Institut f ur Kernphysik Technische Hochschule ... - GSI WWW-WIN
Institut f ur Kernphysik Technische Hochschule ... - GSI WWW-WIN
Institut f ur Kernphysik Technische Hochschule ... - GSI WWW-WIN
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1. Einleitung<br />
Die Untersuchung exotischer Kerne und die dad<strong>ur</strong>ch mogliche Weiterentwicklung von Kernmodellen ist ein<br />
wichtiges Aufgabengebiet der <strong>Kernphysik</strong>. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse haben teilweise starken Ein u<br />
auf angrenzende Gebiete, wie etwa auf die Astrophysik, Biophysik, Medizin und Materialwissenschaft:<br />
Aus astrophysikalischer Sicht ist die Kenntnis der vielfaltigen Wechselwirkungen schwerer Kerne mit interstellarer<br />
Materie und der Verlauf des r- und rp-Prozesses bei der Elementsynthese in Sternen Voraussetzung f<strong>ur</strong><br />
die Aussagekraft von Modellen, die die Entstehung einzelner Sterne, Galaxien sowie des gesamten Universums<br />
beschreiben.<br />
In der Biophysik haben kernphysikalische Techniken Anwendungen in der Therapie von Krebsformen gefunden,<br />
die anderweitig n<strong>ur</strong> schwer oder garnicht zu behandeln sind. Als Grundlage dieser Behandlungen dienten<br />
Untersuchungen von Reparat<strong>ur</strong>mechanismen der Zellen nach Bestrahlung mit leichten Ionen. Auch eine di erenziertere<br />
Bewertung des Strahlenrisikos bei beru ich strahlenexponierten Personen erscheint somoglich.<br />
In der Materialwissenschaft hat die Lithogra e mit schweren Ionen neue Wege ero net. In der Halbleitertechnik<br />
konnen damit immer feinere Strukt<strong>ur</strong>en erzeugt werden.<br />
Speziell die Untersuchung der peripheren nuklearen Kollision, die bei relativistischen Energien die hau gste<br />
Wechselwirkungsart darstellt, ist hinsichtlich technischer Anwendung besonders interessant. Als Fragestellungen<br />
erscheinen etwa die " Produktion von radioaktiven Sekundarstrahlen\, die Entwicklung neuer Methoden z<strong>ur</strong><br />
Energiegewinnung, wie z.B. das " Zunden der Kernfusion\ mitSchwerionenstrahlen oder auch { in neuerer Zeit<br />
{die " Verbrennung nuklearen Abfalls\.<br />
Auch die Untersuchung der Eigenschaften der (kalten) Kernmaterie an sich, insbesondere dabei zutage tretende<br />
Strukt<strong>ur</strong>en, die Suche nach neuenSchalenabschlussen { neue, schwere Elemente, doppelmagische Kerne wie<br />
100 Sn { oder die Entdeckung seltener Kernzerfalle stehen im Mittelpunkt des Forschungsinteresses.<br />
Mit dem Fragment-Separator (FRS) der Gesellschaft f<strong>ur</strong> Schwerionenforschung <strong>GSI</strong> in Darmstadt steht seit<br />
k<strong>ur</strong>zer Zeit ein neuer, einzigartiger Apparat z<strong>ur</strong> Produktion von radioaktiven Sekundarstrahlen relativistischer<br />
Projektilfragmente z<strong>ur</strong> Verfugung. Mit ihm sind vielfaltige prazise Untersuchungen der Charakteristika exotischer,<br />
radioaktiver Sekundarstrahlen moglich. Sie betre en das Verstandnis des Produktionsmechanismus an<br />
sich als auch die daraus resultierenden Eigenschaften der produzierten Kerne. Der Stand des theoretischen<br />
Verstandnisses der Fragmentationsreaktion wird in einem einleitenden Abschnitt dieser Arbeit dargestellt.<br />
Alle am FRS d<strong>ur</strong>chzufuhrenden Experimente erfordern die genaue Kenntnis der Zusammensetzung und der Eigenschaften<br />
des Sekundarstrahles, d.h. der Kernladungs- und -massenzahl, des Ionisationsgrades, der raumlichen<br />
sowie der Winkel- und Impulsverteilung und der Intensitat der produzierten Isotope.<br />
Ein Teil der apparativen Voraussetzungen und der Nachweistechnik f<strong>ur</strong> Sekundarstrahlen w<strong>ur</strong>de im Rahmen dieser<br />
Arbeit gescha en. Der Einsatz in einer ionenoptischen Apparat<strong>ur</strong> stellt dabei besonders hohe Anforderungen<br />
und verlangt ein speziell angepa tes Detektorsystem. Im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit werden deshalb<br />
die technischen und methodischen Entwicklungen aus vielen, in den vergangenen Jahren am FRS d<strong>ur</strong>chgefuhrten<br />
Experimenten zusammengefa t. Die Anwendbarkeit verschiedener Methoden z<strong>ur</strong> Selektion und Identi zierung<br />
der am FRS erzeugten schweren relativistischen Projektilfragmente bei den unterschiedlichen Anforderungen<br />
verschiedenster Experimente werden untersucht. Dazu wird auf die Trennung der produzierten Isotope mittels<br />
dreier Verfahren eingegangen.<br />
Experimente mit Sekundarstrahlen konnen n<strong>ur</strong> dann d<strong>ur</strong>chgefuhrt werden, wenn realistische Abschatzungen<br />
uber die zu erwartenden Strahl-Intensitaten verfugbar sind. Man benotigt zu diesem Zweck ein Modell, das<br />
in der Lage ist, selbst seltene Prozesse { mit Wirkungsquerschnitten im Bereich von einigen Picobarn { mit<br />
3