Jahresbericht 2009 - Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
Jahresbericht 2009 - Psychiatrische Universitätsklinik Zürich Jahresbericht 2009 - Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
Jahresbericht 2009
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<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2009</strong>
D r. Thomas H e i n i g e r / Regierungsrat u n d G e s u n d h e i tsdirekt o r d e s Kanto n s Zü r i c h<br />
Lassen Sie sich einstimmen<br />
Die ehrenvolle Aufgabe, das Vorwort zum <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2009</strong> der <strong>Psychiatrische</strong>n Universitäts-<br />
klinik <strong>Zürich</strong> zu verfassen, stellt mich auch vor die Herausforderung, Sie, liebe Leserin, lieber<br />
Leser, auf diese Lektüre einzustimmen. Stimmung, Stimmungsänderung, Veränderung – diese<br />
Begriffe geben dem vorliegenden <strong>Jahresbericht</strong> einen Rahmen und führen Sie mit einer stimmungsvollen<br />
Bildserie durch die Seiten. Die Fotos aus dem Alltag der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> zeigen eindrücklich, wie vielfältig die Stimmungen sind, die wir Menschen erleben<br />
können, manchmal durchmachen müssen.<br />
Diese Vielfalt fühlen und den Gefühlen freien Lauf lassen, macht Gesundheit aus. Doch nicht<br />
allen Menschen gelingt das gleich gut. Denn es gibt Stimmungen, die belasten, und plötzliche<br />
Stimmungsänderungen, die verunsichern. Manchmal so sehr, dass man Hilfe braucht. In der <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> wird diese Hilfe geboten und jeder Mensch reagiert anders<br />
darauf. Manche verstecken sich hinter einer Maske, verraten nichts über ihre Stimmung, geben<br />
nichts aus ihrem Innern preis. Das mag gegenüber Menschen funktionieren. Wer sich mit Tieren<br />
beschäftigt, weiss, dass diese sich nur schwer täuschen lassen, dass sie Stimmungen wahrnehmen,<br />
die ein Mensch noch nicht einmal erahnt. Diese besondere Fähigkeit der Tiere wurde mir<br />
im Gespräch mit einem Tiertherapeuten einmal mehr bewusst, als ich im vergangenen Jahr als<br />
«Praktikant» einen Tag lang in der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> unterwegs war.<br />
An diesem Tag erhielt ich unmittelbaren Einblick in das Betreuungsangebot, das den Patientinnen<br />
und Patienten an der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> zur Verfügung steht.<br />
So unterschiedlich die Voraussetzungen dieser Menschen, so verschieden sind ihre Therapiepläne:<br />
individuell ausgewählt und bestens abgestimmt. Für eine optimale Betreuung braucht es<br />
aber noch mehr als das richtige Angebot. Es braucht Berufsleute, die aufeinander abgestimmt<br />
arbeiten und – noch wichtiger – die mit ihren Patientinnen und Patienten stimmig sind. Stimmig<br />
sein heisst für mich, dass es passt, harmonisch ist. Es bedeutet hingegen nicht, dass alles genau<br />
gleich sein muss. Jede Therapeutin, jeder Arzt, jede Pflegekraft bringt Individualität und Vielfalt<br />
in die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong>, die als Ganzes ein stimmiges Umfeld für die ihr<br />
anvertrauten Menschen bildet. Wie ein Orchester, dessen Instrumente harmonieren, aber nicht<br />
alle dasselbe spielen – so soll auch der Alltag in der Psychiatrie sein. Ich danke allen Mitarbeitenden,<br />
die im Jahr <strong>2009</strong> mit ihrem persönlichen Einsatz dazu beigetragen haben.<br />
Herzlich,<br />
Thomas Heiniger<br />
1 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
G e s c h ä f tsleitung<br />
Erich Baumann, Spitaldirektor, Vorsitzender der Geschäftsleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Prof. Dr. med. Erich Seifritz, Direktor Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychi-<br />
atrie <strong>Zürich</strong> Ost . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wulf Rössler, Direktor Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemein-<br />
psychiatrie <strong>Zürich</strong> West, Vorsteher des Medizinischen Direktoriums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Prof. Dr. med. Roger M. Nitsch, Direktor Klinik für Alterspsychiatrie und Abteilung für Psychi-<br />
atrische Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Matthias Walser, Direktor Pflege, Therapien und Sozialdienst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Niklaus Baumgartner, Leiter Verwaltung, Stellvertretender Spitaldirektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Urs Humm, Leiter Finanzen und Betriebswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
2 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
I n h a l t<br />
Geschäftsleitung / 4 / Rückblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Fokus / 14 / <strong>Psychiatrische</strong> Versorgung nach Mass . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Medizinische Therapien / 17 / Gesundheitswesen im Umbruch / 19 / Universitäre Psychiatrie im<br />
Spannungsfeld von Therapie, Forschung und Lehre / 26 / Im Zeichen der Veränderung / 32 /<br />
Netzwerkangebote zur weiteren Verbesserung der Behandlungsqualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Forschung / 38 / Früherkennung der Demenz – Prävention als Ziel der wissenschaftlichen<br />
Forschung / 40 / Zürcher Impulsprogramm zur nachhaltigen Entwicklung der Psychiatrie / 43 /<br />
Translationale Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Internistischer Dienst / 47 / Den psychiatrischen Patienten als Ganzes sehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Direktion Pflege, Therapien und Sozialdienst / 48 / «Mit etwas Geschick kann man mit den<br />
Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, eine Treppe bauen.» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Finanzen und Betriebswirtschaft / 58 / Sehr guter Jahresabschluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Verwaltung / 62 / Angepasst – aufgelöst – weitergeführt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Impressum / 64 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Anhang / Betriebsrechnung und Kennzahlen <strong>2009</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
3 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
E r i c h B a u m a n n<br />
Rückblick<br />
Das Geschäftsjahr <strong>2009</strong> der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> war durch verschiedene<br />
Veränderungen geprägt. Der Direktorenwechsel in der Klinik für Affektive Erkrankungen und<br />
Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost sowie die Vorbereitungsarbeiten für die Erweiterung des Versorgungsgebietes<br />
um die Zürcher Stadtkreise 11 und 12 mit rund 80’000 Einwohnerinnen und<br />
Einwohnern waren wichtige Meilensteine. Die Genehmigung des Kooperationsprojekts in der<br />
hochspezialisierten Medizin zwischen der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> und dem<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst des Kantons <strong>Zürich</strong> durch den Regierungsrat ist für<br />
die Weiterentwicklung der Forschung und Versorgung der Zürcher Psychiatrie essenziell. Die<br />
seit mehreren Jahren von der Geschäftsleitung betriebene Verlagerung von stationären hin zu<br />
tagesklinischen und ambulanten Angeboten setzte sich weiter fort. Bezüglich des Erreichens<br />
der Globalbudgetvorgaben der Gesundheitsdirektion darf die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> wiederum auf ein sehr erfreuliches Jahr zurückblicken.<br />
Neuer Direktor in der Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost<br />
Prof. Dr. med. Erich Seifritz wurde per 1.2.<strong>2009</strong> von der Universität <strong>Zürich</strong> als Nachfolger des<br />
Ende Januar <strong>2009</strong> emeritierten Prof. Dr. med. Daniel Hell als ordentlicher Professor für Psychiatrie<br />
an der Medizinischen Fakultät der Universität <strong>Zürich</strong> und als Direktor der Klinik für Affektive<br />
Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost gewählt. Mit Prof. Dr. med. Erich Seifritz<br />
haben die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> und die Universität <strong>Zürich</strong> eine sowohl in Versorgung<br />
und Forschung als auch in der Lehre im nationalen und internationalen Vergleich hervorragend<br />
qualifizierte Persönlichkeit gewinnen können. Prof. Dr. med. Erich Seifritz war in seiner<br />
beruflichen Laufbahn nebst vielen Stationen im In- und Ausland während dreier Jahre Vizedirektor<br />
an der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> Bern. Er verfügt über ausgezeichnete Kenntnisse<br />
der psychiatrischen Versorgung in der Schweiz und damit über beste Voraussetzungen für die<br />
Weiterentwicklung der Erwachsenenpsychiatrie an der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong>.<br />
Die Geschäftsleitung nahm die Wahl von Prof. Dr. med. Erich Seifritz zum Anlass, in einer<br />
Retraite im Juli <strong>2009</strong> die künftige Zusammenarbeit innerhalb der Geschäftsleitung zu koordinieren<br />
und die längerfristige Strategieentwicklung der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
zu planen. Als einen der ersten bedeutenden Schritte hat Prof. Dr. med. Erich Seifritz in der<br />
Aufbauorganisation der Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost<br />
verschiedene Veränderungen vorgenommen. Dr. med. Bernhard Küchenhoff wurde zum Stellvertretenden<br />
Klinikdirektor ad interim ernannt. Für den im Herbst <strong>2009</strong> altershalber zurückgetretenen<br />
Leiter Forensik, Dr. med. Martin Kiesewetter, konnte Prof. Dr. med. Erich Seifritz<br />
mit PD Dr. med. Elmar Habermeyer einen bestens qualifizierten Nachfolger mit langjährigen<br />
Erfahrungen auf dem Gebiet der Forensik gewinnen.<br />
4 / G e s c h ä f tsleitung
E r i c h B a u m a n n<br />
Veränderungen in der psychiatrischen Versorgung im Kanton <strong>Zürich</strong> mit Auswirkungen<br />
Die Gesundheitsdirektion des Kantons <strong>Zürich</strong> hat die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
<strong>2009</strong> mit den Vorarbeiten für die Versorgung der Stadtkreise 11 und 12 mit rund 80’000 Einwohnerinnen<br />
und Einwohnern per 1.1.2010 beauftragt. In Kompensation für die Schliessung von 32<br />
Akutbetten im Psychiatriezentrum Hard hat die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> unterdessen<br />
ihr Leistungsangebot vorwiegend im ambulanten und tagesklinischen Bereich erweitert.<br />
Sie hat im Januar 2010 das bisher vom Psychiatriezentrum Hard betriebene Ambulatorium in<br />
<strong>Zürich</strong>-Oerlikon übernommen und in das bereits seit 2004 bestehende Zentrum für <strong>Psychiatrische</strong><br />
Rehabilitation der Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> West<br />
integriert.<br />
Per 1.1.2010 hat die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> ebenfalls an der Militärstrasse 8<br />
in <strong>Zürich</strong> eine Akut-Tagesklinik mit 13 Plätzen in Betrieb genommen. Zusammen mit dem Kriseninterventionszentrum<br />
mit zehn Betten für kurzstationäre Aufenthalte bis maximal fünf Tage verfügt<br />
die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> über eine nunmehr hervorragend integrierte<br />
Versorgungsinfrastruktur für das ganze Spektrum der Behandlung. Die Akut-Tagesklinik richtet<br />
sich an Patientinnen und Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen sowie akuten psychischen<br />
und sozialen Krisen, die zwar keiner vollstationären Behandlung (mehr) bedürfen, bei denen eine<br />
ambulante Behandlung alleine aber nicht ausreicht. Die Akut-Tagesklinik gilt in dieser Form in der<br />
Schweiz als neues Modellangebot, welches einer wissenschaftlichen Evaluation unterzogen wird.<br />
Die Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost hat im Zusammenhang<br />
mit der Versorgung der Stadtkreise 11 und 12 das seit 2004 im Rahmen einer Pilotstudie<br />
vom gemeinnützigen Verein Gastfamilien für Psychischkranke in Kooperation mit der <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> betriebene Projekt «Gastfamilien» in die Regelversorgung überführt.<br />
Das Gastfamilienprogramm bietet umfassende Behandlung von Menschen in psychischen<br />
Krisen. Durch das ambulante Angebot soll die psychiatrische Behandlung flexibilisiert und auf<br />
die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zugeschnitten werden. Es bietet<br />
somit eine Alternative zur stationären Klinikbehandlung. Die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> hat das Projekt begleitend evaluiert, wobei die positiven Ergebnisse bestätigt wurden.<br />
Kooperationsprojekt in der hochspezialisierten medizinischen Versorgung<br />
<strong>Psychiatrische</strong> Erkrankungen zählen zu den häufigsten, persönlich belastendsten und volkswirtschaftlich<br />
folgenreichsten Erkrankungen überhaupt. Viele psychische Erkrankungen werden oft<br />
nicht oder erst in einem späten Stadium erkannt. Da unzureichend behandelte psychiatrische<br />
Krankheiten häufig zur Chronifizierung neigen und oft Folgekrankheiten nach sich ziehen, ist die<br />
Erkennung dieser Krankheiten in einem frühen Stadium besonders wichtig. Die Bildgebung ist für<br />
5 / G e s c h ä f tsleitung
6 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
7 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
E r i c h B a u m a n n<br />
die Weiterentwicklung der Psychiatrie insofern von hoher Bedeutung, als sie mittels Forschung<br />
die Grundlagen für die Entwicklung von effizienteren und nachhaltigeren Therapien schafft.<br />
Deshalb hat der Regierungsrat ein gemeinsames Projekt der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> und des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes des Kantons <strong>Zürich</strong> mit der Genehmigung<br />
eines Investitions- und Betriebskredits für den Aufbau eines gemeinsamen Zentrums für<br />
Bildgebung bewilligt. Der Regierungsrat hat das Kooperationsprojekt trotz schwieriger Finanzlage<br />
des Kantons als eines von insgesamt zehn von den universitären Spitälern eingereichten<br />
Projekten genehmigt.<br />
Die bildgebenden Verfahren – im Falle der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> und des<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes des Kantons <strong>Zürich</strong> die funktionelle Magnetresonanztomografie<br />
(fMRT) – werden in der psychiatrischen Diagnostik, das heisst in der Früherkennung<br />
von psychischen Erkrankungen, in Ergänzung zu den bisherigen Behandlungsmethoden<br />
eine bedeutende Rolle spielen. So kann vermutet werden, dass eine effizientere Diagnostik und<br />
Therapie sich auch nachhaltig positiv auf die direkten und indirekten Kosten psychischer Krankheiten<br />
auswirken, zum Beispiel durch Verminderung chronischer Verläufe und Verkürzung stationärer<br />
Klinikaufenthalte. Das geplante Zentrum ist aber auch für die Weiterentwicklung der<br />
klinischen Forschung der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> und die Gewinnung von hochqualifiziertem<br />
Fachpersonal von strategisch hoher Relevanz. Damit die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> das Zentrum baldmöglichst in Betrieb nehmen kann, wird bis Ende 2010 ein<br />
provisorischer Standort für das fMRT-Gerät zur Verfügung stehen. Für den betrieblichen Endzustand<br />
sind im derzeit leer stehenden Trakt K im Stammhaus der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> grössere Baumassnahmen notwendig. Der Baubeginn ist für Mitte 2010 geplant und<br />
die Bauvollendung ist bis Herbst 2012 vorgesehen.<br />
Neue Impulse in der Versorgungsforschung als Chance für nachhaltige Entwicklung<br />
Neue, zukunftsweisende Möglichkeiten entstehen in der Versorgungsforschung der <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong>. Stellvertretend für andere laufende Forschungsprojekte sei das<br />
«Zürcher Impulsprogramm zur nachhaltigen Entwicklung der Psychiatrie» (ZInEP) genannt. Über<br />
ein grosszügiges Legat wurden der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> für die Realisierung<br />
von ZInEP über die Jahre <strong>2009</strong> bis 2014 insgesamt CHF 11 Mio. zugesagt. Das Projekt steht unter<br />
der Leitung von Prof. Dr. med. Wulf Rössler. Es umfasst insgesamt sechs Teilprojekte, unter anderem<br />
Epidemiologie psychischer Störungen, Früherkennung und Frühbehandlung psychotischer<br />
und bipolarer Störungen, Intensive Case Management und Supported Employment. Die Resultate<br />
der Teilprojekte sollen baldmöglichst in die Regelversorgung der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> Eingang finden und damit zu einer noch besseren Behandlung psychisch Erkrankter<br />
8 / G e s c h ä f tsleitung
E r i c h B a u m a n n<br />
beitragen. Am Projekt sind neben vielen in der Forschung und Versorgung beschäftigten Mitar-<br />
beitenden der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> die Integrierte Psychiatrie Winterthur<br />
im Teilprojekt Intensive Case Management sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst<br />
des Kantons <strong>Zürich</strong> und die Privatklinik Kilchberg in den anderen Teilprojekten beteiligt.<br />
Im Rahmen der klinischen Forschung wurde die seit Mitte März 2007 betriebene Modellstation<br />
F1 mit 15 akutstationären Betten sowie einem in die Station integrierten tagesklinischen und<br />
ambulanten Angebot im Herbst <strong>2009</strong> erstmals evaluiert. Erste provisorische Ergebnisse zeigen<br />
auf, dass sich mit dem integrativen Modell die durchschnittliche stationäre Aufenthaltsdauer<br />
der Patientinnen und Patienten reduziert hat. Gleichzeitig scheint der Motivationsgrad der behandelnden<br />
Mitarbeitenden der Station überdurchschnittlich hoch zu sein. Die Studie wird 2010<br />
zwecks Bestätigung der vorliegenden provisorischen Resultate wiederholt.<br />
Umbau der psychiatrischen Versorgung zeigt Wirkung – erfreuliches Finanzergebnis<br />
Der Umbau des Versorgungsangebots der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> weg von der<br />
stationären Behandlung hin zu mehr tagesklinischen und ambulanten Angeboten zeigt sich letztlich<br />
in den betriebswirtschaftlichen Kennzahlen. Im Jahr 2005 verzeichnete die <strong>Psychiatrische</strong><br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> insgesamt 3’432 stationäre Austritte beziehungsweise 110’532 stationäre<br />
Pflegetage. Im tagesklinischen Bereich hat die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
im Jahr 2005 17’643 Pflegetage und ambulant 50’444 Konsultationen abgerechnet. Vergleicht<br />
man die Zahlen mit <strong>2009</strong>, resultierten im vergangenen Jahr 3’628 stationäre Austritte (+ 5.7 %)<br />
respektive 107’871 Pflegetage (- 2.4 %) bei 29’501 tagesklinischen Pflegetagen (Halbtages- und<br />
Tagespauschalen), was einer Zunahme von 67.2 % entspricht, und 61’458 ambulanten Konsultationen<br />
(+ 21.8 %). Diese Entwicklung hin zur tagesklinischen und ambulanten Behandlung steht<br />
