Genereller Endbericht
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LESERAUM<br />
OBERÖSTERREICH<br />
Studienergebnisse<br />
Marketing- und Kommunikationsberatungs-GmbH<br />
Institut für qualitative Sozialforschung<br />
A-4040 Linz, Aubrunnerweg 1<br />
Tel.: 0043 (0)732 25 40 24<br />
Fax: 0043 (0)732 25 41 37<br />
Mail: office@public-opinion.at<br />
http://www.public-opinion.at
VORWORT<br />
Der vorliegende <strong>Endbericht</strong> fasst die Ergebnisse der Feldforschung<br />
– insbesondere der telefonischen Repräsentativbefragung<br />
der OberösterreicherInnen, der schriftlichen<br />
Befragung oberösterreichischer SchülerInnen von Volks- und<br />
Hauptschulen sowie SchülerInnen der AHS-Unterstufe und der<br />
beiden Public Round Tables aus dem urbanen und ländlichen<br />
Raum – zusammen und ergänzt sie mit in- und ausländischen<br />
Studien.<br />
Detailliertere Informationen zur Feldforschung sind den<br />
beigeschlossenen Berichten A bis C zu entnehmen. Aus<br />
Gründen der Übersichtlichkeit und leichteren Lesbarkeit wurden<br />
in diesem <strong>Endbericht</strong> Randnotizen eingefügt.<br />
Wir hoffen, mit den vorliegenden Ergebnissen ein aktuelles Bild<br />
über die oberösterreichische Buch- und Leseszene vermitteln<br />
zu können und mit den abschließenden Empfehlungen einen<br />
kleinen Beitrag zur Bewältigung künftiger Herausforderungen in<br />
diesem Bereich zu leisten.<br />
Linz, am 31. 12. 2007<br />
Dr. Claudia Pass Dr. Bernhard Hofer<br />
2
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Kapitel Inhalt Seite<br />
Einleitung 5<br />
1 BEGRIFFSDEFINITIONEN 7<br />
1.1 Was versteht man eigentlich unter einem<br />
« Buch » ? 7<br />
1.1.1 Zur Geschichte des Buches 7<br />
1.2 Was versteht man unter dem Begriff « Lesen » ? 8<br />
1.2.1 Zur Geschichte des Lesens 8<br />
1.2.2 Lesetechniken 10<br />
1.2.3 Lesesituation 11<br />
1.2.4 Lesekompetenz 12<br />
1.2.4.1 Ein kritischer Exkurs 12<br />
1.2.5 Tabuthema Analphabetismus 14<br />
1.2.6 Die Messung der Lesekompetenz bei PISA 18<br />
1.2.7 PISA 2006 20<br />
1.2.8 Internationale Lese-Studie PIRLS 22<br />
2 LESEVERHALTEN IN DEUTSCHLAND 24<br />
2.1 Lesebarometer 24<br />
2.2 Studie der Stiftung Lesen 24<br />
2.3 Ifak-Studie 2001 zur Ermittlung von<br />
Lesetendenzen bei Jungen 28<br />
2.4 Studie der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
2002 zur Entwicklung von Lesemotivation bei<br />
Grundschülern 29<br />
2.5 KIM-Studie 2003 30<br />
2.6 Forsa-Studie zum Leseverhalten der Deutschen 31<br />
2.7 TNS emnid-Umfrage 2007 über Einkaufswege<br />
der Buchkäufer 32<br />
3 TRENDS UND ENTWICKLUNGEN 34<br />
3.1 Freizeittrends/soziolkulturelle Trends 34<br />
3.2 Entwicklungen im Buchhandel 37<br />
3.3 Hörbücher 38<br />
3.4 Der Markt der Sehbeeinträchtigten 40<br />
3.5 Einflüsse des Internets 41<br />
4 LESEN IN ÖSTERREICH 43<br />
4.1 Umfrage des Instituts für Freizeitforschung –<br />
Ergebnisse 2007 43<br />
4.2 Lesen in Oberösterreich 44<br />
4.2.1 Die Lesegewohnheiten der<br />
OberösterreicherInnen – Ergebnisse einer<br />
repräsentativen market-Umfrage 2005 44<br />
4.2.2 Die Leseoffensive des Landes Oberösterreich 48<br />
4.2.3 Der Linzer Wissensturm 48<br />
4.2.4 Das Linzer Stifterhaus 48<br />
4.2.5 Literatur am Fluss 49<br />
4.2.6 Die Litera 08-Buchmesse 49<br />
5 BEST-PRACTICE-BEISPIELE 50<br />
5.1 Best-Practice-Beispiele von Bibliotheken 50<br />
5.1.1 Erfolgsfaktor Kooperation 50<br />
5.1.2 Investition in Menschen – effektive Fortbildung 51<br />
5.1.3 Wettbewerb als Chance: BIX – der<br />
Bibliotheksindex 52<br />
5.1.4 Erfolgsfaktoren für das Bibliothekswesen 53<br />
5.1.5 Lindgren-Schwerpunkt Stadtbibliothek Vöcklab. 57<br />
5.2 Sonstige Best-Practice-Beispiele 57<br />
5.2.1 World of Expression–Talentförderung New York 57<br />
5.2.2 One City-one Book 58<br />
3
Kapitel Inhalt Seite<br />
6 LESERAUM OBERÖSTERREICH: die<br />
wichtigsten Ergebnisse der repräsentativen<br />
Telefonbefragung vom Nov../Dez. 2007 60<br />
6.1 VielleserInnen vs. WenigleserInnen 60<br />
6.2 Durchschnittlicher Zeitaufwand für das Lesen 61<br />
6.3 Lesepräferenzen 61<br />
6.4 Lesevolumen pro Jahr 62<br />
6.5 Internet, CD, Hörbücher 62<br />
6.6 Lesemotive 63<br />
6.7 Selbsteinschätzung „guter“ vs. „schlechter“<br />
Leser 63<br />
6.8 Büchervolumen 63<br />
6.9 Kaufpräferenzen 64<br />
6.10 Lesehemmnisse 64<br />
6.11 (Geld)Ausgaben pro Buch 65<br />
6.12 Bücher(geschenks)volumen 65<br />
6.13 Bibliotheksnutzung 65<br />
6.14 Büchervolumen im Haushalt 66<br />
7 LESERAUM OBERÖSTERREICH: die<br />
wichtigsten Ergebnisse der schriftlichen<br />
Befragung oö. SchülerInnen 67<br />
7.1 Freizeitaktivitäten 67<br />
7.1.1 Freizeitaktivität „Lesen“ 68<br />
7.1.1.1 Durchschnittlicher Zeitaufwand 68<br />
7.2 Lesepräferenzen 69<br />
7.3 Informationsquellen 69<br />
7.4 Lesemotive 70<br />
7.5 Lesehemmnisse 70<br />
7.6 Bibliotheken und „Lesenachschub“ 70<br />
7.7 Lesevolumen 71<br />
7.8 Buch(erwerbs)volumen 71<br />
7.9 Bücherpräferenz der Eltern 72<br />
7.10 Lesehintergrund 72<br />
7.11 Haushaltsausstattung 72<br />
7.12 Leseneigung 73<br />
8 LESERAUM OBERÖSTERREICH:<br />
die wichtigsten Ergebnisse der Public-Round-<br />
Tables 74<br />
8.1 Lesemotive 74<br />
8.2 Gründe für/gegen Bücher 75<br />
8.3 Kaufverhalten 76<br />
8.4 Bibliotheksnutzung/-beurteilung 77<br />
8.5 Erwartungen an die Buchhandlung 77<br />
9 DER BUCHMARKT 79<br />
9.1 Der Buchmarkt in Deutschland 79<br />
9.2 Der österreichische Buchmarkt 81<br />
10 ZUSAMMENFASSUNG UND WEITERFÜHRENDE<br />
EMPFEHLUNGEN 83<br />
11 ANHANG: 90<br />
Zitate zum Thema Lesen und Buch 90<br />
Literaturverzeichnis 92<br />
Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 95<br />
4
EINLEITUNG<br />
Es war Ziel dieser Studie, die Trends und Entwicklungen<br />
aufgrund des gesellschaftlichen und technologischen Wandels<br />
– insbesondere im Zusammenhang mit dem Themenbereich<br />
„Lesen“ bzw. „Buch“ – aufzuzeigen, die Lesekompetenz anhand<br />
aktueller Studien im deutschsprachigen Raum darzustellen<br />
sowie aktuelle Daten über das Leseverhalten, -motive,<br />
Kaufgewohnheiten und das Leseumfeld der<br />
oberösterreichischen Bevölkerung zu gewinnen.<br />
Die Studie „Leseraum Oberösterreich“ umfasst insgesamt vier<br />
Teile. Teil A widmet sich der Leselandschaft der<br />
oberösterreichischen Schüler und Schülerinnen, Teil B<br />
analysiert die aktuelle Leselandschaft der<br />
OberösterreicherInnen, Teil C präsentiert ergänzend dazu die<br />
Ergebnisse der beiden Public Round Tables aus dem urbanen<br />
und ländlichen Raum. Vorliegender Teil D fasst schließlich die<br />
wichtigsten Ergebnisse zusammen, ergänzt sie mit Vergleichen<br />
aus dem In- und Ausland, zeigt Entwicklungen auf dem Buchund<br />
Lesemarkt auf und schließt mit Empfehlungen.<br />
Kapitel 1 widmet sich zunächst wichtigen Begriffsdefinitionen,<br />
geht auf die Geschichte des Buches und des Lesens näher ein,<br />
widmet sich dem Tabuthema Analphabetismus und den derzeit<br />
vorliegenden Ergebnissen von PISA und PIRLS.<br />
Das Leseverhalten in unserem Nachbarland Deutschland wird<br />
überblicksartig durch die Vorstellung diverser Studien in<br />
Kapitel 2 behandelt.<br />
Das Kapitel 3 geht auf künftige Entwicklungen im<br />
Freizeitbereich bzw. soziokulturelle Trends ein, streift<br />
Entwicklungen im Buchhandel und am Hörbuchmarkt sowie den<br />
5
Markt der Sehbeeinträchtigten und schließt mit Betrachtungen<br />
über die Einflüsse des Internets.<br />
Ausgehend von den Umfrageergebnisse des Institut für<br />
Freizeitforschung behandelt Kapitel 4 die Ergebnisse der<br />
Umfrage aus dem Jahr 2005 bringt einige Beispiele der<br />
Leseoffensive des Landes Oberösterreich.<br />
Kapitel 5 präsentiert ausgewählte Best-Practice-Beispiele<br />
vorwiegend von ausländischen Bibliotheken und erfolgreicher<br />
Buchaktionen.<br />
Im Hauptteil des Berichts (Kapitel 6 bis 8) werden die<br />
wichtigsten Ergebnisse der repräsentativen Telefonbefragung<br />
vom November/Dezember 2007, der schriftlichen Befragung<br />
oberösterreichischer SchülerInnen an Volks- und Hauptschulen<br />
sowie der AHS-Unterstufe und die Ergebnisse der beiden<br />
Public Round Tables im urbanen und ländlichen Raum<br />
dargestellt.<br />
Kapitel 9 versucht einen kurzen Einblick in den deutschen und<br />
österreichischen Buchmarkt zu geben. und<br />
Kapitel 10 fasst die Betrachtungen zusammen, beziffert<br />
näherungsweise das Büchergesamteinkaufsvolumen der<br />
OberösterreicherInnen<br />
Empfehlungen.<br />
und schließt mit weiterführenden<br />
Im Anhang (Kapitel 11) finden sich noch einige Zitate zum<br />
Thema Lesen bzw. Buch, das Literatur-, Tabellen- und<br />
Abbildungsverzeichnis.<br />
In einem zusätzlichen Anhang (nicht Bestandteil dieses<br />
Berichts) sind auch die Kurzstatements einiger ausgewählter<br />
VIPs nachzulesen.<br />
6
1 BEGRIFFSDEFINITIONEN<br />
1.1 Was versteht man eigentlich unter<br />
einem „Buch“?<br />
Gemäß der Definition der UNESCO ist ein Buch eine gedruckte,<br />
der Öffentlichkeit verfügbar gemachte, nichtperiodische<br />
Veröffentlichung mit mindestens 49 Seiten Umfang (zuzüglich<br />
der Umschlagseiten).<br />
Darüber hinaus werden einzelne Werke oder große<br />
Textabschnitte, die in sich abgeschlossen sind, ebenfalls als<br />
Buch bezeichnet, insbesondere wenn sie Teil eines Bandes<br />
sind. Das trifft vor allem bei antiken Werken, die aus<br />
zusammengehörigen Büchersammlungen (wie z. B. die Bibel<br />
oder die Aeneis u. dgl.) zu.<br />
Unter „digitalen Büchern“ (englisch: e-book) versteht man<br />
elektronisch gespeicherte Buchtexte.<br />
„Hörbücher“ sind Bücher, welche auf akustische Art und Weise<br />
wahrgenommen werden können.<br />
1.1.1 Zur Geschichte des Buches<br />
Als Vorläufer des Buches gelten v. a. die Papyrusrollen der<br />
Ägypter. Die heute ältesten Exemplare sind über 5000 Jahre<br />
alt. Bei den Griechen und Römern wurden die Papyrusrollen ab<br />
dem 1. Jahrhundert von einem aus mehreren Lagen<br />
bestehenden Pergament, dem sog. „Codex“ abgelöst. Dieser<br />
Codex war in der Mitte gefaltet und wurde zusammengeheftet.<br />
Im 14. Jahrhundert schließlich wurde das Pergament durch das<br />
Papier ersetzt.<br />
Kaum ein anderer hat die Gesellschaft durch seine Erfindung<br />
so nachhaltig verändert wie Johannes Gensfleisch zur Laden<br />
(Gutenberg). Das bekannteste Erzeugnis der Druckkunst ist die<br />
42zeilige lateinische Bibel. Nach der Erfindung des Buchdrucks<br />
Mitte des 15. Jahrhunderts verbreitete sich diese Technik in<br />
ganz Europa und mit der stetigen Verbesserung und<br />
Weiterentwicklung des Drucks und der Herstellung von Papier<br />
wurden Bücher zur Massenware – eine wesentliche<br />
Voraussetzung für die Reformation und das Zeitalter der<br />
Aufklärung.<br />
Bücher findet man heute in den verschiedensten Ausführungen<br />
und Formaten. Das kleinste Buch der Welt ist 2,4 mal 2,9<br />
Millimeter groß, ledergebunden und kommt aus dem Verlag<br />
Faber & Faber, Leipzig. Das bislang größte Buch stammt vom<br />
Autoproduzenten Mazda, welcher im Jahr 2004 einen Bildband<br />
im Format 3,07 mal 3,42 Meter herausbrachte.<br />
Ein Buch ist eine der<br />
Öffentlichkeit<br />
verfügbar gemachte,<br />
nichtperiodische<br />
Veröffentlichung. Auch<br />
einzelne Werke oder in<br />
sich abgeschlossene<br />
Textabschnitte werden<br />
als Buch bezeichnet.<br />
Bücher können sowohl<br />
in gedruckter,<br />
elektronischer als<br />
auch in akustischer<br />
Form wahrgenommen<br />
werden.<br />
Papyrusrollen<br />
Pergament<br />
Papier<br />
Buchdruck<br />
Aufklärung<br />
7
1.2 Was versteht man unter dem Begriff<br />
„Lesen“?<br />
Das Wort „Lesen“ entstammt der althochdeutschen Sprache<br />
(lesan) und bedeutete ursprünglich „zusammentragen“ bzw.<br />
„sammeln“. Heute versteht man im Allgemeinen darunter einen<br />
Prozess, Gedrucktes und Geschriebenes zu entziffern, also<br />
eine Folge grafischer Zeichen in Sprache umzusetzen und sich<br />
Sach- und Sinnzusammenhänge des Textes zugänglich zu<br />
machen. 1 Da im lateinischen Wort „legere“ (aufsammeln,<br />
lesen) die Bedeutung nahezu gleich ist, wird Lesen heute als<br />
Lehnbedeutung aus dem Lateinischen betrachtet.<br />
1.2.1 Zur Geschichte des Lesens<br />
Das Lesen ist eine Kulturtechnik, welche erworben werden<br />
muss und war lange Zeit Privileg einer kleinen Bildungsschicht,<br />
v.a. der Geistlichen und Gelehrten. Insbesondere den Frauen<br />
war der Zugang zu dieser Technik lange verwehrt.<br />
Im alten Ägypten entstand ein eigener Schreiberstand, welcher<br />
zugleich als königliches Beamtentum als auch Gelehrtenstand<br />
fungierte. Eine Blüte erlebte das Lesen im 5./4. Jahrhundert im<br />
antiken Griechenland. Obwohl Platon das Lesen ablehnte,<br />
bediente er sich dennoch der Schrift und Aristoteles verfügte<br />
bereits über eine ansehnliche Bibliothek. Im Römischen Reich<br />
war das Lesen auch unter den gebildeten Bürgern verbreitet.<br />
Der Zusammenbruch des Römischen Reiches führte zum<br />
Verschwinden des städtischen Kulturlebens und damit auch der<br />
Schriftkultur. Lediglich die Kirche und die Klöster hielten das<br />
Lesen und Schreiben aufrecht. Erst im 13./14. Jahrhundert -<br />
mit dem zunehmenden Handel und der Gründung der ersten<br />
Universitäten – gewann das Lesen und Schreiben wieder<br />
vermehrte Bedeutung, zunächst für die Gelehrten und für<br />
Verwaltungsbeamte, ab dem 14. Jahrhundert dann auch<br />
vermehrt für das städtische Bürgertum.<br />
Mit der Erfindung des Buchdrucks erfuhr Niedergeschriebenes<br />
schneller Verbreitung. Zur damaligen Zeit erfreute sich das<br />
Vorlesen großer Beliebtheit. Für die Mehrzahl der sozialen<br />
Schichten bestand der Lesestoff bis in das 18. Jahrhundert aus<br />
der Bibel, Flugschriften, Andachtsbüchern und Zeitungen.<br />
Damals hatten die Menschen nur wenige Bücher. Diese wurden<br />
mehrmals gelesen oder vorgelesen. Ab dem 17. Jahrhundert<br />
bis ins 19. Jahrhundert entstanden v.a. im deutschsprachigen<br />
1<br />
vgl. Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage, 13. Band, F. A. Brockhaus,<br />
Mannheim, 1990, S. 304.<br />
Lesen ist der<br />
Prozess, Gedrucktes<br />
und Geschriebenes<br />
zu entziffern und den<br />
Sach- und<br />
Sinnzusammenhang<br />
zu erfassen.<br />
Lesen als Privileg<br />
einer kleinen<br />
Bildungsschicht<br />
Zusammenbruch des<br />
Römischen Reiches<br />
– Rückgang der<br />
Schriftkultur<br />
Vorlesen erfreute<br />
sich großer<br />
Beliebtheit<br />
8
Raum unzählige Lesezirkeln, Leihbibliotheken und auch<br />
Volksschriftenvereine, deren Ziel es war, das Lesen<br />
erzieherisch wertvoller Schriften zu fördern. Mit dem<br />
Aufkommen der Arbeiterbildungsbewegung wurde das Lesen<br />
schließlich als Mittel zur Befreiung des einzelnen aus<br />
Unwissenheit, Unfreiheit und sozialer Not verstanden. 2<br />
In der frühen Neuzeit wurde mit Zunahme des wirtschaftlichen<br />
Handelns die schriftliche Kommunikation wesentlich:<br />
Handelsbücher, Jahreskalender und Marktverzeichnisse wollten<br />
geführt sein. Die damalige geistige Elite war nicht bereit, diese<br />
Aufgaben zu übernehmen, wodurch die Nachfrage nach<br />
einfachem Volk, das lesen konnte, in dieser Zeit stark anwuchs.<br />
Doch selbst im 16. und 17. Jahrhundert noch – lange nach<br />
Erfindung des Buchdrucks – erfolgte die Wissensvermittlung<br />
überwiegend mündlich, während das Lesen nur in der<br />
Oberschicht und der gehobenen Mittelschicht verbreitet war.<br />
Mit Beginn des 18. Jahrhunderts konnten vermehrt auch die<br />
Mitglieder großbürgerlicher Familien, Handwerker, Großbauern,<br />
aber auch gehobene Dienstboten lesen. Bildungsreformer<br />
setzten sich für eine „Demokratisierung des Lesens“ ein und<br />
Lesen wurde nun auch für die breite Bevölkerungsschicht<br />
zugänglich. Mit dem Aufkommen der Zeitungen wurde dieser<br />
Prozess vorangetrieben.<br />
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kamen vermehrt<br />
Schriften auf, welche praktische Lebenshilfe vermittelten.<br />
Neben den zahlreichen religiösen Traktaten gab es damals<br />
hauptsächlich handwerkliche und praktische Ratgeber; offizielle<br />
Mitteilungen der Obrigkeit wurden öffentlich ausgehängt. Ab<br />
dem 19. Jahrhundert trat der Unterhaltungsnutzen der Bücher<br />
in den Vordergrund. Es waren v. a. die Frauen des Bürgertums,<br />
welche das Lesen für sich entdeckten. Während Frauen<br />
Belletristik und Romanlektüre bevorzugten, waren es bei den<br />
Männern Zeitungen, politische Sachbücher und<br />
Abenteuerromane. Die ersten Fortsetzungsromane kamen auf<br />
und erfreuten sich großer Beliebtheit. Lesen bestimmte nun<br />
einen Großteil der Freizeit. Um 1870 konnten rund 75 Prozent<br />
der deutschen Bürger lesen und um 1900 betrug der Anteil<br />
nahezu 90 Prozent.<br />
Während zunächst das Hauptaugenmerk der oberen Schichten<br />
auf den Klassikern lag und der breiten Masse die<br />
Unterhaltungsliteratur vorbehalten war, wurde durch die<br />
Massenproduktion um 1900 auch den Unterschichten und<br />
Kleinbürgern die gehobene Literatur zugänglich. Für die oberen<br />
Schichten diente der Lesestoff zur Repräsentation. Das<br />
Hauptaugenmerk dieser Schichten lag auf den Klassikern und<br />
2<br />
vgl. Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage, 13. Band, F. A. Brockhaus,<br />
Mannheim, 1990, S. 305.<br />
Lesen als Mittel zur<br />
Befreiung<br />
Demokratisierung<br />
des Lesens<br />
Frauen entdecken<br />
das Lesen für sich<br />
Lesen bestimmt den<br />
Großteil der Freizeit<br />
9
weniger auf aktuellen Werken. Der breiten Masse<br />
(Unterschichten und Kleinbürger) war die Unterhaltungsliteratur<br />
vorbehalten. Doch durch die Massenproduktion um 1900<br />
wurden auch diesen Schichten Werke der Literatur<br />
erschwinglich.<br />
Mit dem Aufkommen von Radio und Kino in den 20er Jahren<br />
des 20. Jahrhunderts verlor das Lesen gegenüber den neuen<br />
Medien etwas an Bedeutung. Die Bibliotheken versuchten<br />
damals entsprechend gegenzusteuern. Die Zeit des<br />
Nationalsozialismus wirkte sich schließlich hemmend auf das<br />
Bildungsangebot aus, da dieses nunmehr politisch einseitig in<br />
Erscheinung trat. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam es<br />
wieder zu einer überproportionalen Nachfrage nach Büchern.<br />
Es entstanden Buchgemeinschaften (Donauland, Deutsche<br />
Buchgemeinschaft, Bücherbund etc.) und es kam zu einer<br />
beachtlichen Ausweitung der Bibliothekslandschaft (Gemeinde-,<br />
Schul- und Kirchenbibliotheken). Die Verbreitung des Mediums<br />
Fernsehen und insbesondere der Einzug der Computer in die<br />
Haushalte trug in den letzten Jahrzehnten zu einer neuerlichen<br />
Debatte über das Lesen bei.<br />
1.2.2 Lesetechniken<br />
Lesetechniken dienen vor allem dazu, den Aufwand für den<br />
Leser zu minimieren, d. h. die Art des Lesens den Zielen des<br />
Lesers anzupassen. Man unterscheidet dabei folgende<br />
Techniken: 3<br />
� sequentielles Lesen<br />
� kursorisches Lesen<br />
� punktuelles Lesen<br />
� intensives Lesen<br />
� diagonales Lesen (Scannen)<br />
Beim sequentiellen Lesen wird der Text von Anfang bis<br />
Ende gelesen, mit dem Ziel, dem Handlungs- oder<br />
Gedankengang möglichst vollständig zu folgen. Auf<br />
Rücksprünge bzw. nochmaliges Lesen größerer Teile wird<br />
dabei zumeist verzichtet.<br />
Das kursorische Lesen beinhaltet neben dem Lesen des<br />
Textes von Anfang bis Ende vor allem die Erfassung<br />
ergänzender Informationen. Dabei wird neben dem Titel das<br />
Inhaltsverzeichnis, das Vorwort, die Einleitung und eventuell<br />
auch das Nachwort gelesen, um sich einen ersten Überblick zu<br />
verschaffen. Dann folgt eine intensive Beschäftigung mit dem<br />
3<br />
vgl. Wikipedia. http://de.wikipedia.org/wiki/Lesen#Sequenzielles_Lesen,<br />
downloaded 2007-12-27.<br />
Radio und Kino<br />
Gegensteuern der<br />
Bibliotheken<br />
Buchgemeinschaften<br />
Fernsehen und<br />
Computer<br />
sequentielles Lesen<br />
kursorisches Lesen<br />
10
Text, welches Anmerkungen, Notizen, Markierungen, die<br />
Verfolgung von Querverweisen u. dgl. beinhaltet. Somit will man<br />
zu einem möglichst umfassenden Verständnis – nicht nur des<br />
vorliegenden Textes, sondern des behandelten Themas –<br />
kommen.<br />
Ziel des intensiven Lesens ist es, einen Text und auch die<br />
dazugehörige Haltung bzw. Einstellung des Autors möglichst<br />
umfassend zu verstehen; das Augenmerk liegt dabei auf der<br />
Argumentationsweise und der Absicht des Autors. Der intensive<br />
Leser versucht, den Text mit der notwendigen sachlichen<br />
Distanz aufzunehmen und zu reflektieren.<br />
Lediglich ausschnittsweise und je nach Intention des Lesers<br />
wird ein Text beim punktuellen Lesen aufgenommen. Im<br />
Nachhinein wird in einer Reflexionsphase versucht, die<br />
einzelnen Inhalte in den Kontext einzuordnen.<br />
Das diagonale Lesen eignet sich v. a. für das schnelle<br />
Durcharbeiten eines längeren Textes. Dabei werden nur<br />
bestimmte Bereiche gelesen, üblicherweise der Beginn eines<br />
Absatzes, besonders hervorgehobene Stellen, Aufzählungen,<br />
Zusammenfassungen, Schlussfolgerungen etc. Der oft<br />
synonym verwendete Begriff „Scannen“ bezeichnet das<br />
gezielte Suchen nach speziellen Informationen oder einzelnen<br />
(Schlüssel)Wörtern in einem Text. Gerade für Internetnutzer ist<br />
dies die bevorzugte Lesetechnik für Webseiten.<br />
Ein durchschnittlicher Leser schafft rund 250 Wörter pro Minute,<br />
wobei beim Lesen nicht jedes einzelne Wort fixiert wird. Rund<br />
70 Prozent aller kurzen Worte werden übersprungen. Je<br />
vorhersagbarer die nächsten Worte sind bzw. je mehr<br />
Bedeutung aus dem bisher Gelesenen erkennbar ist, desto<br />
häufiger werden Wörter ausgelassen. Dadurch steigt auch die<br />
Lesegeschwindigkeit. Sogenannte Schnellleser schaffen<br />
zwischen 600 und 700 Wörter pro Minute.<br />
Die jeweils angewandten Lesetechniken hängen jedoch auch<br />
stark von der jeweiligen Literaturart ab. Während sich für das<br />
Lesen der Zeitung das diagonale Lesen relativ gut eignet, wird<br />
man damit bei eher schwierig zu erfassender klassischer<br />
Literatur Probleme bekommen.<br />
1.2.3 Lesesituation<br />
Die Lesesituation – also die äusseren und inneren<br />
Rahmenbedingungen – haben für das Lesen eine wichtige<br />
Bedeutung. Sie beeinflusst das jeweilige Verhalten des Lesers.<br />
Zu den äusseren Rahmenbedingungen zählen beispielsweise<br />
die Licht- und Geräuschverhältnisse, die Temperatur, die<br />
Bequemlichkeit etc.; zu den inneren Rahmenbedingungen<br />
zählen u. a. Vorkenntnisse, Neugier, Lust oder physische<br />
Befindlichkeiten. Je nach Lesesituation wird ein gelesener Text<br />
intensives Lesen<br />
punktuelles Lesen<br />
diagonales Lesen<br />
„Scannen“<br />
Durchschnittsleser:<br />
250 Wörter<br />
pro Minute<br />
Schnellleser: 600<br />
bis 700 Wörter pro<br />
Minute<br />
äussere und innere<br />
Rahmenbedingungen<br />
11
ei einem Leser unterschiedliche Vor- bzw. Einstellungen<br />
hervorrufen. Besonders wichtig für die Lesesituation ist die<br />
Lesemotivation, also der Beweggrund, aus dem gelesen wird.<br />
Ist diese Lesemotivation intrinsisch (von innen her) aufgebaut,<br />
so können damit selbst widrige Rahmenbedingungen<br />
überwunden werden.<br />
1.2.4 Lesekompetenz<br />
Unter dem Begriff „Lesekompetenz“ (engl. reading literacy)<br />
versteht man die Fähigkeit, einzelne Wörter, Sätze und ganze<br />
Texte flüssig zu lesen und im Textzusammenhang zu stehen.<br />
Die Lesekompetenz zählt neben der Schreibkompetenz und<br />
dem Rechnen zu den Grundfertigkeiten. Die Lesekompetenz<br />
bildet sich vorwiegend zwischem dem 8. und dem 14.<br />
Lebensjahr aus und wird primär vom Leseverhalten in der<br />
Familie beeinflusst. Sie ist v.a. auch die Basis für den Erwerb<br />
zusätzlicher Kompetenzen, da in vielen Fachbereichen die<br />
Kenntnisse „erlesen“ werden müssen. So ist die<br />
Lesekompetenz auch für die Entwicklung der „Internet-<br />
Kompetenz“ notwendig, da die Nutzung desselben ohne<br />
ausreichende Lesefähigkeit schwer vorstellbar ist. Sie ist nicht<br />
nur eine Bedingungen für die Weiterbildung des eigenen<br />
Wissens und der eigenen Fähigkeiten, sondern eine<br />
Voraussetzung für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.<br />
Die Lesekompetenz hängt u. a. von der Lesegeschwindigkeit<br />
und der sog. Kurzspeicherkapazität des Lesers ab.<br />
1.2.4.1 Ein kritischer Exkurs 4<br />
Lesen und Schreiben hängen sehr eng zusammen und alle<br />
gängigen Lehrmethoden zielen darauf ab, Lesen und Schreiben<br />
gleichzeitig beizubringen. Im Unterricht werden heute<br />
üblicherweise synthetische Leselernmethoden<br />
(Lautiermethoden) und analytische Methoden<br />
(Ganzheitsmethoden) oftmals kombiniert (Methodenintegration).<br />
Die Pädagogik ist sich bis heute noch nicht darüber einig,<br />
welche Methode den größeren Erfolg bringt.<br />
Was nachhaltig und tiefgreifend die Öffentlichkeit im Zuge der<br />
Pisa-Studie bewegte, waren und sind die konstatierten Defizite<br />
der Lese- und Schreibkompetenz unserer SchülerInnen.<br />
Ursächlich wurden in einem Atemzug unmäßiger<br />
Fernsehkonsum und überdurchschnittliche Computerbetätigung<br />
genannt. Dass audio-visuelle Medien im Unterricht Einzug<br />
gehalten haben, wird dabei gerne übersehen. Der Umgang mit<br />
4 Pass, Claudia: Perspektiven zur PISA-Studie und zur Schreib-<br />
/Lesekompetenz. In: Public Observer Nr. 23, 19. 12. 2005.<br />
Lesemotivation<br />
Lesekompetenz ist<br />
eine<br />
Grundfertigkeit und<br />
die Basis für den<br />
Erwerb<br />
zusätzlicher<br />
Kompetenzen<br />
12
dem Computer wird in vielen Volksschulen bereits ab der ersten<br />
Unterrichtsstufe gelehrt. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit es<br />
möglich ist, den SchülerInnen einen sinn- und maßvollen<br />
Umgang zu lehren.<br />
Abgesehen von dieser Frage bleibt es unbestreitbar, dass<br />
Verhalten in der Schule gelehrt und gelernt wird, welches<br />
außerhalb weiter eingeübt und vielleicht routinisiert wird.<br />
Zu den neueren pädagogischen Konzepten zählt auch der<br />
Erwerb ganzheitlicher Lese- und Schreibekompetenz. Mit<br />
anderen Worten ausgedrückt werden SchulanfängerInnen<br />
darauf trainiert, bestimmte Wörter im Ganzen zu lernen. Bei<br />
erster Betrachtung erscheint dieses Konzept durchaus<br />
interessant, bei näherer Betrachtung wirft es allerdings<br />
zahlreiche Fragen auf. Interviews mit Eltern zeigten auf, dass<br />
dieses Konzept anstatt einer Erleichterung, mit der Anzahl der<br />
erlernten Buchstaben eine Erschwernis für Kinder und Eltern<br />
mit sich bringt. Deutlich wird dies anhand der Tatsache, dass<br />
sich die Lese- und Schreibkompetenz lediglich auf die in der<br />
Schule erarbeiteten Begriffe bezieht, nicht allerdings auf das<br />
Wissen um eine generelle Verbindung einzelner Buchstaben.<br />
Ein Beispiel diene der Verdeutlichung: Wenn ein Kind die<br />
Buchstaben r,a,o,s,e,n kennt, so müsste es nach den früheren<br />
didaktischen Konzepten in der Lage sein, die Wörter Rasen und<br />
Rosen lesen bzw. schreiben können. Durch das Konzept des<br />
ganzheitlichen Lesens und Schreibens werden die Kinder<br />
allerdings lediglich auf die Wörter im Ganzen trainiert und<br />
verlernen die Fähigkeit, sich Kombinationen zu erarbeiten. Der<br />
tiefere Sinn der Kombination von Buchstaben bleibt somit auf<br />
der Strecke. Im gegenwärtigen Bildungssystem scheint die<br />
Erziehung zu funktionalen Analphabeten, welche bestimmte<br />
Wörter lesen und schreiben können, bei anderen<br />
Kombinationen derselben Buchstaben „stolpern“,<br />
vorprogrammiert.<br />
