Lehrplan für die Fachschule Sozialwesen ... - BBS-EHS Trier
Lehrplan für die Fachschule Sozialwesen ... - BBS-EHS Trier
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<strong>Lehrplan</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fachschule</strong> <strong>Sozialwesen</strong><br />
Fachrichtung Sozialpädagogik<br />
Lernmodule<br />
1. Kommunikation, Lern- und Arbeitstechniken<br />
2. Berufsbezogene Kommunikation in einer Fremdsprache<br />
3. Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Strukturen und gesellschaftspolitisches<br />
Handeln<br />
4. Persönliche und berufliche Identität bilden, weiterentwickeln und reflektieren<br />
(Einführungsphase)<br />
5. Gesunde Entwicklung fördern und Lebenspraxis vermitteln<br />
6. Lebensfelder erfassen, Verhalten beobachten, Dokumentationen erstellen und<br />
auswerten<br />
7. Erziehungssituationen gestalten<br />
8. Musisch-kreatives und psychomotorisches Handeln anregen und fördern<br />
9. Bildungsprozesse anregen und unterstützen<br />
10. Gruppenpädagogisch arbeiten<br />
11. Sprachkompetenz fördern<br />
12. a Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (evangelisch)<br />
12. b Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (katholische Religion /<br />
Religionspädagogik)<br />
13. Arbeiten im Bereich der Kindertagesstätten<br />
14. Arbeiten im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit und der Erziehungshilfe<br />
15. Arbeiten mit beeinträchtigten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen<br />
16. Abschlussprojekt<br />
Herausgegeben am: 18.06.2004<br />
Aktenzeichen: 945 D - 51324/35 FS10<br />
Kennzeichnung: FS10<br />
Ministerium <strong>für</strong> Bildung, Frauen und Jugend
Inhalt<br />
Vorwort der Ministerin I<br />
Mitglieder der <strong>Lehrplan</strong>kommission II<br />
1. Vorgaben <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrplan</strong>arbeit 1<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen 1<br />
Zeitliche Rahmenbedingungen 2<br />
Curriculare Rahmenbedingungen 3<br />
Schülerbezogene Rahmenbedingungen 5<br />
2. Leitlinien des Bildungsganges 6<br />
Tätigkeits- und Anforderungsprofil 6<br />
Struktur des Bildungsganges 7<br />
3. Konzeption der Lernmodule 8<br />
3.1 Lernmodulübergreifende Kompetenzen 11<br />
3.2 Lernmodulspezifische Kompetenzen (Fachkompetenzen) 12<br />
I. Fachrichtungsübergreifender Bereich 12<br />
Lernmodul 1: Kommunikation, Lern- und Arbeitstechniken 12<br />
Lernmodul 2: Berufsbezogene Kommunikation in einer Fremdsprache 15<br />
Lernmodul 3: Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Strukturen und<br />
gesellschaftspolitisches Handeln<br />
16<br />
II. Fachrichtungsbezogener Bereich 19<br />
Lernmodul 4: Persönliche und berufliche Identität bilden, weiterent-<br />
wickeln und reflektieren<br />
Lernmodul 5: Gesunde Entwicklung fördern und Lebenspraxis ver-<br />
mitteln<br />
Lernmodul 6: Lebensfelder erfassen, Verhalten beobachten, Dokumentationen<br />
erstellen und auswerten<br />
Lernmodul 7: Erziehungssituationen gestalten 29<br />
Lernmodul 8: Musisch-kreatives und psychomotorisches Handeln<br />
anregen und fördern<br />
Lernmodul 9: Bildungsprozesse anregen und unterstützen 41<br />
Lernmodul 10: Gruppenpädagogisch arbeiten 45<br />
Lernmodul 11: Sprachkompetenz fördern 47<br />
Lernmodul 12 a: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten<br />
(evangelisch)<br />
Lernmodul 12 b: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten<br />
(katholische Religion / Religionspädagogik)<br />
19<br />
23<br />
26<br />
31<br />
50<br />
58
Lernmodul 13: Arbeiten im Bereich der Kindertagesstätten 66<br />
Lernmodul 14: Arbeiten im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit und<br />
der Erziehungshilfe<br />
Lernmodul 15: Arbeiten mit beeinträchtigten Kindern, Jugendlichen und<br />
Erwachsenen<br />
Lernmodul 16: Abschlussprojekt 75<br />
70<br />
73
Vorwort<br />
I<br />
Die Notwendigkeit der qualifizierten Ausbildung von Fachkräften im Bereich der sozialpädagogischen<br />
Betreuung und Begleitung hat eine neue Dimension erreicht.<br />
Die gestiegenen Anforderungen bedingt durch gesellschaftliche, strukturelle und demografische<br />
Veränderungen fordern mehr denn je professionell ausgebildete Fachkräfte.<br />
Dies hat zur Folge, dass <strong>die</strong> Ausbildung in den Berufen des Fachbereiches <strong>Sozialwesen</strong><br />
den veränderten beruflichen Rahmenbedingungen sowie den erhöhten und<br />
komplexer gewordenen Anforderungen angepasst werden muss.<br />
Die <strong>Fachschule</strong>n <strong>für</strong> <strong>Sozialwesen</strong> haben schon in der Vergangenheit durch ihr differenziertes<br />
Angebot an Bildungsgängen einen großen Stellenwert in der beruflichen<br />
Bildung inne. Als Schulformen der beruflichen Weiterbildung erhalten sie künftig einen<br />
veränderten Stellenwert in der Bildungslandschaft, da <strong>die</strong> Fachkräfte in der Regel<br />
auf berufliche Erfahrungen aufbauen können. Das verstärkt ihre Professionalität<br />
im Hinblick auf <strong>die</strong> veränderten Anforderungen der beruflichen Praxis.<br />
Diesen Qualifizierungsmerkmalen muss <strong>die</strong> Unterrichtsstruktur und <strong>die</strong> Gestaltung<br />
des Unterrichts fachlich und methodisch-didaktisch Rechnung tragen und sich in zunehmendem<br />
Maß an dem beruflichen Tätigkeitsfeld orientieren. Bildung verfolgt einen<br />
ganzheitlichen Anspruch, der sich auf alle Fähigkeiten und Möglichkeiten des<br />
Menschen und alle Bereiche gesellschaftlicher Existenz bezieht. Insbesondere ist es<br />
Ziel einer ganzheitlichen Bildung, dem Lernenden den Erwerb notwendiger Einstellungen,<br />
Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu ermöglichen, um komplexe Praxissituationen<br />
bewältigen zu können. Dem Erwerb solcher Kompetenzen, insbesondere<br />
der Fähigkeit zu vernetztem Denken, wird mit dem vorliegenden <strong>Lehrplan</strong> in<br />
besonderer Weise Rechnung getragen.<br />
Ich danke allen Mitgliedern der Fachdidaktischen Kommission und den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern des Pädagogischen Zentrums <strong>für</strong> ihre umfassende und kompetente<br />
Arbeit.<br />
Doris Ahnen
Mitglieder der <strong>Lehrplan</strong>kommission<br />
Christoph Czech Sozialpädagogische <strong>Fachschule</strong> des Bistums<br />
Speyer und Berufsbildende Schule<br />
Haus Nazareth<br />
Landstuhl<br />
Regina Deckwarth Städtische Kindertagesstätte Neustadtzentrum<br />
Mainz<br />
Werner Eul Berufsbildende Schule H/S<br />
Linz<br />
Marcus Gräff Private <strong>Fachschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Sozialwesen</strong><br />
kreuznacher diakonie<br />
Bad Kreuznach<br />
Volker Heintz Berufsbildende Schule H/S<br />
Ludwigshafen<br />
Dagmar Heuer Berufsbildende Schule<br />
Rockenhausen<br />
Werner Jullien Berufsbildende Schule E/H/S<br />
<strong>Trier</strong><br />
Margret Junkert Städtische Kindertagesstätte Goetheplatz<br />
Mainz<br />
Irmtrud Lauer Referat Kindertageseinrichtungen DiCV <strong>Trier</strong><br />
Koblenz<br />
Gloria Marinello Diakonisches Werk Pfalz<br />
Referat Kindertagesstätten<br />
Speyer<br />
Barbara Möller Berufsbildende Schule H/S<br />
Ludwigshafen<br />
Rainer Möller Evangelisches Schulreferat<br />
Koblenz<br />
Franz Niehl Katechetisches Institut<br />
<strong>Trier</strong><br />
Gerfried Scheuermann Berufsbildende Schule<br />
Westerburg<br />
II<br />
Monika Schnabel Sophie-Scholl-Schule, Berufsbildende Schule II H/S<br />
Mainz<br />
Gabriele Weier Berufsbildende Schule<br />
Bad Neuenahr-Ahrweiler<br />
Karl Züfle Heilpädagogium Schillerhain<br />
Kirchheimbolanden<br />
Der <strong>Lehrplan</strong> wurde unter der Federführung des Pädagogischen Zentrums erstellt.
1. Vorgaben <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Lehrplan</strong>arbeit<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
1<br />
Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen <strong>Lehrplan</strong> bildet <strong>die</strong> Fachschulverordnung <strong>für</strong> in modularer Organisationsform<br />
geführte Bildungsgänge im Fachbereich <strong>Sozialwesen</strong> vom 2.Februar 2005 (Amtsblatt<br />
6/2005, S.210 ff).<br />
Der erfolgreiche Besuch der <strong>Fachschule</strong><br />
− führt zu berufsqualifizierenden Abschlüssen der beruflichen Fortbildung<br />
− vermittelt eine vertiefte berufliche Fachbildung<br />
− fördert <strong>die</strong> Allgemeinbildung<br />
− befähigt, leitende Aufgaben in der mittleren Führungsebene zu übernehmen<br />
− berechtigt zum Studium an Fachhochschulen in Rheinland-Pfalz (§ 8 Abs.6 SchulG). 1<br />
Mit dem Bestehen der schulischen Abschlussprüfung ist <strong>die</strong> Zulassung zum Berufspraktikum<br />
verbunden.<br />
Mit dem erfolgreichen Absolvieren der Abschlussprüfung am Ende des dritten Ausbildungsjahres<br />
ist <strong>die</strong> Berechtigung verbunden, <strong>die</strong> Berufsbezeichnung<br />
„Staatlich anerkannte Erzieherin/<br />
Staatlich anerkannter Erzieher“ zu führen (§ 12 (3)).<br />
1 KMK-Beschluss vom 05.06.1998 i. d. F. vom 22.10.1999 findet Berücksichtigung.
Zeitliche Rahmenbedingungen<br />
Der <strong>Lehrplan</strong> geht von folgender Stundentafel aus:<br />
Fachbereich <strong>Sozialwesen</strong><br />
Fachrichtung Sozialpädagogik<br />
Lernmodule<br />
2<br />
Stundentafel <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Fachschule</strong><br />
Gesamtstundenzahl<br />
Vollzeit<br />
A. Pflichtmodule 2 ) 1./2. Jahr Berufs-<br />
praktikum<br />
I. Fachrichtungsübergreifender Bereich<br />
1. Kommunikation, Lern- und Arbeitstechniken 160<br />
2. Berufsbezogene Kommunikation in einer Fremdsprache 160<br />
3. Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Strukturen und<br />
120<br />
gesellschaftspolitisches Handeln<br />
II. Fachrichtungsbezogener Bereich<br />
4. Persönliche und berufliche Identität bilden, weiterentwickeln<br />
und reflektieren<br />
80<br />
5. Gesunde Entwicklung fördern und Lebenspraxis vermitteln 160<br />
6. Lebensfelder erfassen, Verhalten beobachten, Dokumentationen<br />
erstellen und auswerten 1)<br />
200<br />
7. Erziehungssituationen gestalten 200<br />
8. Musisch-kreatives und psychomotorisches Handeln anregen und 400<br />
fördern<br />
9. Bildungsprozesse anregen und unterstützen 1) 180<br />
10. Gruppenpädagogisch arbeiten 100<br />
11. Sprachkompetenz fördern 80<br />
12. Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten 160<br />
13. Arbeiten im Bereich der Kindertagesstätten 1) 240<br />
14. Arbeiten im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit und der<br />
240<br />
Erziehungshilfe 1)<br />
15. Arbeiten mit beeinträchtigten Kindern, Jugendlichen und Erwach-<br />
senen 1)<br />
16. Abschlussprojekt 80<br />
B. Wahlpflichtmodule 80 -<br />
17. Regionalspezifisches Lernmodul<br />
18. Zusatzqualifizierendes Lernmodul<br />
Pflichtstundenzahl 2720 80<br />
1)<br />
Zwei <strong>die</strong>ser Lernmodule sind nach § 8 Abs. 1 der Fachschulverordnung <strong>Sozialwesen</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> schulische<br />
Abschlussprüfung auszuwählen.<br />
2<br />
) Für den Unterricht in den Pflichtmodulen stehen insgesamt 480 Teilungsstunden zur Verfügung; über<br />
<strong>die</strong> Verteilung auf <strong>die</strong> Lernmodule entscheidet <strong>die</strong> Schule.<br />
160
3<br />
Curriculare Rahmenbedingungen<br />
Die im <strong>Lehrplan</strong> ausgewiesenen Lernmodule, Handlungssituationen/Ziele und Kompetenzen<br />
sind <strong>für</strong> den Unterricht verbindlich. Die Reihenfolge der Anordnung der Lernmodule bleibt der<br />
einzelnen Schule eigenverantwortlich überlassen.<br />
In den ausgewiesenen Zeitansätzen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Lernmodule sind <strong>die</strong> Zeiten <strong>für</strong> den Pädagogischen<br />
Freiraum und <strong>die</strong> Leistungsfeststellung enthalten.<br />
Den Unterschieden in Vorbildung, Lernausgangslagen und Interessen der Fachschülerinnen<br />
und Fachschüler trägt der <strong>Lehrplan</strong> durch seine Konzeption als Offenes Curriculum Rechnung.<br />
Somit gehen <strong>die</strong> fachschulspezifischen pädagogischen Freiräume, <strong>die</strong> den erwachsenen<br />
Schülerinnen und Schülern selbst gesteuerte, von den Lehrenden moderierte Lernprozesse<br />
ermöglichen, über <strong>die</strong> allgemeinen Regelungen zu „Pädagogischer Freiraum und<br />
schuleigene Schwerpunktsetzung“ (VV des MBWW vom 2. Juni 2000, Amtsblatt 12/2000, S.<br />
420, insbes. Ziff. 1 und 2) hinaus.<br />
Die Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums über <strong>die</strong> Arbeitspläne <strong>für</strong> den Unterricht an<br />
allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen vom 30. April 1981 (Amtsblatt 12/1981, S.<br />
291) verlangt als Planungshilfe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Unterrichtsgestaltung das Erstellen eines Arbeitsplans<br />
auf der Grundlage des geltenden <strong>Lehrplan</strong>s. Die Aufgabe der Klassenkonferenz bzw. der<br />
einzelnen Lehrkraft besteht darin, im Hinblick auf <strong>die</strong> Lerngruppe und <strong>die</strong> Unterrichtszeit einen<br />
entsprechenden Arbeitsplan zu erstellen, der u. a.<br />
− eine inhaltliche und organisatorische Zuordnung festlegt<br />
− eine didaktische Konkretisierung ausweist<br />
− Verknüpfungen mit anderen Lernmodulen, Handlungssituationen/Zielen und den verschiedenen<br />
Kompetenzen aufzeigt<br />
− Zeitansätze vorsieht<br />
− methodische Hinweise enthält<br />
− Me<strong>die</strong>n benennt<br />
− sonstige Hilfen zur Gestaltung der Ausbildung anbietet.<br />
Für den Arbeitsplan ist es notwendig, dass sich alle Lehrkräfte einer Klasse zu einem Team<br />
zusammenschließen und sich bezüglich Vorgehensweisen sowie modulübergreifenden Lehr-<br />
Lern-Arrangements zu den Handlungssituationen/Zielen gemeinsam abstimmen.<br />
Die notwendige Koordination der Inhalte der einzelnen Lernmodule ist in den schulinternen<br />
Arbeitsplänen vorzunehmen. Aufgabe der Lehrenden ist es, <strong>die</strong> curricularen Vorgaben des<br />
<strong>Lehrplan</strong>s in Bezug auf den Bildungsauftrag der <strong>Fachschule</strong> unter Berücksichtigung schulischer<br />
bzw. regionaler Besonderheiten zu konkretisieren und umzusetzen. Die damit verbundene<br />
umfassende curriculare Planungsarbeit und <strong>die</strong> Realisierung des handlungsorientierten<br />
Lehr-Lern-Konzepts erfordert <strong>die</strong> Weiterentwicklung bisheriger Unterrichtsstrategien. Eine
4<br />
auf Orientierungs-, Erkenntnis- und Handlungsfähigkeit in komplexen, realitätsnahen Systemen<br />
zielende berufliche Weiterbildung ist nicht mehr allein mit Lehr-Lern-Situationen vereinbar,<br />
in denen möglichst effektiv in gegebenen Zeitrahmen bewährte berufliche Fertigkeiten<br />
begründet werden. Auch <strong>die</strong> Vermittlung einer Fülle an Detailwissen, das zudem nach Wissenschaftsgebieten<br />
bzw. Schulfächern voneinander getrennt und damit von beruflichen<br />
Handlungsvollzügen losgelöst ist, erscheint hier<strong>für</strong> unzureichend. Die angestrebte berufliche<br />
Handlungskompetenz ist nicht durch ein lineares Abarbeiten des Lehrstoffes zu erreichen,<br />
sondern es gilt, <strong>die</strong> fachlich relevanten Probleme und Inhaltsstrukturen in einen durchgängigen<br />
situativen Kontext zu stellen und aus <strong>die</strong>sem heraus mit den Lernenden zu erarbeiten<br />
und zu systematisieren.<br />
Das Erstellen eines Jahres- bzw. Bildungsgang-Arbeitsplans setzt zwingend <strong>die</strong> genaue<br />
Kenntnis der in den Lernmodulen ausgewiesenen Kompetenzen und Inhalte voraus. Nur dann<br />
ist es erst möglich, <strong>die</strong> entsprechenden Absprachen über Kompetenzen, Inhalte, Methoden<br />
und Zeiten der jeweiligen Lernsituationen zu treffen und insbesondere Wiederholungen zu<br />
vermeiden. Dabei verlangt das Prinzip der Teilnehmer- und Teilnehmerinnenorientierung ein<br />
hohes Maß an Flexibilität bei der konkreten Ausgestaltung des vereinbarten Rahmens.<br />
Die bei den einzelnen Lernmodulen, Handlungssituationen/Zielen und Kompetenzen angeführten<br />
Hinweise <strong>die</strong>nen als Orientierungshilfe <strong>für</strong> <strong>die</strong> Unterrichtsgestaltung; sie erheben keinen<br />
Anspruch auf Vollständigkeit, sondern verstehen sich als didaktisch-methodische Empfehlungen.
Hingewiesen wird auf <strong>die</strong> Ausführungen in der Landesverordnung zur/zum<br />
− Umsetzung der Lernmodule in Unterricht (§ 6 (2))<br />
− Leistungsfeststellung (§ 7)<br />
− Abschlussprojekt (§ 10)<br />
− Zertifizierung (§ 12).<br />
Schülerbezogene Rahmenbedingungen<br />
(1) Aufnahmevoraussetzungen sind:<br />
5<br />
1. ein qualifizierter Sekundarabschluss I und<br />
a) eine abgeschlossene Berufsausbildung zur Sozialassistentin oder zum Sozialassistenten<br />
oder<br />
b) eine abgeschlossene mindestens zweijährige Berufsausbildung in einem anerkannten<br />
Ausbildungsberuf, in einem Beamtenverhältnis oder in einem schulischen Bildungsgang<br />
oder<br />
c) eine abgeschlossene mindestens dreijährige Berufsausbildung nach dem Berufsbildungsgesetz<br />
oder der Handwerksordnung oder eine als gleichwertig anerkannte<br />
Ausbildung oder<br />
d) eine mindestens dreijährige hauptberufliche einschlägige Tätigkeit oder<br />
e) das mindestens dreijährige Führen eines Familienhaushaltes mit mindestens einem<br />
minderjährigen Kind.<br />
2. <strong>die</strong> allgemeine Hochschulreife oder <strong>die</strong> Fachhochschulreife in Verbindung mit einer<br />
mindestens einjährigen einschlägigen praktischen Tätigkeit.<br />
(2) Auf <strong>die</strong> Tätigkeit nach Abs. 1 Nr. 1 Buchst. d) und e) werden mit einem Jahr ange- rechnet:<br />
a) ein freiwilliges soziales Jahr, das geeignet ist, auf <strong>die</strong> nachfolgende Berufsausbildung<br />
vorzubereiten,<br />
b) einschlägige, mindestens einjährige ehrenamtliche Tätigkeiten.<br />
(3) Die Schulbehörde kann <strong>die</strong> Aufnahme anderer Bewerberinnen und Bewerber genehmigen,<br />
wenn deren Bildungsstand und beruflicher Werdegang den Aufnahmevoraussetzungen<br />
des jeweiligen Bildungsganges gleichwertig sind.<br />
(4) Abweichend von den Absätzen 1 und 2 können Bewerberinnen und Bewerber mit qualifiziertem<br />
Sekundarabschluss I, <strong>die</strong> bis zum 31. Dezember 2003 einen Vertrag über eine mindestens<br />
einjährige praktische Tätigkeit in einer sozialpädagogischen oder sozialpflegerischen<br />
Einrichtung oder über ein freiwilliges soziales Jahr, das geeignet ist, auf den Bildungsgang<br />
Sozialpädagogik vorzubereiten, abgeschlossen und <strong>die</strong> praktische Tätigkeit oder<br />
das freiwillige soziale Jahr bis zum 31. Juli 2005 beendet haben, zum Schuljahr 2005/2006<br />
aufgenommen werden.
2. Leitlinien des Bildungsganges<br />
Tätigkeits- und Anforderungsprofil<br />
6<br />
Die <strong>Fachschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Sozialwesen</strong>, Fachrichtung <strong>für</strong> Sozialpädagogik, hat <strong>die</strong> Aufgabe, nach<br />
einer beruflichen Vorbildung, staatlich anerkannte Erzieherinnen und Erzieher auszubilden,<br />
<strong>die</strong> ihren Beruf in sozialpädagogischen Einrichtungen als qualifizierte Fachkräfte selbständig<br />
ausüben.<br />
Das künftige Berufsbild erfordert Erzieher und Erzieherinnen:<br />
− <strong>die</strong> sich nicht als „Macher“ der Entwicklung der zu Betreuenden sehen, sondern als „Begleiter“<br />
und „Begleiterinnen“ von Personen, welche selbst <strong>die</strong> maßgeblichen Akteure ihrer<br />
eigenen Entwicklung sind und entscheidende Entwicklungsleistungen eigenständig vollbringen;<br />
<strong>die</strong> andererseits aber vom Erziehungs- und Bildungsauftrag geleitete Anforderungen<br />
stellen und Rahmenbedingungen und Aktivitäten gestalten<br />
− <strong>die</strong> vielfältige Handlungsformen und Arbeitsmethoden, auch heilpädagogischer Art,<br />
selbstverantwortlich, aber mit dem Team handhaben können und mit Freude arbeiten<br />
− <strong>die</strong> ihr berufliches Handeln als Arbeit im Team sehen<br />
− <strong>die</strong> insbesondere zur Gruppenführung befähigt sind<br />
− <strong>die</strong> rechtliche Erfordernisse und Möglichkeiten bei ihrem Handeln beachten<br />
− <strong>die</strong> um <strong>die</strong> eigene stete Auseinandersetzung mit beruflichen Fragen bemüht sind, z. B.<br />
zur konzeptionellen Gestaltung der eigenen Praxis, ihre Fortbildungsbedürfnisse erkennen,<br />
Spezialisierungen <strong>für</strong> bestimmte Aufgaben im Laufe ihres Berufslebens als notwendig<br />
erachten<br />
− <strong>die</strong> sich Fragen der Qualität der eigenen Arbeit stellen und offen sind <strong>für</strong> betriebswirtschaftliche<br />
Gegebenheiten ihrer Institution und Verwaltungsaufgaben im Rahmen ihrer<br />
Tätigkeit selbständig bewältigen<br />
− <strong>die</strong> in einem Verbund sozialer Hilfen interdisziplinär handeln<br />
− <strong>die</strong> ihre berufliche Identität aufgrund angemessener ethischer/religiöser bzw. sozialer<br />
Einstellungen entwickeln und offen sind gegenüber gesellschaftlichen Entwicklungen<br />
(z. B. interkulturelle Erziehung und Bildung)<br />
− <strong>die</strong> ihren Beruf als „politischen Beruf“ im Gemeinwesen und in <strong>die</strong>ser Welt wahrnehmen<br />
und sich als Anwalt der zu Erziehenden/der zu Betreuenden verstehen<br />
− <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem Sinne Berufsidentität erwerben und <strong>die</strong> sagen: Eine solche Erzieherin/ ein<br />
solcher Erzieher will ich sein.