nicht nur im Einklang mit dem Zürcher Psychiatriekonzept, sondern sie entspricht auch dem<br />
internationalen Trend in der Psychiatrie.<br />
Das finanzielle Ergebnis der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> mit einem Saldo von<br />
CHF 64.1 Mio. bei einem Globalbudget von CHF 70.4 Mio. darf als sehr erfreulich gewertet werden<br />
und ist nicht zuletzt auf die hohe Einsatzbereitschaft der Mitarbeitenden auf allen Stufen<br />
zurückzuführen. Nähere Informationen zum Jahresabschluss <strong>2009</strong> sind im Teil Finanzen und<br />
Betriebswirtschaft sowie in der Beilage Betriebsrechnung und Kennzahlen <strong>2009</strong> ersichtlich.<br />
Härtere Gangart bei der Finanzierung der psychiatrischen Dienstleistungen<br />
Die Krankenversicherer haben die Ambulatorien und Tageskliniken mit dem bis Ende <strong>2009</strong> geltenden<br />
Ambulatoriumsvertrag abgegolten. Trotz zähen Verhandlungsrunden der Gesundheitsdirektion<br />
mit den Leistungserbringern und Santésuisse konnte keine Vereinbarung für die Tarife<br />
9 / G e s c h ä f tsleitung
E r i c h B a u m a n n<br />
2010 erreicht werden. Damit für die Abgeltung der Leistungen der Tageskliniken ab 2010 kein<br />
vertragsloser Zustand entsteht, haben die Leistungserbringer bei der Gesundheitsdirektion ein<br />
Festsetzungsbegehren für die provisorische Tariffestlegung während der Dauer des Verfahrens<br />
eingereicht. Für die Abgeltung der ambulanten Leistungen gilt ab 1.1.2010 das Einzelleistungstarifsystem<br />
TARMED. Das Nichtzustandekommen einer Einigung steht im Zusammenhang mit<br />
dem höheren Druck auf die Krankenversicherer infolge der Kostenentwicklung bei den Krankenkassen.<br />
Für Leistungserbringer wie die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> hat dies die<br />
Konsequenz, dass die Versorgungsleistungen in Zukunft noch stärker auf die im Krankenversicherungsgesetz<br />
verankerten Kriterien Wirtschaftlichkeit, Zweckmässigkeit und Wirksamkeit<br />
überprüft und hinterfragt werden müssen. Die Umstellung der ambulanten Leistungsverrechnung<br />
auf TARMED hat für die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> nebst organisatorischen<br />
Massnahmen bei den Informatiksystemen auch einen erheblichen Schulungsaufwand der mit der<br />
neuen Abrechnungsform arbeitenden Mitarbeitenden zur Folge.<br />
Der Regierungsrat hat im September <strong>2009</strong> das Sanierungsprogramm San10 eingeleitet. Das<br />
Sanierungsprogramm hat den Ausgleich der Erfolgsrechnung 2013 des Kantons <strong>Zürich</strong> mit einem<br />
voraussichtlichen Defizit von CHF 1.3 Mia. zum Ziel. Für das Jahr 2010 sind gemäss Vorgaben<br />
des Kantonsrates von den Direktionen ebenfalls substanzielle Verbesserungen zu erbringen. Die<br />
Geschäftsleitung der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> hat die Situation analysiert und<br />
die zuständigen Direktionen beauftragt, Sparvorschläge einzureichen. Nach dem Entscheid der<br />
Geschäftsleitung über die einzuleitenden Sparmassnahmen sollen diese ab Frühjahr 2010 sukzessive<br />
umgesetzt werden.<br />
Danksagung und Ausblick auf das Jahr 2010<br />
Mit der Erweiterung des Versorgungsgebietes um die Stadtkreise 11 und 12 kann die Psychiatri-<br />
sche <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> ihre Marktstellung in der psychiatrischen Versorgung des Kantons<br />
<strong>Zürich</strong> substanziell erweitern und ist für die Zukunft gut vorbereitet. In der hochspezialisierten<br />
medizinischen Versorgung bietet sich für die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> mit dem<br />
Kooperationsprojekt zwischen der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> und dem Kinderund<br />
Jugendpsychiatrischen Dienst des Kantons <strong>Zürich</strong> in der Bildgebung eine hervorragende<br />
Ausgangslage für die längerfristige Entwicklung von neuen Therapiemethoden. Die Bildgebung<br />
bietet aber auch die Möglichkeit, neue attraktive Arbeitsplätze in Versorgung und Forschung<br />
zu schaffen, welche wiederum Voraussetzung sind für die Gewinnung von hochspezialisierten<br />
medizinischen und therapeutischen Fachkräften. Nach Beurteilung der Geschäftsleitung der<br />
<strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> ist die Etablierung einer Forschungskultur einer der<br />
wesentlichen Erfolgsfaktoren für eine zukunftsorientierte Entwicklung.<br />
1 0 / G e s c h ä f tsleitung
E r i c h B a u m a n n<br />
Trotz den bevorstehenden Sparmassnahmen ist die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> mit<br />
den verschiedenen Entwicklungsprojekten für die Herausforderungen der Zukunft gut vorbereitet.<br />
Die von der Geschäftsleitung bis Ende 2010 abzuschliessende Strategieentwicklung ist nicht<br />
nur auf die Chancen mit neuen Angeboten in Versorgung, Forschung und Lehre, sondern auch<br />
auf die knapperen finanziellen Mittel auszurichten.<br />
Letztendlich ist zu erwähnen, dass die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> das Geschäftsjahr<br />
<strong>2009</strong> nur dank dem hervorragenden Einsatz der Mitarbeitenden mit sehr gutem<br />
Erfolg abschliessen konnte. Deshalb sei allen Mitarbeitenden, welche zu diesem Ergebnis beigetragen<br />
haben, herzlich gedankt. <<br />
1 1 / G e s c h ä f tsleitung
1 2 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
1 3 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
P r o f. D r. m e d . D i p l .- P s yc h . Wu l f Rössler<br />
<strong>Psychiatrische</strong> Versorgung nach Mass<br />
Keine andere medizinische Disziplin ist mehr mit ihren Versorgungsstrukturen beschäftigt als<br />
die Psychiatrie. Werden die stationären Strukturen überleben? Ist der Abbau psychiatrischer<br />
Betten vorwiegend ökonomisch getrieben? Gibt es eine Psychiatrie ohne Betten oder haben wir<br />
deren gar zu wenige? Welche Stellung haben niedergelassene Psychiaterinnen und Psychiater<br />
gegenüber einerseits Haus- und Allgemeinärztinnen und –ärzten sowie andererseits gegenüber<br />
spezialisierten Einrichtungen und Diensten? Bei diesen und vielen weiteren Fragen liegen die<br />
Vorstellungen, wie die psychiatrische Versorgung zukünftig gestaltet werden sollte, teilweise<br />
weit auseinander.<br />
Wenn wir uns zum Beispiel in den Kantonen umschauen, welche Einrichtungen und Dienste<br />
uns jeweils vorgehalten werden, stellen wir eine beträchtliche quantitative und qualitative Varianz<br />
der Versorgungsangebote fest, die sich kaum aus einem unterschiedlichen Versorgungsbedarf<br />
ableiten lässt. Dadurch entsteht der Eindruck, dass es keine rationale Versorgungsplanung<br />
gibt und Versorgungsfragen vorrangig auf dem politischen Verhandlungsweg gelöst werden.<br />
Diese Entwicklung wird vor allem dadurch gefördert, dass die Verantwortung für gesundheitspolitische<br />
Entscheide zu einem grossen Teil bei den Kantonen liegt und die Finanzierung über<br />
verschiedene Leistungsträger erfolgt. Die Komplexität der Finanzierung wie auch die Vielfalt der<br />
politischen Instanzen, die Einfluss auf die Gestaltung der psychiatrischen Versorgung nehmen,<br />
machen es verständlich, dass der Beitrag der Versorgungsforschung zur Entwicklung der Gesundheitsversorgung<br />
gesamthaft eher marginal ist. Zunächst einmal gilt es aber, hinter der<br />
aktuellen Diskussion einige grundlegende Fragen und Problemstellungen zu identifizieren, die<br />
das Fundament einer rationalen Versorgungsplanung bilden. Neben planerischen Fragen wie<br />
der Überlegung, ob das Versorgungssystem medizinisch fachgerecht und wirtschaftlich vernünftig<br />
sei, muss man sich nämlich zunächst damit auseinandersetzen, welche übergeordneten<br />
Ziele die Gesundheitsversorgung überhaupt anstrebt und welche Wertvorstellungen damit verbunden<br />
sind.<br />
Zielsetzung des Gesundheitswesens<br />
Die Finanzierung des Gesundheitswesens erfolgt über solidarisch aufgebrachte Mittel, sowohl<br />
über Versicherungsbeiträge wie auch über Steuermittel. Solidarität lebt von dem Gedanken,<br />
dass eine bedürftige Person das erhält, was sie braucht, aber auch nicht mehr.<br />
Traditionellerweise ist die allgemeine Gesundheitsversorgung auf die Maximierung der durchschnittlichen<br />
Lebenserwartung der Bevölkerung ausgerichtet. Dies hat für die Psychiatrie meistens<br />
nicht die oberste Priorität. Die Psychiatrie, wie alle medizinischen Fächer mit einem hohen<br />
Anteil chronisch kranker Menschen, zielt eher auf die Maximierung der durchschnittlichen Lebensqualität<br />
der Bevölkerung ab.<br />
1 4 / Fo k u s
P r o f. D r. m e d . D i p l .- P s yc h . Wu l f Rössler<br />
Der Gesetzgeber hat nun festgelegt, unter welchen Bedingungen im Rahmen des Solidaritäts-<br />
prinzips Leistungen erbracht werden sollen. Medizinische Leistungen haben demzufolge wirk-<br />
sam, zweckmässig und wirtschaftlich zu sein. Das heisst, die Massnahmen sollen die Gesund-<br />
heit verbessern, wiederherstellen oder erhalten und dem Stand der medizinischen Wissenschaft<br />
entsprechen. Dies beinhaltet ausserdem, dass es ohne wirksame therapeutische Massnahmen<br />
keinen Versorgungsbedarf geben kann, selbst wenn objektiv ein Krankheitszustand vorliegt.<br />
Schliesslich sollen die Leistungen wirtschaftlich sein, was bedeutet, Aufwand und Ertrag sollen<br />
in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen.<br />
Die politischen Entscheidungsträger sind gehalten, die vorhandenen Ressourcen «gerecht»<br />
zu verteilen. Seit die therapeutischen Möglichkeiten die vorhandenen Mittel des Gesundheitswesens<br />
deutlich übersteigen, ist eine Diskussion darüber in Gang gekommen, wie und nach welchen<br />
Kriterien die Ressourcenallokation erfolgen soll. Wenn zum Beispiel der Fokus auf die Lebenserwartung<br />
gerichtet ist, führt dies zur Förderung der technologischen Medizin. Wenn der Schwerpunkt<br />
hingegen auf der Lebensqualität liegt, geniessen schonende und nachhaltige Massnahmen<br />
den Vorrang.<br />
Wertewandel<br />
Der dominierende Grundwert moderner Gesellschaften westlicher Prägung richtet sich auf die<br />
Individualität jedes einzelnen Menschen. Der Mensch wird vor allem wahrgenommen in seinen<br />
Möglichkeiten, sich selbst zu bestimmen und zu entwickeln. Die Ansprüche der Gesellschaft treten<br />
hinter die Ansprüche des Individuums zurück. Diese gesellschaftliche Werteentwicklung hat<br />
tief greifende Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung. Im Zusammenhang der Gesundheitsversorgung<br />
seien nur einige Stichworte genannt wie informationelle Selbstbestimmung,<br />
Aufklärungspflicht oder Zweitmeinung. Während noch bis vor wenigen Jahren der ärztliche und<br />
prinzipiell gut meinende Paternalismus darüber entschied, was und wie viel eine Patientin oder<br />
ein Patient erfahren durfte, weil sie respektive er sich vertrauensvoll den ärztlichen Entscheidungen<br />
beugen sollte, entscheidet heute die Patientin, der Patient selbst darüber, wer in ihrem<br />
oder seinem (medizinischen) Umfeld was erfahren darf und wie sie beziehungsweise er nach ausführlicher<br />
Erläuterung gegebenenfalls durch einen zweiten Arzt behandelt zu werden wünscht.<br />
Vor diesem Hintergrund gibt es auch einige Grundsätze, die von besonderer Bedeutung für<br />
die psychiatrische Versorgung sind. Akzeptanz und Zugänglichkeit von Angeboten sind zentrale<br />
Anliegen der psychiatrischen Gesundheitsversorgung. Es herrscht weitgehend Konsens darüber,<br />
dass die Zugangsschwelle zur Gesundheitsversorgung möglichst niedrig zu halten sei, zum Beispiel<br />
durch 24-stündige Öffnungszeiten, kurze Anfahrtswege und nicht stigmatisierende Institutionen.<br />
Darüber hinaus sollen insbesondere längerfristige Angebote die Betroffenen möglichst<br />
1 5 / Fo k u s
P r o f. D r. m e d . D i p l .- P s yc h . Wu l f Rössler<br />
wenig einschränken. Die überwältigende Mehrheit der Betroffenen will im Krankheitsfall so nor-<br />
mal und mit so wenigen Einschränkungen durch Versorgungsmassnahmen wie möglich leben. In<br />
der Konsequenz heisst dies, kürzere stationäre Aufenthalte und, wo immer möglich, Behandlung<br />
im gewohnten sozialen Umfeld, also gemeindenah. Das Prinzip der Normalisierung beinhaltet<br />
auch, den Betroffenen eine möglichst selbstbestimmte Wohn- und Arbeitswelt zu ermöglichen.<br />
<strong>Psychiatrische</strong> Versorgungsangebote<br />
Es gibt keine wissenschaftlichen Belege darüber, dass die psychiatrische Versorgung überwiegend<br />
in Spitälern oder ausserstationär erfolgen sollte. Wo die erforderliche Behandlung im einzelnen<br />
Fall erfolgt, hängt in der Regel zum einen von der Schwere und Komplexität der Erkrankung<br />
und zum anderen von der Intensität und Vielschichtigkeit der Behandlung ab. Auf Seiten<br />
der Betroffenen gibt es natürlich auch noch andere Einflussfaktoren, so zum Beispiel Art und<br />
Ausmass der sozialen Unterstützung, die eine betroffene Person erhält. «Einfachere» Erkrankungen,<br />
die nicht selten auch einen gewissen Spontanverlauf und keinen grossen Interventionsbedarf<br />
aufweisen, werden deshalb vorrangig vom Hausarzt betreut. Schwerere Erkrankungen<br />
ohne komplexen Behandlungsbedarf werden hingegen vom Psychiater behandelt. Wird der<br />
Behandlungsbedarf komplexer, treten in der Regel sozialpsychiatrische Dienste, Ambulatorien,<br />
Polikliniken oder Ähnliches auf den Plan. Die Schnittstelle für eine stationäre Behandlung ist<br />
fliessend und vom Krankheitsbild, aber nicht unerheblich auch von den Therapie- und Überweisungsgewohnheiten<br />
der beteiligten professionellen Behandelnden geprägt.<br />
In der Wertewelt des Gesundheitswesens gilt ambulant vor (teil-)stationär. Dies aus den<br />
dargelegten Überlegungen, dass die Betroffenen auch im Krankheitsfall ein möglichst selbstbestimmtes<br />
Leben in ihrem gewohnten Lebensumfeld mit so wenigen Einschränkungen wie möglich<br />
führen können sollten. In der Versorgungsforschung stellt sich deshalb die Frage, ob die in<br />
der Regel mit Mehreinschränkungen einhergehenden und auch teureren Krankenhausleistungen<br />
durch ambulante beziehungsweise teilstationäre Angebote gegebenenfalls zum Nutzen, zumindest<br />
aber ohne Schaden für die Patientinnen und Patienten ersetzt werden können.<br />
Vor diesem Hintergrund ist es seit Jahren ein Anliegen der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong>, neuartige Modellprojekte zu initiieren und zu evaluieren mit dem Ziel, diese Projekte<br />
langfristig in die Regelversorgung einzuführen. Dies gilt zum Beispiel für die erste Schweizer<br />
Tagesklinik für Drogenabhängige, die erste Akut-Tagesklinik oder das erste integrierte Versorgungsangebot<br />
mit ambulantem, teilstationärem und stationärem Angebot durch ein und dasselbe<br />
Behandlungsteam. Die neuen Angebote machen die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
zu einem Innovationszentrum der psychiatrischen Versorgung mit Ausstrahlung nicht nur in den<br />
Kanton, sondern in die ganze Schweiz. <<br />
1 6 / Fo k u s
P r o f. D r. m e d . D i p l .- P s yc h . Wu l f Rössler<br />
Gesundheitswesen im Umbruch<br />
Fast täglich finden wir in den Medien Berichte über das Gesundheitswesen. Überwiegend geht<br />
es um die Finanzierung der überbordenden Ausgaben. Die Psychiatrie gilt in der Regel als Teildisziplin<br />
der Medizin, die nicht sehr kostenintensiv ist. Behandlung in der Psychiatrie bedeutet<br />
vorrangig personale Arbeit mit den Patientinnen und Patienten. Die Psychiatrie ist ein Teil der<br />
«sprechenden Medizin». Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass die Personalkosten den<br />
grössten Aufwandsfaktor in psychiatrischen Kliniken darstellen. Während sich die Auslastung<br />
eines Geräts über einen bestimmten Grenzwert hinaus nicht steigern lässt, scheint dies im<br />
Hinblick auf die Auslastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Klinik eher möglich zu<br />
sein. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl unserer Patientinnen und Patienten jährlich<br />
um 5–10 % erhöht. Dies hat, zusammengenommen mit den unvermeidlichen administrativen Belastungen,<br />
in Tat und Wahrheit die Behandlungsintensität reduziert. Dort, wo mehr Patienten in<br />
einer Zeiteinheit behandelt werden müssen, bleibt einfach weniger Zeit für die einzelne Patientin<br />
oder den einzelnen Patienten.<br />
Natürlich müssen wir uns damit auseinandersetzen, wie es zu dieser Zunahme an Patientinnen<br />
und Patienten in unseren Einrichtungen und Diensten gekommen ist. Der kontinuierliche<br />
Anstieg verleitet manchen dazu, zu glauben, dass er auf eine Zunahme psychischer Erkrankungen<br />
in der Bevölkerung zurückzuführen sei. Als Erklärung für die vermeintliche Häufung solcher<br />
Erkrankungen wird meistens der soziale Wandel in unserer Gesellschaft herangezogen. In einer<br />
Übersichtsarbeit (Richter et al. 2008) konnte jedoch kürzlich gezeigt werden, dass es diese mutmassliche<br />
Zunahme psychischer Störungen in der Bevölkerung nicht gibt. Wie also lässt sich die<br />
Steigerung erklären? Die wahrscheinlichste Begründung ist, dass im Verlauf der letzten zwei<br />
Jahrzehnte die Schwelle für die Inanspruchnahme psychiatrischer Behandlungsangebote deutlich<br />
gesunken ist. Parallel zum deutlichen Zuwachs stationärer Behandlungen stieg die Nachfrage<br />
nach Behandlungsleistungen im ambulanten Bereich noch weitaus mehr an. Diese Entwicklung<br />
ist nicht ohne Einfluss auf die Zusammensetzung der Patientinnen und Patienten in der<br />
stationären Behandlung geblieben. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Zahl der Menschen,<br />
die wegen schizophrener Erkrankungen stationär behandelt wurden, halbiert, währenddem<br />
sich die Zahl der Menschen mit Affektstörungen verdoppelt hat. Das heisst, dass wir es<br />
heute in der psychiatrischen Versorgung mit anderen Menschen zu tun haben, welche ein unterschiedliches<br />
Diagnosespektrum aufweisen und unterschiedliche Therapieformen auch über die<br />
stationäre Behandlung hinaus benötigen.<br />
Was bedeutet das nun für die Struktur der psychiatrischen Einrichtungen und Behandlungsangebote?<br />
Eine so klare und eindeutige Trennung zwischen stationär und ambulant, wie sie lange<br />
Jahre gegolten hat, gibt es heute nicht mehr. Viele stationäre Patientinnen und Patienten könnten<br />
– und wollen – heute in einem anderen Setting betreut werden, gäbe es denn Angebote, die eine<br />
1 7 / M e d izinische T h e r a p i e n / M e d izinisches D i r e k t o r i u m
P r o f. D r. m e d . D i p l .- P s yc h . Wu l f Rössler<br />
intensivere als die herkömmliche ambulante Versorgung bieten, aber unterhalb der Schwelle<br />
eines stationären Aufenthalts liegen. Diesem Anliegen, eine Behandlung in ihrer Intensität flexibler<br />
zu gestalten und den Bedürfnissen unserer Patientinnen und Patienten besser gerecht zu<br />
werden, als dies bisher möglich war, versuchen wir in verschiedenen Modellprojekten gerecht zu<br />