Das Konzept des ganzheitlichen Lesen und Schreibens<br />
impliziert aber auch, dass die SchulanfängerInnen zugleich<br />
Groß- und Kleinbuchstaben erlernen müssen. Es ist<br />
nachvollziehbar, wenn diese „Informationsflut“ Kinder fordert,<br />
wahrscheinlich sogar überfordert. In der Folge werden B, b und<br />
beispielsweise D, d zum „Verwechseln“ ähnlich. Erscheint es<br />
nicht besser, dass SchulanfängerInnen zuerst in der<br />
Schreibung von Großbuchstaben unterrichtet werden, welche<br />
aufgrund der Feinmotorik leichter erlernbar sind, wodurch die<br />
Kinder sicherer werden? Häufig werden Kindern auch bereits im<br />
frühen Stadium Wörter mit gleichen bzw. ähnlichen Buchstaben<br />
wie Otto und Toto bzw. Tor und Torte gelehrt. Wortspielereien<br />
sind wichtig, allerdings erst ab einem Zeitpunkt, ab dem die<br />
Fähigkeit zur Differenzierung einwandfrei beherrscht wird.<br />
ganzheitliche<br />
Lese- und<br />
Schreibkompetenz<br />
13
Teilweise finden auch abstrakt wirkende Begriffe (sich wie<br />
Fisch, Sora oder doch besser Rosa) wenig Verständnis bei<br />
Erziehungsberechtigten.<br />
1.2.5 Tabuthema Analphabetismus 5<br />
Üblicherweise denken wir nicht daran - diejenigen, welche es<br />
betrifft, schweigen. Gemeint ist damit der Analphabetismus.<br />
Geschätzte 862 Millionen AnalphabetInnen gibt es derzeit<br />
weltweit. 847 Mio davon leben in Entwicklungsländern, ca. 600<br />
Mio aller Analphabeten allein in den E-9 Ländern (Ägypten,<br />
Bangladesh, Brasilien, China, Indien, Indonesien, Mexiko,<br />
Nigeria, Pakistan).<br />
85 % aller Analphabeten leben in nur 33 Ländern. In diesen<br />
Ländern - u.a. Mali, Bangladesh und Ägypten - liegt die Zahl<br />
der AnalphabetInnen jeweils bei über 10 Millionen oder beträgt<br />
über 50 % der Gesamteinwohnerzahl. Für diese Länder plant<br />
die UNESCO derzeit eine 10-jährige Alphabetisierungskampagne.<br />
Aber auch Industriestaaten sind vom funktionalen<br />
Analphabetismus betroffen: Vor der EU-Erweiterung ging das<br />
Europäische Parlament von 10 - 20 % der Gesamtbevölkerung<br />
aus, dies ist gleichbedeutend mit etwa 37-74 Millionen von 370<br />
Millionen Menschen. In den 25 Mitgliedsstaaten der EU mit 450<br />
Millionen Einwohnern schätzen ExpertInnen sogar eine Rate<br />
bis zu 30 %. 6<br />
Grundsätzlich unterscheidet man heute drei verschiedene<br />
Formen von Analphabetismus:<br />
Primärer Analphabetismus<br />
Man verfügt über keinerlei Lese– und Schreibkompetenz; diese<br />
wurde auch niemals erworben.<br />
Sekundärer Analphabetismus<br />
Man hat zwar das Lesen und Schreiben erlernt, dieses jedoch<br />
im Laufe der Zeit durch mangelnde Übung wieder verlernt.<br />
Funktionaler Analphabetismus<br />
Es mangelt an einem Mindestmaß an Lese– und<br />
Schreibkenntnissen, welche zur beruflichen und privaten<br />
Lebensbewältigung erforderlich sind.<br />
Als alphabetisiert gilt heute, wer sich an sämtlichen Aktivitäten<br />
seiner Umwelt, bei denen Lesen, Schreiben und Rechnen<br />
5<br />
Hofer, Bernhard: Tabuthema Analphabetismus. In: Public Observer Nr. 19,<br />
15. 8. 2005.<br />
6<br />
vgl. http://www.unesco.at/user/programme/bildung/alphabetisierung.htm,<br />
downloaded 2005-08-12.<br />
In der EU-25 gibt<br />
es geschätzte<br />
135 Mio.<br />
Analphabeten<br />
14
erforderlich sind, und ebenso an der weiteren Nutzung dieser<br />
Kulturtechniken für seine eigene Entwicklung und die seiner<br />
Gemeinschaft beteiligen kann. 7 Dazu gehört u.a. die Rezeption<br />
von Texten, die von allgemeinem Interesse sind, der Umgang<br />
mit Bedienungsanleitungen und schriftlichen<br />
Arbeitsanweisungen, das Ausfüllen von Formularen, das<br />
Bedienen von Automaten und ähnliches.<br />
Aufgrund der steigenden Anforderungen am Arbeitsmarkt, der<br />
technischen Entwicklung und der zahlreichen<br />
Herausforderungen im sozialen Bereich reicht es heute nicht<br />
mehr aus, seinen Namen schreiben oder einfache Verträge<br />
lesen zu können. So zählt rund ein Viertel der 15-Jährigen in<br />
Deutschland aufgrund von Leseschwäche zu einer<br />
Risikogruppe, welche von gesellschaftlichem Ausschluss<br />
bedroht ist. In Österreich gelten rund 300.000 Jugendliche und<br />
Erwachsene als Analphabeten. Die PISA-Studie schätzt, dass<br />
ca. 14 Prozent der 15-Jährigen (~ jährlich nahezu 15.000<br />
Jugendliche) nach neunjähriger Schulpflicht nicht ausreichend<br />
lesen und schreiben können. Weltweit rechnet man derzeit mit<br />
rund 860 Millionen Analphabeten.<br />
Anlässlich der Eröffnung der Weltalphabetisierungsdekade im<br />
Februar 2003 brachte es Kofi ANNAN auf den Punkt:<br />
„Alphabetisierung ist ein Menschenrecht. Dass 20 Prozent aller<br />
Erwachsenen in der Welt dieses Rechts beraubt sind, sollte uns<br />
alle mit Scham erfüllen.“<br />
Mit der Ausrufung der Weltalphabetisierungsdekade will man<br />
innerhalb von 10 Jahren das Analphabetentum um die Hälfte<br />
minimieren. Des weiteren soll die sogenannte „digital divide“ -<br />
die Spaltung der Gesellschaft in „Onliner“ und „Offliner“<br />
verhindert werden.<br />
Weltweit wurden inzwischen verschiedenste Maßnahmen<br />
eingeleitet. So fördert beispielsweise das deutsche<br />
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit<br />
2005 mit rund 4,2 Millionen Euro Initiativen zur Verbesserung<br />
der Grundbildung und Alphabetisierung. An den Initiativen sind<br />
der Deutsche Volkshochschul-Verband, der Bundesverband<br />
Alphabetisierung e.V. und der Bayerische Rundfunk beteiligt.<br />
Unter der Bezeichnung „Zweite Chance online“ wird das<br />
sogenannte Lernportal „APOLL“ aufgebaut. Dieses soll<br />
Lehrende und Lernende beim Erwerb eines<br />
Hauptschulabschlusses unterstützen. Der Bayerische Rundfunk<br />
strahlte eine sechsteilige Fernseh-Serie basierend auf<br />
Geschichten von Personen, welche erst als Erwachsene das<br />
Lesen und Schreiben lernen, aus. Damit sollen insbesondere<br />
7<br />
vgl. UNESCO: Statement of the International Commitee of Experts on<br />
Literacy, 1962.<br />
steigende<br />
Anforderungen am<br />
Arbeitsmarkt<br />
technische<br />
Entwicklung<br />
soziale<br />
Herausforderungen<br />
In Österreich gelten<br />
rund 300.000<br />
Personen als<br />
Analphabeten<br />
Alphabetisierung ist<br />
ein Menschenrecht<br />
„digital divide“<br />
Initiativen<br />
15
Personen mit unzureichender Grundbildung angesprochen<br />
werden. Der Bundesverband Alphabetisierung erstellte<br />
kostenloses Begleitmaterial für alle entsprechenden Kurse.<br />
In Österreich wurde u. a. eine politische Initiative aller Parteien<br />
im steirischen Landtag aufgegriffen und das Projekt „LITERACY<br />
IN PROGRESS“ etabliert. Dieses Projekt konzentriert sich auf<br />
die momentan aktuelle Diskussion um die neue Grundbildung.<br />
Diese umfasst Persönlichkeitsentwicklung, active citizenship<br />
und Basisqualifikationen. Träger des Projektes ist ISOP<br />
(Innovative Sozialprojekte GmbH) in Graz. ISOP unterstützt<br />
MigrantInnen und Flüchtlinge, (Langzeit-)Arbeitslose und<br />
Menschen mit Grundbildungsdefiziten durch Beratung,<br />
Qualifizierung und Beschäftigungsprojekte bei der sozialen und<br />
beruflichen Integration, engagiert sich mit einem interkulturellen<br />
Selbstverständnis in der offenen Jugendarbeit und der<br />
bedarfsgerechten Kinder– und Lernbetreuung und tritt durch<br />
Öffentlichkeits-, Kultur– und Netzwerkarbeit gegen Rassismus<br />
und Diskriminierung auf.<br />
Eine besondere Herausforderung für die Bildungsaktivitäten der<br />
westeuropäischen Staaten stellen zweifelsohne MigrantInnen<br />
dar. Unsere Gesellschaft und im speziellen der Arbeitsmarkt ist<br />
ethnisch heterogen geprägt; Schul– und Bildungsabschlüsse<br />
gelten mehr denn je als Eintrittskarte in die Berufs– und<br />
Arbeitswelt.<br />
Pierre Bourdieus 8 erweiterter Klassenbegriff erlangt in diesem<br />
Zusammenhang besondere Bedeutung. In den modernen<br />
Industriegesellschaften unterscheiden sich die sozialen Klassen<br />
nicht nur durch unterschiedliche Verfügungsgewalt über die<br />
Produktionsmittel, sondern auch durch „die feinen<br />
Unterschiede“ in ihren Habitusformen (Kleidung, Sprache,<br />
Geschmack, Konsumverhalten ...). Die jeweilige<br />
Verfügungsgewalt über das (ökonomische, soziale, kulturelle)<br />
Kapital bestimmt die Klassenstellung, also die jeweilige Position<br />
im sozialen Raum.<br />
Bourdieu unterscheidet drei Formen des kulturellen Kapitals:<br />
das „inkorporierte Kulturkapital“, welches als Ergebnis des<br />
familiären und schulischen Sozialisationsprozesses zum<br />
„Habitus“ wird und sich in kognitiver Kompetenz und im<br />
ästhetischen Geschmack äußert,<br />
das „objektivierte Kulturkapital“, das in seiner Gesamtheit<br />
des kulturellen Wissens und der Kulturgüter zum Ausdruck<br />
kommt (deren reinste Form die Schrift ist, materiell als<br />
juristisches Eigentum übertragbar in Form von Bildern,<br />
Büchern, Instrumenten) und<br />
8 Vgl. Bourdieu, Pierre: Sozialer Raum und „Klassen“. Lecon sur la lecon.<br />
Zwei Vorlesungen. Aus dem Französischen von Bernd Schwibs.<br />
Frankfurt/Main, 1985, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschft. 500.<br />
Pierre Bourdieu<br />
und „Die feinen<br />
Unterschiede“<br />
16
das „institutionalisierte Kulturkapital“, das Bildungssystem,<br />
welches kulturelle Errungenschaften vermittelt bzw. reproduziert<br />
und über individuell verliehene Prädikate (Titel) den Zugang<br />
zum Erwerb ökonomischen Kapitals (mit)bestimmt.<br />
Durch eine Ausgrenzung (hier verstanden als<br />
Klassenzuweisung aufgrund unterschiedlich ermöglichter<br />
Ressourcennutzung) werden Positionen im sozialen Raum<br />
(Bourdieu verwendet dabei den Differenzierungsbegriff „Feld“)<br />
verfestigt. Der soziale Raum besteht aus Feldern, sogenannten<br />
historisch bedingten Handlungsfeldern (Spielräume) mit<br />
Institutionen und eigenen Funktionsgesetzen (Religion,<br />
Wirtschaft, Recht, Politik, Kunst, Literatur ...). Wer Zugang zu<br />
einem Feld hat und wer nicht, kann nur das Feld selbst<br />
bestimmen. Somit erfährt der Einzelne im Feld diejenige<br />
Disposition, die ihm letztlich zum Habitus wird.<br />
Das MigrantInnen-Dasein ist sicherlich ein Sonderfall des<br />
Analphabetismus. Ob bzw. wie gut jemand lesen und schreiben<br />
kann, hängt neben den individuellen Fähigkeiten vor allem von<br />
der sozialen Umwelt (und der sozialen Herkunft) ab. Wer in<br />
einer Umwelt mit literaler Abstinenz aufwächst, ist<br />
zunehmenden Schwierigkeiten beim Erwerb von Kompetenzen<br />
zur Lebensbewältigung ausgesetzt. Man ist ein Leben lang auf<br />
die Hilfe anderer angewiesen, sei es bei der Nutzung von<br />
Bankomaten, dem Lesen von Zeitungen,<br />
Bedienungsanleitungen, dem Internet usf.<br />
Mit diesem „Angewiesen-Sein“ auf die Hilfe anderer geht die<br />
Angst vor Blamage einher. Die Betroffenen neigen deshalb<br />
dazu, ihre Defizite bestmöglich zu kaschieren. 9<br />
Die zunehmende Entwicklung unserer audiovisuellen Kultur<br />
(Fernsehen, Rundfunk, Handy etc.) unterstützt Analphabeten<br />
beim Kaschieren ihrer mangelnden Kompetenzen und bringt sie<br />
gleichzeitig in eine immer größere Abhängigkeit von diesen<br />
illiteralen Medien.<br />
Im Zusammenhang mit den neuen Medien taucht auch die<br />
Frage nach dem sogenannten „Computer-Analphabetismus“<br />
auf. Dieser Computer-Analphabetismus hängt zwar nicht direkt<br />
mit dem Lesen oder Schreiben zusammen, zeigt aber ein<br />
bestimmtes Zugangsmanko zum Erwerb einer Fachkompetenz<br />
auf.<br />
So stellte der Schweizer Newsletter der Koordinationsgruppe<br />
Informationsgesellschaft - KIG 10 die Frage: Ist der Computer-<br />
Analphabetismus ein Frauenproblem? Es wird darin die These<br />
9 Vgl. Hoffmann, Wolfgang (Hrsg.): Analphabetimus. Das Recht auf Lesen<br />
und Schreiben für Erwachsene. Frankfurt/Main, 1992, S. 60.<br />
10 Vgl. isps.ch newsletter, nr. 4-3/2001.<br />
Lesen und<br />
Schreiben sind<br />
abhängig von der<br />
sozialen Umwelt<br />
Computer-<br />
Analphabetismus?<br />
17
aufgestellt, dass für Frauen die Technik eher Mittel zum Zweck<br />
ist, Männer hingegen öfter die Technik selber als Quelle der<br />
Befriedigung betrachten. Das nach wie vor geringe Interesse<br />
der Frauen an der Technik zeigen die Ausbildungsstatistiken.<br />
Der Frauenanteil in Informatik hat sich in den letzten zwei<br />
Jahrzehnten nur unmerklich verändert, von 8 Prozent im Jahre<br />
1990 auf 9 Prozent im Jahre 1999. Ähnliches gilt auch für die<br />
Betriebsinformatik an den Hochschulen bzw. grundsätzlich für<br />
die technikorientierten ICT-Ausbildungen jeglichen<br />
Ausbildungstyps.<br />
Maja Huber kommt im Newsletter zu dem Schluss:<br />
„ICT-Spezialisten werden solange hauptsächlich männlich sein,<br />
wie sich in den Köpfen und gesellschaftlichen Stereotypen<br />
nichts ändert. Und hier ist - in der Schweiz - der Umbruch<br />
noch nicht absehbar. In dem Sinne ist der weibliche Computer-<br />
Analphabetismus kein ‚Frauenproblem‘, sondern ein<br />
gesellschaftliches Problem.“ 11<br />
Der Analphabetismus ist ein Tabu-Thema unserer Gesellschaft<br />
und wird durch kontinuierliche Weitertabuisierung letztlich zu<br />
einem strukturellen Problem. Den „Überlebensstrategien“ der<br />
Analphabeten wird durch unsere stets mehr audiovisuell<br />
geprägte Kultur Rückendeckung gewährt, die allerdings nur<br />
temporär hilft, die wesentlichen Defizite (Fehlen von<br />
Grundbildung) nicht beseitigt und Abhängigkeiten schafft. Wer<br />
sich aus dieser Abhängigkeit befreien will, benötigt Zugang zu<br />
einem adäquaten sozialen Umfeld, welches<br />
Ressourcennutzung ermöglicht und tolerant gegenüber den<br />
„feinen Unterschieden“ ist.<br />
1.2.6 Die Messung der Lesekompetenz bei<br />
PISA<br />
Unter Lesekompetenz versteht PISA die Fähigkeit,<br />
geschriebene Texte unterschiedlicher Art in ihren Aussagen,<br />
ihren Absichten und ihrer formalen Struktur zu verstehen und in<br />
einen größeren Zusammenhang einordnen zu können, sowie in<br />
der Lage zu sein, Texte für verschiedene Zwecke sachgerecht<br />
zu nutzen.<br />
Die Lesekompetenz des Einzelnen wird durch folgenden<br />
individuellen Voraussetzungen bestimmt:<br />
� kognitive Grundfertigkeiten<br />
� Decodierfähigkeit<br />
� Lernstrategiewissen<br />
� Leseinteresse.<br />
11 Vgl. isps.ch newsletter, nr. 4-3/2001.<br />
Überlebensstrategien<br />
der<br />
Analphabeten<br />
Bestimmung der<br />
Lesekompetenz<br />
18
In PISA werden drei Bereiche der Lesekompetenz<br />
unterschieden:<br />
� Informationen ermitteln<br />
� Textbezogenes Interpretieren (ein allgemeines Verständnis<br />
des Textes und eine textbezogene Interpretation entwickeln)<br />
� Reflektieren und Bewerten (über Form und Inhalt des<br />
Textes reflektieren)<br />
PISA weist fünf Stufen der Lesekompetenz auf. Diese Stufen<br />
beschreiben die Fähigkeit, Aufgaben unterschiedlicher<br />
Schwierigkeitsgrade lösen zu können. Der Schwierigkeitsgrad<br />
einer Aufgabe ist dabei unter anderem abhängig von der<br />
Komplexität des Textes, der Vertrautheit der Schülerinnen und<br />
Schüler mit dem Thema des Textes, der Deutlichkeit von<br />
Hinweisen auf die relevanten Informationen sowie der Anzahl<br />
und Auffälligkeit von Elementen, die von den relevanten<br />
Informationen ablenken könnten.<br />
Tabelle 1: Die fünf Stufen der Lesekompetenz bei PISA<br />
Aufgaben auf der jeweiligen Kompetenzstufe erfordern vom Leser ...<br />
Quelle: http://www.lernkompetenz.th.schule.de/web/1.0.6.htm. downloaded 2007-12-27<br />
5 Stufen der<br />
Lesekompetenz<br />
19
Quelle: http://www.lernkompetenz.th.schule.de/web/1.0.6.htm. downloaded 2007-12-27<br />
1.2.7 PISA 2006 12<br />
Bei PISA 2000 stand die Lese-Kompetenz der Schüler/innen im<br />
Mittelpunkt, bei PISA 2003 die Mathematik-Kompetenz. Im<br />
dritten PISA-Zyklus – PISA 2006 – gilt das Hauptinteresse der<br />
Naturwissenschafts-Kompetenz.<br />
12 Projektzentrum für vergleichende Bildungsforschung/Universität Salzburg:<br />
PISA 2006 – Schülerleistungen am Ende der Pflichtschulzeit. In:<br />
http://www.pisaaustria.at/pisa2006/files/PISA2006_ZVB_Pressetext_041207.pdf,<br />
downloaded 2007-12-27.<br />
20
2006 absolvierten weltweit rund 400.000 Schüler/innen in 57<br />
Ländern den standardisierten PISA-Test und beantworteten<br />
einen Hintergrundfragebogen – in Österreich waren rund 5.000<br />
Schüler/innen beteiligt. Da PISA nur in Schulen stattfindet und<br />
daher nicht alle Jugendlichen eines Jahrgangs erfasst, werden<br />
in Österreich rund 6 % der Alterskohorte nicht getestet - diese<br />
Jugendlichen haben ihre Schulpflicht bereits abgeschlossen.<br />
Dieser Out-of-school-Anteil ist verglichen mit anderen OECD-<br />
Ländern relativ groß und verbessert so den österreichischen<br />
Mittelwert im internationalen Vergleich.<br />
Die Gesamtkonzeption und Koordination von PISA sowie die<br />
Aufgaben in den Testheften und die Fragebögen stammen von<br />
der OECD (Organisation for Economic Co-operation and<br />
Development). Das österreichische BMUKK wirkt durch seine<br />
Vertreter an Konzept, Grundlagen und Entscheidungen in der<br />
OECD mit. Mit der nationalen Umsetzung der OECD-Vorgaben<br />
wurde das Projektzentrum für Vergleichende Bildungsforschung<br />
(ZVB; Universität Salzburg) vom BMUKK beauftragt.<br />
In Lesen erreichen die österreichischen Schüler/innen im Mittel<br />
490 Punkte (OECD 492). Innerhalb der 29 OECD-Länder (ohne<br />
die USA) bedeutet dies Rang 16 (statistisch den 12. bis 20.<br />
geteilten Rang). Die Leseleistungen der österreichischen<br />
Schüler/innen sind in den letzten Jahren unverändert geblieben.<br />
Bei PISA 2003 erzielten die Schüler/innen 491 Punkte und bei<br />
PISA 2000 492 Punkte.<br />
Führend in Lesen sind Korea (verbesserte sich auf 556 Punkte)<br />
und Finnland (547 – gleich bleibend Spitze). In Österreichs<br />
Nachbarländern der Schweiz (499), Deutschland (495),<br />
Slowenien (494), der Tschechischen Republik (483) sowie<br />
Ungarn (482) zeigen die Schüler/innen eine ähnliche Lese-<br />
Kompetenz wie bei uns.<br />
In Lesen hat sich auch bei der Größe der Spitzen- und<br />
Risikogruppe in Österreich nichts verändert: Im obersten<br />
Leistungsbereich sind 9 % Lese-Spitzenschüler/innen (PISA<br />
2003 8 %). Im unteren Leistungssegment hat Österreich 21,5 %<br />
Lese-Risikoschüler/innen, d. h. jede/r fünfte österreichische<br />
Schüler/in kann gegen Ende der Pflichtschulzeit nur<br />
unzureichend sinnerfassend lesen – bei PISA 2003 waren es<br />
20 %.<br />
Die meisten Spitzenleser/innen befinden sich in Korea (22 %)<br />
sowie in Finnland (17 %) und in Neuseeland (16 %).<br />
Gleichzeitig gelingt es in Korea und Finnland die Lese-<br />
Risikogruppe mit rund 5 % sehr klein zu halten.<br />
Wie bei bisher allen PISA-Studien lesen die Mädchen weltweit<br />
im Schnitt deutlich besser als die Buben – im OECD-Mittel<br />
Die Leseleistungen<br />
der<br />
österreichischen<br />
SchülerInnen<br />
blieben<br />
unverändert<br />
Jede(r) fünfte<br />
SchülerIn kann<br />
gegen Ende der<br />
Pflichtschule nur<br />
unzureichend lesen<br />
Mädchen lesen<br />
besser als Buben<br />
21
eträgt die Differenz 38, in Österreich 45 Punkte. Daher<br />
befinden sich unter den österreichischen Burschen auch mehr,<br />
nämlich 27 % Risikoschüler, gegenüber 15 % bei den<br />
Mädchen.<br />
1.2.8 Internationale Lese-Studie PIRLS 13<br />
Gemäß der 2006 durchgeführten Lesestudie PIRLS landeten<br />
die österreichischen SchülerInnen mit 538 Punkten auf Platz 20<br />
von 45 Ländern. Zieht man lediglich die 19 teilnehmenden<br />
OECD-Länder heran, so kommt Österreich nicht über Rang<br />
zwölf hinaus. Nach Günter Haider, Österreichs Chefkoordinator<br />
für PIRLS und PISA, ist besonders der hohe Anteil von<br />
RisikoschülerInnen alarmierend. Rund 16 Prozent der<br />
Viertklässler haben „Mühe mit den einfachsten Testaufgaben“.<br />
Schlecht schneiden auch Migranten ab.<br />
Mädchen sind beim Lesen den Burschen klar voraus. Rund<br />
14.000 Kinder (16 Prozent der österreichischen<br />
Volksschulabgänger) können nur unzureichend sinnerfassend<br />
lesen. Von den Befragten erreichten lediglich acht Prozent der<br />
VolksschülerInnen die höchste Lesekompetenz.<br />
Zuwanderer-Kinder – auch jene der sogenannten zweiten<br />
Generation – lesen in Österreich deutlich schlechter als<br />
einheimische SchülerInnen.<br />
Kinder von Eltern mit einem Universitätsstudium lesen in allen<br />
Ländern bedeutend besser als Kinder, deren Eltern einen<br />
Pflichtschulabschluss haben.<br />
Der Stellenwert des Lesens in einem Land kommt unter<br />
anderem durch das Ausmaß des Sprach- und Leseunterrichts<br />
zum Ausdruck. In Österreich wird dem „Sprachunterricht“<br />
(Deutschunterricht und Leseanteil anderer Fächer) in der<br />
Volksschule viel Zeit gewidmet, nämlich durchschnittlich 8.1<br />
Stunden pro Woche in der 4. Klasse. Allerdings fällt nur<br />
verhältnismäßig wenig davon explizit auf Lesen (3.1 Stunden,<br />
38 %). Ähnlich wenig Leseunterricht haben nur noch die<br />
deutschen Kinder (3 Std). Während sich in Ungarn (laut<br />
Lehrerangaben) 56 % der Viertklässler mehr als 6 Stunden und<br />
31 % mehr als 3 Stunden pro Woche dem Leseunterricht<br />
widmen, sind es in Österreich und Deutschland nur 4 % bzw. 6<br />
% (> 6 Std) und 28 % bzw. 23 % (> 3 Std).<br />
Österreichs Schüler/innen erhalten im Ländervergleich zwar<br />
durchschnittlich oft Lesehausübungen, diese sind aber eher<br />
13 Projektzentrum für vergleichende Bildungsforschung/Universität Salzburg:<br />
PIRLS 2006 – Lesekompetenz am Ende der Volksschule. In: http://www.ieaaustria.at/pirls/docs/PIRLS_2006_Pressetext.pdf,<br />
downloaded 2007-12-27.<br />
Zuwanderer-<br />
Kinder lesen<br />
deutlich<br />
schlechter<br />
Kinder Höhergebildeter<br />
lesen<br />
in allen Ländern<br />
deutlich besser<br />
In österr.<br />
Volksschulen<br />
wird lediglich 3<br />
Stunden pro<br />
Woche gelesen<br />
Lesehausübungen<br />
sind<br />
eher kurz<br />
gehalten<br />
22
kurz; die Erledigung einer Lesehausübung übersteigt in<br />
Österreich praktisch nie 30 Minuten und ist in der Hälfte der<br />
Fälle zwischen 16 und 30 Minuten lang (ähnlich wie in<br />
Deutschland und im französischen Teil Belgiens) – wesentlich<br />
längere Lesehausübungen gibt es z. B. in Ungarn (ein Drittel<br />
über 30 min, 62 % über 15 min). Außerhalb der Schule lesen<br />
literarische Texte in Österreich nur 23 % der Schüler/innen<br />
jeden oder fast jeden Tag (hier liegt Österreich unter dem<br />
Durchschnitt). Im Gegensatz dazu zählen die österreichischen<br />
Mädchen und Buben beim Lesen von Informationstexten eher<br />
zu den Fleißigen: 15 % lesen täglich oder fast jeden Tag<br />
Informationstexte.<br />
Auffällig ist: Schüler/innen, die angeben, öfter Informationstexte<br />
zu lesen, weisen eine schlechtere Lesekompetenz auf als<br />
Schüler/innen, die sich mehr mit literarischen Texten<br />
beschäftigen.<br />
Die Hälfte der österr. Viertklässler steht dem Lesen positiv<br />
gegenüber, 40 % haben eine im internationalen Vergleich<br />
durchschnittliche und 10 % eine negative Einstellung. Mit<br />
diesen Ergebnissen liegt Österreich im Mittelfeld der 14<br />
Vergleichsländer im ersten Bericht. Eine geschlechtsspezifische<br />
Analyse zeigt, dass unter den Mädchen der Anteil mit einer<br />
positiven Leseeinstellung mit 63 % deutlich größer ist als unter<br />
den Buben (38 %).<br />
Die Lesefreude der Schüler/innen aus Österreich liegt etwa im<br />
internationalen Durchschnitt. 45 % der Kinder geben an, jeden<br />
oder fast jeden Tag (in der Freizeit) zu lesen, weil es ihnen<br />
Spaß macht. Im Gegensatz dazu liest etwa jede/r fünfte 9-/10-<br />
Jährige in Österreich (19 %) nie oder fast nie zum Vergnügen<br />
und 10 % lesen maximal ein- bis zweimal im Monat in der<br />
Freizeit. Zwischen Mädchen (55 % lesen jeden Tag zum<br />
Vergnügen) und Buben (nur 36 %) bestehen große<br />
Unterschiede – 39 % aller Buben der vierten Klassen lesen nie<br />
oder maximal ein bis zweimal im Monat außerhalb der Schule.<br />
Die Analysen zu den Ursachen der Leistungsdifferenzen, den<br />
Leistungsprofilen unterschiedlicher Gruppen, den<br />
Kontextfaktoren und den Zusammenhängen mit Unterricht und<br />
Leseverhalten stehen noch am Anfang – hier wird der Nationale<br />
Expertenbericht zu PIRLS 2006 im kommenden Jahr (Juni<br />
2008) wesentlich detailliertere Ergebnisse und<br />
Schlussfolgerungen durch die Arbeit der Bildungs- und<br />
Leseforscher/innen bringen.<br />
bessere<br />
Lesekompetenz<br />
durch literarische<br />
Texte<br />
Mädchen haben<br />
eine positivere<br />
Einstellung zum<br />
Lesen als Buben<br />
Juni 2008:<br />
nationaler<br />
Expertenbericht<br />
zu PIRLS 2006<br />
23
2 DAS LESEVERHALTEN IN<br />
DEUTSCHLAND<br />
2.1 Lesebarometer<br />
Zuletzt im Herbst 1999 wurden die wichtigsten Daten zum<br />
Leseverhalten der Deutschen in einer repräsentativen Umfrage<br />
erhoben. Dabei kam zutage, dass der Computer im Laufe der<br />
nächsten Jahre das Buch immer stärker verdrängen wird.<br />
Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt: Auch was auf<br />
dem Bildschirm steht, muss gelesen werden. Wer mit dem<br />
Computer umgehen will, wer Internet, Multimedia und die<br />
Vielfalt der medialen Angebote nutzen möchte, muss lesen<br />
können. Das Lesen ist damit auch die entscheidende<br />
Schlüsselqualifikation für den Umgang mit fast allen Medien.<br />
Die Förderung der Lesekompetenz bleibt somit auch im so<br />
genannten Internet-Zeitalter eine zentrale Aufgabe.<br />
2.2 Studie der Stiftung Lesen<br />
Eine 2000 durchgeführte Studie der Stiftung Lesen, Mainz, über<br />
das "Leseverhalten in Deutschland im neuen Jahrtausend" 14<br />
hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Motive, Absichten und Ziele<br />
herauszufinden, die Leserinnen und Leser bei ihrer Lektüre<br />
verfolgen. Zugleich sollte die Studie durch einen Vergleich mit<br />
acht Jahre zuvor erhobenen Daten Trendaussagen zur<br />
Entwicklung des Leseverhaltens in diesem Zeitraum<br />
ermöglichen.<br />
Im Blickpunkt der Studie stand die Generation der unter 30-<br />
Jährigen, deren Wahrnehmungswelt durch den Musikkanal<br />
MTV und andere "schnelle" Medien geprägt wurde. Welche<br />
Lesestile, welche Lesestrategien praktizieren diese von der<br />
elektronischen Medienrevolution entlassenen Jugendlichen?<br />
Wie wandelt sich das Lesen in den Zeiten von Multimedia?<br />
Realisiert wurde das Projekt in zwei Schritten:<br />
• Im März und April 2000 führte das IFAK-Institut nach einem<br />
von der Arbeitsgruppe Lesestudie entwickelten Fragebogen<br />
2530 einstündige, persönlich-mündliche Interviews durch und<br />
stellte die Ergebnisse in Tabellenbänden und in für weitere<br />
Analysen verfügbaren Datensätzen dar. Grundgesamtheit war<br />
die deutschsprachige Bevölkerung ab 14 Jahre.<br />
14 vgl. Stiftung Lesen (Hrsg.): Leseverhalten in Deutschland im neuen<br />
Jahrtausend. Eine Studie der Stiftung Lesen. Mainz und Hamburg 2001,<br />
http://relaunch.medialine.de/PM1D/PM1DB/PM1DBF/pm1dbf_koop.htm?snr<br />
=3405, downloaded 2007-12-27.<br />
Lesen ist die<br />
entscheidende<br />
Schlüsselqualifikation<br />
für<br />
den Umgang mit<br />
fast allen Medien<br />
24
• Von Juli bis September 2000 führten zehn Interviewerteams in<br />
sieben Städten insgesamt 120 einstündige narrative Interviews<br />
nach einem von der Arbeitsgruppe entwickelten<br />
Interviewleitfaden durch.<br />
Das Durchschnittsalter der Bevölkerung hatte sich von 1992 auf<br />
2000 um 1,5 Jahre auf 46,3 Jahre erhöht. Zugenommen hat<br />
auch die mittlere Bildungsstufe (ohne Abitur). Die frei<br />
verfügbare Zeit an Werktagen wuchs um gut 20 Minuten auf<br />
