Unterrichtsentwurf in der beruflichen Fachrichtung - hannahdenker.de
Unterrichtsentwurf in der beruflichen Fachrichtung - hannahdenker.de
Unterrichtsentwurf in der beruflichen Fachrichtung - hannahdenker.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Unterrichtsentwurf</strong><br />
<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>beruflichen</strong> <strong>Fachrichtung</strong> „Heilerziehungspflege“<br />
Dozent<strong>in</strong>: Dipl.-Psych. Hannah Uhle<br />
Anwesen<strong>de</strong>: XXXXXXXXXXXXXX<br />
Dipl.-Psych. Hannah Uhle<br />
Lernfeld 2: Beziehungen gestalten und<br />
Gruppenprozesse begleiten<br />
Zeit: 8:30 Uhr bis 10:00 Uhr<br />
Stun<strong>de</strong>nthema:<br />
Selbstwahrnehmung – Körpererleben und Körperbild<br />
29.02.2008<br />
Schulform: XXX Fachschule –<br />
Ausbildung zum/ zur<br />
HeilerziehungspflegerIn<br />
Schülergruppe: HEP X<br />
Dipl.-Psych. Hannah Uhle<br />
Veerßer Str. 20<br />
29525 Uelzen<br />
Tel.: 0581- 2118660<br />
Fax: 0581-2118661<br />
E-Mail: Hannah-Uhle@gmx.<strong>de</strong>
1. Analyse <strong>de</strong>s Bed<strong>in</strong>gungsfel<strong>de</strong>s<br />
1.1. Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong> Lehr- und Lernbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Klasse<br />
Ich unterrichte seit <strong>de</strong>m 11.01. 2008 mit vier Wochenstun<strong>de</strong>n eigenverantwortlich <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Klasse HEP XX im Lernfeld 2. Die Schüler und Schüler<strong>in</strong>nen 1 <strong><strong>de</strong>r</strong> Klasse BF HEP XX s<strong>in</strong>d<br />
im zweiten Ausbildungsjahr <strong>de</strong>s Instituts für Weiterbildung für Kranken-, Alten- und<br />
Heilerziehungspflege mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt Heilerziehungspflege. Die Klasse setzte sich<br />
zunächst aus 23 SuS zusammen, wovon e<strong>in</strong>e allerd<strong>in</strong>gs die Schule vorzeitig verlassen hat.<br />
Derzeit besteht die Klasse also aus 13 Schüler<strong>in</strong>nen und 9 Schülern. Die Gruppe zeichnet<br />
sich durch e<strong>in</strong>e starke Altersheterogenität aus. Die Altersunterschie<strong>de</strong> reichen von 20 bis 33<br />
Jahren.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorbildung ergibt sich folgen<strong>de</strong>s Bild: Alle 22 SuS verfügen m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens über<br />
e<strong>in</strong>en Realschulabschluss. XX und XX verfügen über die Allgeme<strong>in</strong>e Hochschulreife und XX<br />
hat die Fachhochschulreife. Durch diese unterschiedliche Vorbildung ergibt sich e<strong>in</strong><br />
heterogenes Leistungsbild. E<strong>in</strong>ige SuS haben oftmals noch Schwierigkeiten bei <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Herstellung von Theorie-Praxis-Bezügen. Im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Verb<strong>in</strong>dung und Notwendigkeit<br />
theoretischer Grundlagen zur und für die Praxis besteht noch Entwicklungsbedarf. Daher ist<br />
es sehr wichtig, Lern<strong>in</strong>halte mit <strong>de</strong>m subjektiven Erleben <strong><strong>de</strong>r</strong> SuS zu verb<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />
Insgesamt ist das Leistungsvermögen als durchschnittlich zu bewerten. Die<br />
Leistungsbereitschaft ist sehr heterogen. Während XX, XY, XZ und YX sich aktiv am<br />
Unterrichtsgeschehen beteiligen und kontrovers diskutieren, hat ZX erhebliche<br />
Schwierigkeiten sich vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Gruppe zu äußern. Sie bedarf e<strong>in</strong>es sehr geschützten Rahmens,<br />
um sich öffnen zu können. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es e<strong>in</strong> breites Mittelfeld, <strong>de</strong>ssen Beiträge <strong>in</strong><br />
qualitativer und quantitativer H<strong>in</strong>sicht befriedigend bis gut s<strong>in</strong>d. Sehr wenig am Unterricht<br />
beteiligt s<strong>in</strong>d AA, AB, AC und AD. Durchschnittlich fehlen ca. 20 % <strong><strong>de</strong>r</strong> SuS, wobei diese<br />
hohe Prozentzahl auch durch das krankheitsbed<strong>in</strong>gte, wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holte Fehlen e<strong>in</strong>iger weniger SuS<br />
zustan<strong>de</strong> kommt.<br />
Fachkompetenz: Die SuS verfügen über Fachkenntnisse bezüglich physiologischer<br />
Fachbegriffe zum Thema Wahrnehmung und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Korrelat zu physischer Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung, die<br />
sie im Rahmen <strong>de</strong>s Lernfel<strong>de</strong>s 5 erarbeitet haben. Dabei haben sie Kenntnisse über<br />
entwicklungsverzögern<strong>de</strong> Prozesse <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> K<strong>in</strong>dheit erworben. E<strong>in</strong>e Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holung dieser<br />
Thematik sche<strong>in</strong>t nicht notwendig, da das fachliche Wissen im Rahmen e<strong>in</strong>er Klausur bereits<br />
erhoben wur<strong>de</strong> und die Inhalte <strong>de</strong>n SuS daher präsent s<strong>in</strong>d.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich <strong><strong>de</strong>r</strong> Metho<strong>de</strong>nkompetenz ist festzustellen, dass die SuS Unterrichtse<strong>in</strong>stiege<br />
bevorzugen und als motivierend empf<strong>in</strong><strong>de</strong>n, die mit persönlichen Erfahrungen assoziiert<br />
1 Schüler- und Schüler<strong>in</strong>nen wird im Folgen<strong>de</strong>n mit SuS abgekürzt.<br />
2
wer<strong>de</strong>n können. Gruppenarbeiten s<strong>in</strong>d aufgrund <strong>de</strong>s labilen und konfliktbehafteten<br />