werden. So bietet die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> eine Alternative zur stationären<br />
Behandlung in sogenannten Gastfamilien für akut Psychischkranke an. Weiter ermöglicht eine<br />
Modellstation Patientinnen und Patienten im Rahmen eines traditionellen klinischen Settings<br />
integrierte Versorgung mit auf die Behandlungsbedürfnisse abgestimmten stationären, teilstationären<br />
oder ambulanten Therapieangeboten durch ein Team. Die Mobile Equipe sucht akut<br />
erkrankte Personen zu Hause auf und betreut sie vor Ort, währenddem die am 1.1.2010 eröffnete<br />
Akut-Tagesklinik anstelle einer vollstationären Behandlung steht.<br />
Die Notwendigkeit, die Strukturen der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> zu überdenken<br />
und gegebenenfalls neu zu gestalten, hat sich im vergangenen Jahr auch auf einer ganz<br />
anderen Ebene gestellt, nämlich durch die Übernahme der Versorgung der Zürcher Stadtkreise<br />
11 und 12 per 1.1.2010. Den Hintergrund dafür bildete die Fusion des Psychiatriezentrums Hard mit<br />
der Integrierten Psychiatrie Winterthur. Die Integration des Versorgungsauftrags für die Stadtkreise<br />
11 und 12 war insofern selbstverständlich, als traditionsgemäss bereits auch schon bisher<br />
eine grössere Zahl von Patientinnen und Patienten dieser Stadtkreise die Behandlungsangebote<br />
der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> in Anspruch genommen hat.<br />
Viele Aufgaben der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> lassen sich nicht auf ein Jahr<br />
beschränken, sondern erstrecken sich teilweise über eine längere Zeit. Dies gilt beispielsweise für<br />
die geplante Inbetriebnahme eines Magnetresonanztomografen im Rahmen der hochspezialisierten<br />
Medizin. Neben der Aufnahme in den Kreis der Kliniken, die neuartige Spezialangebote innerhalb<br />
der hochspezialisierten Medizin anbieten, sind mit dem Aufbau eines solchen Bildgebungszentrums<br />
an der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> zahlreiche zeitintensive Vorarbeiten<br />
verbunden. Für die Mitarbeitenden sind das häufig Aufgaben, die neben ihrer Routinetätigkeit<br />
anfallen. Gleichzeitig ist es für uns auch als <strong>Universitätsklinik</strong> wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen,<br />
welch grossen Umfang die Lehre in unserer Arbeit einnimmt. In die Ausbildung von<br />
Medizinstudentinnen und -studenten sind nahezu sämtliche ärztlichen Mitarbeitenden vom Assistenzarzt,<br />
dem Oberarzt, über den Chefarzt bis hin zum Klinikdirektor eingebunden.<br />
Es herrscht kein Zweifel darüber, dass die Arbeitslast für alle Beteiligten enorm angewachsen<br />
ist, ohne dass diesbezüglich ein Ende absehbar wäre. Für den entsprechenden Einsatz sei<br />
allen Mitarbeitenden herzlich gedankt. Das Ziel muss trotz anspruchsvoller Zusatzaufgaben weiterhin<br />
darin bestehen, auch zukünftig einen hohen Standard in der Versorgung, Forschung und<br />
Lehre aufrechterhalten zu können. <<br />
1 8 / M e d izinische T h e r a p i e n / M e d izinisches D i r e k t o r i u m
P r o f. D r. m e d . Erich S e i f r i tz<br />
Universitäre Psychiatrie im Spannungsfeld von Therapie, Forschung und Lehre<br />
Die drei Teilbereiche Therapie, Forschung und Lehre stehen im Rahmen des anspruchsvollen<br />
Auftrags einer <strong>Universitätsklinik</strong> im Fach Psychiatrie und Psychotherapie nie für sich allein, sondern<br />
beeinflussen sich konstant gegenseitig. Diese Wechselwirkung birgt viele positive Synergieeffekte,<br />
welche ausschliesslich im universitären Umfeld möglich sind und welche den Patientinnen<br />
und Patienten direkt wie auch indirekt zugute kommen. Die Herausforderung der Betreuung<br />
und Therapie von Patientinnen und Patienten im Alltag schärft den Blick der klinisch und wissenschaftlich<br />
tätigen Ärztinnen und Ärzte auf die relevanten Forschungsfragen. Die Herausforderung<br />
des Erkenntnisgewinns aus der Forschung auf der anderen Seite fokussiert den ärztlichen<br />
Blick auf mögliche Therapieformen und stimuliert immer wieder ein kritisches Hinterfragen der<br />
therapeutischen Tätigkeit im klinischen Alltag. In der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
findet dieser Dialog nicht in der Abgeschiedenheit des akademischen Elfenbeinturms, sondern in<br />
den alltäglichen Begegnungen mit den Patientinnen und Patienten statt.<br />
Forschung für verbesserte Therapien<br />
Im vergangenen Jahr wurde durch die Medien die Frage laut, ob denn zukünftig die Wissenschaft<br />
anstelle der Therapie Einzug halte, ob nun technologische Methoden anstelle der zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen zwischen Patient und Therapeut treten würden oder ob aufgrund<br />
der Forschung die Patientinnen und Patienten zu anonymen Studienobjekten reduziert würden.<br />
Solche Fragen gründen in einer tiefen Besorgnis um das Wohl der Patientinnen und Patienten und<br />
um die Integrität von Leib und Seele, Geist und Gehirn beziehungsweise um die Berücksichtigung<br />
der Komplexität der menschlichen Existenz. Sie sind wichtig und müssen gestellt werden. Sie<br />
gehören untrennbar zur Psychiatrie und Psychotherapie und machen dieses Fach gerade deshalb<br />
auch so spannend, herausfordernd und faszinierend. Aber sind sie spezifisch für die Psychiatrie?<br />
Besitzt die Psychiatrie eine Sonderstellung innerhalb der Medizin? Wohl nicht. Solche Grundfragen<br />
müssen in anderen medizinischen Disziplinen ebenso kritisch und intensiv diskutiert werden.<br />
Was wäre die Hausarztmedizin ohne die tägliche Auseinandersetzung der Ärztin oder des Arztes<br />
mit der Individualität und den seelischen, persönlichen und existenziellen Grundbedingungen<br />
des einzelnen Patienten? Angesichts der Tatsache, dass hinter jeder Krankheit eine individuelle<br />
Persönlichkeit, eine einzigartige Lebensgeschichte, ein persönliches Schicksal sowie ein soziales<br />
Umfeld stehen, gilt diese Fragestellung für alle Bereiche der klinischen Medizin. Immer müssen<br />
die biologischen, psychologischen und sozialen Dimensionen einer Patientin oder eines Patienten<br />
in der Behandlung berücksichtigt werden.<br />
Die heute zur Verfügung stehenden psychopharmako- und psychotherapeutischen Behandlungsmethoden<br />
sind im Vergleich zu früher deutlich effizienter und ärmer an Nebenwirkungen geworden.<br />
Dennoch braucht es in Zukunft bessere Therapien. Noch zu viele Patientinnen und Patienten<br />
1 9 / Medizinische Therapien / Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost
2 0 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
2 1 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
P r o f. D r. m e d . Erich S e i f r i tz<br />
sprechen nicht, nicht ausreichend oder zu langsam auf Behandlungen an, zu gross sind die Rück-<br />
fall- und Chronifizierungsraten psychischer Krankheiten und zu schwach sind die präventiven<br />
Einflussmöglichkeiten. Dementsprechend zu gross ist das persönliche Leid psychisch erkrankter<br />
Personen und ihrer Angehörigen und zu einschneidend sind die sozialen Folgen von psychischen<br />
Erkrankungen. Darüber hinaus bergen psychische Krankheiten eine enorme sozioökonomische<br />
Bedeutung. So wird beispielsweise die unipolare Depression aufgrund der Häufigkeit und der<br />
indirekten Krankheitskosten gemäss den Berechnungen der WHO im Jahre 2030 global die teuerste<br />
Erkrankung sein.<br />
Die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> investiert deshalb in die Forschung für bessere<br />
Therapien für unsere Patientinnen und Patienten. Gute wissenschaftliche Forschung basiert auf<br />
spezifischen Hypothesen, welche empirisch mit geeigneten Methoden überprüft werden können.<br />
Hypothesen müssen verifizier- und falsifizierbar sein, damit überhaupt ein Erkenntnisgewinn erzielt<br />
werden kann. Um Krankheitsmechanismen zu verstehen, um therapeutische Ansatzpunkte<br />
zu identifizieren und spezifische Therapien zu entwickeln, braucht es Krankheitsmodelle, welche<br />
einen Ausschnitt der Komplexität einer Erkrankung abbilden können. Die Reduktion auf Modelle<br />
im Rahmen der wissenschaftlichen Forschung darf hingegen nicht verwechselt werden mit einer<br />
reduktionistischen Sicht auf den Patienten und seine Krankheit im Rahmen der klinisch-therapeutischen<br />
Aufgabe. Hier steht das umfassende therapeutische Engagement gleichermassen für<br />
forschende als auch nicht forschende Ärztinnen und Ärzte im Vordergrund. Zusammengefasst<br />
bedeutet dies, dass innerhalb der Forschung Komplexität auf untersuchbare Modelle reduziert<br />
werden muss, währenddem die Behandelnden in der täglichen klinischen Herausforderung der<br />
gesamten Komplexität des Patienten und seiner Krankheit gerecht werden müssen.<br />
Dieser vermeintliche Gegensatz beschreibt zwei sich ergänzende und bereichernde Aspekte,<br />
welche besonders in einer <strong>Universitätsklinik</strong> zum Tragen kommen. An der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> besteht die einzigartige Möglichkeit, im Rahmen von wissenschaftlichen<br />
Projekten eine Brücke von der klinischen Therapie über die angewandte klinische Forschung<br />
bis hin zur molekularen Grundlagenforschung zu schlagen. Umgekehrt bietet sich die Chance,<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse direkt in die klinisch-therapeutische Arbeit einfliessen zu lassen.<br />
Die Verbindung zwischen Grundlagenforschung und Klinik wird «translational» genannt und bezeichnet<br />
den permanenten Wissens- und Erfahrungstransfer zwischen Therapie und Forschung.<br />
Die privilegierte Situation der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> als Teil der Universität<br />
<strong>Zürich</strong> kommt somit direkt den Patientinnen und Patienten zugute. Darüber hinaus macht die<br />
universitäre Anbindung die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> zu einer besonders attraktiven<br />
Arbeitgeberin, welche die motiviertesten und begabtesten Mitarbeitenden anzieht, die wiederum<br />
das therapeutische Angebot der Klinik verbessern.<br />
2 2 / Medizinische Therapien / Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost
P r o f. D r. m e d . Erich S e i f r i tz<br />
Bewährtes Therapieangebot ausgebaut<br />
Aufbauend auf einem guten Fundament und einem erstklassigen therapeutischen Angebot konnten<br />
im vergangenen Jahr wichtige klinische Schwerpunkte der Klinik für Affektive Erkrankungen<br />
und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost weiter ausgebaut werden.<br />
Die Tagesklinik für Affektkranke, ein innovatives Behandlungs- und Therapieangebot mit<br />
internationalem Vorbildcharakter, hat sich im letzten Jahr sehr erfolgreich entwickelt und bildet<br />
mit den beiden Stationen sowie den Spezialsprechstunden mit Schwerpunkt Depression und<br />
Angsterkrankungen ein modernes und zukunftsorientiertes integriertes Behandlungsangebot.<br />
Besonders hervorzuheben ist neben den führenden Möglichkeiten im Bereich der störungsspezifischen<br />
Psychotherapie und Pharmakotherapie als Grundpfeiler eines effizienten Depressionstherapieangebots<br />
auch die im Kanton <strong>Zürich</strong> einzigartige Behandlungsmöglichkeit mittels Elektrokrampftherapie,<br />
die erfolgreich seit vielen Jahren in den beiden Kliniken für Erwachsenenpsychiatrie<br />
an der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> angeboten wird. Bei einigen ausgewählten<br />
Patientinnen und Patienten mit schwerer therapieresistenter und chronischer Depression ist<br />
diese Behandlungsform oft die einzig wirksame und zudem die an Nebenwirkungen ärmste Therapieoption.<br />
Dies zeigt sich unter anderem auch darin, dass <strong>2009</strong> eine beträchtliche Anzahl von<br />
Patientinnen und Patienten behandelt werden konnte, welche der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> von anderen Kliniken zur Weiterbehandlung zugewiesen wurden. Da diese Therapie<br />
auch bei vielen ärztlichen Kolleginnen und Kollegen teilweise nur ungenügend bekannt ist, ist auf<br />
Mitte 2010 ein internationales Symposium zur Behandlung der chronischen therapieresistenten<br />
Depression und des Stellenwerts der Elektrokrampftherapie in <strong>Zürich</strong> geplant.<br />
Da ein Forschungsschwerpunkt unserer Klinik bei den affektiven Erkrankungen liegt, wird<br />
die klinische Tätigkeit durch neurowissenschaftliche Forschungsprojekte im Bereich der Neurobiologie<br />
und Psychotherapie begleitet. Einen wichtigen Faktor zur Qualitätssicherung stellt neu<br />
die aktive Teilnahme der Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost<br />
in der Schweizerischen Gesellschaft für Arzneimittelsicherheit in der Psychiatrie dar. Das Ziel<br />
dabei ist, den höchstmöglichen Qualitätsstandard bezüglich der medizinischen Sicherheit bei der<br />
medikamentösen Therapie der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten.<br />
Einen weiteren Schwerpunkt der integrierten Versorgung bildet das Zentrum für Gemeindeund<br />
Familienpsychiatrie, an welches eine Akutstation der Klinik, ein Ambulatorium, ein Tageszentrum,<br />
eine Nachtklinik sowie das seit dem 1.1.2010 ins Regelangebot der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> integrierte Angebot «Gastfamilien für akut Psychischkranke» angegliedert<br />
sind. Erweitert wurden die Therapiemöglichkeiten im Zentrum für Gemeinde- und Familienpsychiatrie<br />
durch den Aufbau einer Spezialsprechstunde sowie eines Gruppentherapieangebots für<br />
Patientinnen und Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen, welchen nun eine störungs-<br />
2 3 / Medizinische Therapien / Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost
P r o f. D r. m e d . Erich S e i f r i tz<br />
spezifische psychotherapeutische Behandlung, die Dialektisch Behaviorale Therapie, angeboten<br />
werden kann. Mittelfristig sollen die störungsspezifischen psychotherapeutischen Behandlungsangebote<br />
ausgebaut und mittels moderner integrierter psychotherapeutischer Konzepte weiterentwickelt<br />
werden.<br />
Auch die Angebote für Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund und Erkrankungen<br />
mit spezifischen transkulturellen Problemstellungen wurden teilweise in enger Zusammenarbeit<br />
mit dem Zentrum für Gemeinde- und Familienpsychiatrie erweitert. In diesem Zusammenhang<br />
erwähnenswert ist, dass der 3. Internationale Kongress der Transkulturellen Psychiatrie,<br />
Psychotherapie und Psychosomatik im deutschsprachigen Raum <strong>2009</strong> an der <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> durchgeführt werden konnte.<br />
Personelle Wechsel<br />
Dr. med. Martin Kieseswetter, langjähriger Leiter des Forensisch-<strong>Psychiatrische</strong>n Dienstes der<br />
<strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong>, ging Ende <strong>2009</strong> in Pension. Zur Würdigung seiner grossen<br />
Verdienste für die Forensische Psychiatrie und die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
wurde ein interdisziplinäres Abschiedssymposium veranstaltet, welches auf grosses Interesse<br />
stiess. Dr. med. Martin Kiesewetter wird in privater Praxis weiterhin forensische Gutachten erstellen<br />
sowie als Amtsarzt tätig und dadurch auch weiterhin mit der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> verbunden bleiben. Als Nachfolger konnte PD Dr. med. Elmar Habermeyer, ein<br />
international anerkannter Experte in forensischer Psychiatrie, gewonnen werden.<br />
Dr. med. Christian Schopper, langjähriger Oberarzt an der Klinik für Affektive Erkrankungen<br />
und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost, wurde im vergangenen Jahr zum Chefarzt der Psychosomatischen<br />
Klinik Sonneneck in Badenweiler, Deutschland, gewählt. Seine Verbundenheit zur <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> sowie sein Engagement für die Lehre bleiben in Form eines<br />
Lehrauftrags an unserer Klinik bestehen. Dr. med. Bernhard Hofacker, ebenfalls viele Jahre als<br />
Ober- und Triagearzt in der Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong><br />
Ost tätig, wechselte im Herbst <strong>2009</strong> als Oberarzt in den regionalärztlichen Dienst der Schweizerischen<br />
Versicherungsanstalt <strong>Zürich</strong>. Dr. med. Bernhard Küchenhoff wurde im Berichtsjahr zum<br />
stellvertretenden Chefarzt ad interim und PD Dr. med. Daniel Schüpbach zum Leitenden Arzt<br />
ernannt. Dr. med. Katharina Lötscher übernahm die Leitung des Zentrums für Gemeinde- und<br />
Familienpsychiatrie.<br />
An dieser Stelle möchte ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ärztlichen, psychologischen,<br />
pflegerischen und therapeutischen Bereichs der Klinik für Affektive Erkrankungen und<br />
Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost herzlich danken. Die engagierte Zusammenarbeit und die Kompetenz<br />
im Dienste der Patientinnen und Patienten sowie Loyalität und Professionalität haben es<br />
2 4 / Medizinische Therapien / Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost
P r o f. D r. m e d . Erich S e i f r i tz<br />
ermöglicht, auch im vergangenen Jahr der Veränderungen die erstklassige Behandlungsqualität<br />
der Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost aufrechtzuerhalten<br />
und sogar noch zu verbessern.<br />
Zukunftsvision einer personalisierten Therapie in der Psychiatrie<br />
Die Kategorien der gebräuchlichen diagnostischen Systeme ICD-10 oder DSM-V bilden psychiatrische<br />
Krankheiten nur ungenügend ab. Diagnosen sind aber dennoch wichtig, dienen sie doch<br />
dazu, Krankheiten möglichst eindeutig zu beschreiben und möglichst genaue Voraussagen für<br />
den Therapieverlauf zu treffen. Aus der täglichen Praxis ist jedoch bekannt, dass die Zusammenhänge<br />
zwischen Diagnose und Therapie bisher leider nur unbefriedigend sind und dass meist unbekannte<br />
Einflussfaktoren eine Rolle für den Therapieerfolg spielen. Verschiedene Patientinnen<br />
und Patienten mit derselben Diagnose können sehr unterschiedlich auf eine Therapie ansprechen.<br />
Beim ersten Patienten kann der Therapieerfolg in kurzer Zeit erzielt werden, beim zweiten<br />
Patienten sind mehrere Versuche notwendig und beim dritten entwickelt sich eine Chronifizierung.<br />
Daher stellt es eine wichtige Herausforderung für die Therapie dar, Krankheiten im Zusammenhang<br />
mit dem individuellen Patienten zu erfassen und zu charakterisieren.<br />
Diese Interaktion Krankheit – Mensch müssen wir besser verstehen, um effizientere Therapien<br />
zu entwickeln. Die «personalisierte Psychiatrie» versucht, den individuellen Patienten und<br />
seine Krankheit durch Bio- und psychologische Marker als Grundlage für eine massgeschneiderte<br />
personalisierte Therapie möglichst spezifisch zu charakterisieren. Forschungsergebnisse<br />
haben dabei einerseits gezeigt, dass herkömmliche klinische Methoden allein nicht ausreichen<br />
und dass es zusätzlicher Informationen bedarf. So konnte beispielsweise aufgezeigt werden, dass<br />