Erzieherische Arbeit vollzieht sich in einem Netzwerk:<br />
Familien<br />
Gemeinwesen<br />
Stadtteil<br />
Träger<br />
7<br />
Die Erzieherin<br />
Der Erzieher<br />
Kinder, Jugendliche<br />
und zu begleitende Erwachsene<br />
Öffentlichkeit<br />
Fach<strong>die</strong>nste<br />
Gesellschaft<br />
Berufsverbände<br />
Behörden<br />
Sozialpädagogische<br />
Institutionen<br />
Kirche/<br />
religiöse<br />
Gemeinschaften<br />
Struktur des Bildungsganges<br />
Die Ausbildung in der <strong>Fachschule</strong> umfasst fachrichtungsübergreifende und fachrichtungsbezogene<br />
Lernmodule. Lernmodule sind thematisch abgegrenzte Einheiten; sie orientieren sich<br />
an konkreten beruflichen Aufgabenstellungen und Handlungsfeldern sowie an betrieblichen<br />
Ablaufprozessen und deren Organisationsstrukturen.<br />
Die Lernmodule sind offen formuliert und erfordern einen flexibel gestalteten Unterricht, der<br />
soweit wie möglich in Projekten realisiert werden soll. Die offene Formulierung im Zusammenhang<br />
mit dem (den) Wahlpflichtmodul(en) ermöglicht der jeweiligen Schule, ein eigenständiges<br />
Profil zu entwickeln.
3. Konzeption der Lernmodule<br />
8<br />
Eine angemessene Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern muss sich an ihrem beruflichen<br />
Tätigkeitsfeld orientieren. Lernmodule sollen durch ihre inhaltliche Ausgestaltung helfen,<br />
komplexe Praxissituationen aufzugreifen und <strong>die</strong> zu ihrer Bewältigung notwendigen Einstellungen,<br />
Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben.<br />
In den sozialpädagogischen Praxisfeldern ergeben sich <strong>für</strong> Erzieherinnen und Erzieher gemäß<br />
SGB VIII (KJHG) folgende grundlegende Aufgaben:<br />
− Versorgung<br />
− Betreuung<br />
− Erziehung<br />
− Bildung und<br />
− Förderung<br />
Diese sind eng miteinander verknüpft. Im Hinblick auf einen ganzheitlichen Ansatz darf <strong>die</strong><br />
sozialpädagogische Arbeit nicht auf einzelne Aufgabenbereiche verkürzt werden.<br />
Über<strong>die</strong>s ergeben sich Schwerpunktaufgaben aufgrund der Fachdiskussionen und gesellschaftlichen<br />
Entwicklungen der letzten Jahre wie<br />
− interkulturelle Erziehung und Bildung<br />
− Förderung der Sprachentwicklung<br />
− Förderung naturwissenschaftlicher Bildungsprozesse<br />
− Förderung der Ausdrucksfähigkeit und Kreativität<br />
− Förderung gesunder Entwicklung und Vermittlung lebenspraktischer Fertigkeiten<br />
− geschlechtssensible Erziehung und Bildung<br />
− Aufmerksamkeit <strong>für</strong> besonders begabte Kinder<br />
− gesellschaftspolitisches Wirken in gesellschaftlichen Strukturen zum Nutzen der zu Betreuenden<br />
im Rahmen rechtlicher Möglichkeiten<br />
− Förderung der Partizipation von Kindern und Jugendlichen<br />
− Förderung der ethischen und religiösen Entwicklung.<br />
Insbesondere durch <strong>die</strong> Lernmodule 3 bis 15 wird <strong>die</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Aufgaben notwendige Handlungsfähigkeit<br />
gewonnen.<br />
Für <strong>die</strong> <strong>Fachschule</strong> ergibt sich zudem <strong>die</strong> Aufgabe, <strong>die</strong> Bildung der angehenden Erzieherinnen<br />
und Erzieher zu erweitern, vor allem deren eigenes Sprachhandeln in mündlicher und<br />
schriftlicher Form und <strong>die</strong> Fähigkeiten zur "Eigendarstellung" (z. B. rhetorische Fähigkeiten,<br />
Körpersprache). Diese Aufgabe übernimmt insbesondere Lernmodul 1, Kommunikation,<br />
Lern- und Arbeitstechniken.
9<br />
Lernmodul 2, Kommunikation in einer Fremdsprache (Englisch oder Französisch), fördert <strong>die</strong><br />
Fähigkeit sich mit Menschen aus anderen Kulturen zu verständigen.
10<br />
Die Lernmodule 1 und 2 haben allgemein bildenden Charakter und <strong>die</strong>nen auch dem Erwerb<br />
der Fachhochschulreife <strong>für</strong> Rheinland-Pfalz.<br />
Die Praxisfelder der Erzieherinnen und Erzieher sind vor allem Kindertagesstätten, Einrichtungen<br />
der Kinder- und Jugendarbeit, der Erziehungshilfe und Einrichtungen <strong>für</strong> behinderte<br />
Menschen. Da<strong>für</strong> werden <strong>die</strong> Lernmodule 13 bis 15 ausgewiesen. Die Inhalte der anderen<br />
Lernmodule werden hier arbeitsfeldbezogen eingebracht. Daher ist <strong>die</strong> Mitarbeit aller im Bildungsgang<br />
Lehrenden bei den Lernmodulen 13 bis 15 erforderlich.<br />
Um der Komplexität des Tätigkeitsfeldes gerecht zu werden, ist <strong>die</strong> Arbeit in den einzelnen<br />
Lernmodulen zu vernetzen.<br />
Da es sehr unterschiedliche Vorstellungen von professionellem Handeln in den verschiedenen<br />
Praxisfeldern gibt, ist es zwingend geboten, dass <strong>die</strong> Ausbildung der künftigen Erzieherinnen<br />
und Erzieher in einem steten Dialog zwischen <strong>Fachschule</strong> und den Institutionen der<br />
Praxisfelder weiter entwickelt wird. Dazu gehört <strong>die</strong> Einbeziehung der Praxisstellen und ihrer<br />
Vertretung in der Ausbildung als konstitutives Element und ebenso <strong>die</strong> Beteiligung der Lehrenden<br />
der <strong>Fachschule</strong>n an Diskussionsprozessen in <strong>die</strong>sen Institutionen.<br />
Eine modulare Fachschulausbildung mit dem notwendigen Profil können Lehrende nur gestalten,<br />
wenn sie fortschreitend Kenntnisse und Fähigkeiten zur beruflichen Arbeit in den Praxisfeldern<br />
erwerben und sich qualifiziert aus- und fortbilden. Die Gestaltung von Lernmodulen<br />
erfordert zudem <strong>die</strong> Zusammenarbeit von Lehrenden unterschiedlicher Fachgebiete. Es<br />
sind regelmäßig Absprachen zwischen den Lehrenden erforderlich. Sie betreffen einmal <strong>die</strong><br />
Zusammenarbeit innerhalb eines Lernmoduls und zum anderen <strong>die</strong> Verantwortung <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
inhaltliche Verknüpfung der Lernmodule. Dabei geht es nicht nur um <strong>die</strong> Abstimmung der<br />
Lerninhalte, sondern z. B. auch um <strong>die</strong> Entscheidung, welche Lehrkraft ein bestimmtes Thema<br />
unterrichtet. Die didaktisch notwendige Aufteilung von Stundenanteilen <strong>für</strong> unterschiedliche<br />
Fachgebiete wird im <strong>Lehrplan</strong> nicht vorgegeben; sie erfolgt in Eigenverantwortung der<br />
<strong>Fachschule</strong>.<br />
Da sich als Unterrichtsmethode projektorientiertes Arbeiten anbietet, sollte <strong>die</strong> Lerngruppe im<br />
Laufe des Bildungsgangs mit einem stets höheren Schwierigkeitsgrad und größerer Komplexität<br />
der Sachverhalte vertraut gemacht werden, so dass <strong>die</strong> Fähigkeiten ständig erweitert<br />
werden.<br />
Die Absolventen des Bildungsgangs müssen gelernt haben, sich selbst Informationen zu<br />
beschaffen und <strong>die</strong>se sachgemäß aufzubereiten. Dies setzt weiterhin systematisches Lernen<br />
und Erarbeiten voraus. Dabei müssen sie sich - wie <strong>die</strong> Lernmodule aufzeigen - in sehr verschiedenartige,<br />
auch wissenschaftliche Gebiete einarbeiten, soll das bisher gültige Profil von<br />
Erzieherinnen erhalten bleiben, <strong>die</strong> an <strong>Fachschule</strong>n ausgebildet wurden. Eigenständiges<br />
Beobachten, Entwickeln, Planen, Durchführen und Reflektieren beruflicher Handlungen
11<br />
muss ständig geübt werden. Die Gestaltung der beruflichen Arbeit im Sinne eines Qualitätszirkels<br />
umfasst eine gründliche und themenspezifische Situationsanalyse (als Erfassung der<br />
Ausgangssituation bzw. eines Ist-Zustandes), <strong>die</strong> Entwicklung von Zielen, <strong>die</strong> Gestaltung des<br />
entsprechenden pädagogischen und didaktisch-methodischen Handelns sowie <strong>die</strong> Reflexion<br />
und <strong>die</strong> Erarbeitung neuer Wege und Aufgaben aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse.<br />
Für einen praxisorientierten Unterricht gelten folgenden Kriterien:<br />
− mehrdimensionale, d.h. fachgebietsübergreifende, Lernmodul verbindende Aufgabenstellungen,<br />
<strong>die</strong> sich problembezogen an den Realitäten der Arbeitswelt orientieren<br />
− von Lernenden selbst geplante, durchgeführte und ausgewertete Handlungssequenzen<br />
bzw. Praxissituationen<br />
− Einsatz kooperativer Lehr- und Lernformen, <strong>die</strong> Teamarbeit fördern<br />
− Veränderung der Rolle vom dominierend Lehrenden zur Lernberaterin und zum Lernberater<br />
− Präsentation der Arbeitsergebnisse, Reflexion der Handlungsprozesse und Einordnung<br />
der Erkenntnisse<br />
− Reflexion des Lernprozesses auf metakognitiver Ebene<br />
Die Nummerierung der einzelnen Handlungssituationen/Ziele innerhalb der Lernmodule <strong>die</strong>nen<br />
der Übersichtlichkeit des <strong>Lehrplan</strong>s; sie stellen keinen Hinweis auf eine erwünschte oder<br />
empfohlene zeitliche Reihenfolge dar.
3.1 Lernmodulübergreifende Kompetenzen<br />
12<br />
Neben der Vermittlung von Fachkompetenzen und mit Blick auf den beruflichen Einsatz ist<br />
<strong>die</strong> Erlangung von Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenzen Ziel ganzheitlichen Lernens.<br />
Derartige Kompetenzen sind insbesondere<br />
− Praxissituationen mehrperspektivisch beobachten<br />
− komplexe Zusammenhänge mit verschiedenen Informationsquellen differenziert und<br />
möglichst objektiv erfassen, strukturiert und angemessen darstellen sowie kritisch reflektieren<br />
− Einzelfragen in übergreifende Zusammenhänge einordnen<br />
− selbständig theoriebezogene und praxisorientierte Fragestellungen entwickeln<br />
− theoretische Erkenntnisse nachvollziehen und praxisorientierte Folgerungen selbständig<br />
entwickeln<br />
− sich über einen längeren Zeitraum intensiv in Sachgebiete einarbeiten<br />
− eigene Gedanken klar artikulieren und selbständig Problemlösungen im Hinblick auf Praxissituationen<br />
fachlich begründet darlegen<br />
− sich sprachlich angemessen und differenziert in Wort und Schrift äußern<br />
− <strong>die</strong> eigene Leistungsbereitschaft und -fähigkeit erhalten und entwickeln<br />
− selbständiges Arbeiten mit Fleiß, Energie, Zuverlässigkeit, Sorgfalt, Genauigkeit und<br />
Stringenz entwickeln<br />
− eigene Fähigkeiten realistisch einschätzen und angemessenes Selbstvertrauen entwickeln<br />
− Initiativen ergreifen, Entscheidungen treffen sowie deren Folgen abschätzen und beurteilen<br />
− selbständiges Handeln der zu Betreuenden fördern<br />
− ethische Grundsätze beachten und offensiv <strong>für</strong> sie eintreten, insbesondere <strong>für</strong> <strong>die</strong> Würde<br />
des anderen Menschen<br />
− persönliche soziale Normen und Werte auf ihre Angemessenheit im Blick auf <strong>die</strong> jeweilige<br />
berufliche Tätigkeit und Institution prüfen und verantwortungsbewusst arbeiten<br />
− Anstrengungen, Rückschläge und Unklarheiten durchstehen und ungeklärte Fragen als<br />
Herausforderungen begreifen<br />
− geistige Beweglichkeit weiterentwickeln<br />
− Freude am Lernen und an intellektueller Auseinandersetzung entfalten<br />
− Kritikfähigkeit gegenüber der eigenen Leistung und dem eigenen Denken entwickeln<br />
− Variabilität und Flexibilität bei der Lösung konkreter Aufgaben entwickeln<br />
− sich aus fragwürdigen tra<strong>die</strong>rten Denkgewohnheiten lösen und innovative Lösungsstrategien<br />
entwickeln<br />
− ein ästhetisch ansprechendes Umfeld <strong>für</strong> das eigene Lernen und berufliche Handeln<br />
schaffen.<br />
− begründete Standpunkte und Werthaltungen anderer Menschen tolerieren, Kompromisse<br />
finden, aber auch eigene Meinungen vertreten<br />
− <strong>die</strong> Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit in Kommunikationssituationen weiterentwickeln<br />
− Konflikte sachgerecht analysieren und sozial angemessen bearbeiten
3.2 Fachkompetenzen<br />
I. Fachrichtungsübergreifender Bereich<br />
12<br />
Lernmodul 1: Kommunikation, Lern- und Arbeitstechniken (160 Std.)<br />
Zwischenmenschliche Kommunikation bildet <strong>die</strong> Grundlage erzieherischen Handelns. Um im<br />
beruflichen Alltag angemessen handeln zu können, werden sozialpädagogisch bedeutsame<br />
Kommunikationsmodelle vorgestellt, mit ihrer Hilfe Kommunikationsprozesse analysiert und<br />
sinnvolle Kommunikationsformen eingeübt. Auch im Hinblick auf typische berufliche Handlungssituationen<br />
müssen <strong>die</strong> Fachschülerinnen und Fachschüler ihr sprachliches Handeln in<br />
mündlicher und schriftlicher Form weiter entwickeln. Dabei erfolgt zugleich eine kritische<br />
Auseinandersetzung mit dem eigenen Sprachverhalten, d. h. mit dem Zusammenwirken von<br />
Sprache, Stimme und Körper.<br />
Eine wichtige Aufgabe ist es, Texte zu erfassen, <strong>die</strong> den Sprachnormen und den Regeln der<br />
neuen Rechtschreibung entsprechen.<br />
In der Auseinandersetzung mit Literatur und ihren Gattungen werden Bildungsprozesse angeregt<br />
und Grundlagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> berufliche Tätigkeit mit literarischen Texten entwickelt. Das<br />
Üben und Anwenden von Lern- und Arbeitstechniken ermöglicht ein zunehmend selbst gesteuertes<br />
Lernen. Selbständige und zielstrebige Informationsbeschaffung und -auswertung<br />
ist eine elementare berufliche Handlungsfähigkeit. Dazu gehört auch der Umgang mit dem<br />
Internet sowie der elektronischen Datenverarbeitung.<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. Kommunikationssituationen analysieren<br />
Sich mit Kommunikationsmodellen auseinander<br />
setzen und<br />
mit ihnen Kommunikationsprozesse analysieren<br />
2. Kommunikationssituationen sinnvoll<br />
gestalten<br />
Verschiedene Kommunikationsformen zielgerichtet<br />
einsetzen und<br />
unter Berücksichtigung des situativen Kontextes<br />
beurteilen<br />
3. Sprache, Körper und Stimme in zueinander<br />
passender Form bei beruflichem<br />
Handeln einsetzen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
z. B. von Bühler, Watzlawick, Schulz<br />
von Thun<br />
verbale/nonverbale Kommunikation,<br />
Sprachformen<br />
rollenbedingtes Sprachverhalten<br />
(vgl. <strong>die</strong> Diskussion zum Gendermainstreaming)<br />
Sprecherziehung, Stimmbildung<br />
Auseinandersetzung mit eigener<br />
Sprache und Körpersprache<br />
(vgl. LM 7)
Lernmodul 1: Kommunikation, Lern- und Arbeitstechniken (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
13<br />
4. Sprachhandeln in mündlicher und<br />
schriftlicher Form situations- und normgerecht<br />
gestalten<br />
Mündliche Sprachhandlungen situations-<br />
und normgerecht gestalten<br />
Zu einem Thema bzw. Problem Stellung<br />
nehmen und argumentieren<br />
Moderieren<br />
Berufsrelevante Texte unter Berücksichtigung<br />
der Rechtschreibung, Zeichensetzung<br />
und Grammatik verfassen<br />
Referate sowie Reden und Ansprachen halten<br />
und dabei rhetorische Gestaltungsmittel<br />
gezielt einsetzen<br />
Me<strong>die</strong>n zur Präsentation herstellen und in<br />
simulierten beruflichen Handlungssituationen<br />
einsetzen<br />
5. Sich mit Literatur und literarischen Gattungen<br />
auseinander setzen<br />
Nach verschiedenen Aspekten bzw. Kriterien<br />
- lyrische<br />
- epische und<br />
- dramatische Texte<br />
betrachten, sowie mündlich und schriftlich<br />
interpretieren<br />
6. Arbeitstechniken einsetzen<br />
Methoden des selbst gesteuerten Lernens<br />
nutzen<br />
Methoden zur Stressbewältigung und zum<br />
Zeitmanagement anwenden<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Berichten, Beschreiben, Erzählen, Vorlesen<br />
Plakat, Powerpoint-Präsentation, Flyer,<br />
Ausstellungsaufbau<br />
gattungstypische Merkmale erzählender<br />
Literatur<br />
Berücksichtigung verschiedener<br />
Formen der Interpretation<br />
Lesetechniken, Texterschließung,<br />
Textverständnis, Zitieren, Exzerpieren,<br />
Präsentieren<br />
Einsatzmöglichkeiten erkennen und<br />
nutzen
Lernmodul 1: Kommunikation, Lern- und Arbeitstechniken (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
14<br />
7. Formen der Datenverarbeitung und moderner<br />
Kommunikationssysteme effektiv<br />
nutzen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Handhabung von Textverarbeitungs-<br />
und Tabellenkalkulationssystemen<br />
Präsentationsgestaltung<br />
Informationsübermittlung und Recherche<br />
Sicherung von Daten<br />
Datenschutz
Lernmodul 2: Berufsbezogene Kommunikation in einer Fremdsprache<br />
(160 Std.)*<br />
15<br />
In typischen beruflichen Handlungssituationen erweitern <strong>die</strong> Fachschülerinnen und Fachschüler<br />
ihren allgemeinen und fachspezifischen Wortschatz sowie ihre mündliche und<br />
schriftliche Sprachkompetenz sowohl im produktiven als auch im rezeptiven Bereich.<br />
Grammatik, Orthografie und Phonetik werden in ihrer Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kommunikation<br />
erkannt und Fähigkeiten im Hinblick auf berufliche Handlungssituationen entwickelt. Neben<br />
der sprachlich formalen Richtigkeit haben dabei auch kommunikativ-soziale Erfolgserlebnisse<br />
eine besondere Bedeutung.<br />
Dabei erwerben <strong>die</strong> Fachschülerinnen und Fachschüler auch eine interkulturelle Kompetenz,<br />
<strong>die</strong> sie zur konstruktiven Interaktion mit Menschen aus anderen Kulturen befähigt.<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. Die Fremdsprache in typischen Berufssituationen<br />
mündlich und schriftlich<br />
verwenden<br />
2. Mit Personen verschiedener betrieblicher<br />
Funktionsbereiche in der Fremdsprache<br />
oder als Mediator(in) kommunizieren<br />
3. Informationen aus fremdsprachlichen<br />
Quellen beschaffen und berufsrelevante<br />
Sachverhalte in der Fremdsprache oder<br />
als Mediator(in) bearbeiten, präsentieren<br />
und bewerten<br />
4. Den zur Bewältigung interkultureller Gesprächssituationen<br />
erforderlichen soziokulturellen<br />
Hintergrund aufarbeiten<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
linguistische/kommunikative Kompetenz<br />
mündliche Kommunikation:<br />
Gespräche in Alltagssituationen<br />
berufliche Anwendungsmöglichkeiten<br />
z. B. Telefonieren, Mitarbeit und Leitung<br />
bei Konferenzen<br />
Interviews und Präsentationen vorbereiten<br />
und gestalten<br />
schriftliche Kommunikation:<br />
z. B. Korrespondenz, Memos, Protokolle,<br />
Notizen<br />
einfaches Übersetzen und Dolmetschen<br />
Recherchieren<br />
Erschließungstechniken<br />
Nutzen von Kommunikationsme<strong>die</strong>n<br />
Methoden der Textauswertung<br />
Die Reihenfolge der berufsrelevanten<br />
Themen muss in Absprache mit den<br />
Fachlehrerinnen und Fachlehrern festgelegt<br />
werden, <strong>die</strong> <strong>die</strong> entsprechenden<br />
Lernmodule behandeln.<br />
soziale, wirtschaftliche, kulturelle, geografische,<br />
historische, politische Informationen<br />
einholen, soweit sie <strong>für</strong> <strong>die</strong> gewählten<br />
Kommunikationsanlässe von<br />
Bedeutung sind<br />
* Dieses fachrichtungsübergreifende Lernmodul gilt <strong>für</strong> mehrere Bildungsgänge und steht mit identischen Zielen<br />
in mehreren Lehrplänen.
