an, ganz einfach aus dem Grund, weil<br />

diese Passagen auch immer wieder gelesen werden – beruflich<br />

oder privat. Solche Bücher werden sozusagen zum geistigen<br />

Eigentum.<br />

Beim Buchkauf sollte man nicht nur nach dem Einband urteilen.<br />

Auch der Preis ist eher nebensächlich. Wenn ein Buch wirklich<br />

gut ist, dann leistet man es sich einfach. Besonders wichtig<br />

erscheint das Thema, der Inhalt, die Qualität und die Sprache –<br />

sowie für ältere oder lesebeeinträchtigte Personen – die<br />

Schriftgröße. Für manche LeserInnen ist auch die Person des<br />

Autors/der Autorin entscheidend. Solche LeserInnen kaufen<br />

sich zumeist alle Erscheinungen dieses Autors/dieser Autorin,<br />

weil sie diese Bücher einfach besitzen wollen.<br />

Auch Kurzgeschichten, welche man schnell erfassen kann, und<br />

der Klappentext haben Einfluss darauf, ob sich jemand ein<br />

Buch kauft.<br />

Es ist ein Unterschied, ob man sich ein Buch für den Urlaub<br />

kauft oder für zu Hause. Bücher, welche man auf Reisen<br />

mitnimmt, sind oftmals Taschenbücher, auf welche man nicht<br />

besonders achten muss.<br />

Second-hand-<br />

LeserInnen bei<br />

Belletristik;<br />

Kauf bei<br />

Sachbücher,<br />

Kunstbänden<br />

etc.<br />

Bezug zur<br />

beschenkten<br />

Person<br />

Bücher als<br />

geistiges<br />

Eigentum<br />

Thema - Inhalt<br />

- Qualität –<br />

Sprache -<br />

Autor –<br />

Klappentext<br />

76


8.4 Bibliotheksnutzung/-beurteilung<br />

Manche Menschen haben noch keinen richtigen Zugang zu<br />

Leihbibliotheken gefunden; diese kaufen sich eher die Bücher.<br />

Sind gewünschte Bücher nicht unmittelbar in einer<br />

Buchhandlung verfügbar, so kann man diese bestellen und<br />

erhält diese zumeist innerhalb von drei Tagen.<br />

Jene Personen, welche mit Bibliotheken vertraut sind und zu<br />

den Stammkunden zählen, kommen meist vierzehntägig und<br />

nehmen sich dann gleich ein Dutzend Bücher mit nach Hause.<br />

Man findet jedoch auch Bibliothekskunden, welche sich<br />

vorzugsweise Zeitschriften ausborgen und keine Bücher. Als<br />

Grund wird angeführt, dass man möglichst neue Bücher haben<br />

möchte. Für manche ist es auch nicht angenehm zu wissen,<br />

dass fremde Personen diese Bücher bereits benutzt haben.<br />

8.5 Erwartungen an die Buchhandlung<br />

Bei den Public Round Tables wurden die Anwesenden sowohl<br />

nach ihren aktuellen Erwartungen an die Buchhandlung gefragt<br />

als auch nach ihren Erwartungen an eine Buchhandlung in der<br />

Zukunft.<br />

Allgemein erwartet man sich von einer Buchhandlung gute<br />

Beratung und kompetente Bedienung, eine möglichst große<br />

Auswahl, Aktualität, Übersichtlichkeit und gute Sortierung,<br />

Ruhe, wenig künstliches Licht und sogenannte Leseecken zum<br />

Schmökern. Es kommt dabei allerdings auf den Käufertypus an.<br />

So mancher Kunde möchte lieber selbst stöbern und<br />

schmökern, sich bloß informieren und von „aufdringlichen“<br />

VerkäuferInnen verschont bleiben. Andere wissen wiederum<br />

sehr genau, was sie wollen und für diese sind Buchhandlungen<br />

wie Supermärkte, wo man sich selbst bedienen kann. Letztere<br />

erwarten eher große Flächen, wo Übersichtlichkeit<br />

gewährleistet ist.<br />

Neben den o. a. Erwartungen sollte eine Buchhandlung der<br />

Zukunft auch bessere, an Kunden orientierte Öffnungszeiten<br />

aufweisen. Als Beispiel wird Skandinavien angeführt, wo man<br />

schon seit Jahrzehnten ein oder zwei Tage in der Woche am<br />

Abend offen hält. Auch die Trennung von Büchern und<br />

Schreibwaren wird als wichtig empfunden. Es sollte sogenannte<br />

Nischen geben, in welche man sich zurückziehen und Bücher in<br />

Ruhe anlesen kann. Darüber hinaus wären größere Flächen für<br />

AutorInnenlesungen wünschenswert.<br />

Aufgrund der Entwicklung hin zu großen Buchhandelsketten<br />

befürchtet man, dass einem vermehrt unqualifiziertes<br />

Massenpersonal gegenüber stehen wird. Chancen werden<br />

gute Beratung -<br />

kompetente<br />

Bedienung – große<br />

Auswahl –<br />

Aktualität -<br />

Übersichtlichkeit –<br />

gute Sortierung –<br />

Ruhe – wenig<br />

künstliches Licht –<br />

Leseecken ...<br />

77


kleinen, speziellen Buchhändlern eingeräumt. Buchhändler<br />

müssen ihre Arbeit beherrschen und brauchen SpezialistInnen<br />

für die verschiedensten Themenbereiche.<br />

78


9 DER BUCHMARKT<br />

9.1 Der Buchmarkt in Deutschland<br />

Der deutsche Buchmarkt 37 ist mit 80.971 Neuerscheinungen im<br />

Jahr 2003 hinter China und Großbritannien der drittwichtigste<br />

Buchmarkt weltweit. Bei einer Gesamtauflage von rund 774<br />

Mio. Büchern im Jahr 2003 konnte der deutsche Buchhandel<br />

ein Umsatzvolumen von 9,07 Mrd. Euro generieren. Unter den<br />

Neuerscheinungen sind 61.538 Erstauflagen und 19.433 neu<br />

aufgelegte Bücher.<br />

2003 existierten in Deutschland rund 22.000 buchhändlerische<br />

Unternehmen, davon zwei Drittel Verlage. Auf die 100 größten<br />

Verlage und Verlagsgruppen, welche ca. 450 Einzelverlage auf<br />

sich vereinen, entfallen etwa 85 Prozent des Gesamtumsatzes<br />

der Branche.<br />