Patientinnen und Patienten mit einem bestimmten Genotyp besser auf Medikament A ansprechen,<br />
während Patientinnen und Patienten mit einem anderen Genotyp besser auf Medikament<br />
B reagieren. Zudem konnte nachgewiesen werden, dass Psychotherapie bei Patientinnen und<br />
Patienten mit einer chronischen Depression mit frühkindlicher Traumatisierung bessere Wirkung<br />
zeigt als antidepressive Medikamente, dass es sich aber im Gegensatz dazu bei Patientinnen<br />
und Patienten mit der gleichen Diagnose ohne Traumatisierung genau umgekehrt verhält. Diese<br />
Zusammenhänge sind es, die wir in Zukunft besser verstehen müssen, damit wir unseren Patientinnen<br />
und Patienten massgeschneiderte und optimal wirksame Therapien anbieten können. <<br />
2 5 / Medizinische Therapien / Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost
P r o f. D r. m e d . D i p l .- P s yc h . Wu l f Rössler<br />
Im Zeichen der Veränderung<br />
Die Psychiatrie ist eine personale Disziplin. Das Erscheinungsbild einer Klinik wird vor allem von<br />
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geprägt: davon, wie freundlich und zuvorkommend sie<br />
sind, wie gut sich die Patientinnen und Patienten bei ihnen aufgehoben fühlen oder wie fachkundig<br />
sie den Patientinnen und Patienten sowie ihren Angehörigen gegenübertreten. Wenn es – was<br />
in Anbetracht der vielen von uns behandelten Patienten selten ist – zu Klagen über unsere Arbeit<br />
kommt, betreffen sie dann auch meistens diesen Teil unserer Tätigkeit, nämlich wenn sich unsere<br />
Patientinnen und Patienten nicht hinreichend angenommen, verstanden oder sich schlecht behandelt<br />
fühlen. Nicht anders geht es unseren Zuweiserinnen und Zuweisern. Auch sie erwarten<br />
von uns, dass wir ihnen höflich und zuvorkommend gegenübertreten und ihre Anliegen – soweit<br />
dies möglich ist – umsetzen.<br />
Wie dieses Räderwerk im Alltag funktioniert, ist eigentlich erstaunlich. Tag für Tag müssen sich<br />
die einzelnen Berufsgruppen mit ihren weit auseinanderliegenden Aufgabenfeldern aufeinander<br />
abstimmen. Wie wenig selbstverständlich dies ist, merkt man dann, wenn ein wenig Sand ins<br />
Getriebe gerät. Für die Patientinnen und Patienten selbst wird es am augenfälligsten, wenn ihre<br />
behandelnde Ärztin oder ihr behandelnder Arzt, ihre Bezugsperson oder einer der therapeutischen<br />
Mitarbeitenden ausfällt. Schnell schliessen sich aber die Lücken, Ersatz wird gesucht und<br />
in der Regel auch gefunden. Diesen Herausforderungen des therapeutischen Alltags können wir<br />
nur begegnen, weil in allen Bereichen der Klinik hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
Hand in Hand arbeiten.<br />
Kein Ärztemangel<br />
Gegenwärtig ist viel in den Medien darüber zu lesen, wie schwierig es ist, junge Ärztinnen und<br />
Ärzte für das Fach Psychiatrie zu begeistern und sie zu motivieren, in psychiatrischen Kliniken<br />
ihre Weiterbildung aufzunehmen. Dieses Problem setzt sich zwangsläufig auf der Ebene des<br />
ärztlichen Kaders fort. An einer <strong>Universitätsklinik</strong> verschärft sich die Situation beim ärztlichen<br />
Kader insofern, als von Oberärztinnen und Oberärzten sowie leitenden Ärztinnen und Ärzten<br />
nicht nur eine herausragende klinische Qualifikation, sondern in der Regel auch Mitwirkung an<br />
Forschung und Lehre erwartet wird.<br />
Der allseits beklagte Ärztemangel trifft aber für die Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie<br />
<strong>Zürich</strong> West nicht zu. Seit Jahren haben wir eine stattliche Anzahl von Bewerberinnen<br />
und Bewerbern sowohl für frei werdende Assistenz- wie auch Oberarztstellen. Die Gründe<br />
hierfür sind mannigfaltig. Die Rahmenbedingungen der ärztlichen Tätigkeit sind gut, teilweise besser<br />
als im deutschsprachigen Ausland, weswegen wir naturgemäss auch eine Reihe von Bewerbungen<br />
von dort erhalten. Wer aber glaubt, dass ausländische Ärztinnen und Ärzte vorrangig wegen<br />
des besseren Lohnes zu uns kämen, irrt. Zu betonen sind vielmehr die guten Weiterbildungsbe-<br />
2 6 / Medizinische Therapien / Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> West
P r o f. D r. m e d . D i p l .- P s yc h . Wu l f Rössler<br />
dingungen und gegebenenfalls Forschungsmöglichkeiten. Unsere Oberärztinnen und Oberärzte<br />
schätzen es sehr, Klinik und Forschung miteinander verbinden zu können. Wie erfolgreich sie das<br />
tun, zeigen die auch im internationalen Vergleich bemerkenswerten Forschungsleistungen.<br />
Ein wesentlicher Vorteil unserer Institution liegt aber noch auf einer ganz anderen Ebene:<br />
dem Zusammenhalt unter den ärztlichen Kolleginnen und Kollegen. Dies ist eine Rahmenbedingung,<br />
die sich jede Klinikleitung wünscht, die aber nicht geschaffen werden kann, sondern<br />
entsteht. Das gute Arbeitsklima, durch Mund-zu-Mund-Propaganda bekannt gemacht, steigert<br />
unsere Attraktivität bei Personen, die sich um eine Stelle bewerben.<br />
Neue Versorgungsgebiete<br />
Mit der Fusion des Psychiatriezentrums Hard (PZH) mit der Integrierten Psychiatrie Winterthur<br />
(ipw) hat die Gesundheitsdirektion verfügt, dass die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> neu<br />
die Zuständigkeit für die Versorgung der Zürcher Stadtkreise 11 und 12 übernehmen soll. Dies<br />
ist sinnvoll, da in den vergangenen Jahren bereits viele Patientinnen und Patienten aus diesen<br />
Stadtkreisen den Weg zu uns gefunden haben. Diese Patientinnen und Patienten fühlen sich traditionell<br />
der Stadt und damit auch der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> verbunden.<br />
Die Übernahme der Versorgung der Zürcher Stadtkreise 11 und 12 (wobei der Kreis 11 in die<br />
Verantwortung der Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> West und der Kreis<br />
12 in die Verantwortung der Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost<br />
fällt) war für den 1.1.2010 geplant. Mit der Bekanntgabe der neuen Versorgungszuständigkeiten<br />
zeichneten sich innerhalb des Psychiatriezentrums Hard bald erste Veränderungen bei der<br />
Aufrechterhaltung der Versorgung ab. Durch die vorzeitige Schliessung einer Station fiel die<br />
stationäre Versorgung de facto bereits Mitte des vergangenen Jahres in die Verantwortung der<br />
<strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong>. Während der Sommermonate - mit einer traditionsgemäss<br />
reduzierten Inanspruchnahme stationärer Angebote im ganzen Kanton - war diese Aufgabe<br />
zu bewältigen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass eine unserer Stationen bereits am 5.1.<strong>2009</strong><br />
neu als Versorgungsstation für die genannten Stadtkreise eröffnet wurde. Im Herbst und Winter<br />
<strong>2009</strong> hatten wir allerdings eine Inanspruchnahme zu verzeichnen, die uns an unsere Kapazitätsgrenzen<br />
herangeführt hat.<br />
Eröffnung der Akut-Tagesklinik<br />
Da die Zahl der abzubauenden Betten im Psychiatriezentrum Hard nicht im gleichen Umfang in<br />
der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> wieder aufgebaut werden sollte, war es erforderlich,<br />
Alternativangebote für die erwartete Zunahme der Behandlungen zu entwickeln. In der<br />
Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> West richteten wir dabei unser<br />
2 7 / Medizinische Therapien / Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> West
2 8 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
2 9 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
P r o f. D r. m e d . D i p l .- P s yc h . Wu l f Rössler<br />
Augenmerk auf den Aufbau einer sogenannten Akut-Tagesklinik. Aus der Versorgungsforschung<br />
ist bekannt, dass ein Viertel bis ein Drittel der stationär behandelten Patientinnen und Patienten<br />
mit gleicher Qualität auch akuttagesklinisch betreut werden können. Dies bedeutet, dass akut<br />
erkrankte Patientinnen und Patienten, welche normalerweise stationär aufgenommen worden<br />
wären, in einem tagesklinischen Setting behandelt werden und abends nach Hause gehen. Bei<br />
gleichen Behandlungsergebnissen steigert dies die Zufriedenheit mit der Behandlung bei den<br />
Patientinnen und Patienten sowie auch bei den Angehörigen.<br />
Die neue Akut-Tagesklinik wurde als Bestandteil des Kriseninterventionszentrums an der<br />
Militärstrasse 8 in <strong>Zürich</strong> geplant. Da die räumlichen Verhältnisse an der Militärstrasse 8 schon<br />
vor der Eröffnung der Akut-Tagesklinik beengt waren, erwies sich die Planung der Akut-Tagesklinik<br />
als eine grosse logistische Herausforderung. Am 1.11.<strong>2009</strong> konnte sie jedoch plangemäss<br />
in Betrieb genommen werden. Die ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
sind allesamt äusserst erfahren in ihrem jeweiligen Berufsfeld. Was aber noch viel wichtiger erscheint,<br />
ist, dass die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Akut-Tagesklinik hoch motiviert<br />
sind, diese zum Erfolg zu führen. Die offizielle Eröffnung am 1.1.2010 hat dies belegt: Die Akut-<br />
Tagesklinik war innerhalb weniger Tage voll belegt.<br />
Neue Räumlichkeiten für das Sozialpsychiatrische Zentrum Limmattal<br />
Neben den universitären Kompetenzzentren in der Stadt <strong>Zürich</strong> (Zentrum für <strong>Psychiatrische</strong> Rehabilitation,<br />
Kriseninterventionszentrum, Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen) liegen auch zwei<br />
Aussenstellen in der Verantwortlichkeit der Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie<br />
<strong>Zürich</strong> West: das Sozialpsychiatrische Zentrum Limmattal und neu das Ambulatorium in<br />
<strong>Zürich</strong>-Oerlikon.<br />
Das Ambulatorium in <strong>Zürich</strong>-Oerlikon ist am 1.1.2010 vom Psychiatriezentrum Hard in unsere<br />
Verantwortung übergegangen. Die Integration eines Ambulatoriums in bestehende Strukturen<br />
erfordert zahlreiche Vorarbeiten – von der IT über das Briefpapier bis hin zur Archivierung von<br />
Krankengeschichten. Die grösste Herausforderung lag hingegen darin, ein ambulantes Team aus<br />
bewährten sowie neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammenzustellen. Einige bisherige<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ambulatoriums in <strong>Zürich</strong>-Oerlikon haben sich für eine Weiterarbeit<br />
bei der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> entschieden und einige langjährige<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von uns haben sich der reizvollen neuen Aufgabe in Oerlikon<br />
gestellt. Erwartungsgemäss hat das Ambulatorium Oerlikon seine Arbeit inzwischen erfolgreich<br />
aufgenommen.<br />
Das Sozialpsychiatrische Zentrum Limmattal hingegen ist bereits seit vielen Jahren etabliert<br />
und zu einem unverzichtbaren Bestandteil der psychiatrischen Versorgung in dieser Region<br />
3 0 / Medizinische Therapien / Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> West
P r o f. D r. m e d . D i p l .- P s yc h . Wu l f Rössler<br />
geworden. Die Liegenschaft des Sozialpsychiatrischen Zentrums Limmattal wurde vergangenes<br />
Jahr veräussert. In der Folge kündigte der neue Besitzer den bestehenden Mietvertrag. Wenn<br />
auch die Mauern der Psychiatrie längst gefallen sind, kommen doch immer noch da und dort Vorbehalte<br />
gegenüber der Psychiatrie zum Vorschein. Das Sozialpsychiatrische Zentrum Limmattal<br />
hat aus diesem Grund einen neuen Anfang in einer anderen Liegenschaft gesucht, wo es herzlich<br />
aufgenommen wurde. Der Umzug hat es auch ermöglicht, das Sozialpsychiatrische Zentrum Limmattal<br />
in grosszügigeren Räumen unterzubringen, welche auch der Qualitätsverbesserung der<br />
Versorgung zuträglich sind.<br />
Persönliches aus der Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> West<br />
Konstanz und Innovation widersprechen sich nicht. Innovationen sind in der Regel nur dort möglich,<br />
wo es auch einen sicheren Grund gibt, auf dem sie entstehen können. Eine Konstante innerhalb<br />
der Ärzteschaft ist Dr. med. Roland Buchser, der nahezu 15 Jahre lang das Zentrum<br />
für <strong>Psychiatrische</strong> Rehabilitation an der Militärstrasse 8 in <strong>Zürich</strong> geleitet hat. Im Berichtsjahr<br />
nahm er eine neue Herausforderung im stationären Bereich der Klinik sowie als Stellvertreter<br />
von Prof. Dr. med. Dr. phil. Paul Hoff, Chefarzt der Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie<br />
<strong>Zürich</strong> West, an. Mit der Leitung des Zentrums für <strong>Psychiatrische</strong> Rehabilitation<br />
wurde Prof. Dr. med. Uwe Herwig betraut.<br />
Der Schreibende selbst hat seit <strong>2009</strong> wieder das Amt des Vorstehers des Medizinischen<br />
Direktoriums inne. In diesem Gremium werden die ärztlichen Leitungsentscheide koordiniert,<br />
weshalb der Vorsitz eine Dienstleistung für die gesamte <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
darstellt. Regelmässige Treffen mit der Spitaldirektion dienen dazu, die ärztlichen Positionen zu<br />
erläutern und zu vertreten. Weiter wurde der Schreibende im Oktober <strong>2009</strong> zum Fellow des Collegium<br />
Helveticum gewählt. In diese gemeinsam von der Universität <strong>Zürich</strong> und der ETH <strong>Zürich</strong><br />
getragene Forschungsinstitution werden für den Zeitraum von fünf Jahren jeweils drei Professorinnen<br />
und Professoren mit unterschiedlichen Fachbereichen der Universität <strong>Zürich</strong> und der ETH<br />
<strong>Zürich</strong> gewählt, um gemeinsam interdisziplinär zu forschen. Es ist mir eine besondere Freude, als<br />
Psychiater in diesem Gremium vertreten sein zu dürfen. <<br />
3 1 / Medizinische Therapien / Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> West
Prof. Dr. med. Christoph Hock / PD Dr. med. Egemen Savaskan / Rebekka Gemperle / Theresa Witschi<br />
Netzwerkangebote zur weiteren Verbesserung der Behandlungsqualität<br />
In und um die Klinik für Alterspsychiatrie bildet sich ein regelrechtes Netzwerk. Dazu zählte im<br />
vergangenen Jahr neu sicherlich die Arbeitsgruppe «Ethik in der Alterspsychiatrie». Intern wird<br />
verstärkt nach dem Netzwerkgedanken gehandelt. So kommt den Patientinnen und Patienten<br />
eine kontinuierliche Behandlungskette von stationären, teilstationären, ambulanten und konsiliarischen<br />
Angeboten zugute. Auch in der Forschungsabteilung, die an der Entwicklung einer<br />
wirksamen Prävention der Alzheimer-Krankheit und anderer neurodegenerativer Erkrankungen<br />
arbeitet, dient die intensive interne Zusammenarbeit und diejenige mit externen Partnern unserem<br />
primären Ziel: für alte Menschen eine Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen.<br />
Die Klinik für Alterspsychiatrie integriert Versorgung und Forschung. Sie ist eine von der<br />
FMH anerkannte Weiterbildungsstätte in Alterspsychiatrie sowie –psychotherapie und setzt<br />
Schwerpunkte in der Behandlung und Rehabilitation alterspsychiatrischer Patientinnen und Patienten<br />
sowie in der Demenzforschung. Der ältere Patient ist häufig einsam, fragil, multimorbid<br />
und in hohem Masse hilfsbedürftig. Die Verbesserung der Lebensqualität, die Rehabilitation<br />
und die Prävention stehen im Mittelpunkt der therapeutischen Bemühungen. In der Versorgung<br />
konzentrieren wir uns auf ganzheitliche, interdisziplinäre, teamorientierte Patientenpflege, die<br />
neben den neuropsychiatrischen, sozialen und psychologischen Aspekten auch die somatischen<br />
Faktoren der multimorbiden älteren Patientinnen und Patienten auf fachärztlicher Ebene einbezieht.<br />
In multidisziplinären Forschungsprojekten entwickeln wir präventive und personalisierte<br />
Verfahren zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit auf der Basis neuer immuntherapeutischer<br />
Ansätze. Die Klinik für Alterspsychiatrie entwickelte sich schrittweise über die vergangenen<br />
zehn Jahre durch die Fusion einer Versorgungsklinik mit einem molekular ausgerichteten Forschungsinstitut<br />
der Universität <strong>Zürich</strong>. Sie umfasst heute 64 Betten, zwölf Tagesklinikplätze, ein<br />
Ambulatorium mit Schwerpunkt Gedächtnissprechstunde sowie einen Konsiliardienst.<br />
Arbeitsgruppe Ethik<br />
Die Autonomie des Individuums, seine Würde und die Akzeptanz seines Willens sind essenzielle<br />
Grundpfeiler eines ethisch basierten Behandlungskonzepts. Alterspsychiatrische Erkrankungen<br />
können zur vorübergehenden oder dauerhaften Beeinträchtigung der Willensbildung und Urteilsfähigkeit<br />
führen. Im Zusammenhang mit Fragen der Selbstbestimmung und Fürsorge am Lebensende,<br />
Multimorbidität sowie unterschiedlichen Haltungen im familiären Umfeld können sich sehr<br />
komplexe und schwierige Behandlungssituationen ergeben. Die in diesem Jahr initiierte interdisziplinäre<br />
Arbeitsgruppe «Ethik in der Alterspsychiatrie» widmet sich in Fallseminaren, Workshops<br />
und Weiterbildungsveranstaltungen durch Ethikexperten diesen Themen. Die Arbeitsgruppe<br />
wird von Prof. Dr. med. Dr. phil. Nikola Biller-Andorno, Professorin für Biomedizinische Ethik<br />
und Direktorin des Instituts für Biomedizinische Ethik an der Universität <strong>Zürich</strong>, begleitet.<br />
32 / M e d izinische T h e r a p i e n / K l i n i k für A l t e r s p s yc h i a t r i e
Prof. Dr. med. Christoph Hock / PD Dr. med. Egemen Savaskan / Rebekka Gemperle / Theresa Witschi<br />
Klinische Forschung und Versorgung<br />
Im Zentrum unserer Bemühungen steht die Entwicklung einer wirksamen Prävention der Alzheimer-Krankheit<br />
und anderer neurodegenerativer Erkrankungen. Im vergangenen Jahr wurden in<br />
diesem Bereich entscheidende Fortschritte gemacht. Durch die Entwicklung bildgebender Verfahren<br />
wurde die Früherkennung der Alzheimer-Demenz erheblich verbessert. Mithilfe der Positronenemissionstomografie<br />
(PET) und eines neuen molekularen Markers, der sogenannten Pittsburgh<br />
compound B (PiB), können Alzheimer-typische Ablagerungen in Form von Beta-Amyloid<br />
im Gehirn bereits im Vorfeld der klinischen Manifestation der Demenz nicht-invasiv gemessen<br />
werden. Mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRI) und volumetrischer Messungen kann zudem<br />
die Verminderung des Hirnvolumens im Bereich des Hippokampus rasch und effektiv sichtbar<br />
gemacht werden. Beide Untersuchungen werden den Patientinnen und Patienten im Rahmen<br />
der Frühdiagnostik von Gedächtnisstörungen im Ambulatorium der Klinik für Alterspsychiatrie<br />
angeboten.<br />
Bei der ursächlichen Behandlung der Alzheimer-Krankheit steht die frühzeitige Verminderung<br />
der Beta-Amyloid-Ablagerung im Gehirn im Vordergrund. Interessierte und geeignete Patientinnen<br />
und Patienten haben die Möglichkeit, an Therapiestudien teilzunehmen und im Rahmen<br />
von klinischen Prüfungen von neuen innovativen Substanzen zu profitieren. Der in der klinischen<br />
Entwicklung am meisten fortgeschrittene Ansatz ist die Immuntherapie («Impfung»). Mithilfe der<br />