Lernmodul 3: Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Strukturen und gesellschaftspolitisches<br />
Handeln (120 Std.)<br />
16<br />
Die Fachschülerinnen und Fachschüler werden nicht nur befähigt, in den unterschiedlichen<br />
sozialpädagogischen Arbeitsbereichen tätig zu werden, sondern auch über <strong>die</strong> direkte Arbeit<br />
mit den Kindern und Jugendlichen hinaus aktiv an einer Weiterentwicklung des sozialpädagogischen<br />
Bereiches mitzuarbeiten.<br />
Deswegen ist es in doppelter Hinsicht notwendig, dass sie sich mit den gesellschaftspolitischen<br />
Strukturen, in denen sie erzieherisch tätig sind, auseinander setzen, um damit Grundlagen<br />
<strong>für</strong> ein gesellschaftspolitisches Handeln zu erwerben. Dabei werden <strong>die</strong> zu behandelnden<br />
Themen und Fragen nicht im Sinne der herkömmlichen Fächer und deren Themenbereiche<br />
der Reihe nach „abgearbeitet“; deren Inhalte und Erkenntnisse werden vielmehr bei bestimmten<br />
Fragestellungen zur Analyse der gesellschaftspolitischen Situation und einer möglichen<br />
Veränderung herangezogen. Das beinhaltet v. a. <strong>die</strong> Auseinandersetzung mit Themen<br />
aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen der Sozialwissenschaften.<br />
Es sind dabei aber auch regional spezifische und zeitlich aktuelle gesellschaftliche Bedingungen<br />
zu berücksichtigen.<br />
Es geht weniger um eine Sozial- oder Rechts“kunde“. Die Fachschülerinnen und Fachschüler<br />
setzen sich mit ihrer eigenen Rolle im gesellschaftlichen Prozess selbständig auseinander.<br />
Leitbild ist der interventionsfähige Bürger, der Strukturelemente des gesellschaftlichen<br />
Lebens erkennt und aktiv am gesellschaftlichen Denken und Handeln teilnimmt.<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. Gesellschaftliche Strukturen und ihren<br />
Wandel erfassen, sowie ihre Relevanz<br />
<strong>für</strong> bestimmte Arbeitsfelder ableiten<br />
Grundzüge weltpolitischer Entwicklungen<br />
erfassen und <strong>die</strong> Auswirkungen im sozialpädagogischen<br />
Handeln berücksichtigen<br />
Soziokulturelle und wirtschaftliche Entwicklungen<br />
in Europa beschreiben und im beruflichen<br />
Handeln berücksichtigen<br />
Sich mit gesellschaftlich bedeutsamen politisch/wirtschaftlichen<br />
und kulturell/ religiösen<br />
Entwicklungen in der Bundesrepublik<br />
Deutschland auseinander setzen und Konsequenzen<br />
<strong>für</strong> das berufliche Handeln ableiten<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
kulturell/religiöse und politisch/ wirtschaftliche<br />
Entwicklungen, Bedingungen<br />
und Auswirkungen unterschiedlicher<br />
politischer Systeme, Migration<br />
z. B. Entwicklungen in der Europäischen<br />
Union, Migrationsprozesse, Bedeutung<br />
der EU-Kommissionen<br />
(vgl. LM 12 a.5)<br />
Aussagen in Berichten wie z. B. Jugend-,<br />
Familien- und Armutsbericht,<br />
mögliche Auswirkungen auf soziale<br />
Sicherungssysteme<br />
demografische Entwicklungen, Entwicklungen<br />
bei familialen Lebensformen,<br />
gesellschaftliche Bedeutung von<br />
Kindertageseinrichtungen, Ganztagsschulen<br />
u. a.
Lernmodul 3: Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Strukturen und gesellschaftspolitisches<br />
Handeln (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
17<br />
2. Die Notwendigkeit von Chancengerechtigkeit<br />
in der Gesellschaft erkennen und<br />
entsprechende Forderungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> konzeptionelle<br />
Arbeit in den Einrichtungen<br />
formulieren<br />
Arten von Benachteiligungen erkennen<br />
Handlungsgrundsätze und Maßnahmen, <strong>die</strong><br />
Benachteiligungen entgegen wirken, nachvollziehen<br />
können<br />
3. Einzelne in sozialen Bezügen erfassen<br />
und stärken<br />
Soziale Rollen und Rollenkonflikte erkennen<br />
Sich im Interesse sozialer Werte mit Gruppen<br />
und Personen solidarisieren<br />
Prozessen von Stigmatisierung und abweichendem<br />
Verhalten entgegenwirken<br />
4. Die Bedeutung von allgemeinen Rechtsbestimmungen<br />
<strong>für</strong> den beruflichen Alltag<br />
verstehen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Menschenwürde, -rechte, unterschiedliche<br />
Ausprägungen sozialer Werte<br />
und Normen<br />
Voraussetzungen und Stellenwert in<br />
Bezug auf Bildung in unterschiedlichen<br />
gesellschaftlichen Gruppen (vgl. Pisa-<br />
Stu<strong>die</strong>; Diskussion zum Gendermainstreaming)<br />
z. B. Intentionen und Leistungen des<br />
BSHG, des SGB VIII (KJHG) und des<br />
KiTaG von Rheinland-Pfalz<br />
Sozialraumorientierung in der Kinder-<br />
und Jugendhilfe (etwa in sozialen<br />
Brennpunkten/Gemeinwesenarbeit)<br />
Verbundsysteme der Jugendhilfe<br />
(vgl. LM 13 - LM 15)<br />
auch im Hinblick auf Macht und Gewalt,<br />
Majorität und Minorität, Arm und Reich,<br />
kulturelle und nationale Zugehörigkeit<br />
z. B. sich in Gremien organisieren, Ehrenämter<br />
übernehmen<br />
Auszüge aus GG, BGB, Arbeits- und<br />
Tarifrecht, Personalvertretungsgesetz,<br />
Bildungsfreistellungsgesetz<br />
Mutterschutzgesetz u.a.<br />
Berücksichtigung von Sonderregelungen<br />
in Tendenzbetrieben, z. B. Kirchen<br />
(Arbeitsfeldbezogene Rechtsbestimmungen<br />
werden im Rahmen anderer<br />
Lernmodule Kontext-bezogen aufgegriffen.)
Lernmodul 3: Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Strukturen und gesellschaftspolitisches<br />
Handeln (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
18<br />
5. Grundzüge von Verwaltungsstrukturen<br />
und Verwaltungshandeln im beruflichen<br />
Alltag berücksichtigen<br />
Verwaltungsakte in verschiedenen Praxisfeldern<br />
kennen<br />
In Bezug auf ausgewählte Situationen Verwaltungshandeln/-abläufe<br />
im Rahmen von<br />
Verwaltungsstrukturen erfassen<br />
Bei Verwaltungsabläufen mitwirken<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
rechtliche Bedeutung von Verwaltungsakten<br />
an Beispielen erarbeiten<br />
z. B. bei Einstellungen, Aufnahme von<br />
zu Betreuenden, Entwicklung von Konzeptionen<br />
Rechtsmittel gegen Verwaltungsakte<br />
z. B. Briefe an Behörden verfassen
II. Fachrichtungsbezogener Bereich<br />
19<br />
Lernmodul 4: Persönliche und berufliche Identität bilden, weiterentwickeln und reflektieren<br />
(80 Std.)<br />
Der Beginn der Ausbildung an der <strong>Fachschule</strong> stellt als Übergang zu einer neuen Bildungs-<br />
und Lebensphase <strong>die</strong> Möglichkeit dar, eigene Biografien bzw. Lebensentwürfe in den Blick<br />
zu nehmen und eigene Wahrnehmungsprozesse kritisch zu überprüfen. Dabei ist zu berücksichtigen,<br />
dass in unserer postmodernen Gesellschaft Lebensläufe oft nicht „geradlinig“ in<br />
klar vorhersehbaren Bahnen verlaufen, sondern vielmehr durch „Brüche“ in Lebenswegen<br />
gekennzeichnet sind (z. B. durch Scheidungssituationen, notwendige Mobilität und Migration<br />
von Familien), <strong>die</strong> verarbeitet werden müssen, zumal sie auch mit psychischen Veränderungen<br />
verbunden sein können. Dies gilt <strong>für</strong> <strong>die</strong> angehenden Erzieherinnen und Erzieher selbst<br />
wie <strong>für</strong> <strong>die</strong> von ihnen zu betreuenden Menschen. Es geht also darum, Anforderungen an sich<br />
selbst zu definieren (auch ein Akt der Identitätsbildung), aus <strong>die</strong>ser Situation heraus <strong>die</strong> Bedeutung<br />
von „Übergängen“ und „Brüchen“ im Leben zu Betreuender zu erfassen und mögliche<br />
Wege zu ihrer Verarbeitung zu entwickeln. Dabei sollen <strong>die</strong> Fachschülerinnen und Fachschüler<br />
sich auch fragen, „was sie trägt“, um Belastungssituationen durchzustehen, welche<br />
Erfahrungen, ja Widerfahrnisse mit der religiösen Dimension menschlichen Lebens gemacht<br />
wurden.<br />
Darüber hinaus fordert der Anfang der Fachschulzeit geradezu heraus, eine vertiefte Sicht<br />
von der Komplexität des eigenen Berufsfeldes, den grundlegenden Aufgaben und Zielen<br />
sozialpädagogischer/sozialer Arbeit zu gewinnen, um angesichts der Faszination der beruflichen<br />
Möglichkeiten Fragestellungen zur zu erwerbenden Professionalität und Fachlichkeit zu<br />
gewinnen. Zugleich kann <strong>die</strong> Reflexion erlebter Praxissituationen den künftigen Erzieherinnen<br />
und Erziehern verdeutlichen, dass sie selbst von sich aus Handlungsweisen erarbeiten<br />
sollen und nicht einfach „Rezepte“ <strong>für</strong> „richtiges“ pädagogisch-psychologisches und didaktisch-methodisches<br />
Agieren in der Fachschulausbildung erwarten dürfen. Sie entwickeln sich<br />
in Interaktionsprozessen untereinander, mit Lehrenden und Praxisvertretern zu Erzieherpersönlichkeiten.<br />
Dies ist eine Situation, <strong>die</strong> sich auch später im Berufsalltag durch <strong>die</strong> Wirkung<br />
guter Teamarbeit fortsetzt und mit ein Weg zu qualitätsvoller Arbeit ist.<br />
Für LM 4.7 (aus LM 12 ausgelagert) wird ein Zeitansatz von zusätzlich 10 Stunden festgesetzt.<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. Sich mit dem eigenen Lebensentwurf<br />
und dem anderer auseinander setzen<br />
und zu ihm Stellung nehmen<br />
Persönliche/berufliche Identität selbst entwickeln<br />
und dazu eigene Entwicklungsaufgaben<br />
beschreiben<br />
Möglichkeiten positiver Entwicklungen aufzeigen<br />
und entsprechende Vorgehensweisen<br />
entwickeln<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
(vgl. LM 12.1)<br />
<strong>die</strong> eigene Persönlichkeit und <strong>die</strong> Rolle<br />
als Pädagogin und Pädagoge in sozialpädagogischen<br />
Institutionen<br />
Möglichkeiten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Erhaltung, Erweiterung<br />
und Fortbildung der beruflichen<br />
Fähigkeiten<br />
eigene Biografien und <strong>die</strong> von Kollegen/anderen<br />
Fachschülerinnen
20<br />
Lernmodul 4: Persönliche und berufliche Identität bilden, weiterentwickeln und reflektieren<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
„Übergänge“ und „Brüche“ in Lebensläufen<br />
erkennen und ihre Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> sozialpädagogische/soziale<br />
Arbeit sowie selbst<br />
entwickelte Lösungen aufzeigen<br />
2. Aufgaben sozialpädagogischer Organisationen<br />
und Einrichtungen in unterschiedlichen<br />
Praxisfeldern <strong>für</strong> Erzieherinnen<br />
und Erzieher erfassen und dabei<br />
− grundlegende Ziele sozialpädagogischer/sozialer<br />
Arbeit und Zielsetzungen<br />
sozialpädagogischer Institutionen,<br />
− Berufe im Bereich sozialpädagogischer/sozialer<br />
Arbeit,<br />
− Anforderungen an Erzieherinnen und<br />
Erzieher und<br />
− Auswirkungen von rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
<strong>für</strong> ihre Berufstätigkeit<br />
untersuchen und auswerten<br />
3. Praxissituationen mit unterschiedlichen<br />
Methoden systematisch reflektieren<br />
4. Eigene Wahrnehmungsprozesse kritisch<br />
überprüfen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
z. B. durch Migration, verschiedene<br />
Familienphasen, Scheidungsfamilien,<br />
Nacheinander von Bildungsgängen<br />
Resilienz bzw. protektive Faktoren vs.<br />
Vulnerabilität<br />
(vgl. LM 14.5 und LM 15.2)<br />
(vgl. LM 6)<br />
auch sozialpädagogische/soziale Arbeit<br />
in Schulen<br />
auch im Hinblick auf sozialpädagogische<br />
Einrichtungen im Verbund eines<br />
sozialen Netzes<br />
Bedeutung interdisziplinärer Arbeit<br />
öffentliche, freie und private Träger der<br />
sozialpädagogischen/sozialen Arbeit,<br />
<strong>die</strong> LIGA der Spitzenverbände<br />
Grundaufgaben von Erzieherinnen und<br />
Erziehern<br />
notwendige Kenntnisse, Fähigkeiten<br />
und Haltungen<br />
Frage der Professionalität bzw. Fachlichkeit<br />
Orientierung an Gesetzen, Richtlinien<br />
und pädagogischen Empfehlungen <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> verschiedenen Praxisfelder<br />
z. B. auch im Hinblick auf Praktikumsstellen<br />
und Arbeitsstellen (etwa<br />
bei Bewerbungssituationen)<br />
Reflexion bisher erlebter Praxissituationen<br />
Wahrnehmungsprozesse und Einflussfaktoren<br />
soziale Wahrnehmung<br />
(vgl. LM 6.1 und LM 8)
21<br />
Lernmodul 4: Persönliche und berufliche Identität bilden, weiterentwickeln und reflektieren<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
5. Im Team arbeiten<br />
Ziel- und aufgabenorientiert eigene Ressourcen<br />
einbringen<br />
Organisatorische Prozesse abstimmen<br />
Sich an der Reflexion und Evaluation der<br />
Teamarbeit beteiligen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
z. B. Reflexion und Überprüfung von<br />
Qualität<br />
Entwicklung einer Feed-back-Kultur<br />
(vgl. LM 11.4)<br />
6. Mit Belastungssituationen umgehen Möglichkeiten der Psychohygiene<br />
Dieses Ziel muss bei den weiteren<br />
Lernmodulen mit verfolgt werden.<br />
(vgl. LM 15.8)<br />
7. Religiöse Identität und Berufsrolle der<br />
Erzieherin/des Erziehers reflektieren<br />
Die eigene religiöse Sozialisation wahrnehmen<br />
und sich mit ihr auseinander setzen<br />
Hypothesen über <strong>die</strong> Entstehung des<br />
Glaubens (als Vertrauen) kennen und diskutieren<br />
Aufgaben und Ziele religiöser Erziehung<br />
von Kindern und Jugendlichen klären und<br />
begründen<br />
Erfahrungen mit dem bisherigen Religionsunterricht<br />
Bedeutung von Religion und Kirche<br />
eigene religiöse Lebenslinie<br />
religiöse Motive der eigenen Berufswahl<br />
Beobachtungen religiöser Erziehung im<br />
Vorpraktikum/ den Praktika<br />
Ermutigung, eigene Erfahrungen - auch<br />
negative - mitzuteilen<br />
Urvertrauen (Erikson), andere religionspsychologische<br />
Ansätze (B. Grom)<br />
Auseinandersetzung mit der Forderung<br />
nach einer „weltanschaulich-neutralen”<br />
Erziehung<br />
Beispiele religiöser Erziehung kennen<br />
lernen<br />
Aufgaben und Ziele benennen<br />
Planungseinheiten religiöser Erziehung<br />
analysieren<br />
Zielvorstellungen <strong>für</strong> religiöse Erziehung<br />
selbständig formulieren und gewichten
22<br />
Lernmodul 4: Persönliche und berufliche Identität bilden, weiterentwickeln und reflektieren<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
Auftrag religiöser Erziehung in öffentlichen<br />
und kirchlichen Einrichtungen kennen lernen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Auseinandersetzung mit dem Selbstverständnis<br />
von Einrichtungen in den<br />
Bereichen der Kindertagesstätten, der<br />
Kinder- und Jugendarbeit, der Erziehungshilfe<br />
und der Behindertenarbeit<br />
z. B. anhand der Grundlagenpapiere<br />
der staatlichen und kirchlichen Fachverbände,<br />
der staatlichen und kirchlichen<br />
Träger, Befragungen von Repräsentanten<br />
aus Staat und Kirche, z. B.<br />
Fachberater
Lernmodul 5: Gesunde Entwicklung fördern und Lebenspraxis vermitteln (160 Std.)<br />
23<br />
Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich mit beruflichen Handlungssituationen<br />
auseinander, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Versorgung und Pflege der zu Betreuenden betreffen. Die Vorbildfunktion<br />
und das Verantwortungsbewusstsein im Hinblick auf <strong>die</strong> eigene Gesundheit und im Umgang<br />
mit der Umwelt sind dabei von besonderer Bedeutung.<br />
Je nach Vorkenntnissen der Fachschülerinnen und Fachschüler müssen berufsrelevante<br />
medizinische Grundlagen vermittelt werden, wobei auch aktuelle Probleme (z. B. neue Erkrankungen,<br />
Seuchen) aufzugreifen sind. In der Auseinandersetzung mit der körperlichen<br />
Entwicklung liegt der Schwerpunkt auf der Sexualerziehung.<br />
Kenntnisse über einfache hauswirtschaftliche Tätigkeiten und lebenspraktische Fertigkeiten<br />
sind vorauszusetzen. Darauf aufbauend erwerben <strong>die</strong> Fachschülerinnen und Fachschüler <strong>die</strong><br />
Fähigkeit, Aktivitäten, <strong>die</strong> zur Bewältigung des Alltags <strong>die</strong>nen, zu planen, durchzuführen und<br />
zu reflektieren. Dabei sind sowohl gezielt geplante Aktionen als auch fortlaufende Maßnahmen,<br />
<strong>die</strong> im beruflichen Alltag durchgängig berücksichtigt werden sollten, zu beachten.<br />
Gesundheitserziehung und lebenspraktische Erziehung stehen in engem Zusammenhang<br />
zur Umwelterziehung. Möglichkeiten umweltschützerischen Handelns werden daher, soweit<br />
sie typischen beruflichen Handlungssituationen entsprechen, in <strong>die</strong>sem Lernmodul vermittelt.<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. Maßnahmen zur ganzheitlichen Versorgung<br />
und Pflege durchführen<br />
Alltägliche Grundversorgung leisten und<br />
Zuwendung geben<br />
Hygienebestimmungen kennen und beachten<br />
Körper- und Zahnpflege vermitteln<br />
Erste Hilfe leisten<br />
Häusliche Pflegemaßnahmen durchführen<br />
Arzneimittel sachgemäß lagern und vorschriftsmäßig<br />
verabreichen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Wertschätzung, Raum geben und gestalten,<br />
Tagesstruktur, Ernährung,<br />
Säuglingspflege<br />
Lebensmittel-Hygiene-Verordnung<br />
(vgl. LM 3 und LM 13)<br />
Erste-Hilfe-Kurs, speziell „Erste Hilfe<br />
am Kind“<br />
(vgl. LM 15.7)
24<br />
Lernmodul 5: Gesunde Entwicklung fördern und Lebenspraxis vermitteln (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
2. Zur Förderung der Gesundheit beitragen<br />
Eigenes Verhalten reflektieren<br />
Zur gesundheitsbewussten Lebensführung<br />
anleiten<br />
Gesundheitliche Gefahren erkennen<br />
Infektionsschutzbestimmungen kennen und<br />
einhalten<br />
Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge und<br />
Gesunderhaltung kennen<br />
3. Körperliche Entwicklung begleiten<br />
Wachstums- und Reifungsprozesse beurteilen<br />
Die eigene Geschlechtsrolle reflektieren<br />
Altersgemäße Aufklärung leisten<br />
Sexualität als Teil des Menschen erfassen<br />
Möglichkeiten und Grenzen pädagogischen<br />
Handelns in Bezug auf Sexualität erkennen<br />
4. Lebenspraktische Tätigkeiten einüben<br />
Lebenspraktische Aktivitäten adressatengerecht<br />
vermitteln<br />
Zu einer selbstständigen Bewältigung des<br />
Alltags anleiten<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
(vgl. LM 8)<br />
(ergänzend zu LM 4)<br />
z. B. gesunde Ernährung; Körperhaltung,<br />
Bewegung, Schlaf, Ruhe<br />
z. B. Infektionen, Parasiten, Allergien,<br />
Gifte, Süchte, Haltungsschäden, Unfallgefahren,<br />
Erkrankungen der Zähne<br />
und des Zahnhalteapparates<br />
Infektionsschutzgesetz (IfSG)<br />
(vgl. LM 13.8)<br />
insbesondere Meldepflicht<br />
z. B. Vorsorgeuntersuchungen, Früherkennungsuntersuchungen,Impfungen<br />
prä- und postnatale Entwicklung<br />
Dentifikation<br />
Sexualerziehung (z. B. Nähe und Distanz,<br />
Grenzen setzen, Schwangerschaftsverhütung,<br />
sexueller Missbrauch,<br />
AIDS)<br />
(vgl. LM 14.5)<br />
kindliche Sexualität akzeptieren<br />
Sexualität beeinträchtigter Menschen<br />
akzeptieren<br />
z. B. Verkehrserziehung, hauswirtschaftliche<br />
Aktivitäten, Umgang mit<br />
Geld, Kleidung, Haustierhaltung<br />
(vgl. LM 13 - 15)
25<br />
Lernmodul 5: Gesunde Entwicklung fördern und Lebenspraxis vermitteln (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
5. Zu umweltbewusstem Handeln anleiten<br />
Eigenes Verhalten reflektieren und Vorbildfunktion<br />
übernehmen<br />
Möglichkeiten umweltbewussten Verhaltens<br />
erkunden<br />
Umweltbewusstes Verhalten im pädagogischen<br />