vier Stunden und 42 Minuten. Die 12- bis 19-Jährigen verfügen<br />
nach den 60-Jährigen mit 4 Stunden und 42 Minuten über die<br />
meiste freie Zeit, an Werktagen 15 Minuten mehr als 1992.<br />
Wie in vielen anderen Lesestudien zeigte sich: Vielleser haben<br />
weniger frei verfügbare Zeit als Wenigleser, ebenso die Frauen,<br />
die die Hauptleserschaft von Belletristik sind. "Keine Zeit" kann<br />
also kaum der wahre Grund für Nichtlesen sein. Vielmehr gilt:<br />
Wer lesen will, nimmt sich auch die Zeit dazu.<br />
Während bei den meisten Freizeitbeschäftigungen ein<br />
weitgehend ausgeglichenes Verhältnis zwischen persönlich<br />
empfundener Wichtigkeit und regelmäßiger Nutzung besteht –<br />
was man für wichtig hält, nutzt man auch intensiv -, überwiegt<br />
beim Bücher- und Zeitschriftenlesen die Wichtigkeit die<br />
tatsächliche Nutzung. Sowohl "Sach-/Fachbücher lesen" als<br />
auch "Romane, Erzählungen, Gedichte lesen" bezeichnen vier<br />
bzw. drei von zehn Bundesbürgern als wichtig, die tatsächliche<br />
Lektürehäufigkeit liegt aber um 20 Prozentpunkte bzw. 15<br />
Prozentpunkte darunter. Bei Radio und Fernsehen ist das<br />
Verhältnis umgekehrt: Diese Medien des alltäglichen<br />
Gebrauchs werden von mehr Menschen regelmäßig genutzt,<br />
als es der Einschätzung ihrer Wichtigkeit entspricht.<br />
Während sich die 17- bis 19-Jährigen vor Fernsehgeräten,<br />
Radios und bei Zeitschriften in Wertschätzung und Nutzung wie<br />
die übrigen Befragten verhalten, unterscheiden sie sich deutlich<br />
beim CD-Hören und bei der Videorekordernutzung. Hier liegen<br />
sie mit der Einschätzung der Wichtigkeit und der tatsächlichen<br />
Nutzung zwei- bis dreimal so hoch. Für die PC-Einschätzung<br />
und -nutzung gilt: Gegenüber 18 % aller Befragten finden 45 %<br />
der Jugendlichen den Computer wichtig bzw. sehr wichtig, und<br />
38 % nutzen ihn online täglich bzw. mehrmals die Woche. Auch<br />
offline, für Computerspiele etc., ist er für 46 % der Jugendlichen<br />
– gegenüber 17 % aller Befragten – wichtig und 47 %<br />
(gegenüber 13 %) nutzen ihn häufig.<br />
Während die Tageszeitung mit 22 % von Jugendlichen weniger<br />
genutzt und nur von 50 % für wichtig gehalten wird – das sind<br />
36 Prozentpunkte weniger als im Bevölkerungsdurchschnitt -,<br />
ist es bei Büchern umgekehrt. Sach- und Fachbücher lesen<br />
täglich bzw. mehrmals die Woche 53 % der Jugendlichen – ein<br />
Zeitmangel ist<br />
kaum der wahre<br />
Grund für<br />
Nichtlesen<br />
Für die 17 bis<br />
19Jährigen sind<br />
Computer, CD<br />
und Video rund 2<br />
1/2mal wichtiger<br />
als für die<br />
restlichen<br />
Altersgruppen<br />
Jugendliche<br />
präferieren in<br />
hohem Ausmaß<br />
Sach- und<br />
Fachbücher<br />
25
Unterschied von 34 Prozentpunkten zum<br />
Bevölkerungsdurchschnitt. Ebenso viele Jugendliche schätzen<br />
dieses Medium auch hoch ein. Weniger deutlich ist der Abstand<br />
bei Belletristik. Das Image dieser Bücher liegt bei Jugendlichen<br />
auf dem Niveau des Bevölkerungsdurchschnitts, die tägliche<br />
Lektüre liegt um die Hälfte höher.<br />
Die 1992 15 wie 2000 gestellte Frage nach der Häufigkeit der<br />
Buchlektüre zeigt einen Rückgang an der Spitze und eine<br />
Zunahme am Ende der Skala. Weniger Bundesbürger sagen<br />
heute, dass sie täglich Bücher lesen, und mehr bezeichnen sich<br />
als Nichtleser. Die Verminderung der Lesehäufigkeit betrifft<br />
hauptsächlich die jüngeren Altersjahrgänge bis 30 Jahre. Nur<br />
noch 71 % der 14- bis 19-Jährigen lesen bis zu einmal pro<br />
Woche ein Buch (1992: 83 %). Bei den 20- bis 29-Jährigen sind<br />
es noch 44 % (1992: 58%). Auch unter denjenigen mit<br />
Abitur/Studium lesen 4 % weniger als 1992 wöchentlich in<br />
einem Buch (2000: 82%).<br />
In den neuen Bundesländern wird nach wie vor etwas mehr<br />
gelesen wird als in den alten, obwohl der Rückgang dort stärker<br />
ausfällt. Bis zu einmal pro Woche greifen dort 51 % zum Buch<br />
(1992: 68%), im Westen sind es 38 % (1992: 46 %).<br />
Seit 1992 ist die Zahl der gelesenen Bücher gestiegen. Die<br />
Gruppe mit einem jährlichen Lesequantum zwischen sechs und<br />
20 Büchern hat um fünf Prozentpunkte zugenommen. Diesen<br />
Zuwachs bewirken vor allem die mehr lesenden Frauen,<br />
überwiegend mit Abitur bzw. Hochschulausbildung. Am<br />
deutlichsten ist die Zahl der gelesenen Bücher bei den<br />
Viellesern angestiegen. Damit bestätigt sich die Regel, dass<br />
Vielleser ihren Bücherkonsum stärker ausweiten als andere<br />
Bevölkerungsgruppen.<br />
1992 haben 31 % der Bevölkerung Sach- und Fachbücher<br />
gelesen, im Jahr 2000 waren es 41 %. Die Zunahme ist in allen<br />
Bevölkerungsgruppen ähnlich. Im Durchschnitt werden für die<br />
Lektüre von Sach- und Fachbüchern 20 Minuten aufgewandt.<br />
Bücher zur Weiterbildung werden dementsprechend häufiger<br />
gelesen: 1992 haben 27 % mindestens einmal pro Woche ein<br />
Sach- und Fachbuch gelesen, im Jahr 2000 sind es 33 %. Fast<br />
alle Buchgattungen der Sach-, Fach- und<br />
Weiterbildungsliteratur erreichen heute eine größere<br />
Leserschaft als 1992.<br />
Die deutliche Veränderung von Lesestrategien seit 1992<br />
markiert einen tief greifenden Wandel des Umgangs der<br />
Deutschen mit ihrer Lektüre. Die Buchlektüre mit Lesepausen<br />
hat in allen Altersgruppen stark zugenommen, weniger stark bei<br />
15<br />
vgl.Stiftung Lesen (Hrsg.): Leseverhalten in Deutschland 1992/93. Mainz<br />
1993.<br />
Im Vergleich zu<br />
1992:<br />
weniger Bundesbürger<br />
sagen, dass<br />
sie täglich Bücher<br />
lesen und<br />
mehr bezeichnen<br />
sich als Nichtleser<br />
In den „neuen“<br />
Bundesländern<br />
wird nach wie vor<br />
mehr gelesen als in<br />
den „alten“<br />
Die Zahl der<br />
gelesenen Bücher<br />
ist gestiegen, v.a.<br />
bei Frauen mit<br />
höherer Bildung<br />
Vielleser haben<br />
ihren<br />
Bücherkonsum<br />
ausgeweitet<br />
starke Zunahme bei<br />
der Lektüre von<br />
Sach- und<br />
Fachbüchern<br />
26
Männern (+ 20 Prozentpunkte), überproportional bei Frauen (+<br />
36 Prozentpunkte). Deutlich stärker ausgeprägt bei Frauen (50<br />
%) als bei Männern (40 %) ist gleichzeitig die kontinuierliche<br />
Buchlektüre an einem Stück. Und das überfliegende Lesen<br />
praktizieren 25 % der Männer – fast doppelt so viele wie Frauen<br />
(14 %). Bei den Jugendlichen bis 19 Jahre hat das<br />
überfliegende Lesen um 20 Prozentpunkte auf 31 %<br />
zugenommen.<br />
Die Parallel-Lektüre ("Ich habe öfter mehrere Bücher, in denen<br />
ich gleichzeitig lese") ist heute auch bei Jugendlichen doppelt<br />
so häufig verbreitet wie acht Jahre vorher (Zunahme von 11 %<br />
auf 20 %). In der höchsten Bildungsstufe haben sich die<br />
Parallelleser mehrerer Bücher mehr als verdoppelt (von 15 %<br />
auf 37 %).<br />
Wie 1992 wurden den Befragten elf Statements vorgelegt, um<br />
Hinweise auf Lesehindernisse zu erhalten. Das spektakulärste<br />
Ergebnis: Die Unübersichtlichkeit des Buchmarkts erweist sich<br />
für die Leser mehr und mehr als Barriere auf dem Weg zum<br />
passenden Buch. Von Platz drei im Jahr 1992 auf der Rangliste<br />
der Lesehindernisse ist dieses Statement nun auf Platz eins<br />
gerückt. Drei von vier Befragten halten es für sehr bzw. ziemlich<br />
zutreffend. Zugelegt haben auch die Freizeitkonkurrenz ("Ich<br />
finde, man kann sich heute auch auf andere Weise als durch<br />
Bücherlesen unterhalten" und "Ich unternehme lieber andere<br />
Dinge, als mich hinter Büchern zu vergraben") und die<br />
Konkurrenz zwischen elektronischen Medien und Zeitung bei<br />
der aktuellen Information. Andererseits meinen weniger<br />
Befragte, längeres Lesen strenge zu sehr an, und das Gefühl,<br />
beim Lesen zu viel Zeit zu verbrauchen, ist ebenfalls rückläufig.<br />
Zwei Hindernisgründe waren 2000 für die unter 20-Jährigen<br />
deutlich gravierender als 1992: Den Überblick über den<br />
Buchmarkt haben inzwischen 19 Prozentpunkte mehr<br />
Jugendliche als andere Bundesbürger verloren, und Radio und<br />
Fernsehen sind heuer für 77 % dieser Altersgruppe attraktivere<br />
Informationsquellen als Zeitunglesen; das sind 15<br />
Prozentpunkte mehr als 1992.<br />
Vier Indikatoren der Leseintensität wurden in dieser Buchleser-<br />
Typologie zusammengefasst. Diese verdichtete Betrachtung<br />
der Daten von 1992 und 2000 zeigt: Die Leseintensität hat<br />
zugenommen. Die Zahl der Kaum- und Wenigleser hat sich um<br />
acht Prozentpunkte reduziert, der Anteil der Durchschnitts- und<br />
Vielleser ist um fünf Prozentpunkte bzw. drei Prozentpunkte<br />
gewachsen. Dies zeigt, dass der Rückgang der Lesefrequenz<br />
allein zur Beurteilung der Gesamttendenz des Leseverhaltens<br />
nicht ausreicht. Mehrere Indikatoren zusammengenommen<br />
zeigen vielmehr einen leichten Aufwärtstrend.<br />
Männer tendieren<br />
eher zum<br />
„überfliegenden“<br />
Lesen; ebenso<br />
die Jugendlichen<br />
Immer mehr<br />
Jugendliche<br />
neigen zum<br />
„Parallellesen“;<br />
ebenso<br />
Personenn in der<br />
höchsten<br />
Bildungsstufe<br />
Lesehindernisse:<br />
-Unübersichtlichkeit<br />
des<br />
Buchmarktes<br />
-Freizeitkonkurrenz<br />
-Konkurrenz<br />
elektron. Medien<br />
Radio und<br />
Fernsehen sind<br />
für die unter 20-<br />
Jährigen<br />
attrativere Info-<br />
Quellen als<br />
Zeitunglesen<br />
Leseintensität hat<br />
zugenommen<br />
27
Die Mediengewohnheiten der Computernutzer und Nichtnutzer<br />
unterscheiden sich vor allem bei der Sach- und<br />
Fachbuchlektüre: Dreimal so viele unter 30-jährige<br />
Computernutzer wie die gleichaltrigen Nichtnutzer lesen<br />
Fachliteratur. Und auch an Belletristik sind noch mehr als<br />
doppelt so viele Computerfreaks interessiert wie ihre<br />
Altersgenossen ohne PC. Die deutlich stärkere Bindung ans<br />
Bücherlesen zeigt sich auch bei der Frequenzfrage. Sowohl bei<br />
der täglichen und mehrmals wöchentlichen Lektüre als auch bei<br />
der Zahl der gelesenen Bücher liegen die Computernutzer weit<br />
vorn.<br />
Der Bevölkerungsanteil der Kaum- und Wenigleser beträgt 45<br />
%. Die Lesesozialisation nimmt offenbar generell ab. Das ist<br />
umso bedenklicher, als nichts wichtiger ist für eine stabile<br />
Grundlage der Lesefähigkeit und der Leselust als der<br />
Familieneinfluss und die flankierenden Anregungen des<br />
Kindergartens und des Deutschunterrichts.<br />
Die Leseaktivitäten zeigen insgesamt einen Aufwärtstrend.<br />
Allerdings gilt dies, genau genommen, nur für den ohnehin<br />
lesenden Teil der Bevölkerung. Die Schere zwischen den<br />
"Informationsreichen", die viel lesen, und den nicht oder kaum<br />
lesenden "Informationsarmen" öffnet sich weiter. Vielleser, also<br />
Menschen, für die Bücher von Kindheit an zum Leben gehören,<br />
sind primär durch Romane, Erzählungen und Gedichte ans<br />
Lesen gebunden. Sach- und Fachbuchleser haben ein eher<br />
instrumentelles Verhältnis zum Buch: Wenn es seinen<br />
Informationszweck erfüllt hat, hört in der Regel auch das Lesen<br />
auf. Nachdem ein gutes Drittel der Bevölkerung und drei Viertel<br />
der Jugendlichen regelmäßig den Computer nutzen, ist klar: Um<br />
erfolgreich mit dem Computer arbeiten zu können, muss man<br />
sehr gut lesen können. Dafür, dass der PC das Bücherlesen in<br />
bemerkenswertem Umfang verhinderte, gibt es keine Belege.<br />
2.3 IFAK-Studie 2001 zur Ermittlung von<br />
Lesetendenzen bei Jungen<br />
Im Jahre 2001 wurden vom Ifak (Institut für angewandte<br />
Kindermedienforschung) mit einem Sample von insgesamt 153<br />
Buben im Alter zwischen 6 – 18 Jahren in Bibliotheken<br />
Südwestdeutschlands Einzelinterviews zur Ermittlung von<br />
Lesetendenzen bei Jungen durchgeführt. 16<br />
Die Mehrheit der Befragten war im Alter zwischen 10 und 15<br />
Jahren und verteilte sich relativ gleichmäßig auf die Schultypen<br />
Grund-, Haupt, Realschule und Gymnasium. Zur Überprüfung<br />
16<br />
vgl. IFAK, http:// www.ifak-kindermedien.de/pdf/Jungen_lesen_anders.pdf,<br />
downloaded 2007-12-27<br />
Unter 30Jährige<br />
Computernutzer<br />
lesen 3 x so viel<br />
Fachliteratur und<br />
doppelt so viel<br />
Belletristik wie Nicht-<br />
Computernutzer<br />
die Lesesozialisation<br />
nimmt generell ab<br />
die Schere zwischen<br />
Informationsreichen<br />
(Vielleser und<br />
Informationsarmen<br />
(Wenigleser) öffnet<br />
sich.<br />
28
der Ergebnisse wurden in einer anschließenden schriftlichen<br />
Befragung noch einmal 219 männliche Schüler an neun<br />
Schulen zu ihrem Leseverhalten befragt.<br />
Die Ergebnisse zeigten, dass Buben beim Lesen erzählende<br />
Literatur der „Nonfiction“-Literatur (Sachbücher, Zeitschriften<br />
etc.) vorzogen.. Hier wurden besonders die aktionsorientierten<br />
Genres, wie z.B. Krimi, Fantasy und Grusel bevorzugt gelesen.<br />
Die reinen Spannungsgenres lagen besonders hoch im Kurs.<br />
Auffällig war weiterhin, dass die Mehrheit der befragten Buben<br />
zwar Lieblingsgenres nennen können,aber etwa die Hälfte der<br />
Buben hatten keinen Lieblingsautor und kein Lieblingsbuch und<br />
hielten dies auch nicht für wichtig. Auch konnten viele Buben<br />
den Inhalt des zuletzt gelesenen Buches nicht genau oder gar<br />
nicht wiedergeben, was als Zeichen dafür gewertet werden<br />
kann, dass Bücher für Buben in der heutigen<br />
Mediengesellschaft nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die<br />
Lektüre von Comics nahm bei den Buben einen hohen<br />
Stellenwert ein. Erstaunlich war hier, dass Comics (Lektüre mit<br />
hohem Bild und geringem Textanteil) bei Buben mittleren Alters<br />
noch beliebter waren als bei Grundschülern.<br />
Lediglich 11 Prozent der befragten Buben gaben an, dass sie<br />
lesen, um sich zu informieren. Einen deutlich höheren<br />
Stellenwert erhielt das Lesen als Entspannungsmöglichkeit und<br />
zum Abschalten (40 Prozent der Befragten). Gerade mal sieben<br />
Prozent der Befragten gaben an, aus Interesse an einem<br />
bestimmten Thema zu einem Buch zu greifen.<br />
Aus der Umfrage geht auch hervor, dass das Leseverhalten der<br />
Eltern bei der Entwicklung von Lesemotivation bei den Kindern<br />
eine entscheidende Rolle spielt. Die Wahrscheinlichkeit dass<br />
Buben zu Büchern greifen ist größer, wenn mindestens ein<br />
Elternteil, gleich ob Vater oder Mutter, Bücher liest, als wenn<br />
keiner der Eltern Bücher liest.<br />
2.4 Studie der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft zur<br />
Entwicklung von Lesemotivation bei<br />
Grundschülern 2001<br />
Ebenfalls im Jahr 2001 wurde ein von der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft (DFG) an 24 Erfurter Grundschulen<br />
durchgeführtes Projekt gestartet. 17 Beim Projekt „Zur<br />
Entwicklung von Lesemotivation bei Grundschülern –<br />
Möglichkeiten und Grenzen schulischer Einflussnahme“ wurden<br />
17 vgl. Untersuchung der Universität Erfurt: http://www.hdmstuttgart.de/news/news20020424151311/thesen.pdf,<br />
downloaded 2007-12-<br />
27<br />
Die Hälfte der<br />
Buben hat keinen<br />
Lieblingsautor<br />
und kein<br />
Lieblingsbuch<br />
Comics haben<br />
bei Buben einen<br />
hohen<br />
Stellenwert, v.a.<br />
bei Buben<br />
mittleren Alters.<br />
Lesen wird als<br />
Entspannungsmöglichkeit<br />
und<br />
zum Abschalten<br />
gesehen und<br />
dient weniger<br />
dem Interesse an<br />
einem<br />
bestimmten<br />
Thema<br />
Leseverhalten<br />
der Eltern spielt<br />
entscheidende<br />
Rolle<br />
29
1188 Schüler der Klassenstufen 2-4, deren Eltern (907) sowie<br />
die Deutschlehrer (52) schriftlich befragt.<br />
Zentrale Frage der Untersuchung war, wie Grundschüler an<br />
Literatur herangeführt werden und welche Faktoren sich dabei<br />
fördernd oder auch hemmend auswirken.<br />
Eines der wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung war, dass<br />
zwischen zwei Arten von Lesemotivation bei Grundschülern<br />
unterschieden werden muss:<br />
- der Motivation zum Lesen von Büchern und Geschichten<br />
- der Motivation zum Lesen von Comics, Bildergeschichten und<br />
Zeitschriften<br />
Als einflussreichster Faktor der Leselust von Grundschülern<br />
wurde die Familie genannt. Das Gespräch mit den Eltern, das<br />
Vorlesen von Büchern und damit zusammenhängend der<br />
Buchbesitz der Familie spielen hierbei eine zentrale Rolle. Beim<br />
schulischen Einfluss auf die Lesefreude ist der Spaß am<br />
Deutschunterricht entscheidend. Hier entwickelt sich die<br />
Lesefähigkeit, die in direktem Zusammenhang mit der<br />
Lesemotivation steht. Auch Gespräche über Gelesenes sind<br />
wichtig, um die Grundschüler zum Lesen zu motivieren. Bei den<br />
Umfragen hat sich herausgestellt, dass Mädchen mehr Spaß<br />
am Deutschunterricht haben als Buben, was sich wiederum auf<br />
die Lesefreude auswirkt. Auch bei dieser Umfrage hat sich<br />
gezeigt, dass Mädchen lieber lesen als Buben.<br />
Die Literaturauswahl der Lehrer sollte hierbei nicht außer Acht<br />
gelassen werden. Probleme entstehen aus dem<br />
Nichtbehandeln von Literatur (13 von 52 Lehrer/-innen gaben<br />
an, in dem gesamten Schuljahr nicht ein einziges Buch<br />
behandelt zu haben), sowie aus der Nichtbeachtung der<br />
Interessen der Schüler bei der Auswahl von Büchern.<br />
Gerade bei der Untersuchung der Lesemotivation der<br />
Grundschüler wurde deutlich, dass der Einfluss der Familie und<br />
des Deutschunterrichts entscheidend zur Lesefreude der Buben<br />
und Mädchen beiträgt. Aber es war auch erkennbar, dass es in<br />
den Schulen Defizite gibt, welche verhindern, dass Kinder<br />
gerne zu Büchern greifen.<br />
2.5 KIM-Studie 2003<br />
Im Jahr 2003 wurde in Deutschland zum vierten Mal die KIM-<br />
Studie 18 durchgeführt. Diese basiert auf einer repräsentativen<br />
18<br />
vgl. KIM-Studie 2003: http://www.lesenistweiblich.de/dokumentation_3-<br />
4.html,<br />
downloaded 2007-12-27<br />
Familie ist<br />
wichtigster<br />
Faktor für die<br />
Leselust bei<br />
Grundschülern<br />
Spaß am<br />
Deutschunterricht<br />
ist bei<br />
Mädchen in<br />
höherem Ausmaß<br />
vorhanden<br />
Literaturauswahl<br />
der Lehrer<br />
Defizite an<br />
Schulen<br />
30
Befragung Sechs- bis 13-Jähriger in der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Der Auftraggeber dieser Studie war der<br />
Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (kurz:<br />
mpfs), eine Forschungskooperation der Landesanstalt für<br />
Kommunikation Baden-Württemberg, der Landeszentrale für<br />
private Rundfunkveranstalter Rheinland-Pfalz und des<br />
Südwestrundfunks.<br />
Mit der KIM-Studie wurden hauptsächlich zwei Ziele verfolgt:<br />
- Eine jährlich aktuelle Darstellung des Themenfeldes Kinder<br />
und Medien<br />
- Die Dokumentation von Trends in eben diesem<br />
Themenbereich.<br />
Die Grundgesamtheit der Befragung bildeten die rund sieben<br />
Mio. deutschsprachigen Kinder im Alter von sechs bis 13<br />
Jahren in Deutschland, sowie deren primäre Erziehungsperson.<br />
Die repräsentative Stichprobe bestand aus 1201 Zielpersonen,<br />
die von Mai bis Juli 2003 untersucht wurden. Die Befragung<br />
fand bei den Kindern mündlich-persönlich und bei den<br />
Erziehungspersonen schriftlich statt.<br />
Im Jahr 2003 landete das Lesen von Büchern und Zeitschriften<br />
auf den letzten beiden Plätzen (58% bzw. 56%) der Liste von<br />
am häufigsten ausgeübten Freizeitaktivitäten. Im Vergleich<br />
dazu steht das Fernsehen mit 98% auf Platz eins. Auffallend ist<br />
bereits hier, dass Mädchen öfter lesen als Buben (65% zu<br />
51%). Weiterhin geben auch mehr Mädchen als Jungen das<br />
Lesen als eine ihrer Lieblings- Freizeitaktivitäten an (bei bis zu<br />
drei Nennungen). Schon beim Themeninteresse ist der Bereich<br />
der Bücher bzw. des Lesens weitgehend von Mädchen besetzt<br />
(21% zu 10%).<br />
Bei der Frage auf welches Medium die Kinder am wenigsten<br />
verzichten könnten, nannten immerhin zehn Prozent der<br />
Mädchen Bücher, aber nur vier Prozent der Buben. Auf die<br />
Frage: „Wie gerne liest Du Bücher?“ antworteten über die Hälfte<br />
der Kinder (55%), dass sie sehr gerne bzw. gerne Bücher<br />
lesen, aber auch hier wieder deutlich sichtbar, dass Mädchen<br />
eine höhere Affinität zu Büchern aufweisen, als Jungen (67%<br />
zu 45%).<br />
2.6 Forsa-Studie zum Leseverhalten der<br />
Deutschen 19<br />
Gemäß einer forsa-Umfrage zum Leseverhalten der Deutschen<br />
orientieren sich unsere Nachbarn bei der Auswahl<br />
19 vgl. Deutsche Presseagentur, München, 25. 5. 2007.<br />
Fernsehen auf<br />
Platz 1<br />
Lesen von<br />
Büchern und<br />
Zeitschriften an<br />
letzter Stelle<br />
Mädchen lesen<br />
öfter als Buben<br />
31
ihrer Bücher vor allem an Empfehlungen von Freunden oder<br />
stöbern selbst in Buchhandlungen. Rezensionen und<br />
Literatursendungen dienen seltener als Anregung.<br />
Verglichen mit den Frauen sind Männer Lesemuffel. Zwei Drittel<br />
der Frauen gegenüber lediglich der Hälfte der Männer gaben<br />
an, regelmässig oder zumindest gelegentlich ein Buch zu lesen.<br />
Nahezu jeder dritte Mann (~ 28 %) liest überhaupt nicht. Bei<br />
den Frauen sind dies rund 15 Prozent.<br />
Als wichtigste Informationsquelle beim Buchkauf dient die<br />
Empfehlung von Freunden und Bekannten: rund 76 Prozent<br />
werden durch sie auf Bücher aufmerksam. Erst danach<br />
kommen als Informationsquellen Buchrezensionen in Zeitungen<br />
und Zeitschriften. Mehr als 43 Prozent holten sich über die<br />
Printmedien Anregungen. Nur knapp jeder Dritte gab an, über<br />
Literatursendungen im Fernsehen auf seine Lektüre<br />
aufmerksam zu werden.<br />
Etwa ebenso viele Leser ließen sich von Bestsellerlisten (37<br />
Prozent) oder der Werbung des Buchhandels (28 Prozent)<br />
inspirieren. Kritiken im Internet nutzte nur jeder fünfte (22<br />
Prozent). Für die Gruppe der 14- bis 29-Jährigen spielt das<br />
Internet allerdings eine wesentlich größere Rolle, jeder Dritte<br />
(36 Prozent) informiert sich online. Bei den älteren Lesern über<br />
60 Jahren hingegen wählt nicht einmal jeder Zehnte seine<br />
Bücher anhand von Kritiken aus dem Internet aus (8 Prozent).<br />
Vor allem Jugendliche sind beim Lesen ungeduldig und<br />
neugierig: Jeder sechste unter 19 Jahren (15 Prozent) liest<br />
zuerst die letzte Seite, weil er erfahren will, wie das Buch endet.<br />
Leser über 60 Jahren verspüren diese Lust hingegen nur selten<br />
(9 Prozent).<br />
Für die allermeisten Deutschen sind Bücher mehr als ein<br />
Gebrauchsgegenstand. Die wenigsten möchten sich nach dem<br />
Lesen von ihren Büchern trennen, mehr als 90 Prozent der<br />
Befragten in allen Altersgruppen bewahren sie auf. Nicht einmal<br />
jeder Zehnte (9 Prozent) nutzt meistens oder gelegentlich die<br />
Möglichkeit zum Verkauf von Büchern, zum Beispiel über das<br />
Internet. Lediglich vier Prozent gaben an, dass sie Bücher nach<br />
dem Lesen wegwerfen.<br />
2.7 TNS emnid-Umfrage 2007 20 über<br />
Einkaufswege der Buchkäufer<br />
Nach einer repräsentativen TNS emnid Umfrage im Auftrag von<br />
„buchreport“ haben 80 Prozent der Deutschen im letzten halben<br />
20 vgl. Buchreport.express Nr. 41 v. 10. 10. 2007.<br />
Empfehlung von<br />
Freunden,<br />
selbst stöbern<br />
Männer sind<br />
Lesemuffel<br />
Jede(r) Dritte der<br />
14- bis 29Jährigen<br />
informiert sich<br />
online<br />
Jugendliche sind<br />
beim Lesen<br />
ungeduldig und<br />
neugierig<br />
Bücher sind mehr<br />
als ein bloßer<br />
Gebrauchsgegenstand<br />
32
Jahr ein Buch gekauft; in der Altersgruppe der 14- bis 29-<br />
Jährigen waren dies gar 89 Prozent und bei den 30-39-Jährigen<br />
rund 90 Prozent. Mit dem Rentenalter lässt das Interesse für<br />
Bücher nach.<br />
Ziel der Studie war es, die Einkaufswege der Buchkäufer zu<br />
untersuchen. Rund 43 Prozent der Befragten hatten im letzten<br />
halben Jahr in einer kleineren Buchhandlung gekauft, 41<br />
Prozent in einer großen Buchhandlung und rund 29 Prozent in<br />
einem gemischten Warenumfeld (Warenhaus, Supermarkt).<br />
Betrachtet man die Ergebnisse im Hinblick auf das<br />
Generationenverhalten, so gehört die Zukunft vor allem großen<br />
Buchhandlungen und dem Online-Handel. Für die 14- bis 29-<br />
Jährigen sind Großbuchhandlungen mit 51 Prozent der mit<br />
Abstand am häufigsten genannte Einkaufsort; 41 Prozent<br />
nennen jedoch auch Online-Käufe als Präferenz. Die<br />
Generation 60+ bevorzugt eher kleine Buchhandlungen und<br />
bedient sich kaum in Internetshops.<br />
Im Geschlechtervergleich zeigt sich, dass vor allem Frauen, die<br />
– wie alle Untersuchungen belegen – viel häufiger (~ 46 %)<br />
große Buchhandlungen als Einkaufsstätte bevorzugen als<br />
Männer (~ 35 %).<br />
Kleinere Buchhandlungen weisen jedoch die höhere<br />
Beratungskompetenz auf. Rund 59 Prozent der Befragten<br />
geben an, die beste Beratung bei den kleinen Buchhandlungen<br />
zu finden; lediglich 24 Prozent weisen diese den großen<br />
Buchhandlungen zu.<br />
Aus Sicht der Buchkäufer spielen Beratung im Handel,<br />
Werbeanzeigen, Buchbesprechungen in der Presse und<br />
Fernsehsendungen eine relativ geringe Rolle. Rund 36 Prozent<br />
gaben an, ihr letztes Buch aus eigenem Anstoß, durch eigenes<br />
Stöbern gekauft zu haben; 18 Prozent sind persönlichen<br />
Empfehlungen gefolgt und ebenfalls 18 Prozent hatten eine<br />
sogenannte „Einkaufsliste“ mit Pflichtlektüre für Schule und<br />
Beruf.<br />
14- bis 29Jährige<br />
bevorzugen<br />
Großbuchhandlungen<br />
und<br />
Online-Käufe<br />
Frauen<br />
bevorzugen<br />
häufiger große<br />
Buchhandlungen<br />
kleinere<br />
Buchhandlungen<br />
haben eine<br />
höhere<br />
Beratungskompetenz<br />
geringe Rolle von<br />
Beratung,<br />
Werbeanzeigen<br />
und Buchbesprechungen<br />
33
3 TRENDS UND ENTWICKLUNGEN<br />
Konsumtrends sind eine Folge der Schlüsselmärkte; letztere<br />
wiederum eine Erscheinung des gesellschaftlichen Wandels<br />
und von sogenannten „Mega-Trends“. Welche Entwicklung sich<br />
im Wechselspiel zwischen Trends und Gegentrends<br />
durchsetzen wird, kann letztlich nur im Rückblick beurteilt<br />
werden. Dennoch sieht sich die Trendforschung gerade in den<br />
letzten Jahren einer wachsenden Aufmerksamkeit gegenüber,<br />
insbesondere was Konsumtrends betrifft. Als relativ kurzfristige<br />
Trends ist bei Konsumtrends die Prognosewahrscheinlichkeit<br />
auch entsprechend höher. In der Folge haben wir die unseres<br />
Erachtens nach für diese Thematik wichtigsten Trends und<br />
Gegentrends analysiert und kurz zusammengefasst. 21<br />
3.1 Freizeittrends/soziokulturelle Trends<br />
Erwerbsarbeit für alle wird zunehmend zur Utopie. Die<br />
neukreative Arbeitskultur zielt auf ein Berufsleben jenseits der<br />
Festanstellung. Durch neue Technologien, Social Commerce<br />
und Mikromedien (Weblogs, Podcasting etc.) mit dem Internet<br />
als Basismedium wird das Netz gleichzeitig der Arbeitsplatz und<br />
die Arbeitsgrundlage der neuen Kreativen. Selbständigkeit und<br />
Projektdenken werden ein bewusst gewählter Arbeits- und<br />
Lebensmodus. Arbeit und Freizeit lassen sich in Zukunft nicht<br />
mehr länger als Gegensätze aufrechterhalten.<br />
Statt den Markt zu beobachten und sich das Wissen und die<br />
Qualifikationen anzueignen, die in Zukunft vermutlich gebraucht<br />
werden, steht für die Arbeitenden der Zukunft die Frage „Wer<br />
bin ich?“ im Mittelpunkt. Arbeiten hat in der Zukunft nicht nur mit<br />
Qualifikation und Kompetenz zu tun, sondern vor allem mit<br />
Identität, Selbstverantwortung und Selbstbewusstsein.<br />
Durch die wirtschaftliche und politische Macht der<br />
Großkonzerne sowie der fortschreitenden Rationalisierung<br />
entsteht notgedrungen ein neues Freizeit- und<br />
Konsumproletariat, das in die neuen Erlebniswelten, welche oft<br />
hunderte Kilometer entfernt sind, geschickt wird. Freizeit findet<br />
