Abi-Zeitung (PDF) - ABI BRINGS INSANITY

Ein Klassenraum.
24 SchülerInnen maximal.
1 Lehrer.
12
Eine Tragikomödie
Eine Sozi-LK-Stunde wie jede andere im Schuljahr 13/1 (vorzugsweise nach den Herbstferien).
Die Tafel ist von einer der Klassen, die vor dem Sozi-LK hier Unterricht haben, vollgeschrieben,
es gibt keinen Tafeldienst in diesem Kurs. Aber das macht nichts, denn Tafelanschriebe von Herrn
G. gibt es sowieso nicht.
Herr G. betritt in seiner fl otten Fliegerhose mit in die Hose gestecktem Pullover den Raum, setzt
sich, legt seine Unterlagen bereit und geht die Anwesenheitsliste durch. Meistens fehlend: Nora,
Miriam, Andrea. (Vielleicht kommen sie, nachdem sie ihre Zigarette fertig geraucht haben.)
Anschließend zählt Herr G. auf, was in der folgenden Doppelstunde zu tun sein wird. (Unter Umständen
handelt es sich auch um die Einzelstunde am Mittwoch, die eigentlich unsere Tutorenstunde
ist.)
z.B.:
1. Frankreichs Haltung im Kontrollrat.
2. Sowjetische Zonenpolitik.
3. Bizone.
4. Sowjetische Osteuropapolitik.
5. Politik des Containment.
6. Truman-Doktrin.
7. Marshall-Plan.
8. Zwei-Lager-Theorie.
Dies ist eigentlich nur die Reproduktion der Hausaufgabe (durchschnittlich sechs Seiten in einem
der „Informationen zur Politischen Bildung“ lesen).
(Etwa zu diesem Zeitpunkt gesellen sich unter Umständen Miriam und Nora zu uns. Miriam schläft
erst einmal.)
Meldungen von Nils, Lars, Ole, Ingmar, Nora, Mark, Anne E. (auf die gesamte Doppelstunde
verteilt.)
Nils, Lars, Ole und Mitja zitieren aus dem Heft, wobei Ole und Mitja häufi g die falsche Stelle
treffen.
Anne zitert meist die gesamten zu lesenden Seiten auf einmal, wiederholt sich dabei dreimal und
rechtferitgt ihre Aussage fünfmal.
Nora erläutert.
Mark fragt nach (und bekommt dafür 13 Punkte epochal).
Ingmar zitert aus seinem Gedächtnis (hat er die Hefte überhaupt gelesen? Ist er mit dem gesamten
Inhalt aller „Informationen zur politischen Bildung“ auf die Welt gekommen?)
Sebastian meldet sich seit dem neuen Thema nicht mehr. Höchstens, um zu widersprechen (was
Herr G. dann immer behauptet, vorausgesehen zu haben).
Jutta spielt mit ihrem Stift, der einen Barbiekopf hat. Sie bürstet dem Barbiekopf die Haare. Und
ruft immer mal aggressiv: „Geht’s auch ein bisschen lauter?“ oder, wenn sie besonders gut gelaunt
ist: „Vielleicht geht’s noch leiser, damit wir Dich noch besser verstehen...“
Steffi G. starrt in die Luft. Nina E. tut scheinbar das gleiche. Britta schreibt einen Brief (ist es
eigentlich jede Stunde der gleiche? Ein ewig langer Fortsetzungsbrief?). Johanna trinkt Tee und
beschäftigt sich mit anderen essentiellen Dingen (z.B. Nägel feilen) des Lebens („Waldemar? Hier
in der Klasse heißt einer Waldemar!“). Lars, Mitja und Nils schauen sich eine Auto-Zeitschrift
an (manchmal ist es auch die „Titanic“ und in seltenen Fällen der „Spiegel“). Marwin schaut sich