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Institut f ur Kernphysik Technische Hochschule ... - GSI WWW-WIN

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2. Reaktionsmodelle<br />

Die Planung von Experimenten mit Sekundarstrahlen kann n<strong>ur</strong> dann sinnvoll vorgenommen werden, wenn realistische<br />

Abschatzungen uber die zu erwartenden Intensitaten verfugbar sind. Man benotigt zu diesem Zweck<br />

ein Modell, das in der Lage ist, selbst seltene Proze e { mit Wirkungsquerschnitten im Bereich von Picobarn<br />

{ mit vertretbarem Aufwand an Zeit vorherzusagen. Hier bieten sich emiprische Formeln und analytische Modelle<br />

an. Systematiken, wie sie aus Fragmentationsdaten f<strong>ur</strong> leichtere Systeme gewonnen werden konnen, z.B.<br />

die empirische Formulierung EPAX [SuB90], sind allerdings n<strong>ur</strong> in begrenztem Umfang und in der Nahe der<br />

Stutzstellen gut verwendbar. Z<strong>ur</strong> Beschreibung schwerer Kerne, insbesondere wenn auch Spaltung als Zerfallskanal<br />

wahrscheinlich wird, sind sie n<strong>ur</strong> sehr bedingt sinnvoll anzuwenden, wie in den folgenden Kapiteln gezeigt<br />

werden wird.<br />

In der Nieder-, Mittel- und Hochenergiephysik gibt es verschiedene Konzepte z<strong>ur</strong> Beschreibung der Reaktionen<br />

zwischen schweren Kernen. Einheitlich kann man verschiedene Bereiche bei unterschiedlichen Modellen<br />

unterscheiden und sie nach dem Grade der Annaherung der beiden Reaktionsparameter aneinander { also dem<br />

Sto parameter { parametrisieren [Huf85]. Eine analoge Unterteilung ergibt sich bei Betrachtung der in den<br />

Fragmentationsprodukten deponierten Anregungsenergie E* infolge der Wechselwirkung. Man kann im groben<br />

drei Bereiche unterscheiden:<br />

Bei zentralen Sto en ist die in die Reaktionspartner eingebrachte Energie E* wesentlich gro er als die mittlere<br />

Bindungsenergie Ebind der Nukleonen im Kern von ca. 8 Mev/u. D<strong>ur</strong>ch die Kompression der Kernmaterie werden<br />

hohe nukleare Temperat<strong>ur</strong>en erreicht [Cam86, NeB88, ZhG87, BaB87, KoR87] und es kommt deshalb z<strong>ur</strong><br />

volligen Zerlegung der Kerne in kleinste Teilchen.<br />

Streifende Sto e fuhren zu Anregungen in der Gro enordnung der Bindungsenergie E* > Ebind. Dies ist der<br />

Bereich dissipativer Streuung und des Aufbruchs der Kerne in mehrere Prafragmente mittlerer Masse, was i.a.<br />

als " Multifragmentation\ [Ogi91, HuK91] bzw. zumindest zum Teil d<strong>ur</strong>ch sequentielle Spaltung von Fragmentationsprodukten<br />

[FrL83, Fri88, MoW88] beschrieben wird.<br />

Der dritte Bereich ist der der peripheren Sto e mit Anregungsenergien E* < 1 MeV/u. Modelle zu seiner<br />

Beschreibung werden in diesem Kapitel vorgestellt und hinsichtlich ihrerAnwendbarkeit auf Schwerionenreaktionen<br />

in den folgenden Abschnitten untersucht. Generell kann gesagt werden, da die experimentell verfugbaren<br />

Informationen uber die Anregungsenergieverteilung schwerer Projektilfragmente, die die Grundlage z<strong>ur</strong> Unterscheidung<br />

der verschiedenen Reaktionsklassen bildet, immer noch unvollstandig sind.<br />

2.1 Die Fragmentation { ein Zwei-Stufen-Proze<br />

Es ist allgemein anerkannt, da die Fragmentation bei relativistischen Energien als Zwei-Stufen-Proze mit<br />

unterschiedlichen Zeitskalen der einzelnen Schritte im Rahmen des Abrasion-Ablation Modelles beschrieben<br />

werden kann [Ser47] (vergl. Abb. 2.1):<br />

Ihm liegt ein klassisches Trajektorienbild zugrunde [BoS73], nach dem die Dichteverteilungen der Reaktionspartner<br />

beim Sto uberlappen, wenn n<strong>ur</strong> der Sto parameter kleiner ist als die Summe der Kernradien von<br />

Projektil und Target. In der erste Stufe, der sog. Abrasion, hinterla t die Abscherung von Nukleonen vom Projektilkern<br />

beim Vorbei ug des Projektils am Targetkern mit einer charakteristischen Zeitskala von ca. 10 ;23 s<br />

einen " Feuerball\ und angeregte sogenannte " Spektatoren\ [GoG77].<br />

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