Verabreichung humaner Antikörper soll das natürliche Abwehrsystem des Menschen stimuliert<br />
werden, um die schädlichen Ablagerungen im Gehirn, die Beta-Amyloid-Plaques, abzubauen. Im<br />
Anschluss daran kommen als Unterstützung für die Wiedergewinnung verlorener kognitiver Kapazitäten<br />
neue, spielerische Formen des Gedächtnistrainings zur Anwendung. Diese werden im<br />
Rahmen des Projekts «Cognimat» in Zusammenarbeit mit der ETH, Institut für Robotics, an der<br />
Klinik für Alterspsychiatrie entwickelt.<br />
Aufgrund der Erkenntnisse über die zentrale Rolle des Immunsystems bei der Demenzentwicklung<br />
und Gehirnalterung, die an unserer Forschungsabteilung gewonnen wurden, haben wir<br />
Langzeitprogramme initiiert, bei denen wir die kognitive Leistungsfähigkeit von älteren gesunden<br />
Personen sowie Patientinnen und Patienten mit leichten Gedächtnisstörungen über Jahre<br />
beobachten. Diese Untersuchungen sollen Aufschluss darüber geben, welche Faktoren zu einem<br />
gesunden und leistungsfähigen Gedächtnis im hohen Alter beitragen. Die Erkenntnisse daraus,<br />
insbesondere die Entdeckung und Isolation von spezifischen Schutzfaktoren des Immunsystems,<br />
sollen dann in der Zukunft zur Entwicklung von präventiven Therapien für Personen mit Risikofaktoren<br />
für Demenzen führen.<br />
Die klinische Versorgung wird an zwei Standorten geleistet, einerseits am Gerontopsychiatrischen<br />
Zentrum Hegibach sowie andererseits im Stammhaus der <strong>Psychiatrische</strong>n Universi-<br />
3 3 / M e d izinische T h e r a p i e n / K l i n i k für A l t e r s p s yc h i a t r i e
Prof. Dr. med. Christoph Hock / PD Dr. med. Egemen Savaskan / Rebekka Gemperle / Theresa Witschi<br />
tätsklinik <strong>Zürich</strong>. Zu den häufigsten Behandlungsindikationen gehören Gedächtnisstörungen,<br />
Demenzen, Depressionen, Angst, Psychosen und Sucht. Die Behandlungskette ist kontinuierlich<br />
und umfasst stationäre, teilstationäre, ambulante und konsiliarische Angebote. Somit können<br />
Patientinnen und Patienten fliessend aus dem ambulanten in den stationären Bereich und umgekehrt<br />
geführt werden. Die stationären, kostenintensiven Behandlungen werden dabei eher kürzer<br />
und die soziale Integration der Patientinnen und Patienten bleibt erhalten. Die somatische<br />
Versorgung wird durch den Internistischen Dienst der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
gewährleistet.<br />
In der klinischen Versorgung steht das ganzheitliche Verständnis der Patientinnen und<br />
Patienten im Mittelpunkt. Hierbei werden im Rahmen einer interdisziplinären Diagnostik die<br />
Kernproblematik und die vorhandenen Ressourcen herausgearbeitet und in ein individuelles Therapie-<br />
und Präventionskonzept umgesetzt. Das therapeutische Team umfasst Psychiater, Neurologen,<br />
Internisten, Neuropsychologen, Psychotherapeuten, Pflegefachkräfte, Aktivierungs-,<br />
Ergo-, Bewegungs-, Musik- und Physiotherapeuten sowie Sozialarbeiter. Die Therapieangebote<br />
sind integrativ, pragmatisch und multimodal, sie beinhalten pharmakologische, psychotherapeutische<br />
und rehabilitative Ansätze und werden unter engmaschigem Einbezug der Angehörigen<br />
und der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte angewandt. Die Klinik für Alterspsychiatrie legt<br />
grossen Wert auf die gute Vernetzung mit den zuweisenden und weiterbehandelnden Stellen, insbesondere<br />
mit den niedergelassenen Hausärzten, Allgemeinmedizinern, Fachärzten, Heimärzten<br />
sowie Spitexorganisationen. Fortbildungsveranstaltungen für die niedergelassenen Kolleginnen<br />
und Kollegen finden in vierteljährlichen Abständen statt.<br />
Stationärer, teilstationärer und ambulanter Bereich<br />
Um eine höchstmögliche Qualität des therapeutischen Angebots zu erreichen, wurden störungsspezifische<br />
Schwerpunkte geschaffen: Demenz in der Station G0/G1 (24 Betten), Affektive Erkrankungen<br />
und Depression in der Station G2 (19 Betten), Psychosomatik und Sucht in der Station G3<br />
(19 Betten). Dies ermöglicht eine spezifische Aus- und Weiterbildung der Behandlungsteams und<br />
die Anpassung der therapeutischen Angebote an die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten.<br />
Die Anmeldung und schwerpunktgerechte Zuteilung der Patienten erfolgt über den Triage-<br />
Arzt der Klinik für Alterspsychiatrie in Zusammenarbeit mit dem Triage-Team am Stammhaus<br />
der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong>. Das Angebot umfasst psychiatrische, neurologische<br />
und internistische Abklärung, pflegerisches Assessment, Psychopharmakotherapie, Psychotherapie,<br />
Physiotherapie sowie Betreuung durch die Mitarbeitenden der aktivierenden und<br />
der künstlerisch-kreativen Therapien sowie des Sozialdienstes. Mit dem Eintritt beginnt bereits<br />
die Austrittsplanung. Für Patientinnen und Patienten, bei denen eine Rückkehr in das häusliche<br />
3 4 / M e d izinische T h e r a p i e n / K l i n i k für A l t e r s p s yc h i a t r i e
Prof. Dr. med. Christoph Hock / PD Dr. med. Egemen Savaskan / Rebekka Gemperle / Theresa Witschi<br />
Umfeld nicht mehr möglich ist, suchen wir adäquate Plätze in Alters- und Pflegeheimen. Um die<br />
Wartezeiten zu minimieren, wurde im vergangenen Jahr die Zusammenarbeit mit dem stadtärztlichen<br />
Dienst intensiviert.<br />
Das Angebot der Tagesklinik der Klinik für Alterspsychiatrie (zwölf Plätze) richtet sich an Patientinnen<br />
und Patienten mit affektiven Störungen sowie mit leichter bis mittelgradiger Demenz.<br />
Diese Tagesklinik bildet eine wichtige Ergänzung zu stationären und ambulanten Therapiemöglichkeiten.<br />
Ziel ist die Rehabilitation sowie die Reintegration der Patientinnen und Patienten in<br />
ihr angestammtes Umfeld nach der Entlassung aus der stationären Behandlung, die Vermeidung<br />
von unnötigen stationären Aufnahmen bei Betroffenen, die sich in der ambulanten Behandlung<br />
befinden, sowie Kriseninterventionen im teilstationären Rahmen. Das Angebot umfasst eine aktivierende<br />
Tagesstruktur sowie Gruppentherapien mit künstlerisch-kreativer und musikalischer<br />
Gestaltung, Bewegungstherapie, Tanz und Entspannungsübungen, Gedächtnistraining und Angehörigengruppen.<br />
Besonderer Wert wird darauf gelegt, dass sich die Patientinnen und Patienten<br />
gut aufgehoben fühlen und individuell auf sie zugeschnittene Therapien erhalten. Das Modulprogramm<br />
der Tagesklinik umfasst zudem themenorientierte Blöcke. Angeboten werden derzeit<br />
«Mein Partner leidet an Demenz», «Wege aus der Depression» und «Gemeinsam statt einsam».<br />
Der Schwerpunkt des ambulanten Angebots der Klinik für Alterspsychiatrie liegt in der Gedächtnissprechstunde.<br />
Hier finden ältere Personen mit Gedächtnisschwierigkeiten Ansprechpartner<br />
und die Möglichkeit der Abklärung. Zentrale Elemente der Abklärung sind die psychiatrische<br />
und neurologische Untersuchung, Gedächtnistests (Neuropsychologie) und die bildgebende<br />
Untersuchung des Kopfes zum Beispiel mittels Magnetresonanztomografie. Nach einer ausführlichen<br />
Beratung der Patientinnen und Patienten und der begleitenden Angehörigen werden die<br />
therapeutischen Möglichkeiten diskutiert. Neben Medikamenten zur Stabilisierung der Gedächtnisleistung<br />
(zum Beispiel Acetylcholinesterasehemmer) werden ein Mal wöchentlich verschiedene<br />
Gedächtnistrainingsgruppen angeboten. Ziel ist die Erhaltung der Alltagskompetenzen und der<br />
Lebensqualität für einen möglichst langen Zeitraum.<br />
Neben Patientinnen und Patienten mit Gedächtnisstörungen und Demenzen behandeln wir<br />
auch Patienten mit Depression, Angst und anderen gerontopsychiatrischen Krankheitsbildern.<br />
Konsiliardienst<br />
Der Konsiliardienst versorgt umliegende Alters- und Pflegeheime der Stadt <strong>Zürich</strong> sowie das<br />
innovative Alzheimer-Pflegeheim Sonnweid in Wetzikon. Die Heimärzte haben damit die Möglichkeit,<br />
vor Ort gerontopsychiatrische Expertise bei der Betreuung ihrer Patientinnen und Patienten<br />
beizuziehen. Dadurch können die Therapiemöglichkeiten im Heim verbessert und Überweisungen<br />
in stationäre Behandlungen verringert oder sogar vermieden werden. <<br />
3 5 / M e d izinische T h e r a p i e n / K l i n i k für A l t e r s p s yc h i a t r i e
3 6 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
3 7 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
P r o f. D r. m e d . Roger M . N i tsch<br />
Früherkennung der Demenz –<br />
Prävention als Ziel der wissenschaftlichen Forschung<br />
Neueste Ergebnisse aus dem Bereich der bildgebenden Verfahren haben gezeigt, dass Demenzerkrankungen<br />
wie zum Beispiel der Alzheimer-Krankheit eine Jahrzehnte dauernde prodromale<br />
Phase vorausgeht, in der bereits krankhafte Ablagerungen des Amyloid-Eiweisses nachweisbar<br />
sind. Diese Amyloidablagerungen stellen für die betroffenen Personen ein hohes Risiko für eine<br />
Demenzerkrankung dar, da sie zu Funktionsminderungen, zum langsamen Absterben von Nervenzellen<br />
sowie zu begleitenden Entzündungsreaktionen führen und über Jahrzehnte in der kontinuierlichen<br />
Abnahme von Hirnfunktionen bis hin zum Verlust der kognitiven Funktionen und<br />
im Verfall der Persönlichkeit resultieren. Sowohl genetische Faktoren als auch fortgeschrittenes<br />
Lebensalter rufen über die Zeit diese schädlichen Ablagerungen hervor. Soll die Hirnfunktion<br />
auch bei hochbetagten Personen erhalten bleiben, wird Früherkennung und Prävention ab<br />
dem mittleren Lebensalter in der Zukunft einen wichtigen Stellenwert einnehmen. In zwei vom<br />
Schweizerischen Nationalfonds geförderten Projekten untersuchen Medizinerinnen und Mediziner<br />
der Klinik für Alterspsychiatrie sowie Wissenschafterinnen und Wissenschafter der Abteilung<br />
für <strong>Psychiatrische</strong> Forschung der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> gemeinsam<br />
mit Experten für Bildgebung am Universitätsspital den Zusammenhang zwischen dem Auftreten<br />
von Amyloid im Gehirn und neuropsychologischen Anzeichen für erste Veränderungen kognitiver<br />
Funktionen. Hierbei wird auch die Beteiligung des Immunsystems erforscht, das in vielen Fällen<br />
mit der Bildung von Antikörpern und Immunzellen auf die Amyloidablagerungen reagiert.<br />
Antikörper gegen das Vergessen<br />
Da derartige Antikörper im Idealfall protektive Eigenschaften haben können, die wiederum zum<br />
Abbau des Amyloids im Gehirn führen können, entwickeln unsere Wissenschafter neue Methoden,<br />
um diese für therapeutische und präventive Behandlungen einzusetzen. Diese sogenannte<br />
Immuntherapie basiert auf der Beobachtung, dass spezifische Antikörper, die mit Amyloid reagieren,<br />
zu dessen Abbau beitragen und darüber hinaus die Neubildung von Amyloid verhindern<br />
können. Untersuchungen an transgenen Mäusen mit der menschlichen Form der beta-Amyloidose<br />
des Gehirns zeigten, dass die Immuntherapie mit menschlichen Antikörpern effektiv den<br />
Abbau des beta-Amyloids in den Gehirnen der Mäuse bewirkt. Zudem verbessert sich infolge der<br />
Reduktion des Amyloids das zuvor eingeschränkte Lern- und Gedächtnisverhalten der Mäuse.<br />
Während dieser ersten Phase der Therapie sind erstaunliche regenerative Fähigkeiten des Gehirns<br />
zu beobachten: Neue Nervenzellen werden gebildet und in die bestehenden, noch funktionell<br />
aktiven neuronalen Netzwerke integriert. Sie zeigen eine Morphologie der Nervenzellkörper<br />
und Nervenzellfortsätze, die jenen von gesunden Neuronen sehr ähnlich ist. Sollte eine derartige<br />
Neubildung von Nervenzellen auch in Gehirnen älterer Menschen möglich sein, könnte dies zu<br />
3 8 / Fo r s c h u n g / A b t e i l u n g für P s yc h i a t r i s c h e Fo r s c h u n g
P r o f. D r. m e d . Roger M . N i tsch<br />
berechtigter Hoffnung auf Rehabilitation von Hirnleistungen durch die therapeutische Reduktion<br />
der Amyloidose Anlass geben.<br />
Neue Projekte der translationalen Forschung<br />
Um die Ursachen der Demenz noch besser zu verstehen, begann der Zell- und Molekularbiologe<br />
Prof. Lawrence Rajendran im Sommer des vergangenen Jahres mit seiner Tätigkeit an der<br />
Abteilung für <strong>Psychiatrische</strong> Forschung. Prof. Lawrence Rajendran leitet die Arbeitsgruppe für<br />
Zell- und Systembiologie der Neurodegeneration, welche die zellulären Mechanismen der Neurodegeneration<br />
untersucht und somit zu einem besseren Verständnis der Grundlagen für innovative<br />
Therapien beiträgt. In bahnbrechenden Arbeiten entwickelt Prof. Lawrence Rajendran<br />
neue zellbiologisch fundierte Ansätze zur zielgerichteten Deponierung therapeutischer Medikamentensubstanzen<br />
an Zielstrukturen innerhalb der Nervenzellen. Seine Forschungen werden<br />
vom Schweizerischen Nationalfonds und der Velux Stiftung unterstützt, wurden in den angesehensten<br />
Zeitschriften, unter anderem Science, publiziert und bereits mit zahlreichen namhaften<br />
internationalen Preisen ausgezeichnet. Eine weitere grosse Anerkennung der hohen wissenschaftlichen<br />
Qualität unserer Forschung ist die Wahl von Prof. Dr. med. Christoph Hock in den<br />
Nationalen Forschungsrat des Schweizerischen Nationalfonds.<br />
Durch die nahtlose Integration von Krankenversorgung, klinischen Studien und Grundlagenwissenschaft<br />
entsteht translationale Forschung mit einem grossen gemeinsamen Ziel, der Verbesserung<br />
von Früherkennung, Prävention und Therapie für unsere Patientinnen und Patienten.<br />
<<br />
3 9 / Fo r s c h u n g / A b t e i l u n g für P s yc h i a t r i s c h e Fo r s c h u n g
P r o f. D r. m e d . D i p l .- P s yc h . Wu l f Rössler<br />
Zürcher Impulsprogramm zur nachhaltigen Entwicklung der Psychiatrie<br />
Das Psychiatriekonzept des Kantons <strong>Zürich</strong> aus dem Jahr 1995 hat durch den Ausbau der am-<br />
bulanten und teilstationären Angebote zu einer Angleichung an internationale Versorgungs-<br />
standards geführt. Die psychiatrische Versorgung im Kanton ist im nationalen wie im interna-<br />
tionalen Vergleich institutionell gut ausgestattet. Die Auffächerung der Angebote hat aber die<br />
Behandlung von Patientinnen und Patienten mit komplexen Störungsbildern erschwert, da zumeist<br />
mehrere Institutionen gleichzeitig in die Betreuung und Behandlung involviert sind. Versorgungsschwierigkeiten<br />
ergeben sich aus dem mangelnden Zusammenspiel der verschiedenen<br />
Einrichtungen und drücken sich unter anderem durch ein erhöhtes Rehospitalisationsrisiko aus.<br />
An der Schnittstelle zwischen Forschung und Versorgung soll das Zürcher Impulsprogramm zur<br />
nachhaltigen Entwicklung der Psychiatrie ansetzen. Zielgruppe des Impulsprogramms sind vorrangig<br />
Patientinnen und Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen und einem komplexen<br />
Versorgungsbedarf. Die neuen Versorgungsprojekte sollen Referenzpunkte für die Weiterentwicklung<br />
der psychiatrischen Versorgung nicht nur im Kanton, sondern auch in der Schweiz wie<br />
im europäischen Ausland werden.<br />
Das Zürcher Impulsprogramm zur nachhaltigen Entwicklung der Psychiatrie besteht aus<br />
sechs Teilprojekten: Epidemiologie, Früherkennung, Prävention von Zwangseinweisungen, Case<br />
Management, Supported Employment sowie aus einem Querschnittsprojekt im Bereich der Neuro-<br />
und Soziophysiologie. Mit dem Teilprojekt «Epidemiologie psychischer Störungen im Kanton<br />
<strong>Zürich</strong>» soll eine Datenbasis geschaffen werden, die für Erwachsene bis zum 50. Altersjahr umfassende<br />
Grundlagen über Art und Umfang psychischer Störungen und die Inanspruchnahme<br />
von Behandlungsangeboten aufgrund dieser Störungen liefert. Die «Früherkennung und Frühbehandlung<br />
psychotischer und bipolarer Störungen» wendet sich einem immer wichtiger werdenden<br />
Bereich der Psychiatrie zu, nämlich dem Versuch, psychische und emotionale Probleme in<br />
ihrem Frühstadium zu erfassen, um eine Verfestigung der Symptome und eine Verschlimmerung<br />
mit langfristigen Folgen zu verhindern. Die im Kanton eingerichteten Früherkennungszentren<br />
werden eine spezifische Abklärung sowie Hilfe und Beratung insbesondere für Menschen mit<br />
einer beginnenden Psychose oder einer bipolaren Störung anbieten. Mit dem Teilprojekt «Verringerung<br />
zwangsweiser stationär-psychiatrischer Unterbringung durch Intensivbetreuung» soll<br />
die Anzahl und Dauer zwangsweiser stationärer psychiatrischer Einweisungen und Behandlungen<br />
von Risikopatienten mit chronischen psychischen Störungen verringert werden. Im Rahmen<br />
einer weiteren Studie soll zudem untersucht werden, ob sich die von der Integrierten Psychiatrie<br />
Winterthur angebotene Form des intensiven Case Managements zur Koordination der involvierten<br />
Institutionen auf den Betreuungsverlauf einer psychisch kranken Person positiv auswirkt.<br />
Das Projekt «Supported Employment» beschäftigt sich schliesslich mit der Integration psychisch<br />
kranker Menschen in den ersten Arbeitsmarkt. Über alle Teilprojekte hinweg sollen die im Zent-<br />
4 0 / Fo r s c h u n g / K l i n i k für S oziale P s yc h i a t r i e u n d A l l g e m e i n p s yc h i a t r i e Zü r i c h We s t
P r o f. D r. m e d . D i p l .- P s yc h . Wu l f Rössler<br />
rum für Neuro- und Soziophysiologie durchgeführten Untersuchungen dazu dienen, psychologi-<br />
sche und biologische Krankheitsmerkmale zu identifizieren, die über das hinausgehen, was bei<br />
der klinisch-psychiatrischen Anamnese erhoben wird. Dies soll eine genauere Diagnostik und<br />
eine individualisierte Therapie ermöglichen.<br />
Projektträger ist die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong>. Gleichwohl sind andere psychiatrische<br />
Institutionen des Kantons, namentlich die Integrierte Psychiatrie Winterthur, das<br />
Sanatorium Kilchberg und das Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie,<br />
in die Umsetzung des Impulsprogramms involviert. Neben der generellen Zielsetzung, einen<br />
Beitrag zur Verbesserung psychiatrischer Versorgungsleistung zu realisieren, dient das Impulsprogramm<br />
der Förderung des Schweizer Nachwuchses im Bereich der Public Health- und der<br />
psychiatrischen Forschung.<br />
Obwohl das Zürcher Impulsprogramm die Aktivitäten der Klinik für Soziale Psychiatrie und<br />
Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> West <strong>2009</strong> weitgehend dominiert hat, gibt es eine Reihe anderer<br />
Forschungsaktivitäten an unserer Klinik. Auch im vergangenen Jahr waren unsere Forscherinnen<br />
und Forscher international erfolgreich, was sich an der grossen Zahl von Schriften und internationalen<br />
wissenschaftlichen Publikationen ablesen lässt, die nachfolgend in einer kleinen Auswahl<br />
aufgeführt sind:<br />
Wussten Sie schon, dass<br />
— bei Erwartung eines Ereignisses von unbekannter emotionaler Bedeutung das Gehirn bei<br />