Der Sortimentsbuchhandel ist noch immer der bedeutendste<br />

Vertriebsweg für Bücher und erwirtschaftet einen geschätzten<br />

Umsatz zu Endverbraucherpreisen von rund 5 Mrd. Euro<br />

jährlich, das entspricht rund 55 Prozent des gesamten<br />

Buchumsatzes. Es folgt der Direktvertrieb der Verlage mit 17,6<br />

Prozent (~ 1,6 Mrd. €), der Versandbuchhandel einschl. Internet<br />

mit 11,2 Prozent (~ 1 Mrd. €), Warenhäuser mit 4,3 Prozent (~<br />

0,4 Mrd. €) und Buchgemeinschaften mit 3,3 Prozent (~ 0,29<br />

Mrd. €). Sonstige Verkaufsstellen sind noch mit 8,9 Prozent (~<br />

0,81 Mrd. €) am Gesamtumsatz beteiligt. 38<br />

Der Buchhandel unterliegt derzeit einem Wandel: einerseits ist<br />

er von der Entstehung großer Buchhandelsketten geprägt,<br />

andererseits von der Entwicklung des Online-Buchhandels.<br />

Diese zunehmende Konzentration im Buchhandel steigert auch<br />

die Einkaufsmacht, was sich v.a. zu Lasten kleinerer Verlage<br />

auswirkt. Auf den Online-Buchhandel entfielen mit 350 – 400<br />

Mio. Euro im Jahr 2003 rund 4 Prozent des Gesamtumsatzes<br />

im Buchhandel.<br />

37<br />

vgl. Wirtz, Bernd W.: Medien- und Internetmanagement. 5. Auflage,<br />

Gabler Verlag, 2006, S. 213ff.<br />

38<br />

vgl. Börsenverein des Deutschen Buchhandels, 2007.<br />

http://www.bisag.de/de/64626?template=content_print, downloaded 2007-<br />

12-27<br />

9 Mrd. Euro<br />

Umsatz<br />

22.000<br />

Buchhändler<br />

Sortimentsbuchhandel:<br />

~ 5 Mrd. Euro<br />

Umsatz<br />

Online-<br />

Buchhandel:<br />

350 – 400 Mio.<br />

Euro<br />

79


Tabelle 2:<br />

Die größten Buchhandlungen im Jahr 2005 (deutschsprachiger Raum)<br />

Rang Buchhandlung Umsatz 2005 in Mio. €<br />

1 Thalia Holding, Hagen 514,7<br />

2 Weltbildplus, München 266,0<br />

3 Hugendubel, München 250,0<br />

4 Schweitzer Sortiment, München 135,0<br />

5 Mayersche, Aachen 115,0<br />

6 Karstadt, Essen 106,0<br />

7 Kaufhof, Köln 82,5<br />

8 Libro, Guntramsdorf 76,6<br />

9 Orell Füssli, Zürich 76,0<br />

10 Gondrom, Kaiserslautern 69,1<br />

Quelle: Wirtz, Bernd W., 2006.<br />

Tabelle 3:<br />

Geschätzte Umsätze zu Endverbraucher-Preisen<br />

2006* in Deutschland<br />

Vertriebsweg<br />

Mio.<br />

€<br />

Umsatz-<br />

Anteil<br />

in %<br />

Veränderung<br />

gegenüber<br />

2005<br />

in %<br />

Sortimentsbuchhandel 5.031 54,3 -0,5<br />

Sonstige<br />

Verkaufsstellen<br />

851 9,2 +0,3<br />

Warenhäuser 385 4,2 -0,3<br />

Versandbuchhandel<br />

(mit Internet)<br />

1.076 11,6 +0,4<br />

Verlage direkt 1.629 17,6 +0,0<br />

Buchgemeinschaften 289 3,1 -0,1<br />

Insgesamt 9.261 100 +1,1<br />

Quelle: Börsenverein des deutschen Buchhandels e.V., 2007.<br />

Belletristik nimmt mit rund einem Drittel den höchsten<br />

Umsatzanteil ein gefolgt von Sachbüchern/Ratgeber mit knapp<br />

18 Prozent und Kinder- und Jugendbüchern mit 13 Prozent.<br />

Belletristik – ein<br />

Drittel des<br />

Warengruppenumsatzes<br />

80


Tabelle 4:<br />

Anteile der Warengruppen am Umsatz 2005<br />

Anteile der Warengruppen am<br />

Umsatz 2005*<br />

Belletristik 32,3 %<br />

Kinder- und<br />

Jugendbücher<br />

13 %<br />

Sachbücher, Ratgeber 17,6 %<br />

Reise 7,1 %<br />

Geisteswissenschaften,<br />

Kunst/ Musik<br />

Mathematik,<br />

Naturwissenschaft u.<br />

Technik<br />

Sozialwissenschaft,<br />

Recht u. Wirtschaft<br />

8,9 %<br />

6,4 %<br />

5,7%<br />

Schule und Lernen 9,0 %<br />

Quelle: Börsenverein des deutschen Buchhandels e.V., 2007.<br />

9.2 Der österreichische Buchmarkt<br />

In Österreich gibt es derzeit rund 1.600 Verlage, von welchen<br />

allerdings nur 150 Verlage mehr als 50 Titel führen. 39<br />

Im Jahr 2005 setzten Österreichs 1.500 Buchhändler rund 811<br />

Mio. Euro um. 40 Der größte österreichische Buchhändler – die<br />

Thalia-Kette – erzielte einen Umsatz von rund 80 Mio. Euro und<br />

beschäftigte 600 MitarbeiterInnen. Zuletzt konnte Thalia einen<br />

Umsatz von knapp 108 Mio. Euro 41 erwirtschaften, wobei 23<br />

Prozent auf das Weihnachtsgeschäft entfallen. Der<br />

MitarbeiterInnenstand konnte auf rund 700 erhöht werden.<br />

Thalia – Teil des deutschen Konzerns Douglas – betreibt in<br />

Österreich derzeit 30 Filialen; zwölf davon in Oberösterreich.<br />

Für März 2008 ist eine weitere Filialeröffnung in Tulln<br />

(Niederösterreich) geplant. Drei Viertel des Umsatzes werden<br />

mit Büchern erwirtschaftet, der Rest mit Papierwaren.<br />

An zweiter Stelle folgt nunmehr Libro mit einem Umsatz von<br />

rund 70 Mio. Euro vor Morawa-Leykam, welche österreichweit<br />

mit 33 Standorten vertreten ist.<br />

39<br />

vgl. Rabus, Silke: Kinderliteraturmarkt in Österreich. In:<br />

Büchereiperspektiven 04/06.<br />

40<br />

vgl. APA: Buchhandelskette Thalia auf Einkaufstour. 20. 4. 2006.<br />

41<br />

vgl. Der Standard. Print-Ausgabe, Literatur und Ratgeber unterm Baum,<br />

22./23. 12. 2007.<br />

811 Mio. Euro<br />

Umsatz<br />

81


Laut einer OGM-Umfrage wurde das Mobiltelefon in der Hitliste<br />

der Weihnachtsgeschenke wieder durch das Buch<br />

abgelöst.Laut dieser Studie 42 haben zwei von drei<br />