Gruppenklimas eher als schwierig e<strong>in</strong>zuschätzen – auch wenn sich die SuS <strong>in</strong>haltlich darauf<br />
e<strong>in</strong>lassen. Reflexionsrun<strong>de</strong>n und die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>s LehrerIn-SchülerInnen-Gesprächs s<strong>in</strong>d <strong>de</strong>n<br />
SuS vertraut, wobei es manchmal notwendig ist, e<strong>in</strong>ige SuS aufzurufen, um sie <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />
Unterrichtsprozess zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />
Die Sozialkompetenz lässt sich im Rahmen dieser Arbeitsgruppe erweitern. So zeigt sich,<br />
dass e<strong>in</strong>ige SuS ungern zusammenarbeiten und sich gegenseitig abwerten. Der Umgangston<br />
ist oft von latenten Vorwürfen geprägt und die persönliche Haltung <strong>de</strong>s E<strong>in</strong>zelnen wird<br />
mitunter nicht respektiert. Von e<strong>in</strong>er echten Gruppenkohäsion lässt sich daher nicht sprechen.<br />
Es ist <strong>de</strong>shalb verständlich, dass persönliche Themen ungern angesprochen wer<strong>de</strong>n und es<br />
e<strong>in</strong>e gewisse Ablehnung gegenüber Themen gibt, die zur Selbstöffnung beitragen (sollen).<br />
1.2 Curriculare Vorgaben<br />
Das Ziel <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausbildung ist die Befähigung, Menschen, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Leben durch<br />
Bee<strong>in</strong>trächtigungen o<strong><strong>de</strong>r</strong> Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ungen erschwert ist, zu begleiten, zu beraten, zu pflegen,<br />
ihre Persönlichkeitsentwicklung, Bildung und Rehabilitation zu för<strong><strong>de</strong>r</strong>n und zu ihrer sozialen<br />
E<strong>in</strong>glie<strong><strong>de</strong>r</strong>ung beizutragen. Der Beruf <strong><strong>de</strong>r</strong> HeilerziehunspflegerInnen ist geprägt von großer<br />
Verantwortung und steigen<strong>de</strong>n Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, die Professionalität und fachliche Kompetenz<br />
voraussetzen. Dabei s<strong>in</strong>d psychologische Kenntnisse ebenso unerlässlich wie soziale<br />
Kompetenz und methodisches Können. Maßgebend für <strong>de</strong>n berufsbezogenen Unterricht <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Fachschule für Heilerziehungspfleger s<strong>in</strong>d die am Lernfeldkonzept ausgerichteten<br />
Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien <strong>de</strong>s Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>sächsischen Kultusm<strong>in</strong>isteriums von 2003. Die heutige<br />
Unterrichtse<strong>in</strong>heit ist <strong>in</strong> das Lernfeld 2: „Beziehungen gestalten und Gruppenprozesse<br />
begleiten“ e<strong>in</strong>gebun<strong>de</strong>n. Dabei wird <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Rahmenrichtl<strong>in</strong>ien beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />
dass die Ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Person und ihre Wirkung auf an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Menschen<br />
die Grundlage für e<strong>in</strong>e befriedigen<strong>de</strong> Beziehungsgestaltung darstellt. Die heutige<br />
Unterrichtsstun<strong>de</strong> beschäftigt sich daher mit Selbstwahrnehmung und dabei <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e mit<br />
<strong>de</strong>m Körpererleben und <strong>de</strong>m Körperbild.<br />
2. Sachanalyse<br />
Während die SuS sich im Rahmen <strong>de</strong>s Lernfel<strong>de</strong>s 5 „Prozesse <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrnehmung, Bewegung<br />
Gestaltung und Darstellung entwickeln und Medien anwen<strong>de</strong>n“ sich mit <strong>de</strong>n physiologischen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen von Wahrnehmung <strong>in</strong>tensiv ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>gesetzt haben, soll im Lernfeld 2 e<strong>in</strong>e<br />
neue Unterrichtse<strong>in</strong>heit zum Thema Selbstwahrnehmung gestaltet wer<strong>de</strong>n. Der Bereich<br />
Wahrnehmung hat viele Facetten und kann sowohl physiologisch, soziologisch als auch<br />
psychologisch betrachtet wer<strong>de</strong>n. In <strong><strong>de</strong>r</strong> heutigen Unterrichtsstun<strong>de</strong> nähern wir uns e<strong>in</strong>em<br />
Aspekt <strong><strong>de</strong>r</strong> Thematik aus e<strong>in</strong>em Blickw<strong>in</strong>kel <strong><strong>de</strong>r</strong> Psychologie an. Dabei wird ausschließlich<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstwahrnehmung fokussiert. Da Heilerziehungspflege s<strong>in</strong>nvoll nur im<br />
Rahmen von stabilen und vertrauensvollen Beziehungen stattf<strong>in</strong><strong>de</strong>n kann (vgl. Bunk et al.<br />
2004, S. 231), besteht e<strong>in</strong>e grundlegen<strong>de</strong> Notwendigkeit für diese Berufsgruppe dar<strong>in</strong>, das<br />
Gegenüber „empathisch“ (Rogers 1987, S.476) zu verstehen. Um allerd<strong>in</strong>gs an<strong><strong>de</strong>r</strong>e<br />
3
angemessen e<strong>in</strong>schätzen zu können, muss man auch sich selbst richtig wahrnehmen und<br />
e<strong>in</strong>schätzen können. Dazu gehört <strong><strong>de</strong>r</strong> Aspekt <strong><strong>de</strong>r</strong> Körperwahrnehmung, da Körperprozesse<br />
sich auf unsere Gefühle, E<strong>in</strong>stellungen und Lebenskonzepte auswirken (vgl. Teegen 1992,<br />
S.7). Dabei wird davon ausgegangen, dass das bildliche Denken <strong>de</strong>m Bewusstse<strong>in</strong><br />