depressiven Menschen so aktiviert wird, als würde dieses Ereignis sicher negativ und nicht<br />
etwa positiv ausfallen? i<br />
— alleine schon das Achten auf die aktuellen Empfindungen beruhigend wirken kann? ii<br />
— bei Patienten mit einem chronischen Missbrauch in der Kindheit Strukturen, welche für die<br />
Regulation von Emotionen im Gehirn wichtig sind, zu über einem Drittel in ihrer Grösse vermindert<br />
sind? iii ><br />
i / ii Herwig U, Brühl AB, Kaffenberger T, Baumgartner T, Boeker H, Jäncke L: Neural correlates of ‹pessimistic›<br />
attitude in depression. Psychol Med. <strong>2009</strong> Sep 7; 1-12.<br />
iii Weniger G, Lange C, Sachsse U, Irle E: Reduced amygdala and hippocampus size in trauma-exposed women with<br />
borderline personality and without posttraumatic stress disorder. J Psychiatry Neurosci <strong>2009</strong> Sep; 34(5): 383-388.<br />
41 / Fo r s c h u n g / K l i n i k für S oziale P s yc h i a t r i e u n d A l l g e m e i n p s yc h i a t r i e Zü r i c h We s t
P r o f. D r. m e d . D i p l .- P s yc h . Wu l f Rössler<br />
— die jährlichen Kosten für die Versorgung schizophreniekranker Menschen in Europa weit aus-<br />
einanderliegen und die höchsten Kosten in <strong>Zürich</strong> anfallen? iv<br />
— das Suizidrisiko für stationäre psychiatrische Patienten ca. 50-mal grösser ist als in der Allge-<br />
meinbevölkerung? v<br />
— schizophreniekranke Personen sich weniger durch Gähnen oder Lachen anstecken lassen, was<br />
als Indikator für reduzierte empathische Fähigkeiten gilt? vi<br />
— Patienten, die an einer Schizophrenie erkrankt sind, sich in einem Labyrinth genauso gut<br />
orientieren können wie Gesunde? vii<br />
— der wichtigste bis anhin gefundene Risikofaktor für den Beginn des Rauchens im Erwachsenen-<br />
alter depressive Symptome sind? viii<br />
— die erhöhte polizeiliche Repression in den 90er Jahren in der Schweiz dazu geführt hat, dass<br />
es keine offenen Drogenszenen mehr gibt, jedoch andere Ziele der Repression wie die Re-<br />
duktion der Verfügbarkeit von Heroin oder die Hochhaltung des Heroinpreises nicht erreicht<br />
wurden? ix <<br />
iv Salize HJ, McCabe R, Bullenkamp J, Hansson L, Lauber C, Martinez-Leal R, Reinhard I, Rössler W, Svensson B,<br />
Torres-Gonzalez F, van den Brink R, Wiersma D, Priebe S: Cost of treatment of schizophrenia in six European<br />
Countries. Schizophrenia Research <strong>2009</strong>; 111(1-3):70-7.<br />
v Ajdacic-Gross V, Lauber C, Baumgartner M, Malti T, Rössler W: In-patient suicide – a 13-year assessment. Acta<br />
Psychiatr Scand <strong>2009</strong> Jul; 120(1): 71-5.<br />
vi Haker H, Rössler W: Empathy in Schizoprenia: impaired Resonance. Eur Arch Psychiatry Clin Neurosci <strong>2009</strong> Sep;<br />
259(6): 352-61.<br />
vii Weniger G, Irle E: Allocentric memory impaired and egocentric memory intact as assessed by virtual reality in<br />
recent-onset schizophrenia. Schizophrenia Research 2008; 101: 201-209.<br />
viii Ajdacic-Gross V, Landolt K, Angst J, Gamma A, Merikangas KR, Gutzwiller F, Rössler W: Adult versus<br />
adolescent onset of smoking: how are mood disorders and other risk factors involved? Addiction <strong>2009</strong>; 104:1411-9.<br />
ix Nordt C, Stohler R: Low-threshold methadone treatment, heroin price, police activity and incidence of heroin use:<br />
the Zurich experience. International Journal of Drug Policy <strong>2009</strong>; 20: 497-501.<br />
4 2 / Fo r s c h u n g / K l i n i k für S oziale P s yc h i a t r i e u n d A l l g e m e i n p s yc h i a t r i e Zü r i c h We s t
P r o f. D r. m e d . Erich S e i f r i tz<br />
Translationale Forschung<br />
Das Jahr <strong>2009</strong> war für die Forschung an der Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsy-<br />
chiatrie <strong>Zürich</strong> Ost dank folgender beispielhafter akademischer Beförderungen und Auszeich-<br />
nungen ein sehr erfolgreiches Jahr:<br />
Prof. Dr. med. Dominique Eich-Höchli wurde zur Titularprofessorin für Psychiatrie an der<br />
Universität <strong>Zürich</strong> ernannt und damit für ihre bisherigen Forschungsarbeiten im Bereich der<br />
Epidemiologie, der Abhängigkeitserkrankungen und des Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndroms<br />
(ADHS) ausgezeichnet. Prof. Dr. rer. nat. Boris B. Quednow wurde eine Förderprofessur<br />
des Schweizerischen Nationalfonds zugesprochen. Er konnte sich mit seinem Projekt<br />
«Neurosocial consequences of cocaine use: a longitudinal study» in einem äusserst kompetitiven<br />
Verfahren gegen eine grosse Zahl von Mitbewerbenden durchsetzen. Prof. Dr. rer. nat. Boris B.<br />
Quednow wurde damit die Möglichkeit eröffnet, in den nächsten Jahren von der <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> aus international hochstehende Forschung im Bereich der neuronalen<br />
Grundlagen von Kokainabhängigkeit und deren soziale und kognitive Auswirkungen zu verfolgen.<br />
Dr. rer. nat. Simona Spinelli, Biologin und zurzeit Post-Doktorandin am Kennedy Krieger<br />
Institute der Johns Hopkins University in Annapolis, USA, erhielt ein «Ambizione» Fellowship<br />
des Schweizerischen Nationalfonds für ihren Projektantrag «Human and mouse-model study of<br />
serotonin transporter involvement in abnormal negative feedback processing in depression:<br />
translational neural imaging and neuropsychological testing». Dr. rer. nat. Simone Grimm gewann<br />
den Lundbeck Institute Psychiatrie Preis <strong>2009</strong> für ihre ausgezeichneten Forschungsarbeiten im<br />
Bereich der Bildgebung bei depressiven Patientinnen und Patienten. Die <strong>2009</strong> in Neuropsychopharmacology<br />
veröffentlichte Studie «Altered negative BOLD responses in the default-mode network<br />
during emotion processing in depressed subjects» wurde unter anderen zusammen mit<br />
dem Institut für Biomedizinische Technik der ETH <strong>Zürich</strong> unter der Leitung von Prof. Dr. Peter<br />
Bösiger erarbeitet. Dr. med. Milan Scheidegger konnte sich mit dem Projekt «Neural and metabolic<br />
correlates of mood disorders – a multimodal imaging approach to psychiatry» für das MD/<br />
PhD-Programm der Universität <strong>Zürich</strong> qualifizieren. Bei diesem Projekt handelt es sich um ein<br />
interdisziplinäres Unterfangen, welches modernste bildgebende Verfahren wie die Positronenemissionstomografie<br />
und die Magnetresonanztomografie als translationale Methoden für die Untersuchung<br />
der neuronalen und biochemischen Grundlagen von Depressionen einsetzt. Auch die<br />
etablierten grösseren Forschungsgruppen der Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie<br />
<strong>Zürich</strong> Ost wie diejenigen von Prof. Dr. med. Franz X. Vollenweider, Prof. Dr. med. Heinz<br />
Böker und Prof. Dr. Hans Stassen sowie das mit der Klinik assoziierte Key Institute for Brain-Mind<br />
Research unter der Leitung von Prof. Dr. med. Dietrich Lehmann haben ihre Forschungsarbeiten<br />
im Jahr <strong>2009</strong> sehr erfolgreich fortgesetzt, sowohl hinsichtlich der wissenschaftlichen Ergebnisse<br />
als auch hinsichtlich der Veröffentlichungen und eingeworbenen Drittmittel.<br />
4 3 / Fo r s c h u n g / K l i n i k für Af f e k t i ve Erkrankungen u n d A l l g e m e i n p s yc h i a t r i e Zü r i c h O s t
4 4 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
4 5 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
P r o f. D r. m e d . Erich S e i f r i tz<br />
Die Organisation der Forschungsgruppen der Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemein-<br />
psychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost wurde im vergangenen Jahr neu geordnet mit dem Ziel, die einzelnen wis-<br />
senschaftlichen Aktivitäten besser sichtbar zu machen und stärker miteinander zu vernetzen,<br />
um Synergieeffekte zu erzeugen, von welchen auch kleinere Arbeitsgruppen profitieren sollen.<br />
Durch die Nutzung von Synergieeffekten sollen zukünftig vermehrt neue Vernetzungen innerhalb<br />
unserer Klinik, aber auch mit Forschungsgruppen der beiden anderen Kliniken der <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> begünstigt werden. Weiter wird der Forensisch-<strong>Psychiatrische</strong><br />
Dienst, neu unter der Leitung von PD Dr. med. Elmar Habermeyer, einen eigenen Forschungsschwerpunkt<br />
entwickeln.<br />
Im Jahr <strong>2009</strong> konnte die Klinik für Affektive Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong><br />
Ost ausserdem ein präklinisches Forschungslabor, das «Preclinical Laboratory for Translational<br />
Research into Affective Disorders», unter der Leitung von PD Dr. Christopher Pryce aufbauen.<br />
Das Labor hat zum Ziel, das Forschungsprogramm unserer Klinik auf der präklinischen Seite<br />
abzurunden. Diese einzigartige Möglichkeit der translationalen Forschung, welche eine Brücke<br />
zwischen der klinischen Patientenbetreuung, der klinischen Forschung sowie der präklinischen<br />
molekularen Forschung im Bereich der affektiven Erkrankungen schlägt, bildet ein wichtiges<br />
Fundament für das langfristige Forschungsprogramm der Klinik für Affektive Erkrankungen und<br />
Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost.<br />
Ein weiteres wegweisendes Vorhaben stellt das Kooperationsprojekt zwischen der <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> und dem Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst des Kantons<br />
<strong>Zürich</strong> zum Aufbau eines Bildgebungszentrums am Standort der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> dar. Es handelt sich dabei um eines von neun an den Zürcher universitären<br />
Spitälern geplanten Projekten, welches innerhalb der hochspezialisierten Medizin im Rahmen<br />
der Gesamtstrategie des Regierungsrats des Kantons <strong>Zürich</strong> umgesetzt wird. Die Vorbereitungsarbeiten<br />
wurden bereits im vergangenen Jahr lanciert mit dem Ziel, das Bildgebungszentrum<br />
Ende 2010 in Betrieb nehmen zu können. Das Zentrum der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> und des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienstes des Kantons <strong>Zürich</strong> für Magnetresonanztomografie<br />
in der Psychiatrie stellt eine einzigartige Chance dar, das enorme Potenzial<br />
der modernen Bildgebungsverfahren für die Diagnostik, Früherkennung, Behandlung und Erforschung<br />
psychischer Erkrankungen intensiv zu nutzen. <<br />
4 6 / Fo r s c h u n g / K l i n i k für Af f e k t i ve Erkrankungen u n d A l l g e m e i n p s yc h i a t r i e Zü r i c h O s t
D r. m e d . T h e o d o r H u b e r<br />
Den psychiatrischen Patienten als Ganzes sehen<br />
Veränderter Stellenwert der somatischen Aspekte im psychiatrischen Umfeld<br />
Wie mittlerweile allgemein bekannt ist, beschäftigte sich die Psychiatrie über ein Jahrhundert<br />
lang praktisch ausschliesslich und isoliert mit der Seele und nahm dabei, wenn überhaupt, den<br />
Körper nur als lästiges, unterhalb der Hypophyse befestigtes Anhangsgebilde wahr, das man<br />
uninteressiert den Somatikern überliess. Allfällige Zusammenhänge und Interdependenzen wurden<br />
ins Reich der Spekulation verwiesen. Aus diesem Grund wurde bis in die Neuzeit ein Körperstatus,<br />
sofern durchgeführt, als ungeliebte Pflichtübung empfunden. Selbst die Morphologie<br />
des Gehirns spielte eine untergeordnete Rolle und noch zu Beginn der Computertomografie-Ära<br />
wurde diese Zusatzuntersuchung von prominenter psychiatrischer Seite als «vollkommen überflüssig»<br />
und «unangemessen kostentreibend» bezeichnet, da die Diagnostik, beispielsweise bei<br />
der Demenz, eine «rein klinische» sei.<br />
Nun hat man aber mittlerweile dazugelernt. Die Psychiatrie beginnt gewissermassen unter<br />
dem Gartenzaun hindurchzufressen und entdeckt die Somatik. Stellvertretend für die künftige<br />
Vernetzung sei das Kooperationsprojekt zwischen der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
und dem Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst des Kantons <strong>Zürich</strong> zum Aufbau eines Bildgebungszentrums<br />
genannt. Eine interessante Zukunft steht uns bevor! Entscheidende Zusammenhänge<br />
zwischen Soma und Psyche sind zwischenzeitlich akzeptiert und datenmässig breit<br />
abgesichert. Der Körper hat in der Psychiatrie begonnen, eine wichtige Rolle zu spielen.<br />
Veränderungen auch im Internistischen Dienst<br />
Um unserem Hauptanliegen, den psychiatrischen Patienten als Ganzes wahrzunehmen, weiterhin<br />
gerecht werden zu können, wurden unsere diagnostischen Möglichkeiten durch die Anschaffung<br />
einer neuen digitalen Röntgenanlage im Berichtsjahr entscheidend verbessert. Diese liefert<br />
bei deutlich geringeren Strahlendosen eine hervorragende Bildqualität und ist damit imstande,<br />
wertvolle Zusatzinformationen zu erbringen. Weitere Vorteile liegen im Wegfall des Entwicklungsprozesses<br />
sowie von teuren Röntgenfilmen und auch die Archivierung der Aufnahmen wird<br />
wesentlich vereinfacht. Eine weitere Option besteht in der Bild-Einspeisung ins Klinikinformationssystem.<br />
Ausserdem wurde unser Ultraschallgerät durch ein leistungsfähiges Nachfolgemodell<br />
ersetzt, das nun klinikweit die Echokardiografie ermöglicht. Bei der Vielzahl der kardiologischen<br />
Fragestellungen stellt dies eine entscheidende Qualitätsverbesserung dar.<br />
Die Nachfrage nach internistischen Dienstleistungen blieb wie in den Vorjahren stetig zunehmend<br />
und konnte nur dank überdurchschnittlichem Einsatz aller Beteiligten bewältigt werden.<br />
Ein grosses Dankeschön gilt an dieser Stelle deshalb allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. <<br />
47 / Internistischer D i e n s t
M a t t h i a s Wa l s e r / T h e r e s a Witschi / B e r n a r d M i s e r ez<br />
«Mit etwas Geschick kann man mit den Steinen, die einem in den Weg gelegt<br />
werden, eine Treppe bauen.» (Robert Lembke)<br />
Veränderungen<br />
Die Direktion Pflege, Therapien und Sozialdienst beschäftigte sich im Berichtsjahr <strong>2009</strong> intensiv<br />
mit der Gestaltung des weiteren Zusammenwachsens der Pflege und der Abteilung Therapien<br />
und Sozialdienst. Durch intensive Kommunikation bauten die beiden Bereiche gemeinsam Hemmschwellen<br />
ab und stellten Überlegungen an, wie die zukünftige Zusammenarbeit strukturiert und<br />
intensiviert werden kann. Einen wichtigen Meilenstein in diesem Prozess stellt die Erarbeitung<br />
der Kernsätze Pflege dar, welche die Pflegeleitungen gemeinsam mit dem Direktor Pflege, Therapien<br />
und Sozialdienst formuliert und einstimmig als Basis für die Zusammenarbeit innerhalb<br />
der Pflege verabschiedet haben. Die Kernsätze der Pflege und diejenigen der Abteilung Therapien<br />
und Sozialdienst werden in beiden Bereichen in einem gemeinsamen Abstimmungsprozess zu<br />
einer Leitlinie der Direktion Pflege, Therapien und Sozialdienst verdichtet. Ziel dieses Prozesses<br />
ist es, im Hinblick auf die Patientenversorgung, Aus- und Fortbildung, Forschung sowie die Öffentlichkeitsarbeit<br />
ein für die Direktion Pflege, Therapien und Sozialdienst geltendes Gesamtverständnis<br />
zu entwickeln.<br />
Projekt Skill- und Grademix<br />
Die Pflege arbeitete <strong>2009</strong> intensiv am Projekt Skill- und Grademix und schloss die erste Phase<br />
des Projekts erfolgreich ab. Zwölf Stationen der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> haben<br />
im Bereich Pflege die wichtigsten Arbeitsaufgaben ermittelt, die heutige Verteilung der Arbeitsaufgaben<br />
eingeschätzt und eine zukünftige Verteilung über die verschiedenen Berufsgruppen<br />
Pflege vorgeschlagen. Erste Resultate und Erfahrungen aus dem Projekt wurden anlässlich des<br />
Kongresses Lernwelten im September <strong>2009</strong> präsentiert. Der Vortrag stiess vor allem in den<br />
deutschsprachigen Nachbarländern auf grosses Interesse. Die Ergebnisse eines veränderten Mixes<br />
der Berufsgruppen Pflege auf Station und die Verschiebung der bisherigen Zuweisung einzelner<br />
Arbeitsschritte hin zur Delegation ganzer Arbeitsprozesse wird auf sechs Pilotstationen<br />
operationalisiert. Die Umsetzung der Arbeitsaufgaben mit dem zukünftigen Skill- und Grademix<br />
auf den Pflegestationen bedeutet eine grosse Herausforderung im Arbeitsalltag der Pflegefachpersonen.<br />
Integration der Versorgung der Zürcher Stadtkreise 11 und 12<br />
Die Direktion Pflege, Therapien und Sozialdienst leistete einen aktiven Beitrag bei der Integra-<br />
tion des Versorgungsauftrags der Zürcher Stadtkreise 11 und 12. Am 5.1.<strong>2009</strong> wurde die Station<br />
E0 eröffnet. Neben der Mitarbeit am interdisziplinären Konzept der Station richtete sich das En-<br />
gagement der Pflege, bedingt durch ihre Betriebskompetenz, vor allem auf den zügigen Aufbau<br />
4 8 / D i r e k t i o n P f l e g e , T h e r a p i e n u n d S ozialdienst
M a t t h i a s Wa l s e r / T h e r e s a Witschi / B e r n a r d M i s e r ez<br />
des Stationsbetriebs und die Personalrekrutierung. Die Abteilung Therapien und Sozialdienst<br />
bestreitet ihren Anteil an der Patientenversorgung auf der Station E0 zum Teil aus bestehenden<br />
Personalressourcen, teilweise wurden diese aber auch aufgestockt. Zum Ende des Jahres <strong>2009</strong><br />
stellte die Station C2 auf der Grundlage des interdisziplinär von der Station erarbeiteten Konzepts<br />
reibungslos vom Zweischicht- auf den Dreischicht-Betrieb um und gewährleistet nunmehr<br />
den 24-Stunden-Betrieb einer Akutstation.<br />
Vollversammlung der Abteilung Therapien und Sozialdienst<br />
Die anlässlich der Gründung der Abteilung Therapien und Sozialdienst eingeführte Vollversammlung<br />
hat die Integration aller Bereiche und die Einbindung neuer Mitarbeitender in ein grosses<br />
Ganzes zum Ziel. Dies unterstützte auch den Kulturwandel der Abteilung. Die Berufsgruppen<br />
nutzen nunmehr die Zusammenkunft, um die Neuerungen in ihren Bereichen vielseitig und kreativ<br />
zu präsentieren, sich gründlich über die Projekte der anderen Bereiche zu informieren und<br />
die Zusammenarbeit bereichsübergreifend zu entwickeln und zu fördern.<br />
Kaderrapport Pflege wird zu Kadermeeting Pflege<br />
Ganz im Zeichen der Erneuerung steht auch die Wandlung des Kaderrapports Pflege zum Kadermeeting<br />
Pflege. Die Stationsleitungen hatten bereits 2008 den Wunsch geäussert, stärker in<br />
die Gestaltung des Kaderrapports eingebunden zu werden. In einem ersten Schritt wurden die<br />
Vorstellungen und Wünsche der Stationsleitungen gesammelt. Auf dieser Grundlage unterteilte<br />
die Vorbereitungsgruppe Kadermeeting Pflege die Sitzung in einen Informationsteil, in welchem<br />
die Pflegeleitungen und die Stationsleitungen wichtige Informationen in kurzer Form weitergeben,<br />
sowie in einen sogenannten thematischen Teil. Letzterer dient dazu, in unterschiedlichen<br />
Arbeitsformen Neuerungen und spezielles Fachwissen aus den Kliniken zu präsentieren und zu<br />
diskutieren.<br />
Fallkonferenz<br />