Österreichern im Jahr 2007 zumindest ein Buch gekauft, wobei<br />

das Sachbuch gegenüber der Belletristik auf dem Vormarsch<br />

sei und der Erlebniswert beim Buchkauf eine immer größere<br />

Rolle spiele. Zwei von drei Konsumenten kaufen ihr Buch auch<br />

nach wie vor im Buchhandel, während 20 Prozent der Käufer<br />

ihre Titel über den klassischen Versandhandel und zehn<br />

Prozent online beziehen. Gerade in der letzten Gruppe<br />

befinden sich allerdings auch die ausgesprochenen Vielleser<br />

sowie jüngere Altersgruppen.<br />

Kinder- und Jugendliteratur spielt in den öffentlichen<br />

Bibliotheken Österreichs eine wesentliche Rolle. Im Jahr 2005<br />

standen den österreichischen LeserInnen insgesamt 12.<br />

596.649 Medien zur Verfügung, wovon 3.763.997 Titel Kinder-<br />

und Jugendbücher waren. Rund 29,9 Prozent der in<br />

Bibliotheken angebotenen Bücher richteten sich an Kinder- und<br />

Jugendliche (zum Vergleich: Sachbücher – 29,5 %; Belletristik<br />

– 26,5 %). Die meisten Medien werden von den Öffentlichen<br />

Bibliotheken über den deutschsprachigen Markt bezogen. 2005<br />

erschienen auf dem deutschen Buchmarkt 89.869 Titel; der<br />

Anteil der Kinder- und Jugendbücher betrug 7,2 Prozent. In<br />

Österreich erschienen im gleichen Zeitraum nur 5.487 neue<br />

Publikationen, davon 6,3 Prozent Kinder- und Jugendliteratur. 43<br />

Gemäß einer Studie der RegioPlan Consulting GmbH beliefen<br />

sich die Verbrauchsausgaben für Bücher in Österreich im Jahr<br />

2004 auf 119,20 Euro. Die Studie unterscheidet allerdings nicht<br />

nach in- und ausländischen Büchern und auch nicht nach dem<br />

Ort der Anschaffung (Verlag oder Buchhandel). Im Vergleich<br />

zum Buch beliefen sich die Haushaltsausgaben für Papier- und<br />

Schreibwaren auf 42 Euro; die größten Ausgaben wurden mit<br />

265,40 Euro für Zeitungen und Zeitschriften getätigt. 44<br />

42<br />

vgl. Der Standard. Print-Ausgabe, Literatur und Ratgeber unterm Baum,<br />

22./23. 12. 2007<br />

43<br />

vgl. Rabus, Silke: Kinderliteraturmarkt in Österreich. In:<br />

Büchereiperspektiven 04/06.<br />

44<br />

vgl. Richter, Wolfgang/Urban, Brigitte: Buchhandel Österreich. Ausgabe<br />

2005, Branchenreport, S. 6f.<br />

Erlebniswert spielt<br />

beim Buchkauf<br />

eine immer größere<br />

Rolle<br />

Online-Bezieher:<br />

Vielleser, jüngere<br />

Altersgruppen<br />

geringerer Anteil<br />

an Kinder- und<br />

Jugendliteratur-<br />

Neuerscheinungen<br />

in Österreich<br />

2004:<br />

Verbrauchsausgaben<br />

für Bücher –<br />

119,20 Euro<br />

82


10 ZUSAMMENFASSUNG UND<br />

WEITERFÜHRENDE ÜBERLEGUNGEN<br />

Es war Ziel dieser Studie, die Trends und Entwicklungen<br />

aufgrund des gesellschaftlichen und technologischen Wandels<br />

– insbesondere im Zusammenhang mit dem Themenbereich<br />

„Lesen“ bzw. „Buch“ – aufzuzeigen, die Lesekompetenz anhand<br />

aktueller Studien im deutschsprachigen Raum darzustellen<br />

sowie aktuelle Daten über das Leseverhalten, -motive,<br />

Kaufgewohnheiten und das Leseumfeld der oberösterreichischen<br />

Bevölkerung zu gewinnen.<br />

Die Studie „Leseraum Oberösterreich“ umfasst insgesamt vier<br />

Teile. Teil A widmet sich der Leselandschaft der<br />

oberösterreichischen Schüler und Schülerinnen, Teil B<br />

analysiert die aktuelle Leselandschaft der<br />

OberösterreicherInnen, Teil C präsentiert ergänzend dazu die<br />

Ergebnisse der beiden Public Round Tables aus dem urbanen<br />

und ländlichen Raum und Teil D schließlich fasst die<br />

wichtigsten Ergebnisse zusammen und ergänzt die Thematik<br />

mit Begriffsdefinitionen, in- und ausländischen<br />

Studienergebnissen, Best-Practice-Beispielen sowie einer<br />

Kurzanalyse des deutschen und österreichischen Buchmarktes.<br />

Bildung und Wissen werden in Zukunft zu Schlüsselressourcen<br />

in der globalisierten Welt und lebenslanges Lernen wird zur<br />

Normalität im Alltag jedes Einzelnen. Das Volumen am<br />

Bildungs- und Weiterbildungsmarkt wächst beständig und es<br />

kommt zu einem weltweiten Kompetenzwettbewerb. Arbeit wird<br />

in Hinkunft nicht nur mit Qualifikation und Kompetenz, sondern<br />

vor allem auch mit Identität, Selbstverantwortung und<br />

Selbstbewusstsein zu tun haben.<br />

Der Computer hat die Chance, nach dem Lesen, Schreiben und<br />

Rechnen als vierte Kulturtechnik anerkannt zu werden, und es<br />

wird nicht ausbleiben, dass sich Leseverhalten, Leseumwelt<br />

und auch die Ansprüche an das Lesen neu definieren müssen.<br />

Gerade das Internet erfordert neue kognitive Lesefähigkeiten<br />

und erweitert den Bereich der sozialen Handlungs- und<br />

Kommunikationsfähigkeit.<br />

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welchen Beitrag<br />

das Lesen und v. a. das Medium Buch leisten kann, diesen<br />

künftigen Herausforderungen adäquat begegnen zu können.<br />

In der EU-25 gibt es derzeit geschätzte 135 Millionen<br />

Analphabeten; in Österreich werden dieser Gruppe rund<br />

300.000 Personen zugerechnet. Durch unsere stets mehr<br />

83


audiovisuell geprägte Kultur wird den Überlebensstrategien<br />

dieser Analphabeten temporäre Rückendeckung gewährt,<br />