nur mehr zum Teil zu Hause statt. Aufgrund der nahezu<br />
unbegrenzten weltweiten Mobilität können wir einen<br />
scheinbaren Verlust des Raumes sowie eine Distanzunempfind-<br />
21 vgl. Haderlein, A./Kirig, A./Rauch, C./Wenzel, E.: 100 Top Trends. Die<br />
wichtigsten Driving Forces für den kommenden Wandel. Zukunftsinstitut,<br />
2007.<br />
vgl. Horx, Matthias: Soziokulturelle Schlüsseltrends für die Märkte der<br />
kommenden Jahre – Trendreport 2005.<br />
vgl. Huber, J: Zukunft heisst Bewegung. Vortrag d. Zukunftsinstituts, 2005.<br />
vgl. Merl, Alfred: Wie wird sich der Tourismus entwickeln?<br />
neukreative<br />
Arbeitskultur<br />
Arbeit und<br />
Freizeit sind in<br />
Hinkunft keine<br />
Gegensätze<br />
mehr<br />
Arbeit =<br />
Qualifikation,<br />
Kompetenz,<br />
Identität,<br />
Selbstverantwortung,<br />
Selbstbewusst-<br />
sein<br />
neues Freizeit-<br />
und Konsumproletariat<br />
34
lichkeit feststellen.Neue Freizeitmassengüter, die auf den Markt<br />
geworfen werden, strapazieren gleichzeitig die finanziellen<br />
Mittel dieses Freizeit- und Konsumproletariats.<br />
Dagegen steht das Lebensunternehmertum, das Arbeiten in<br />
innovativen Netzen (informelle Ökonomie) sowie eine starke<br />
Tendenz zur Angleichung der bestehenden Asymmetrie<br />
zwischen Beruf und Privatleben zugunsten des Privatlebens. Es<br />
macht sich auch gleichzeitig eine selektive Mobilität, die<br />
Regionalisierung und die Kultur der Nähe, bemerkbar.<br />
Sowohl das Gesamtvolumen als auch der Anteil der<br />
Privatwirtschaft am Bildungs- und Weiterbildungsmarkt wird<br />
künftig wachsen. Nachhilfeunterricht ist und bleibt ein<br />
Megamarkt. Immer mehr Menschen drängen künftig zu den<br />
Wissens- und Bildungsanbietern, die die besten<br />
Berufsaussichten versprechen. Die „global talents“ von morgen<br />
werden nicht mehr fragen, ob ihre Hochschule privat oder<br />
öffentlich finanziert ist. Sie suchen nach der besten Ausbildung<br />
– und sei es via Internet-Studium am anderen Ende der Welt.<br />
Vorbehalte, wonach Bildung auf dem Weltmarkt zur<br />
standardisierten Ware verkommt, werden vorübergehend sein.<br />
Es kommt zu einem weltweiten Kompetenzwettbewerb.<br />
Bildung und Wissen werden in Zukunft zu Schlüsselressourcen<br />
in der globalisierten Welt. Wer mithalten will, muss sich ständig<br />
auf dem Laufenden halten, über den eigenen (Job-)Tellerrand<br />
hinausschauen und sich fortbilden. Fertig „ausgebildet“ wird in<br />
Zukunft niemand mehr sein. Lebenslanges Lernen entwickelt<br />
sich vom Albtraum jedes Schülers zum dezidierten Bedürfnis<br />
moderner Wissensarbeiter. Neugierde und Wissbegierde<br />
machen auch vor den Ferien nicht halt – im umgekehrten<br />
Sinne: die Erholung während des Lernens ebenso wenig. Der<br />
Prozess des Wissenserwerbs wird zur Normalität im Alltag wie<br />
auch während der Freizeit.<br />
Die Ausweitung der Lebenszeit bedeutet letztlich, auch mehr<br />
Zeit für neue Lebensphasen zu haben. Wo wir vor einigen<br />
Jahrzehnten zumeist noch drei Phasen - nämlich<br />
Jugend/Ausbildung, Erwerbsleben/Familienleben und<br />
Ruhestand – durchlebten, tritt nunmehr eine vierte Phase, ein<br />
möglicher „zweiter Aufbruch“ hinzu. Die heutigen „Oldies“ sind<br />
anders als einst und leben dies auch. Das Altern wandelt sich<br />
vom konsumtiven zum produktiven Altern. Ressourcen werden<br />
neu entdeckt.<br />
Der Alltag wird zunehmend über den Computer geregelt, auch<br />
das Leben selbst verschiebt sich immer mehr in das World-<br />
Wide-Web. Der Computer hat die Chance, nach dem Lesen,<br />
Schreiben und Rechnen als vierte grundlegende Kulturtechnik<br />
Volumen des<br />
Bildungs- und<br />
Weiterbildungsmarktes<br />
wächst<br />
weltweiter<br />
Kompetenzwettbewerb<br />
Bildung und<br />
Wissen werden zu<br />
Schlüsselressourcen<br />
Lebenslanges<br />
Lernen wird zur<br />
Normalität im<br />
Alltag<br />
mehr Zeit für neue<br />
Lebensphasen<br />
Computer als vierte<br />
Kulturtechnik<br />
35
anerkannt zu werden. Auch können Computer einen Beitrag zur<br />
Umweltentlastung, z. B. durch Einsparung von Mobilität, leisten.<br />
Der Wunsch nach intakter Natur nimmt immer mehr zu, nicht<br />
nur im Urlaub, sondern auch zu Hause und in der<br />
Gewerbesiedlung auf der grünen Wiese. Zudem wird die Natur<br />
zunehmend als spiritueller Ort begriffen, aus der die gestreßten<br />
Menschen Kraft und Inspiration schöpfen können.<br />
Es werden wenige, dafür aber intimere und tiefgründigere<br />
Beziehungen gesucht und gepflegt, was dem Trend des<br />
„Cocooning“ entspricht. Durch den Verzicht auf wahllosen<br />
Konsum der multioptionalen Möglichkeiten versprechen sich<br />
zunehmend mehr Menschen eine Intensivierung ihres Lebens.<br />
Downshiftung – simplify your Life, die freiwillige Einfachheit, tritt<br />
vermehrt in den Vordergrund. Sie entsteht aber nicht dadurch,<br />
dass Menschen Konsumverzicht leisten, sondern indem sie<br />
sagen, ich möchte mich auf die wesentlichen Dinge in meinem<br />
Leben konzentrieren. Damit ich genussfähiger werde, muss ich<br />
im Meer der Möglichkeiten bestimmte Dinge ausschließen.<br />
Es macht sich eine Tendenz bemerkbar, die die<br />
Unübersichtlichkeit des Lebens zu vereinfachen sucht, d. h.<br />
Integration und Harmonisierung werden zu Leitzielen erklärt. Es<br />
läßt sich sagen, dass die Suche nach sozialer Nähe, nach<br />
umfassender Sinnlichkeit sowie nach einer tieferen Dimension<br />
des Lebens die wesentlichen Eckpfeiler sein werden.<br />
Der Wellness-Boom hält zwar nach wie vor an, die Leute fühlen<br />
sich gestresst und wollen sich etwas gönnen, um Körper und<br />
Seele zu entspannen, doch vermehrt tritt nun die „Selfness“ –<br />
die Suche nach dem authentischen, dem selbstkompetenten<br />
Ich, in Erscheinung. Selfness beginnt dort, wo man von einer<br />
Dienstleistung oder einem Produkt einen nachhaltigeren Effekt<br />
erwartet. Man möchte „verändert zurückkommen“. Man möchte<br />
sich selbst als Individuum besser kennen und verstehen lernen.<br />
Man möchte sich nicht nur gut fühlen, sondern auch<br />
kompetenter handeln. In den letzten Jahren machte sich in<br />
diesem Bereich eine Therapie- und Coaching-Kultur breit:<br />
Selbstveränderung, Empowerment, Integration etc. sind nur<br />
einige Stichworte dafür.<br />
Aber Körper und Seele können nicht in die Balance kommen,<br />
wenn nicht auch der Geist seine Balance erringt. Aus diesem<br />
Grund steht uns in den nächsten Jahren eine starke<br />
Auseinandersetzung mit dem Bewusstsein bevor. „Mindness“<br />
ist im Kommen. Das bedeutet eine Orientierung auf Mentales.<br />
Wie können wir balanciert Denken lernen, die Welt verstehen<br />
lernen? Lebenssinn- und Lebensqualitätsfragen rücken ins<br />
Zentrum der gesellschaftlichen Fragestellungen. Bewusst<br />
Verzicht auf<br />
wahllosen Konsum<br />
Simplify your life –<br />
Konzentration auf<br />
die wesentlichen<br />
Dinge<br />
Wellness –<br />
Selfness –<br />
Mindness<br />
36
Leben lautet die Devise! Laut dem Soziologen Ulrich Beck ist<br />
die „Utopie des Weniger“ eine der Kernfragen künftiger<br />
Gesellschaftsdiskurse.<br />
Auch die Religion und die Philosophie werden wieder entdeckt.<br />
Die Menschen gehen vermehrt den Sinnfragen des Lebens<br />
nach. In den letzten Jahren machen sich wiederum verstärkt<br />
philosophische Gesprächszirkeln bemerkbar, welche sich aus<br />
allen Altersgruppen und Schichten zusammensetzen. Auch das<br />
Fernsehen ist dieser Nachfrage bereits gerecht geworden.<br />
Pessimismus ist nach Ansicht des amerikanischen<br />
Kinderpsychiaters Martin Seligman eine der Grundkrankheiten<br />
der modernen Welt. Durch Medien, Eltern und Lehrer – so<br />
Seligman – werden wir regelrecht daraufhin programmiert.<br />
Im Verlauf der Mindness-Bewegung wird es auch zu einer<br />
Auseinandersetzung mit dieser unterschwelligen Depression<br />
kommen, die unsere Gesellschaft befallen hat. Illusionsloses<br />
optimistisches Denken wird angesagt sein.<br />
Die Hirnforschung wird neue Erkenntnisse über das<br />
Bewusstsein und das Selbst erbringen. Die Neuro-Ökonomie<br />
wird das Marketing verändern. Bereits heute versuchen<br />
Hirnforscher, die Gestalt von Marken und Bedürfnissen im Hirn<br />
nachzuvollziehen (z. B. die Firma Neuronix2).<br />
Fernöstliche Entspannungstechniken wie z. B. Yoga erfreuen<br />
sich wiederum großer Beliebtheit; darüber hinaus kommen<br />
neue Bewegungen auf wie z. B. Mind-Fulness (hier werden<br />
buddhistische Traditionen mit Körpertechniken kombiniert).<br />
Neue Denkzirkeln entstehen und gehen den Grundlagen des<br />
Denkens nach (Wie müssen wir denken? Was sollen wir tun?).<br />
Der Zukunftsforscher Matthias Horx sieht in der Evolution von<br />
Wellness über Selfness hin zur Mindness letztlich das Ideal des<br />
autotelischen Individuums heranwachsen: den<br />
selbstverantworteten, selbstbewussten Menschen. Eine uralte<br />
Utopie, aber gleichzeitig eine der zentralen Motivkräfte der<br />
kommenden Wissensgesellschaft.<br />
3.2 Entwicklungen im Buchhandel<br />
Nach einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa landen<br />
einhundert bis dreihundert unangeforderte Manuskripte pro<br />
Monat auf den Schreibtischen der Lektoren. Aufgrund dieser<br />
Wiederentdeckung<br />
von Religion und<br />
Philosophie<br />
Neuro-Ökonomie<br />
Denkzirkel<br />
Ideal des<br />
autotelischen<br />
Individuums<br />
37
kaum zu bewältigenden Masse schicken die Verlage die<br />
meisten Texte auch sofort zurück. 22<br />
Anders bei Books on Demand (BoD). Hier können Autoren alles<br />
veröffentlichen, was in ihrer Schublade oder auf der Festplatte<br />
liegt. BoD-Geschäftsführer Hagenmüller zeigt sich überrascht:<br />
"Für jedes Buch gibt es einen Käufer, und gerade<br />
Nischenthemen haben oft einen beachtlichen Erfolg."<br />
Books on Demand (BoD) ist Marktführer in Europa. Alle BoD-<br />
Titel mit der Option Buchhandelsanschluss sind im gesamten<br />
deutschsprachigen Buchhandel und in mehr als 1.000 Internet-<br />
Buchshops erhältlich. BoD verfügt über 40.000 lieferbare Titel<br />
und einen Anteil an den jährlichen deutschen<br />
Neuerscheinungen von über drei Prozent. BoD geht nach<br />
folgendem Prinzip vor: Alle Bücher liegen digital auf dem Server<br />
und werden erst gedruckt, wenn sie ein Käufer bestellt.<br />
Seitdem BoD die Abwicklung der Buchveröffentlichungen über<br />
ein spezielles Online-Portal anbietet, ist eine Publikation<br />
inklusive ISBN und Buchhandelsvertrieb schon ab 39 Euro zu<br />
haben. Der Autor geht kein finanzielles Risiko ein und verdient<br />
im Durchschnitt 22 Prozent vom Ladenpreis. Bei derart<br />
niedrigen Kosten nutzen immer mehr Hobbyschreiber die<br />
Online-Services von BoD zur Kreation persönlicher<br />
Buchgeschenke wie Kochbücher oder Hochzeitszeitungen.<br />
Bislang wurden bereits rund 40.000 Titel über BoD publiziert,<br />
zwei BoD-Bücher gelangten im vergangenen Jahr auf<br />
Beststellerlisten und vielen AutorInnen gelang der Sprung in<br />
einen klassischen Verlag.<br />
3.3 Hörbücher<br />
In Deutschland buhlen derzeit rund 500 Hörbuchverlage mit<br />
insgesamt rund 16.000 Titeln um Käufer. Laut Experten werden<br />
allein auf dem deutschen Markt mit Hörbüchern derzeit rund<br />
300 Millionen Euro umgesetzt.<br />
Der Boom auf dem Hörbuch-Downloadmarkt setzt sich weiter<br />
fort. Getrieben von der technischen Entwicklung sowie der<br />
Verbreitung von MP3-Playern und dem stetig wachsenden<br />
Hörbuchangebot sollen Hörbuch-Downloads bis Ende des<br />
Jahres etwa zehn Prozent des gesamten Hörbuchmarktes<br />
ausmachen.<br />
22 vgl. Friederike Künzel: Mit Treuetests und Alltagswahnsinn in den<br />
Buchhandel – Chancen für Nachwuchsautoren. Presseaussendung Books<br />
on Demand GmbH, Norderstedt, 4. 10. 2007.<br />
Books on Demand<br />
immer mehr<br />
Hobby-AutorInnen<br />
deutscher<br />
Hörbuchmarkt:<br />
300 Mio. Euro<br />
Umsatz<br />
Hörbuch-<br />
Downloads<br />
machen 10 Prozent<br />
des<br />
Hörfunkmarktes<br />
aus<br />
38
Nach Angabe des Download-Portals audible.de<br />
(http://www.audible.de) wurde im vergangenen Jahr die<br />
magische Grenze von einer Million verkaufen Hörbuch-<br />
Downloads überschritten. Neben den technischen<br />
Voraussetzungen sei der Boom vor allem auf den Faktor Zeit<br />
zurückzuführen.<br />
„Hörbücher haben den Vorteil, dass sie in einer schnelllebigen<br />
Gesellschaft, in der die Menschen über immer weniger Zeit<br />
verfügen, auch ganz einfach nebenher konsumiert werden<br />
können. Gleichzeitig bringen sie verlorene Zeit, zum Beispiel<br />
jene, die man im Auto im Stau steht, zurück und machen sie<br />
sinnvoll nutzbar“, meint die Geschäftsführung von audible.de.<br />
Die Käuferschicht von Downloads unterscheidet sich von den<br />
klassischen CD-Hörbuch-Nutzern. Während Hörbuch-<br />
Downloads hauptsächlich von jungen Männern in beruflich<br />
gehobenen Positionen gekauft werden, greifen Frauen derzeit<br />
noch verstärkt zur CD. Die typische Zielgruppe liegt derzeit im<br />
Altersbereich zwischen 30 und 49 Jahren und kennzeichnet<br />
sich durch eine überdurchschnittlich hohe Bildung. 80 Prozent<br />
der Audible-Kunden verfügen über Abitur oder einen noch<br />
höheren Bildungsgrad.<br />
In Hinblick auf das Download-Angebot zeigen sich ebenfalls<br />
Entwicklungen, die sich vom herkömmlichen Buchhandel bzw.<br />
klassischen Hörbuchmarkt unterscheiden. So will audible.de in<br />
Hinkunft vermehrt ungekürzte Hörbücher auf den Markt bringen,<br />
denn CD-Hörbücher werden bislang meist nur als gekürzte<br />
Versionen angeboten, weil sie auf eine bestimmte Anzahl von<br />
CDs passen müssen.<br />
Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse wurde auch ein neues<br />
Projekt präsentiert: ein Serienthriller, an dem 15 verschiedene<br />
Bestsellerautoren, wie z.B. Star-Autor Jeffrey Deaver,<br />
mitgewirkt und je ein Kapitel geschrieben haben. Die Story<br />
wurde explizit für das Medium Hörbuch konzipiert und erscheint<br />
nicht als Buch.<br />
Die Download-Plattform bietet ihren Usern die Möglichkeit,<br />
Hörbücher einzeln oder via Abo zu kaufen. Generell sind die<br />
Downloads laut audible.de um rund 30 Prozent billiger als die<br />
klassischen CD-Versionen. Richtig spart man aber mit dem<br />
Audible Premium-Monatsabo für 14,95 Euro, das zwei<br />
Hörbücher nach Wahl beinhaltet, egal was diese regulär kosten.<br />
Mit der freien Auswahl aus 25.000 Hörbüchern, von denen<br />
einige auf CD mehr als 100 Euro kosten, sind Schnäppchen an<br />
der Tagesordnung. Auch in den USA läuft das Geschäft<br />
mehr als 1 Million<br />
Hörbuch-<br />
Downloads<br />
typische<br />
Zielgruppe:<br />
30- bis 49 Jahre,<br />
hohe Bildung<br />
39
prächtig: Im vergangenen Jahr machte die Muttergesellschaft<br />
audible.com in den USA rund 82 Mio. Dollar Umsatz mit seinem<br />
Hörbuch-Angebot. 23<br />
3.4 Der Markt der Sehbeeinträchtigten<br />
Aktuelle Daten über die Anzahl der Sehbeeinträchtigten gibt es<br />
derzeit kaum. Aus diesem Grund greifen wir auf eine<br />
Mikrozensusbefragung der Statistik Austria aus dem Jahr<br />
1995 24 zurück.<br />
3,1 Millionen Personen (das sind über 43 Prozent der<br />
Bevölkerung) weisen mindestens eine Sehbeeinträchtigung auf;<br />
allerdings stuften annähernd 87 Prozent davon (etwa 2,7 Mio.<br />
Personen) ihre Beeinträchtigung als durch Brille, Kontaktlinsen<br />
bzw. operativ „behoben“ ein. Demnach ergibt sich die Anzahl<br />
von 407.000 tatsächlich Sehbeeinträchtigten. 38 Prozent der<br />
Auskunftserteilenden gaben somit eine behobene, annähernd 6<br />
Prozent eine nicht behobene Sehbeeinträchtigung an.<br />
Die Masse der Betroffenen (mit behobener und nicht behobener<br />
Beeinträchtigung) entfällt auf Weit- bzw. Alterssichtigkeit<br />
(zusammen: 1,5 Mio. bzw. 21 % der Bevölkerung) sowie<br />
Kurzsichtigkeit (1,2 Mio. bzw. 18 %). Vier von zehn dieser<br />
Personen fallen in die Altersklasse „50 bis 69 Jahre“. Jeder<br />
zweite Weit- oder Alterssichtige findet sich in dieser Kategorie,<br />
hingegen nur etwa halb so viele der Kurzsichtigen. Zwei Drittel<br />
der Kurzsichtigen sind jünger als 50 Jahre.<br />
Für die rund 400.000 Sehbeeinträchtigten in Österreich ist es<br />
derzeit noch relativ schwierig, Geschriebenes oder Gedrucktes<br />
zu lesen. Die Masse der Bücher und Zeitschriften, aber ebenso<br />
Gebrauchsanweisungen, Rezepte und ähnliches sind in zu<br />
kleiner Schrift gehalten, womit diese Personengruppe von der<br />
Information größtenteils ausgeschlossen ist. In einer<br />
zunehmend alternden Gesellschaft werden auch die<br />
Beeinträchtigungen vermehrt auftreten. Der Markt wird nicht<br />
umhin können, auf diese Entwicklung entsprechend zu<br />
reagieren.<br />
Es gibt bislang erst wenige Bücher am Markt, welche auf<br />
Sehbeeinträchtigte – wohlgemerkt: nicht Blinde! – Rücksicht<br />
nehmen und den Inhalt mit größeren Buchstaben und<br />
Übersichten widergeben.<br />
23 Zettel, Claudia: Hörbuch-Downloads schenken Nutzern Zeit. Marktführer<br />
audible.com will Nähe zu Konsumenten stärken. München, pte/09.10.2007.<br />
24 Statistik Austria: Personen mit körperlichen Beeinträchtigungen.<br />
Ergebnisse des Mikrozensus Juni 1995. In: Beiträge zur österreichischen<br />
Statistik, Heft 1.276.<br />
In Österreich gibt<br />
es über 400.000<br />
Sehbeeinträchtigte<br />
Chancen für den<br />
Markt<br />
40
Im Juni 2007 stellte LG Electronics das weltweit erste<br />
Mobiltelefon vor, welches Bücher für Menschen mit<br />
Sehbeeinträchtigung lesen kann. 25 Das LF1300 ist nur für<br />
Menschen mit Sehbeeinträchtigung und Menschen mit Dyslexie<br />
verfügbar. Eine Regierungsbescheinigung soll an den<br />
Verkaufsstellen von LG Telecom für den Kauf vorgelegt<br />
werden.<br />
Ungefähr 300 Audiobücher können von der Internet-Seite der<br />
LG Sangam Bibliothek (www.lg.or.kr) downgeloaded werden.<br />
Es gibt zwei Downloadmöglichkeiten für Benutzer: eine<br />
Möglichkeit ist ein Besuch der Webseite mit einem Computer,<br />
der speziell für blinde Menschen designed wurde und der<br />
Transfer auf den Apparat. Die zweite Möglichkeit ist die direkte<br />
Anwahl der Seite mit dem Handy mittels WAP, unter<br />
Verwendung eines Hot-Keys auf dem LF1300 Apparat. Beide<br />
Methoden sind kostenlos.<br />
Mit „Booktouch“ 26 wurde in Großbritannien ein Projekt für blinde<br />
und sehbeeinträchtigte Kleinkinder gestartet. Ein kostenloses<br />
Lesestart-Paket enthält spezielle Bücher zum Angreifen und<br />
Fühlen, einen Ratgeber für das Lesen mit blinden und<br />
sehbeeinträchtigten Kindern, eine Liste empfehlenswerter<br />
Bücher sowie ein Prospekt mit hilfreichen Serviceangeboten.<br />
3.5 Einflüsse des Internets 27<br />
Der beschleunigte technologische Wandel des 21.<br />
Jahrhunderts hat das Lesen in seinen Sog gezogen und bringt<br />
Veränderungen mit sich, deren Ausmaße sicherlich erst im<br />
Laufe der Zeit sichtbar werden. Es wird bereits davon<br />
gesprochen, dass das Buch sein einst so sicheres Monopol<br />
verloren hat und sich in die Reihe der neuen Medien wie<br />
Fernseher und vor allem dem Internet einordnen muss. Es kann<br />
jedoch noch nicht hinlänglich behauptet werden, ob die neuen<br />
Medien in bloßer Konkurrenz oder als Ergänzung im<br />
„Rahmenprogramm“ Lesen in Erscheinung treten.<br />
Vor allem junge Menschen, die von Geburt an in einer Flut von<br />
multivalenten Signalen aus vielfältigsten Informationsquellen<br />
leben, nutzen das breite "stand-by" Medienangebot, das<br />
unbegrenzten, jederzeit abrufbaren, beliebig wiederholbaren<br />
25<br />
vgl. The Korea Times: A Mobile Phone that can read books for people with<br />
a visual disability. 2007-06-28.<br />
26<br />
vgl. http://www.bookstart.co.uk/Parents-and-carers/Packs/Parents-<br />
Booktouch, downloaded 2007-12-27.<br />
27<br />
vgl. Alberti, Maike: Lesen im Wandel der Multimediageneration. Einflüsse<br />
des Internets auf Leseverhalten und Lesekompetenz. Staatsexamensarbeit,<br />
November 2005, Georg-August-Universität Göttingen, Deutschland.<br />
neue<br />
Technologien<br />
Projekt<br />
„Booktouch“<br />
neue Medien:<br />
Konkurrenz oder<br />
Ergänzung ?<br />
41
und orts- und zeitungebundenen Zugang zu Informationen und<br />
wechselseitiger Kommunikation z.B. via Internet ermöglicht.<br />
Es wird nicht ausbleiben, dass sich Leseverhalten, Leseumwelt<br />
und Textsorten entscheidend wandeln und man schließlich<br />
auch die Ansprüche ans Lesen neu definieren muss. Es ist vor<br />
allem das Internet, welches mit seiner Hypertextstruktur und<br />
den zahlreichen Verlinkungen sowie mulitmedialen Angeboten<br />
neue kognitive Lesefähigkeiten erfordert. Durch den Einsatz<br />
von Emails – kaum jemand kann sich dieser Möglichkeit heute<br />
entziehen – wird auch der Bereich der sozialen Handlungs- und<br />
Kommunikationsfähigkeit erweitert. Immer mehr wird heute der<br />
multimediale Leser gefragt, der Leser, welche seine<br />
Informationen aus verschiedenen Medienquellen<br />
zusammenträgt.<br />
Das Internet<br />
erfordert neue<br />
kognitive<br />
Lesefähigkeiten<br />
42
4 LESEN IN ÖSTERREICH<br />
4.1 Umfragen des Instituts für<br />
Freizeitforschung – Ergebnisse 2007 28<br />
Das Institut für Freizeit- und Tourismusforschung veröffentlicht<br />
in regelmässigen Abständen die Untersuchungsergebnisse<br />
über die Freizeitaktivitäten der ÖsterreicherInnen. Gemäß der<br />
letzten Umfrage kommt für rund 15 Prozent der Befragten die<br />
Freizeitaktivität „Buch lesen“ nie in Frage. 2005/2006 waren es<br />
sogar noch 17 Prozent.<br />
Abbildung 1: Freizeitaktivitäten d. ÖsterreicherInnen<br />
Quelle:<br />
Institut für Freizeitforschung, http://www.freizeitforschung.at/, downloaded 2007-12-27<br />
Die OberösterreicherInnen liegen bei den meisten<br />
Freizeitaktivitäten im gesamtösterreichischen Trend.<br />
Die OberösterreicherInnen spielen (wie KärntnerInnen und<br />
TirolerInnen) mehr mit Kindern (58% / Österreich gesamt: 49%),<br />
sie beschäftigen sich wie die NiederösterreicherInnen<br />
überdurchschnittlich regelmäßig mit Tieren (58% / 52%) und sie<br />
widmen dem Faulenzen und Nichtstun (gleich hinter den<br />
KärtnerInnen) überdurchschnittlich viel Zeit bei ihrer<br />
Freizeitgestaltung (73% / 66%).<br />
28 vgl. Institut für Freizeit- und Tourismusforschung.<br />
http://www.freizeitforschung.at, downloaded 2007-12-27.<br />
15 Prozent<br />
lesen in ihrer<br />
Freizeit nie ein<br />
Buch<br />
43
Die OberösterreicherInnen berichten weniger oft von<br />
persönlicher Weiterbildung als Freizeitbeschäftigung (21% /<br />
26%) und liegen hiermit zusammen mit den VorarlbergerInnen<br />
an letzter Stelle.<br />
Abbildung 2: Die Top-10-Freizeitaktivitäten der OberösterreicherInnen<br />
Quelle:<br />
Institut für Freizeitforschung, http://www.freizeitforschung.at/, downloaded 2007-12-27<br />
Bei den Top 10 zeigen sie nur wenige Unterschiede zum<br />
österreichischen Gesamtranking: Sie bevorzugen Zeitungen /<br />
Zeitschriften / Illustrierte lesen gegenüber Radio hören und<br />
„sich in Ruhe zu pflegen“ ist wichtiger als mit dem Handy zu<br />
telefonieren.<br />
4.2 Lesen in Oberösterreich<br />
4.2.1 Die Lesegewohnheiten der Ober-<br />
österreicherInnen – Ergebnisse der<br />
market-Umfrage 2005 29<br />
Als Teil zu der 2005 gestarteten Leseinitiative wurde eine<br />
Umfrage in Auftrag gegeben. Zwischen 3. und 15. Juni 2005<br />
wurden im Auftrag des Landes Oberösterreicherinnen und<br />
29 Landeskorrespondenz/Presseinformation: Die Lesegewohnheiten der<br />
Oberösterreicher/innen – Ergebnisse einer repräsentativen market-Umfrage.<br />
14. 7. 2005.<br />
44
Oberösterreicher über ihre Einstellung zum Lesen befragt. Die<br />
Studie wurde vom market-Institut durchgeführt. Befragt wurden<br />
589 Oberösterreicher/innen. Das Ergebnis ist repräsentativ für<br />
die Gesamtbevölkerung ab 15 Jahren.<br />
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie:<br />
Die Hälfte der Oberösterreicher/innen lesen viel in ihrer Freizeit.<br />
Das Interesse am Lesen wird besonders von der Familie<br />
geweckt.<br />
Vorlesen in der Familie hat einen hohen Stellenwert. Die<br />
Oberösterreicher/innen sind überzeugt, dass Vorlesen eine<br />
wichtige Rolle für das spätere Leseverhalten spielt.<br />
Die Oberösterreicher/innen sind mit den Bibliotheken rundum<br />
zufrieden. Das Angebot an Bibliotheken insgesamt, die Qualität<br />
ihrer Arbeit und die Bücherauswahl in den Bibliotheken werden<br />
positiv hervorgehoben.<br />
Ein Fünftel der oberösterreichischen Bevölkerung sind<br />
"Intensiv-Leser", immerhin jede zweite Person in Oberösterreich<br />
liest nach eigenen Aussagen "sehr viel" oder "eher viel" in der<br />
Freizeit.<br />
Allerdings sind Frauen in punkto lesen etwas fleißiger als<br />
Männer, knapp zwei Drittel der Oberösterreicherinnen (59 %)<br />
stufen sich bei den Viel-Lesern ein, bei den Männern liegt<br />
dieser Anteil bei rund 40 Prozent. Auch bezüglich Ausbildung<br />
zeigen sich Unterschiede: Personen mit einer höheren<br />
Ausbildung greifen öfter zu einem Buch oder anderem Lesestoff<br />
als Personen mit weniger Ausbildung.<br />
Wird weniger gelesen, gibt es ganz einfache Gründe dafür - vor<br />
allem der Zeitmangel hält vom Lesen ab, besonders in der<br />
Altersgruppe der 30- bis 49jährigen. Auch das fehlende<br />
Interesse wird angeführt, vor allem für die jüngeren<br />
Oberösterreicher/innen ist dies der Grund, warum wenig bzw.<br />
gar nicht gelesen wird.<br />
Ausschlaggebend für das Interesse am Lesen ist besonders die<br />
Familie, aber auch Freundinnen und Freude und<br />
Buchhandlungen bewegen zum Lesen. Allerdings gibt es hier je<br />
nach Altersgruppe Unterschiede: Oberösterreicher/innen bis 29<br />
Jahre lassen sich vor allem von Freundinnen und Freunden,<br />
Medien und Werbung zum Lesen motivieren, ab 50 Jahren ist<br />
vor allem die Familie der Grund, zu einem Buch zu greifen.<br />
Bei der oberösterreichischen Bevölkerung hat das Vorlesen in<br />
der Familie einen sehr hohen Stellenwert: Für mehr als die<br />
Vorlesen prägt<br />
späteres<br />
Leseverhalten<br />
Frauen lesen<br />
deutlich<br />
fleißiger als<br />
Männer,<br />
ebenso<br />
Höhergebildete<br />
Zeitmangel<br />
Familie und<br />
Freunde<br />
motivieren zum<br />
Lesen<br />
45
Hälfte ist Vorlesen sehr wichtig, einem Drittel ist es zumindest<br />
wichtig, dass in der Familie vorgelesen wird. Besonders Frauen<br />
messen dieser Beschäftigung sehr viel Bedeutung bei, aber<br />
auch für drei Viertel der Väter ist es wichtig, dass in der Familie<br />
vorgelesen wird.<br />
Zwei Drittel der Befragten haben Kinder; jene Personen, die<br />
ihren Kindern vorlesen, tun dies regelmäßig: Drei Viertel lesen<br />
ihren Kindern mindestens mehrmals pro Woche vor - besonders<br />
intensiv ist dabei das Vorleseverhalten bei Kindern bis 5<br />
Jahren. Selbes gilt auch für jene Eltern, deren Kinder schon aus<br />
dem Vorlese-Alter herausgewachsen sind - auch sie haben<br />
früher mehrheitlich mehrere Male pro Woche vorgelesen.<br />
Insgesamt 79 % der Befragten sind außerdem der Meinung,<br />
dass Vorlesen für das spätere eigene Leseverhalten eine sehr<br />
große bzw. große Rolle spielt.<br />
Geht es um die Entscheidung Buchkauf oder ausleihen, sind<br />
die Oberösterreicher klar für den Kauf. Wobei der Buchkauf<br />
über das Internet für die Oberösterreicher/innen noch kein<br />
Thema ist: 83 % geben an, noch nie ein Buch über das Internet<br />
gekauft zu haben.<br />
Nur ein Fünftel der Befragten borgt sich Bücher von anderen<br />
oder von Bibliotheken - allerdings ist dieser Anteil in der<br />
Landeshauptstadt etwas höher, hier nutzen knapp ein Viertel<br />
das Angebot der Bibliotheken.<br />