unterschwellige Erlebnis<strong>in</strong>halte zugänglich machen kann und dies vorsichtig e<strong>in</strong>gesetzt als<br />
Analyse<strong>in</strong>strument im therapeutischen Kontext mit Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Es soll <strong>de</strong>utlich wer<strong>de</strong>n, wie be<strong>de</strong>utsam unser Körpererleben für unser<br />
Selbstgefühl und <strong>de</strong>n Kontakt zur Realität – also für unsere Selbstwahrnehmung- ist (vgl.<br />
ebd., S.8). Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> können dabei helfen, die <strong>in</strong>nere Welt e<strong>in</strong>es Menschen empathisch zu<br />
verstehen. Über <strong>de</strong>n bildlichen Denkmodus s<strong>in</strong>d wir im Kontakt mit unseren s<strong>in</strong>nlichen<br />
Erfahrungen, Gefühlen, Körperempf<strong>in</strong>dungen und vorsprachlichen Er<strong>in</strong>nerungen (vgl. ebd.,<br />
S.33). Dabei gilt für Gespräche über Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>, dass auf ihre Be<strong>de</strong>utung geachtet wird und I<strong>de</strong>en<br />
und Interpretationen angeboten, aber nicht aufgedrängt wer<strong>de</strong>n (vgl. ebd., S.38).<br />
Der Neue<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Thema „Selbstwahrnehmung – Köpererleben und Körperbild“ soll<br />
zunächst durch e<strong>in</strong>e Selbsterfahrungsübung aufmerksam und neugierig auf sich und se<strong>in</strong>en<br />
eigenen Körper machen, um dann durch visuelle Stimulation anhand von<br />
PatientInnenbeispielen die Metho<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Bild<strong>in</strong>terpretation zu erproben. Ausgehend von<br />
diesen konkreten Beispielen soll dann e<strong>in</strong> theoretischer Bezug zu zentralen Begriffen, z.B.<br />
Körperschema und Körperbild hergestellt wer<strong>de</strong>n. Und schließlich soll die Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Eigenwahrnehmung anhand e<strong>in</strong>es Fallbeispiels plastisch ver<strong>de</strong>utlicht wer<strong>de</strong>n. Auf dieser<br />
Basis sollen im Anschluss Aspekte <strong><strong>de</strong>r</strong> Fremd- bzw. Personenwahrnehmung näher betrachtet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
3. Didaktik<br />
Grundlage <strong>de</strong>s Unterrichts ist e<strong>in</strong>e handlungsorientierte Theorievermittlung durch<br />
elementarisierte Fallbeispiele unter Nutzung <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbsterfahrung <strong><strong>de</strong>r</strong> SuS mit notwendigen<br />
Anteilen von theoriestützen<strong>de</strong>m Input (über Lehrervortrag). Dabei knüpfen die Inhalte sowohl<br />
an <strong>de</strong>m Erfahrungsh<strong>in</strong>tergrund als auch an <strong><strong>de</strong>r</strong> Interessenlage <strong><strong>de</strong>r</strong> SuS an.<br />
Das Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungsniveau bezieht ke<strong>in</strong>e Reproduktion mit e<strong>in</strong>, da es sich um e<strong>in</strong>en neuen<br />
Themenbereich im Rahmen e<strong>in</strong>es bekannten Themenkomplexes han<strong>de</strong>lt. Kernstück <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
gesamten Unterrichtsstun<strong>de</strong> ist also e<strong>in</strong>e Reorganisation: Der E<strong>in</strong>stieg bezieht die<br />
Vorerfahrungen <strong><strong>de</strong>r</strong> SuS mit e<strong>in</strong> und be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e Visualisierung und damit eventuell e<strong>in</strong>e<br />
Modifikation bereits vertrauter Erfahrungen. Auch die Bild<strong>de</strong>utung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergleich mit<br />
Experten s<strong>in</strong>d im Rahmen e<strong>in</strong>er Reorganisation zu betrachten, da die SuS ke<strong>in</strong>e Erfahrung mit<br />
e<strong>in</strong>er sachlichen Bild<strong>de</strong>utung haben. Das Beispiel von Oliver Sacks (2002) be<strong>in</strong>haltet sowohl<br />
e<strong>in</strong>e Theoriekontrolle als auch Möglichkeiten zum Transfer.<br />
4. Lernziele<br />
1. emotionale Ziele: Selbsterfahrung im Bereich <strong><strong>de</strong>r</strong> Körperwahrnehmung<br />
2. kognitiv-analytische Ziele: Differenzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildbeschreibung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Bild<strong>de</strong>utung<br />
4
3. reflexiv-affektive Ziele: Reflexion <strong><strong>de</strong>r</strong> Deutung von Körperwahrnehmungsbil<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
durch Laien und Experten; Erkennen <strong><strong>de</strong>r</strong> Grenzen therapeutischer Deutung<br />
4. kognitive Ziele: Zentralbegriffe <strong><strong>de</strong>r</strong> Theorie zum Unterschied von Körperschema und<br />
Körperbild verstehen und gezielt zuordnen können<br />
5. emotionale und kognitive Ziele: Theorie-Praxisbezug<br />
5. Methodik<br />
Die Dauer von 90 M<strong>in</strong>uten <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterrichtsstun<strong>de</strong> erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>t e<strong>in</strong>e abwechselungsreiche,<br />
methodische Gestaltung, da die Konzentration über diese Zeitspanne h<strong>in</strong>weg Schwankungen<br />
unterliegt.<br />
E<strong>in</strong>e kurze theoretische E<strong>in</strong>stiegsphase soll <strong>de</strong>n SuS anhand e<strong>in</strong>er Graphik die E<strong>in</strong>ordnung<br />
<strong>de</strong>s neuen Themas <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Rahmen <strong>de</strong>s Lernfel<strong>de</strong>s ver<strong>de</strong>utlichen und aufzeigen, dass es sich<br />