welche die wesentlichen Defizite allerdings nicht beseitigt und<br />

im Gegenteil Abhängigkeiten schafft.<br />

Wie die PISA- und PIRLS-Studien aufzeigten, gibt es einen<br />

relativ hohen Anteil von RisikoschülerInnen: rund 16 Prozent<br />

der Volksschulabgänger können nur unzureichend<br />

sinnerfassend lesen. Lesehausübungen österreichischer<br />

Schulen sind – verglichen mit anderen Ländern - relativ kurz<br />

und beim Lesen literarischer Texte außerhalb der Schule liegen<br />

die österreichischen Schulen unter dem Durchschnitt.<br />

Das Leseverhalten in unserem Nachbarland Deutschland<br />

unterscheidet sich nur geringfügig von dem der<br />

ÖsterreicherInnen. Allgemein kann festgehalten werden:<br />

Männer lesen bedeutend weniger als Frauen, der Anteil der<br />

Wenig-/Kaumleser ist – trotz leichter Rückgänge – noch immer<br />

relativ hoch, Höhergebildete lesen mehr, häufiger und oft<br />

parallel.<br />

Für jüngere Altersgruppen sind Radio und Fernsehen<br />

attraktivere Informationsquellen als das Zeitunglesen und neue<br />

Medien werden verstärkt genutzt. Dafür, dass der PC das<br />

Bücherlesen in bemerkenswertem Umfang verhindert, gibt es –<br />

wie die Studien zeigen – keine Belege. Im Gegenteil: um<br />

erfolgreich mit einem Computer arbeiten zu können, muss man<br />

sehr gut lesen können. Es zeigt sich auch, dass gerade die<br />

unter 30jährigen ComputernutzerInnen weit mehr Sach- und<br />

Fachbuchlektüre und Belletristik konsumieren als<br />

NichtcomputernutzerInnen.<br />

Am deutschsprachigen Buchmarkt erlebt der Bereich der Sach-,<br />

Fach- und Weiterbildungsliteratur einen immer stärkeren<br />

Zuwachs und Hörbücher – sowohl als CD als auch<br />

Hörbuchdownloads - erfreuen sich steigender Beliebtheit.<br />

Frauen und jüngere Altersgruppen bevorzugen vermehrt<br />

Großbuchhandlungen; letztere präferieren auch Online-Käufe.<br />

Der Marktanteil der Buchhandelsketten wächst und setzt<br />

vermehrt auf den Erlebnischarakter. Kleinere Buchhandlungen<br />

konzentrieren sich auf Beratung und Nischenbereiche.<br />

Die OberösterreicherInnen stufen sich selbst nahezu<br />

durchwegs als „gute“ LeserInnen ein, lesen im Schnitt 18<br />

Bücher pro Jahr und wenden rund neun Stunden pro Woche für<br />

das Lesen auf. Lediglich die Gruppe der Arbeiter und<br />

Facharbeiter rechnet sich selbst zu den Wenig-/NichtleserInnen<br />

und schneidet dementsprechend auch beim Lesevolumen am<br />

schlechtesten ab. Lesen dient für die OberösterreicherInnen in<br />

erster Linie der Allgemeinbildung; bei den Jüngeren liegt der<br />

Tenor auf der Erweiterung des beruflichen und schulischen<br />

Wissens.<br />

84


In den letzten 12 Monaten kauften die OberösterreicherInnen<br />

im Schnitt 11 Bücher – Frauen und Höhergebildete noch<br />

deutlich mehr – und gaben für eigene Bücher rund 18 Euro, für<br />

Bücher als Geschenk rund 20 Euro aus. Sechs von zehn<br />

Befragten erhielten im letzten Jahr ein oder mehrere Bücher<br />

geschenkt. Näherungsweise hochgerechnet ergibt dies ein<br />

Büchergesamteinkaufsvolumen von rund 247 Mio. Euro im<br />

vergangenen Jahr oder – anders ausgedrückt – 448 Euro pro<br />

oö. Privathaushalt. 45 Auf die Ein-Personenhaushalte entfielen<br />

dabei rund 34,5 Mio. Euro, auf Zwei-Personenhaushalte rund<br />

63,5 Mio. Euro, auf Drei-Personenhaushalte rund 56 Mio. Euro<br />

und auf Vier- und Mehrpersonenhaushalte rund 89 Mio. Euro.<br />

Im Schnitt geben die Frauen für den jährlichen Bucheinkauf 231<br />

Euro aus; Männer 194 Euro. Im Altersgruppenvergleich geben<br />

die 30- bis 49Jährigen pro Jahr rund 240 Euro, die 50Jährigen<br />

und älteren rund 218 Euro und die 16- bis 29Jährigen rund 173<br />

Euro aus.<br />

Abbildung 4:<br />

Büchergesamteinkaufsvolumen nach Altersgruppen<br />

(Rundungsdifferenzen möglich)<br />

50 Jahre +<br />

97 Mio. €<br />

16 bis 29 Jahre<br />

46 Mio. €<br />

30 bis 49 Jahre<br />

104 Mio. €<br />

In dieser Berechnung wird allerdings nicht nach dem<br />

Anschaffungsort (Verlag, Buchhandel, In- oder Ausland etc.)<br />

unterschieden.<br />

Bücher im Internet oder von der CD lesen derzeit rund 17<br />

Prozent der OberösterreicherInnen. Der Markt dürfte hier in den<br />

nächsten Jahren stärker anwachsen, da sich diese<br />

Mediennutzung insbesondere bei der Altersgruppe der 16- bis<br />

29Jährigen besonders bemerkbar macht. 14 Prozent der<br />

OberösterreicherInnen haben im letzten Jahr Hörbücher in<br />

Anspruch genommen – im Schnitt rund 10 Hörbücher. Der<br />

45 Basis: Bevölkerung ab 15 Jahre gem. Statistik Land OÖ., Stand 1.1.2006.<br />

Basis 543.034 Privathaushalte gem. Volkszählung 2001.<br />

85


typische Hörbuch-Konsument findet sich in der Altersgruppe der<br />

30- bis 49Jährigen und ist vorzugsweise weiblich.<br />

Insgesamt betrachtet bevorzugten Herr und Frau<br />

Oberösterreicher vor allem Bücher zu Themen wie<br />

Mensch/Gesundheit, Krimi/Horror/Abenteuer und<br />

Natur/Pflanzen/Umwelt/Garten. Entsprechend dem tradierten<br />

Rollenverständnis kaufen Frauen seltener Bücher zu Themen<br />

wie Technik und Wirtschaft.<br />

