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Von <strong>de</strong>r Eifel nach Abu Dhabi<br />
unTreue, mILLIOnenkreDIT unD grössenWAHn<br />
In Der „grÜnen HöLLe“<br />
In Deutschland wird WAlTER<br />
KAfITZ Missmanagement vorgeworfen<br />
– in Abu Dhabi leitet er seit<br />
einigen Monaten das operative<br />
Geschäft <strong>de</strong>s Yas Marina Circuit.<br />
Fristlose Kündigung, finanzielle<br />
Ungereimtheiten, ein Untersuchungsausschuss<br />
und ein Millionenkredit,<br />
<strong>de</strong>ssen Abwicklung mittlerweile in <strong>de</strong>n<br />
Hän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Staatsanwaltschaft Koblenz<br />
liegt – <strong>de</strong>r einst gefeierte „Mister<br />
Nürburgring“, Dr. Walter Kafitz, muss<br />
in Deutschland um seine Reputation<br />
bangen – und vielleicht nicht nur dort. Denn Kafitz ist seit Februar in<br />
<strong>de</strong>n VAE. Dort ist er verantwortlich für das operative Geschäft <strong>de</strong>s Yas<br />
Marina Circuit. Das bestätigte ein Sprecher <strong>de</strong>s „Abu Dhabi Motorsport<br />
Managements“ (ADMM), das für die Rennstrecke zuständig ist. Zu einer<br />
persönlichen Stellungnahme war Walter Kafitz trotz mehrfacher Anfragen<br />
nicht bereit. Die Verantwortlichen bei ADMM ließen ein Gespräch<br />
mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Manager nicht zu.<br />
Der galt einst als das Gesicht <strong>de</strong>s Nürburgrings, <strong>de</strong>r „Grünen Hölle“.<br />
15 Jahre lang war er <strong>de</strong>r Chef <strong>de</strong>r Nürburgring GmbH und damit verantwortlich<br />
für das Wohl und Wehe <strong>de</strong>r von vielen Autofans geliebten<br />
Rennstrecke in <strong>de</strong>r Eifel. Anfang Dezember war für Kafitz Schluss. Nach<br />
finanziellen Ungereimtheiten im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Umbaumaßnahmen<br />
am Nürburgring wur<strong>de</strong> er fristlos entlassen. Kafitz wird neben<br />
Missmanagement unter an<strong>de</strong>rem vorgeworfen, einen ungesicherten<br />
Kredit an eine Tochterfirma vergeben zu haben. Eigenmächtig, ohne <strong>de</strong>n<br />
Aufsichtsrat darüber zu informieren. Er soll auch dafür verantwortlich<br />
sein, dass <strong>de</strong>r Freizeitpark Nürburgring mit Kosten von geschätzten 300<br />
Millionen Euro fast doppelt so teuer ist wie ursprünglich geplant.<br />
Ein Untersuchungsausschuss <strong>de</strong>s Landtags durchleuchtet gera<strong>de</strong> die<br />
Finanzierung <strong>de</strong>r Erlebniswelt. Eine unter <strong>de</strong>r Fe<strong>de</strong>rführung von Kafitz<br />
und <strong>de</strong>m damaligen Finanzminister ingolf <strong>de</strong>uBel (SPD) geplante<br />
Privatfinanzierung dafür scheiterte. Einer <strong>de</strong>r Investoren dafür saß<br />
angeblich in <strong>de</strong>n Emiraten. Darüber hinaus wird Kafitz vorgeworfen,<br />
er habe erfolgsunabhängige Honorarzahlungen in Höhe von mehreren<br />
hun<strong>de</strong>rttausend Euro an einen Finanzdienstleister veranlasst. Zu allem<br />
Überfluss wur<strong>de</strong>n dann auch noch einige <strong>de</strong>r Attraktionen dort nicht<br />
rechtzeitig zur Eröffnung im Sommer vergangenen Jahres fertig.<br />
Vorwürfe, die sich <strong>de</strong>r sonst so erfolgsgewohnte Kafitz heute gefallen<br />
lassen muss – und die er nicht entkräftet. Der Millionenkredit<br />
an die Tochterfirma allerdings bleibt ohne juristisches Nachspiel für<br />
<strong>de</strong>n 59-Jährigen. Das teilte die Staatsanwaltschaft Koblenz kürzlich<br />
mit. Einen 5,6 Millionen Euro-Kredit hatte die Nürburgring GmbH<br />