um e<strong>in</strong>e Auswahl han<strong>de</strong>lt und sie bereits an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Zugänge zum Thema erlernt haben. E<strong>in</strong><br />
Selbstversuch zur Körperwahrnehmung („Reise durch <strong>de</strong>n Körper“) ist vorgesehen, um die<br />
SuS auf das Thema e<strong>in</strong>zustimmen und orientiert sich an <strong>de</strong>n oben genannten Vorlieben <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
SuS. Letztlich dient es auch dazu, e<strong>in</strong>e angespannte Atmosphäre gleich zu Beg<strong>in</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> Stun<strong>de</strong><br />
zu vermei<strong>de</strong>n, was angesichts <strong>de</strong>s oben beschriebenen angespannten Lernklimas be<strong>de</strong>utsam<br />
ersche<strong>in</strong>t.<br />
In <strong><strong>de</strong>r</strong> Erarbeitungsphase sollen die SuS über e<strong>in</strong>e visuelle Stimulation (Folien von<br />
Körperbil<strong><strong>de</strong>r</strong>n von Patient<strong>in</strong>nen) anschaulich an die Thematik herangeführt wer<strong>de</strong>n. Dabei<br />
wird darauf geachtet, dass sie die Ebenen <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildbeschreibung und <strong><strong>de</strong>r</strong> Bild<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>utlich<br />
vone<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> abgrenzen. Sie wer<strong>de</strong>n auch aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, bereits bestehen<strong>de</strong>s Wissen e<strong>in</strong>fließen<br />
zu lassen, um e<strong>in</strong>en Bezug <strong><strong>de</strong>r</strong> Lernfel<strong><strong>de</strong>r</strong> untere<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> zu gewährleisten. Abschließend<br />
erhalten sie e<strong>in</strong>e kurze Deutung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> durch Experten, um ihre eigenen Erkenntnisse zu<br />
vergleichen und möglicherweise zu ergänzen. Der Austausch soll im Rahmen <strong>de</strong>s Plenums<br />
stattf<strong>in</strong><strong>de</strong>n, um die Gruppendynamik im Blick behalten zu können. In e<strong>in</strong>er kurzen<br />
Reflexionsphase sollen die bisherigen Ergebnisse gesichert wer<strong>de</strong>n und die SuS sollen<br />
selbsttätig die Grenzen von Bild<strong>de</strong>utungen herausarbeiten.<br />
Nach<strong>de</strong>m die SuS partizipativ und aktiv mitgearbeitet haben, wird die Theoriephase durch<br />
e<strong>in</strong>en Lehrervortrag <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Power Po<strong>in</strong>t Präsentation dargestellt. Dabei wird durch die<br />
begleiten<strong>de</strong> Mitschrift von vier zentralen Begriffen, im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er didaktischen Reduktion,<br />
sichergestellt, dass die SuS <strong>de</strong>m Vortrag aufmerksam folgen. Zur methodischen Auflockerung<br />
wer<strong>de</strong>n anschließend die mitgeschriebenen Begriffe <strong>in</strong> Partnerarbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Lückentext<br />
<strong>in</strong>tegriert und die Ergebnisse kurz kontrolliert. Zu<strong>de</strong>m haben die SuS damit e<strong>in</strong>e Grundlage<br />
für die Nachbereitung <strong>de</strong>s theoretischen Inputs.<br />
Die Be<strong>de</strong>utung <strong><strong>de</strong>r</strong> Eigenwahrnehmung für e<strong>in</strong>e selbstständige Lebensführung soll im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>es Fallbeispiels von Oliver Sacks („Die körperlose Frau“, 2002, gekürzt)<br />
veranschaulicht wer<strong>de</strong>n. Dabei sollen die SuS hierbei die Möglichkeit erhalten e<strong>in</strong>en direkten<br />
Theorie-Praxis-Bezug herzustellen, da sie hiermit, wie oben ausgeführt, noch Schwierigkeiten<br />
5
haben könnten. Nach e<strong>in</strong>er kurzen Fallvorstellung durch die Lehrkraft und die Annäherung an<br />
<strong>de</strong>n Fall durch Ausschnitte aus <strong>de</strong>n persönlichen Erfahrungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient<strong>in</strong>, die von <strong>de</strong>n SuS<br />
vorgelesen wer<strong>de</strong>n, soll <strong>de</strong>n SuS die Möglichkeit gegeben wer<strong>de</strong>n, sich frei und ohne<br />
Lehrerkontrolle mit <strong>de</strong>m Thema zu befassen, um die Kreativität und <strong>de</strong>n persönlichen<br />
Themenbezug nicht zu blockieren. Dafür wer<strong>de</strong>n fünf SuS ausgewählt, die <strong>in</strong> <strong>de</strong>n<br />
vorangegangen Stun<strong>de</strong>n gezeigt haben, dass sie offen vor e<strong>in</strong>er Gruppe sprechen können.<br />
Diese SuS setzten sich <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitte <strong>de</strong>s Raumes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Stuhlkreis und tauschen frei ihre<br />
E<strong>in</strong>drücke zum Fallbeispiel aus. Die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en SuS machen sich Notizen zum Thema und <strong>de</strong>n<br />
möglichen Kontroversen. Danach erfolgt e<strong>in</strong>e kurze Auswertung <strong><strong>de</strong>r</strong> Notizen und Rückfragen<br />
an die Mitschüler<strong>in</strong>nen.<br />
Die Abschlussphase be<strong>in</strong>haltet gleichsam auch e<strong>in</strong>e Stun<strong>de</strong>nevaluation. Die SuS bekommen<br />
verschie<strong>de</strong>nfarbige Karten auf <strong>de</strong>nen sie e<strong>in</strong> Wort zur Neuartigkeit, Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heit,<br />
Wissenserweiterung o<strong><strong>de</strong>r</strong> vorhan<strong>de</strong>nen Kenntnissen zum Thema „Körperwahrnehmung“<br />