Alltag einüben<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
(vgl. LM 9.4)<br />
Lärm/Ruhe<br />
verantwortungsbewusster Umgang mit<br />
Ressourcen<br />
der Mensch als Teil der Umwelt<br />
Ehrfurcht vor allem Lebendigen<br />
Liebe zur Natur<br />
(vgl. LM 12.6)<br />
Kontaktaufnahme mit außerschulischen<br />
Fachleuten und Umweltschutzorganisationen<br />
umweltbewusstes Verhalten als durchgängiges<br />
Prinzip pädagogischen Handelns
26<br />
Lernmodul 6: Lebensfelder erfassen, Verhalten beobachten, Dokumentationen erstellen<br />
und auswerten (200 Std.)<br />
In <strong>die</strong>sem Lernmodul erwerben <strong>die</strong> Fachschülerinnen und Fachschüler Kenntnisse und Fähigkeiten,<br />
<strong>die</strong> eine grundlegende Voraussetzung <strong>für</strong> pädagogisches Handeln in Einzel- und<br />
Gruppensituationen, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anregung und Unterstützung von Bildungsprozessen, <strong>die</strong> Planung<br />
und Durchführung von Fördermaßnahmen und Beratung darstellen.<br />
Diese Fähigkeiten und Kenntnisse beziehen sich zum einen auf <strong>die</strong> Erfassung von Lebensfeldern<br />
und -situationen der zu Betreuenden, zum anderen auf <strong>die</strong> Beobachtung des Verhaltens<br />
<strong>die</strong>ser Personengruppe. Damit beides möglichst objektiv geschehen kann, ist es unerlässlich,<br />
dass <strong>die</strong> künftigen Erzieherinnen und Erzieher sich mit den Prozessen der eigenen<br />
sozialen Wahrnehmung auseinander setzen.<br />
Fähigkeiten und Kenntnisse zur Erfassung von Lebensfeldern bzw. Sozialräumen und Lebenssituationen<br />
beinhalten <strong>die</strong> sichere Handhabung eines geeigneten methodischen Inventars<br />
zur Gewinnung der Daten, aber auch das theoretische Wissen, das es ermöglicht, <strong>die</strong><br />
Bedeutung der Lebensfelder etc. <strong>für</strong> den zu Betreuenden zu erkennen und darauf aufbauend<br />
pädagogisch begründete Maßnahmen zu planen und didaktisch-methodische Entscheidungen<br />
zu fällen.<br />
Entsprechendes gilt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beobachtung von Verhalten: Die Fachschülerinnen und Fachschüler<br />
sind in der Lage, eine den jeweiligen Erfordernissen entsprechende Beobachtung<br />
fachlich kompetent zu planen, durchzuführen und auszuwerten. Für eine fachlich fun<strong>die</strong>rte<br />
Auswertung der Beobachtungen, <strong>die</strong> zu pädagogisch begründeten Schlussfolgerungen führt,<br />
benötigen <strong>die</strong> Fachschülerinnen und Fachschüler Wissen über entwicklungspsychologische<br />
Erkenntnisse und über theoretische Ansätze, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Entstehung von Verhalten aus unterschiedlichen<br />
Perspektiven erklären.<br />
Zwei Gegebenheiten der sozialpädagogischen Praxis soll durch <strong>die</strong> Vermittlung spezieller<br />
Fähigkeiten und Kenntnisse besonders Rechnung getragen werden. Zum einen sind <strong>die</strong> Einflüsse<br />
von Migration sowohl bei den Lebensfeldern/-situationen als auch bei den individuellen<br />
Entwicklungen zu beachten und bei den pädagogischen Zielsetzungen zu berücksichtigen.<br />
Zum anderen erwerben <strong>die</strong> Fachschülerinnen und Fachschüler Kenntnisse und Fähigkeiten,<br />
<strong>die</strong> es ihnen ermöglichen, mit Hilfe moderner Technologien Dokumentationen zu erstellen.<br />
Die Kenntnis relevanter Rechtsvorschriften <strong>für</strong> den Umgang mit personenbezogenen Daten<br />
versetzt <strong>die</strong> zukünftigen Erzieherinnen und Erzieher zudem in <strong>die</strong> Lage, auch in <strong>die</strong>ser Hinsicht<br />
verantwortlich zu handeln.<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. Eigene soziale Wahrnehmungsprozesse<br />
kritisch überprüfen<br />
2. Lebensfelder bzw. Sozialräume und Lebenssituationen<br />
von zu Betreuenden erfassen<br />
und in ihrer Bedeutung <strong>für</strong> ihre<br />
Entwicklung bzw. Sozialisation verstehen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
z. B. in Bezug auf <strong>die</strong> Wahrnehmung<br />
von Personen in bestimmten Sozialräumen<br />
(aufbauend auf LM 4.4)<br />
auch im Hinblick auf didaktischmethodische<br />
Aufgaben
27<br />
Lernmodul 6: Lebensfelder erfassen, Verhalten beobachten, Dokumentationen erstellen<br />
und auswerten (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
3. Verhalten mit ausgewählten Methoden<br />
beobachten und beschreiben<br />
4. Beobachtungsergebnisse interpretieren<br />
unter Beachtung von<br />
− Erziehung als pädagogischer Interaktion<br />
− Rollen und Strukturen in Familien/ Lebensfeldern<br />
bzw. Sozialräumen und<br />
Lebenssituationen/ gesellschaftlichem<br />
bzw. soziokulturellem Hintergrund<br />
− lerntheoretischen und kognitiven Ansätzen<br />
und weiteren aktuellen Ansätzen<br />
5. Einen individuellen Entwicklungsstand<br />
und Entwicklungsverlauf unter Beachtung<br />
unterschiedlicher Lebensabschnitte<br />
und Funktionsbereiche bzw. individueller<br />
Bildungsprozesse mit wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen vergleichen und pädagogische<br />
Folgerungen formulieren<br />
6. Lebenssituationen und individuelle Entwicklung<br />
aufgrund von Migration erfassen<br />
und pädagogische Zielsetzungen<br />
entwickeln<br />
7. Dokumentationen mit neuen Technologien<br />
erstellen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Gelegenheitsbeobachtung und systematische<br />
Beobachtung in Bezug auf<br />
bestimmte Beobachtungsaspekte<br />
Beobachtung im Hinblick auf<br />
Bildungs- und Lerndokumentationen,<br />
Ressourcen/Begabungen, Förderbedarf,<br />
Verhaltensauffälligkeiten<br />
(vgl. LM 9)<br />
z. B. aus systemischer Sicht, etwa bei<br />
Scheidungsfamilien<br />
Reifung, Lernen, Wirkung personaler<br />
Faktoren<br />
Funktionsbereiche: z. B. Psychomotorik,<br />
Kognition, Emotion, Sozialverhalten<br />
(vgl. LM 8 und LM 11)<br />
z. B. um das Kind/den Jugendlichen als<br />
Akteur seiner Entwicklung zu sehen<br />
und zu begleiten, etwa durch Dokumentation<br />
von Lerngeschichten<br />
Hierbei ist <strong>die</strong> im Kinder- und Jugendhilfebereich<br />
aktuelle Software einzusetzen
28<br />
Lernmodul 6: Lebensfelder erfassen, Verhalten beobachten, Dokumentationen erstellen<br />
und auswerten (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
8. Rechtliche Bestimmungen beim Umgang<br />
mit personenbezogenen Daten beachten<br />
Hinweise zum Unterricht
29<br />
Lernmodul 7: Erziehungssituationen gestalten (200 Std.)<br />
Erzieherisches Handeln findet in erster Linie durch <strong>die</strong> Gestaltung zwischenmenschlicher<br />
Beziehungen und Situationen statt. Die Haltung der Erzieherin/des Erziehers lässt hierbei<br />
insbesondere <strong>die</strong> Beachtung des Rechtes auf Freiheit, persönlicher Entfaltung und Selbständigkeit<br />
der ihr/ihm anvertrauten Menschen erkennen. Die pädagogische Arbeit ist so<br />
angelegt, dass <strong>die</strong> Beteiligung der Kinder und jungen Menschen als Planungs- und Handlungsgrundsatz<br />
von Erziehungsprozessen gilt.<br />
Die Fachschülerinnen und Fachschüler setzen sich mit eigenen Sozialisationserfahrungen<br />
auseinander. Sie erarbeiten sich grundsätzliche und vielseitige Einsichten in <strong>die</strong> Komplexität<br />
menschlicher Entwicklung und Erziehung, ihrer Bedingungen und Abhängigkeiten. Die<br />
Kenntnis sozialwissenschaftlicher Theorien und Modelle zur Erklärung menschlichen Verhaltens<br />
befähigt sie zur professionellen, konzeptionell bestimmten Begleitung von Menschen.<br />
Sie sind in der Lage, von eigenen Überlegungen ausgehend zu urteilen, ihre Entscheidung<br />
pädagogisch zu begründen und verantwortlich zu handeln. Die unlösbare Spannung zwischen<br />
den Möglichkeiten und Grenzen von Erziehung wird erkannt und akzeptiert.<br />
Pädagogisches Handeln findet häufig in Spielsituationen statt. Fachschülerinnen und Fachschüler<br />
lernen, spielerische Aktivitäten durch Beobachtung zu erschließen, fördernde Bedingungen<br />
<strong>für</strong> vielfältige und anregende Spiele zu schaffen sowie zu Betreuende bei der Verwirklichung<br />
ihrer Spielideen und bei der Erweiterung ihrer Spielfähigkeit zu unterstützen.<br />
Eine besondere Möglichkeit des Umgangs mit Werten und Traditionen unterschiedlicher Kulturen<br />
bietet sich im Feiern von Festen. Festanlässe werden betrachtet, Hintergrundwissen<br />
über Sitten und Bräuche erworben, ein Festablauf organisiert.<br />
Für den religionspädagogischen Teil von LM 7.5 (aus LM 12 ausgelagert) wird ein Zeitansatz<br />
von zusätzlich 16 Stunden festgesetzt.<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. In Alltagssituationen erzieherisch handeln<br />
unter Beachtung von<br />
− Wahrnehmung und Interpretation der<br />
Situation unter Berücksichtigung spezifischer<br />
Sozialisationserfahrungen<br />
− interkulturellen, geschlechts-, familien-<br />
und milieuspezifischen Aspekten<br />
− Klärung der erzieherischen Bedeutung/Relevanz<br />
<strong>für</strong> Erziehungsziele<br />
− Prüfung der Handlungsmöglichkeiten<br />
− Entscheidung <strong>für</strong> Handeln im Rahmen<br />
des bestehenden Auftrages<br />
− Reflexion - Bewertung - Evaluation<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
(vgl. LM 6)<br />
Reflexion der eigenen Erziehung und<br />
sozialen Wert- und Normvorstellungen<br />
mein Bild vom Kind<br />
(vgl. LM 4 und LM 5)<br />
gesellschaftliche Werte und Erziehungsziele<br />
pädagogische Handlungsformen und<br />
ihre möglichen Wirkungen<br />
Beachten von Antinomien in der pädagogischen<br />
Arbeit<br />
Formen der Autorität<br />
(vgl. LM 4: Psychohygiene),<br />
Aufzeigen der Möglichkeiten von Supervision<br />
und Intervision
Lernmodul 7: Erziehungssituationen gestalten (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
30<br />
2. Gesprächssituationen mit Einzelnen gestalten<br />
3. Aufgrund der Auseinandersetzung mit<br />
pädagogischen Vorstellungen bzw. Theorien<br />
und Konzepten Handlungsmöglichkeiten<br />
in Erziehungssituationen entwickeln<br />
und begründen<br />
4. Spielsituationen <strong>für</strong> Einzelne und Gruppen<br />
gestalten<br />
5. Feste als besondere Erziehungssituationen<br />
planen und gestalten<br />
Unterschiedliche Festanlässe berücksichtigen<br />
Gründe <strong>für</strong> das Feiern von Festen kennen<br />
Die christlichen Festinhalte kennen, auf <strong>die</strong><br />
Erfahrungswelt heutiger Kinder und Jugendlicher<br />
beziehen und miteinander feiern<br />
Weitere Festanlässe und Feste anderer<br />
Kulturen beachten<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
(vgl. LM 10)<br />
Gespräch als Dialog, Informationsgespräch,<br />
Beratungsgespräch, Konfliktgespräch<br />
Kommunikationsmodelle (vgl. LM 1)<br />
Rahmenbedingungen <strong>für</strong> Gespräche,<br />
Phasen eines Gesprächs, Grundsätze<br />
der Gesprächsführung, professionelle<br />
Distanz<br />
Konflikt als Chance, Konfliktlösungsmodelle,<br />
z. B. Mediation<br />
(vgl. LM 9 und LM 12)<br />
z. B. Auseinandersetzung mit bedeutenden<br />
Pädagoginnen und Pädagogen<br />
der Geschichte und Neuzeit<br />
Wesen, Merkmale und Bedeutung des<br />
Spiels,<br />
Spielleitung, Entwicklung des Spielverhaltens,<br />
Möglichkeiten der Spielförderung<br />
in unterschiedlichen Altersstufen,<br />
Spielformen, Spielraumgestaltung<br />
innen und außen, Verhaltensbesonderheiten<br />
beim Spielen<br />
biografische und jahreszeitliche Feste<br />
Hintergrundwissen über Sitten und<br />
Bräuche<br />
(vgl. LM 12.6)
31<br />
Lernmodul 8: Musisch-kreatives und psychomotorisches Handeln anregen und fördern<br />
(400 Std.)<br />
Aktivitäten im musisch-kreativen und psychomotorischen Bereich prägen und bereichern den<br />
pädagogischen Alltag. Vielfältige sinnliche Erfahrungen, eigener und gemeinschaftlicher<br />
Ausdruck sowie aktive körperliche Betätigung tragen bei zur Entwicklung vitaler, genussfähiger,<br />
<strong>die</strong> eigene Umwelt gestaltender Persönlichkeiten.<br />
In <strong>die</strong>sem Lernmodul werden <strong>die</strong> Fachschülerinnen und Fachschüler vorbereitet, Kinder,<br />
Jugendliche und zu betreuende Erwachsene bei psychomotorischem und musisch-kreativem<br />
Handeln zu begleiten und zu unterstützen, sie anzuleiten und Angebote in <strong>die</strong>sem Bereich zu<br />
gestalten. Themen der Kunst- und Werkerziehung, der Musikerziehung, der Rhythmik, der<br />
Spiel- und Bewegungserziehung bilden <strong>die</strong> Inhalte <strong>die</strong>ses handlungsorientiert geprägten<br />
Lernmoduls. Im Fachschulunterricht werden <strong>die</strong> Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten der<br />
Fachschülerinnen und Fachschüler in <strong>die</strong>sem Bereich in erwachsenenspezifischer Form erweitert.<br />
Aus eigenem Erleben heraus soll <strong>die</strong> Bedeutung des musisch-kreativen und psychomotorischen<br />
Bereichs <strong>für</strong> <strong>die</strong> ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung erfahren werden.<br />
In der erzieherischen Praxis werden den zu Betreuenden Möglichkeiten der Selbst- und<br />
Umwelterfahrung sowie der aktiven Freizeitgestaltung eröffnet. Eigene Körperlichkeit wird<br />
bewusst erlebt, Kräfte, Ausdauer, Koordination und Gesundheit werden gefördert. Wahrnehmungs-<br />
und Reflexionsvermögen werden gesteigert, ebenso <strong>die</strong> schöpferischen Fähigkeiten.<br />
Gefühlen, Gedanken und Konflikten wird auf vielfältige Art Ausdruck verliehen.<br />
Handwerkliche Techniken werden zugänglich, Materialien, Klänge und Bewegungsabfolgen<br />
werden erprobt und in Bezug auf eigene Vorhaben beurteilt, Ideen werden umgesetzt und<br />
anderen zugänglich gemacht.<br />
Musisch-kreatives und psychomotorisches Handeln hat starken Erlebnischarakter. Es fördert<br />
Autonomie, Selbstbewusstsein, Individualität und in der vielfach notwendigen Gruppenarbeit<br />
den Gemeinsinn.<br />
Durch Betrachtungen und Analysen von selbst erstellten Arbeiten, von Kunstwerken, von<br />
Inszenierungen sowie Werken der Musik wird das ästhetische Empfinden sensibilisiert und<br />
ein Zugang zur eigenen und zu anderen Kulturen geschaffen.<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. Die Umwelt mit verschiedenen Sinnen<br />
wahrnehmen und <strong>die</strong> Wahrnehmungen<br />
reflektieren<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Außenwelt - Reize - Sinnesorgane -<br />
Erregungsverarbeitung (Perzeption) -<br />
Wahrnehmung (Apperzeption - Umwelt)<br />
- Reaktion<br />
Wahrnehmungstäuschungen<br />
Wahrnehmungsstörungen<br />
Sensorische Integration<br />
(vgl. LM 4.4 und LM 15)<br />
Reizüberflutung<br />
Wahrnehmungsspiele und -übungen<br />
Stille wieder erleben können
32<br />
Lernmodul 8: Musisch-kreatives und psychomotorisches Handeln anregen und fördern<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
2. Bedeutung des Gestaltens von Bewegung,<br />
Musik, Werkstücken und Bildwerken<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Erzieherin/ den Erzieher und<br />
<strong>die</strong> zu Betreuenden erkennen<br />
Gestaltungsvorhaben in der pädagogischen<br />
Praxis im Hinblick auf mögliche Zielsetzungen<br />
analysieren<br />
Sich mit der Pädagogik des bildnerischen,<br />
musikalischen und motorischen Gestaltens<br />
auseinander setzen<br />
Fördermöglichkeiten im musisch-kreativen<br />
und psychomotorischen Bereich erkennen<br />
und einsetzen<br />
Allgemeine Fähigkeiten durch bildnerisches,<br />
musikalisches und motorisches Gestalten<br />
fördern<br />
Begabungen erkennen und fördern<br />
3. Bildnerisch gestalten und dazu anleiten<br />
Sich einfache bildnerische Techniken aneignen,<br />
<strong>die</strong>se adressatengerecht vermitteln<br />
und auf ihre Eignung in der pädagogischen<br />
Praxis reflektieren<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Originalität, Einfallsreichtum, Fantasie;<br />
Motivation, Interesse, Anspruchsniveau;<br />
Zielstrebigkeit, Ausdauer, Frustrationstoleranz;<br />
Kooperationsfähigkeit, Hilfsbereitschaft;<br />
Geschicklichkeit, Sorgfalt, Sauberkeit;<br />
Problemgespür, Kritikfähigkeit,<br />
Beurteilungsvermögen, sprachlicher<br />
Ausdruck;<br />
Aufmerksamkeit, Wahrnehmungsschärfe,<br />
Unterscheidungsvermögen;<br />
Freude am Gestalten, am Ausdruck,<br />
an der Mitteilung, am Schönen, am<br />
Andersartigen;<br />
Kommunikation und Ausdruck von<br />
Emotionen auf nonverbaler Ebene<br />
gegenseitiges Vorstellen verschiedener<br />
bildnerischer Techniken und Anlegen<br />
einer Sammlung verschiedener<br />
Techniken wie:<br />
grafische Techniken, z. B. Aussprengtechnik,<br />
Frottage, Kaltnadel, Materialdruck,<br />
Sgraffito, Monotypie, Pappkantendruck,<br />
Sgrafitto, Silhouettenbilder,<br />
Stempeldruck, Spaltschnitt usw.<br />
malerische Techniken, z. B. Blubbertechnik,<br />
Fadenzug-Technik, Kammzugtechnik,<br />
Kleisterbilder, Marmorieren,<br />
Murmelbilder, Öltunktechnik, Pustetechnik,<br />
Spritztechnik, Wischtechnik<br />
usw.<br />
Gestaltungsspiele, z. B. Cadavre exquis,<br />
Entdeckungsspiele, Gestaltungs-<br />
u./o. Geschicklichkeitswettbewerbe,<br />
„Fotografieren“, Montagsmaler usw.
33<br />
Lernmodul 8: Musisch-kreatives und psychomotorisches Handeln anregen und fördern<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
Mit den grafischen Grundelementen umgehen,<br />
d. h.<br />
eine Grafik in klarem Schwarz-Weiß anfertigen<br />
eine Grafik in einem malerischen Verfahren<br />
anfertigen<br />
Druckverfahren kennen lernen und erproben<br />
Experimentell mit Farben und Werkzeugen<br />
den Farbauftrag gestalten<br />
Farb- und Flächengestaltung in einer<br />
Technik, einem Sujet nach Wahl oder in einer<br />
bestimmten Stilrichtung durchführen<br />
Skulpturen/skulpturale Werkstücke gestalten<br />
Plastiken/plastische Werkstücke gestalten<br />
Objekte gestalten<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Werktechniken, z. B. Filzen, Gipsmaske,<br />
Gipsabguss, Gipsschnitt, Kaltemail,<br />
Metallfolie prägen, Pappmaschee,<br />
Zinnguss usw.<br />
In LM 13 bis 15 sollen einige der erlernten<br />
Techniken den zu Betreuenden<br />
vermittelt werden.<br />
Eignung <strong>für</strong> Illustrationsvorhaben<br />
Feder- oder Filzstiftzeichnung, Scherenschnitt,<br />
Linolschnitt...<br />
Kohle-, Kreide- oder Grafitzeichnung,<br />
lavierte Pinselzeichnung, Aquatinta...<br />
Hochdruck, z. B. Styrenedruck, Materialdruck;<br />
Tiefdruck, z. B. Ätzra<strong>die</strong>rung,<br />
Kaltnadel oder Aquatinta; Durchdruckverfahren,<br />
z. B. Siebdruck...<br />
deckender, halbdeckender, lasierender<br />
Farbauftrag<br />
Farbauftrag mit verschiedenen Werkzeugen,<br />
z. B. Pinsel, Hände, Spachtel,<br />
Schwämme, Lappen...<br />
Farbe mit verschiedenen Werkzeugen<br />
entfernen, z. B. Pinselstiel, Spachtel,<br />
Lappen...<br />
Aquarell, Ölmalerei, Seidenmalerei,<br />
Batik, Stoffcollage, Webarbeit, Mosaik,<br />
mehrfarbiger Druck...<br />
Stillleben, Landschaft, Porträt...<br />
Malen in einer bestimmten Stilrichtung,<br />
z. B. Surrealismus, Kubismus...<br />
abtragende Verfahren<br />
Holz, Stein (Ytong), Gips<br />
modellierende und aufbauende Verfahren,<br />
z. B. Ton Daumenschälchen,<br />
Klümpchentechnik, Wulstaufbautechnik,<br />
Plattenbauweise), Pappmaschee<br />
Gips, Papier, Metall<br />
aus Naturmaterialien, vorgeformten<br />
(Abfall-)Materialien, Papieren, Pappen,<br />
Kartonagen, textilen Geweben ...