Die 5. IV-Revision mit dem Leitsatz «Integration vor Rente» hat <strong>2009</strong> erste Auswirkungen gezeigt.<br />
Einerseits verzeichnete die Arbeitstherapie steigende Anmeldezahlen aus dem teilstationären<br />
Bereich, andererseits haben die Beratungstätigkeiten des Sozialdienstes merklich zugenommen.<br />
Besonders die Zahl der Mehrfachberatungen ist deutlich angestiegen. Arbeitstherapie,<br />
Sozialdienst, Supported Employment und die IV-Fachstelle der SVA <strong>Zürich</strong> haben ihre Zusammenarbeit<br />
im Rahmen der interinstitutionellen Fallkonferenz verstärkt und, sofern notwendig,<br />
weitere Institutionen der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> hinzugezogen.<br />
4 9 / D i r e k t i o n P f l e g e , T h e r a p i e n u n d S ozialdienst
M a t t h i a s Wa l s e r / T h e r e s a Witschi / B e r n a r d M i s e r ez<br />
Sozialdienst<br />
Die vom Sozialdienst bearbeiteten Fälle werden als Auswirkung der 5. IV-Revision zunehmend<br />
komplexer und vernetzter. Gleichzeitig verkürzt sich der Zeitrahmen, in dem die Mitarbeitenden<br />
des Sozialdiensts für die Patienten passende Lösungen erarbeiten können. Neben den Mehrfachberatungen<br />
nahm vor allem die Zahl der Beratungen rund um den Erhalt des Arbeitsplatzes und<br />
die Anmeldungen für AHV-IV-Leistungen und Zusatzleistungen zu. Bereits zu Beginn des Jahres<br />
<strong>2009</strong> führte der Sozialdienst eine Überprüfung interner, vor allem administrativer Prozesse<br />
durch. Dies führte einerseits zu einer Umverteilung der Aufgaben innerhalb des Sozialdienstes,<br />
andererseits wurde für den Sozialdienst eine Qualitätsbeauftragte beziehungsweise eine Beauftragte<br />
für Projekte aus den bestehenden Ressourcen ernannt.<br />
Arbeitstherapie<br />
Die Arbeitstherapie nahm die 5. IV-Revision zum Anlass, ihre Angebote und Konzepte zu überprüfen<br />
und an die neuen Anforderungen anzupassen. Dies mit dem Ziel, die Patientinnen und<br />
Patienten noch besser auf die sie erwartende neue Situation vorzubereiten. Zahlreiche externe<br />
interessierte Fachpersonen informierten sich vor Ort über die modernen Konzepte sowie über<br />
die Arbeitsweise im Bereich Arbeitsdiagnostik und Arbeitstherapie. Trotz längerer Absenzen<br />
im Team der Arbeitstherapie wurden die Gruppenangebote ununterbrochen angeboten und die<br />
Therapieleistungen sogar gesteigert. Die Einzeltherapien haben um 23 %, die Gruppentherapien<br />
um 15 % zugenommen.<br />
Ergotherapie<br />
Die Ergotherapie ihrerseits hielt dank der Einsatzbereitschaft und Flexibilität der Mitarbeitenden<br />
ihr Angebot für Patientinnen und Patienten aufrecht und bot für die neuen Akutstationen E0<br />
und C2 angepasste Therapien an, obwohl sie mit langwierigen Absenzen in den eigenen Reihen<br />
zu kämpfen hatte.<br />
Gleichzeitig setzte sich die Ergotherapie-Leitung intensiv mit der im Kanton neu eingeführten<br />
Mitarbeiterbeurteilung «Management by Objectives» auseinander und erarbeitete Umsetzungsrichtlinien,<br />
die auf die Bedürfnisse des Bereichs angepasst sind. Durch angeregte Diskussionen<br />
auf Abteilungsebene erhielten andere Bereiche hilfreiche Impulse zur Anwendung dieses Führungsinstruments.<br />
Am Dreiländerkongress (A, D, CH) Ergotherapie in der Psychiatrie stellten<br />
sowohl die Ergo- als auch die Arbeitstherapie Konzepte und Angebote vor, die international auf<br />
grosses Interesse stiessen.<br />
5 0 / D i r e k t i o n P f l e g e , T h e r a p i e n u n d S ozialdienst
M a t t h i a s Wa l s e r / T h e r e s a Witschi / B e r n a r d M i s e r ez<br />
Betreuungs- und Beschäftigungskonzept für Patientinnen und Patienten in der Gärtnerei<br />
Eine Projektgruppe hat <strong>2009</strong> ein Betreuungs- und Beschäftigungskonzept für Patientinnen und<br />
Patienten in der Gärtnerei mit daraus resultierenden Empfehlungen zur Fortführung des Angebots<br />
erarbeitet und der Geschäftsleitung Ende <strong>2009</strong> zur Prüfung unterbreitet. Die Projektgruppe<br />
hielt dabei fest, dass sich die naturnahe Beschäftigung psychisch kranker Personen als niederschwellige<br />
Ergänzung zu den anderen Angeboten der Klinik bewährt hat.<br />
Tiergestützte Therapie<br />
Im Frühsommer <strong>2009</strong> wurde dank der Spenden von Angehörigen einer ehemaligen Patientin eine<br />
Halle mit Spiel- und Trainingsgeräten für die Therapiehunde auf dem Klinikareal eingerichtet.<br />
Diese Halle wird im Rahmen der tiergestützten Therapie gern und häufig, insbesondere bei Regen<br />
und Schnee, von Patientinnen und Patienten genutzt, um einen intensiven Kontakt zu den<br />
Hunden herzustellen.<br />
OSIRIS – aus eigenen Fehlern und denen anderer lernen<br />
Die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> hat in der Person des Qualitätsbeauftragten die<br />
Hauptverantwortung für die Trägerschaft von OSIRIS, einer institutionsübergreifenden Critical<br />
Incident Reporting System (CIRS)-Datenbank, übernommen. OSIRIS wird von den drei <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong>en Basel, Bern und <strong>Zürich</strong> entwickelt, betrieben und finanziert. Sie bietet<br />
psychiatrischen Kliniken im deutschsprachigen Raum die Möglichkeit, klinikübergreifend CIRS-<br />
Meldungen in eine gemeinsame Datenbank einzugeben und aus den eingegangenen Meldungen<br />
Impulse für Verbesserungsprojekte in der eigenen Klinik zu erhalten. Ebenso können Ergebnisse<br />
von Verbesserungsprojekten abgelegt und für andere Kliniken im Jahr 2010 zugänglich gemacht<br />
werden.<br />
Projekt «Bewegte Freizeit»<br />
Gesundheit und Bewegung für die Mitarbeitenden der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
standen im Projekt «Bewegte Freizeit» im Mittelpunkt. Bei der Einführung des Angebots engagierten<br />
sich vor allem Mitarbeitende der Physio-, Tanz-, Bewegungstherapie. Die Mitarbeitenden<br />
der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> können sich seit <strong>2009</strong> unter anderem in der Mittagspause<br />
massieren lassen, an einem der Yoga-Kurse teilnehmen oder ihr Wissen über Ergonomie<br />
am Arbeitsplatz auf- und ausbauen. Zudem steht ihnen unter fachlicher Anleitung eines<br />
Sport-Physiotherapeuten zu definierten Zeiten der neu eingerichtete Kraftraum der <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> offen.<br />
5 1 / D i r e k t i o n P f l e g e , T h e r a p i e n u n d S ozialdienst
52 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
5 3 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
M a t t h i a s Wa l s e r / T h e r e s a Witschi / B e r n a r d M i s e r ez<br />
Aktivierungstherapie<br />
Die Aktivierungstherapie hat <strong>2009</strong> ihr Angebot für Patientinnen und Patienten der Klinik für<br />
Alterspsychiatrie ebenfalls verändert. Neu bieten die Mitarbeitenden eine Malgruppe und einen<br />
Presseclub an. Eine wertvolle Bereicherung sind die zwei Praktikantinnen, die im Rahmen ihrer<br />
Ausbildung zur Aktivierungsfachfrau ihr Praktikum in der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> leisten. Sie sind gut in das Team eingebunden und arbeiten engagiert in den für sie in<br />
Frage kommenden Tätigkeitsbereichen mit.<br />
Physio-, Tanz-, Bewegungstherapie<br />
Die Physio-, Tanz-, Bewegungstherapie begegnete einem weiteren Anstieg der Anmeldungen in<br />
ihrem Bereich mit einer Intensivierung ihres Gruppenangebots. Seit Beginn des Berichtsjahres<br />
ist – neben dem viel genutzten Nordic Walking und der Entspannungsgruppe – die Teilnahme am<br />
Kraft- und Fitnesstraining im eigens dafür eingerichteten Kraftraum möglich. Diese moderne<br />
Form der sportlichen Betätigung stösst bei den Patientinnen und Patienten auf grosses Interesse.<br />
Mitarbeitende der Physio-, Tanz-, Bewegungstherapie stellten Konzepte und Entwicklungen in<br />
ihrem Bereich an Tagungen und Kongressen vor. Unter anderem wurde zum Thema «Stationäre<br />
Mutter-Kind-Behandlung» auf dem Kongress der Gesellschaft für die psychische Gesundheit von<br />
Frauen (gpgf) in Basel ein Referat mit dem Titel «Kestenberg Movement Profile – Fallgeschichten<br />
aus zehn Jahren Mutter-Kind-Behandlung auf einer psychiatrischen Frauenstation» gehalten.<br />
Musiktherapie<br />
Die Musiktherapie bietet seit <strong>2009</strong> neu Ausbildungsplätze im Bereich Musiktherapie sowohl im<br />
Stammhaus der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> als auch im Gerontopsychiatrischen<br />
Zentrum Hegibach an. Die Aufstockung der Personalressourcen in diesem therapeutischen Bereich<br />
führte zu einer stärker ausgelasteten Infrastruktur und einem erweiterten Angebot.<br />
Beraterin für Infektprävention und Spitalhygiene<br />
Die Beraterin für Infektprävention und Spitalhygiene, die dem Leiter Dienste der Direktion Pflege,<br />
Therapien und Sozialdienst unterstellt ist, trat ihren Dienst in der <strong>Psychiatrische</strong>n Universitäts-<br />
klinik <strong>Zürich</strong> 2008 an. Im Verlauf des Berichtsjahres arbeitete sie die verschiedenen Hygiene-<br />
Standards der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> aus, passte sie an neue Regelungen an,<br />
beriet im Rahmen der Task Force «Pandemievorsorge» die verantwortlichen Personen und erarbeitete<br />
mit ihnen Massnahmen zum Pandemieplan.<br />
5 4 / D i r e k t i o n P f l e g e , T h e r a p i e n u n d S ozialdienst
M a t t h i a s Wa l s e r / T h e r e s a Witschi / B e r n a r d M i s e r ez<br />
Bildung, Fortbildung und Weiterbildung<br />
In der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> begleiten seit Herbst <strong>2009</strong> die ersten Absolventen<br />
der Weiterbildung SVEB I Berufsbildnerinnen und Berufsbildner des Schweizerischen Verbandes<br />
für Weiterbildung (SVEB) die Auszubildenden zum Fachmann beziehungsweise zur Fachfrau<br />
Gesundheit sowie die Praktikantinnen und Praktikanten Höhere Fachschule HF und Fachhochschule<br />
FH auf den Stationen. Die Weiterbildung dient der Sicherung des Ausbildungsstandorts<br />
<strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong>. Die Organisation der Weiterbildung in Kooperation mit<br />
anderen psychiatrischen Kliniken des Kantons <strong>Zürich</strong> wird 2010 fortgesetzt.<br />
Die Integration der neuen Berufsbilder Pflege in die Berufslandschaft Pflege ist <strong>2009</strong> weiter<br />
fortgeschritten. Per 31.12.<strong>2009</strong> schloss die Schule für Gesundheits- und Krankenpflege der <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> ihre Pforten. In der Folge konnte die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> im Bereich Pflege nicht länger im gleichen Umfang wie bis anhin auf Praktikantinnen<br />
und Praktikanten aus der Schule zurückgreifen. Wie also den Nachwuchs in der Pflege<br />
sicherstellen? Die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> handelte aus, dass sie in Zukunft in<br />
Kooperation mit verschiedenen Kliniken Studierende der Höheren Fachschule Pflege direkt anstellt.<br />
Die Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (zhaw)<br />
besteht seit drei Jahren. Sie wurde <strong>2009</strong> weitergeführt und ausgebaut. Neue, mit dem Zentrum<br />
für Ausbildung im Gesundheitswesen Kanton <strong>Zürich</strong> (ZAG) und dem Careum Bildungszentrum<br />
<strong>Zürich</strong> geschlossene Vereinbarungen im Bereich Pflege ermöglichen seit Ende <strong>2009</strong> Studierenden<br />
der Höheren Fachschule Pflege an den beiden Ausbildungsstätten, ihr Praktikum in der <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> zu leisten. Einen weiteren Eckpfeiler zur Integration der<br />
neuen Berufsbilder Pflege bildet die Überarbeitung des Curriculums Fachmann beziehungsweise<br />
Fachfrau Gesundheit. Die Direktion Pflege, Therapien und Sozialdienst leistete <strong>2009</strong> damit einen<br />
wichtigen Beitrag zur Nachwuchssicherung in der Pflege.<br />
Die Ausbildungssituation des ergo- und des physiotherapeutischen Nachwuchses hat sich im<br />
Berichtsjahr durch die Schliessung der Schulen für Ergotherapie <strong>Zürich</strong> und Biel und der Physiotherapieschule<br />
Stadtspital Triemli in <strong>Zürich</strong> ebenfalls einschneidend verändert. Eine Ausbildung<br />
im ergo- oder physiotherapeutischen Bereich ist nunmehr nur noch an der Fachhochschule<br />
möglich. Eine mit der zhaw für beide Fachrichtungen geschlossene Vereinbarung ermöglicht es<br />
der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong>, Studierende der beiden Fachrichtungen als Praktikanten<br />
zu beschäftigen. Erstmals kamen in der Physiotherapie Studierende im Modul C und in<br />
der Ergotherapie Mitarbeitende mit Bachelor-Abschluss zum Einsatz.<br />
Ebenfalls <strong>2009</strong> wurde ein Zusammenarbeitsvertrag mit der Fachhochschule Bern geschlossen,<br />
sodass die Direktion Pflege, Therapien und Sozialdienst erstmals einem Studierenden im<br />
Bereich Ernährungsberatung und Diätetik einen Praktikumsplatz anbieten kann.<br />
5 5 / D i r e k t i o n P f l e g e , T h e r a p i e n u n d S ozialdienst
M a t t h i a s Wa l s e r / T h e r e s a Witschi / B e r n a r d M i s e r ez<br />
Nach einem während zweier Jahre reduzierten internen Fortbildungsprogramm kamen die Mit-<br />
arbeitenden der Direktion Pflege, Therapien und Sozialdienst <strong>2009</strong> in den Genuss eines auf die<br />
verschiedenen Wissensbedürfnisse abgestimmten, breiten internen Fortbildungsprogramms. Die<br />
angebotenen Fortbildungsveranstaltungen, deren Spektrum von somatischen über psychiatrische<br />
und pflegerische Themen bis hin zu Programmen für die Entwicklung der eigenen Fähigkeiten<br />
reichte, wurden gut besucht. Viele Mitarbeitende formulierten das Bedürfnis, wichtige<br />
elementare Themen zu wiederholen. Die Erfahrungen, die das Team des Bereichs Bildung, Beratung<br />
und Forschung mit den Feedbacks zu den einzelnen Veranstaltungen machte, flossen in die<br />
Erstellung eines ebenso umfang- und themenreichen Fortbildungsprogramms 2010 ein.<br />
Das Forum der Abteilung Therapien und Sozialdienst (ATS-Forum), in welchem Projekte, neu<br />
erarbeitete Konzepte und Abschlussarbeiten aus den verschiedenen Bereichen der Abteilung<br />
Therapien und Sozialdienst präsentiert und zur Diskussion gestellt werden, erfreut sich ebenfalls<br />
steigender Zuhörerzahlen.<br />
Forschung<br />
Das Forschungsteam der Direktion Pflege, Therapien und Sozialdienst ist seit dem 1.4.<strong>2009</strong> vollständig<br />
und hat in dieser Zusammensetzung bereits zahlreiche neue Forschungs- und Evaluationsprojekte<br />
angestossen, zum Beispiel im Bereich Aromapflege, evidenzbasierte Praxis in der<br />
Pflege und Recovery. Auf den Stationen der Klinik für Alterspsychiatrie und der Klinik für Affektive<br />
Erkrankungen und Allgemeinpsychiatrie <strong>Zürich</strong> Ost werden die Pflegewissenschafterinnen<br />
durch zwei Pflegeexpertinnen praxisbezogen unterstützt.<br />
Die erste Phase des interdisziplinären Forschungsprojekts zur Sturzprävention wurde im<br />
November <strong>2009</strong> abgeschlossen. Dieses Jahr werden die im Projekt Sturzprävention gemachten<br />
Empfehlungen umgesetzt und das Projekt in der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> operationalisiert.<br />
Die Ergotherapie plant in Zusammenarbeit mit der zhaw ein Forschungsprojekt zur Evaluation<br />
des ergotherapeutischen Angebots in der Tagesklinik für Affektkranke der <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong>. Das Projekt soll die ergotherapeutische Behandlung von Patientinnen<br />
und Patienten mit Depression in Bezug auf ihre Handlungsfähigkeit und Alltagsbewältigung überprüfen.<br />
Der Sozialdienst arbeitet am Forschungsprojekt «Integrierte psychiatrische Behandlung: Instrumente<br />
und Verfahren für die soziale Arbeit» mit. Dieses Projekt steht unter der Leitung der<br />
Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz. Neben der <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> sind weitere Spitäler und Kliniken der Schweiz daran beteiligt, schweizweit<br />
einsetzbare Instrumente für die soziale Arbeit zu entwickeln und als Standard einzuführen.<br />
5 6 / D i r e k t i o n P f l e g e , T h e r a p i e n u n d S ozialdienst
M a t t h i a s Wa l s e r / T h e r e s a Witschi / B e r n a r d M i s e r ez<br />
Learning Training Transfer Praxis Psychiatrie<br />
Die Praxisausbildung von psychiatrischen Pflegefachpersonen im Rahmen des Projekts Learning<br />
Training Transfer Praxis Psychiatrie, in der Trägerschaft diverser psychiatrischer Kliniken des<br />
Kantons <strong>Zürich</strong>, verzeichnete <strong>2009</strong> einen Anstieg der Schülerzahlen. Ende des Jahres <strong>2009</strong> bezog<br />
das Projekt neue Schulungsräume an der Witellikerstrasse 22. Das Projekt ist nach wie vor<br />
wegweisend in der Schweiz.<br />
Ausblick auf das Jahr 2010<br />
Im vergangenen Jahr gelangte das langjährig gute Dienste leistende Klinikinformationssystem<br />
(KIS) an seine Grenzen. Die Anforderungen an eine Software, die alle rund um den Patienten anfallenden<br />
Aufgaben und Arbeiten in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen erfasst, als Informationsaustauschsystem<br />
fungiert und dem Bereich Finanzen und Rechnungswesen das notwendige<br />
Datenmaterial zur Abrechnung liefert, sind aufgrund der immer komplexer werdenden Patientenversorgung<br />
auf ein hohes Niveau angestiegen, dem die jetzige sich im Einsatz befindende<br />
Software nicht mehr genügt. 2010 wird die Ablösung des jetzigen durch ein neues System die<br />
<strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> vor eine grosse Herausforderung stellen. Zudem wird in<br />
diesem Jahr die Einführung einer Vollerfassung der Leistungen der Pflege notwendig. Im Verlauf<br />
des vergangenen Jahres wurden bereits verschiedene Software-Lösungen begutachtet. Die endgültige<br />
Entscheidung und Einführung einer passenden Software steht noch aus.<br />
Die Direktion Pflege, Therapien und Sozialdienst hat die vielen im Berichtsjahr im Weg liegenden<br />
Steine als Anstoss für eine zu verändernde Zusammenarbeit und als neue, aktiv zu gestaltende<br />
Herausforderungen begriffen und damit nicht nur eine Treppe, sondern ein ganzes Haus gebaut.<br />
Die Ausgestaltung dieses Hauses wird 2010 eine Aufgabe werden, die nochmals Energien und<br />
Kreativität bei schmalem Budget erfordert. Dennoch freuen wir uns als Direktion Pflege, Therapien<br />
und Sozialdienst auf die uns erwartenden Aufgaben. Vor allem aber danken wir unseren<br />
Mitarbeitenden dafür, dass sie sich <strong>2009</strong> aktiv an der Gestaltung der Direktion Pflege, Therapien<br />
und Sozialdienst beteiligt und erneut einen grossen Beitrag zum Zusammenwachsen der<br />
ehemals getrennt voneinander arbeitenden Bereiche Therapien und Sozialdienst sowie Pflege<br />
geleistet haben. Wir hoffen, auch im Jahr 2010 auf die geschätzte Mitarbeit, auf Ideenreichtum<br />
und auf die tatkräftige Mithilfe zählen zu dürfen! <<br />