Bibliotheken werden von den Oberösterreichern seltener<br />
besucht als Buchhandlungen, die Bibliotheksbesucher leihen<br />
sich aber öfter Bücher aus, als Buchhandlungskunden kaufen.<br />
Ein Drittel der Bibliotheksbesucher leiht sich mindestens einmal<br />
monatlich ein Buch, zwei Drittel borgen sich zumindest<br />
halbjährlich ein oder mehr Bücher aus. In der Bibliothek<br />
entscheiden noch mehr Kunden spontan als im Buchhandel -<br />
zwei Drittel der Besucher wissen vorher noch nicht, welche<br />
Bücher sie sich ausleihen werden. Unter den Bibliotheken wird<br />
besonders in der Gemeindebibliothek gerne ausgeliehen,<br />
ansonsten sind auch die Freunde ein häufig genutzter<br />
Buchverleih.<br />
Mit ihren Kindern (unter 14 Jahre) gehen die Oberösterreicher<br />
sehr gerne in Bibliotheken: Zwei Drittel der Eltern besuchen<br />
zumindest manchmal eine Bibliothek mit ihren Kindern,<br />
besonders groß ist dieser Anteil bei den Eltern zwischen 30 und<br />
49 Jahren. Sehr deutlich ist auch der Zusammenhang mit dem<br />
Haushaltseinkommen. Zwei Drittel der Befragten mit einem<br />
besondere<br />
Bedeutung des<br />
Vorlesens bei<br />
Familie mit Kindern<br />
lieber kaufen als<br />
ausleihen<br />
Haushalte mit<br />
geringem<br />
Einkommen und<br />
mit Kindern<br />
besuchen häufiger<br />
die Bibliothek<br />
46
Haushaltseinkommen bis 900 Euro besuchen mit den Kindern<br />
"sehr oft" eine Bibliothek.<br />
Mit den Bibliotheken sind die Kunden durchaus zufrieden,<br />
besonders die Möglichkeiten zur Verlängerung der Entlehnung<br />
(82 % sehr zufrieden oder zufrieden) und die Auswahl der<br />
Bücher können begeistern (83 % sehr zufrieden oder<br />
zufrieden). Aber auch Entlehnungsgebühr und Beratung sind<br />
für drei Viertel der Bibliotheksbesucher zufrieden stellend. Nur<br />
bei den Öffnungszeiten würde man sich etwas mehr Flexibilität<br />
wünschen.<br />
Auch mit dem Angebot an Bibliotheken sind die<br />
Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher durchaus<br />
zufrieden - sieben von zehn Personen bewerten die Anzahl der<br />
Bibliotheken als ausreichend, nur 8 Prozent haben noch mehr<br />
Bedarf.<br />
Die Maßnahmen und Förderungen des Landes Oberösterreich<br />
sind bei der Bevölkerung durchaus bekannt; gut die Hälfte der<br />
Bürgerinnen und Bürger kennen die Buchspenden für<br />
Bibliotheken in Schulen, Kindergärten und Horten und<br />
Lesungen von Autorinnen und Autoren sowie die<br />
Berichterstattung über neue Bücher.<br />
Für eine verstärkte Förderung des Leseverhaltens sind aus<br />
Sicht der Bevölkerung vor allem Lesekampagnen in Schulen<br />
und Kindergärten sehr sinnvoll (61 %), aber auch die<br />
Erweiterung von Schulbibliotheken (53 %) und die<br />
Veranstaltung von Kinderliteraturtagen (38 %)würde auf<br />
Zuspruch stoßen. Als Zielgruppe definiert die<br />
oberösterreichische Bevölkerung damit vor allem die Jugend.<br />
Abbildung 3: Lesen in der Freizeit 2005<br />
mehr Flexibilität<br />
bei<br />
Öffnungszeiten<br />
der Bibliotheken<br />
gewünscht<br />
47
4.2.2 Die „Leseoffensive“ des Landes<br />
Oberösterreich<br />
Im Jahr 2005 wurde auf Initivative von Landeshauptmann Dr.<br />
Josef Pühringer die „Leseoffensive“ des Landes Oberösterreich<br />
gestartet. Ziel war es, Kinder und Jugendliche zum Lesen zu<br />
animieren. Im Zuge dieser Leseoffensive wurden auch neue<br />
Initiativen gestartet.<br />
So wurde in der Edition „Die Rampe“ – eine seit 30 Jahren vom<br />
Land Oberösterreich herausgegebene Literaturzeitschrift – ein<br />
Kinderprojekt gestartet: eine Ausgabe der Rampe für junges<br />
Publikum – verantwortet von Kindern.<br />
Das Lesekompetenzzentrum Wels richtete ein „Lesemobil“ ein<br />
– ein Bus, welcher auf Bestellung in die Schule kommt und alles<br />
beinhaltet, was Lesen umfasst: Leseparcours, Buchausstellung<br />
und Vermittlungsperson.<br />
Im Rahmen eines weiteren Projekts der Leseoffensive<br />
besuchen Volksschulkinder Kindergartenkinder und lesen<br />
diesen vor.<br />
4.2.3 Der Linzer Wissensturm<br />
Der im Herbst 2007 eröffnete Linzer Wissensturm beherbergt<br />
neben der größten Volkshochschule Österreichs und einer<br />
Medienwerkstatt auch die Linzer Stadtbibliothek. Hier findet<br />
man ein Angebot von rund 250.000 Medien aus allen<br />
Wissensgebieten. Neben Büchern sind hier auch Zeitungen,<br />
Zeitschriften, Spiele, Videos, CDs, CD-ROMs, DVDs, Noten<br />
und Kassetten erhältlich. Im Designerstuhl, am Video-Screen<br />
oder am Internet-PC kann vor Ort alles sofort ausprobiert<br />
werden. Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren sind Bücher<br />
und Zeitschriften gratis.<br />
Im zweiten Stock ist derzeit probeweise auch ein<br />
Kinderbetreuungsbereich vorhanden. Die Betreuung gilt für<br />
Kundinnen von Volkshochschule, Stadtbibliothek und<br />
Medienwerkstatt für die Dauer ihres Aufenthalts im<br />
Wissensturm. An Samstagen wird die Bibliothek als reine<br />
Selbstbedienungsbibliothek geführt.<br />
4.2.4 Das Linzer Stifterhaus<br />
Das Linzer Stifterhaus versteht sich als Heimstätte der<br />
oberösterreichischen Literatur. Im Rahmen der „nexttext-Reihe“<br />
versucht das Stifterhaus auch speziell junges Publikum<br />
anzusprechen. So wurden im letzten Jahr ein „Petry Slam“, ein<br />
Schreib-Workshop mit Franzobel, die „brechREIZ“-Gala und ein<br />
„Sommerfest“ der jungen Literatur mit durchwegs gutem<br />
Kinderausgabe<br />
der Literatur-<br />
Zeitschrift „Die<br />
Rampe“<br />
Lesemobil<br />
Vorzeigeprojekt<br />
Linzer<br />
Stadtbibliothek<br />
nexttext-Reihe<br />
48
Besuch durchgeführt. Bei „Tage der Ansteckung“ (mit Literatur)<br />
erkundeten Jugendliche 72 Stunden lang die Möglichkeiten und<br />
Besonderheiten des Stifterhauses.<br />
Im April 2007 fand zum ersten Mal die Jugendinitiative<br />
„Paravent“ statt. Das derzeit aus sieben Personen bestehende<br />
Jugendkuratorium gestaltete die Galerie im Stifterhaus zu<br />
einem Wohnzimmer mit Blumentöpfen, Couch und Teddybär<br />
um. In dieser Atmosphärekönnen alle, die dies wollen, ihre<br />
Lieblingstexte vorlesen – ohne dass dies beurteilt oder gar<br />
bewertet wird.<br />
Zwischen 25. und 27. September 2007 wurden Volksschüler zur<br />
„Entdeckungsreise Literatur“ eingeladen. Es war dies eine<br />
spielerische Erkundungstour durch die Aufgabenfelder und<br />
Tätigkeitsbereiche des Stifterhauses.<br />
Sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen erfreute sich die<br />
Ausstellung zur Kinderliteratur „KLONK“ großer Beliebtheit.<br />
4.2.5 LITERAtur am Fluss<br />
Die Internationale Buchmesse LITERA etablierte in Linz eine<br />
neue literarische Veranstaltungsreihe unter dem Titel<br />
LITERATUR AM FLUSS. Mit dieser Reihe will die LITERA in<br />
der Stadt Linz und auf der an ihr vorbei fließenden Lebensader<br />
Donau einen literarischen Fixpunkt in Österreich schaffen, der<br />
große Persönlichkeiten der Literatur, des Literaturschaffens und<br />
der Literaturkritik in einem besonderen Rahmen versammelt.<br />
Die in etwa monatlich stattfindenden Lesungen sowie<br />
Literaturgespräche finden im Decksalon des Donauschiffs MFS<br />
Kaiserin Elisabeth der Donau Touristik GmbH statt.<br />
4.2.6 Die Litera 08 – Buchmesse<br />
Vom 23. bis 27. April 2008 ist in Linz die Buchmesse „Litera 08“<br />
geplant. Der Organisator Berthold Greif fokussiert dabei vier<br />
Themen: Alphabetisierung, Leseunlust und –schwächen,<br />
Bibliothekswesen und Autorenförderung. Namhafte<br />
Großverlage werden dabei präsent sein, u. a. dtv, Residenz,<br />
Eichborn, Molden, Freytag & Berndt und Stiefel.<br />
Auf der LITERA ist sowohl der freie Verkauf in den Ständen als<br />
auch die Einrichtung von zwei großen Messebuchhandlungen<br />
vorgesehen. An insgesamt sieben Lesepoints und –bühnen<br />
werden Büchtische betrieben, um die bei den Lesungen<br />
vorgestellten Bücher zum Verkauf bereitzuhalten.<br />
Tage der<br />
Ansteckung<br />
Jugendinitiative<br />
„Paravent“<br />
Entdeckungsreise<br />
Literatur<br />
Lesungen im Salon<br />
des Donauschiffes<br />
Fokus:<br />
Alphabetisierung,<br />
Leseunlust und –<br />
schwächen,<br />
Bibliothekswesen,<br />
Autorenförderung<br />
49
5 BEST-PRACTICE-BEISPIELE<br />
5.1 Best Practice-Beispiele von<br />
Bibliotheken<br />
5.1.1 Erfolgsfaktor Kooperation 30<br />
Öffentliche Bibliotheken sind in der Regel die am stärksten<br />
frequentierte Kultur- und Bildungseinrichtung einer Gemeinde.<br />
Somit sind sie auch ein wichtiger Baustein in der<br />
Wissensgesellschaft. Als Partner bietet sich die natürliche<br />
Schnittstelle von Eltern, Kindergärten, Kindertagesstätten,<br />
Schulen und Volkshochschulen an. Um einen optimalen Nutzen<br />
für den Kunden zu erzielen, muss Kooperation jedoch geplant,<br />
gestaltet und in ihrer Wirkung gemessen werden.<br />
Im Jahr 1995 startete die Bertelsmann Stiftung das Projekt<br />
"Öffentliche Bibliothek und Schule - neue Formen der<br />
Partnerschaft" gemeinsam mit sechs bundesdeutschen<br />
Mittelstädten. Ziel war es, vorhandene Methoden im Vergleich<br />
zu erproben und neue Wege mit einem positiven Einfluss auf<br />
das Leseverhalten und die Mediennutzung der jungen<br />
Zielgruppe zu gehen. Bücherkisten, erlebnisorientierte<br />
Klassenführungen, Unterrichtsstunden in der Bibliothek und<br />
Medienpräsentationen im Unterricht wurden mit weiteren<br />
Aktivitäten wie Aktionstagen und Lesenächten zu einem<br />
Spiralcurriculum für das Lesen gebündelt. Im Ergebnis stieg die<br />
Gesamtausleihe der Projektbibliotheken nach fünf Jahren um<br />
ein Drittel, die Zahl der jugendlichen Kunden um 73 Prozent.<br />
Aufgrund der ermutigenden Ergebnisse des Projekts suchte<br />
das Ministerium für Städtebau und Wohnen, Kultur und Sport<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen die Zusammenarbeit mit der<br />
Bertelsmann Stiftung: Anfang des Jahres 2002 wurde nur drei<br />
Monate nach dem "PISA-Schock" das Projekt "Medienpartner<br />
Bibliothek und Schule - Lese- und Informationskompetenz<br />
NRW" gemeinsam begonnen. Ziel war neben der inhaltlichen<br />
Erweiterung auf Informationskompetenz auch die Verbreitung<br />
der im Vorprojekt genutzten erfolgreichen Methoden. 38 Städte<br />
aus Nordrhein-Westfalen nahmen von 2002 bis 2005 an der<br />
erfolgreichen Initiative teil.<br />
2002 gründeten der Deutsche Bibliotheksverband und die<br />
Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit 70 deutschen öffentlichen<br />
30 vgl. http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F28-<br />
F7EFFB8E/bst/hs.xsl/338_34531.htm, downloaded 2007-12-27.<br />
Bibliotheken<br />
als wichtiger<br />
Baustein der<br />
Wissensgesellschaft<br />
Projekt<br />
„Öffentliche<br />
Bibliothek und<br />
Schule – neue<br />
Formen der<br />
Partnerschaft<br />
Projekt<br />
„Medienpartner<br />
Bibliothek und<br />
Schule – Lese-<br />
und<br />
Informations-<br />
Kompetenz<br />
NRW“<br />
50
Bibliotheken die Deutsche Internetbibliothek. Bis zum<br />
Projektende im Herbst 2004 wurden mehr als 5000<br />
Internetquellen zu 20 Themen und zahlreichen weiteren<br />
Unterthemen erfasst, bewertet und in die gemeinsam mit der<br />
Firma SISIS Informationssysteme aufgebaute Datenbank<br />
eingespeist. Hinzu kam der kooperative Auskunftsservice, der<br />
pro Monat durchschnittlich 90 Kundenfragen zu einem breiten<br />
Spektrum von Themen bearbeiten konnte. Nach diesen ersten<br />
Erfolgen konnte die Internetbibliothek Ende des Jahres 2004<br />
wie geplant an den Projektpartner Deutscher<br />
Bibliotheksverband übergeben werden.<br />
Um die Vorteile einer Kooperation von Volkshochschulen und<br />
städtischen Bibliotheken aufzuzeigen, führten die Solon<br />
Management GmbH und die Bertelsmann Stiftung gemeinsam<br />
mit der Stadt Gütersloh die Machbarkeitsstudie "Information<br />
und Lernen in Gütersloh" 31 durch, welche bundesweite<br />
Beachtung fand.<br />
5.1.2 Investition in Menschen 32<br />
- Effektive Fortbildung<br />
Bibliotheken als öffentliche Institutionen sehen sich vor die<br />
Aufgabe gestellt, den Anforderungen der Bürger nach<br />
zeitgemäßen Wegen zu Informationen und Wissen laufend<br />
nachkommen zu müssen. Aufgrund des gesellschaftlichen<br />
Wandels – insbesondere der rasanten Entwicklung im<br />
Medienmarkt – ist stets Erneuerung, Verbesserung, eine<br />
Erweiterung der Angebote und kontinuierliche<br />
Weiterentwicklung der MitarbeiterInnen angesagt. Insbesondere<br />
Führungskräfte sind gefordert, neben den fachlichen und<br />
personellen Fähigkeiten in zunehmendem Maße Visionen für<br />
die Zukunft ihrer Bibliotheken zu entwickeln - und dabei<br />
gleichzeitig mit knappen Budgets zu haushalten.<br />
In einer Kooperation der Bertelsmann Stiftung mit dem<br />
Berufsverband BIB wurden Managementseminare für<br />
Führungskräfte an öffentlichen Bibliotheken durchgeführt. Dabei<br />
ging es auch um eine persönliche Bestandsaufnahme und<br />
Zielbestimmung für den eigenen Berufsweg sowie auch um den<br />
Aufbau von Kontakten innerhalb einer jungen Generation von<br />
Führungskräften. Die Absolventen wurden in ihrer weiteren<br />
Entwicklung begleitet: Viele von ihnen sind heute in<br />
Führungspositionen von Bibliotheken, Fachstellen und<br />
Verbänden.<br />
31<br />
vgl. Solon: Machbarkeitsstudie “Information und Lernen in Gütersloh“ –<br />
<strong>Endbericht</strong>, 1. September 2002.<br />
32<br />
vgl. http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F28-<br />
F7EFFB8E/bst/hs.xsl/11844.htm, downloaded 2007-12-27.<br />
Deutsche<br />
Internetbibliothek<br />
Machbarkeitsstudie„Information<br />
und Lernen in<br />
Gütersloh“<br />
Management-<br />
seminare für<br />
Führungskräfte an<br />
öffentlichen<br />
Bibliotheken<br />
51
Um erfolgreiche Bibliotheksarbeit aus anderen Ländern<br />
gewinnbringend nach Deutschland übertragen zu können,<br />
wurde das "Internationale Bibliotheksstipendium" gemeinsam<br />
mit „Bibliothek & Information International“ entwickelt. Das<br />
Stipendium ermöglichte in zwei Projektzyklen jeweils vier<br />
Führungskräften aus Bibliotheken Recherchen in führenden<br />
internationalen Bibliotheken und die anschließende<br />
Implementierung in ihrer eigenen Bibliothek. Auf diese Weise<br />
fanden unter anderem innovative Konzepte aus London ("Idea<br />
Stores"), Las Vegas ("Nach dem Berufsleben"), Christchurch<br />
("Personalentwicklung"), USA ("Teaching Libraries") und New<br />
York ("Bibliotheksangebote für Migranten") einen schnellen und<br />
effizienten Transfer in deutsche Bibliotheken.<br />
Ein modellhaftes und praxisorientiertes Angebot für die Aus-<br />
und Fortbildung von Bibliothekaren wurde mit dem Projekt<br />
„bibweb – Lernforum für Bibliotheken“ von der Bertelsmann-<br />
Stiftung gemeinsam mit der ekz.bibliotheksservice GmbH<br />
entwickelt. "bibweb" bietet Online-Kurse an zu Themen wie<br />
Internet, Kundenorientierung, Jugendbibliotheksarbeit oder zur<br />
frühkindlichen Sprach- und Leseförderung. Seit dem Start im<br />
Jahr 2000 haben sich über 5000 Bibliotheksmitarbeiter zu<br />
einem "bibweb-Kurs" angemeldet. Das Projekt wurde 2005 an<br />
die ekz.bibliotheksservice GmbH übergeben.<br />
5.1.3 Wettbewerb als Chance:<br />
BIX - der Bibliotheksindex 33<br />
Die zahlreichen Betriebsvergleiche der Bertelsmann Stiftung in<br />
kommunalen Einrichtungen haben eine lange Tradition. Ein<br />
erstes Projekt dieser Art war der "Betriebsvergleich an<br />
Öffentlichen Bibliotheken", der in der Zeit von 1992 bis 1996 mit<br />
18 Bibliotheken unterschiedlicher Größe und aus<br />
verschiedenen Bundesländern durchgeführt wurde.<br />
Getestet wurden zahlreiche Kennzahlen und es entstand ein<br />
Berichtswesen, das auch in späteren Projekten der<br />
Bertelsmann Stiftung eingesetzt wurde. 1997 wurde ein<br />
Nachfolgeprojekt gemeinsam mit den Staatlichen Fachstellen,<br />
die als Behörden der Bundesländer mit der<br />
Bibliotheksentwicklung beauftragt sind, durchgeführt. In zwölf<br />
Vergleichsringen beteiligten sich bundesweit 78 Bibliotheken an<br />
diesem interkommunalen Vergleich zur Standortbestimmung<br />
und Weiterentwicklung von Angeboten.<br />
Im Jahre 1999 wurde schließlich mit der Entwicklung des BIX<br />
begonnen. In Kooperation mit dem Deutschen<br />
33 vgl. http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F28-<br />
F7EFFB8E/bst/hs.xsl/11843.htm, downloaded 2007-12-27.<br />
Internationales<br />
Bibliotheks-<br />
stipendium<br />
Projekt „bibweb –<br />
Lernforum für<br />
Bibliotheken<br />
Betriebsvergleich<br />
an öffentlichen<br />
Bibliotheken<br />
BIX – der<br />
Bibliotheksindex<br />
52
Bibliotheksverband DBV und methodisch begleitet durch infas<br />
(Institut für angewandte Sozialforschung) wurde ein<br />
Indexsystem mit dem Ziel entwickelt, Bibliotheksleistungen sehr<br />
überschaubar und gleichzeitig aussagekräftig abzubilden.<br />
Neben der Standortbestimmung und der Stärken- und<br />
Schwächenanalyse zur Verbesserung der Angebote nutzen die<br />
Bibliotheken den BIX zunehmend für ihr Marketing. Ranking-<br />
Ergebnisse wie die des BIX können dabei sowohl für die interne<br />
als auch für die externe Kommunikation eingesetzt werden -<br />
und dies unabhängig vom positiven oder negativen<br />
Abschneiden.<br />
Es hat sich gezeigt, dass die freiwillige Beteiligung an einem<br />
Ranking bzw. Benchmarking grundsätzlich positiv besetzt ist<br />
und ein modernes und selbstkritisches Image transportiert. Das<br />
Image von Bibliotheken zu verbessern gelingt dann, wenn<br />
zielgruppenorientiert kommuniziert wird - in Richtung Kunden,<br />
Mitarbeiterinnen, Träger und politische Gremien. Der BIX wurde<br />
im Sommer 2005 plangemäß an den Deutschen<br />
Bibliotheksverband übergeben. Unter Federführung des<br />
Kompetenznetzwerks Bibliotheken (KNB) sowie weiteren<br />
Partnern wie dem Hochschulbibliothekszentrum in Köln (hbz),<br />
der Zeitschrift B.I.T.online und infas wird der BIX weiter geführt.<br />
5.1.4 Erfolgsfaktoren für das<br />
Bibliothekswesen 34<br />
In einer internationalen Best-Practice-Recherche wurde das<br />
Bibliothekswesen in fünf Ländern, und zwar Großbritannien,<br />
Dänemark, USA, Singapur und Finnland, analysiert. Alle diese<br />
Länder zeigen sehr interessante Ansätze und Erfolge nationaler<br />
Bibliotheksplanung. Sie zeichnen sich durch ein großes<br />
staatliches Engagement im Bibliotheksbereich und eine in der<br />
Gesellschaft fest verankerte Stellung der Bibliotheken aus.<br />
Zudem genießen die Bibliothekssysteme dieser Länder ein<br />
international hohes Ansehen und gelten in vielerlei Hinsicht als<br />
Vorreiter der modernen Bibliotheksentwicklung. Die wichtigsten<br />
Ergebnisse werden hier kurz angeführt:<br />
Das Beispiel Großbritannien zeigt, dass Verbände und<br />
nationale Institutionen das Engagement einer Regierung für das<br />
Bibliothekswesen erfolgreich vorantreiben können. Diese<br />
Lobby-Arbeit wird etwa betrieben durch Stellungnahmen,<br />
Kampagnen und Preisverleihungen.<br />
34 vgl. Bibliothek 2007 – Internationale Best-Practice-Recherchen.<br />
http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-0A000F28-<br />
F7EFFB8E/bst/xcms_bst_dms_11109__2.pdf, downloaded 2007-12-27.<br />
Analyse des<br />
Bibliothekswesens<br />
in<br />
Großbritannien,<br />
Dänemark,<br />
USA, Singapur<br />
und Finnland<br />
Lobby-Arbeit<br />
53
Amerikanische Bibliotheken verstehen sich seit jeher als<br />
Pioniere einer freiheitlichen Staatsidee, nach der nur ein<br />
gebildeter und gut informierter Bürger in angemessener Weise<br />
an der Bürgergesellschaft partizipieren kann. Der Verweis auf<br />
freedom of information« ist überall ein wichtiger Bestandteil der<br />
Selbstdarstellung. In Großbritannien und Dänemark wird die<br />
»digitale Spaltung« der Bevölkerung nicht zuletzt durch<br />
Modernisierung der Infrastruktureinrichtungen aller öffentlichen<br />
Bibliotheken überwunden und der Stadtstaat Singapur soll,<br />
auch durch massiven Ausbau des Bibliothekswesens, zu einer<br />
Insel der Bildung, Forschung und Lehre werden (Stichwort<br />
»science hub«). Die Erfolge finnischer Schulen werden statt von<br />
ausgebauten Schulbibliotheken von öffentlichen Bibliotheken<br />
begleitet sowie von landesweit und schrankenlos verfügbaren<br />
Zugängen zu wissenschaftlichen Bibliotheken.<br />
Als wichtiger Erfolgsfaktor gilt auch ein abgestimmtes<br />
Miteinander von zentraler Steuerung und Unterstützung sowie<br />
lokaler Initiative. Die britische Zehnjahresstrategie Framework<br />
for the Future hilft Bibliotheksverantwortlichen auf lokaler<br />
Ebene, die bibliothekspolitischen Schwerpunkte der Regierung<br />
auf die Arbeit vor Ort zu übertragen und diese in konkrete lokale<br />
Programme umzusetzen.<br />
In Dänemark sieht man das Engagement lokaler<br />
Bibliotheksdirektoren und –mitarbeiter als eigentlichen<br />
Innovationsmotor des nationalen Bibliothekswesens. Sie stellen<br />
Führungspersönlichkeiten dar, ohne deren Mut zu Innovation,<br />
Flexibilität und Zielstrebigkeit ein solches Bibliothekssystem nie<br />
hätte entstehen können. Lokaler, regionaler und nationaler<br />
Kooperation kommt dabei entscheidende Bedeutung zu. Im<br />
Zentrum aller Bemühungen steht der Kunde.<br />
Das amerikanische Bibliothekssystem zeichnet sich durch einen<br />
hohen Selbstorganisierungsgrad und gute Vernetzung aus. So<br />
werden auch ohne formale und staatliche Einrichtungen<br />
gemeinsame Standards entwickelt und umgesetzt. Ein<br />
wichtiges Instrument ist die American Library Association (ALA),<br />
der Fach- und Berufsverband der amerikanischen Bibliothekare,<br />
der als Plattform für Bibliotheksmitarbeiter fungiert.<br />
Die Pflege intensiver bibliothekarischer Zusammenarbeit gilt vor<br />
allem in Großbritannien als einer der Haupterfolgsfaktoren.<br />
Kooperation findet statt zwischen:<br />
• öffentlichen Bibliotheken<br />
• wissenschaftlichen Bibliotheken<br />
• wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken<br />
• Bibliotheken und anderen Institutionen sowie<br />
• international.<br />
„freedom of<br />
information“<br />
Überwindung der<br />
„digitalen<br />
Spaltung“ der<br />
Bevölkerung<br />
Framework for<br />
the Future<br />
Fach- und<br />
Berufsverband<br />
der Bibliothekare<br />
Kooperation<br />
54
Der Austausch zwischen öffentlichen und wissenschaftlichen<br />
Bibliotheken wird hier bereits durch die einheitliche Ausbildung<br />
der Mitarbeiter gefördert. Auch in Dänemark stellen regionale<br />
und nationale Kooperation den kontinuierlichen Wissens- und<br />
Erfahrungsaustausch sicher. Neuerungen und Verbesserungen<br />
in allen Bereichen der bibliothekarischen Arbeit werden so in<br />
die Fläche getragen.<br />
In den USA gilt der Faktor Kundenorientierung als oberstes Ziel<br />
der Bibliotheksentwicklung. Die einzelnen Bibliotheken<br />
verstehen sich stark als Teil der örtlichen Gemeinde und sind<br />
bestrebt, auf die Bedürfnisse der lokalen Nutzer einzugehen. In<br />
Großbritannien werden Bibliotheksmitarbeiter mit<br />
Kundenkontakt intensiv geschult. Ziel ist es insbesondere, das<br />
Wissen um die effektive Nutzung der modernen Informations-<br />
und Kommunikationstechnologien an die Kunden<br />
weiterzugeben. Es besteht die Verpflichtung zu<br />
Kundenbefragungen, deren Ergebnisse veröffentlicht werden<br />
und Konsequenzen nach sich ziehen.<br />
Kundenorientierung beinhaltet zudem die gute Erreichbarkeit<br />
von Bibliotheken. In Singapur sind Bibliotheken flächendeckend<br />
für nahezu jeden Bürger schnell zugänglich. Zunehmend<br />
werden zentrale Lagen in hoch frequentierten Bereichen als<br />
Bibliotheksstandorte erschlossen. Durch innovative<br />
Selbstbedienungskonzepte vor Ort und über Internetportale<br />
werden die Zugangsmöglichkeiten noch gesteigert.<br />
Finnland wertet die unübersehbar große Nutzung der<br />
Bibliotheken als wichtigsten Erfolgsfaktor. Mehr Benutzer (in<br />
Finnland 80 Prozent der Bevölkerung) bedeuten mehr<br />
Beachtung, mehr Einfluss und somit eine Imagesteigerung für<br />
die Arbeit der Bibliotheken.<br />
Personal ist die zugleich teuerste und erfolgskritischste<br />
Ressource der Bibliotheken. Die umsichtige Auswahl und der<br />
effektive Einsatz dieser Ressource sind deshalb von<br />
elementarer Bedeutung. Voraussetzung ist, dass<br />
Führungskräfte auf die Aufgabe des innovativen<br />
Personalmanagements gut vorbereitet sind.<br />
Die betrachteten Länder legen in der Mehrzahl größten Wert<br />
auf die Qualität der Ausbildung. In Finnland legt das Dekret zum<br />
neusten Bibliotheksgesetz Ausbildungsgrad und Anteil der<br />
Personen mit spezieller Ausbildung im Detail fest. Rein<br />
fachliche Anteile und so genannte »weiche« Faktoren werden<br />
in der Ausbildung genau definiert und so wird der Bogen von<br />
der Qualität der Ausbildung zu den Serviceleistungen für die<br />
Bürger geschlagen.<br />
Wissens- und<br />
Erfahrungs-<br />
austausch<br />
Eingehen auf lokale<br />
Bedürfnisse<br />
verpflichtende<br />
Kunden-<br />
befragungen<br />
Personalauswahl<br />
und -weiterbildung<br />
55
In Großbritannien finden nur jene Bibliothekare (sowie<br />
Dokumentare, Archivare, Informationswissenschaftler und<br />
Analysten) Aufnahme in den Berufsverband CILIP, die in einer<br />
ein- bis zweijährigen Praxistätigkeit ihre Kenntnisse und<br />
Fähigkeiten im Umgang mit Medien und Kunden unter Beweis<br />
gestellt haben.<br />
In Großbritannien sind im Jahr 2001 durch das<br />
Kultusministerium Leistungsstandards erarbeitet und eingeführt<br />
worden. Sie geben Zielwerte für verschiedene Dimensionen der<br />
bibliothekarischen Versorgung vor. Ziel ist, die Effizienz und<br />
Qualität der Arbeit von öffentlichen Behörden und<br />
Dienstleistungen insgesamt zu steigern und umfassende<br />
Transparenz herzustellen. Bei Nichteinhaltung dieser Standards<br />
drohen Sanktionen.<br />
IT-Technologie wird als integraler Bestandteil der<br />
Weiterentwicklung des Bibliothekswesens betrachtet und – wie<br />
in Dänemark – auch gesetzlich vorgeschrieben. In Singapur<br />
wird neueste Technologie konsequent sowohl im<br />
Bibliotheksmanagement und der Vernetzung der Bibliotheken<br />
untereinander als auch an der Kundenschnittstelle eingesetzt.<br />
Bibliotheken in Großbritannien haben Schulungsfunktion als<br />
Experten für Informationsbeschaffung. Alle Bibliotheksstellen<br />
sind mit Online-Lernmaterialien für Kinder und Jugendliche zur<br />
Bewältigung eines nationalen Curriculums vernetzt, digitale<br />
Inhalte zur Unterstützung des Selbststudiums werden<br />
bereitgestellt. Das Netzwerk für wissenschaftliche Bibliotheken<br />
ist auch mit Netzwerken in Europa und Übersee verbunden.<br />
Gute finanzielle Ausstattung von Bibliotheken erwies sich als<br />
zentraler Erfolgsfaktor in der Entwicklung des<br />
Bibliothekswesens. Von Bedeutung ist nicht zuletzt der effektive<br />
Einsatz der zur Verfügung gestellten Finanzmittel. In Singapur<br />
werden Bibliothekswesen wie Bildungssektor insgesamt mit<br />
großzügigen finanziellen Mitteln ausgestattet: Nach dem<br />
Verteidigungshaushalt ist dies der zweitgrößte Posten im<br />
Haushaltsplan.<br />
Interessant sind auch die gezeigten Möglichkeiten der<br />
Drittmittelbeschaffung: In den USA ist das so genannte<br />
Fundraising weit verbreitet und hat eine lange Tradition. Einige<br />
Bibliotheken unterhalten eigene Abteilungen, die sich<br />
ausschließlich mit der Erschließung alternativer<br />
Einnahmequellen beschäftigen. Zu den Möglichkeiten der<br />
Mittelbeschaffung zählen neben Schenkungen, Zinsen,<br />
Mahngebühren und Gebühren etwa Freundeskreise,<br />
Veranstaltungen, Stiftungen, Spenden, Treuhandfonds und<br />
Begünstigungen aus Testamenten, Lotterien o. ä. Der Trend<br />
geht auch hier weg von starrer Mittelausschüttung nach<br />