34<br />
Lernmodul 8: Musisch-kreatives und psychomotorisches Handeln anregen und fördern<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
Werkzeuge und Werkstoffe kennen lernen<br />
und sachgerecht einsetzen<br />
Maßnahmen der Unfallverhütung und Gesundheitsvorsorge<br />
kennen lernen und anwenden<br />
4. Gestaltete Objekte erleben und besprechen<br />
Ausgewählte und eigene Arbeiten betrachten<br />
und unter vielfältigen Aspekten beurteilen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Werkzeugkunde und Werkzeugbesprechung<br />
begleitend zu den praktischen<br />
Übungen<br />
auf Gefahrenquellen achten<br />
Staub wegsaugen, nicht fegen<br />
bei bestimmten Arbeiten Schutzbrille<br />
tragen<br />
(vgl. LM 5.2)<br />
Betrachtungen in Zusammenhang mit<br />
den eigenen praktischen Vorhaben<br />
Kunstwerke in gleicher/ähnlicher<br />
Technik oder Thematik betrachten und<br />
analysieren<br />
Zwischen- und Abschlussbesprechungen<br />
der eigenen Arbeiten<br />
Thema/Motiv/Aussage;<br />
Wirkung von Farben und Formen,<br />
Farb- und Formkontraste oder -verwandtschaften,<br />
Aspekte der Farblehre;<br />
Licht- und Schattenverteilung;<br />
Umgang mit dem Raum - Erzeugung<br />
von Raumillusion;<br />
Komposition und Ordnungsprinzipien<br />
Einprägsamkeit (Signifikanz); Reichtum<br />
(Varianz); Stimmigkeit, werkimmanente<br />
Logik (Kohärenz); Neuigkeitswert<br />
(Innovation)<br />
Methoden der Bild- und Werkerschließung:<br />
deskriptive, phänomenologische<br />
und hermeneutische Methode<br />
Museumsbesuche<br />
Auseinandersetzung mit der Museumspädagogik<br />
In LM 13 - 15 Arbeiten der zu Betreuenden<br />
und Kunstwerke betrachten und<br />
mit <strong>die</strong>sen besprechen
35<br />
Lernmodul 8: Musisch-kreatives und psychomotorisches Handeln anregen und fördern<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
5. Arbeitsplätze einrichten und Ausstattungen<br />
beurteilen<br />
6. Die gestalterische und musikalische<br />
Entwicklung von Kindern und Jugendlichen<br />
betrachten und analysieren<br />
Arbeiten von Kindern und Jugendlichen betrachten<br />
und analysieren im Hinblick auf<br />
− Entwicklungsstufen und stilistische Besonderheiten<br />
− Menschendarstellung<br />
− Raumorganisation<br />
− Farbausdruck<br />
− individuelle und kulturelle Besonderheiten<br />
Phasen der musikalischen Entwicklung<br />
des Kindes kennen in Bezug auf<br />
− Grundschlag - Rhythmus<br />
− Zusammenspiel<br />
− Melo<strong>die</strong><br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Zusammenstellen von Grundausstattungen,<br />
ggf. Einrichten eines Arbeitsplatzes,<br />
einer Werkstatt, eines Bewegungsraumes,<br />
eines Klangraumes,<br />
eines Ateliers in LM 13 – 15<br />
Materialvielfalt, Ergonomie, Raumnutzung,<br />
Sicherheit, Lichtverhältnisse<br />
Preis-Leistungsverhältnis<br />
Kritzel-, Spiel- oder Bewegungsphase;<br />
naiver oder kindlicher Realismus -<br />
Schemaphase;<br />
visueller Realismus (vgl. LM 11.2 und<br />
LM 6.5)<br />
Einsatz der Zeichnung in Testverfahren<br />
vom Kopffüßler zur gegliederten, proportionsgerecht<br />
erfassten menschlichen<br />
Figur<br />
Streubild, Streifen- oder Standlinienbild,<br />
Steilbild, Mischformen, Schrägbild,<br />
Horizontbild<br />
Bedeutung des Umfeldes, der Nachahmung<br />
und gegenseitigen Beeinflussung<br />
vom individuellen rhythmischen Spiel<br />
zum Imitieren und gemeinsamen Musizieren;<br />
vom Lautieren über freien Dreitongesang<br />
zum Nachsingen von Melo<strong>die</strong>n<br />
mit größerem Ambitus
36<br />
Lernmodul 8: Musisch-kreatives und psychomotorisches Handeln anregen und fördern<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
7. Die eigene Musikalität entdecken und<br />
weiterentwickeln<br />
Musikalische Angebote <strong>für</strong> unterschiedliche<br />
Zielgruppen gestalten<br />
Sich von Musik anregen lassen zu kreativem<br />
Tun<br />
Wirkung von Musik reflektieren<br />
Einfach notierte Lieder und Musikstücke<br />
selbständig erarbeiten und mit den musikalischen<br />
Parametern Metrum, Takt, Rhythmus,<br />
Tonhöhe, Tonalität, Lautstärke, Tempo,<br />
Klangfarbe, Form umgehen<br />
8. Spiel- und Einsatzmöglichkeiten von elementaren<br />
Musikinstrumenten in verschiedenen<br />
Praxisfeldern kennen<br />
Das Instrumentarium kennen und handhaben<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Vorkenntnisse einbringen und Fähigkeiten<br />
erkennen und erweitern;<br />
eigene Hörgewohnheiten reflektieren;<br />
Auseinandersetzung mit verschiedenen<br />
Musikstilen;<br />
Erlernen der Liedbegleitung auf der<br />
Gitarre/dem Keyboard, <strong>für</strong> das Erarbeiten<br />
von Kinderliedmelo<strong>die</strong>n mit der<br />
Blockflöte;<br />
Singen in der Gruppe, z. B. Kanon,<br />
Vor- und Nachsingen, Echosingen,<br />
leichte homofone Sätze<br />
nach Musik malen, frei tanzen, Geschichten<br />
erfinden, meditieren, träumen<br />
Funktionen verschiedener Musik,<br />
Manipulation durch Musik<br />
Möglichkeiten der rezeptiven Musiktherapie<br />
z. B. Kinderlieder, Spielstücke <strong>für</strong> Orff-<br />
Instrumente, Liedbegleitung<br />
körpereigene Instrumente,<br />
Alltagsgegenstände und Naturmaterialien<br />
als Klangerzeuger erproben<br />
einfache Musikinstrumente selbst bauen<br />
Orff-Instrumente und andere Percussionsinstrumente<br />
nutzen<br />
traditionelle Instrumente kennen, <strong>für</strong><br />
Klangaktionen „verfremdet gebraucht“<br />
nutzen können
37<br />
Lernmodul 8: Musisch-kreatives und psychomotorisches Handeln anregen und fördern<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
Improvisationen mit den Schwerpunkten<br />
Klang, Rhythmus und Bewegung anleiten<br />
9. Zum Sprechen und Singen anregen und<br />
anleiten<br />
Grundlagen der Sprecherziehung, Stimmbildung<br />
und Stimmpflege anwenden<br />
Sich ein Liedrepertoire aus verschiedenen<br />
Liedgattungen erarbeiten<br />
Kriterien <strong>für</strong> den Einsatz von Liedern in<br />
verschiedenen Praxisfeldern kennen<br />
Methoden der Liedeinführung einsetzen<br />
Gestaltungsmöglichkeiten zu Liedern entwickeln<br />
10. Methoden der bewussten Erfahrung von<br />
Musik einsetzen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Szenen in Sprache, Klang, Bewegung<br />
darstellen<br />
Gedichte, Geschichten, Bilder mit<br />
Klängen gestalten<br />
Improvisationen nach einfachen Regeln<br />
und Formen (ohne und mit<br />
Rhythmus)<br />
grafische Notation (Verbindungen zu<br />
Notation und Hörbeispielen avantgardistischer<br />
Musik herstellen)<br />
(vgl. LM 1 und LM 11)<br />
Körper- und Atemspiele, Stimmspiele,<br />
Sprechverse und Fingerspiele<br />
Stimmprobleme, z. B. Brummer, Mutation<br />
Lieder verschiedener Art und aus unterschiedlichen<br />
Kulturen kennen und<br />
singen<br />
z. B. Tonumfang, Melo<strong>die</strong>verlauf, Inhalt,<br />
Text, Rhythmik<br />
verschiedene Möglichkeiten der Hinführung<br />
und Erarbeitung von Liedern<br />
Bewegungsbegleitung, z. B. Tanz, Gestik,<br />
Pantomime<br />
rhythmische Begleitung, Stabspielbegleitung,<br />
Variieren und Umgestalten<br />
von Texten und Melo<strong>die</strong>n<br />
z. B. Hörverläufe, Gliedern durch Bewegung,<br />
durch Zeichnen, durch Spielhandlung<br />
Instrumente heraushören<br />
Mitspielen zu gehörten Musikstücken
38<br />
Lernmodul 8: Musisch-kreatives und psychomotorisches Handeln anregen und fördern<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
11. Die eigene Sozialisation in Bezug auf<br />
Sport und Bewegung und <strong>die</strong> eigene<br />
Einstellung zum Stellenwert von Sport<br />
reflektieren<br />
12. Möglichkeiten zur Bewegung unter Berücksichtigung<br />
psychomotorischer Aspekte<br />
nutzen<br />
Bewegungsräume erkennen, schaffen und<br />
nutzen<br />
13. Bewegungsangebote <strong>für</strong> unterschiedliche<br />
Zielgruppen planen, durchführen<br />
und reflektieren<br />
Durch psychomotorische Bewegungsangebote<br />
fördern<br />
Grundlegende Bewegungsfähigkeiten und<br />
-fertigkeiten zielgerichtet fördern<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
(vgl. LM 5.2)<br />
Einflussfaktoren<br />
individuelles Körperbild und Bewegungserfahrungen<br />
Überwindung von Ängsten und Bewegungshemmungen<br />
persönliche Zielsetzungen und Stellenwert<br />
der Bewegung im eigenen Leben<br />
eigene Erfahrungen mit den motorischenHauptbeanspruchungsformen/Komponenten<br />
der Kondition<br />
(Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit,<br />
Schnelligkeit, Koordination)<br />
Erfahrungen mit Spannung und Entspannung<br />
Bedeutung von Wahrnehmung und<br />
Bewegung <strong>für</strong> <strong>die</strong> kindliche Entwicklung<br />
Bewegungsräume: z. B. Bewegungsinseln,<br />
Bewegungsraum<br />
Außengelände einer Einrichtung,<br />
Turnhalle, Wald<br />
z. B. Beachtung des Prinzips „Vom<br />
Sitz- zum Bewegungskindergarten“<br />
Bewegungsbaustelle/-landschaften,<br />
kreativer Umgang mit Alltagsmaterialien<br />
Zielsetzungen, Körpererfahrungen,<br />
Materialerfahrungen, Sozialerfahrungen,<br />
Spaß und Freude an der Bewegung<br />
Bewegungsfähigkeiten, z. B. Gleichgewicht,<br />
Reaktion, Orientierung
39<br />
Lernmodul 8: Musisch-kreatives und psychomotorisches Handeln anregen und fördern<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
Bewegungsspiele adressatengerecht gestalten<br />
bzw. initiieren<br />
14. Angebote zur Rhythmik planen, durchführen<br />
und reflektieren<br />
Durch Musik, Bewegung, Material und<br />
Sprache fördern<br />
15. Angebote zum Tanzen <strong>für</strong> verschiedene<br />
Altersstufen und in verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten<br />
planen, durchführen<br />
und reflektieren<br />
16. Bewegung im Rahmen der Wassergewöhnung<br />
adressatengerecht anleiten<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Bewegungsfertigkeiten mit Groß- und<br />
Kleingeräten und Alltagsmaterialien:<br />
z. B. Werfen, Fangen, Rollen, Springen<br />
präventive Bewegungsangebote, z. B.<br />
in Bezug auf Haltungs-, Organleistungs-<br />
und Koordinationsschwäche<br />
kleine Spiele, Variationen<br />
große Sportspiele<br />
spielgemäßes Konzept<br />
(vgl. auch LM 10.5)<br />
(vgl. LM 11.2)<br />
Förderungsbereiche, z. B. Wahrnehmung,<br />
Konzentration, soziales Verhalten<br />
Kinder- und Jugendtänze aus aller<br />
Welt<br />
moderne Tanzformen wie Jazztanz,<br />
Hip-Hop, auch Kombinationen aus<br />
dem Bereich der Aerobic<br />
Tanzen mit beeinträchtigten Menschen<br />
(vgl. LM 15)<br />
Einsatz von Schwimm- und Auftriebshilfen<br />
17. Angebote zur Entspannung gestalten Stilleübungen, Snoezelen, Yoga, progressive<br />
Relaxation<br />
(vgl. LM 15)
40<br />
Lernmodul 8: Musisch-kreatives und psychomotorisches Handeln anregen und fördern<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
18. Inszenierungen planen, ausgestalten und<br />
präsentieren<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Auswahl des Stücks oder Erfinden der<br />
Handlung, der Musik, der Tanz- und<br />
Bewegungsformen<br />
Bühnenbild und Bühnenraum gestalten<br />
Kostüm und Maske<br />
Puppentheater, Schattentheater, Film<br />
öffentlichkeitswirksame Präsentation<br />
der Inszenierung
Lernmodul 9: Bildungsprozesse anregen und unterstützen (180 Std.)<br />
41<br />
Die Fachschülerinnen und Fachschüler „erfahren“, erkennen und verstehen, dass Bildung<br />
ein ganzheitlicher, individueller, lebenslanger Prozess ist und sich in der Auseinandersetzung<br />
mit sich selbst, dem anderen und der Welt vollzieht. Bildung findet so gesehen (mindestens)<br />
vom ersten Tag im Leben eines Menschen statt und dauert bis ins hohe Alter.<br />
Im Sinne von Ganzheitlichkeit ist es <strong>die</strong> Aufgabe der pädagogischen Fachkraft Impulse und<br />
Anregungen zu geben, um <strong>die</strong> komplexen Denkprozesse, <strong>die</strong> <strong>die</strong> zu Betreuenden in ihrer<br />
individuellen geistigen, sozialen, emotionalen und motorischen Entwicklung fördern, anzuregen<br />
und zu vermitteln; <strong>die</strong>s unter größtmöglicher Partizipation und der Würdigung und Einbindung<br />
seiner bereits vorhandenen Kompetenzen. Es geht darum herauszufinden, mit welchen<br />
Themen sich zu Betreuende beschäftigen, womit sie sich aktuell plagen, wo<strong>für</strong> sie sich<br />
interessieren, was sie gerne tun, was sie besonders gut können und mit wem sie gern zusammen<br />
sind. Darüber hinaus sollen <strong>die</strong> Fachschülerinnen und Fachschüler sensibilisiert<br />
werden, welche Themen gesellschaftliche Relevanz besitzen und Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zukunft<br />
erlangen könnten. Hierbei sollen auch kulturelle Werte und religiöse Erfahrungen berücksichtigt<br />
werden.<br />
Auf <strong>die</strong>sem Hintergrund erkennen <strong>die</strong> Fachschülerinnen und Fachschüler, wie <strong>die</strong> Entwicklung<br />
der zu Betreuenden herausgefordert und angeregt werden kann, was ihnen Kreativität,<br />
Spaß am Forschen und Entdecken, am Philosophieren, am „Selbst-tun-Wollen“ ermöglicht.<br />
Die Fachschülerinnen und Fachschüler kennen verschiedene Formen und Methoden der<br />
Dokumentation von individuellen Lernprozessen (Lerngeschichte, Bildungsbiografie).<br />
Für LM 9.8 (aus Lernmodul 12 ausgelagert) wird ein Zeitansatz von zusätzlich 14 Stunden<br />
festgesetzt.<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. Voraussetzungen <strong>für</strong> Bildungsprozesse<br />
erkennen und gestalten<br />
Sich mit Vorstellungen von Bildung und Bildungsprozessen<br />
auseinander setzen<br />
Räume unter Bildungsaspekten gestalten<br />
2. Besondere Begabungen bzw. Hochbegabung<br />
erkennen und geeignete Maßnahmen<br />
ergreifen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
(vgl. LM1 und LM 11)<br />
Menschenbild<br />
Hinterfragen der Rolle von pädagogischen<br />
Fachkräften<br />
Bindungs- und Explorationsverhalten<br />
Beachten von pädagogischen Ansätzen,<br />
z. B. Freinet, Reggio<br />
(vgl. LM 13.2)<br />
Bedeutung lebenslangen Lernens<br />
Funktion der Atmosphäre<br />
zu beachtende Aspekte im Hinblick auf<br />
besondere Begabungen<br />
pädagogische Aufgaben
Lernmodul 9: Bildungsprozesse anregen und unterstützen (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
3. Bildungsprozesse dokumentieren<br />
42<br />
Formen der Bildungs- und Lerndokumentationen<br />
nutzen<br />
Bildungsdokumentationen als Beitrag zur<br />
Qualitätssicherung und -entwicklung einsetzen<br />
Mit Eltern/Familien zusammenarbeiten<br />
Partizipation zu Betreuender beachten<br />
4. Zum Forschen und Entdecken in verschiedenen<br />
Themenbereichen anleiten<br />
Naturwissenschaftlich bemerkenswerte<br />
Phänomene und Experimente aufgreifen<br />
Naturwissenschaftliches Wissen anwenden<br />
lassen<br />
Aus naturwissenschaftlichem Wissen<br />
Schlussfolgerungen ziehen lassen<br />
Zur Auseinandersetzung mit Fragestellungen<br />
mathematischer und technischer Art<br />
anleiten<br />
Zur Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen/ökonomischen<br />
Fragen hinführen<br />
5. Zum Denken und Philosophieren anregen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Ordner/ „eine Kiste“ <strong>für</strong> einzelne zu<br />
Betreuende<br />
Lerngeschichten und Bildungsbiografien<br />
(vgl. LM 6)<br />
vgl. Bildungs- und Erziehungsempfehlungen<br />
<strong>für</strong> Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz<br />
weitere Themenbereiche:<br />
− Geschichte<br />
− Heimatkunde<br />
Grundhaltung sozialpädagogischer<br />
Fachkräfte beim Forschen und Entdecken<br />
mögliche Methoden: Betrachten, Untersuchen,<br />
Beobachten, Experimentieren,<br />
Reparieren, Konstruieren<br />
Exkursionen<br />
Rollenspiel<br />
in Bezug auf <strong>die</strong> Thematisierung von<br />
Umweltfragen vgl. LM 5.5.<br />
Fragehaltung nach Sinn und Ziel des<br />
Lebens wach halten<br />
Geschichten erfinden, erzählen und<br />
interpretieren<br />
Mit unterschiedlichen Interpretationen<br />
der Wirklichkeit und ihrer jeweiligen<br />
Reichweite umgehen<br />
− Was ist Wahrheit?<br />
− Wahrheit von (biblischen) Erzählungen<br />
− Wundererzählungen<br />
− Gleichnisse und Metaphern
Lernmodul 9: Bildungsprozesse anregen und unterstützen (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
43<br />
6. Literatur auswählen und bei verschiedenen<br />
Altersgruppen einsetzen<br />
Bilderbücher, Kinderlyrik, Märchen, Kindergeschichten/Kinderbücher,<br />
Sachbücher,<br />
Erzählungen <strong>für</strong> Jugendliche sowie Zeitschriften<br />
<strong>für</strong> Kinder und Jugendliche nach<br />
− inhaltlichen<br />
− literarischen<br />
− ästhetischen und<br />
− pädagogisch-psychologischen Aspekten<br />
analysieren<br />
Beurteilungskriterien bei verschiedenen<br />
Formen der Kinder- und Jugendliteratur<br />
entwickeln<br />
Mit verschiedenartigen Methoden Formen/Gattungen<br />
der Kinder- und Jugendliteratur<br />
unter Beachtung von Entwicklungsstand,<br />
Anspruchsniveau und Lebenssituationen<br />
der zu Betreuenden einsetzen<br />
Ästhetisches/rhythmisches Erleben bei<br />
Reimen und Gedichten fördern<br />
Leselust fördern<br />
Formen des Ausdrucks von Eindrücken/Empfindungen<br />
bei Literatur ermöglichen<br />
bzw. fördern<br />
7. Audio-visuelle Me<strong>die</strong>n <strong>für</strong> Bildungsprozesse<br />
nutzbar machen<br />
AV-Me<strong>die</strong>n einsetzen<br />
Wirkung von Me<strong>die</strong>n kritisch beurteilen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Stellenwert der Literatur<br />
auch im Hinblick auf <strong>die</strong> Arbeit mit<br />
Menschen mit Beeinträchtigungen<br />
Betrachtung und Gestaltung von Illustrationen<br />
in Verbindung mit LM 8<br />
Übungen zu Formen der Bilderbuchbetrachtung<br />
Übungen zum Vorlesen von Geschichten,<br />
zum Darbieten von Lyrik und zum<br />
Erzählen von Märchen<br />
Schreibwerkstatt<br />
szenisches Spielen, Theaterwerkstatt<br />
(vgl. LM 8)<br />
Auseinandersetzung mit Bewertungskriterien<br />
Bewältigungshilfen <strong>für</strong> den Umgang mit<br />
Me<strong>die</strong>neinflüssen<br />
Herstellung von Me<strong>die</strong>n<br />
(vgl. LM 1.4 und LM 8)
Lernmodul 9: Bildungsprozesse anregen und unterstützen (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
8. Religiöse Traditionen erkennen, wertschätzen<br />
und erlebbar machen<br />
44<br />
Biblische Geschichten in AT und NT exemplarisch<br />
kennen und zugänglich machen<br />
Kinderbibeln beurteilen und in der Praxis<br />
religiöser Erziehung einsetzen<br />
Kulturbildende Traditionen anderer Religionen<br />
kennen lernen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
(vgl. LM 12.6)<br />
Auswahlkriterien <strong>für</strong> geeignete Geschichten<br />
exemplarische Erzähl- und Gestaltungsübungen<br />
Spiele, Musik, Bilder, Tücher, Kerzen,<br />
Rollenspiel, Puppenspiel, Tanzen<br />
unterschiedliche Bewertungskriterien<br />
Erzählbücher, Bilderbücher, Comics<br />
Geschichten von Heiligen und Vorbildern
45<br />
Lernmodul 10: Gruppenpädagogisch arbeiten (100 Std.)<br />
Pädagogisches Handeln von Erzieherinnen und Erziehern bezieht sich zu einem großen Teil<br />
auf Gruppen oder findet in Gruppen statt. Fachschülerinnen und Fachschüler müssen deshalb<br />
<strong>die</strong> Fähigkeit erwerben, Gruppensituationen und -strukturen zu analysieren, um davon<br />
ausgehend Gruppenprozesse zielgerichtet beeinflussen und <strong>die</strong> Prozesse sozialen Lernens<br />
in der Gruppe unterstützen zu können. Eine notwendige Unterstützung bieten dabei schon<br />
erworbene Kenntnisse zu entwicklungspsychologischen Besonderheiten, zur Lebenssituation<br />
und zum kulturellen Hintergrund der von ihnen betreuten Personen. Die Fachschülerinnen<br />
und Fachschüler werden in <strong>die</strong> Lage versetzt, mit unterschiedlichen Methoden Aktivitäten in<br />
und mit Gruppen durchzuführen und dabei <strong>die</strong> Situation der Gruppe und <strong>die</strong> des einzelnen<br />
Gruppenmitgliedes zu beachten. Sie erkennen Situationen, <strong>die</strong> integrative Maßnahmen erforderlich<br />
machen. Die Anwendung <strong>die</strong>ser Maßnahmen ist gekennzeichnet durch methodische<br />
Kenntnisse und Fachwissen bzgl. der zu integrierenden Personen.<br />
Des Weiteren entwickeln <strong>die</strong> angehenden Erzieherinnen und Erzieher <strong>die</strong> Bereitschaft und<br />
<strong>die</strong> Fähigkeit, Prozesse der Partizipation zu unterstützen, Konflikte und Störungen im Zusammenleben<br />
zu akzeptieren, ihre Ursachen zu ergründen und zu einer angemessenen<br />
Konfliktlösung beizutragen.<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. Gruppensituationen und -strukturen<br />
analysieren<br />
2. Soziales Lernen Einzelner in Gruppen<br />
fördern<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Grundlagen der Gruppendynamik<br />
z. B.<br />
Merkmale und Strukturen<br />
soziale Positionen und Rollen<br />
Phasenentwicklung<br />
Gruppen in verschiedenen Sozialräumen<br />
Aussagen der Interaktionspädagogik<br />
Beteiligungs- und Aushandlungsprozesse<br />
in Kinder- und Jugendgruppen,<br />
Bedingungen <strong>für</strong> Selbstorganisation,<br />
Gestaltung von Feedbackprozessen<br />
3. Gruppengespräche moderieren Kinderkonferenzen, Gruppensitzungen,<br />
Arbeitssitzungen<br />
4. Gruppenprozesse durch Intervenieren<br />
und Aktivieren fördern<br />
Gemeinsame Zielfindungsprozesse initiieren<br />
Gruppenkultur entwickeln<br />
Rituale <strong>für</strong> Konfliktlösungen finden<br />
Organisation von Gruppenfahrten, Projekten,<br />
Freizeitaktivitäten, Feiern<br />
Programmgestaltung<br />
Mediation, interkulturelle Mediation
46<br />
Lernmodul 10: Gruppenpädagogisch arbeiten (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
5. Gruppenpädagogische Maßnahmen <strong>für</strong><br />
Einzelne und Teilgruppen gestalten<br />
Neue Gruppenmitglieder integrieren<br />
Gruppenmitglieder mit unterschiedlichem<br />
kulturellem und religiösem Hintergrund integrieren<br />
Unterschiedliche Lebensfelder der Gruppenmitglieder<br />
beachten<br />
Menschen mit Beeinträchtigungen integrieren<br />
Ablösungsprozesse begleiten<br />
6. Aktivitäten mit Gruppen gestalten<br />
Spiele arrangieren<br />
Musisch-kreative Vorhaben initiieren<br />
Experimentelle Projekte entwickeln<br />
Mit Me<strong>die</strong>n arbeiten<br />
7. Aktionen zur Erlebnispädagogik und<br />
Abenteuerpädagogik arrangieren<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