notieren sollen, um dieses dann auf e<strong>in</strong>em vorgefertigten Flip-Chart anzubr<strong>in</strong>gen.<br />
Die Unterrichtsstun<strong>de</strong> ist so aufgebaut, dass verschie<strong>de</strong>ne Lernkanäle aktiviert wer<strong>de</strong>n: So<br />
stehen emotional-k<strong>in</strong>ästehtische Erlebnis<strong>in</strong>halte (Selbsterfahrungsübung) kognitiv-visuellen<br />
Lernerfahrungen (Lehrervortrag) gegenüber. Dass schon von John Dewey (1994) betonte<br />
Lernen durch Erfahrung und Partizipation wird e<strong>in</strong>erseits durch die aktive<br />
Ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>setzung mit Fallbeispielen und <strong>de</strong>n freien Umgang mit <strong>de</strong>n Lern<strong>in</strong>halten<br />
(Stuhlkreis) zu realisieren versucht, um damit die heilpädagogische Handlungskompetenz <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
SuS zu erweitern.<br />
6
6. Verlaufsplanung<br />
Zeit Phase Schüleraktivität Lehreraktivität Sozialform Medien Materialien<br />
2-3 E<strong>in</strong>stiegsphase:<br />
L benennt <strong>de</strong>n Rahmen, Lehrervortrag Overhead- graphische Folie,<br />
M<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>n die neue<br />
Unterrichtse<strong>in</strong>heit<br />
e<strong>in</strong>gebettet ist<br />
Projektor Handout<br />
15<br />
M<strong>in</strong><br />
23<br />
M<strong>in</strong><br />
8<br />
M<strong>in</strong><br />
Selbstversuch zur<br />
Körperwahrnehmung<br />
Das Ruhebild<br />
Erarbeitungsphase:<br />
Präsentation e<strong>in</strong>es<br />
Selbstbil<strong>de</strong>s<br />
„Körperwahrnehmung“<br />
von zwei Patient<strong>in</strong>nen<br />
Aufgabe: „Bild“ <strong>in</strong> Worten o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
zeichnen als persönlicher<br />
Vergleichsmaßstab; wird nicht <strong>in</strong><br />
Gesamtgruppe thematisiert<br />
Beschreibung<br />
Deutung<br />
Stilles Lesen<br />
„Körperwahrnehmungs<strong>de</strong>utungen<br />
durch Experten“<br />
Reflexionsphase: Stillarbeitsphase für Notizen<br />
Ergebnispräsentation<br />
Vorlesen (circa 10<br />
M<strong>in</strong>uten)<br />
Koord<strong>in</strong>ation <strong><strong>de</strong>r</strong> SuS-<br />
Meldungen, evtl.<br />
Steuerung<br />
Tafelanschrieb auf drei<br />
Tafelteilen: Was haben<br />
wir bis jetzt gemacht?<br />
Was war daran<br />
Individualübung Papier,<br />
(Bund)Stifte<br />
Lerngruppe/<br />
Plenum<br />
Lerngruppe/<br />
Plenum<br />
Overhead-<br />
Projektor<br />
Tafel<br />
Folien,<br />
Auszüge zu <strong>de</strong>n<br />
Bild<strong>de</strong>utungen<br />
(Auszüge aus<br />
Teegen 1992)
Zeit Phase Schüleraktivität Lehreraktivität Sozialform Medien Materialien<br />
wichtig? Was ist<br />
10<br />
M<strong>in</strong><br />
5<br />
M<strong>in</strong><br />
2<br />
M<strong>in</strong><br />
3<br />
M<strong>in</strong><br />
Theoriephase: SuS sollen auf 4 zentrale Begriffe<br />
achten: Selbstbewusstse<strong>in</strong>,<br />
Körperschema,<br />
Störung <strong>de</strong>s Köperschemas/<br />
Körperschemastörung,<br />
Körperbild/ body- image<br />
Konkretationsphase:<br />
Fallbeispiel<br />
Füllen <strong>de</strong>s Lückentextes <strong>in</strong><br />
Partnerarbeit<br />
problematisch?<br />
Lehrervortrag zur<br />
Theorie von<br />
„Körperwahrnehmung:<br />
Körpererleben und<br />
Körperbild““ als ppp S.<br />
97 -106 (10 M<strong>in</strong>uten);<br />
Angabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriffe Kurze Kontrolle <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Ergebnisse (Integration<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> ruhigen SuS)<br />
Vorstellung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Rahmen <strong>de</strong>s Falls <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Frau ohne<br />
Eigenwahrnehmung<br />
Lehrervortrag Laptop,<br />
Beamer<br />
PPP (Falls Technik<br />
versagt: Folien)<br />
Partnerarbeit Begleitmaterial:<br />
Lückentext als<br />
gekürzte Fassung<br />
(Teegen S. 97-106)<br />
Lerngruppe/<br />
Plenum:<br />
Lehrer-SuS-<br />
Gespräch<br />
Lerngruppe/<br />
Plenum<br />
Oliver Sacks: „Die<br />
körperlose Frau“<br />
(2002), S.69-83<br />
8
Zeit Phase Schüleraktivität Lehreraktivität Sozialform Medien Materialien<br />
5<br />
M<strong>in</strong><br />
7<br />
M<strong>in</strong><br />
3<br />
M<strong>in</strong><br />
8<br />
M<strong>in</strong><br />
Erfahrungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Patient<strong>in</strong> wer<strong>de</strong>n<br />
abwechselnd vorgelesen von SuS<br />
Stuhlkreisphase: 5 SuS (Vorauswahl) setzen sich<br />
<strong>in</strong> die Mitte <strong>de</strong>s Raums und<br />
tauschen mite<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> ihre<br />
E<strong>in</strong>drücke über das Fallbeispiel<br />
aus; die übrigen SuS auf <strong>de</strong>n<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Plätzen machen Notizen<br />
zu folgen<strong>de</strong>n Fragen: Gruppe a:<br />
Welche Themen wer<strong>de</strong>n<br />
angesprochen?; Gruppe b:<br />
Welche sachlichen Kontroversen<br />
bestehen?<br />
Abschlussphase:<br />
Auswertung <strong><strong>de</strong>r</strong> Notizen: ( Ggf.<br />
Rückfragen an die Gruppe zur<br />
Klärung)<br />
SuS schreiben e<strong>in</strong> zentralen<br />
Begriff zu <strong>de</strong>n genannten Fragen<br />
auf und kleben ihn auf das<br />
Flipchart<br />
Erläuterung <strong><strong>de</strong>r</strong> Fragen:<br />
Das war heute neu für<br />
mich…<br />
Das hat mich<br />
verblüfft…<br />
Das kannte ich schon…<br />