42 Prozent der oö. SchülerInnen lesen täglich; wöchentlich rund<br />

31 Prozent. Durchschnittlich wenden die SchülerInnen dafür<br />

rund 3 ½ Stunden pro Woche auf. Ähnlich wie in deutschen<br />

Studien lesen Volksschulkinder bedeutend mehr und auch<br />

häufiger als HauptschülerInnen bzw. SchülerInnen der<br />

Unterstufe. Bevorzugter Lesestoff sind Akionsgenres, Sachen<br />

zum Lachen und Comics sowie – bei den Mädchen –<br />

Geschichten über Freundschaft/Liebe/Probleme. Als<br />

Informationsquelle dient insbesondere bei HauptschülerInnen<br />

und SchülerInnen der Unterstufe neben Radio und Fernsehen<br />

v.a. das Internet und verdrängt damit das Buch nach hinten.<br />

Sowohl bei der allgemeinen oö. Bevölkerungsbefragung als<br />

auch bei der SchülerInnenbefragung wird als Lesehemmnis<br />

Nummer 1 Zeitmangel aufgeführt. 69 Prozent der<br />

OberösterreicherInnen und 66 Prozent der SchülerInnen führen<br />

Zeitmangel als Hauptgrund an. Dies kann jedoch kaum der<br />

wahre Grund für Nichtlesen sein, da – wie zahlreiche<br />

Lesestudien zeigen – Vielleser weniger frei verfügbare Zeit als<br />

Wenigleser haben, ebenso die Frauen als Hauptleserschaft von<br />

Belletristik. Vielmehr gilt: Wer lesen will, nimmt sich die Zeit<br />

dafür. Es ist also in erster Linie eine Frage des Stellenwerts,<br />

den Lesen im Leben des Einzelnen und in den verschiedensten<br />

Lebensphasen einnimmt.<br />

Wie oben bereits angemerkt, zählen Arbeiter eher zu den<br />

Weniglesern. Als Lesehemmnis führt diese Berufsgruppe an,<br />

dass es für sie schwer ist, ein passendes/interessantes Buch zu<br />

finden.<br />

Das Land Oberösterreich ist relativ gut mit öffentlichen<br />

Bibliotheken ausgestattet. Die fleißigsten<br />

BibliotheksnutzerInnen sind VolksschülerInnen, v.a. Mädchen.<br />

Während rund 65 Prozent der SchülerInnen im letzten Jahr<br />

ihren Lesenachschub aus Bibliotheken holten, waren es im oö.<br />

Bevölkerungsschnitt lediglich 31 Prozent. Als mögliche Gründe<br />

kommen hier zum Teil Berufs- und Ausbildungserfordernisse in<br />

Betracht, also man kauft sich eher Bücher, weil diese für die<br />

Aus- und Weiterbildung notwendig sind. Weiters dienen Bücher<br />

auch als Nachschlagewerk für Hobbies bzw. als Schmuckstück<br />

oder werden gesammelt.<br />

86


Man kann davon ausgehen, dass der durchschnittliche<br />

oberösterreichische Haushalt über rund 200 Bücher verfügt<br />

(oö. Bevölkerungsbefragung: 237 Bücher; oö.<br />

SchülerInnenbefragung: 191 Bücher). Die tatsächliche Anzahl<br />

dürfte noch etwas höher liegen, da Haushalte mit mehr als<br />

1000 Büchern aus der Berechnung ausgeklammert wurden.<br />

Insgesamt betrachtet ist es um die Lese- und Buchlandschaft in<br />

Oberösterreich gut bestellt. Sowohl bei der Nachfrage nach<br />

Büchern als auch beim Leseverhalten heben sich die<br />

OberösterreicherInnen vom österreichischen und deutschen<br />

Durchschnittsbürger positiv ab. Dazu dürften nicht zuletzt die<br />

vom Land Oberösterreich initiierte Lesekampagne, die hohe<br />

Dichte an Schul-/öffentlichen Bibliotheken, die Aus- und<br />

Weiterbildungsbestrebungen der OberösterreicherInnen sowie<br />

die zahlreichen Aktivitäten der Buchhandelsketten und<br />

Spezialbuchhandlungen beigetragen haben.<br />

Dennoch erscheint in manchen Bereichen Handlungsbedarf<br />

gegeben. Betrachtet man beispielsweise untenstehende<br />

Tabelle 5, so zeigt sich, dass insbesondere der Ballungsraum<br />

Linz und Wels besonders gut mit Buchhandlungen versehen ist,<br />

manche Bezirke jedoch ein Manko an Buchhandlungen<br />

aufweisen. Besonders benachteiligt sind dabei die Bezirke<br />

Grieskirchen, Rohrbach, Schärding, Kirchdorf und Eferding.<br />

Tabelle 5: Buchhandlungen in Oberösterreich (2007)<br />

Anzahl<br />

Bezirk Braunau am Inn 5<br />

Bezirk Freistadt 5<br />

Bezirk Gmunden 8<br />

Bezirk Grieskirchen 2<br />

Bezirk Kirchdorf an der Krems 3<br />

Bezirk Linz (Stadt) 32<br />

Bezirk Linz Land und Umgebung 9<br />

Bezirk Perg 6<br />

Bezirk Ried im Innkreis 4<br />

Bezirk Rohrbach 2<br />

Bezirk Schärding 3<br />

Bezirk Steyr Stadt und Land 7<br />

Bezirk Urfahr-Umgebung 5<br />

Bezirk Vöcklabruck 9<br />

Bezirk Wels Stadt Land 14<br />

Bezirk Eferding 1<br />

Summe 115<br />

Quelle: www.herold.at<br />

Bemerkenswert (allerdings nicht nur in Oberösterreich) ist auch,<br />

dass HauptschülerInnen und SchülerInnen der Unterstufe<br />

deutlich weniger lesen als VolksschülerInnen bzw. die ab<br />

16Jährigen OberösterreicherInnen. Zum Vergleich:<br />

Manko an<br />

Buchhandlungen<br />

in den Bezirken<br />

Grieskirchen,<br />

Rohrbach,<br />

Schärding,<br />

Kirchdorf und<br />

Eferding<br />

87


VolksschülerInnen lesen im Durchschnitt 4,3 Std./Woche,<br />

HauptschülerInnen/SchülerInnen der Unterstufe 3 Std./Woche,<br />

OberösterreicherInnen ab 16 Jahren rund 9 Stunden /Woche.<br />

Da sich die Lesekompetenz vorwiegend zwischen dem 8. und<br />

dem 14. Lebenjahr ausbildet erscheinen Maßnahmen zur<br />

Stärkung der Lesekompetenz gerade für die Gruppe der<br />

HauptschülerInnen/SchülerInnen der Unterstufe vordringlich.<br />

Als Basis für den Erwerb zusätzlicher Kompetenzen für die<br />

