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Abi-Zeitung (PDF) - ABI BRINGS INSANITY

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Zu Madames Notensystem gehört, dass wir jede<br />

Woche eine freiwillige Hausaufgabe bekommen,<br />

die wir abgeben können (100 Wörter Minimum<br />

- oder 150, je nach Mad ames Laune). Wir müssen<br />

jedoch pro Halbjahr vier abgeben (oder fünf, je<br />

nach Madames Laune).<br />

Frau Sinemus, ich habe meine Hausaufgaben<br />

gemacht, aber ich muss sie noch mal ordentlich<br />

abschreiben, das mache ich jetzt in der ersten<br />

Stunde, die habe ich nämlich frei. Dann kann ich<br />

sie Ihnen in der zweiten Stunde ins Fach legen.<br />

Sin bestimmt: Nein.<br />

Aber ich hatte keine Zeit mehr, das abzuschreiben,<br />

ich habe doch gerade einen Polen da<br />

und-<br />

Sin erklärend: Nein, ich nehme die Hausaufgaben<br />

nur an dem Tag an, an dem ich es angebe.<br />

Heute ist der Tag.<br />

Sin ertappt: Ich meine natürlich in der Stunde.<br />

Aber ich hatte doch-<br />

Sin störrisch: Das interessiert mich nicht.<br />

Sie lesen sich die Hausaufgaben doch sowieso<br />

nicht jetzt in der folgenden Stunde durch,<br />

sondern frühestens heute nachmittag.<br />

Bla bla bla<br />

Sin schnippisch: Okay, wenn Sie mich fi nden...<br />

was in unserem Schulgebäude nicht einfach ist,<br />

noch dazu, wenn man nur ein paar Fünfminutenpausen<br />

zur Verfügung hat, in welchen man auch<br />

noch den Raum wechseln und Freunden hallo<br />

sagen will.<br />

Warum kann ich sie Ihnen nicht ins Fach legen?<br />

(Was ja wirklich kein Problem sein dürfte.)<br />

Sin provozierend: Vielleicht gehe ich heute nicht<br />

mehr an mein Fach.<br />

Es war die nullte Stunde und Frau S. musste voraussichtlich<br />

noch bis etwa 14 oder 15 Uhr in der<br />

Schule bleiben (Mittwochs-Konferenzen). Zu so<br />

einer Unverschämtheit wusste ich nun wirklich<br />

nichts mehr zu sagen, schlug dafür umso lauter<br />

die Tür hinter mir zu, was sie ziemlich<br />

zusammenfahren ließ (Augenzeugenberichten<br />

zufolge).<br />

Während des Dialogs wurde ich super wütend,<br />

der Ärger der letzten Jahre kam wieder hoch und<br />

ließ mich zu einem fürchterlichen Ungeheuer<br />

werden, mit schrecklichen Ideen. Aber ich bereue<br />

nichts. Non, je ne regrette rien.<br />

Ich machte mich also an die Arbeit.<br />

Ich schrieb meinen Text ordentlich ab und legte<br />

ihn in Frau S. Fach - zusammen mit einem<br />

76<br />

Briefchen, das etwas unverschämt war (mit<br />

„gnädigst und gütigst“ und „hochachtungsvoll<br />

und untertänigst“). Daraufhin traute ich mich<br />

kaum in ihren Unterricht und überlegte, sie um<br />

ein Gespräch zu bitten, wozu ich dann doch nicht<br />

den Mumm hatte. Ich ging aber am folgenden<br />

Tag in den Unterricht, wo sie mir die Hausaufgabe<br />

zurückgab, den Brief auch und sagte, sie<br />

habe ihre Meinung nicht geändert (bezüglich der<br />

Annahme meiner Hausaufgabe). Dann bot sie<br />

mir an, ein Gespräch mit ihr und Frau Reinhardt<br />

zu führen sagte aber auch, sie selbst lege keinen<br />

Wert darauf. Na toll. Ich aber. Aber alleine mit<br />

mir wollte sie auch nicht sprechen. Wozu sie<br />

wohl den Beistand brauchte?<br />

Das Gespräch hatten wir dann also. Ich hatte<br />

mir alles aufgeschrieben, was ich Madame schon<br />

immer mal sagen wollte, womit sie mich immer<br />

wieder provoziert hatte und brachte auch Anschauungsbeweise<br />

mit (siehe oben Erläutertes).<br />

Es kam leider nicht dazu, darüber zu sprechen,<br />

ich musste Frau R. erst einmal den Sachverhalt<br />

erläutern, den Frau S. ihr seltsamerweise noch<br />

nicht verdeutlicht hatte (nicht einmal aus ihrer<br />

subjektiven Sichtweise), obwohl schon eine<br />

Woche vergangen war. So unterhielten wir uns<br />

die ganze Zeit über die blöde Hausaufgabe, was<br />

doch gar nicht das Wesentliche war.<br />

Zwischendurch fragte Frau S. noch mal ganz geschickt,<br />

warum ich nicht am Anfang der Stunde<br />

zu ihr gekommen sei. „Keine Ahnung, das ist<br />

nun schon eine Weile her, vielleicht bin ich ein<br />

paar Minuten zu spät gekommen?“ - „Wieso<br />

sind Sie denn zu spät gekommen? Das sollen<br />

Sie auch nicht!“ - „Ich sagte doch gerade, dass<br />

ich mich nicht mehr daran erinnere. Außerdem<br />

geht es doch überhaupt nicht darum, ob und<br />

wenn, warum ich zu spät war!“<br />

Schließlich sagte ich, mir sei klar gewesen, noch<br />

während ich die HA ins Reine schrieb, dass<br />

Frau S. sie nicht annehmen würde. Warum ich<br />

sie dann geschrieben habe, bzw. warum ich den<br />

Brief geschrieben habe? Ich antwortete: Weil ich<br />

Sie ärgern wollte. Daraufhin stand Frau S. auf,<br />

sagte „Damit ist das Gespräch für mich beendet“<br />

und ging.<br />

Text: Johanna Treblin

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