Das hat me<strong>in</strong> Wissen<br />
erweitert…<br />
Stuhlkreis<br />
Individualübung/<br />
Lerngruppe/<br />
Plenum<br />
Textauszüge <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
persönlichen<br />
Patientenerfahrung<br />
(zusammengefasst)<br />
Flipchart, farbige<br />
Karten<br />
9
Sitzordnung 2<br />
Xy<br />
XZ<br />
XT<br />
Tafel<br />
XX XY XZ<br />
Lehrertisch<br />
Laptop, Beamer<br />
2 E<strong>in</strong>ige SuS wechseln die Plätze, <strong>in</strong>sbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e wenn sie zu spät kommen, wählen sie die freien Plätze<br />
YX<br />
YZ<br />
YT<br />
usw.<br />
Overhead
Anhang: Materialien
physiologisch<br />
Wahrnehmung<br />
Fremdwahrnehmung Selbstwahrnehmung<br />
Personenwahrnehmung<br />
psychologisch<br />
soziologisch<br />
Körperwahrnehmung<br />
Beziehungen<br />
gestalten &<br />
Gruppenprozesse begleiten
Selbstversuch Körperwahrnehmung:<br />
Reise durch <strong>de</strong>n Körper<br />
Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> folgen<strong>de</strong>n Übung sollt Ihr möglichst ruhig und konzentriert se<strong>in</strong> – auch um die<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en nicht zu stören!<br />
Schließt bitte die Augen.<br />
Spürt nach <strong>in</strong>nen.<br />
Setzt Euch möglichst bequem h<strong>in</strong>, lasst Euch von <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitzoberfläche tragen.<br />
Während <strong><strong>de</strong>r</strong> nächsten M<strong>in</strong>uten richtet Ihr Eure Aufmerksamkeit langsam auf alle Teile Eures<br />
Körpers. Nehmt bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Reise wahr, wie sich die e<strong>in</strong>zelnen Körperbereiche anfühlen. Manche<br />
Körperbereiche wer<strong>de</strong>t Ihr ganz leicht wahrnehmen können, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e vielleicht weniger.<br />
Manche Bereiche wer<strong>de</strong>n sich lebendig anfühlen, <strong>in</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en empf<strong>in</strong><strong>de</strong>t Ihr vielleicht<br />
Spannung o<strong><strong>de</strong>r</strong> Schmerz. Lasst alle Empf<strong>in</strong>dungen zu.<br />
Nehmt die Bewegung Eures Atems wahr, das Heben und Senken <strong><strong>de</strong>r</strong> Brust und Bauch mit<br />
<strong>de</strong>m E<strong>in</strong>- und Ausatmen. Spürt <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewegung <strong><strong>de</strong>r</strong> Atemwelle nach…<br />
Nun lenkt Eure Aufmerksamkeit zum rechten Be<strong>in</strong>, zum rechten Fuß bis <strong>in</strong> die Zehen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />
Nehmt Eure Fußsohle wahr, das Fußgelenk. Wan<strong><strong>de</strong>r</strong>t nun <strong>in</strong> Gedanken <strong>de</strong>n rechten<br />
Unterschenkel hoch, spürt das Knie… <strong>de</strong>n rechten Oberschenkel. Nehmt Eure rechte Hüfte<br />
wahr… spürt die rechte Gesäßbacke… <strong>de</strong>n Anus, die Geschlechtsteile. Nehmt die l<strong>in</strong>ke<br />
Gesäßbacke wahr… die l<strong>in</strong>ke Hüfte… und wan<strong><strong>de</strong>r</strong>t langsam zum l<strong>in</strong>ken Be<strong>in</strong>, zunächst zum<br />
l<strong>in</strong>ken Fuß bis <strong>in</strong> die Zehenspitzen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Nehmt Eure Fußsohlen wahr… die Oberseite <strong>de</strong>s<br />
l<strong>in</strong>ken Fußes, das Fußgelenk. Wan<strong><strong>de</strong>r</strong>t nun langsam <strong>de</strong>n l<strong>in</strong>ken Unterschenkel hoch, spürt<br />
Euer l<strong>in</strong>kes Knie… <strong>de</strong>n l<strong>in</strong>ken Oberschenkel. Spürt noch e<strong>in</strong>mal die l<strong>in</strong>ke Hüfte, die l<strong>in</strong>ke<br />
Gesäßbacke und gelangt zum unteren En<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Wirbelsäule. Und nun wan<strong><strong>de</strong>r</strong>t die<br />
Wirbelsäule Wirbel für Wirbel hoch. Ihr spürt <strong>de</strong>n Len<strong>de</strong>nwirbel… die Wirbel im<br />
Taillenbereich… die Wirbel im oberen Rücken… die Nackenwirbel… die Halswirbel… und<br />
gelangt zum Kopf. Ihr spürt die Kopfhaut, da wo die Haare wachsen… Ihr spürt Eure Stirn…<br />
die Augenbrauen… die Augen… die Nase… die Wangen… die Ohren…. <strong>de</strong>n Mund, die<br />
Oberlippe und <strong>de</strong>n Oberkiefer, die Unterlippe und <strong>de</strong>n Unterkiffer, <strong>de</strong>n Hals… Ihr nehmt<br />
Eure rechte Schulter wahr und wan<strong><strong>de</strong>r</strong>t zum rechten Arm, zur rechten Hand bis <strong>in</strong> die<br />
F<strong>in</strong>gerspitzen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Ihr spürt die Außenseite <strong><strong>de</strong>r</strong> rechten Hand… das Handgelenk… <strong>de</strong>n<br />
rechten Unterarm… <strong>de</strong>n Ellenbogen… <strong>de</strong>n rechten Oberarm. Ihr wan<strong><strong>de</strong>r</strong>t weiter zur l<strong>in</strong>ken
Schulter… zum l<strong>in</strong>ken Arm, zunächst zur l<strong>in</strong>ken Hand bis <strong>in</strong> die F<strong>in</strong>gerspitzen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Ihr<br />
fühlt die Innenseite <strong><strong>de</strong>r</strong> l<strong>in</strong>ken Hand… die Außenseite <strong><strong>de</strong>r</strong> l<strong>in</strong>ken Hand… das Handgelenk…<br />
<strong>de</strong>n Unterarm… <strong>de</strong>n Ellenbogen… <strong>de</strong>n l<strong>in</strong>ken Oberarm… die l<strong>in</strong>ke Schulter… <strong>de</strong>n Hals.<br />
Wan<strong><strong>de</strong>r</strong>t nun zur Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>seite <strong>de</strong>s Körpers… zur Brust. Spürt Euren Bauch… <strong>de</strong>n Unterleib<br />