Bewältigung der künftigen beruflichen und persönlichen<br />

Herausforderungen in verschiedensten Fachbereichen, welche<br />

(mittels Skripten, Büchern, neuen Medien) „erlesen“ werden<br />

müssen, ist die Lesekompetenz eine wesentliche<br />

Voraussetzung für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.<br />

Arbeiter weisen – sowohl was Lesehäufigkeit, -volumen als<br />

auch Lese-Selbsteinstufung betrifft – die schlechtesten Werte<br />

auf. Zudem bekunden sie auch, schwerlich<br />

passende/interessante Bücher zu finden. In Oberösterreich gibt<br />

es 240.049 Arbeiter und 17.944 Lehrlinge im Arbeiterberuf,<br />

insgesamt also 39,3 Prozent der oberösterreichischen<br />

Erwerbspersonen. 46 Um am Arbeitsmarkt langfristig bestehen<br />

zu können, ist eine Höherqualifizierung durch laufende<br />

Weiterbildung, durch Lebenslanges Lernen, notwendig. Hierzu<br />

bedarf es vermehrter und auch neuer Zugänge zum<br />

Orientierungs- und Fachwissen, welches über Bücher und neue<br />

Medien vermittelt wird.<br />

In einer zunehmend alternden Gesellschaft treten vermehrt<br />

gesundheitliche Beeinträchtigungen auf. In Österreich (für<br />

Oberösterreich konnten hier keine Daten ermittelt werden) gibt<br />

es über 400.000 Sehbeeinträchtigte, also Personen für welche<br />

es besonders schwierig ist, Geschriebenes oder Gedrucktes zu<br />

lesen. Bislang gibt es erst wenige Bücher am Markt, welche auf<br />

diese Gruppe Rücksicht nehmen und den Inhalt mit größeren<br />

Buchstaben und Übersichten widergeben. Hier sind Verlage<br />

und Buchhandlungen in Hinkunft vermehrt gefordert bzw.<br />

können mit einem eigenen Zielgruppensortiment punkten.<br />

Die zentralen Ressourcen des 21. Jahrhunderts sind<br />

zweifelsohne Information und Wissen. Letzteres veraltet immer<br />

schneller und die moderne Mediengesellschaft produziert eine<br />

wahre Flut an Informationen. Aller Voraussicht nach werden in<br />

Hinkunft qualitativ hochwertige Informationen auch online kaum<br />

mehr kostenfrei verfügbar sei, sodass auch im Informations-<br />

und Bildungsbereich die Gefahr einer Zwei-Klassen-<br />

Gesellschaft besteht. Politik und öffentliche Hand sind<br />

gefordert, neben den bestehenden, klassischen<br />

Bildungseinrichtungen auch eine Infrastruktur zu gewährleisten<br />

und zu fördern, welche lebenslanges Lernen, Informations- und<br />

46 vgl. Statistik/Land OÖ., VZ 2001.<br />

Maßnahmen zur<br />

Stärkung der<br />

Lesekompetenz bei<br />

SchülerInnen der<br />

Hauptschule/<br />

Unterstufe<br />

Zielgruppe<br />

ArbeiterInnen<br />

neue Zugänge zum<br />

Orientierungs- und<br />

Fachwissen<br />

eigenes<br />

Zielgruppensortiment<br />

für<br />

Sehbeeinträchtigte<br />

Förderung einer<br />

Infrastruktur,<br />

welche<br />

lebenslanges<br />

Lernen,<br />

Informations- und<br />

Medienkompetenz<br />

ermöglicht<br />

88


Medienkompetenz ermöglicht. Insbesondere den bislang<br />

Bildungsfernen, jene, welche aufgrund ihres Umfeldes oder<br />

auch aus eigenem Handeln von der Teilhabe/Teilnahme an<br />

dieser Infrastruktur ausgeschlossen waren, ist dabei besondere<br />

Aufmerksamkeit zu schenken.<br />

Zur Erreichung dieses Zieles sind sektorübergreifende<br />

Kooperationen (z. B. Schulen– Bibliotheken – Buchhandlungen<br />

– Verlage – Ausbildungsbetriebe –<br />

Erwachsenenbildungseinrichtungen – Kultur- und<br />

Kunstvermittler – IT- und Medienunternehmen etc. )<br />

anzustreben. Auf hohe Identifikationskraft und niedrige<br />

Nutzungsschwelle für die Bürger sollte geachtet werden. Neue<br />

Lernformen mit dem Fokus auf Selbstlernen mit Büchern und<br />

neuen Medien stärken die Informations- und Medienkompetenz.<br />

Den durch vorgegebene Arbeitszeiten zeitlichen und<br />

räumlichen Begrenzungen der Erwerbstätigen sollte durch<br />

kundenorientierte Öffnungszeiten – sowohl im Buchhandel als<br />

auch bei Bibliotheken - einfühlsame und kompetente Beratung<br />

sowie durch ein entsprechendes Ambiente – je nach Zielgruppe<br />

– entsprochen werden.<br />

Nicht nur der Umgang mit, sondern zuvorderst der Zugang zu<br />

Büchern und neuen Medien muss gefördert werden. der Spaß-<br />

und Neugierfaktor sowie der Faktor Erlebnis sind wichtige<br />

Triebfedern auf dem Weg dorthin. Neben den bereits mit Erfolg<br />

laufenden Aktionen (One City – one Book, Lesemobil,<br />

Wissensturm Linz, Literatur am Fluss etc.) sind – insbesondere<br />

für die Gruppe der Wenig- bzw. Kaumleser – neue,<br />

unkonventionelle, ja atypische Aktionen vorzusehen (z. B.<br />

Lesung mit anschließendem Buchverkauf in einer Polizeistation,<br />

in öffentlichen Verkehrsmitteln, Buchungsmöglichkeit von<br />

Vorlesungen in Sportvereinen, in Privathaushalten oder<br />

Unternehmen, eine Stadt/Region schreibt ein Buch, Lesungen<br />

auf öffentlichen Plätzen, in AsylantInnenunterkünften, Hotels,<br />

Gasthöfen, Altersheimen u. v. m.).<br />

Last – not least: Die Verfügbarkeit von Information und Wissen<br />

– als Schlüsselressource für das 21. Jahrhundert – ist der<br />

entscheidende Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit unseres<br />