pädagogische Ansätze, z. B. Projektarbeit,<br />
problembezogene Arbeit usw.<br />
Gestaltung von Übergängen<br />
In Verbindung mit LM 8<br />
auch in Zusammenarbeit mit Vereinen,<br />
THW, BUND u. a. Institutionen<br />
z. B. Performances<br />
z. B. Fotopädagogik<br />
Bedeutung entsprechender Aktionen<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Persönlichkeits-/ Sozialentwicklung
47<br />
Lernmodul 11: Sprachkompetenz fördern (80 Std.)<br />
Sozialpädagogische Einrichtungen sind Orte der Kommunikation. Die Sprache ist das wichtigste<br />
Verständigungsmittel zwischen Menschen. Daher unterstützen Hilfen bei der Entfaltung<br />
von Sprachkompetenz den Aufbau des Selbstbildes, <strong>die</strong> Entwicklung sozialer Beziehungen<br />
und <strong>die</strong> Erweiterung von Handlungsfähigkeit. Der Mensch lernt <strong>die</strong> Welt durch <strong>die</strong><br />
Sprache zu verstehen. Dadurch wird Sprache zur wichtigen Voraussetzung <strong>für</strong> Bildungsprozesse.<br />
Sprache wird handelnd im Alltag erworben. Sprachkompetenz lässt sich nicht isoliert fördern,<br />
sondern ist unter dem Aspekt der Ganzheitlichkeit in pädagogische Aktivitäten bzw. Konzepte<br />
eingebunden.<br />
Die Fachschülerinnen und Fachschüler erfahren in <strong>die</strong>sem Lernmodul, wie Kinder Sprache<br />
lernen, eignen sich Kenntnisse zur Sprachentwicklung bei ein- und mehrsprachigen Kindern<br />
an und werden befähigt, gezielte Sprachfördermaßnahmen zu planen und durchzuführen.<br />
Die Fachschülerinnen und Fachschüler erkennen, dass Mehrsprachigkeit eine Kompetenz<br />
ist, <strong>die</strong> man nutzen und fördern soll. Bilingualität wird als Bereicherung wahrgenommen und<br />
in den pädagogischen Alltag und in Sprachförderkonzepte eingebunden. Eigene Fremdsprachenkenntnisse<br />
helfen beim Verstehen und Vermitteln <strong>die</strong>ser Prozesse.<br />
Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher erkennen und analysieren <strong>die</strong> zentrale Bedeutung<br />
ihres eigenen Sprachverhaltens und entwickeln ihre Sprachkompetenz weiter.<br />
Die enge Kooperation mit Familien, Institutionen und Fachkräften wird als wesentliches Unterstützungssystem<br />
gesehen.<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. Die Bedeutung der Sprache bewusst<br />
beachten<br />
2. Sprachliche Entwicklungsverläufe von<br />
Kindern erkennen und in der pädagogischen<br />
Arbeit unter Beachtung des Prinzips<br />
der ganzheitlichen Förderung berücksichtigen<br />
Auffälligkeiten in der Sprache im Vergleich<br />
mit Schritten der allgemeinen Sprachentwicklung<br />
wahrnehmen<br />
Beobachtungsbögen zur Sprachentwicklung<br />
kennen und einsetzen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Einflussfaktoren auf <strong>die</strong> kindliche Sprache<br />
(Zuwendung, Sprachvorbilder, Bewegung,<br />
Me<strong>die</strong>n)<br />
familiäres und soziales Umfeld<br />
Sprachbaum von Wendland,<br />
Sprachentwicklung in der Erst- und in<br />
der Zweitsprache (gesteuerter und<br />
ungesteuerter Spracherwerb)<br />
kommunikative und linguistische Kompetenz<br />
Sprachentwicklungsverzögerungen<br />
und -störungen
48<br />
Lernmodul 11: Sprachkompetenz fördern (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
Angemessene sprachfördernde Maßnahmen<br />
einleiten und durchführen<br />
3. Mehrsprachigkeit als Kompetenz anerkennen<br />
und fördern<br />
Muttersprache anerkennen und fördern und<br />
beim Erwerb der deutschen Sprache berücksichtigen<br />
Bilinguale Konzepte im Alltag anwenden<br />
4. Die Bedeutung der Sprache im Alltag<br />
erkennen und nutzen<br />
Alltägliche Kommunikation reflektieren<br />
Sprechanlässe schaffen und nutzen<br />
Lustvoll mit Sprache umgehen<br />
Sich der Vorbildfunktion der Erzieherinnen<br />
und Erzieher bewusst werden<br />
5. Gezielte Sprachfördermaßnahmen planen<br />
und durchführen<br />
− bei Spielen<br />
− bei Bewegung und Rhythmik<br />
bei Situationen der Sinneswahrnehmung<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
z. B. Symbole erkennen und Laute<br />
zuordnen<br />
Interesse der Kinder <strong>für</strong> Symbole und<br />
Schrift aufgreifen, Literacy-Erziehung<br />
(siehe Film: Donata Elschenbroich:<br />
„Ins Schreiben hinein“)<br />
kritische Betrachtung verschiedener<br />
Beobachtungsbögen und Tests wie<br />
z. B. SISMIK, Screeningverfahren, Beobachtungsmethoden<br />
(vgl. LM 6.5)<br />
Mehrsprachigkeit als Chance <strong>für</strong> ein-,<br />
zwei- und mehrsprachige Kinder<br />
Kennenlernen anderer Sprachen<br />
Beachtung von Empfehlungen der interkulturellen<br />
Pädagogik<br />
Sprachkurse <strong>für</strong> Eltern und Kinder<br />
(vgl. LM 1)<br />
verbale und nonverbale Kommunikation,<br />
eigenes Sprachverhalten, Hochsprache<br />
und Dialekt<br />
Sprache und Emotionalität<br />
Fingerspiele, Reime, rhythmisches<br />
Sprechen, Nonsensverse, Schnellsprechverse<br />
(vgl. LM 8 und LM 9.6)<br />
ein- und mehrsprachige Erzieher,<br />
Sprachentwickler sein,<br />
Wiederholung als Prinzip,<br />
Kommunikationsregeln,<br />
eigene Grenzen erkennen<br />
auch Bilderbuchbetrachtung<br />
Kooperation mit außerschulischen<br />
Fachkräften (Sprachheiltherapeuten/<br />
Sprachheiltherapeutin)
49<br />
Lernmodul 11: Sprachkompetenz fördern (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
6. Die Zusammenarbeit mit Eltern und<br />
Fachkräften als Grundlage <strong>für</strong> eine gute<br />
Sprachentwicklung nutzen<br />
Gemeinsame Möglichkeiten zur Sprachförderung<br />
entwickeln<br />
Sich über Unterstützungssysteme <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />
Sprachförderung informieren und sie nutzen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
familiäre Sprachsituation berücksichtigen
Lernmodul 12 a: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (evangelisch)<br />
(160 Std.)<br />
50<br />
Dieses Lernmodul befähigt <strong>die</strong> zukünftigen Erzieher und Erzieherinnen religionspädagogische<br />
Prozesse in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe zu gestalten: Sie sollen Hilfe zur<br />
Orientierung in der Welt geben, christliche Traditionen erfahrbar machen, zur Identitätsfindung<br />
der Kinder beitragen, Lebensfreude und Mut zur Bewältigung der Zukunftsaufgaben<br />
vermitteln, zum toleranten Umgang mit anderen anleiten, <strong>die</strong> Bildung eines eigenständigen<br />
Gewissens unterstützen und seelsorgerliche Begleitung leisten, damit ein Kind vertrauensvoll<br />
seinen Weg gehen kann. Außerdem <strong>die</strong>nt es der persönlichen Klärung und Vertiefung eigener<br />
Glaubens- und Lebensfragen.<br />
Didaktisch erscheint es sinnvoll, wenn Elemente aus <strong>die</strong>sem Lernmodul an möglichst vielen<br />
Stellen in andere Lernmodule und damit in <strong>die</strong> unterrichtliche Planung und Arbeit einfließen.<br />
Damit jedoch das Gesamtfeld der religiösen Bildung und Erziehung sein Profil behält, ist es<br />
notwendig, seinen Kernbestand in einem eigenständigen Lernmodul zu verorten.<br />
Dieses Lernmodul erfüllt einen verfassungsgemäßen Erziehungs- und Bildungsauftrag. Es<br />
wird konfessionell gebunden von einer Lehrkraft mit Vocatio unterrichtet, bietet aber <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
konfessioneller Kooperation. Die konfessionelle Gebundenheit des Unterrichts erleichtert<br />
<strong>die</strong> notwendige eigene religiöse Identitätsvergewisserung der Fachschüler/innen, <strong>die</strong><br />
sie in <strong>die</strong> Lage versetzt begründet zu urteilen und Verantwortung zu übernehmen. Die bewusste<br />
Öffnung des Unterrichts fördert zugleich das Verstehen anderer Auffassungen und<br />
<strong>die</strong> respektvolle Verständigung mit Menschen anderer Kulturen. (vgl. EKD Denkschrift „Identität<br />
und Verständigung“ 1994) Die Zukunft unserer pluralistischen Gesellschaft liegt im Miteinander<br />
der Kulturen und Religionen. Zugleich ist <strong>die</strong> Auseinandersetzung mit der biblischchristlichen<br />
Tradition, <strong>die</strong> unseren Kulturkreis stark prägt, unerlässlich. Auf <strong>die</strong>ses Wissen<br />
sind auch Menschen anderer Herkunft angewiesen, <strong>die</strong> in Deutschland Heimat finden und<br />
pädagogisch arbeiten wollen. So <strong>die</strong>nt das Lernmodul der beruflichen Qualifizierung der angehenden<br />
Erzieherinnen in konfessionellen und überkonfessionellen Einrichtungen, in dem<br />
es christliche Wertinhalte in aller Freiheit vermittelt und <strong>die</strong> Fähigkeit zur interreligiösen Verständigung<br />
fördert. Dies ist umso wichtiger, da pädagogische Fachkräfte Vorbildfunktion haben<br />
und Kindern und Jugendlichen unterschiedlichster Herkunft gerecht werden müssen.<br />
Das Lernmodul 12 a umfasst insgesamt 160 Unterrichtsstunden. Im Umfang von insgesamt<br />
40 Unterrichtsstunden werden einzelne Bausteine des Moduls in <strong>die</strong> Lernmodule 4, 7 und 9<br />
eingebracht; darauf wird an entsprechender Stelle im <strong>Lehrplan</strong> eigens verwiesen. Hier hat<br />
<strong>die</strong> Lehrkraft <strong>die</strong> Möglichkeit, in den Teams ihre Fachkompetenz einzubringen und an der<br />
Gestaltung der Lernmodule mitzuwirken. Das Lernmodul 12 a wird unterrichtet von Lehrenden,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Lehrbefähigung <strong>für</strong> Evangelischen Religionsunterricht und <strong>die</strong> kirchliche Unterrichtserlaubnis<br />
besitzen.<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. (Religiöse Identität und Berufsrolle der<br />
Erzieherin/des Erziehers reflektieren)<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Diese Handlungssituation ist integriert<br />
in Lernmodul 4.7: „Persönliche und<br />
berufliche Identität bilden, weiterentwickeln<br />
und reflektieren“
Lernmodul 12 a: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (evangelisch)<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
2. Kinder, Jugendliche und zu betreuende<br />
Erwachsene als Subjekte ihrer Entwicklung<br />
wahrnehmen<br />
Eigene Vorstellungen von „Kindheit“ bedenken<br />
Christliche Überlieferungen kennen und<br />
bedenken, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Einmaligkeit und den<br />
unersetzbaren Wert eines Einzelnen hervorheben<br />
Menschen mit psychischen und körperlichen<br />
Beeinträchtigungen besser verstehen<br />
und sie integrieren<br />
Kindern und Jugendlichen helfen Ich-<br />
Stärke und Vertrauen zu entwickeln<br />
51<br />
Religiöse Fragen und Äußerungen von<br />
Kindern/Jugendlichen verstehen, ihre religiöse<br />
Kompetenz würdigen und ihre weitere<br />
Entwicklung begleiten<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Bewusstwerden, woher <strong>die</strong> eigenen<br />
„Daten” von Kindheit kommen<br />
Reflexion der eigenen Kindheit<br />
Darstellungen von Kindheit in Literatur,<br />
Kunst, Me<strong>die</strong>n, Werbung, Alltagssprache<br />
„Das Kind in mir”<br />
in der „Schöpfung” leben: Menschenwürde<br />
und Gottebenbildlichkeit; Vertrauen<br />
in <strong>die</strong> Ordnung der Welt<br />
<strong>die</strong> heilende Kraft Jesu, z. B. Mk 3,1-6;<br />
Lk 13,10-17<br />
Jesu Solidarität mit Ausgegrenzten, z.<br />
B. Lk 19 (Zachäus)<br />
Jesus und <strong>die</strong> Kinder (Mk 10,13-16)<br />
Achtung des Kindes (vgl. J. Korczak)<br />
unterschiedliche Formen der Behinderung.<br />
In Auseinandersetzung mit dem christlichen<br />
Menschenbild erkennen, dass<br />
Behinderungen <strong>die</strong> Würde eines Menschen<br />
nicht vermindern.<br />
Diskussion um „Sterbehilfe“, „Pränatale<br />
Diagnostik“ und gentechnologische<br />
Möglichkeiten; Beginn und Wert<br />
menschlichen Lebens; Grundlagenpapiere<br />
der großen Kirchen (EKD Texte<br />
20, Zur Achtung vor dem Leben)<br />
(vgl. hierzu ergänzend LM 15)<br />
Situationen aus der eigenen Kindheitsgeschichte<br />
in Erinnerung rufen, <strong>die</strong> Vertrauen<br />
gestärkt haben.<br />
Erzieherverhalten bedenken, das ermutigt<br />
oder entmutigt<br />
„Kriegt ein Hund im Himmel Flügel?“<br />
(J. Zink)<br />
das „Weltbild“ des Kindes (J. Piaget),<br />
egozentrisches, magisch-mythisches<br />
Weltbild
Lernmodul 12 a: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (evangelisch)<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
Religiöse Entwicklung von Kindern und Jugendlichen<br />
am Beispiel der Entwicklung<br />
des Gottesbildes nachvollziehen und begleiten<br />
52<br />
3. Religionspädagogische Konzepte kennen<br />
lernen und Grundsätze <strong>für</strong> <strong>die</strong> eigene<br />
religionspädagogische Arbeit entwickeln<br />
(Mit unterschiedlichen Interpretationen der<br />
Wirklichkeit und ihrer jeweiligen Reichweite<br />
umgehen)<br />
Alltagssituationen religiös deuten und <strong>die</strong>se<br />
Interpretation Kindern und Jugendlichen<br />
erschließen<br />
Konzepte religiöser Erziehung in Einrichtungen<br />
der Kinder- und Jugendhilfe kennen<br />
lernen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Kinderbilder von Gott und Jesus, strafender<br />
- liebender Gott, Fehlentwicklungen<br />
klären, z. B. „Gottesvergiftung“<br />
(T. Moser)<br />
Biblische Gottesvorstellungen in AT<br />
und NT<br />
integriert in LM 9.5<br />
selbst erlebte Situationen auf Grunderfahrungen<br />
hin reflektieren (z. B. neu<br />
sein, Anfang in einer Gruppe, angenommen<br />
/ abgelehnt werden, Freundschaft,<br />
Liebe, Zweifel, Angst und Vertrauen,<br />
Grenzerfahrungen)<br />
„Spuren Gottes” in der Schöpfung entdecken<br />
sich mit unterschiedlichen Entwürfen<br />
und Positionen von religiöser Erziehung<br />
auseinander setzen, z. B. NEUER<br />
TRIERER PLAN, „Kinder brauchen<br />
Hoffnung“ (Hrsg.: Ch. Th.Scheilke u. F.<br />
Schweiter, 3 Bde; Rheinischer Verband<br />
Ev. Tageseinrichtungen <strong>für</strong> Kinder<br />
(Hrsg); "Hoffnung Leben, Ev. Anstöße<br />
zur Qualitätsentwicklung, 2002"; Bundesvereinigung<br />
Ev. Tageseinrichtungen<br />
<strong>für</strong> Kinder 2002 (Hrsg); "Qualitätsmanagement<br />
<strong>für</strong> Ev. Kindertageseinrichtungen".)<br />
Dimensionenansatz, Förderprogramm<br />
des Comenius-Instituts<br />
(vgl.Möller/Tschirch, Arbeitsbuch Religionspädagogik<br />
<strong>für</strong> Erzieherinnen und<br />
Erzieher); Religiöse Erziehung als integraler<br />
Bestandteil im Alltag einer pädagogischen<br />
Einrichtung
Lernmodul 12 a: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (evangelisch)<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
53<br />
4. Kinder und Jugendliche bei ihrer Suche<br />
nach Orientierung und bei der Bewältigung<br />
von Krisen begleiten und dabei<br />
christliche Überlieferungen ins Gespräch<br />
bringen<br />
Jugendliche als Sinn- und Orientierungssuchende<br />
begreifen und unterstützen<br />
Überblick über Reiz und Gefahren okkulter<br />
Praktiken und neuer religiöser Bewegungen<br />
gewinnen und sinnvolle Alternativen<br />
aufzeigen<br />
Die “markt-förmige Religion” als problematisches<br />
Sinnangebot wahrnehmen<br />
In Krisen und Umbruchsituationen im Leben<br />
von Kindern und Jugendlichen Sinnfragen<br />
entdecken<br />
Kinder, Jugendliche und Erwachsene in<br />
problematischen Lebenssituationen begleiten<br />
und auf neue Entwicklungen hin öffnen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Suche nach Autorität; Neugier auf Geheimnisvolles;<br />
Wunsch, <strong>die</strong> Zukunft in<br />
den Griff zu bekommen; Orientierungswunsch<br />
angesichts der Vielfalt der<br />
Möglichkeiten und des Mangels an erlebbaren<br />
Vorbildern; Suche nach Wertschätzung<br />
und Anerkennung;<br />
postmoderne Religiosität von Jugendlichen;<br />
„Patchwork-Religion”<br />
Glaube und Aberglaube im Gegenüber,<br />
Begriffsdefinitionen: Okkultismus......<br />
Erklärungsmuster parapsychologischer<br />
Phänomene, aufklärende Experimente,<br />
Gefahren im Okkulten, Defizite sinnvoll<br />
füllen; mögliche Alternativen<br />
Konsum als Lebensinhalt; Statussymbole<br />
als Identitätsstiftung; Werbung und<br />
Einkaufen als „liturgische” Inszenierung<br />
usw.<br />
Welche Krisen erleben Kinder und Jugendliche?<br />
(z. B. Versagen, Misserfolge,<br />
Neubeginn, Umzug, Abschied, Ende<br />
von Freundschaften, Scheidung,<br />
Sucht, Krankheit, Tod)<br />
Reifungskrisen: Chancen <strong>für</strong> Neuorientierung<br />
Haltung der Empathie entwickeln –<br />
Aufnahme von Kindern und Jugendlichen,<br />
<strong>die</strong> neu in <strong>die</strong> Gruppe kommen;<br />
Abschied nehmen von der Gruppe;
Lernmodul 12 a: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (evangelisch)<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
54<br />
Leid, Tod und Trennung als exemplarische<br />
Krisen wahrnehmen, <strong>die</strong> notwendig zum<br />
Leben gehören<br />
Bilder <strong>für</strong> eine Hoffnung über den Tod hinaus<br />
entdecken und anbieten<br />
Möglichkeiten der Begleitung von Kindern<br />
und Jugendlichen bei der Begegnung mit<br />
dem Tod kennen lernen und bewerten<br />
Kindern und Jugendlichen helfen, <strong>für</strong> sich<br />
verbindliche Werte zu entdecken und ein<br />
eigenständiges Werturteil zu entwickeln<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
das gesellschaftliche Problem des Todes<br />
(Tabuisierung, Jugendkult); Erfahrungen<br />
mit Tod und Sterben bei Kindern,<br />
Jugendlichen und Erwachsenen;<br />
sozialer Tod, Leben und Tod als zwei<br />
Seiten einer Medaille, Krise als Chance<br />
zum Neubeginn<br />
Bilder gegen den Tod, „Himmel“, „Seele“,<br />
„Reich Gottes“, Bildwort vom Weizenkorn<br />
(Joh 12,24); Parabel vom verlorenen<br />
Sohn; Opferlamm; der leidende<br />
Gerechte (Jes 53); <strong>die</strong> Tochter des Jairus<br />
(Mk 5,21-43); Erzählungen vom<br />
Auferstandenen (z. B. Emmaus)<br />
Entwicklung der Todesvorstellungen bei<br />
Kindern und Jugendlichen; Umgang mit<br />
trauernden Kindern<br />
goldene Regel; Umgang in Streitsituationen;<br />
Orientierung an den Folgen als<br />
Kriterium des moralischen Urteils; ethische<br />
Urteile als Abwägung zwischen<br />
konkurrierenden Werten, Wissen und<br />
Gewissen, Gewissensbildung;
Lernmodul 12 a: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (evangelisch)<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
5. Die Situation multikultureller religiöser<br />
Vielfalt wahrnehmen und gestalten<br />
Aufmerksam werden auf <strong>die</strong> kulturelle und<br />
religiöse Vielfalt in Einrichtungen der Kinder-<br />
und Jugendhilfe<br />
55<br />
Das Fremde verstehen und respektieren<br />
und zugleich <strong>die</strong> eigene christliche Identität<br />
wahren<br />
Erzieherische Chancen einer religiös gemischten<br />
Gruppe wahrnehmen und mit den<br />
damit zusammenhängenden Schwierigkeiten<br />
umgehen<br />
Die besondere Vorbild-, Aufklärungs- und<br />
Vermittlerfunktion als Teil der eigenen Erzieherrolle<br />
akzeptieren und gestalten<br />
Erste Schritte gemeinsam mit Menschen<br />
anderer kultureller und religiöser Prägung<br />
gehen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Erfahrungen im multikulturellen Klassenverband<br />
und in Kinder- und Jugendgruppen,<br />
Toleranz und Spannung,<br />
Verunsicherung und Bereicherung<br />
durch das Fremde, Sündenbockmechanismus,<br />
Vorurteile, Ausgrenzung;<br />
<strong>die</strong> Situation ethnischer Minderheiten<br />
bei uns differenziert wahrnehmen<br />
(vgl. Böhm u.a., Handbuch Interkulturelles<br />
Lernen)<br />
Grundkenntnisse fremder Religionen,<br />
Weltanschauungen und Lebensweisen<br />
(am Beispiel Islam oder anderen) in<br />
Auseinandersetzung mit eigener christlicher<br />
Identität<br />
Gemeinsamkeiten der monotheistischen<br />
Weltreligionen<br />
Probleme und Chancen religiös gemischter<br />
Gruppen an praktischen Beispielen:<br />
Alltag (Speisevorschriften,<br />
Schwimmen und Turnen...). Feste, Fasten,<br />
Gebet, Erziehungsstile<br />
Brücken zu anderen Religionen: Geschichten<br />
in Bibel, Tora und Koran<br />
(z. B. Schöpfergott, Abraham, Noah ...)<br />
vermittelnde Elternarbeit, Hausbesuche<br />
…<br />
Besuche von Kirche und Moschee, gegenseitiges<br />
Kennen lernen ermöglichen,<br />
Respektieren des Anderen, Teilhaben<br />
lassen am Eigenen (z. B. beim<br />
Feste feiern), Miteinander in gegenseitiger<br />
Achtung gestalten
Lernmodul 12 a: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (evangelisch)<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
6. Möglichkeiten religionspädagogischen<br />
Handelns im Alltag entdecken und erproben<br />
Den Alltag lebensfördernd gestalten<br />
56<br />
Die Besonderheit der Schöpfung Gottes erfahren<br />
lassen und <strong>die</strong> Achtung vor allem<br />
Leben stärken<br />
Momente der Sammlung, des Innehaltens<br />
und des Gebets als Lebenshilfe wahrnehmen<br />
und gestalten<br />
(Den Jahreskreis und <strong>die</strong> Feste im Jahreskreis<br />
erfahren und erleben lassen)<br />
(Biblische Geschichten und andere religiöse<br />
Überlieferungen <strong>für</strong> Kinder und Jugendliche<br />
mit allen Sinnen erlebbar machen)<br />
Kindern religiöse Symbole über Hand, Kopf<br />
und Herz erfahrbar machen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
gemeinsame Mahlzeiten; Rituale entwickeln<br />
(z. B. Begrüßung); Anerkennung<br />
und Toleranz als Grundlagen des<br />
Gesprächs; miteinander planen und<br />
entscheiden<br />
Natur als Lebensgrundlage, Kreislauf<br />
der Jahreszeiten, „Jahreszeitenkommode“,<br />
Gartengestaltung, Naturerfahrung<br />
in Wald, Wiese, Bach ..., vom<br />
Weizenkorn zum Brot, Wertschätzung<br />
der Nahrung<br />
verschiedene Vorstellungen von Gebet,<br />
mögliche Missverständnisse klären;<br />
rituelles und freies Beten, Übungen zur<br />
Sensibilisierung und Wahrnehmung<br />
(inneres und äußeres Hören, Sehen,<br />
Spüren ...) Stilleübungen, Entspannungsübungen,<br />
Fantasiereisen, „Mandalareisen”<br />
(nach Volker Friebel);<br />
Selbstreflexion, Einfühlungsübungen;<br />
Üben des sprachlichen Ausdrucks eigener<br />
Wahrnehmungen, Gefühle,<br />
Ängste, Hoffnungen ... als Voraussetzung<br />
des Betens; religiöse Lieder,<br />
Wanderung mit Rucksack und Bibel<br />
etc.<br />
integriert in LM 7.5<br />
integriert in LM 9.8<br />
Besonderheit religiöser Symbole, z. B.<br />
Wasser: Erfahrungen in der Natur,<br />
Wasserkreislauf, im häuslichen Bereich,<br />
spielerische Experimente, Wasser<br />
als Lebenselement, Hinweis auf<br />
Schöpfung, Reinigung, Taufe ...