festgelegtem Schlüssel zugunsten flexibler Unterstützung. Das<br />
Praxistätigkeit von<br />
Bibliothekaren<br />
Leistungs-<br />
standards für<br />
Bibliotheken<br />
IT-Technologie ist<br />
integraler<br />
Bestandteil<br />
In Singapur ist der<br />
Bildungssektor<br />
zweitgrößter<br />
Posten im<br />
Haushaltsplan<br />
Drittmittelbeschaffung<br />
56
itische Bibliothekswesen erzielt Einnahmen durch<br />
Lotteriemittel. Verschiedene staatliche Institutionen stellen<br />
immer häufiger Gelder für Projekte zur Verfügung, um die sich<br />
Bibliotheken in kompetitiven Ausschreibungsverfahren<br />
bewerben müssen.<br />
5.1.5 Lindgren-Schwerpunkt der<br />
Stadtbibliothek Vöcklabruck<br />
Anläßlich des 100. Geburtstages von Astrid Lindgren setzte die<br />
Stadtbibliothek Vöcklabruck gemeinsam mit einem<br />
Kinobetreiber einen Lindgren-Schwerpunkt. Bei dem<br />
dreitägigen Film-Festival (verkleidete Kinder zahlten die Hälfte)<br />
gab es auch ein Rahmenprogramm z. B.<br />
Schwedenbombenschleuder, Pfefferkuchen backen mit Pipi,<br />
"Nicht-den-Boden-berühren"-Parcours, Limonadenbaum, Kalle<br />
Blomqvist-Detektivrallye, Gewinnspiel: Was ist ein Sponk?,<br />
spezielle Bibliotheksführungen für Schulen: Sachen suchen mit<br />
Pipi u.v.m.<br />
5.2 Sonstige Best-Practice-Beispiele<br />
5.2.1 World of Expression 35<br />
Talentförderung in New York City<br />
Das Stipendien-Programm World of Expression wird<br />
gemeinsam von der Bertelsmann Stiftung, Random House und<br />
BMG getragen. Es wurde 1993 von BMG initiiert und vergibt<br />
jährlich Stipendien an Schüler des Abschlussjahrgangs für<br />
herausragende Kreativität und künstlerischen Ausdruck in<br />
Musik, Literatur und Gestaltung neuer Medien. Literarische und<br />
musikalische Nachwuchstalente können eigene Kompositionen,<br />
Gedichte, Kurzgeschichten und Websites einreichen. Zusätzlich<br />
werden Workshops unter dem Wettbewerbsmotto veranstaltet:<br />
"Express yourself today - open your mind forever".<br />
35 vgl. Bertelsmann-Stiftung: http://www.bertelsmannstiftung.de/cps/rde/xchg/SID-0A000F28-<br />
F7EFFB8E/bst/hs.xsl/prj_9054_9062.htm, 2007-12-27.<br />
Stipendien für<br />
literarische und<br />
musikalische<br />
Nachwuchstalente<br />
Workshops<br />
57
5.2.2 One City – one book 36<br />
One City – One Book wurde in Chicago ins Leben gerufen.<br />
Seither schreiben sich auch immer mehr Städte und<br />
Gemeinden in Deutschland und teilweise auch in Österreich<br />
Veranstaltungsreihen dieser Art auf die Fahnen. Das Konzept<br />
ist überall einsetzbar und sehr flexibel. Jede Stadt kann ihre<br />
eigenen Regeln aufstellen und eigene Vorlieben herausfinden.<br />
In Deutschland haben seit 2002 u.a. Erlangen, Hamburg, Mainz<br />
und Potsdam, in NRW z.B. Bergisch Gladbach, Düsseldorf,<br />
Köln und Wuppertal die Idee umgesetzt.<br />
Wie jedes Jahr startete die Stadt Wien auch 2006 anlässlich der<br />
Buchwoche wieder die Aktion “Eine Stadt, ein Buch”, in der<br />
10.000 Exemplare eines Gratisbuches verteilt werden. Nach<br />
Frederic Morton, Imre Kertész, Johannes Mario Simmel und<br />
John Irving war 2006 die erste afroamerikanische<br />
Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison mit ihrem Debutroman<br />
„Sehr blaue Augen“ zu Gast in Wien. Die Verteilung fand<br />
parallel zur Buchwoche im Rathaus vom 14. bis 19. November<br />
2006 statt:<br />
Im Jahr 2007 wurde im Rahmen von „Eine Stadt.Ein Buch“ Nick<br />
Hornbys Fußballfan-Buch „Fever Pitch“ gratis in Wien verteilt.<br />
Gratisbuch-Verteilstellen waren u.a.: Buchwoche im Rathaus,<br />
Fernwärme Wien, Wiener Volkshochschulen, Buchhandlungen,<br />
Büchereien, Kaffeehäuser etc.<br />
Die Lektüre eines im Wege von „One City – one Book“<br />
verteilten Buches soll ein Gemeinschaftserlebnis für die ganze<br />
Stadt sein und daher gleichermaßen jüngere und ältere<br />
Menschen, geübte und weniger geübte Leser ansprechen. Der<br />
Stellenwert des Mediums Buch und der Literatur kann so für<br />
eine große Öffentlichkeit stärker ins Bewusstsein gerückt<br />
werden – auch vor dem<br />
Hintergrund der gegenwärtigen Bildungsdiskussion. Darüber<br />
hinaus wird auch die kulturelle Identität der Stadt gefördert und<br />
Menschen für ein Buch begeistert, welche ursprünglich nicht zu<br />
den regelmässigen Buchkäufern und Lesern zählen.<br />
In der Regel schließt sich ein Kreis von interessierten und<br />
engagierten Kulturveranstaltern einer Stadt zusammen, um eine<br />
solche Veranstaltungsreihe zu starten. Dies können<br />
Buchhandlungen, Bibliotheken, Volkshochschulen, lokale<br />
Zeitungen, örtliche Schulen, Literatur- und Leseclubs,<br />
36 vgl. Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband<br />
Nordrhein-Westfalen e.V., Kaiserstr. 42a, 40479 Düsseldorf, in:<br />
http://209.85.135.104/search?q=cache:CnAe7YvKoGMJ:www.buchnrw.de/d<br />
ownloads/CH_050819_einestadtliest.PDF+Eine+Stadt+lies+ein+Buch&hl=d<br />
e&ct=clnk&cd=2&gl=at&lr=lang_de, downloaded 2007-12-27.<br />
Gemeinschaftserlebnis<br />
für die<br />
ganze Stadt<br />
58
Kirchengemeinden oder diverse Unternehmen sein. Durch<br />
solch einen Zusammenschluss können Aufgaben verteilt und<br />
auch verschiedene Zielgruppen erreicht werden.<br />
Einige Städte lassen ihre Bürger den Titel wählen, den sie<br />
lesen möchten. Hier eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten. Der<br />
gewählte Autor sollte jedoch nicht zu bekannt sein, also für<br />
viele eine Entdeckung sein. Weiters sollte das Buch nicht zu<br />
anspruchsvoll, aber auch keinesfalls zu sehr dem Mainstream<br />
entsprechen.<br />
Die klassische Lesung mit oder ohne Autorengespräch darf in<br />
einer umfangreichen Veranstaltungsreihe zu dem<br />
ausgewählten Titel keinesfalls fehlen. Dazu ergänzend bieten<br />
sich auch theoretische Auseinandersetzungen mit Buch und<br />
AutorIn an. Als interessante Gesprächspartner kommen dabei<br />
Literaturkritiker, Deutschlehrer oder Universitätsdozenten in<br />
Frage.<br />
Nach Möglichkeiten sollten sich alle Partner mit einer eigenen<br />
Veranstaltung in ihren eigenen Räumen präsentieren. Es lohnt<br />
sich aber auch, über ausgefallene Veranstaltungsorte<br />
nachzudenken, um die Neugier des Publikums zu wecken (z. B.<br />
eine Krimi-Lesung in einer Polizeistation).<br />
59
6 LESERAUM OBERÖSTERREICH<br />
- die wichtigsten Ergebnisse der<br />
repräsentativen Telefonbefragung vom<br />
Nov./Dez. 2007<br />
Im Zeitraum vom 1. November bis 3. Dezember 2007 wurden<br />
insgesamt 871 OberösterreicherInnen repräsentativ nach Alter<br />
und Geschlecht telefonisch von MitarbeiterInnen der Public<br />
Opinion GmbH/Institut für qualitative Sozialforschung befragt.<br />
Der telefonische Fragebogen wurde in Absprache mit den<br />
Auftraggebern erstellt und anschließend von Public Opinion<br />
noch teilweise modifiziert.<br />
6.1 VielleserInnen vs. WenigleserInnen<br />
Rund 46 Prozent der OberösterreicherInnen bezeichnen sich<br />
als VielleserInnen; ein Viertel dieser VielleserInnen sind<br />
ausschließlich private Vielleser.<br />
Frauen geben an, deutlich mehr als Männer zu lesen. So stuft<br />
sich jede zweite Befragte als Vielleserin ein; bei Männern sind<br />
es lediglich vier von zehn Befragten.<br />
29 Prozent der OberösterreicherInnen bezeichnen sich<br />
demgegenüber als Wenig- oder NichtleserInnen. Die<br />
männlichen Befragten schneiden dabei bedeutend schlechter<br />
ab als die Frauen. Rund 37 Prozent der Männer stufen sich als<br />
Wenig- bzw. NichtleserInnen ein gegenüber 22 Prozent bei den<br />
Frauen.<br />
Im Altersgruppenvergleich stechen dabei besonders die 16-bis<br />
29Jährigen hervor. Rund 36 Prozent VielleserInnen stehen 46<br />
Prozent Wenig- bzw. NichtleserInnen gegenüber. Bei den<br />
Altersgruppen ab 30 Jahren sind lediglich geringe Unterschiede<br />
zu erkennen.<br />
Mit höherem Schulabschluss steigt auch der Anteil der<br />
VielleserInnen:<br />
Den höchsten Anteil von VielleserInnen findet man in den drei<br />
Statutarstädten Linz, Wels und Steyr.<br />
Vergleicht man nach Berufsstellung bzw. zuletzt ausgeübtem<br />
Beruf so finden sich hier deutlich die Angestellten/Beamten und<br />
Selbständigen auf seiten der VielleserInnen, während Arbeiter,<br />
Facharbeiter und in Ausbildung Stehende eher den Wenig-<br />
bzw. NichtleserInnen zuzuordnen sind.<br />
Frauen lesen<br />
deutlich mehr als<br />
Männer<br />
ein knappes Drittel<br />
der OberösterreicherInnen<br />
sind<br />
Wenig- bzw. Nicht-<br />
LeserInnen.<br />
höherer<br />
Schulabschluss =<br />
höherer Anteil an<br />
VielleserInnen<br />
Arbeiter,<br />
Facharbeiter und in<br />
Ausbildung<br />
Stehende zählen<br />
eher zu den Wenig-<br />
/NichtleserInnen<br />
60
6.2 Durchschnittlicher Zeitaufwand für das<br />
Lesen<br />
Die OberösterreicherInnen lesen durchschnittlich 9 Stunden pro<br />
Woche. Geschlechtsspezifisch lassen sich - insgesamt<br />
betrachtet - keine Unterschiede feststellen.<br />
Vergleicht man nach Altersgruppen, so liegen dabei die<br />
50Jährigen und Älteren mit durchschnittlich 9 ¾ Stunden<br />
Leserzeit pro Woche an der Spitze.<br />
Es lässt sich deutlich erkennen, dass mit steigendem<br />
Bildungsabschluss auch die Lesestundenanzahl pro Woche<br />
steigt. Zum Vergleich: AbsolventInnen der Fachhochschule<br />
oder Universität lesen durchschnittlich 13,6 Stunden gegenüber<br />
6,1 Stunden bei den AbsolventInnen der<br />
Volksschule/Hauptschule/Polytechnischen Schule.<br />
Beamte/Angestellte und Selbständige sind im Vergleich zu<br />
anderen Berufsgruppen am Lesefreudigsten.<br />
Beim Vergleich der Ortsgrößen lässt sich ebenso feststellen,<br />
dass mit steigender Einwohnerzahl auch die Anzahl der<br />
Lesestunden pro Woche ansteigt.<br />
6.3 Lesepräferenzen<br />
Insgesamt betrachtet führen Tageszeitungen und<br />
Fachzeitschriften die Liste der Lesepräferenzen an. 91 Prozent<br />
der befragten OberösterreicherInnen geben an,<br />
Tageszeitungen zu lesen, 62 Prozent Fachzeitschriften. Es<br />
folgen Bücher über Mensch/Gesundheit (~ 60 %),<br />
Natur/Pflanzen/Umwelt/Garten mit 53 Prozent, Kochbücher mit<br />
47 Prozent, Bücher zum Thema Geschichte mit 45 Prozent<br />
sowie Sachen zum Lachen und Krimi/Horror/Abenteuer mit<br />
jeweils 42 Prozent. Am untersten Ende der Skala finden sich<br />
Comics mit rund 9 Prozent, diverse sonstige Bücher mit 21<br />
Prozent und Bücher über Musik mit rund 23 Prozent.<br />
Im Geschlechtervergleich zeigt sich bei den Männern eine<br />
deutliche Präferenz für Technik-Bücher (~ 50 %), bei den<br />
Frauen stehen Bücher zur Thematik Mensch/Gesundheit (~ 71<br />
%), Kochen (~ 68 %) sowie Natur/Pflanzen/Umwelt/Garten mit<br />
rund 59 Prozent an der Spitze. Dem tradierten<br />
Rollenverständnis entsprechend finden sich Technikbücher bei<br />
Frauen mit rund 10 Prozent an vorletzter Stelle.<br />
9 Stunden pro<br />
Woche<br />
Personen mit<br />
höherem<br />
Bildungsabschlu<br />
ss wenden mehr<br />
Zeit für das<br />
Lesen auf<br />
Je mehr<br />
Einwohner, desto<br />
mehr<br />
Lesestunden<br />
91 Prozent lesen<br />
Tageszeitungen<br />
tradiertes<br />
Rollenverständnis<br />
prägt<br />
Bücherpräferenz<br />
61
Die Altersgruppe der 16- bis 29Jährigen präferiert neben<br />
Tageszeitungen und Fachzeitschriften v.a.<br />
Krimi/Horror/Abenteuer, Bücher über Fremdsprachen, Bücher<br />
zur Thematik Mensch/Gesundheit, Technik sowie Kochen und<br />
Fantasie/Märchen/Sagen.<br />
Die Altersgruppe der 50-und mehrjährigen bevorzugt neben<br />
Tageszeitungen Bücher zur Thematik Mensch/Gesundheit,<br />
Natur/Pflanzen/Umwelt/Garten, Fachzeitschriften, Geschichts-<br />
bücher sowie lustige Bücher und Besinnliches.<br />
6.4 Lesevolumen pro Jahr<br />
Insgesamt betrachtet lesen die OberösterreicherInnen<br />
durchschnittlich 18 Bücher pro Jahr. Männer lesen im Schnitt 17<br />
Bücher jährlich; Frauen 19.<br />
Der Altersgruppenvergleich zeigt auf, dass v. a. die 16- bis<br />
29Jährigen dabei mit rund 22 gelesenen Büchern pro Jahr mit<br />
Abstand an der Spitze stehen.<br />
Befragte mit höherem Bildungsabschluss führen ebenso die<br />
Liste an (Matura: 34 Bücher/Jahr); Fachhochschule/Universität:<br />
29 Bücher/Jahr).<br />
Im Berufsgruppenvergleich zeigt sich ein Trend zu vermehrter<br />
Lesetätigkeit v.a. bei den Selbständigen/Freie Berufe und den<br />
einfachen Angestellten/Beamten, während Arbeiter und<br />
Facharbeiter am Schlechtesten abschneiden.<br />
Im Ortsgrößenvergleich dominieren die Statutarstädte.<br />
6.5 Internet, CD, Hörbücher<br />
Insgesamt betrachtet haben die OberösterreicherInnen im<br />
letzten Jahr durchschnittlich rund 20 Mal Bücher und<br />
Informationen über Internet oder von einer CD gelesen. Die<br />
Streubreite ist hier allerdings relativ groß und es handelt sich<br />
dabei v.a. noch um eine Minderheit. Rund 83 Prozent haben<br />
diese Möglichkeit nicht genutzt. Regelmässige NutzerInnen<br />
(zwischen 100 und 400mal im letzten Jahr) sind knappe 6<br />
Prozent der Befragten.<br />
Im Geschlechtervergleich zeigt sich, dass Männer die neuen<br />
Medien deutlich öfters nutzen als Frauen.<br />
Besonders stark bemerkbar macht sich diese Mediennutzung<br />
bei der Altersgruppe der 16- bis 29Jährigen.<br />
Jüngere<br />
bevorzugen v.a.<br />
Aktionsgenres<br />
durchschnittlich 18<br />
Bücher/Jahr<br />
Jüngere lesen<br />
mehr Bücher;<br />
ebenso Personen<br />
mit höherem<br />
Bildungsabschluss<br />
Arbeiter und<br />
Facharbeiter<br />
schneiden am<br />
Schlechtesten ab<br />
Lediglich 17<br />
Prozent lesen<br />
Bücher im Internet<br />
oder von der CD<br />
Rund 6 Prozent<br />
bezeichnen sich als<br />
regelmässige<br />
NutzerInnen<br />
Männer und<br />
jüngere<br />
Altersgruppen<br />
nutzen die neuen<br />
Medien stärker<br />
62
Rund 14 Prozent der Befragten gaben an, in den letzten 12<br />
Monaten „Hörbücher“ gehört zu haben. Durchschnittlich<br />
konsumierten diese „Hörbuch-Liebhaber“ rund 10 Hörbücher im<br />
Jahr.<br />
Frauen lesen durchschnittlich 13 Hörbücher, Männer nur 5.<br />
Im Altersgruppenvergleich liegt insbesondere die Gruppe der<br />
30-49Jährigen mit rund 19 Hörbüchern weit an der Spitze,<br />
gefolgt von der Altersgruppe der 50+ mit durchschnittlich 7<br />
Hörbüchern. Die Gruppe der 16-29Jährigen bringt es lediglich<br />
auf 2 Hörbücher.<br />
6.6 Lesemotive<br />
Neun von zehn befragten OberösterreicherInnen geben an,<br />
dass sie v. a. lesen, um ihr Allgemeinwissen bzw. ihre Bildung<br />
zu bereichern; lediglich 58 Prozent um ihr<br />
berufliches/schulisches Wissen zu erweitern.<br />
Während Frauen eher dazu neigen, Bücher als Mittel zur<br />
Unterhaltung und zu ihrer persönlichen Bereicherung zu sehen,<br />
liegt für die Männer der Tenor auf der Erweiterung des<br />
beruflichen/schulischen Wissens.<br />
Letzteres Motiv ist auch bei den jüngeren Altersgruppen stärker<br />
ausgeprägt, während die 30- und mehr Jährigen Lesen eher als<br />
Förderung ihrer Persönlichkeit empfinden.<br />
6.7 Selbsteinschätzung<br />
„guter“ vs. „schlechter“ Leser<br />
Insgesamt betrachtet bezeichnen sich die<br />
OberösterreicherInnen als gute LeserInnen. Es lassen sich<br />
keine Unterschiede hinsichtlich Geschlecht, Altersgruppen,<br />
Schulbildung oder Ortsgröße feststellen. Lediglich die<br />
Berufsgruppe der Arbeiter hebt sich besonders ab und beurteilt<br />
sich selbst mit der Schulnote „befriedigend“.<br />
6.8 Büchervolumen<br />
Durchschnittlich hat jede(r) befragte OberösterreicherIn in den<br />
letzten 12 Monaten rund 11 Bücher gekauft.<br />
Um sich diese Anzahl bildhaft vor Augen zu führen, haben wir<br />
einen Vergleich angestellt: Würde man diese Bücher der Länge<br />
nach in einer Reihe auflegen, so könnte damit eine Strecke von<br />
14 Prozent haben<br />
im letzten Jahr<br />
Hörbücher<br />
„gehört“<br />
Frauen und die<br />
Altersgruppe der<br />
30- bis 49Jährigen<br />
liegen an der Spitze<br />
Lesen dient in<br />
erster Linie der<br />
Allgemeinbildung<br />
Der Tenor bei den<br />
Jüngeren liegt auf<br />
der Erweiterung<br />
des beruflichen/<br />
schulischen<br />
Wissens<br />
Durchschnittlich<br />
bezeichnen sich<br />
die<br />
Oberösterreicher<br />
als gute<br />
LeserInnen;<br />
Ausnahme:<br />
Arbeiter<br />
rund 11 Bücher pro<br />
Jahr werden<br />
gekauft<br />
63
und 2.754 Kilometern bedeckt werden – oder anders<br />
ausgedrückt – das entspricht nahezu der gesamten Länge der<br />
Donau oder rund 311mal der Höhe des Mount Everest.<br />
Legt man diese Bücher nebeneinander auf, so würde damit<br />
eine Fläche von rund 40 ha bedeckt werden – oder zum<br />
besseren Vergleich – nahezu die gesamte Fläche des Linzer<br />
Altstadtviertels würde mit Büchern eingedeckt sein.<br />
Frauen kaufen deutlich mehr Bücher als Männer und – wenn<br />
man die Bildungsabschlüsse miteinander vergleicht - so zeigt<br />
sich eine enorme Differenz beim Bücherkauf:<br />
Rund 24 gekaufte Bücher pro Jahr seitens der<br />
FachhochschülerInnen und UniversitätsabsolventInnen stehen<br />
rund 4 gekauften Büchern pro Jahr seitens der AbsolventInnen<br />
einer Volksschule/Hauptschule/Poly-technischen Schule<br />
gegenüber.<br />
6.9 Kaufpräferenzen<br />
Insgesamt betrachtet bevorzugen die befragten<br />
OberösterreicherInnen v. a. Bücher zu Themen wie<br />
Mensch/Gesundheit, Krimi/Horror/Abenteuer und<br />
Natur/Pflanzen/Umwelt/Garten.<br />
Im Gegensatz zu den männlichen Befragten findet sich die<br />
Thematik Wirtschaft bzw. Technik bei den Frauen im untersten<br />
Bereich.<br />
Während die 16-29Jährigen Krimis/Horror/Abenteuer<br />
bevorzugen, konzentrieren sich die höheren Altersgruppen eher<br />
auf die Bereiche Mensch/Gesundheit und<br />
Natur/Pflanzen/Umwelt/Garten.<br />
6.10 Lesehemmnisse<br />
Zeitmangel ist einer der Hauptgründe, welche als Lesehemmnis<br />
angeführt werden. 69 Prozent der Befragten meinen, ihnen<br />
fehle einfach die Zeit zum Lesen.<br />
Jede(r) Vierte benutzt lieber eine andere Informationsquelle – v.<br />
a. Männer und jüngere Altersgruppen.<br />
Nahezu jede(r) dritte ArbeiterIn gibt als Lesehemmnis an, dass<br />
er/sie kein passendes/interessantes Buch findet.<br />
Frauen kaufen<br />
mehr Bücher als<br />
Männer; ebenso<br />
Höhergebildete<br />
Frauen kaufen<br />
seltener Bücher zu<br />
den Themen<br />
Wirtschaft bzw.<br />
Technik<br />
Zeitmangel<br />
Arbeiter finden<br />
schwerer<br />
passende/<br />
interessante<br />
Bücher<br />
64
6.11 (Geld)Ausgaben pro Buch<br />
Durchschnittlich geben die Befragten für eigene Bücher € 18,--<br />
und für Bücher, die als Geschenk gedacht sind, € 20,-- aus. Die<br />
Spannweite ist allerdings sehr groß. Rund ein Drittel der<br />
Befragten ist auch bereit, zwischen 21 und 125 Euro<br />
auszugeben.<br />
Männer geben etwas mehr für Bücher – sowohl für eigene als<br />
auch als Geschenk – aus als Frauen. Ebenso verhält es sich<br />
mit ansteigenden Altersgruppen.<br />
Der Schulabschluss dürfte einen wesentlichen Einfluss auf die<br />
durchschnittliche Geldausgabe pro Buch ausüben: mit<br />
steigendem Bildungsabschluss steigt ebenso die<br />
Durchschnittsausgabe.<br />
ArbeiterInnen geben am wenigsten – sowohl für eigene Bücher<br />
als auch für Bücher als Geschenk – aus.<br />
Am höchsten ist der durchschnittliche Betrag in Orten mit 5001<br />
und mehr EinwohnerInnen.<br />
6.12 Bücher(geschenks)volumen<br />
Rund 60 Prozent der Befragten haben in den vergangenen 12<br />
Monaten ein oder mehrere Bücher geschenkt bekommen;<br />
Frauen etwas häufiger als Männer.<br />
Mit steigendem Schulabschluss steigt auch der Anteil jener, die<br />
Bücher als Geschenk erhalten haben.<br />
Arbeiter und Facharbeiter erhalten vergleichsweise wenig<br />
Bücher geschenkt.<br />
In größeren Orten werden – ganz allgemein betrachtet – mehr<br />
Bücher geschenkt als in kleineren.<br />
6.13 Bibliotheksnutzung<br />
Durchschnittlich borgten sich die OberösterreicherInnen im<br />
letzten Jahr rund 9mal Bücher in einer öffentlichen Bibliothek<br />
aus (Männer: 5,6mal / Frauen: 11,4mal).<br />
Rund 69 Prozent der Befragen haben sich in den vergangenen<br />
12 Monaten kein Buch aus einer öffentlichen Bibliothek<br />
ausgeborgt. Die verbleibenden rund 31 Prozent der<br />
BibliotheksbesucherInnen borgten sich durchschnittlich 17mal<br />
Bücher aus (Männer: 13,6mal / Frauen: 18,7mal).<br />
Für eigene Bücher:<br />
€ 18,--<br />
für Buchgeschenke:<br />
€ 20,--<br />
Je höher die Bildung,<br />
desto mehr gibt man<br />
für Bücher aus.<br />
Mit steigendem<br />
Bildungsabschluss<br />
erhält man auch<br />
mehr Bücher<br />
geschenkt<br />
31 Prozent der ObersterreicherInnen<br />
haben im letzten Jahr<br />
Bibliotheken besucht<br />
und sich<br />
durchschnittlich 17 x<br />
Bücher ausgeborgt<br />
65
Je nach Altersgruppe variiert auch die Ausleihfrequenz.<br />
Für die Nichtbenutzung einer Bibliothek gibt es unterschiedliche<br />
Gründe. Betrachtet man jene Befragten, welche sich in den<br />
letzten 12 Monaten keine Bücher aus einer Bibliothek<br />
ausgeliehen haben, so erfährt man als vordringlichsten Grund,<br />
dass diese sich aus prinzipiellen Gründen keine Bücher<br />
ausleihen. 16 Prozent der Befragten geben an, nicht dazu<br />
gekommen zu sein, es allerdings gerne tun würden und<br />
lediglich rund 5 Prozent meinen, sie haben keine Bibliothek in<br />
der Nähe bzw. wissen nicht, wo sie Bücher ausleihen können.<br />
Im Vergleich zu den Bibliotheken haben Freunde und Bekannte<br />
als sogenannte „BücherverleiherInnen“ einen höheren<br />
Stellenwert. Rund 64 Prozent der Befragten geben an, sich hin<br />
und wieder auch Bücher von Freunden oder Bekannten<br />
auszuborgen. Es sind dies v. a. Frauen und die jüngeren<br />
Altersgruppen, welche von dieser Möglichkeit Gebrauch<br />
machen.<br />
6.14 Büchervolumen im Haushalt<br />
Auf die Frage, wie viele Bücher sich ungefähr im Haushalt<br />
befinden, gab es relativ breit gestreute Antworten. Vereinzelt<br />
wurden dabei auch 10.000 oder 15.000 Bücher genannt.<br />
Betrachtet man lediglich jene Haushalte, welche bis zu maximal<br />
1000 Bücher verfügen, so verfügt der durchschnittliche<br />
oberösterreichische Haushalt über mindestens 237 Bücher.<br />
Die meisten Bücher findet man in Haushalten der Orte mit 5001<br />
und mehr EinwohnerInnen. Je höher der Bildungsabschluss ist,<br />
desto höher ist auch die Anzahl der Bücher im Haushalt.<br />
Am geringsten ist die Bücheranzahl bei der Berufsgruppe der<br />
Arbeiter, am höchsten bei Selbständigen/Freie Berufe und<br />
leitenden Beamten/Angestellten.<br />
Auf Basis der Volkszählung 2001 würden die Bücher sämtlicher<br />
oö. Privathaushalte übereinander gestapelt eine Höhe von<br />
mindestens 1.930 km erreichen.<br />
Bei einem durchschnittlichen Gewicht von 500 Gramm pro Buch<br />
wiegen die Bücher sämtlicher oö. Privathaushalte insgesamt<br />
mindestens 64.250 Tonnen; das entspricht in etwa der Ladung<br />
von 2.475 Güterbahnwaggons.<br />
64 Prozent leihen<br />
sich hin und wieder<br />
Bücher von<br />
Freunden oder<br />
Bekannten aus<br />
Der<br />
durchschnittliche<br />
oö. Haushalt<br />
verfügt über<br />
mindestens 237<br />
Bücher<br />
66
7 LESERAUM OBERÖSTERREICH<br />
Die wichtigsten Ergebnisse der<br />
schriftlichen Befragung oö.<br />
SchülerInnen<br />
Im Zeitraum vom 12. bis 16. 11. 2007 wurden insgesamt 820<br />
Schülerinnen und Schüler repräsentativ für die 4. Klassen<br />
Volksschule, 4. Klassen Hauptschule sowie 4. Klassen AHS-<br />
Unterstufe schriftlich befragt. Der Fragebogen wurde in<br />
Absprache mit den Auftraggebern erstellt und mit einem<br />
Begleitbrief an die jeweils ausgewählten Schuldirektionen<br />
versandt.<br />
7.1 Freizeitaktivitäten<br />
Die liebste tägliche Freizeitbeschäftigung der<br />
oberösterreichischen SchülerInnen ist nach wie vor das<br />
Fernsehen. Mit rund 77 Prozent liegt diese Freizeitaktivität um<br />
rund 13 Prozent vor „Musik hören“ (~ 64 %) und „Sport<br />
betreiben“ (~ 48 %). Erst dann folgen „Freunde treffen“ (~ 46<br />
%), „Faulenzen“ (~ 35 %), „Computer spielen“ (~ 33 %) und<br />
„Musizieren/Singen (~ 31 %).<br />
„Basteln/Malen/Zeichnen“ bildet bei den abgefragten täglichen<br />
Freizeitaktivitäten mit rund 16 Prozent das Schlusslicht.<br />
23 Prozent der befragten SchülerInnen geben an, nie zu<br />
Musizieren oder zu Singen, weitere 16 Prozent tun dies eher<br />
selten.<br />
Berücksichtigt man auch die wöchentlichen Freizeitaktivitäten,<br />
so ergibt sich folgende Reihung:<br />
1. Fernsehen<br />
2. Sport betreiben<br />
3. Musik hören<br />
4. Freunde treffen<br />
5. Computer spielen<br />
6. Faulenzen<br />
7. Basteln, Malen, Zeichnen<br />
8. Musizieren, Singen<br />
9. Sonstiges<br />
Bei den sonstigen Freizeitaktivitäten hatten die SchülerInnen<br />
die Gelegenheit, weitere wichtige Bereiche anzuführen. Am<br />
häufigsten wurden dabei Lesen sowie diverse Sportarten<br />
(Fußball, Basketball, Tennis, Schifahren, Eislaufen, Skaten,<br />
Snowboarden, Tischtennis, Bogenschießen etc.), mit Tieren<br />
spielen/sich um Tiere kümmern, Tanzen, Gameboy spielen ...<br />
genannt.<br />
Die liebsten<br />
täglichen<br />
Freizeitbeschäfti-<br />
gungen sind<br />
Fernsehen und<br />
Musik hören<br />
67
Insgesamt gaben die Befragten hierbei 348 Einzelnennungen<br />
ab.<br />
Bei den täglichen Freizeitaktivitäten erweisen sich Fernsehen,<br />
Sport betreiben, Computer spielen und Faulenzen als typisch<br />
männliche Domäne, während Musik hören, Freunde treffen,<br />
Musizieren/Singen und Basteln/Malen/Zeichnen eher von<br />
SchülerInnen ausgeübt wird.<br />
Vergleicht man die Gruppe der VolksschülerInnen mit jener der<br />
HauptschülerInnen bzw. SchülerInnen der Unterstufe, so zeigt<br />
sich folgendes Bild: Bei den täglichen Freizeitaktivitäten ist<br />
Sport betreiben und Musizieren/Singen eher dem<br />
Volksschulbereich zuzuordnen; bei allen anderen täglichen<br />
Aktivitäten heben sich die HauptschülerInnen bzw.<br />
SchülerInnen der Unterstufe verstärkt ab.<br />
7.1.1 Freizeitaktivität „Lesen“<br />
Rund 42 Prozent der befragten SchülerInnen lesen täglich, 31<br />
Prozent wöchentlich und 10 Prozent monatlich. Selten bzw. nie<br />
lesen insgesamt 17 Prozent der Befragten.<br />
SchülerInnen lesen häufiger als Schüler; nahezu jede zweite<br />
Befragte gibt an, täglich zu lesen.<br />
Besonders krass erscheint der Vergleich zwischen<br />
Volksschulen und Hauptschulen/Unterstufe. Während rund 59<br />
Prozent der VolksschülerInnen angeben, täglich zu lesen, tun<br />
dies bei den HauptschülerInnen bzw. SchülerInnen der<br />
Unterstufe lediglich rund 31 Prozent.<br />
7.1.1.1 Durchschnittlicher Zeitaufwand<br />
Insgesamt betrachtet lesen die befragten SchülerInnen rund 3<br />
½ Stunden pro Woche. 18 Prozent geben an, mehr als 5<br />
Stunden pro Woche zu lesen.<br />
Während weibliche Befragte rund 4 Stunden pro Woche lesen,<br />
kommen die männlichen Befragten auf rund 3 Stunden pro<br />
Woche.<br />
VolksschülerInnen lesen durchschnittlich 4,3 Stunden pro<br />
Woche, HauptschülerInnen bzw. SchülerInnen der Unterstufe<br />
durchschnittlich 3 Stunden.<br />
Vergleicht man die für das Lesen aufgewendete Zeit nach<br />
Haushaltsgrößen, so zeigt sich ganz deutlich, dass mit<br />
SchülerInnen lesen<br />
häufiger als<br />
Schüler<br />
VolksschülerInnen<br />
lesen mehr als<br />
HauptschülerInnen<br />
bzw. SchülerInnen<br />
der Unterstufe<br />
rund 3 ½ Stunden<br />
pro Woche<br />
68
zunehmender Anzahl der im Haushalt lebenden Personen auch<br />
die Leseaktivität steigt.<br />
7.2 Lesepräferenzen<br />
Krimis/Horror/Abenteuer, Sachen zum Lachen und Comics<br />
führen die Liste der Lesepräferenzen an. Es folgen Bücher der<br />
Bereiche Fantasie/Märchen/Sagen (~ 43 %) und<br />
Tiergeschichten (~ 38 %). 45 Prozent der Befragten geben an,<br />
Tageszeitungen gelesen zu haben und – immerhin rund jede(r)<br />