Landes. Ergänzend zu vorliegender Studie wird deshalb eine<br />

volkswirtschaftliche Wertschöpfungsanalyse der<br />

oberösterreichischen Buch- und Verlagsszene auf Basis<br />

unterschiedlicher Szenarien vorgeschlagen. Damit können die<br />

sekundären, über den Wirtschaftskreislauf wirksamen Effekte<br />

(Multiplikator-induzierte Effekte), welche durch primäre Impulse<br />

induziert werden, auf die regionale Wirtschaft untersucht<br />

werden.<br />

Bildungsferne<br />

sektorübergreifende<br />

Kooperationen mit<br />

hoher<br />

Identifikationskraft<br />

und niedriger<br />

Nutzungsschwelle<br />

kundenorientierte<br />

Öffnungszeiten,<br />

einfühlsame und<br />

kompetente<br />

Beratung,<br />

ansprechendes<br />

Ambiente<br />

zuerst Zugang<br />

fördern, dann<br />

Umgang<br />

Spaß, Neugierde,<br />

Erlebnis<br />

neue,<br />

unkonventionelle,<br />

atypische Aktionen<br />

volkswirtschaftliche<br />

Wertschöpfungsanalyse<br />

als wissenschaftlichesBegleitinstrumentarium<br />

89


11 ANHANG<br />

Zitate zum Thema „Lesen“ und „Buch“<br />

"Beim Lesen lässt sich vortrefflich denken." - Leo Tolstoi,<br />

Tagebücher, 1857<br />

"Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom<br />

Nachdenken über das Gelesene." - Carl Hilty<br />

"Die nützlichsten Bücher sind die, die den Leser anregen, sie zu<br />

ergänzen." - Voltaire, Philosophisches Taschenwörterbuch<br />

"Die Schrift ist ein toter Buchstabe, den nur die Einbildungskraft<br />

und der Verstand des Lesens beleben kann." - Christian Garve,<br />

Über Gesellschaft und Einsamkeit<br />

"Erst durch Lesen lernt man, wieviel man ungelesen lassen<br />

kann." - Wilhelm Raabe<br />

"Es ist immer noch besser, ein gutes Buch wird gekauft und<br />

nicht gelesen, als wenn es gar nicht erst gekauft wird." - Marcel<br />

Reich-Ranicki<br />

"Heute existiert die Welt im Grunde nur noch für den, der liest."<br />

- Hannes Stein, über Bildung, Endlich Nichtdenker, Handbuch<br />

für den überforderten Intellektuellen, Eichborn Berlin, 2004,<br />

ISBN 9783821807508, S. 145<br />

"Ich reise niemals ohne mein Tagebuch. Man sollte immer<br />

etwas Aufregendes zu lesen bei sich haben." - Oscar Wilde,<br />

Ernst muß man sein, 2. Akt / Gwendolen<br />

"Ich sehe das Buch und das gedruckte Wort trotz aller<br />

Neuerungen nach wie vor als den wichtigsten und<br />

tiefgreifendsten Medienbeitrag zur gesamtgesellschaftlichen<br />

Entwicklung. Nur eine Gemeinschaft mit ausgeprägter<br />

Lesekultur wird die Kraft zur Weiterentwicklung in sich tragen." -<br />

Reinhard Mohn, Taschenbuch 150 Jahre Bertelsmann, 1985<br />

"Ja, das grenzenloseste aller Abenteuer der Kindheit, das war<br />

das Leseabenteuer. Für mich begann es, als ich zum erstenmal<br />

ein eigenes Buch bekam und mich da hineinschnupperte. In<br />

diesem Augenblick erwachte mein Lesehunger, und ein<br />

besseres Geschenk hat das Leben mir nicht beschert." - Astrid<br />

Lindgren, Das entschwundene Land. Oetinger, 1977, S.79,<br />

ISBN 3789119407<br />

90


"Lesen heißt mit einem fremden Kopfe, statt des eigenen,<br />

denken." - Arthur Schopenhauer, Parerga und Paralipomena II,<br />

HaffmansTaschenBuch 1991, S.438 (Vereinzelte, jedoch<br />

systematisch geordnete Gedanken über vielerlei Gegenstände,<br />

Kap. XXII, §261)<br />

"Lesen macht vielseitig, Verhandeln geistesgegenwärtig und<br />

Schreiben genau." - Francis Bacon<br />

"Lest, bildet euch! Allein die Lektüre entwickelt unseren Geist,<br />

das Gespräch verwirrt und das Spiel verengt ihn." - Voltaire,<br />

Der Mann mit den vierzig Talern<br />

"Sage mir, was du liest und ich sage dir, was du bist." - Pierre<br />

de La Gorçe, Rede à l'assemblée de la Société bibliographique,<br />

7. Mai 1920<br />

"Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch<br />

den zweiten lesen will." - William Faulkner<br />

"Wer ein gutes Buch nicht liest, hat keinen Vorteil gegenüber<br />

jemandem, der es nicht lesen kann." - Mark Twain<br />

91


Literaturverzeichnis<br />

Alberti, Maike: Lesen im Wandel der Multimediageneration. Einflüsse des<br />

Internets auf Leseverhalten und Lesekompetenz. Staatsexamensarbeit,<br />

November 2005, Georg-August-Universität Göttingen, Deutschland.<br />

APA: Buchhandelskette Thalia auf Einkaufstour. 20. 4. 2006.<br />

Bertelsmann-Stiftung: http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-<br />

0A000F28-F7EFFB8E/bst/hs.xsl/338_34531.htm, downloaded 2007-12-27.<br />

Bertelsmann-Stiftung: http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-<br />

0A000F28-F7EFFB8E/bst/hs.xsl/11844.htm, downloaded 2007-12-27.<br />

Bertelsmann-Stiftung: http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-<br />