spOrT<br />
<strong>de</strong>r Tochterfirma gewährt, um <strong>de</strong>ren<br />
drohen<strong>de</strong> Insolvenz abzuwen<strong>de</strong>n. Eine<br />
Finanzspritze, die in <strong>de</strong>r Wirtschaftswelt<br />
durchaus üblich sei, hieß es jetzt.<br />
Die Unterstützung sei „wirtschaftlich<br />
sinnvoll“ gewesen. Es gebe „keine zureichen<strong>de</strong>n<br />
tatsächlichen Anhaltspunkte<br />
für ein strafbares Verfahren“, heißt es<br />
in <strong>de</strong>r Begründung. Die Erlebniswelt<br />
sollte <strong>de</strong>r Eifelregion Arbeitsplätze und<br />
Touristen bringen. Die „Nürburgring<br />
GmbH“ gehört zu 90 Prozent <strong>de</strong>m Land<br />
Rheinland-Pfalz und gilt als Aushängeschild<br />
<strong>de</strong>r Region. Ein pulsieren<strong>de</strong>r<br />
Erlebnispark mit Kongress- und Freizeitzentrum, Hotelkomplexen,<br />
Großraumdiskos, Multiplexkino und <strong>de</strong>m Ringracer, <strong>de</strong>r schnellsten<br />
Achterbahn <strong>de</strong>r Welt, sollte es wer<strong>de</strong>n. Der Traum ist geplatzt – und<br />
Kafitz wird dafür verantwortlich gemacht.<br />
Es ist nicht mehr viel übrig geblieben von <strong>de</strong>r Wertschätzung, die<br />
„Mister Nürburgring“ viele Jahre erfahren durfte. Doch es gibt noch<br />
an<strong>de</strong>re Stimmen. Leute, die <strong>de</strong>m Manager noch heute die Stange halten:<br />
„Kafitz hat sein ganzes Herzblut reingesteckt und <strong>de</strong>m Ring auch viel<br />
Gutes getan“, sagt ein Insi<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r selbst aktiv Rennen fährt. Man dürfe<br />
die Verfehlungen jetzt nicht schön re<strong>de</strong>n, solle aber auch sehen, wieviel<br />
Positives Kafitz <strong>de</strong>r Eifelregion gebracht habe. Das aber ist heute kein<br />
Thema mehr. In Internetforen und in Zeitungsartikeln wird Kafitz hämisch<br />
als <strong>de</strong>r Provinzfürst betitelt und wegen seines Größenwahns kritisiert.<br />
Allein das Jahresgehalt von angeblich 300.000 Euro nebst einem<br />
exklusiven BMW M5 als Dienstwagen sei <strong>de</strong>m 59-jährigen Manager<br />
wohl zu Kopf gestiegen. Jetzt drohen ihm Ermittlungen wegen Untreue.<br />
Der Leiten<strong>de</strong> Oberstaatsanwalt dr. horST hund bestätigt das in einem<br />
offiziellen Schreiben. „Die Staatsanwaltschaft Koblenz prüft aufgrund<br />
<strong>de</strong>s Jahresberichts 2010 <strong>de</strong>s Rechnungshofes Rheinland-Pfalz seit Mitte<br />
Februar 2010 amtlich, ob gegen <strong>de</strong>n früheren Hauptgeschäftsführer <strong>de</strong>r<br />
Nürburgring GmbH Ermittlungen wegen Untreue aufzunehmen sind.“<br />
Kafitz habe für 90 Prozent <strong>de</strong>r „Camp4Fun GmbH“ eine Million Euro<br />
gezahlt. Und das, obwohl bereits bekannt gewesen sein soll, dass die<br />
Gesellschaft in <strong>de</strong>n Jahren 2005 bis 2008 durchgehend Jahresfehlbeträge<br />
von insgesamt 1.100.000 Euro erwirtschaftet hat. Zu<strong>de</strong>m hatte <strong>de</strong>r Nürburgring<br />
für eine Million Euro Anteile an einem Offroad-Park erworben,<br />
<strong>de</strong>r laut Lan<strong>de</strong>srechnungshof höchstens 100.000 Euro wert war. Nun<br />
drohen hohe Scha<strong>de</strong>nersatzfor<strong>de</strong>rungen. Die Staatsanwaltschaft prüft<br />
seit Anfang März die Unterlagen – ganze acht Ordner. Hund schickt<br />
aber voraus, dass die Prüfung einige Zeit in Anspruch nehmen wird.<br />
Bis dahin kann Kafitz weiter neue Visionen für <strong>de</strong>n Yas Marina Circuit<br />
ersinnen. ←<br />
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