Fünfte vertiefte sich im letzten Jahr in Fachzeitschriften.<br />
Lediglich 8 Prozent der SchülerInnen lesen Bücher zur<br />
Thematik Wirtschaft.<br />
Während bei den männlichen Befragten<br />
Krimis/Horror/Abenteuer ganz oben stehen, sind es bei den<br />
weiblichen Befragten v.a. Geschichten über<br />
Freundschaft/Liebe/Probleme. An zweiter Stelle finden sich bei<br />
den Buben Comics (~ 62 %), gefolgt von Sachen zum Lachen<br />
(~ 56 %); bei den Mädchen sind es Krimis/Horror/Abenteuer (~<br />
63 %) und Sachen zum Lachen (~ 61 %).<br />
Besonders deutlich machten sich geschlechtsspezifische<br />
Unterschiede in folgenden Bereichen bemerkbar:<br />
Geschichten über Freundschaft/Liebe/Probleme, Technik,<br />
Musik, Kochen, Besinnliches/Gedichte/Lyrik und Wirtschaft.<br />
In der Volksschule dominieren v. a. Sachen zum Lachen,<br />
Comics, Krimi/Horror/Abenteuer und Tiergeschichten. Bei den<br />
SchülerInnen der Hauptschule/Unterstufe führen neben<br />
Krimis/Horror/Abenteuer v. a. die Tageszeitung, Geschichten<br />
über Freundschaft/Liebe/Probleme und Sachen zum Lachen<br />
die Liste an.<br />
7.3 Informationsquellen<br />
Das Internet ist bei SchülerInnen die bevorzugte<br />
Informationsquelle. Rund 69 Prozent benutzen das Internet, um<br />
sich Informationen für einen Aufsatz oder ein Referat zu<br />
besorgen. Es folgen Bücher (~ 59 %) und Eltern mit rund 42<br />
Prozent.<br />
Bei den VolksschülerInnen liegen als Informationsquellen die<br />
Eltern und Bücher nahezu gleich auf, bei den<br />
HauptschülerInnen bzw. SchülerInnen der Unterstufe findet sich<br />
das Internet mit rund 95 Prozent an erster Stelle. Neben dem<br />
Internet erweisen sich – insbesondere bei den weiblichen<br />
Befragten – Bücher als bevorzugte Informationsquelle.<br />
Aktionsgenres,<br />
Sachen zum<br />
Lachen und<br />
Comics stehen<br />
an erster Stelle<br />
geschlechtsspezifische<br />
Unterschiede<br />
Internet liegt als<br />
Infoquelle vor<br />
Büchern<br />
69
7.4 Lesemotive<br />
Hauptmotiv für das Lesen ist die Suche nach Unterhaltung – v.<br />
a. bei den weiblichen Befragten. Bei den männlichen Befragten<br />
steht das Motiv der schulischen Notwendigkeit im Vordergrund.<br />
Bei den VolksschülerInnen finden sich als Motive<br />
Wissenserweiterung und schulische Notwendigkeit zuvorderst,<br />
bei HauptschülerInnen und SchülerInnen der Unterstufe die<br />
Suche nach Unterhaltung.<br />
7.5 Lesehemmnisse<br />
Als Hauptgrund, der einen vom Lesen abhält, wird v. a.<br />
Zeitmangel angeführt (~ 66 %). Als zweitwichtigstes Hemmnis<br />
nennen die SchülerInnen, dass sie kein passendes,<br />
interessantes Buch finden (~ 41 %).<br />
Kaum ein Lesehemmnis dürfte die Erreichbarkeit einer<br />
Buchhandlung oder Bibliothek oder das Fehlen fachlicher<br />
Beratung sein.<br />
VolksschülerInnen bemängeln neben dem Zeitmangel und dem<br />
Nichtfinden passender, interessanter Bücher vor allem, dass<br />
gewünschte Bücher ausgeborgt bzw. nicht lieferbar sind und<br />
das Angebot für sie schwer überschaubar sei.<br />
7.6 Bibliotheken und „Lesenachschub“<br />
Nach Ansicht der SchülerInnen sind die oberösterreichischen<br />
Schulen relativ gut mit Bibliotheken ausgestattet. Rund 94<br />
Prozent der Befragten geben an, dass an ihrer Schule eine<br />
Bibliothek vorhanden ist.<br />
65 Prozent der SchülerInnen – zum überwiegenden Teil<br />
VolksschülerInnen und auch Mädchen – borgen sich ihren<br />
Lesestoff von der Bibliothek aus. Jede(r) Vierte kauft sich<br />
seinen (ihren) Lesestoff auch selbst.<br />
Drei Viertel der SchülerInnen aus Zwei-Personen-Haushalten<br />
erhalten ihren Lesenachschub von den Eltern/einem Elternteil<br />
geschenkt.<br />
Mit steigender Anzahl der Personen im Haushalt steigt auch der<br />
Prozentanteil jener, die angeben, Lesenachschub von<br />
Freunden/Geschwistern geliehen zu haben oder sich ganz<br />
einfach den Lesestoff aus der Bibliothek ausborgen.<br />
Unterhaltung ist<br />
Hauptmotiv<br />
Zeitmangel als<br />
Lesehemmnis?<br />
gute Ausstattung<br />
der Schulen mit<br />
Bibliotheken<br />
70
7.7 Lesevolumen<br />
Durchschnittlich haben die befragten SchülerInnen in den<br />
letzten 12 Monaten rund 15 Bücher gelesen. Die Bandbreite ist<br />
hier allerdings relativ groß. Während 39 Prozent der<br />
SchülerInnen angeben, zwischen 1 und 5 Bücher im letzten<br />
Jahr gelesen zu haben, führen rund 16 Prozent mehr als 25<br />
Bücher an.<br />
Als besonders fleißige LeserInnen zeigen sich die<br />
VolksschülerInnen mit durchschnittlich 22 gelesenen Büchern.<br />
Zum Vergleich: bei den HauptschülerInnen und SchülerInnen<br />
der Unterstufe sind es durchschnittlich nur rund 10 Bücher.<br />
Mädchen lesen deutlich mehr als Buben; durchschnittlich 18<br />
Bücher jährlich (Buben: ~ 13).<br />
Fragt man die SchülerInnen nach der Anzahl der Bücher, die<br />
sie insgesamt in ihrem Leben schon gelesen haben, so kommt<br />
man auf durchschnittlich 76 Bücher pro SchülerIn. Auch hier ist<br />
die Bandbreite wiederum ziemlich groß und zeigt, dass rund 40<br />
Prozent der SchülerInnen bis dato maximal 25 Bücher gelesen<br />
haben.<br />
Mit durchschnittlich 89 bisher gelesenen Büchern stechen<br />
besonders die Mädchen hervor. Zum Vergleich: bei den Buben<br />
sind es lediglich 62 gelesene Bücher.<br />
Trotz des für sie kürzeren Zeitraumes übertreffen die<br />
VolksschülerInnen mit 84 bisher gelesenen Büchern bei weitem<br />
die HauptschülerInnen und SchülerInnen der Unterstufe (~ 69).<br />
In Fünf- und Mehrpersonen-Haushalten wird<br />
überdurchschnittlich mehr gelesen.<br />
7.8 Buch(erwerbs)volumen<br />
In den vergangenen 12 Monaten haben die befragten<br />
SchülerInnen durchschnittlich 8 Bücher selbst gekauft bzw.<br />
geschenkt bekommen. 6 Prozent der Befragten erwarben mehr<br />
als 20 Bücher im letzten Jahr.<br />
Schülerinnen kauften bzw. erhielten mehr Bücher geschenkt als<br />
Schüler. Eher weniger gekaufte bzw. geschenkte Bücher finden<br />
wir in Zwei- und Drei-Personen-Haushalten.<br />
Über das jeweilige Ausmaß des Büchervolumens kann man<br />
sich anhand einer näherungsweisen Hochrechnung am besten<br />
ein Bild machen.<br />
durchschnittlich<br />
15 Bücher pro<br />
Jahr<br />
Mädchen lesen<br />
bedeutend mehr<br />
Bücher als Buben<br />
durchschnittlich<br />
werden 8 Bücher<br />
pro Jahr<br />
erworben<br />
71
Summiert man die Anzahl sämtlicher SchülerInnen aus<br />
Volksschulen, Hauptschulen, Allgemeinbildenden mittleren und<br />
höheren Schulen sowie berufsbildendenden höheren Schulen<br />
und geht dabei von einem jährlichen Durchschnittserwerb von<br />
acht Büchern aus, so ergibt dies auf Basis der<br />
oberösterreichischen SchülerInnenzahlen 2002/2003 insgesamt<br />
1.496.224 Bücher.<br />
7.9 Bücherpräferenz der Eltern<br />
Rund 39 Prozent der SchülerInnen geben an, dass ihre Eltern<br />
oft Bücher lesen, weitere 39 Prozent meinen, ihre Eltern lesen<br />
manchmal Bücher. Jede(r) Zehnte erklärt, seine (ihre) Eltern<br />
lesen gar keine Bücher.<br />
7.10 Lesehintergrund<br />
87 Prozent der Befragten nennen ihre Eltern als jene Personen,<br />
die ihnen als Kind vorgelesen hatten. Dann folgen mit 43<br />
Prozent die Großeltern und mit 38 Prozent die Kindergärtnerin.<br />
Je mehr Personen in Haushalten leben, desto stärken treten<br />
auch die Geschwister beim Vorlesen in Erscheinung. Bei zwei<br />
Personen im Haushalt wurde (im Vergleich) eher wenig (~ 78<br />
%) vorgelesen. Bei Drei-Personen-Haushalten nennt knapp<br />
jede(r) zweite SchülerIn die Großeltern als „Vorleser“.<br />
7.11 Haushaltsausstattung<br />
Ziemlich gut ausgestattet dürften die Haushalte mit<br />
Fernsehgeräten sein. 39 Prozent der Befragten geben an, zwei<br />
Fernseher zu besitzen, weitere 22 Prozent drei Fernseher und<br />
bei weiteren 12 Prozent sind es vier und mehr Fernsehgeräte.<br />
Bei den Radios ist die Ausstattung anzahlmäßig sogar noch<br />
höher: rund 37 Prozent besitzen demnach vier und mehr<br />
Radiogeräte im Haushalt.<br />
48 Prozent der Haushalte verfügen über einen Computer,<br />
weitere 28 Prozent über zwei Computer und 20 Prozent über<br />
drei und mehr Computer. Lediglich 3 Prozent der Haushalte<br />
besitzen keinen Computer.<br />
Bei Spielecomputern ist die Situation noch etwas anders. In<br />
rund 30 Prozent der Haushalte hat der Spielecomputer bis dato<br />
noch nicht Einzug gehalten. 33 Prozent geben an, über einen<br />
Spielecomputer zu verfügen, weitere 13 Prozent über zwei und<br />
23 Prozent besitzen drei und mehr Spielecomputer.<br />
Eltern sind<br />
wichtige<br />
Leseträger<br />
Nur 3 Prozent der<br />
Haushalte<br />
verfügen über<br />
keinen Computer<br />
72
Ernüchternd sind die Zahlen, wenn man nach der Anzahl der<br />
Bücher im Haushalt fragt. Rund 40 Prozent der Haushalte<br />
besitzen bis maximal 50 Bücher, weitere 21 Prozent bis<br />
maximal 100 Bücher. 9 Prozent der SchülerInnen können über<br />
die Anzahl der Bücher im Haushalt keine Auskunft geben.<br />
Durchschnittlich verfügt nach Angaben der SchülerInnen der<br />
oberösterreichische Haushalt über 191 Bücher.<br />
31 Prozent der Zwei-Personen-Haushalte verfügen über mehr<br />
als 100 Bücher – dies ist im Vergleich zu den größeren<br />
Haushalten besonders bemerkenswert<br />
7.12 Leseneigung<br />
Rund 65 Prozent der SchülerInnen lesen gerne bzw. sehr<br />
gerne. 13 Prozent geben an, ungern oder gar nicht gerne zu<br />
lesen.<br />
Während jede(r) zweite VolksschülerIn sehr gerne liest, ist dies<br />
bei den HauptschülerInnen bzw. SchülerInnen der Unterstufe<br />
nur knapp jede(r) Vierte. Ungern bzw. gar nicht gerne lesen<br />
rund 18 Prozent der SchülerInnen der Hauptschule/Unterstufe<br />
gegenüber rund 5 Prozent der VolksschülerInnen.<br />
Der oö. Haushalt<br />
verfügt – nach<br />
Angaben der<br />
SchülerInnen –<br />
über<br />
durchschnittlich<br />
191 Bücher<br />
Zwei Drittel der<br />
SchülerInnen lesen<br />
gerne bzw. sehr<br />
gerne<br />
73
8 LESERAUM OBERÖSTERREICH<br />
- die wichtigsten Ergebnisse der<br />
Public Round Tables<br />
Zwei „Public Round Tables“ (Diskussionsrunden) mit<br />
männlichen und weiblichen TeilnehmerInnen aus<br />
unterschiedlichen Alters- und Berufsgruppen sollten schließlich<br />
das Bild von Herrn und Frau Oberösterreicher zur Thematik<br />
„Buch“ und „Lesen“ ergänzen und abrunden.<br />
Der erste Public Round Table fand im ländlichen Raum (Bezirk<br />
Grieskirchen) statt; der zweite in der Landeshauptstadt Linz.<br />
Insgesamt 17 Personen (die jüngste war 13 Jahre, die älteste<br />
80 Jahre) nahmen an diesen moderierten Diskussionsrunden<br />
teil.<br />
Die wichtigsten Ergebnisse werden in diesem Kapitel kurz<br />
zusammengefasst.<br />
8.1 Lesemotive<br />
Informationen über das Tagesgeschehen werden v.a. aus<br />
Tageszeitungen oder über Rundfunk und Fernsehen bezogen.<br />
Es bleibt allerdings das Gefühl, dass dies eher eine<br />
oberflächliche Information ist und man zum Teil manipuliert<br />
wird. Anders erscheint dies bei echten Fachzeitschriften.<br />
Bücher dienen eher der Unterhaltung. Hier kann man<br />
Eintauchen in fremde Kulturen, aber auch Entspannen vom<br />
Alltag und seine Fantasie walten lassen. Für reine Information<br />
scheinen Bücher nicht die Idealform zu sein. Allerdings können<br />
Geschichtsbücher in Romanform Jugendliche nachhaltig für die<br />
Thematik gewinnen, weil diese „Bilder“ und „Verknüpfungen“<br />
beinhalten.<br />
Bücher sind auch immer besser als Filme, da hier eigene Bilder<br />
im Kopf entstehen können.<br />
Im Internet erhält man zwar viel (aktuelle) Informationen, doch<br />
erscheint dies ziemlich unübersichtlich; in Büchern kann man<br />
dagegen in Ruhe nachlesen.<br />
Hörbücher sind nicht als Konkurrenz zur „klassischen“Buchform<br />
zu sehen, sondern eher als Ergänzung, welche – je nach<br />
Situation – zum Tragen kommt.<br />
Bücher waren gerade für die älteren Generationen früher die<br />
billigste Möglichkeit, in eine Fantasiewelt zu entfliehen und oft<br />
auch der erste Impuls für verschiedenste Interessen im<br />
späteren Leben. Als Motivation diente zumeist das Vorbild der<br />
Eltern, egal ob durch Vorlesen oder durch Beispiel. Darüber<br />
hinaus war es manchmal auch reines Zweckdenken, welches –<br />
Radio und<br />
Fernsehen werden<br />
als bloße<br />
oberflächliche<br />
Information<br />
gesehen<br />
Bücher dienen der<br />
Unterhaltung, dem<br />
Eintauchen in<br />
fremde Kulturen<br />
und zur<br />
Entspannung und<br />
Fantasieanregung<br />
in Ruhe nachlesen<br />
Hörbücher als<br />
Ergänzung<br />
Vorbild der Eltern<br />
74
durch indirekten Druck von Lehrkräften oder Erziehern<br />
verursacht – das Lesen als vorteilhaft für das weitere Leben<br />
erscheinen ließ. Ganz allgemein kann man sagen, dass man<br />
bereits als Kind eine Umgebung braucht, welche zum Lesen<br />
motiviert. Dies können sowohl Eltern, Großeltern, Geschwister<br />
oder auch Freunde, LehrerInnen oder Bekannte sein.<br />
Das erste Buch, welches man in seinem Leben erhält, sollte<br />
etwas Besonderes sein – daran wird auch der spätere Wert<br />
eines Buches gemessen.<br />
Zum Buchlesen bedarf es jedoch auch einer entsprechenden<br />
Animation – sei es durch Bilder, Grafiken, persönliche<br />
Gespräche, Festtage, Vorlesen etc. Gerade das Vorlesen<br />
erscheint als besonders schmackhafte Variante und dieses<br />
Vorlesen sollte besonders ausdrucksstark sein, damit auch<br />
„Geschichten im Kopf“ entstehen können.<br />
Gute SchülerInnen borgen sich erfahrungsgemäß auch Vieles<br />
aus der Bücherei – sowohl Bücher, Zeitschriften, CD’s und<br />
DVD’s.<br />
Es bedarf auch einer gewissen Zeit zum Lesen; und diese Zeit<br />
wiederum hängt von den verschiedensten Lebensphasen ab.<br />
Gerade für Kinder stellen Bücher eine gute Übungsmöglichkeit<br />
zur Stärkung der Konzentrationsfähigkeit dar. Gelesene Texte<br />
muss man auch verstehen; das bloße Überfliegen eines Textes<br />
bringt noch keinen Nutzen.<br />
8.2 Gründe für/gegen Bücher<br />
Bücher haben oft – im Gegensatz zu Filmen, DVDs u. dgl. –<br />
etwas Zeitloses an sich. Sie fördern die Vorstellungskraft und<br />
beflügeln die Fantasie. In unserer schnelllebigen Zeit helfen<br />
einem Bücher, wieder zu sich selbst zu finden; Bücher wirken<br />
als Entschleunigungsmittel.<br />
Wenn den Kindern verboten wird zu lesen, so kann dies u. U.<br />
die Sache für viele interessanter machen. Eltern stehen<br />
manchmal vor dem Problem, bei ihren Kindern die Lust aufs<br />
Lesen wecken zu wollen, gleichzeitig werden die Kinder mit<br />
vielen Aufgaben und Beschäftigungsmöglichkeiten überhäuft,<br />
sodass manchmal kaum Zeit zum Lesen bleibt.<br />
Trotz Internet und div. anderer Medien haben Bücher noch<br />
immer etwas Besonderes an sich. Ein Buch in der Hand zu<br />
halten, es zu fühlen, zu Begreifen ... ist etwas anderes als am<br />
Bildschirm zu lesen. Dieses Spüren, Knistern, Zerreißen,<br />
Zerwutzeln hat eine ganz besondere Bedeutung. Es gibt auch<br />
ein technisches Problem: heute kann keiner sagen, ob CDs in<br />
motivierende<br />
Umgebung ist<br />
wichtig<br />
das erste Buch<br />
Vorlesen fördert<br />
das Entstehen von<br />
„Geschichten im<br />
Kopf“<br />
Bücher als Übung<br />
für die<br />
Konzentrationsfähigkeit<br />
Bücher sind zeitlos<br />
und wirken als<br />
Entschleunigungsmittel<br />
Zeit zum Lesen ist<br />
heute Mangelware<br />
Bedeutung des<br />
„Haptischen“<br />
75
50 oder 100 Jahren noch lesbar sind. Bei Büchern haben wir<br />
dieses Problem nicht.<br />
8.3 Kaufverhalten<br />
Es gibt Bücher, die leiht man sich aus, andere kauft man sich<br />
und kann sie auch mehrmals lesen. Gerade bei größeren<br />
Haushalten – wenn mehrere LeserInnen in der Familie sind –<br />
können Bücher eine finanzielle Belastung darstellen. Hier sind<br />
Leihbibliotheken eine große Hilfe. Belletristik, Krimis werden<br />
oftmals nur einmal gelesen; da wird man schon leichter zu<br />
„second-hand-Leser“. Zeitschriften – wenn sie nicht gerade<br />
abonniert sind – werden oftmals ausgeborgt, Sachbücher,<br />
Kunstbände, Nachschlagewerke u. dgl. werden eher gekauft,<br />
manchmal auch als sogenannte Wertanlage.<br />
Bücher als persönliches Geschenk, wo man eine Widmung<br />
hineinschreiben kann oder einen Bezug zur beschenkten<br />
Person herstellen kann, eignen sich besser als Blumen, welche<br />
auch Geld kosten und morgen schon verwelkt sind. Ein Buch<br />
kommt einem immer wieder vor Augen; man kann es hinstellen,<br />
abstauben usw.<br />
Personen, welche sich Sachbücher kaufen, streichen darin<br />
gerne gewisse Passagen an, ganz einfach aus dem Grund, weil<br />
diese Passagen auch immer wieder gelesen werden – beruflich<br />
oder privat. Solche Bücher werden sozusagen zum geistigen<br />
Eigentum.<br />
Beim Buchkauf sollte man nicht nur nach dem Einband urteilen.<br />
Auch der Preis ist eher nebensächlich. Wenn ein Buch wirklich<br />
gut ist, dann leistet man es sich einfach. Besonders wichtig<br />
erscheint das Thema, der Inhalt, die Qualität und die Sprache –<br />
sowie für ältere oder lesebeeinträchtigte Personen – die<br />
Schriftgröße. Für manche LeserInnen ist auch die Person des<br />
Autors/der Autorin entscheidend. Solche LeserInnen kaufen<br />
sich zumeist alle Erscheinungen dieses Autors/dieser Autorin,<br />
weil sie diese Bücher einfach besitzen wollen.<br />
Auch Kurzgeschichten, welche man schnell erfassen kann, und<br />
der Klappentext haben Einfluss darauf, ob sich jemand ein<br />
Buch kauft.<br />
Es ist ein Unterschied, ob man sich ein Buch für den Urlaub<br />
kauft oder für zu Hause. Bücher, welche man auf Reisen<br />
mitnimmt, sind oftmals Taschenbücher, auf welche man nicht<br />
besonders achten muss.<br />
Second-hand-<br />
LeserInnen bei<br />
Belletristik;<br />
Kauf bei<br />
Sachbücher,<br />
Kunstbänden<br />
etc.<br />
Bezug zur<br />
beschenkten<br />
Person<br />
Bücher als<br />
geistiges<br />
Eigentum<br />
Thema - Inhalt<br />
- Qualität –<br />
Sprache -<br />
Autor –<br />
Klappentext<br />
76
8.4 Bibliotheksnutzung/-beurteilung<br />
Manche Menschen haben noch keinen richtigen Zugang zu<br />
Leihbibliotheken gefunden; diese kaufen sich eher die Bücher.<br />
Sind gewünschte Bücher nicht unmittelbar in einer<br />
Buchhandlung verfügbar, so kann man diese bestellen und<br />
erhält diese zumeist innerhalb von drei Tagen.<br />
Jene Personen, welche mit Bibliotheken vertraut sind und zu<br />
den Stammkunden zählen, kommen meist vierzehntägig und<br />
nehmen sich dann gleich ein Dutzend Bücher mit nach Hause.<br />
Man findet jedoch auch Bibliothekskunden, welche sich<br />
vorzugsweise Zeitschriften ausborgen und keine Bücher. Als<br />
Grund wird angeführt, dass man möglichst neue Bücher haben<br />
möchte. Für manche ist es auch nicht angenehm zu wissen,<br />
dass fremde Personen diese Bücher bereits benutzt haben.<br />
8.5 Erwartungen an die Buchhandlung<br />
Bei den Public Round Tables wurden die Anwesenden sowohl<br />
nach ihren aktuellen Erwartungen an die Buchhandlung gefragt<br />
als auch nach ihren Erwartungen an eine Buchhandlung in der<br />
Zukunft.<br />
Allgemein erwartet man sich von einer Buchhandlung gute<br />
Beratung und kompetente Bedienung, eine möglichst große<br />
Auswahl, Aktualität, Übersichtlichkeit und gute Sortierung,<br />
Ruhe, wenig künstliches Licht und sogenannte Leseecken zum<br />
Schmökern. Es kommt dabei allerdings auf den Käufertypus an.<br />
So mancher Kunde möchte lieber selbst stöbern und<br />
schmökern, sich bloß informieren und von „aufdringlichen“<br />
VerkäuferInnen verschont bleiben. Andere wissen wiederum<br />
sehr genau, was sie wollen und für diese sind Buchhandlungen<br />
wie Supermärkte, wo man sich selbst bedienen kann. Letztere<br />
erwarten eher große Flächen, wo Übersichtlichkeit<br />
gewährleistet ist.<br />
Neben den o. a. Erwartungen sollte eine Buchhandlung der<br />
Zukunft auch bessere, an Kunden orientierte Öffnungszeiten<br />
aufweisen. Als Beispiel wird Skandinavien angeführt, wo man<br />
schon seit Jahrzehnten ein oder zwei Tage in der Woche am<br />
Abend offen hält. Auch die Trennung von Büchern und<br />
Schreibwaren wird als wichtig empfunden. Es sollte sogenannte<br />
Nischen geben, in welche man sich zurückziehen und Bücher in<br />
Ruhe anlesen kann. Darüber hinaus wären größere Flächen für<br />
AutorInnenlesungen wünschenswert.<br />
Aufgrund der Entwicklung hin zu großen Buchhandelsketten<br />
befürchtet man, dass einem vermehrt unqualifiziertes<br />
Massenpersonal gegenüber stehen wird. Chancen werden<br />
gute Beratung -<br />
kompetente<br />
Bedienung – große<br />
Auswahl –<br />
Aktualität -<br />
Übersichtlichkeit –<br />
gute Sortierung –<br />
Ruhe – wenig<br />
künstliches Licht –<br />
Leseecken ...<br />
77
kleinen, speziellen Buchhändlern eingeräumt. Buchhändler<br />
müssen ihre Arbeit beherrschen und brauchen SpezialistInnen<br />
für die verschiedensten Themenbereiche.<br />
78
9 DER BUCHMARKT<br />
9.1 Der Buchmarkt in Deutschland<br />
Der deutsche Buchmarkt 37 ist mit 80.971 Neuerscheinungen im<br />
Jahr 2003 hinter China und Großbritannien der drittwichtigste<br />
Buchmarkt weltweit. Bei einer Gesamtauflage von rund 774<br />
Mio. Büchern im Jahr 2003 konnte der deutsche Buchhandel<br />
ein Umsatzvolumen von 9,07 Mrd. Euro generieren. Unter den<br />
Neuerscheinungen sind 61.538 Erstauflagen und 19.433 neu<br />
aufgelegte Bücher.<br />
2003 existierten in Deutschland rund 22.000 buchhändlerische<br />
Unternehmen, davon zwei Drittel Verlage. Auf die 100 größten<br />
Verlage und Verlagsgruppen, welche ca. 450 Einzelverlage auf<br />
sich vereinen, entfallen etwa 85 Prozent des Gesamtumsatzes<br />
der Branche.<br />
Der Sortimentsbuchhandel ist noch immer der bedeutendste<br />
Vertriebsweg für Bücher und erwirtschaftet einen geschätzten<br />
Umsatz zu Endverbraucherpreisen von rund 5 Mrd. Euro<br />
jährlich, das entspricht rund 55 Prozent des gesamten<br />
Buchumsatzes. Es folgt der Direktvertrieb der Verlage mit 17,6<br />
Prozent (~ 1,6 Mrd. €), der Versandbuchhandel einschl. Internet<br />
mit 11,2 Prozent (~ 1 Mrd. €), Warenhäuser mit 4,3 Prozent (~<br />
0,4 Mrd. €) und Buchgemeinschaften mit 3,3 Prozent (~ 0,29<br />
Mrd. €). Sonstige Verkaufsstellen sind noch mit 8,9 Prozent (~<br />
0,81 Mrd. €) am Gesamtumsatz beteiligt. 38<br />
Der Buchhandel unterliegt derzeit einem Wandel: einerseits ist<br />
er von der Entstehung großer Buchhandelsketten geprägt,<br />
andererseits von der Entwicklung des Online-Buchhandels.<br />
Diese zunehmende Konzentration im Buchhandel steigert auch<br />
die Einkaufsmacht, was sich v.a. zu Lasten kleinerer Verlage<br />
auswirkt. Auf den Online-Buchhandel entfielen mit 350 – 400<br />
Mio. Euro im Jahr 2003 rund 4 Prozent des Gesamtumsatzes<br />
im Buchhandel.<br />
37<br />
vgl. Wirtz, Bernd W.: Medien- und Internetmanagement. 5. Auflage,<br />
Gabler Verlag, 2006, S. 213ff.<br />
38<br />
vgl. Börsenverein des Deutschen Buchhandels, 2007.<br />
http://www.bisag.de/de/64626?template=content_print, downloaded 2007-<br />
12-27<br />
9 Mrd. Euro<br />
Umsatz<br />
22.000<br />
Buchhändler<br />
Sortimentsbuchhandel:<br />
~ 5 Mrd. Euro<br />
Umsatz<br />
Online-<br />
Buchhandel:<br />
350 – 400 Mio.<br />
Euro<br />
79
Tabelle 2:<br />
Die größten Buchhandlungen im Jahr 2005 (deutschsprachiger Raum)<br />
Rang Buchhandlung Umsatz 2005 in Mio. €<br />
1 Thalia Holding, Hagen 514,7<br />
2 Weltbildplus, München 266,0<br />
3 Hugendubel, München 250,0<br />
4 Schweitzer Sortiment, München 135,0<br />
5 Mayersche, Aachen 115,0<br />
6 Karstadt, Essen 106,0<br />
7 Kaufhof, Köln 82,5<br />
8 Libro, Guntramsdorf 76,6<br />
9 Orell Füssli, Zürich 76,0<br />
10 Gondrom, Kaiserslautern 69,1<br />
Quelle: Wirtz, Bernd W., 2006.<br />
Tabelle 3:<br />
Geschätzte Umsätze zu Endverbraucher-Preisen<br />
2006* in Deutschland<br />
Vertriebsweg<br />
Mio.<br />
€<br />
Umsatz-<br />
Anteil<br />
in %<br />
Veränderung<br />
gegenüber<br />
2005<br />
in %<br />
Sortimentsbuchhandel 5.031 54,3 -0,5<br />
Sonstige<br />
Verkaufsstellen<br />
851 9,2 +0,3<br />
Warenhäuser 385 4,2 -0,3<br />
Versandbuchhandel<br />
(mit Internet)<br />
1.076 11,6 +0,4<br />
Verlage direkt 1.629 17,6 +0,0<br />
Buchgemeinschaften 289 3,1 -0,1<br />
Insgesamt 9.261 100 +1,1<br />
Quelle: Börsenverein des deutschen Buchhandels e.V., 2007.<br />
Belletristik nimmt mit rund einem Drittel den höchsten<br />
Umsatzanteil ein gefolgt von Sachbüchern/Ratgeber mit knapp<br />
18 Prozent und Kinder- und Jugendbüchern mit 13 Prozent.<br />
Belletristik – ein<br />
Drittel des<br />
Warengruppenumsatzes<br />
80
Tabelle 4:<br />
Anteile der Warengruppen am Umsatz 2005<br />
Anteile der Warengruppen am<br />
Umsatz 2005*<br />
Belletristik 32,3 %<br />
Kinder- und<br />
Jugendbücher<br />
13 %<br />
Sachbücher, Ratgeber 17,6 %<br />
Reise 7,1 %<br />
Geisteswissenschaften,<br />
Kunst/ Musik<br />
Mathematik,<br />
Naturwissenschaft u.<br />
Technik<br />
Sozialwissenschaft,<br />
Recht u. Wirtschaft<br />
8,9 %<br />
6,4 %<br />
5,7%<br />
Schule und Lernen 9,0 %<br />
Quelle: Börsenverein des deutschen Buchhandels e.V., 2007.<br />
9.2 Der österreichische Buchmarkt<br />
In Österreich gibt es derzeit rund 1.600 Verlage, von welchen<br />
allerdings nur 150 Verlage mehr als 50 Titel führen. 39<br />
Im Jahr 2005 setzten Österreichs 1.500 Buchhändler rund 811<br />
Mio. Euro um. 40 Der größte österreichische Buchhändler – die<br />
Thalia-Kette – erzielte einen Umsatz von rund 80 Mio. Euro und<br />
beschäftigte 600 MitarbeiterInnen. Zuletzt konnte Thalia einen<br />
Umsatz von knapp 108 Mio. Euro 41 erwirtschaften, wobei 23<br />
Prozent auf das Weihnachtsgeschäft entfallen. Der<br />
MitarbeiterInnenstand konnte auf rund 700 erhöht werden.<br />
Thalia – Teil des deutschen Konzerns Douglas – betreibt in<br />
Österreich derzeit 30 Filialen; zwölf davon in Oberösterreich.<br />
Für März 2008 ist eine weitere Filialeröffnung in Tulln<br />
(Niederösterreich) geplant. Drei Viertel des Umsatzes werden<br />
mit Büchern erwirtschaftet, der Rest mit Papierwaren.<br />
An zweiter Stelle folgt nunmehr Libro mit einem Umsatz von<br />
rund 70 Mio. Euro vor Morawa-Leykam, welche österreichweit<br />
mit 33 Standorten vertreten ist.<br />
39<br />
vgl. Rabus, Silke: Kinderliteraturmarkt in Österreich. In:<br />
Büchereiperspektiven 04/06.<br />
40<br />
vgl. APA: Buchhandelskette Thalia auf Einkaufstour. 20. 4. 2006.<br />
41<br />
vgl. Der Standard. Print-Ausgabe, Literatur und Ratgeber unterm Baum,<br />
22./23. 12. 2007.<br />
811 Mio. Euro<br />
Umsatz<br />
81
Laut einer OGM-Umfrage wurde das Mobiltelefon in der Hitliste<br />
der Weihnachtsgeschenke wieder durch das Buch<br />
abgelöst.Laut dieser Studie 42 haben zwei von drei<br />
Österreichern im Jahr 2007 zumindest ein Buch gekauft, wobei<br />
das Sachbuch gegenüber der Belletristik auf dem Vormarsch<br />
sei und der Erlebniswert beim Buchkauf eine immer größere<br />
Rolle spiele. Zwei von drei Konsumenten kaufen ihr Buch auch<br />
nach wie vor im Buchhandel, während 20 Prozent der Käufer<br />
ihre Titel über den klassischen Versandhandel und zehn<br />
Prozent online beziehen. Gerade in der letzten Gruppe<br />
befinden sich allerdings auch die ausgesprochenen Vielleser<br />
sowie jüngere Altersgruppen.<br />
Kinder- und Jugendliteratur spielt in den öffentlichen<br />
Bibliotheken Österreichs eine wesentliche Rolle. Im Jahr 2005<br />
standen den österreichischen LeserInnen insgesamt 12.<br />
596.649 Medien zur Verfügung, wovon 3.763.997 Titel Kinder-<br />
und Jugendbücher waren. Rund 29,9 Prozent der in<br />
Bibliotheken angebotenen Bücher richteten sich an Kinder- und<br />
Jugendliche (zum Vergleich: Sachbücher – 29,5 %; Belletristik<br />
– 26,5 %). Die meisten Medien werden von den Öffentlichen<br />