0A000F28-F7EFFB8E/bst/hs.xsl/11843.htm, downloaded 2007-12-27.<br />

Bertelsmann-Stiftung: Bibliothek 2007 – Internationale Best-Practice-<br />

Recherchen.<br />

http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-0A000F28-<br />

F7EFFB8E/bst/xcms_bst_dms_11109__2.pdf, downloaded 2007-12-27<br />

Bertelsmann-Stiftung: http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-<br />

0A000F28-F7EFFB8E/bst/hs.xsl/prj_9054_9062.htm, 2007-12-27.<br />

Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Nordrhein-<br />

Westfalen e.V., Kaiserstr. 42a, 40479 Düsseldorf, in:<br />

http://209.85.135.104/search?q=cache:CnAe7YvKoGMJ:www.buchnrw.de/d<br />

ownloads/CH_050819_einestadtliest.PDF+Eine+Stadt+lies+ein+Buch&hl=d<br />

e&ct=clnk&cd=2&gl=at&lr=lang_de, downloaded 2007-12-27.<br />

Börsenverein des Deutschen Buchhandels, 2007.<br />

http://www.bisag.de/de/64626?template=content_print, downloaded 2007-<br />

12-27<br />

Bourdieu, Pierre: Sozialer Raum und „Klassen“. Lecon sur la lecon. Zwei<br />

Vorlesungen. Aus dem Französischen von Bernd Schwibs. Frankfurt/Main,<br />

1985, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschft. 500.<br />

Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage, 13. Band, F. A. Brockhaus,<br />

Mannheim, 1990, S. 304f.<br />

Buchreport.express Nr. 41 v. 10. 10. 2007.<br />

Der Standard. Print-Ausgabe, Literatur und Ratgeber unterm Baum,<br />

22./23. 12. 2007<br />

Deutsche Presseagentur, München, 25. 5. 2007.<br />

Friederike Künzel: Mit Treuetests und Alltagswahnsinn in den Buchhandel –<br />

Chancen für Nachwuchsautoren. Presseaussendung Books on Demand<br />

GmbH, Norderstedt, 4. 10. 2007<br />

Haderlein, A./Kirig, A./Rauch, C./Wenzel, E.: 100 Top Trends. Die<br />

wichtigsten Driving Forces für den kommenden Wandel. Zukunftsinstitut,<br />

2007.<br />

Hofer, Bernhard: Tabuthema Analphabetismus. In: Public Observer Nr. 19,<br />

15. 8. 2005.<br />

92


Hoffmann, Wolfgang (Hrsg.): Analphabetimus. Das Recht auf Lesen und<br />

Schreiben für Erwachsene. Frankfurt/Main, 1992, S. 60.<br />

Horx, Matthias: Soziokulturelle Schlüsseltrends für die Märkte der<br />

kommenden Jahre – Trendreport 2005.<br />

Huber, J: Zukunft heisst Bewegung. Vortrag d. Zukunftsinstituts, 2005.<br />

IFAK, http:// www.ifak-kindermedien.de/pdf/Jungen_lesen_anders.pdf,<br />

downloaded 2007-12-27<br />

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downloaded 2007-12-27.<br />

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downloaded 2007-12-27<br />

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der Oberösterreicher/innen – Ergebnisse einer repräsentativen market-<br />

Umfrage. 14. 7. 2005.<br />

Merl, Alfred: Wie wird sich der Tourismus entwickeln? Vortragsunterlage.<br />

Pass, Claudia: Perspektiven zur PISA-Studie und zur Schreib-<br />

/Lesekompetenz. In: Public Observer Nr. 23, 19. 12. 2005.<br />

Projektzentrum für vergleichende Bildungsforschung/Universität Salzburg:<br />

PISA 2006 – Schülerleistungen am Ende der Pflichtschulzeit. In:<br />

http://www.pisaaustria.at/pisa2006/files/PISA2006_ZVB_Pressetext_041207.pdf,<br />

downloaded 2007-12-27.<br />

Projektzentrum für vergleichende Bildungsforschung/Universität Salzburg:<br />

PIRLS 2006 – Lesekompetenz am Ende der Volksschule. In: http://www.ieaaustria.at/pirls/docs/PIRLS_2006_Pressetext.pdf,<br />

downloaded 2007-12-27.<br />

Rabus, Silke: Kinderliteraturmarkt in Österreich. In: Büchereiperspektiven<br />

04/06.<br />

Richter, Wolfgang/Urban, Brigitte: Buchhandel Österreich. Ausgabe 2005,<br />

Branchenreport, S. 6f.<br />

Solon: Machbarkeitsstudie “Information und Lernen in Gütersloh“ –<br />

<strong>Endbericht</strong>, 1. September 2002.<br />

Statistik Austria: Personen mit körperlichen Beeinträchtigungen. Ergebnisse<br />

des Mikrozensus Juni 1995. In: Beiträge zur österreichischen Statistik, Heft<br />

1.276.<br />

Statistik/Land OÖ., VZ 2001.<br />

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http://relaunch.medialine.de/PM1D/PM1DB/PM1DBF/pm1dbf_koop.htm?snr<br />

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Stiftung Lesen (Hrsg.): Leseverhalten in Deutschland 1992/93. Mainz 1993.<br />

UNESCO: Statement of the International Commitee of Experts on Literacy,<br />

1962.<br />

93


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27<br />

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visual disability. 2007-06-28.<br />

Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Lesen#Sequenzielles_Lesen,<br />

downloaded 2007-12-27.<br />

Wirtz, Bernd W.: Medien- und Internetmanagement. 5. Auflage, Gabler<br />

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http://www.bookstart.co.uk/Parents-and-carers/Packs/Parents-Booktouch,<br />

downloaded 2007-12-27.<br />

94


Tabellenverzeichnis<br />

Tab.1 Die 5 Stufen der Lesekompetenz bei PISA<br />

Seite<br />

19<br />

Tab.2 Die größten Buchhandlungen im Jahr 2005 80<br />

Tab.3 Geschätzte Umsätze an Endverbraucher- 80<br />

Preisen 2006 in Deutschland<br />

Tab.4 Anteile der Warengruppen am Umsatz 2005 81<br />

Tab.5 Buchhandlungen in Oberösterreich (2007) 87<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb.1 Freizeitaktivitäten der ÖsterreicherInnen<br />

Seite<br />

43<br />

Abb.2 Die Top-10-Freizeitaktivitäten der<br />

OberösterreicherInnen<br />

44<br />

Abb.3 Lesen in der Freizeit 2005 47<br />

Abb.4 Buchgesamteinkaufsvolumen nach<br />

Altersgruppen<br />

85<br />

95

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