Lernmodul 12 a: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (evangelisch)<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
57<br />
Gottes<strong>die</strong>nste kindgemäß gestalten und mit<br />
Kindern planen und durchführen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Elemente des evangelischen Gottes<strong>die</strong>nstes,<br />
Besuch der Kirche, Einrichtungsgegenstände<br />
und ihre Bedeutung,<br />
kindgerechte Handlungsformen<br />
im Gottes<strong>die</strong>nst (z. B Singen, Spielen,<br />
Einsatz von Bildern oder Dias, Tanzen,<br />
Lichtsymbolik, etwas miteinander teilen)
58<br />
Lernmodul 12 b: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (katholische Religion<br />
/ Religionspädagogik) (160 Std.)<br />
Glaube und Religion sind wesentliche Elemente der Lebensgestaltung. Auch in einer pluralistischen<br />
und multikulturellen Gesellschaft sind sie gegenwärtig. Deshalb sollen <strong>die</strong> künftigen<br />
Erzieher und Erzieherinnen befähigt werden, religiöse Lernprozesse in Einrichtungen<br />
der Kinder- und Jugendhilfe zu gestalten. Der christliche Glaube kann dabei auf unterschiedlichen<br />
Ebenen wirksam werden:<br />
− Als religiöse Grun<strong>die</strong>rung kann er dem Alltag Gestalt geben.<br />
− Als Umgangsstil kann er lebensfördernde Beziehungen begünstigen.<br />
− In bewusst gestalteten Begegnungen mit christlichen Überlieferungen kann er <strong>die</strong> Erlebnis-<br />
und Vorstellungswelt der Kinder bereichern.<br />
Dadurch kann der christliche Glaube in seinem Reichtum Wesentliches zur Identitätsfindung<br />
der Kinder und Jugendlichen beitragen. Er unterstützt damit Erzieherinnen und Erzieher,<br />
wenn sie ihnen helfen wollen,<br />
− sich selbst anzunehmen und ganzheitlich zu entwickeln,<br />
− mit anderen solidarisch zusammenzuleben,<br />
− hineinzuwachsen in Kultur, Zivilisation und Kirche<br />
− und verantwortlich umzugehen mit Natur und Umwelt als Schöpfung.<br />
Das Modul ist so angelegt, dass es <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler zunächst befähigt religionspädagogische<br />
Prozesse zu gestalten, dabei werden aber zugleich ihre eigenen religiösen<br />
Fragen geklärt. Sie werden so in <strong>die</strong> Lage versetzt sich in der Vielfalt weltanschaulicher und<br />
religiöser Sinnenentwürfe, Werte und Normen zu orientieren. Sie lernen <strong>die</strong> Perspektive des<br />
christlichen Glaubens kennen oder vertiefen sie.<br />
Das Modul „Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten“ erfüllt einen verfassungsgemäßen<br />
Erziehungs- und Bildungsauftrag; es unterliegt den Bestimmungen eines konfessionellen<br />
Religionsunterrichtes. Die konfessionelle Gebundenheit erleichtert <strong>die</strong> eigene religiöse<br />
Identitätsvergewisserung und fördert <strong>die</strong> Fachkompetenz der Fachschülerinnen und<br />
Fachschülern. Sie setzt sie in <strong>die</strong> Lage, von einem eigenen Standort aus anderen Weltanschauungen,<br />
Konfessionen und Religionen offen, sachgerecht und verantwortlich zu begegnen<br />
(vgl. Die deutschen Bischöfe, Die bildende Kraft des Religionsunterrichtes. Zur Konfessionalität<br />
des katholischen Religionsunterrichts, Bonn 1996).<br />
Für <strong>die</strong> Kooperation mit den evangelischen Religionslehrerinnen und Religionslehrern gelten<br />
<strong>die</strong> einschlägigen Bestimmungen (Die deutsche Bischofskonferenz und der Rat der evangelischen<br />
Kirche in Deutschland, Zur Kooperation von Evangelischem und Katholischem Religionsunterricht,<br />
Bonn 1998). Gleichzeitig ist es didaktisch sinnvoll, <strong>die</strong> umfassende Anregungskraft<br />
des christlichen Glaubens durch eine verstärkte Kooperation mit den anderen<br />
Modulen des Bildungsganges zur Geltung zu bringen. Damit wird den Lernbedingungen unserer<br />
pluralistischen Gesellschaft Rechnung getragen, ebenso den verschiedenen Arbeitsfeldern<br />
der künftigen Erzieherinnen und Erzieher in konfessionellen und überkonfessionellen<br />
Einrichtungen.<br />
Das Lernmodul 12 b umfasst insgesamt 160 Unterrichtsstunden. Es wird unterrichtet von<br />
Lehrkräften, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Lehrbefähigung <strong>für</strong> den katholischen Religionsunterricht und <strong>die</strong> kirchliche<br />
Unterrichtserlaubnis besitzen. Von der Gesamtstundenzahl können bis zu 40 Unterrichtsstunden<br />
in <strong>die</strong> Lernmodule 4, 7 und 9 eingebracht werden; darauf wird an entsprechender<br />
Stelle im <strong>Lehrplan</strong> eigens verwiesen. Besonders hier hat <strong>die</strong> Lehrkraft <strong>die</strong> Möglichkeit, in<br />
den Teams ihre Fachkompetenz einzubringen und an der Gestaltung der jeweiligen Module<br />
mitzuwirken.
59<br />
Lernmodul 12 b: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (katholische Religion<br />
/ Religionspädagogik) (160 Std.)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
(1. Religiöse Identität und Berufsrolle der<br />
Erzieherin/des Erziehers reflektieren)<br />
2. Kinder, Jugendliche und zu betreuende<br />
Erwachsene vom christlichen Menschenbild<br />
her als Subjekte ihrer Entwicklung<br />
wahrnehmen<br />
Eigene Vorstellungen von „Kindheit“ bedenken<br />
Christliche Überlieferungen kennen und<br />
bedenken, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Einmaligkeit und den<br />
unersetzbaren Wert eines Einzelnen hervorheben<br />
Menschen mit psychischen und körperlichen<br />
Beeinträchtigungen besser verstehen<br />
und dazu beitragen, sie zu integrieren<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Diese Handlungssituation ist integriert<br />
in Lernmodul 4.7 : „Persönliche und<br />
berufliche Identität bilden, weiterentwickeln<br />
und reflektieren.“<br />
Bewusstwerden, woher <strong>die</strong> eigenen<br />
„Daten” von Kindheit kommen/ „Das<br />
Kind in mir“<br />
Reflexion der eigenen religiösen Biographie<br />
Darstellungen von Kindheit in Literatur,<br />
Kunst, Me<strong>die</strong>n, Werbung, Alltagssprache<br />
Geprägt werden: Leitbilder, Vorbilder,<br />
überzeugende Christen<br />
„Roter Faden Glauben“: In der „Schöpfung”<br />
leben: Menschenwürde und<br />
Gottebenbildlichkeit; Vertrauen in <strong>die</strong><br />
Ordnung der Welt als Schöpfung<br />
„Ich habe dich bei deinem Namen gerufen.“<br />
(Jes 43,1)<br />
Im Handeln Jesu das Handeln Gottes<br />
erkennen<br />
Jesus wendet sich heilend dem Einzelnen<br />
zu (z. B. Mk 3, 1-6; Lk 13, 10-<br />
17)<br />
Jesus übt Solidarität mit Ausgegrenzten,<br />
(z. B. Lk 19, 1-22)<br />
Jesus begegnet Kindern (Mk 10, 13-<br />
16)<br />
Passion und Auferstehung<br />
Bibel als Offenbarung – ein Maßstab,<br />
der verpflichtet<br />
Unterschiedliche Formen der Behinderung;<br />
in Auseinandersetzung mit dem<br />
christlichen Menschenbild erkennen,<br />
dass Behinderungen <strong>die</strong> Würde eines<br />
Menschen nicht vermindern (vgl. z. B.:<br />
Die dt. Bischöfe, Menschenwürde und<br />
Menschenrechte von allem Anfang an,<br />
1996); „Pränatale Diagnostik“ und gentechnologische<br />
Möglichkeiten; Beginn<br />
und Wert menschlichen Lebens;
60<br />
Lernmodul 12 b: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (katholische Religion<br />
/ Religionspädagogik) (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
Kindern und Jugendlichen helfen können,<br />
Ich-Stärke, Vertrauen und Glauben zu entwickeln<br />
Religiöse Fragen und Äußerungen von<br />
Kindern/Jugendlichen verstehen, ihre religiöse<br />
Kompetenz würdigen und ihre weitere<br />
Entwicklung begleiten<br />
Religiöse Entwicklung von Kindern und Jugendlichen<br />
am Beispiel der Entwicklung<br />
des Gottesbildes nachvollziehen und begleiten<br />
3. Religionspädagogische Konzepte kennen<br />
lernen und Grundsätze <strong>für</strong> <strong>die</strong> eigene<br />
religionspädagogische Arbeit entwickeln<br />
(Mit unterschiedlichen Interpretationen der<br />
Wirklichkeit und ihrer jeweiligen Reichweite<br />
umgehen können)<br />
Die religiösen Dimension des Alltags entdecken:<br />
Alltagssituationen religiös deuten und <strong>die</strong>se<br />
Interpretation Kindern und Jugendlichen<br />
erschließen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Grundlagenpapiere der großen Kirchen<br />
(z. B. „Gott ist ein Freund des Lebens“<br />
der Dt. Bischofskonferenz und der<br />
EKD; Die dt. Bischöfe, „Der Mensch:<br />
sein eigener Schöpfer?“ u.a.)<br />
(vgl. hierzu ergänzend LM 15)<br />
Situationen aus der eigenen Kindheit in<br />
Erinnerung rufen, <strong>die</strong> Vertrauen gestärkt<br />
haben.<br />
Erfahrungen mit Gott vergegenwärtigen,<br />
<strong>die</strong> Vertrauen, Geborgenheit und<br />
Hoffnung schenken<br />
Erzieherverhalten bedenken, das ermutigt<br />
oder entmutigt<br />
„Wenn Kinder weiter denken als Erwachsene“<br />
Bilder von Gott und Jesus<br />
Das „Weltbild” des Kindes (J. Piaget)<br />
Merkmale kindlicher Religiosität<br />
integriert in LM 9.5<br />
selbst erlebte Situationen auf Grunderfahrungen<br />
hin reflektieren (z. B. neu<br />
sein, Anfang in einer Gruppe, angenommen<br />
/ abgelehnt werden, Freundschaft,<br />
Liebe, Zweifel, Angst und Vertrauen,<br />
Grenzerfahrungen);<br />
„Spuren Gottes” in der Schöpfung entdecken;
61<br />
Lernmodul 12 b: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (katholische Religion<br />
/ Religionspädagogik) (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
Konzepte religiöser Erziehung in Einrichtungen<br />
der Kinder- und Jugendhilfe kennen<br />
lernen<br />
4. Kinder, Jugendliche und zu betreuende<br />
Erwachsene bei ihrer Suche nach Orientierung<br />
und bei der Bewältigung von Krisen<br />
begleiten und dabei christliche Überlieferungen<br />
ins Gespräch bringen<br />
Kinder, Jugendliche und Erwachsene als<br />
Sinn- und Orientierungssuchende begreifen<br />
und unterstützen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Zusammenhang und Spannungen zwischen<br />
Entwicklungsaufgaben und<br />
christlichen Überlieferungen (z. B.<br />
Leistungserwartungen der Gesellschaft<br />
contra bedingungsloses Angenommensein<br />
durch Gott; Umgang mit<br />
Schuld, Versagen, mit Krankheit und<br />
Tod, ...)<br />
sich mit unterschiedlichen Entwürfen<br />
und Positionen von religiöser Erziehung<br />
auseinander setzen, z. B. Dimensionenansatz;<br />
neuer <strong>Trier</strong>er Plan;<br />
religiöse Erziehung als integraler Bestandteil<br />
im Alltag einer pädagogischen<br />
Einrichtung;<br />
religiöse Erziehung im “Vorfeld”: Staunen;<br />
Märchen, Erzählungen; Symboldidaktik.<br />
Planungsentwürfe <strong>für</strong> religionspädagogische<br />
Einheiten aus den einschlägigen<br />
Zeitschriften analysieren.<br />
geschichtliche Modelle religiöser Erziehung<br />
von Fliedner, Don Bosco u. a.<br />
Suche nach Autorität; Neugier auf Geheimnisvolles;<br />
Wunsch, <strong>die</strong> Zukunft in<br />
den Griff zu bekommen; Selbstvertrauen<br />
aus dem Glauben; Orientierungswunsch<br />
angesichts der Vielfalt der<br />
Möglichkeiten und des Mangels an<br />
erlebbaren Vorbildern; Elitegefühl der<br />
„Auserwählten”; nicht verarbeitete<br />
Trauer / Angst vor dem Tod; Identifikationsangebote<br />
der Musikszene; medial<br />
vermittelte Sinnangebote (Talkshows<br />
etc.); Suche nach Wertschätzung und<br />
Anerkennung; Sehnsucht nach gelingenden<br />
Beziehungen,<br />
postmoderne Religiosität von Jugendlichen;<br />
„Patchwork-Religion”, Christliche<br />
Sinnangebote (Meditation, Gebet,<br />
Symbole)
62<br />
Lernmodul 12 b: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (katholische Religion<br />
/ Religionspädagogik) (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
Überblick über Reiz und Gefahren okkulter<br />
Praktiken und neuer religiöser Bewegungen<br />
gewinnen und sinnvolle Alternativen<br />
aufzeigen<br />
Den „Markt als Religion“ als problematisches<br />
Sinnangebot wahrnehmen<br />
Krisen und Umbruchsituationen im Leben<br />
von Kindern und Jugendlichen als Sinnfragen<br />
identifizieren<br />
Kinder, Jugendliche und Erwachsene in<br />
problematischen Lebenssituationen begleiten<br />
und auf neue Entwicklungen hin öffnen<br />
Leid, Tod und Trennung als exemplarische<br />
Krisen wahrnehmen, <strong>die</strong> notwenig zum Leben<br />
gehören<br />
Bilder <strong>für</strong> eine Hoffnung über den Tod hinaus<br />
entdecken und anbieten<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Glaube und Aberglaube im Gegenüber,<br />
Begriffsdefinition: Okkultismus,<br />
Spiritismus, Parapsychologie, ASW ...<br />
Gefahren im Okkulten, Gründe <strong>für</strong> Interesse<br />
am Okkulten, (Exkurs auf entspr.<br />
Sekten), Defizite sinnvoll füllen; mögliche<br />
Alternativen<br />
Konsum als Lebensinhalt; Statussymbole<br />
als Identitätsstiftung; Werbung<br />
und Einkaufen als „liturgische” Inszenierung<br />
usw.<br />
Welche Krisen erleben Kinder und Jugendliche?<br />
(z. B. Versagen, Misserfolge,<br />
Neubeginn, Umzug, Abschied, Ende<br />
von Freundschaften, Scheidung,<br />
Sucht, Krankheit, Tod)<br />
Reifungskrisen: Chancen <strong>für</strong> Neuorientierung<br />
Antworten aus dem Glauben; z. B. mit<br />
Ängsten leben, Jesu Umgang mit der<br />
Angst, Selbstvertrauen aus dem Glauben,<br />
Gemeinschaft erfahren ...<br />
Haltung der Empathie entwickeln:<br />
Aufnahme von Kindern und Jugendlichen,<br />
<strong>die</strong> neu in <strong>die</strong> Gruppe kommen;<br />
Abschied nehmen von der Gruppe;<br />
Enttäuschungen in Beziehungen, in<br />
der Schule und im Beruf usw.; das<br />
gesellschaftliche Problem des Todes<br />
(Tabuisierung, Jugendkult); Erfahrungen<br />
mit Tod und Sterben bei Kindern,<br />
Jugendlichen und Erwachsenen; (Warum<br />
lässt Gott das zu? - Theodizeefrage)<br />
sozialer Tod („Der Tod am Brot<br />
allein”); das Leid als Thema der Bibel<br />
(z. B. Hiob)<br />
Bilder gegen den Tod – <strong>für</strong> das Leben:<br />
Bildwort vom Weizenkorn (Joh 12,24);<br />
Parabel vom verlorenen Sohn; Opferlamm;<br />
der leidende Gerechte (Jes 53);<br />
<strong>die</strong> Tochter des Jairus (Mk 5,21-43);<br />
Erzählungen vom Auferstandenen<br />
(z. B. Emmaus)
63<br />
Lernmodul 12 b: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (katholische Religion<br />
/ Religionspädagogik) (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
Möglichkeiten der Begleitung von Kindern<br />
und Jugendlichen bei der Begegnung mit<br />
dem Tod kennen lernen und bewerten<br />
Kindern und Jugendlichen helfen, <strong>für</strong> sich<br />
verbindliche Werte zu entdecken und ein<br />
eigenständiges Werturteil zu entwickeln<br />
5. Die Situation multikultureller religiöser<br />
Vielfalt wahrnehmen und gestalten<br />
Aufmerksam werden auf <strong>die</strong> kulturelle und<br />
religiöse Vielfalt in Einrichtungen der Kinder-<br />
und Jugendhilfe<br />
Die Situation ethnischer Minderheiten bei<br />
uns differenziert wahrnehmen<br />
Eigenart anderer Kulturen und Religionen<br />
verstehen lernen, sich um Respekt bemühen<br />
und zugleich <strong>die</strong> eigene christliche<br />
Prägung deutlicher wahrnehmen<br />
Erzieherische Chancen einer religiös gemischten<br />
Gruppe wahrnehmen und mit den<br />
damit zusammenhängenden Schwierigkeiten<br />
umgehen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Entwicklung der Todesvorstellungen<br />
bei Kindern und Jugendlichen; Umgang<br />
mit trauernden Kindern; Bilderbücher,<br />
Texte, anschauliche Gestaltung<br />
durch Kreuzweg, Osterfeier, Grabsteine,<br />
Tücher, Materialien; der Baum als<br />
Lebenssymbol; Fallbeispiele<br />
Goldene Regel; Umgang in Streitsituationen;<br />
Orientierung an den Folgen als<br />
Kriterium des moralischen Urteils; ethische<br />
Urteile als Abwägung zwischen<br />
konkurrierenden Werten<br />
(vgl. auch: Dt. Bischöfe, Grundwerte<br />
verlangen Grundhaltungen)<br />
Erfahrungen im multikulturellen Klassenverband<br />
und in Kinder- und Jugendgruppen<br />
- Toleranz und Spannungen;<br />
Menschen leben ihren Glauben<br />
in unterschiedlichen Ausprägungen<br />
Verunsicherung und Bereicherung<br />
durch das Fremde<br />
Grundkenntnisse fremder Religionen,<br />
Weltanschauungen und Lebensweisen<br />
(am Beispiel Islam) in Auseinandersetzung<br />
mit eigener christlicher Identität;<br />
Nächstenliebe in der biblischen Ethik,<br />
z. B. Ex 20, 10; Lk 10, 29-37; Mt 25, 35<br />
Gemeinsamkeiten der monotheistischen<br />
Weltreligionen<br />
Probleme und Chancen religiös gemischter<br />
Gruppen an praktischen Beispielen:<br />
Alltag (Speisevorschriften,<br />
Schwimmen und Turnen ...)<br />
Feste, Fasten, Gebet, Erziehungsstile;<br />
Brücken zu anderen Religionen: Geschichten<br />
in Bibel, Tora und Koran<br />
(z. B. Schöpfergott, Abraham, Noah ...)
64<br />
Lernmodul 12 b: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (katholische Religion<br />
/ Religionspädagogik) (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
Die besondere Vorbild-, Aufklärungs- und<br />
Vermittlerfunktion als Teil der eigenen Erzieherrolle<br />
akzeptieren und gestalten<br />
Erste Schritte gemeinsam mit Menschen<br />
anderer kultureller und religiöser Prägung<br />
gehen<br />
6. Möglichkeiten religionspädagogischen<br />
Handelns im Alltag entdecken und erproben<br />
Den Alltag christlich lebensfördernd gestalten<br />
Momente der Sammlung, des Innehaltens<br />
und des Gebets als Begegnung mit Gott<br />
wahrnehmen und gestalten<br />
(Den Jahreskreis und <strong>die</strong> Feste im Kirchenjahr<br />
erfahren und erleben)<br />
(Biblische Geschichten und andere religiöse<br />
Überlieferungen mit allen Sinnen erlebbar<br />
machen)<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
vermittelnde Elternarbeit, Hausbesuche,<br />
mit Erwachsenen über <strong>die</strong> Glaubensprozesse<br />
von Kindern sprechen<br />
…<br />
Besuche von Kirche und Moschee;<br />
gegenseitiges Kennen lernen ermöglichen;<br />
Respektieren des Anderen; Teilhaben<br />
lassen am Eigenen (z. B. beim<br />
Feste feiern), miteinander in gegenseitiger<br />
Achtung gestalten<br />
Gemeinsam essen und gemeinsam<br />
beten (Tischgebete); Anerkennung und<br />
Toleranz als Grundlagen des Gesprächs;<br />
miteinander planen und entscheiden;<br />
mit Traditionen leben –<br />
christliche Riten und Bräuche<br />
verschiedene Vorstellungen von Gebet,<br />
mögliche Missverständnisse klären;<br />
traditionelles, rituelles und freies<br />
Beten, Übungen zur Sensibilisierung<br />
und Wahrnehmung (inneres und äußeres<br />
Hören, Sehen, Spüren ...); Selbstreflexion,<br />
Einfühlungsübungen; Üben<br />
des sprachlichen Ausdrucks eigener<br />
Wahrnehmungen, Gefühle, Ängste,<br />
Hoffnungen als Voraussetzung des<br />
Betens; Gebet als Rettung auch in<br />
extremer Belastung, als Ausdruck der<br />
Dankbarkeit; Stille-Übungen, Entspannungsübungen,<br />
Fantasiereisen, „Mandalareisen”;<br />
religiöse Lieder, Wortgottes<strong>die</strong>nste,<br />
Frühschichten, Wanderung<br />
mit Rucksack und Bibel etc.; mit Kindern<br />
und Jugendlichen beten<br />
integriert in 7.5<br />
integriert in 9.8
65<br />
Lernmodul 12 b: Prozesse religiöser Bildung und Erziehung gestalten (katholische Religion<br />
/ Religionspädagogik) (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
Religiöse Symbole über Hand, Kopf und<br />
Herz erschließen und Wege zu den Sakramenten<br />
öffnen<br />
Gottes<strong>die</strong>nste gestalten können<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Grundzüge eines Symbolverständnisses<br />
Besonderheit religiöser Symbole, z. B.<br />
Wasser: Erfahrungen in der Natur,<br />
Wasserkreislauf, im häuslichen Bereich,<br />
spielerische Experimente, Wasser<br />
als Lebenselement, Hinweis auf<br />
Schöpfung, Reinigung, Taufe ...<br />
Sakramente als Symbolhandlungen<br />
Besonderheiten und Vielfalt katholischer<br />
Gottes<strong>die</strong>nste (Eucharistie,<br />
Wortgottes<strong>die</strong>nste, Andachten, Prozessionen<br />
etc.);<br />
Elemente katholischer Gottes<strong>die</strong>nstformen;<br />
Kindergarten und Pfarrgemeinde
Lernmodul 13: Arbeiten im Bereich der Kindertagesstätten (240 Std.)<br />
66<br />
In <strong>die</strong>sem Lernmodul werden <strong>die</strong> zukünftigen Erzieherinnen und Erzieher auf ihre Tätigkeit in<br />
unterschiedlichen Kindertagesstätten nach dem Kindertagesstättengesetz in enger Verzahnung<br />
mit dem Lernort Praxis vorbereitet.<br />
Sie lernen den zentralen Auftrag der Betreuung, Erziehung und Bildung kennen und analysieren,<br />
wie Einrichtungen, <strong>die</strong>sem Auftrag in der Praxis mit unterschiedlichen pädagogischen<br />
Konzepten gerecht werden.<br />
Die Fachschülerinnen und Fachschüler lernen aufmerksam <strong>die</strong> aktuelle gesellschaftliche<br />
Diskussion um <strong>die</strong> Bedeutung frühkindlicher Erziehung und Bildung zu verfolgen, deren<br />
Auswirkungen auf <strong>die</strong> konzeptionelle Arbeit zu reflektieren und darauf aufbauend eine pädagogische<br />
Grundhaltung <strong>für</strong> ihre berufliche Tätigkeit zu entwickeln. ( Vgl. LM 4)<br />
Dabei erhalten sie Kenntnisse über <strong>die</strong> Bedeutung und <strong>die</strong> Durchführung von Konzeptionsentwicklungsprozessen.<br />
Den zukünftigen Erzieherinnen und Erziehern wird deutlich, dass pädagogisches Handeln in<br />
Kindertagesstätten, familienergänzend und -unterstützend, sich an den konkreten Lebenssituationen<br />
der einzelnen Kinder und ihrer Familien orientiert. Dabei wird auch <strong>die</strong> Situation<br />
von Familien mit beeinträchtigten Kindern berücksichtigt.( Vgl. LM 15; 4-6)<br />
Sie gehen mit den Eltern der zu Betreuenden eine Erziehungspartnerschaft ein und erkennen<br />
und nutzen dabei das Expertentum der Eltern. Dabei finden auch deren spezifische,<br />
kulturelle und ethnische Bedürfnisse, Kenntnisse und Fähigkeiten, insbesondere im Sinne<br />
einer integrativen und/ oder interkulturellen Arbeit, Berücksichtigung.<br />
Sie lernen verschiedenartige Planungskonzepte kennen, greifen <strong>die</strong> in Lernmodul 6 und<br />
Lernmodul 8 erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten, Lebensfelder zu erfassen und Verhalten<br />
zu beobachten auf und werden befähigt, adressatengerechte Planungen zu begründen<br />
(z. B. Regelkindergärten, Integrative Kindergärten, Sonderkindergärten).<br />
Durch Exkursionen, Hospitationen und zeitnahe Praktika erhalten <strong>die</strong> Fachschülerinnen und<br />
Fachschülern Einblicke in <strong>die</strong> Umsetzung konzeptioneller Ansätze in Einrichtungen sowie<br />
Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung eigener Planungsentwürfe.<br />
Dabei wird durch eine starke Vernetzung mit der Praxis ein größerer fachlicher Austausch<br />
gewährleistet. Fachkräfte aus der Praxis werden unterstützend in den modularisierten Unterricht<br />
integriert.<br />
Die Fachschülerinnen und Fachschüler erhalten einen Einblick in einrichtungsrelevante gesetzliche<br />
Grundlagen und Verwaltungsabläufe. Sie erkennen, dass Kindertagesstätten in<br />
einem gesamtgesellschaftlichen und gesetzlichen Kontext stehen und sich daraus <strong>für</strong> zukünftige<br />
Erzieherinnen und Erzieher bestimmte Aufgaben, Zuständigkeiten und Befugnisse<br />
ergeben. Sie verstehen sich als zukünftige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Rechten<br />
und Pflichten.