und das Becken.<br />
Nehmt nun Euren Körper <strong>in</strong>sgesamt wahr, se<strong>in</strong>e Form, se<strong>in</strong>e Grenze zur Umwelt… Nun spürt<br />
zum Abschluss noch e<strong>in</strong>mal die Form Eures Körpers und alle Körperbereiche mit <strong>de</strong>n<br />
verschie<strong>de</strong>nen Empf<strong>in</strong>dungen…<br />
Kommt nun zurück und öffnet die Augen.<br />
(modifiziert nach: Teegen, Frauke (1992): Die Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>sprache <strong>de</strong>s Körpers. Gesundheit kann<br />
gelernt wer<strong>de</strong>n. Hamburg: Rowohlt, S. 154-156)<br />
14
Körperbild e<strong>in</strong>er 28jährigen Frau:<br />
Körperwahrnehmungs<strong>de</strong>utung durch Experten<br />
Den oberen Körperbereich verb<strong>in</strong><strong>de</strong>t sie mit Anfor<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, Geboten, aber auch e<strong>in</strong>er<br />
kultivierten Atmosphäre. Um <strong>de</strong>n Verpflichtungen nachzukommen, die vor allem die Mutter<br />
ihr aufbür<strong>de</strong>t, verspannt sie sich <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Schultern, schnürt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> >>Korsett
Körperbild e<strong>in</strong>er 25jährigen Frau:<br />
Körperwahrnehmungs<strong>de</strong>utung durch Experten<br />
Sie stellt zwei ganz unterschiedliche Körper- und Gesichtshälften dar, die im Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>streit<br />
mite<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> liegen und e<strong>in</strong>en Konflikt zwischen Verstand (rechte Körperseite, hell, leer) und<br />
Gefühl (l<strong>in</strong>ke Körperseite, dunkel) austragen. Die Frau selbst erlebte ihre rechte Seite als<br />
>>soziale Maske>bedrohlich
Körpererleben<br />
Körperwahrnehmung<br />
am Beispiel <strong>de</strong>s Körpererlebens und <strong>de</strong>s Körperbil<strong>de</strong>s<br />
„Das Erleben <strong>de</strong>s Körpers, se<strong>in</strong>e wechseln<strong>de</strong>n Zustän<strong>de</strong> und se<strong>in</strong>er Grenzen zur<br />
Umwelt ist e<strong>in</strong> wesentlicher Teil <strong>de</strong>s ____________________________ und e<strong>in</strong>e<br />
grundlegen<strong>de</strong> Bezugsgröße für die Entwicklung und Festigung <strong>de</strong>s Kontaktes zur<br />
Realität“ (Teegen 1992, S. 97).<br />
Körpererleben wird unter verschie<strong>de</strong>nen Gesichtspunkten erforscht:<br />
Neuropsychologisch wird das kortikal repräsentierte Körperschema und se<strong>in</strong>e<br />
Funktion für die Reizverarbeitung untersucht. Persönlichkeitspsychologisch wird eher<br />
die emotionale Be<strong>de</strong>utung solcher Wahrnehmungen, und die E<strong>in</strong>stellungen zum<br />
Körper erforscht. Es wird zunehmend <strong>de</strong>utlich, dass sich viele Störungen gera<strong>de</strong> aus<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Entfremdung vom Körpererleben entwickeln (ebd.).<br />
Raumbil<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Körpers<br />
Das ___________________________ wur<strong>de</strong> zunächst als Raumbild <strong>de</strong>s Körpers auf<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Grundlage sensorischer Informationen verstan<strong>de</strong>n. Und diente als Mo<strong>de</strong>ll zur<br />
Erklärung für das Phantomglied bei Amputationen und verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ter<br />
Körperwahrnehmung bei Hirnverletzungen (zitiert nach Poeck & Orgass 1971). „Als<br />
Funktion wird <strong>de</strong>m _________________________ (gleicher Begriff) heute meist die<br />
Integration <strong><strong>de</strong>r</strong> Sensomotorik und <strong><strong>de</strong>r</strong> Orientierung <strong>de</strong>s Körpers im Raum zugeordnet“<br />
(Teegen 1992, S. 100).<br />
Wenn das Raumbild gestört ist<br />
Unter _____________________________________________ wer<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
von Symptomen verstan<strong>de</strong>n, die mit <strong>de</strong>m Erleben und <strong><strong>de</strong>r</strong> Wahrnehmung <strong>de</strong>s Körpers<br />
17
verbun<strong>de</strong>n s<strong>in</strong>d, z.B. die Unfähigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Lokalisation e<strong>in</strong>zelner Körperteile o<strong><strong>de</strong>r</strong> die<br />
Unfähigkeit Gesichter korrekt zu erfassen (ebd.).<br />
Die Bil<strong><strong>de</strong>r</strong> vom Körper<br />
„Das ______________________ enthält die gesamten subjektiven Erfahrungen mit<br />
<strong>de</strong>m eigenen Körper – alle organismischen Empf<strong>in</strong>dungen und sensomotorischen<br />
Reaktionen, Integrationsleistungen und Be<strong>de</strong>utungsbildungen“ (Teegen 1992, S. 100).<br />
Wesentliche Schritte <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Entwicklung <strong>de</strong>s ________________________ (gleicher<br />
Begriff) machen K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> ihren Zeichnungen <strong>de</strong>utlich. Entwicklungspsychologen<br />
gehen davon aus, dass K<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> ihren Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>n Erfahrungen symbolisieren und<br />
<strong>in</strong>tegrieren, die sie <strong>in</strong> <strong>de</strong>n vorangegangenen Entwicklungsstufen durchlebt haben.<br />
Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass sich das Körperbild vom achten bis zum<br />
vierzehnten Lebensjahr ausdifferenziert, sich danach jedoch nur noch schwach<br />
verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t (ebd., S.102ff).<br />
Zusammenfassung<br />
„Fassen wir zusammen: Das ___________________________ e<strong>in</strong>es Menschen enthält<br />
entwicklungsgeschichtlich sowie kulturell und geschlechtsspezifisch vermittelte<br />
Erfahrungen mit <strong>de</strong>m Körper. Zugleich s<strong>in</strong>d diese Erfahrungen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> persönlichen<br />
Lebensgeschichte verbun<strong>de</strong>n, mit ganz spezifischen Gefühlen und Wertungen. Und so<br />
ist das _________________________ (gleicher Begriff) als komplexes <strong>in</strong>neres<br />
Erfahrungsmuster auch Grundlage <strong>de</strong>s Selbstbil<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>s Lebensgefühls und <strong>de</strong>s<br />
Kontaktes zur Realität“ (Teegen 1992, S. 111).<br />
Quellenangabe<br />
Poeck, K./ Orgass, E. (1971): The concept of the body image. A critical review and some<br />
experimental results. Cortex, Heft 7, S. 254-277<br />
Teegen, F. (1992): Die Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>sprache <strong>de</strong>s Körpers. Gesundheit kann gelernt wer<strong>de</strong>n.<br />
Rowohlt: Hamburg<br />
18
Fallbeispiel: Die körperlose Frau<br />
(modifiziert nach: Oliver Sacks: „Der Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> se<strong>in</strong>e Frau mit e<strong>in</strong>em Hut verwechselte“<br />
(2002, S. 69-83)<br />
Christ<strong>in</strong>a: „Es ist irgend etwas Furchtbares passiert. Ich spüre me<strong>in</strong>en Körper nicht.<br />
Ich fühle mich wie verhext – als wäre ich körperlos.“<br />
Sacks: „Die Empf<strong>in</strong>dungen <strong>de</strong>s Körpers, basieren auf drei D<strong>in</strong>gen: <strong><strong>de</strong>r</strong> visuellen<br />
Wahrnehmung, <strong>de</strong>n Gleichgewichtsorganen (<strong>de</strong>m Vestibularapparat) und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Eigenwahrnehmung, die Sie verloren haben. Normalerweise arbeiten diese drei<br />
zusammen. Wenn e<strong>in</strong>es <strong><strong>de</strong>r</strong> Elemente ausfalle, könnten die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en diesen Verlust – <strong>in</strong><br />
gewissem Umfang – ausgleichen o<strong><strong>de</strong>r</strong> ersetzen.“<br />
Christ<strong>in</strong>a (langsam): „Ich muss also me<strong>in</strong> Sehvermögen, me<strong>in</strong>e Augen <strong>in</strong> all <strong>de</strong>n<br />
Situationen e<strong>in</strong>setzen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen ich mich bis jetzt auf me<strong>in</strong>e – wie haben Sie das<br />
genannt? – Eigenwahrnehmung verlassen konnte. … Ich habe schon bemerkt, dass ich<br />
me<strong>in</strong>e Arme >verliereEigenwahrnehmung< ist also wie das Auge <strong>de</strong>s Körpers – das, womit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Körper sich selbst wahrnimmt -, und wenn sie, wie bei mir, weg ist, dann ist es, als sei<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Körper bl<strong>in</strong>d. Me<strong>in</strong> Körper kann sich selbst nicht >sehen
ersetzt. Christ<strong>in</strong>a lernte zu gehen, mit Bus und Bahn zu fahren und ihr gewohntes<br />
Leben wie<strong><strong>de</strong>r</strong> aufzunehmen. Allerd<strong>in</strong>gs erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>te das e<strong>in</strong>e außergewöhnliche<br />
Wachsamkeit und merkwürdige Metho<strong>de</strong>n – sobald ihre Aufmerksamkeit abgelenkt<br />
wur<strong>de</strong>, drohte sie die Kontrolle über ihre Bewegungen zu verlieren.<br />
Christ<strong>in</strong>a: „Ich habe das Gefühl me<strong>in</strong> Körper sei tot, sei nicht wirklich, gehöre nicht<br />
zu mir. Ich b<strong>in</strong> unfähig, e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung zwischen ihm und mir herzustellen. Es ist,<br />
als sei me<strong>in</strong> Körper sich selbst gegenüber bl<strong>in</strong>d und taub… Er hat ke<strong>in</strong> Gefühl für sich<br />
selbst. Wenn ich langsam und unbeholfen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Bus steige, höre ich Bemerkungen<br />
wie >>Was ist los mit Ihnen? S<strong>in</strong>d Sie bl<strong>in</strong>d – o<strong><strong>de</strong>r</strong> haben Sie e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Krone? >Ich habe ke<strong>in</strong>e Eigenwahrnehmung mehr
Literatur<br />
Bunk, U. et al. (2004): Praxisorientierte Heilerziehungspflege. Bauste<strong>in</strong>e <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Erziehungswissenschaften. 2. Aufl. Troisdorf: Bildungsverlag<br />
EINS<br />
Poeck, K./ Orgass, E.<br />
(1971):<br />
The concept of the body image. A critical review and some<br />
experimental results. Cortex, S. 254-277<br />
Rogers, C. R. (1987): Klientenzentrierte Psychotherapie. In: Cors<strong>in</strong>i, R. J. (Hrsg.):<br />
Handbuch <strong><strong>de</strong>r</strong> Psychotherapie. Bd. 1, We<strong>in</strong>heim: PVU, S. 471-<br />
512<br />
Sacks, O. (2002): Der Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> se<strong>in</strong>e Frau mit e<strong>in</strong>em Hut verwechselte. Hamburg:<br />
Rowohlt.<br />
Schreier, H. (1994): John Dewey. Erziehung durch und für Erfahrung. 2. Aufl.,<br />
Stuttgart: Klett-Cotta<br />
.Teegen, F (1992): Die Bil<strong><strong>de</strong>r</strong>sprache <strong>de</strong>s Körpers. Gesundheit kann gelernt wer<strong>de</strong>n.<br />
Hamburg: Rowohlt<br />
Wittk<strong>in</strong>, H. (1973): Psychologische Differenzierung und Formen <strong><strong>de</strong>r</strong> Pathologie.<br />
Psyche, Heft: 27, S. 555-593<br />
21