Bibliotheken über den deutschsprachigen Markt bezogen. 2005<br />
erschienen auf dem deutschen Buchmarkt 89.869 Titel; der<br />
Anteil der Kinder- und Jugendbücher betrug 7,2 Prozent. In<br />
Österreich erschienen im gleichen Zeitraum nur 5.487 neue<br />
Publikationen, davon 6,3 Prozent Kinder- und Jugendliteratur. 43<br />
Gemäß einer Studie der RegioPlan Consulting GmbH beliefen<br />
sich die Verbrauchsausgaben für Bücher in Österreich im Jahr<br />
2004 auf 119,20 Euro. Die Studie unterscheidet allerdings nicht<br />
nach in- und ausländischen Büchern und auch nicht nach dem<br />
Ort der Anschaffung (Verlag oder Buchhandel). Im Vergleich<br />
zum Buch beliefen sich die Haushaltsausgaben für Papier- und<br />
Schreibwaren auf 42 Euro; die größten Ausgaben wurden mit<br />
265,40 Euro für Zeitungen und Zeitschriften getätigt. 44<br />
42<br />
vgl. Der Standard. Print-Ausgabe, Literatur und Ratgeber unterm Baum,<br />
22./23. 12. 2007<br />
43<br />
vgl. Rabus, Silke: Kinderliteraturmarkt in Österreich. In:<br />
Büchereiperspektiven 04/06.<br />
44<br />
vgl. Richter, Wolfgang/Urban, Brigitte: Buchhandel Österreich. Ausgabe<br />
2005, Branchenreport, S. 6f.<br />
Erlebniswert spielt<br />
beim Buchkauf<br />
eine immer größere<br />
Rolle<br />
Online-Bezieher:<br />
Vielleser, jüngere<br />
Altersgruppen<br />
geringerer Anteil<br />
an Kinder- und<br />
Jugendliteratur-<br />
Neuerscheinungen<br />
in Österreich<br />
2004:<br />
Verbrauchsausgaben<br />
für Bücher –<br />
119,20 Euro<br />
82
10 ZUSAMMENFASSUNG UND<br />
WEITERFÜHRENDE ÜBERLEGUNGEN<br />
Es war Ziel dieser Studie, die Trends und Entwicklungen<br />
aufgrund des gesellschaftlichen und technologischen Wandels<br />
– insbesondere im Zusammenhang mit dem Themenbereich<br />
„Lesen“ bzw. „Buch“ – aufzuzeigen, die Lesekompetenz anhand<br />
aktueller Studien im deutschsprachigen Raum darzustellen<br />
sowie aktuelle Daten über das Leseverhalten, -motive,<br />
Kaufgewohnheiten und das Leseumfeld der oberösterreichischen<br />
Bevölkerung zu gewinnen.<br />
Die Studie „Leseraum Oberösterreich“ umfasst insgesamt vier<br />
Teile. Teil A widmet sich der Leselandschaft der<br />
oberösterreichischen Schüler und Schülerinnen, Teil B<br />
analysiert die aktuelle Leselandschaft der<br />
OberösterreicherInnen, Teil C präsentiert ergänzend dazu die<br />
Ergebnisse der beiden Public Round Tables aus dem urbanen<br />
und ländlichen Raum und Teil D schließlich fasst die<br />
wichtigsten Ergebnisse zusammen und ergänzt die Thematik<br />
mit Begriffsdefinitionen, in- und ausländischen<br />
Studienergebnissen, Best-Practice-Beispielen sowie einer<br />
Kurzanalyse des deutschen und österreichischen Buchmarktes.<br />
Bildung und Wissen werden in Zukunft zu Schlüsselressourcen<br />
in der globalisierten Welt und lebenslanges Lernen wird zur<br />
Normalität im Alltag jedes Einzelnen. Das Volumen am<br />
Bildungs- und Weiterbildungsmarkt wächst beständig und es<br />
kommt zu einem weltweiten Kompetenzwettbewerb. Arbeit wird<br />
in Hinkunft nicht nur mit Qualifikation und Kompetenz, sondern<br />
vor allem auch mit Identität, Selbstverantwortung und<br />
Selbstbewusstsein zu tun haben.<br />
Der Computer hat die Chance, nach dem Lesen, Schreiben und<br />
Rechnen als vierte Kulturtechnik anerkannt zu werden, und es<br />
wird nicht ausbleiben, dass sich Leseverhalten, Leseumwelt<br />
und auch die Ansprüche an das Lesen neu definieren müssen.<br />
Gerade das Internet erfordert neue kognitive Lesefähigkeiten<br />
und erweitert den Bereich der sozialen Handlungs- und<br />
Kommunikationsfähigkeit.<br />
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welchen Beitrag<br />
das Lesen und v. a. das Medium Buch leisten kann, diesen<br />
künftigen Herausforderungen adäquat begegnen zu können.<br />
In der EU-25 gibt es derzeit geschätzte 135 Millionen<br />
Analphabeten; in Österreich werden dieser Gruppe rund<br />
300.000 Personen zugerechnet. Durch unsere stets mehr<br />
83
audiovisuell geprägte Kultur wird den Überlebensstrategien<br />
dieser Analphabeten temporäre Rückendeckung gewährt,<br />
welche die wesentlichen Defizite allerdings nicht beseitigt und<br />
im Gegenteil Abhängigkeiten schafft.<br />
Wie die PISA- und PIRLS-Studien aufzeigten, gibt es einen<br />
relativ hohen Anteil von RisikoschülerInnen: rund 16 Prozent<br />
der Volksschulabgänger können nur unzureichend<br />
sinnerfassend lesen. Lesehausübungen österreichischer<br />
Schulen sind – verglichen mit anderen Ländern - relativ kurz<br />
und beim Lesen literarischer Texte außerhalb der Schule liegen<br />
die österreichischen Schulen unter dem Durchschnitt.<br />
Das Leseverhalten in unserem Nachbarland Deutschland<br />
unterscheidet sich nur geringfügig von dem der<br />
ÖsterreicherInnen. Allgemein kann festgehalten werden:<br />
Männer lesen bedeutend weniger als Frauen, der Anteil der<br />
Wenig-/Kaumleser ist – trotz leichter Rückgänge – noch immer<br />
relativ hoch, Höhergebildete lesen mehr, häufiger und oft<br />
parallel.<br />
Für jüngere Altersgruppen sind Radio und Fernsehen<br />
attraktivere Informationsquellen als das Zeitunglesen und neue<br />
Medien werden verstärkt genutzt. Dafür, dass der PC das<br />
Bücherlesen in bemerkenswertem Umfang verhindert, gibt es –<br />
wie die Studien zeigen – keine Belege. Im Gegenteil: um<br />
erfolgreich mit einem Computer arbeiten zu können, muss man<br />
sehr gut lesen können. Es zeigt sich auch, dass gerade die<br />
unter 30jährigen ComputernutzerInnen weit mehr Sach- und<br />
Fachbuchlektüre und Belletristik konsumieren als<br />
NichtcomputernutzerInnen.<br />
Am deutschsprachigen Buchmarkt erlebt der Bereich der Sach-,<br />
Fach- und Weiterbildungsliteratur einen immer stärkeren<br />
Zuwachs und Hörbücher – sowohl als CD als auch<br />
Hörbuchdownloads - erfreuen sich steigender Beliebtheit.<br />
Frauen und jüngere Altersgruppen bevorzugen vermehrt<br />
Großbuchhandlungen; letztere präferieren auch Online-Käufe.<br />
Der Marktanteil der Buchhandelsketten wächst und setzt<br />
vermehrt auf den Erlebnischarakter. Kleinere Buchhandlungen<br />
konzentrieren sich auf Beratung und Nischenbereiche.<br />
Die OberösterreicherInnen stufen sich selbst nahezu<br />
durchwegs als „gute“ LeserInnen ein, lesen im Schnitt 18<br />
Bücher pro Jahr und wenden rund neun Stunden pro Woche für<br />
das Lesen auf. Lediglich die Gruppe der Arbeiter und<br />
Facharbeiter rechnet sich selbst zu den Wenig-/NichtleserInnen<br />
und schneidet dementsprechend auch beim Lesevolumen am<br />
schlechtesten ab. Lesen dient für die OberösterreicherInnen in<br />
erster Linie der Allgemeinbildung; bei den Jüngeren liegt der<br />
Tenor auf der Erweiterung des beruflichen und schulischen<br />
Wissens.<br />
84
In den letzten 12 Monaten kauften die OberösterreicherInnen<br />
im Schnitt 11 Bücher – Frauen und Höhergebildete noch<br />
deutlich mehr – und gaben für eigene Bücher rund 18 Euro, für<br />
Bücher als Geschenk rund 20 Euro aus. Sechs von zehn<br />
Befragten erhielten im letzten Jahr ein oder mehrere Bücher<br />
geschenkt. Näherungsweise hochgerechnet ergibt dies ein<br />
Büchergesamteinkaufsvolumen von rund 247 Mio. Euro im<br />
vergangenen Jahr oder – anders ausgedrückt – 448 Euro pro<br />
oö. Privathaushalt. 45 Auf die Ein-Personenhaushalte entfielen<br />
dabei rund 34,5 Mio. Euro, auf Zwei-Personenhaushalte rund<br />
63,5 Mio. Euro, auf Drei-Personenhaushalte rund 56 Mio. Euro<br />
und auf Vier- und Mehrpersonenhaushalte rund 89 Mio. Euro.<br />
Im Schnitt geben die Frauen für den jährlichen Bucheinkauf 231<br />
Euro aus; Männer 194 Euro. Im Altersgruppenvergleich geben<br />
die 30- bis 49Jährigen pro Jahr rund 240 Euro, die 50Jährigen<br />
und älteren rund 218 Euro und die 16- bis 29Jährigen rund 173<br />
Euro aus.<br />
Abbildung 4:<br />
Büchergesamteinkaufsvolumen nach Altersgruppen<br />
(Rundungsdifferenzen möglich)<br />
50 Jahre +<br />
97 Mio. €<br />
16 bis 29 Jahre<br />
46 Mio. €<br />
30 bis 49 Jahre<br />
104 Mio. €<br />
In dieser Berechnung wird allerdings nicht nach dem<br />
Anschaffungsort (Verlag, Buchhandel, In- oder Ausland etc.)<br />
unterschieden.<br />
Bücher im Internet oder von der CD lesen derzeit rund 17<br />
Prozent der OberösterreicherInnen. Der Markt dürfte hier in den<br />
nächsten Jahren stärker anwachsen, da sich diese<br />
Mediennutzung insbesondere bei der Altersgruppe der 16- bis<br />
29Jährigen besonders bemerkbar macht. 14 Prozent der<br />
OberösterreicherInnen haben im letzten Jahr Hörbücher in<br />
Anspruch genommen – im Schnitt rund 10 Hörbücher. Der<br />
45 Basis: Bevölkerung ab 15 Jahre gem. Statistik Land OÖ., Stand 1.1.2006.<br />
Basis 543.034 Privathaushalte gem. Volkszählung 2001.<br />
85
typische Hörbuch-Konsument findet sich in der Altersgruppe der<br />
30- bis 49Jährigen und ist vorzugsweise weiblich.<br />
Insgesamt betrachtet bevorzugten Herr und Frau<br />
Oberösterreicher vor allem Bücher zu Themen wie<br />
Mensch/Gesundheit, Krimi/Horror/Abenteuer und<br />
Natur/Pflanzen/Umwelt/Garten. Entsprechend dem tradierten<br />
Rollenverständnis kaufen Frauen seltener Bücher zu Themen<br />
wie Technik und Wirtschaft.<br />
42 Prozent der oö. SchülerInnen lesen täglich; wöchentlich rund<br />
31 Prozent. Durchschnittlich wenden die SchülerInnen dafür<br />
rund 3 ½ Stunden pro Woche auf. Ähnlich wie in deutschen<br />
Studien lesen Volksschulkinder bedeutend mehr und auch<br />
häufiger als HauptschülerInnen bzw. SchülerInnen der<br />
Unterstufe. Bevorzugter Lesestoff sind Akionsgenres, Sachen<br />
zum Lachen und Comics sowie – bei den Mädchen –<br />
Geschichten über Freundschaft/Liebe/Probleme. Als<br />
Informationsquelle dient insbesondere bei HauptschülerInnen<br />
und SchülerInnen der Unterstufe neben Radio und Fernsehen<br />
v.a. das Internet und verdrängt damit das Buch nach hinten.<br />
Sowohl bei der allgemeinen oö. Bevölkerungsbefragung als<br />
auch bei der SchülerInnenbefragung wird als Lesehemmnis<br />
Nummer 1 Zeitmangel aufgeführt. 69 Prozent der<br />
OberösterreicherInnen und 66 Prozent der SchülerInnen führen<br />
Zeitmangel als Hauptgrund an. Dies kann jedoch kaum der<br />
wahre Grund für Nichtlesen sein, da – wie zahlreiche<br />
Lesestudien zeigen – Vielleser weniger frei verfügbare Zeit als<br />
Wenigleser haben, ebenso die Frauen als Hauptleserschaft von<br />
Belletristik. Vielmehr gilt: Wer lesen will, nimmt sich die Zeit<br />
dafür. Es ist also in erster Linie eine Frage des Stellenwerts,<br />
den Lesen im Leben des Einzelnen und in den verschiedensten<br />
Lebensphasen einnimmt.<br />
Wie oben bereits angemerkt, zählen Arbeiter eher zu den<br />
Weniglesern. Als Lesehemmnis führt diese Berufsgruppe an,<br />
dass es für sie schwer ist, ein passendes/interessantes Buch zu<br />
finden.<br />
Das Land Oberösterreich ist relativ gut mit öffentlichen<br />
Bibliotheken ausgestattet. Die fleißigsten<br />
BibliotheksnutzerInnen sind VolksschülerInnen, v.a. Mädchen.<br />
Während rund 65 Prozent der SchülerInnen im letzten Jahr<br />
ihren Lesenachschub aus Bibliotheken holten, waren es im oö.<br />
Bevölkerungsschnitt lediglich 31 Prozent. Als mögliche Gründe<br />
kommen hier zum Teil Berufs- und Ausbildungserfordernisse in<br />
Betracht, also man kauft sich eher Bücher, weil diese für die<br />
Aus- und Weiterbildung notwendig sind. Weiters dienen Bücher<br />
auch als Nachschlagewerk für Hobbies bzw. als Schmuckstück<br />
oder werden gesammelt.<br />
86
Man kann davon ausgehen, dass der durchschnittliche<br />
oberösterreichische Haushalt über rund 200 Bücher verfügt<br />
(oö. Bevölkerungsbefragung: 237 Bücher; oö.<br />
SchülerInnenbefragung: 191 Bücher). Die tatsächliche Anzahl<br />
dürfte noch etwas höher liegen, da Haushalte mit mehr als<br />
1000 Büchern aus der Berechnung ausgeklammert wurden.<br />
Insgesamt betrachtet ist es um die Lese- und Buchlandschaft in<br />
Oberösterreich gut bestellt. Sowohl bei der Nachfrage nach<br />
Büchern als auch beim Leseverhalten heben sich die<br />
OberösterreicherInnen vom österreichischen und deutschen<br />
Durchschnittsbürger positiv ab. Dazu dürften nicht zuletzt die<br />
vom Land Oberösterreich initiierte Lesekampagne, die hohe<br />
Dichte an Schul-/öffentlichen Bibliotheken, die Aus- und<br />
Weiterbildungsbestrebungen der OberösterreicherInnen sowie<br />
die zahlreichen Aktivitäten der Buchhandelsketten und<br />
Spezialbuchhandlungen beigetragen haben.<br />
Dennoch erscheint in manchen Bereichen Handlungsbedarf<br />
gegeben. Betrachtet man beispielsweise untenstehende<br />
Tabelle 5, so zeigt sich, dass insbesondere der Ballungsraum<br />
Linz und Wels besonders gut mit Buchhandlungen versehen ist,<br />
manche Bezirke jedoch ein Manko an Buchhandlungen<br />
aufweisen. Besonders benachteiligt sind dabei die Bezirke<br />
Grieskirchen, Rohrbach, Schärding, Kirchdorf und Eferding.<br />
Tabelle 5: Buchhandlungen in Oberösterreich (2007)<br />
Anzahl<br />
Bezirk Braunau am Inn 5<br />
Bezirk Freistadt 5<br />
Bezirk Gmunden 8<br />
Bezirk Grieskirchen 2<br />
Bezirk Kirchdorf an der Krems 3<br />
Bezirk Linz (Stadt) 32<br />
Bezirk Linz Land und Umgebung 9<br />
Bezirk Perg 6<br />
Bezirk Ried im Innkreis 4<br />
Bezirk Rohrbach 2<br />
Bezirk Schärding 3<br />
Bezirk Steyr Stadt und Land 7<br />
Bezirk Urfahr-Umgebung 5<br />
Bezirk Vöcklabruck 9<br />
Bezirk Wels Stadt Land 14<br />
Bezirk Eferding 1<br />
Summe 115<br />
Quelle: www.herold.at<br />
Bemerkenswert (allerdings nicht nur in Oberösterreich) ist auch,<br />
dass HauptschülerInnen und SchülerInnen der Unterstufe<br />
deutlich weniger lesen als VolksschülerInnen bzw. die ab<br />
16Jährigen OberösterreicherInnen. Zum Vergleich:<br />
Manko an<br />
Buchhandlungen<br />
in den Bezirken<br />
Grieskirchen,<br />
Rohrbach,<br />
Schärding,<br />
Kirchdorf und<br />
Eferding<br />
87
VolksschülerInnen lesen im Durchschnitt 4,3 Std./Woche,<br />
HauptschülerInnen/SchülerInnen der Unterstufe 3 Std./Woche,<br />
OberösterreicherInnen ab 16 Jahren rund 9 Stunden /Woche.<br />
Da sich die Lesekompetenz vorwiegend zwischen dem 8. und<br />
dem 14. Lebenjahr ausbildet erscheinen Maßnahmen zur<br />
Stärkung der Lesekompetenz gerade für die Gruppe der<br />
HauptschülerInnen/SchülerInnen der Unterstufe vordringlich.<br />
Als Basis für den Erwerb zusätzlicher Kompetenzen für die<br />
Bewältigung der künftigen beruflichen und persönlichen<br />
Herausforderungen in verschiedensten Fachbereichen, welche<br />
(mittels Skripten, Büchern, neuen Medien) „erlesen“ werden<br />
müssen, ist die Lesekompetenz eine wesentliche<br />
Voraussetzung für die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.<br />
Arbeiter weisen – sowohl was Lesehäufigkeit, -volumen als<br />
auch Lese-Selbsteinstufung betrifft – die schlechtesten Werte<br />
auf. Zudem bekunden sie auch, schwerlich<br />
passende/interessante Bücher zu finden. In Oberösterreich gibt<br />
es 240.049 Arbeiter und 17.944 Lehrlinge im Arbeiterberuf,<br />
insgesamt also 39,3 Prozent der oberösterreichischen<br />
Erwerbspersonen. 46 Um am Arbeitsmarkt langfristig bestehen<br />
zu können, ist eine Höherqualifizierung durch laufende<br />
Weiterbildung, durch Lebenslanges Lernen, notwendig. Hierzu<br />
bedarf es vermehrter und auch neuer Zugänge zum<br />
Orientierungs- und Fachwissen, welches über Bücher und neue<br />
Medien vermittelt wird.<br />
In einer zunehmend alternden Gesellschaft treten vermehrt<br />
gesundheitliche Beeinträchtigungen auf. In Österreich (für<br />
Oberösterreich konnten hier keine Daten ermittelt werden) gibt<br />
es über 400.000 Sehbeeinträchtigte, also Personen für welche<br />
es besonders schwierig ist, Geschriebenes oder Gedrucktes zu<br />
lesen. Bislang gibt es erst wenige Bücher am Markt, welche auf<br />
diese Gruppe Rücksicht nehmen und den Inhalt mit größeren<br />
Buchstaben und Übersichten widergeben. Hier sind Verlage<br />
und Buchhandlungen in Hinkunft vermehrt gefordert bzw.<br />
können mit einem eigenen Zielgruppensortiment punkten.<br />
Die zentralen Ressourcen des 21. Jahrhunderts sind<br />
zweifelsohne Information und Wissen. Letzteres veraltet immer<br />
schneller und die moderne Mediengesellschaft produziert eine<br />
wahre Flut an Informationen. Aller Voraussicht nach werden in<br />
Hinkunft qualitativ hochwertige Informationen auch online kaum<br />
mehr kostenfrei verfügbar sei, sodass auch im Informations-<br />
und Bildungsbereich die Gefahr einer Zwei-Klassen-<br />
Gesellschaft besteht. Politik und öffentliche Hand sind<br />
gefordert, neben den bestehenden, klassischen<br />
Bildungseinrichtungen auch eine Infrastruktur zu gewährleisten<br />
und zu fördern, welche lebenslanges Lernen, Informations- und<br />
46 vgl. Statistik/Land OÖ., VZ 2001.<br />
Maßnahmen zur<br />
Stärkung der<br />
Lesekompetenz bei<br />
SchülerInnen der<br />
Hauptschule/<br />
Unterstufe<br />
Zielgruppe<br />
ArbeiterInnen<br />
neue Zugänge zum<br />
Orientierungs- und<br />
Fachwissen<br />
eigenes<br />
Zielgruppensortiment<br />
für<br />
Sehbeeinträchtigte<br />
Förderung einer<br />
Infrastruktur,<br />
welche<br />
lebenslanges<br />
Lernen,<br />
Informations- und<br />
Medienkompetenz<br />
ermöglicht<br />
88
Medienkompetenz ermöglicht. Insbesondere den bislang<br />
Bildungsfernen, jene, welche aufgrund ihres Umfeldes oder<br />
auch aus eigenem Handeln von der Teilhabe/Teilnahme an<br />
dieser Infrastruktur ausgeschlossen waren, ist dabei besondere<br />
Aufmerksamkeit zu schenken.<br />
Zur Erreichung dieses Zieles sind sektorübergreifende<br />
Kooperationen (z. B. Schulen– Bibliotheken – Buchhandlungen<br />
– Verlage – Ausbildungsbetriebe –<br />
Erwachsenenbildungseinrichtungen – Kultur- und<br />
Kunstvermittler – IT- und Medienunternehmen etc. )<br />
anzustreben. Auf hohe Identifikationskraft und niedrige<br />
Nutzungsschwelle für die Bürger sollte geachtet werden. Neue<br />
Lernformen mit dem Fokus auf Selbstlernen mit Büchern und<br />
neuen Medien stärken die Informations- und Medienkompetenz.<br />
Den durch vorgegebene Arbeitszeiten zeitlichen und<br />
räumlichen Begrenzungen der Erwerbstätigen sollte durch<br />
kundenorientierte Öffnungszeiten – sowohl im Buchhandel als<br />
auch bei Bibliotheken - einfühlsame und kompetente Beratung<br />
sowie durch ein entsprechendes Ambiente – je nach Zielgruppe<br />
– entsprochen werden.<br />
Nicht nur der Umgang mit, sondern zuvorderst der Zugang zu<br />
Büchern und neuen Medien muss gefördert werden. der Spaß-<br />
und Neugierfaktor sowie der Faktor Erlebnis sind wichtige<br />
Triebfedern auf dem Weg dorthin. Neben den bereits mit Erfolg<br />
laufenden Aktionen (One City – one Book, Lesemobil,<br />
Wissensturm Linz, Literatur am Fluss etc.) sind – insbesondere<br />
für die Gruppe der Wenig- bzw. Kaumleser – neue,<br />
unkonventionelle, ja atypische Aktionen vorzusehen (z. B.<br />
Lesung mit anschließendem Buchverkauf in einer Polizeistation,<br />
in öffentlichen Verkehrsmitteln, Buchungsmöglichkeit von<br />
Vorlesungen in Sportvereinen, in Privathaushalten oder<br />
Unternehmen, eine Stadt/Region schreibt ein Buch, Lesungen<br />
auf öffentlichen Plätzen, in AsylantInnenunterkünften, Hotels,<br />
Gasthöfen, Altersheimen u. v. m.).<br />
Last – not least: Die Verfügbarkeit von Information und Wissen<br />
– als Schlüsselressource für das 21. Jahrhundert – ist der<br />
entscheidende Faktor für die Wettbewerbsfähigkeit unseres<br />
Landes. Ergänzend zu vorliegender Studie wird deshalb eine<br />
volkswirtschaftliche Wertschöpfungsanalyse der<br />
oberösterreichischen Buch- und Verlagsszene auf Basis<br />
unterschiedlicher Szenarien vorgeschlagen. Damit können die<br />
sekundären, über den Wirtschaftskreislauf wirksamen Effekte<br />
(Multiplikator-induzierte Effekte), welche durch primäre Impulse<br />
induziert werden, auf die regionale Wirtschaft untersucht<br />
werden.<br />
Bildungsferne<br />
sektorübergreifende<br />
Kooperationen mit<br />
hoher<br />
Identifikationskraft<br />
und niedriger<br />
Nutzungsschwelle<br />
kundenorientierte<br />
Öffnungszeiten,<br />
einfühlsame und<br />
kompetente<br />
Beratung,<br />
ansprechendes<br />
Ambiente<br />
zuerst Zugang<br />
fördern, dann<br />
Umgang<br />
Spaß, Neugierde,<br />
Erlebnis<br />
neue,<br />
unkonventionelle,<br />
atypische Aktionen<br />
volkswirtschaftliche<br />
Wertschöpfungsanalyse<br />
als wissenschaftlichesBegleitinstrumentarium<br />
89
11 ANHANG<br />
Zitate zum Thema „Lesen“ und „Buch“<br />
"Beim Lesen lässt sich vortrefflich denken." - Leo Tolstoi,<br />
Tagebücher, 1857<br />
"Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom<br />
Nachdenken über das Gelesene." - Carl Hilty<br />
"Die nützlichsten Bücher sind die, die den Leser anregen, sie zu<br />
ergänzen." - Voltaire, Philosophisches Taschenwörterbuch<br />
"Die Schrift ist ein toter Buchstabe, den nur die Einbildungskraft<br />
und der Verstand des Lesens beleben kann." - Christian Garve,<br />
Über Gesellschaft und Einsamkeit<br />
"Erst durch Lesen lernt man, wieviel man ungelesen lassen<br />
kann." - Wilhelm Raabe<br />
"Es ist immer noch besser, ein gutes Buch wird gekauft und<br />
nicht gelesen, als wenn es gar nicht erst gekauft wird." - Marcel<br />
Reich-Ranicki<br />
"Heute existiert die Welt im Grunde nur noch für den, der liest."<br />
- Hannes Stein, über Bildung, Endlich Nichtdenker, Handbuch<br />
für den überforderten Intellektuellen, Eichborn Berlin, 2004,<br />
ISBN 9783821807508, S. 145<br />
"Ich reise niemals ohne mein Tagebuch. Man sollte immer<br />
etwas Aufregendes zu lesen bei sich haben." - Oscar Wilde,<br />
Ernst muß man sein, 2. Akt / Gwendolen<br />
"Ich sehe das Buch und das gedruckte Wort trotz aller<br />
Neuerungen nach wie vor als den wichtigsten und<br />
tiefgreifendsten Medienbeitrag zur gesamtgesellschaftlichen<br />
Entwicklung. Nur eine Gemeinschaft mit ausgeprägter<br />
Lesekultur wird die Kraft zur Weiterentwicklung in sich tragen." -<br />
Reinhard Mohn, Taschenbuch 150 Jahre Bertelsmann, 1985<br />
"Ja, das grenzenloseste aller Abenteuer der Kindheit, das war<br />
das Leseabenteuer. Für mich begann es, als ich zum erstenmal<br />
ein eigenes Buch bekam und mich da hineinschnupperte. In<br />
diesem Augenblick erwachte mein Lesehunger, und ein<br />
besseres Geschenk hat das Leben mir nicht beschert." - Astrid<br />
Lindgren, Das entschwundene Land. Oetinger, 1977, S.79,<br />
ISBN 3789119407<br />
90
"Lesen heißt mit einem fremden Kopfe, statt des eigenen,<br />
denken." - Arthur Schopenhauer, Parerga und Paralipomena II,<br />
HaffmansTaschenBuch 1991, S.438 (Vereinzelte, jedoch<br />
systematisch geordnete Gedanken über vielerlei Gegenstände,<br />
Kap. XXII, §261)<br />
"Lesen macht vielseitig, Verhandeln geistesgegenwärtig und<br />
Schreiben genau." - Francis Bacon<br />
"Lest, bildet euch! Allein die Lektüre entwickelt unseren Geist,<br />
das Gespräch verwirrt und das Spiel verengt ihn." - Voltaire,<br />
Der Mann mit den vierzig Talern<br />
"Sage mir, was du liest und ich sage dir, was du bist." - Pierre<br />
de La Gorçe, Rede à l'assemblée de la Société bibliographique,<br />
7. Mai 1920<br />
"Schreib den ersten Satz so, dass der Leser unbedingt auch<br />
den zweiten lesen will." - William Faulkner<br />
"Wer ein gutes Buch nicht liest, hat keinen Vorteil gegenüber<br />
jemandem, der es nicht lesen kann." - Mark Twain<br />
91
Literaturverzeichnis<br />
Alberti, Maike: Lesen im Wandel der Multimediageneration. Einflüsse des<br />
Internets auf Leseverhalten und Lesekompetenz. Staatsexamensarbeit,<br />
November 2005, Georg-August-Universität Göttingen, Deutschland.<br />
APA: Buchhandelskette Thalia auf Einkaufstour. 20. 4. 2006.<br />
Bertelsmann-Stiftung: http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-<br />
0A000F28-F7EFFB8E/bst/hs.xsl/338_34531.htm, downloaded 2007-12-27.<br />
Bertelsmann-Stiftung: http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-<br />
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Bertelsmann-Stiftung: http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-<br />
0A000F28-F7EFFB8E/bst/hs.xsl/11843.htm, downloaded 2007-12-27.<br />
Bertelsmann-Stiftung: Bibliothek 2007 – Internationale Best-Practice-<br />
Recherchen.<br />
http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-0A000F28-<br />
F7EFFB8E/bst/xcms_bst_dms_11109__2.pdf, downloaded 2007-12-27<br />
Bertelsmann-Stiftung: http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xchg/SID-<br />
0A000F28-F7EFFB8E/bst/hs.xsl/prj_9054_9062.htm, 2007-12-27.<br />
Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Nordrhein-<br />
Westfalen e.V., Kaiserstr. 42a, 40479 Düsseldorf, in:<br />
http://209.85.135.104/search?q=cache:CnAe7YvKoGMJ:www.buchnrw.de/d<br />
ownloads/CH_050819_einestadtliest.PDF+Eine+Stadt+lies+ein+Buch&hl=d<br />
e&ct=clnk&cd=2&gl=at&lr=lang_de, downloaded 2007-12-27.<br />
Börsenverein des Deutschen Buchhandels, 2007.<br />
http://www.bisag.de/de/64626?template=content_print, downloaded 2007-<br />
12-27<br />
Bourdieu, Pierre: Sozialer Raum und „Klassen“. Lecon sur la lecon. Zwei<br />
Vorlesungen. Aus dem Französischen von Bernd Schwibs. Frankfurt/Main,<br />
1985, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschft. 500.<br />
Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage, 13. Band, F. A. Brockhaus,<br />
Mannheim, 1990, S. 304f.<br />
Buchreport.express Nr. 41 v. 10. 10. 2007.<br />
Der Standard. Print-Ausgabe, Literatur und Ratgeber unterm Baum,<br />
22./23. 12. 2007<br />
Deutsche Presseagentur, München, 25. 5. 2007.<br />
Friederike Künzel: Mit Treuetests und Alltagswahnsinn in den Buchhandel –<br />
Chancen für Nachwuchsautoren. Presseaussendung Books on Demand<br />
GmbH, Norderstedt, 4. 10. 2007<br />
Haderlein, A./Kirig, A./Rauch, C./Wenzel, E.: 100 Top Trends. Die<br />
wichtigsten Driving Forces für den kommenden Wandel. Zukunftsinstitut,<br />
2007.<br />
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15. 8. 2005.<br />
92
Hoffmann, Wolfgang (Hrsg.): Analphabetimus. Das Recht auf Lesen und<br />
Schreiben für Erwachsene. Frankfurt/Main, 1992, S. 60.<br />
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kommenden Jahre – Trendreport 2005.<br />
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der Oberösterreicher/innen – Ergebnisse einer repräsentativen market-<br />
Umfrage. 14. 7. 2005.<br />
Merl, Alfred: Wie wird sich der Tourismus entwickeln? Vortragsunterlage.<br />
Pass, Claudia: Perspektiven zur PISA-Studie und zur Schreib-<br />
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PISA 2006 – Schülerleistungen am Ende der Pflichtschulzeit. In:<br />
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Projektzentrum für vergleichende Bildungsforschung/Universität Salzburg:<br />
PIRLS 2006 – Lesekompetenz am Ende der Volksschule. In: http://www.ieaaustria.at/pirls/docs/PIRLS_2006_Pressetext.pdf,<br />
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Rabus, Silke: Kinderliteraturmarkt in Österreich. In: Büchereiperspektiven<br />
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Richter, Wolfgang/Urban, Brigitte: Buchhandel Österreich. Ausgabe 2005,<br />
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93
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94
Tabellenverzeichnis<br />
Tab.1 Die 5 Stufen der Lesekompetenz bei PISA<br />
Seite<br />
19<br />
Tab.2 Die größten Buchhandlungen im Jahr 2005 80<br />
Tab.3 Geschätzte Umsätze an Endverbraucher- 80<br />
Preisen 2006 in Deutschland<br />
Tab.4 Anteile der Warengruppen am Umsatz 2005 81<br />
Tab.5 Buchhandlungen in Oberösterreich (2007) 87<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
Abb.1 Freizeitaktivitäten der ÖsterreicherInnen<br />
Seite<br />
43<br />
Abb.2 Die Top-10-Freizeitaktivitäten der<br />
OberösterreicherInnen<br />
44<br />
Abb.3 Lesen in der Freizeit 2005 47<br />
Abb.4 Buchgesamteinkaufsvolumen nach<br />
Altersgruppen<br />
85<br />
95