67<br />
Lernmodul 13: Arbeiten im Bereich der Kindertagesstätten<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. Lebenssituationen von Kindern erkennen,<br />
analysieren und Bedürfnisse ermitteln<br />
2. Aufgaben und Konzeptionen von Kindertagesstätten<br />
vergleichen und umsetzen<br />
Kriterien einer Konzeptionsentwicklung erarbeiten<br />
Tagesabläufe reflektieren<br />
Tagesstruktur und Räume im Sinne einer<br />
Konzeption gestalten<br />
Alltagssituationen nach Qualitätsstandards<br />
gestalten<br />
3. Kindliche Entwicklung ganzheitlich begleiten<br />
und fördern<br />
Selbstbildungsprozesse anregen und Entfaltungsmöglichkeiten<br />
bieten<br />
Fähigkeiten bzw. Besonderheiten in der<br />
Entwicklung erkennen<br />
Diagnostische Instrumente anwenden<br />
Möglichkeiten und Grenzen der Intervention<br />
erkennen und wahrnehmen<br />
Fördereinheiten im ganzheitlichen Sinne<br />
planen, durchführen und reflektieren<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
unter Beachtung von<br />
soziokulturellen Hintergründen<br />
Auswirkungen und Nutzen verschiedener<br />
sozialer Stellungen und Kulturen<br />
bzw. Migrationserfahrungen<br />
Sozialraumorientierung<br />
(vgl. LM 2)<br />
rechtliche Aspekte<br />
unterschiedliche Konzepte<br />
z. B. Auseinandersetzung mit Reggio,<br />
Waldorf, Montessori, Korczak, Freinet,<br />
Pickler<br />
(vgl. LM 7.3 und LM 9.1)<br />
Tagesablauf, Raumgestaltung, Inventar,<br />
Außengelände<br />
Qualitätsmanagement<br />
(vgl. insbesondere LM 6, LM 8 und<br />
LM 9)<br />
mit Bildungs- und Lerngeschichten<br />
arbeiten<br />
Auseinandersetzung mit kindlichen<br />
Lernprozessen<br />
z. B. in Bezug auf Sprachentwicklung,<br />
(auch im mehrsprachigen Kontext),<br />
soziale Entwicklung, emotionale Entwicklung,<br />
psychomotorische Entwicklung<br />
(vgl. LM 11)
Lernmodul 13: Arbeiten im Bereich der Kindertagesstätten (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
4. Kindgemäße Aktivitäten bzw. Projekte<br />
<strong>für</strong> verschiedene Aktionsfelder planen,<br />
durchführen und reflektieren<br />
5. Mit Eltern/Familien zusammenarbeiten<br />
Familiale Lebensformen unterschiedlicher<br />
Kulturen berücksichtigen<br />
Mit Eltern als Erziehungs- und Bildungspartnern<br />
kooperieren<br />
Die besondere Situation von Familien mit<br />
beeinträchtigten Kindern berücksichtigen<br />
Formen der Zusammenarbeit mit Eltern/Familien<br />
6. Mit anderen Personen und Institutionen<br />
kooperieren<br />
Möglichkeiten der Kooperation erkunden<br />
und vermitteln<br />
Netzwerke kennen lernen<br />
68<br />
7. Die Kindertagesstätte als Bestandteil des<br />
Gemeinwesens verstehen<br />
Die Kindertagesstätte nach innen und außen<br />
öffnen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Verschiedenartige Planungenskonzepte<br />
beachten, z. B. offene und geschlossene<br />
Planung<br />
Aktionsfelder wie z. B. Hauswirtschaft,<br />
Musik, Gesundheit, Bewegung, Spiel,<br />
Literatur, Kunst...<br />
(vgl. LM 5 bis LM 12)<br />
(vgl. LM 15)<br />
z. B.<br />
Entwicklungsgespräche<br />
Elternausschuss<br />
Beteiligung der Eltern an Projekten<br />
(vgl. LM 11)<br />
Vernetzung der Lernorte Kindergarten<br />
und Grundschule<br />
z. B.<br />
Lernorte außerhalb der Kindertagesstätte<br />
nutzen<br />
Feste mitgestalten (vgl. LM 7.5)<br />
mit Vereinen, religiösen Gemeinschaften,<br />
Gruppen und einzelnen Personen<br />
kooperieren<br />
<strong>die</strong> Kindertagesstätte als Kommunikations-,<br />
Bildungs- und Nachbarschaftszentrum<br />
verstehen
Lernmodul 13: Arbeiten im Bereich der Kindertagesstätten (Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
8. Einrichtungsrelevante gesetzliche<br />
Grundlagen kennen und anwenden<br />
69<br />
9. Einrichtungsrelevante Verwaltungsabläufe<br />
kennen und Grundlagen ökonomischer<br />
Betriebsführung überblicken<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
KJHG, KiTaG, BGB, (Haftungsrecht,<br />
Aufsichtspflicht, Kindschaftsrecht<br />
Sorgerechtsregelungen, Vertragsrecht)<br />
Infektionsschutzgesetz (vgl. LM 5.2)<br />
Unterschiede bei öffentlichen, freien u.<br />
privaten Trägern<br />
Finanzierung der sozialpädagogischen<br />
Arbeit<br />
Budgetverwaltung<br />
Mittelbeschaffung
70<br />
Lernmodul 14: Arbeiten im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit und der Erziehungshilfe<br />
(240 Std.)<br />
Angebote in der Kinder- u. Jugendarbeit orientieren sich an den altersgemäßen Bedürfnissen,<br />
sie konfrontieren mit differenzierten Anregungen und Anforderungen und sie unterstützen<br />
bei der Identitätsfindung, bei der Integration und damit bei dem Aufbau einer sinnhaften<br />
Lebensperspektive.<br />
Die Angebote richten sich an einzelne und an Gruppen und unterstützen <strong>die</strong> Integration insbesondere<br />
im Zusammenhang mit Beeinträchtigungen, Migration, Gender-mainstreaming<br />
und Anforderungen der Arbeitswelt, wie z. B. Ausbildung und Arbeitslosigkeit.<br />
Ausgewählte pädagogische Ansätze beziehen sich auf den konkreten sozialen Kontext und<br />
erfassen <strong>die</strong> wirkende Systemdynamik. Dem Aspekt der Bildung kommt in der (sozial-) pädagogischen<br />
Interaktion auch im außerschulischen Bereich eine zentrale Bedeutung zu.<br />
Die Fachschülerinnen und Fachschüler lernen in Verbindung mit den Lernmodulen 5-10 und<br />
durch geeignete Exkursionen und Praktika entsprechende Planungen in <strong>die</strong> Praxis der Kinder-<br />
und Jugendarbeit umzusetzen.<br />
Über <strong>die</strong>se Zielsetzungen hinaus kommt im Bereich der Erziehungshilfe dem Fallverstehen<br />
sowie der Handlungs- und Interventionskompetenz im Umgang mit Kindern und Jugendlichen,<br />
<strong>die</strong> Schwierigkeiten haben sich in soziale Gruppen zu integrieren und ihre Ressourcen<br />
angemessen zu entwickeln , eine besondere Bedeutung zu.<br />
Unter Verwendung der Kenntnisse und Fähigkeiten aus Lernmodul 10 lernen <strong>die</strong> zukünftigen<br />
Erzieherinnen und Erzieher im Rahmen von Erziehungsplanung lösungsorientierte Strategien<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong> Bewältigung des Alltags der zu Betreuenden zu entwickeln, wobei deren individuelle<br />
Ressourcen und Kompetenzen sowie <strong>die</strong> biografischen Erfahrungen zu berücksichtigen<br />
sind.<br />
Entsprechende Planungsentwürfe werden in enger Kooperation mit den Praxisstellen, bei<br />
Praktika, in erzieherisches Handeln umgesetzt<br />
Weiterhin werden <strong>die</strong> Konzepte und <strong>die</strong> konkreten Handlungs- u. Interventionsmethoden <strong>für</strong><br />
<strong>die</strong> Einbeziehung aller relevanten Personen des sozialen Umfeldes erarbeitet (z. B. Hilfeplanverfahren).<br />
Fachschülerinnen und Fachschüler verstehen auf dem Hintergrund ihrer Kenntnisse aus<br />
dem Lernmodul 4.2, dass Hilfen zur Erziehung sich durch gesellschaftliche Normen und Regeln<br />
mit hoher Vernetzung vollziehen.<br />
Die sozialpädagogische Praxis braucht Persönlichkeiten, <strong>die</strong> bestehende Konzepte umsetzen<br />
können, <strong>die</strong> kritisch und kreativ an der Entwicklung innovativer Konzepte mitarbeiten und<br />
<strong>die</strong> es verstehen, <strong>die</strong>se kooperativ und sozialverträglich zu realisieren.<br />
Dabei ist <strong>die</strong> Zusammenarbeit im Team eine konstituierende Grundlage, daneben ist jedoch<br />
<strong>die</strong> Fähigkeit einen eigenständigen Beitrag im Rahmen des Aufgabengebietes zu erbringen<br />
von ebensolcher Bedeutung. Das Verständnis <strong>die</strong>ser Wechselwirkung wird in Verbindung mit<br />
den Inhalten des LM 4 erfahrbar gemacht.<br />
Die Fachschülerinnen und Fachschüler lernen <strong>die</strong> rechtlichen Grundlagen der Arbeit in der<br />
Kinder- u. Jugendarbeit und im Bereich der Erziehungshilfe an geeigneten Fallbeispielen<br />
kennen. Sie erwerben ein Grundverständnis <strong>für</strong> organisatorische/verwaltungstechnische Abläufe<br />
und betriebswirtschaftliche Zusammenhänge in Einrichtungen.
71<br />
Lernmodul 14: Arbeiten im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit und der Erziehungshilfe<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. Kinder- und Jugendarbeit im Sinne ausgewählter<br />
Ansätze planen, durchführen<br />
und reflektieren unter Beachtung<br />
− des Prinzips der Partizipation und der<br />
möglichen Selbstorganisation<br />
− der Interessenlagen und Bedürfnisse<br />
der Kinder und Jugendlichen<br />
− der Lebensbedingungen bzw. Sozialräume<br />
− der Entwicklungsaufgaben<br />
− der gesellschaftlichen und (kommunal-)<br />
politischen Zielsetzungen<br />
− der konzeptionellen Zielsetzungen der<br />
Einrichtung<br />
− der rechtlichen und organisatorischen<br />
Bedingungen<br />
− verschiedener Planungsformen<br />
2. Hilfen zur Erziehung Konzept-geleitet<br />
gestalten<br />
Die verschiedenen Angebotsformen laut<br />
SGB VIII erfassen<br />
Indikationen den Angebotsformen zuordnen<br />
Gestaltungsprinzipien rekonstruieren<br />
Zielsetzungen und methodische Ansätze<br />
zuordnen<br />
Wirkungsforschung berücksichtigen<br />
Rechtsgrundlagen gemäß SGB VIII und<br />
weitere relevante rechtliche Bestimmungen<br />
erfassen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
bei der Auswahl von Praxisfeldern ist<br />
der regionale Arbeitsmarkt <strong>für</strong> Erzieherinnen<br />
und Erzieher zu berücksichtigen<br />
z. B. Ganztagsschule, Band gründen,<br />
Rhythmusaktionen durchführen, Rockkonzerte<br />
besuchen, Graffiti gestalten<br />
z. B. Jugendschutz, Aufsichtspflicht,<br />
SGB VIII, Infektionsschutzgesetz<br />
Konzept der offensiven Jugendhilfe<br />
z. B. vollstationäre Gruppen<br />
Tagesgruppen<br />
ambulante Hilfen<br />
Jugendberufshilfe<br />
i.S. der Strukturmaximen des 10. Kinder-<br />
und Jugendberichts<br />
Strukturmaximen:<br />
Alltagsorientierung<br />
Regionalisierung/Kommunalisierung<br />
Normalisierung<br />
Lebensfeldorientierung<br />
Integration<br />
methodische Gestaltungsprinzipien:<br />
Verhaltensmodifikaton<br />
Theorien der Sozialpädagogik<br />
z. B. Jugendhilfe-Effekte-Stu<strong>die</strong> 2001,<br />
Erlangen<br />
Familienrecht<br />
Jugendschutzgesetz
72<br />
Lernmodul 14: Arbeiten im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit und der Erziehungshilfe<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
3. Den Alltag Konzept-geleitet gestalten<br />
Tagesabläufe reflektieren<br />
Tagesstrukturierung im Sinne des Konzepts<br />
gestalten<br />
Alltagssituationen nach Qualitätsstandards<br />
gestalten<br />
4. Hilfen zur Erziehung am Bedarf des Einzelnen<br />
ausrichten<br />
Hilfepläne mitgestalten<br />
psychosoziale Diagnose erstellen<br />
Hilfeverläufe planen, dokumentieren und<br />
evaluieren<br />
5. (Sozial-)Pädagogische Arbeit mit Kindern<br />
und Jugendlichen mit erhöhtem<br />
Förderbedarf<br />
Fallverstehen und Interventionskompetenz<br />
an der Bearbeitung ausgewählter Biografien<br />
entwickeln<br />
Bei therapeutischen Maßnahmen mitwirken<br />
6. Unterstützungsmöglichkeiten von sozialpädagogischen<br />
Fachkräften im Sozialraum<br />
einbeziehen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
organisatorische und strukturelle Bedingungen<br />
pädagogische (und therapeutische)<br />
Konzepte<br />
Gestaltung von Innen- und Außenbereichen<br />
(Architektur)<br />
Beteiligungsverfahren von Kindern und<br />
Jugendlichen<br />
Kooperation mit Sorgeberechtigten,<br />
Jugendamt und Einrichtung im sozialrechtlichen<br />
Dreiecksverhältnis gestalten<br />
Arbeiten im Netzwerk mit verschiedenen<br />
Partnern, vor allem: Polizei, Justiz,<br />
Arbeitsamt, Gesundheitsversorgung<br />
Systemerweiterung - Nutzung der Ressourcen<br />
im sozialen Umfeld, Sozialraumorientierung<br />
kollegiale Fallberatung<br />
(vgl. LM 15.8)<br />
Bedeutung der Ressourcenorientierung<br />
protektive Faktoren, Resilienzforschung<br />
(vgl. LM 4.1)<br />
Begriff der seelischen Behinderung<br />
§ 35a SGB VIII<br />
z. B. bei sexuellem Missbrauch<br />
(vgl. LM 5.3)<br />
z. B. sozialpädagogische Familienhilfe,<br />
Schulsozialarbeit, Ganztagsschulen,<br />
Beratungsstellen
73<br />
Lernmodul 15: Arbeiten mit beeinträchtigten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen<br />
(160 Std.)<br />
Die Fachschülerinnen und Fachschüler nehmen gesellschaftliche Einstellungen gegenüber<br />
behinderten Menschen wahr und reflektieren <strong>die</strong>se in Bezug auf Normalität.<br />
Daraus leiten sie ab, dass Behinderung eine gesellschaftliche Normierung ist. Vor dem Hintergrund<br />
gesetzlicher Regelungen bewerten und interpretieren <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler<br />
<strong>die</strong> Kategorisierung.<br />
Durch <strong>die</strong> Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse über mögliche Entstehungsbedingungen<br />
von Behinderungen werden <strong>die</strong> Fachschülerinnen und Fachschüler sensibel <strong>für</strong> <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
Behinderungsarten.<br />
Das Wissen über <strong>die</strong> Verhinderung (Abtreibung) oder <strong>die</strong> Veränderung (Genmanipulation)<br />
von Behinderung bedrohten Lebens macht sensibel <strong>für</strong> ethische Fragestellungen. Methoden<br />
zur Vermeidung und Bewältigung belastender Lebenssituationen werden bearbeitet.<br />
Die Fachschülerinnen und <strong>die</strong> Fachschüler werden in zunehmendem Maße fähig, Entwicklungsverläufe<br />
zu verstehen, den Entwicklungsstand betroffener Menschen einzuschätzen<br />
und Entwicklungsstörungen im Ansatz zu erkennen.<br />
Die Auseinandersetzung mit Konzeptionen und der Besuch verschiedener Einrichtungen der<br />
Behindertenhilfe befähigen dazu, familiäre Beratung zu leisten. Kenntnisse und Übungen zu<br />
sonderpädagogischern/heilpädagogischen Therapieansätzen führen dazu, einen ganzheitlichen<br />
Förderansatz und eine systemische Sichtweise zu verfolgen.<br />
Das Erstellen von Dokumentationen führt zur Einsicht in <strong>die</strong> Notwendigkeit von Begleitung<br />
der Erziehungs- und Betreuungsprozesse.<br />
Durch <strong>die</strong> Auswahl und den Einsatz von Me<strong>die</strong>nangeboten erkennen <strong>die</strong> Fachschülerinnen<br />
und Fachschüler Absichten und Möglichkeiten interdisziplinärer Arbeit.<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
1. Zu gesellschaftlichen Einstellungen<br />
bzw. Sichtweisen in Bezug auf Normalität<br />
und Anderssein und damit verbundenen<br />
Folgerungen Stellung beziehen<br />
Beeinträchtigung als gesellschaftliche<br />
Normierung (Kategorisierung) erklären<br />
Rechtliche Regelungen kennen und erläutern<br />
2. Entstehungsbedingungen und Erscheinungsbilder<br />
von Beeinträchtigungen kennen<br />
und sonderpädagogische Aufgaben<br />
bei ausgewählten Beeinträchtigungen<br />
− organisch/körperlicher Art<br />
− sozial-emotionaler und kommunikativer<br />
Art<br />
− kognitiver Art<br />
übernehmen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Vorurteile, Separierung, Integration<br />
(vgl. hierzu ergänzend LM 12.2)<br />
Normalität, Symptomtoleranz<br />
BSHG, Durchführungsanordnung Reha,<br />
besondere Regelungen des Bundeswahlgesetzes<br />
angeborene und später erworbene<br />
Beeinträchtigungen<br />
Besuch von Einrichtungen der Behindertenhilfe
74<br />
Lernmodul 15: Arbeiten mit beeinträchtigten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen<br />
(Fortsetzung)<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
3. Entstehungsbedingungen von Sekundärbeeinträchtigungen<br />
beachten und das erzieherische<br />
Handeln darauf abstimmen<br />
4. Familien mit beeinträchtigten Menschen<br />
in bestimmten Lebensabschnitten begleiten<br />
5. Über Aufgaben und Konzepte von Einrichtungen<br />
<strong>für</strong> Menschen mit Beeinträchtigungen<br />
informieren<br />
6. Bei Aufgaben und Handlungsweisen im<br />
Sinne aktueller Ansätze und personenorientierter<br />
Hilfen, im Verbund interdisziplinärer<br />
Arbeit mitwirken und individuelle<br />
Hilfepläne erstellen<br />
7. Die zu Betreuenden im Alltag begleiten<br />
Lebenspraktische Fähigkeiten erhalten und<br />
einüben<br />
Freizeitangebote durchführen<br />
Mit Verhaltensbesonderheiten angemessen<br />
umgehen<br />
8. Mit spezifischen Belastungssituationen<br />
umgehen<br />
Möglichkeiten professioneller Hilfen nutzen<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
lebenspraktische Übungen<br />
Mobilitätstraining<br />
Beachtung von neurophysiologischen<br />
Erkenntnissen<br />
Entwicklungsphasen bei Lebenskrisen<br />
Übergänge in sonderpädagogische<br />
Einrichtungen<br />
regionale Bedingungen und ausgewählte<br />
Beispiele:<br />
Regel-, Sonder-, Integrative Einrichtungen,<br />
WfMmB, BBW, BFW, u. a.<br />
z. B. Basale Stimulation, Snoezelen,<br />
unterstützte Kommunikation, Psychomotorik,<br />
Motopädagogik, Ergotherapie,<br />
Logopä<strong>die</strong>, LRS-Prävention,<br />
Sonderpädagogisches Handeln in Bezug<br />
auf lebenspraktische Erziehung,<br />
Diagnoseprozesse unterstützen<br />
Verselbständigungstraining<br />
ggf. pflegerische Tätigkeiten übernehmen<br />
(vgl. LM 5)<br />
z. B.: Ausflüge, Kinobesuche, Musikveranstaltungen,<br />
Theater<br />
Feste und Feiern<br />
(vgl. LM 7 bis LM 12)<br />
z. B. Nähe und Distanz, Aggressionen,<br />
zwanghaftes Verhalten<br />
(vgl. LM 4.6)<br />
z. B.: Mitleid, Ängste, Ekel; Leid, Tod;<br />
Stress<br />
kollegiale Fallberatung<br />
(vgl. LM 14.4)<br />
Supervision
Lernmodul 16: Abschlussprojekt (80 Std.)<br />
75<br />
Die Fachschülerinnen und Fachschüler stellen sich selbst in Partner- oder Teamarbeit eine<br />
Projektaufgabe aus dem beruflichen Alltag, <strong>die</strong> sie selbständig schrittweise zu einem Lösungsansatz<br />
führen. Beginnend mit der Problemanalyse und dem Aufzeigen von - auch alternativen<br />
- Lösungsansätzen entscheiden sie sich <strong>für</strong> eine Lösung. Abschließend dokumentieren<br />
und präsentieren sie ihre Vorgehensweise und ihr Ergebnis.<br />
Sie wenden unterschiedliche Arbeitstechniken an, verwenden moderne Kommunikationsmittel,<br />
erkennen Zusammenhänge, zeigen Wechselwirkungen auf, beurteilen Auswirkungen<br />
und beachten Regeln der Wirtschaftlichkeit, Organisation und Führung.<br />
Handlungssituationen/Ziele<br />
Fachliche Probleme selbständig erkennen,<br />
analysieren, strukturieren, beurteilen, praxisgerechte<br />
(auch alternative) Lösungen entwickeln,<br />
dokumentieren und präsentieren<br />
Hinweise zum Unterricht<br />
Beratung zu den Schwerpunkten der<br />
Aufgabenstellung durch <strong>die</strong> Lehrkräfte<br />
Festlegen der vorläufigen Struktur und<br />
Form der Dokumentation und Arbeitsplanung<br />
Die Projektarbeit sollte in Teamarbeit<br />
durchgeführt werden und lernmodulübergreifende<br />
Themen zum Inhalt haben.<br />
Themen können z. B. entstehen aus<br />
− Kontakten von Fachschülerinnen<br />
und Fachschülern oder der Lehrenden<br />
mit Institutionen<br />
− Vorgaben der Lehrenden zur Aktualisierung<br />
der Unterrichtsinhalte<br />
und zur Entwicklung des Schulprofils<br />
in der Öffentlichkeit.<br />
Die Präsentation kann auch vor mehreren<br />
Schulklassen und zusammen mit<br />
Vertretern aus den Praxisfeldern erfolgen.