5 7 / D i r e k t i o n P f l e g e , T h e r a p i e n u n d S ozialdienst
U r s H u m m<br />
Sehr guter Jahresabschluss<br />
Ausgezeichnete Bettenbelegung aufgrund Neueröffnung der Akutstation EO<br />
Im Berichtsjahr nahm die Zahl der stationären Behandlungsfälle (Austritte ohne interne Verlegun-<br />
gen) gegenüber dem Vorjahr um 29 auf 3’628 Fälle (0.8 %) zu. Mit 107’871 Pflegetagen konnten<br />
2’799 Tage (2.7 %) mehr als im Vorjahr fakturiert werden. Diese Zunahme ist vorwiegend auf die<br />
Neueröffnung der Akutstation E0 per 5.1.<strong>2009</strong> zurückzuführen. Der Bettenbestand erhöhte sich<br />
dadurch um 10 auf 313 Betten. Dank einer guten Organisation und dem grossen Einsatz der Mit-<br />
arbeitenden konnte die Station von Anfang an sehr gut ausgelastet werden, wodurch die durch-<br />
schnittliche Bettenbelegung der Gesamtklinik mit 94.5 % (Vorjahr 94.7 %) gehalten werden konnte.<br />
Leistungsvorgaben im ambulanten und teilstationären Bereich leicht übertroffen<br />
<strong>2009</strong> wurden 61’458 Konsultationen verrechnet, was einer Zunahme von 450 Konsultationen<br />
(0.7 %) gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im teilstationären Bereich wurden mit 29’501 Behand-<br />
lungstagen 594 Tage mehr als im Vorjahr geleistet. Erfreulicherweise konnte damit das Leis-<br />
tungsvolumen vom Vorjahr beibehalten beziehungsweise sogar leicht gesteigert werden.<br />
Globalbudget und Rücklagenantrag<br />
Aufgrund der neuen Rechnungslegung nach den International Public Sector Accounting Standards<br />
(IPSAS) wurden die bestehenden Anlagen um rund CHF 100 Mio. aufgewertet, was zu einer<br />
Erhöhung der Abschreibungskosten führt. Zudem wurde infolge einer Änderung innerhalb der<br />
Aktivierungsvorschriften rund CHF 1 Mio. zusätzlich als Investitionen gebucht. Da IPSAS eine<br />
Verzinsung des Finanzvermögens lediglich für Sachanlagen vorsieht, hat die Gesundheitsdirektion<br />
beschlossen, auf die kalkulatorische Verzinsung des Finanzvermögens zu verzichten. Die<br />
Auflösung und Bildung von Rücklagen wird zudem von der Jahresrechnung <strong>2009</strong> an nur noch<br />
über die Bilanz gebucht.<br />
Aufgrund des sehr guten Ergebnisses konnte die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
erfreulicherweise einen Rücklagenantrag über CHF 961’000 an die Gesundheitsdirektion stellen.<br />
Im Berichtsjahr wurden aus den Rücklagen CHF 134’376 für Personalanlässe entnommen. Der<br />
Gesamtaufwand liegt bei CHF 125.8 Mio. Dies entspricht einer Zunahme von CHF 7.8 Mio. (6.6 %)<br />
gegenüber dem Vorjahr. Der Ertrag erhöhte sich von CHF 58.2 Mio. um CHF 3.4 Mio. (5.8 %) auf<br />
CHF 61.6 Mio. Dies führt zu einem Kostendeckungsgrad von 49 % und zu einem Staatsbeitrag von<br />
CHF 64.1 Mio. Dieses Ergebnis liegt um CHF 6.3 Mio. tiefer als das Globalbudgetziel <strong>2009</strong>.<br />
Fallelement<br />
Per 1.1.<strong>2009</strong> führte die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> als Pilotklinik das Fallelement<br />
ein. Das bedeutet, dass Patientinnen und Patienten mit Wohnsitz im Kanton <strong>Zürich</strong> die ersten<br />
5 8 / F i n a n ze n u n d B e t r i e b s w i r tschaft
U r s H u m m<br />
fünf Tage eines Aufenthaltes mit CHF 356 und danach mit CHF 217 abgerechnet werden. Am<br />
sechsten Aufenthaltstag wird zusätzlich das Fallelement in der Höhe von CHF 3’062 in Rechnung<br />
gestellt. Tritt der Patient jedoch innerhalb von 30 Tagen wieder ein, kann nur noch der tiefere<br />
Ansatz von CHF 217 für die weiteren Behandlungstage in Rechnung gestellt werden. Zum Ver-<br />
gleich konnten im alten Abrechnungssystem für die Tage 1–60 CHF 356 und ab dem 61. Tag CHF<br />
217 abgerechnet werden. Das neue Abrechnungssystem, verbunden mit einem Fallelement, soll<br />
unnötige Klinikaufenthalte vermeiden und die Qualität der Behandlung sichern. Beim Wieder-<br />
eintritt innerhalb von 30 Tagen wird deshalb nicht wie bis anhin ein neuer Fall eröffnet, sondern<br />
der vorhergehende Fall weitergeführt. Im Jahr <strong>2009</strong> weist die <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong><br />
<strong>Zürich</strong> nach neuem Abrechnungssystem 3’142 Austritte aus. Gegenüber 3’628 Austritten im Vor-<br />
jahr nach altem Abrechnungssystem entspricht dies einer Abnahme um 486 Austritte (13.4 %).<br />
Dementsprechend erhöht sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 29.7 Tagen gemäss<br />
altem Abrechnungssystem mit dem neuen System um 4.6 Tage auf 34.3 Tage. Nach altem Ab-<br />
rechnungssystem verändert sich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lediglich um 0.5 Tage<br />
oder 1.8 % gegenüber dem Vorjahr. Ein Vergleich der Kennzahlen mit denen anderer Kliniken wird<br />
aufgrund dieser Veränderung schwieriger und setzt gewisse Vorkenntnisse voraus. Das Pilotpro-<br />
jekt ist bis Ende 2010 befristet. Dann wird sich entscheiden, mit welchem Abgeltungssystem in<br />
Zukunft abgerechnet wird.<br />
Neue Finanzierungsmodelle und leistungsbezogene Entschädigung<br />
Der Trend hin zu leistungsbezogener Entschädigung setzt sich fort. Mit dem Fallelement werden<br />
die ersten Weichen gestellt. Seit <strong>2009</strong> wird das Globalbudget im stationären Bereich nicht mehr<br />
nur auf der Basis der Pflegetage gerechnet, sondern es werden auch die fallabhängigen Kosten<br />
berücksichtigt. Im ambulanten Bereich wird im Globalbudget 2010 ein Kostendeckungsgrad<br />
von mindestens 90 % und im tagesklinischen Bereich ein Kostendeckungsgrad von 65 % vorgegeben.<br />
Diese Zielsetzungen erfordern neue technische Instrumente, anhand derer sich die<br />
Kostenstellenverantwortlichen laufend über den aktuellen Stand informieren und bei Zielabweichungen<br />
adäquate Massnahmen ergreifen können. Mit der Kostenträgerrechnung, welche<br />
laufend weiterentwickelt wird, steht ein weiteres Instrument zur Verfügung, welches mithilft,<br />
die Transparenz der fallbezogenen Kosten zu verbessern. <<br />
5 9 / F i n a n ze n u n d B e t r i e b s w i r tschaft
6 0 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
61 / Psyc h i a t r i s c h e U n i ve r s i t ä tsklinik Zü r i c h / <strong>Jahresbericht</strong> 20 0 9
N i k l a u s B a u m g a r t n e r<br />
Angepasst - aufgelöst - weitergeführt<br />
Neues Verpflegungskonzept an der Klinik für Alterspsychiatrie<br />
Ein Vorprojekt im Jahre 2008 zum Thema Schnittstellen der Hotellerie sowie im Berichtsjahr<br />
durchgeführte Mistery Shopping Tests auf den Stationen G2 und G3 haben gezeigt, dass noch<br />
nicht alle Synergiemöglichkeiten innerhalb des Gerontopsychiatrischen Zentrums Hegibach optimal<br />
genutzt werden und viele Betriebsabläufe nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprechen.<br />
Anfang <strong>2009</strong> wurde deshalb eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe mit der Aufgabe betraut,<br />
einen Lösungsvorschlag zur Optimierung der Schnittstellen und Prozesse innerhalb der<br />
Bereiche Hotellerie, Küche, Pflege und Ernährungsberatung im Gerontopsychiatrischen Zentrum<br />
Hegibach zu erarbeiten und so eine weitgehende Angleichung der Dienstleistung Verpflegung an<br />
den Standard der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> zu erreichen. Damit war der Startschuss<br />
für die Hotellerie zur genauen Durchleuchtung des Verpflegungskonzepts in der Klinik für<br />
Alterspsychiatrie gegeben. Es galt, die Arbeitsabläufe auf den Stationen G2 und G3 aufzunehmen<br />
und die Schnittstellen zwischen Hotellerie, Küche, Pflege und Ernährungsberatung festzuhalten.<br />
In einem zweiten Schritt wurden die erhobenen Daten mit den involvierten Parteien diskutiert<br />
und mit den Abläufen und Standards auf den Stationen G0/G1 im Stammhaus der <strong>Psychiatrische</strong>n<br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> verglichen. Anschliessend ging es an die Umsetzung und Einführung<br />
der erarbeiteten Massnahmen. Arbeitspläne wurden gemäss den neuen Abläufen angepasst,<br />
Arbeits-, Therapie- und Pausenzeiten zum Wohl der Patientinnen und Patienten verschoben und<br />
Mitarbeitende in ihren neuen Aufgaben geschult. Nicht zuletzt wurden die einzelnen Berufsgruppen<br />
im Rahmen von verschiedenen Informationsveranstaltungen über die anstehenden Veränderungen<br />
informiert und offene Fragen geklärt. Seit dem 1.12.<strong>2009</strong> ist nun das neu erarbeitete<br />
Verpflegungskonzept im Gerontopsychiatrischen Zentrum Hegibach umgesetzt.<br />
Auflösung der Betriebsfeuerwehr<br />
Im Jahre 1971 wurde an der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> eine Betriebsfeuerwehr<br />
gegründet. Infolge der Liberalisierung des Personalgesetzes konnte die ursprüngliche Wohnsitzauflage<br />
vor Ort nicht mehr aufrechterhalten und so die vorgegebenen Einsatzzeiten für die<br />
Betriebsfeuerwehr ausserhalb der Arbeitszeit nicht mehr eingehalten werden. In Zusammenarbeit<br />
mit Schutz und Rettung <strong>Zürich</strong> sowie der kantonalen Gebäudeversicherung wurde ein Weg<br />
gesucht, um die Betriebsfeuerwehr aufzulösen und durch eine andere Organisation zu ersetzen.<br />
Ziel war es, in die neue Organisation nur noch Personen einzubinden, welche zum jeweiligen<br />
Einsatzzeitpunkt ohnehin in der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> am Arbeiten waren.<br />
Mit dieser neuen Einsatzgruppe und den umfangreichen feuerpolizeilichen Massnahmen, welche<br />
zwischen 2000 und 2008 an der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> umgesetzt wurden,<br />
waren die Voraussetzungen erfüllt, dass der Regierungsrat der Aufhebung der Betriebsfeuerwehr<br />
6 2 / Ve r wa l t u n g
N i k l a u s B a u m g a r t n e r<br />
per 31.12.<strong>2009</strong> zustimmen konnte. In den letzten 30 Jahren haben unter den drei Kommandanten<br />
Robert Fehr, Eugen Zehnder und Rudolf Frick unzählige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr<br />
viel Herzblut in die Betriebsfeuerwehr gesteckt.<br />
Sanierung Trakt WT<br />
Das 2008 eingesetzte Projektteam arbeitete im vergangenen Jahr weiter an der Planung der<br />
Instandstellung des Wirtschaftstraktes, der Sanierung der Küche sowie der Provisorien. Am<br />
10.11.<strong>2009</strong> wurde die vom Projektteam erarbeitete Variante vom Projektausschuss definitiv ge-<br />
nehmigt. Die Küche, die Lagerräumlichkeiten für Lebensmittel, die Restaurants und die Wäsche-<br />
rei werden den heutigen betrieblichen und wirtschaftlichen Anforderungen entsprechend saniert.<br />
Die wichtigsten betrieblichen Anpassungen sind die Aufhebung des Restaurants im Obergeschoss<br />
des Wirtschaftstraktes, der Einbau einer Galerie im Restaurant im Erdgeschoss, die Optimierung<br />
der Einrichtungen und Abläufe in der Küche, die Reduzierung der Lagerfläche für Lebensmittel<br />
auf ein Optimum und die Konzentration der Wäscherei im Untergeschoss. Mit der Instandstellung<br />
der Gebäudehülle und der Haustechnik – insbesondere mit einer effizienten Wärmerückgewinnung<br />
versehen – wird erreicht, dass die Energieversorgung mit fossilen Brennstoffen auf 3 % des<br />
heutigen Verbrauches im Trakt WT gesenkt werden kann. Dies entspricht einer Reduktion des CO2-<br />
Ausstosses von rund 128 Tonnen auf rund 5 Tonnen pro Jahr. Die Baukosten für diese Variante<br />
werden mit CHF 25.6 Mio. veranschlagt. Davon entfallen auf die Instandsetzung der Aussenhülle<br />
des Traktes WT CHF 3.8 Mio. sowie auf die Provisorien aller im Wirtschaftstrakt untergebrachten<br />
Dienstleister CHF 3.4 Mio. Die Kreditsprechung für das Bauprojekt wird im Frühjahr 2010 erwartet.<br />
Der Baubeginn ist für März 2011 festgelegt und die Übergabe des Wirtschaftstrakts an seine<br />
Nutzer im September 2012 vorgesehen. Mit dieser Massnahme ist die langfristige Sicherstellung<br />
der Qualität der Essenszubereitung für die Patientinnen und Patienten sowie für die Mitarbeitenden<br />
der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> gewährleistet.<br />
Kennzahlen Restaurantbetriebe<br />
An der <strong>Psychiatrische</strong>n <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong> wurden in der Hauptküche im Berichtsjahr insgesamt<br />
251’289 Patientenmahlzeiten zubereitet (Gerontopsychiatrisches Zentrum Hegibach (GPZ):<br />
15’820), von unseren Gästen rund 58’000 Tagesmenüs konsumiert (GPZ: 14’000) und zirka 4.6 Tonnen<br />
Salat geschöpft. Der Kiosk im Patientenrestaurant und das kleine Angebot von Kioskartikeln<br />
im Mitarbeiterrestaurant erfreuen sich grosser Beliebtheit. So naschten unsere Gäste 10’996<br />
Lindor-Kugeln, 3’257 Dubler-Mohrenköpfe und 1’069 Kinderüberraschungen. Die Rückmeldungen<br />
auf die Einführung einer neuen Bohnenkaffeesorte waren durchwegs sehr positiv. So wurden<br />
40’468 Cafés crème, 25’686 Cappuccini und Milchkaffees sowie 11’110 Espressi getrunken. <<br />
6 3 / Ve r wa l t u n g
Autoren / Die Geschäftsleitung (siehe Seite 2) / Prof. Dr. med. Christoph Hock, Co-Direktor und<br />
Chefarzt Klinik für Alterspsychiatrie / PD Dr. med. Egemen Savaskan, Leitender Arzt Klinik für<br />
Alterspsychiatrie / Rebekka Gemperle, Leiterin Pflege Klinik für Alterspsychiatrie / Theresa<br />
Witschi, Vizedirektorin Pflege, Therapien und Sozialdienst und Leiterin Abteilung Therapien<br />
und Sozialdienst / Dr. med. Theodor Huber, Chefarzt Internistischer Dienst / Bernard Miserez,<br />
Vizedirektor Pflege, Therapien und Sozialdienst und Qualitätsbeauftragter <strong>Psychiatrische</strong><br />
<strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
Herausgeberin: <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
Redaktion: Zsuzsanna Karsai, Kommunikation und Projekte, <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
Konzept, Gestaltung und Satz: Buch & Grafik, Barbara Willi-Halter, <strong>Zürich</strong><br />
Fotografie: Ursula Markus, <strong>Zürich</strong><br />
Lithografie und Druck: Druckerei Feldegg AG, <strong>Zürich</strong>-Schwerzenbach<br />
6 4 / Impressum
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2009</strong><br />
Betriebsrechnung und Kennzahlen
<strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
Betriebsrechnung nach H+ in 1’000 Franken 2008<br />
Globalbudget<br />
<strong>2009</strong> <strong>2009</strong><br />
Aufwand<br />
Besoldungen 69’248 73’128<br />
Sozialleistungen 11’082 11’878<br />
Arzthonorare 1’594 1’417<br />
Personalnebenkosten 1’024 980<br />
Medizinischer Aufwand 5’283 5’590<br />
Lebensmittelaufwand 2’263 2’550<br />
Haushaltaufwand 1’051 1’084<br />
Unterhalt und Reparaturen 4’254 3’363<br />
Anlagenutzung 14’462 18’992<br />
Energie und Wasser 1’487 1’394<br />
Zinsaufwand auf Umlaufvermögen 826 0<br />
Büro- und Verwaltungsaufwand 2’353 2’807<br />
Übriger Betriebsaufwand 1) 3’121 2’617<br />
Total Aufwand 118’048 127’998 125’800<br />
Ertrag<br />
Tagestaxen 34’045 36’486<br />
Arzthonorare 2’779 2’657<br />
Medizinische Nebenleistungen 772 727<br />
Spezialinstitute 255 273<br />
Poli-, Tages- und Nachtkliniken 13’303 13’852<br />
Übrige Erträge Patienten 250 492<br />
Mietertrag 1’2 1 7 1’202<br />
Leistungen an Personal / Dritte 3’068 2’743<br />
Beiträge / Subventionen 2’550 3’237<br />
Total Ertrag 58’239 54’470 6 1 ’669<br />
Staatsbeitrag 59’809 70’427 64’131<br />
1) Bildung von Rücklagen JR 2008 ’00542<br />
1) Entnahme aus Rücklagen JR 2008 - 71<br />
Entnahme aus Rücklagen <strong>2009</strong>, Buchung über Eigenkapital -’134<br />
Rücklagenantrag <strong>2009</strong>, Bilanzbuchung erfolgt in JR 2010 961<br />
1 / Betriebsrechnung und Kennzahlen / <strong>2009</strong>
<strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
120’000<br />
100’000<br />
80’000<br />
60’000<br />
40’000<br />
20’000<br />
0<br />
120’000<br />
100’000<br />
80’000<br />
60’000<br />
40’000<br />
20’000<br />
0<br />
120’000<br />
100’000<br />
80’000<br />
60’000<br />
40’000<br />
20’000<br />
0<br />
4’000<br />
3’500<br />
3’000<br />
2’500<br />
2’000<br />
1’500<br />
1’000<br />
500<br />
0<br />
2005 2006 2007 2008<br />
2005 2006 2007 2008<br />
2005 2006 2007 2008<br />
<strong>2009</strong><br />
<strong>2009</strong><br />
<strong>2009</strong><br />
2005 2006 2007 2008 <strong>2009</strong><br />
2 / Betriebsrechnung und Kennzahlen / <strong>2009</strong><br />
Entwicklung wirtschaftliches<br />
Gesamtergebnis in 1’000 Franken<br />
<strong>2009</strong><br />
Aufwand 125’800<br />
Ertrag 6 1 ’669<br />
Deckungsbeitrag Kanton 64’1 3 1<br />
Entwicklung Pflegetage<br />
<strong>2009</strong><br />
Akutpsychiatrie 81’254<br />
Langzeit 0<br />
Gerontopsychiatrie 21’339<br />
Sucht 5’278<br />
Total 107’8 7 1<br />
Pflegetage nach Versicherungsart<br />
Entwicklung Austritte<br />
<strong>2009</strong><br />
Privat 4’1 3 3<br />
Halbprivat 4’705<br />
Allgemein 99’033<br />
Total 107’8 7 1<br />
<strong>2009</strong><br />
Akutpsychiatrie 2’998<br />
Langzeit 0<br />
Gerontopsychiatrie 359<br />
Sucht 2 7 1<br />
Total 3’628
<strong>Psychiatrische</strong> <strong>Universitätsklinik</strong> <strong>Zürich</strong><br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
30’000<br />
25’000<br />
20’000<br />
15’000<br />
10’000<br />
5’000<br />
0<br />
28’000<br />
24’000<br />
20’000<br />
16’000<br />
12’000<br />
8’000<br />
4’000<br />
0<br />
34%<br />
4’000<br />
3’500<br />
3’000<br />
2’500<br />
2’000<br />
1’500<br />
1’000<br />
500<br />
0<br />
445<br />
2005 2006 2007 2008<br />
2005 2006 2007 2008<br />
2005 2006 2007 2008<br />
3.5%<br />
505<br />
492<br />
5.5% 14%<br />
672<br />
5.5%<br />
2.5%<br />
1%<br />
34%<br />
<strong>2009</strong><br />
<strong>2009</strong><br />
<strong>2009</strong><br />
2005 2006 2007 2008 <strong>2009</strong><br />
3 / Betriebsrechnung und Kennzahlen / <strong>2009</strong><br />
629<br />
Entwicklung<br />
Aufenthaltsdauer in Tagen<br />
Entwicklung<br />
teilstationäre Versorgung<br />
<strong>2009</strong><br />
Betreuungstage 29’501<br />
Austritte 629<br />
Entwicklung<br />
ambulante Konsultationen<br />
<strong>2009</strong><br />
Akutpsychiatrie 27. 1<br />
Gerontopsychiatrie 59.4<br />
Sucht 19.5<br />
Durchschnitt 29.7<br />
<strong>2009</strong><br />
Akutpsychiatrie 24’510<br />
Gerontopsychiatrie 3’7 2 1<br />
Sucht 29’064<br />
Arztpraxen (ab 2006) 4’163<br />
Total 61’458<br />
Eintritte nach Herkunft<br />
Sektor <strong>Zürich</strong> Ost 1’242<br />
Sektor <strong>Zürich</strong> West 1’223<br />
Region Winterthur 1 2 1<br />
Region <strong>Zürich</strong> Oberland 198<br />
Region <strong>Zürich</strong> Unterland 515<br />
Region Horgen 197<br />
Schweiz 96<br />
Ausland 3 7<br />
Total 3’629<br />
Aufenthaltsort nach Austritt<br />
<strong>2009</strong><br />
Nach Hause 2’555<br />
<strong>Psychiatrische</strong> Klinik 1 66<br />
Heim / Spital 714<br />
Ohne festen Wohnsitz / Diverse 193<br />
Total 3’628
Lenggstrasse 31<br />
Postfach 1931<br />
8032 <strong>Zürich</strong><br />
Telefon 044 384 21 1 1<br />
Telefax 044 382 02 86<br />
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