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Fakten, Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>ten & Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten Nr. 24 03/2008<br />

Editorial<br />

Goldener<br />

Herbst<br />

Liebe Mitglieder<br />

Wenn wir am frühen<br />

Morgen – bevor wir zu<br />

unseren Pferden in den<br />

Stall gehen – aus dem<br />

Fenster gucken, stellen wir uns<strong>ch</strong>wer<br />

fest, dass der viellei<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t ganz so<br />

tolle Sommer 2008 si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on wieder<br />

zurückgezogen hat und wir uns und<br />

die Pferde auf die baldige Winterzeit<br />

vorbereiten können.<br />

Die etwas stillere und ruhigere<br />

Jahreszeit gibt au<strong>ch</strong> uns im Vorstand<br />

des Vereins die Zeit und Musse, uns<br />

wieder etwas mehr mit der weiteren<br />

Entwicklung des Vereins zu bes<strong>ch</strong>äftigen,<br />

neue Ideen zu entwickeln und<br />

viele interessante Themen für diesen<br />

<strong>Newsletter</strong> und unsere Seminare aufzugreifen.<br />

Es ist uns ein Anliegen, dass diese<br />

Themen Ihnen die neuesten<br />

Erkenntnisse aus der Fors<strong>ch</strong>ung für<br />

das Pferd – die wir ja mit unseren<br />

Beiträgen unterstützen – vermitteln.<br />

Sie sollen ni<strong>ch</strong>t nur im allgemeinen<br />

Interesse eines jeden Pferdefreunds<br />

sein, sondern für jeden Einzelnen von<br />

uns au<strong>ch</strong> einen praktis<strong>ch</strong>en Nutzen<br />

bringen. Ihre Anregungen dazu sind<br />

uns jederzeit willkommen.<br />

Einen Leitgedanken mö<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong><br />

Ihnen in meiner neuen Funktion<br />

als Präsident unseres Vereins gerne<br />

mitgeben: Alles, was wir mit und<br />

ums Pferd ma<strong>ch</strong>en, soll si<strong>ch</strong> am<br />

Wohlergehen des Pferdes orientieren.<br />

In diesem Sinne wollen wir den – ni<strong>ch</strong>t<br />

so tollen – Sommer bes<strong>ch</strong>liessen und<br />

uns auf einen goldenen Herbst freuen.<br />

Mit pferdefreundli<strong>ch</strong>en Grüssen<br />

Ihr<br />

Dr. Anton W. Blatter<br />

Präsident des Vereins<br />

Fors<strong>ch</strong>ung für das Pferd<br />

Eine lange bekannte Krankheit mit<br />

neuen Therapieansätzen<br />

Das Equine Melanom<br />

von Dr. med. vet. Jessica Müller<br />

dipl. ECEIM<br />

Melanome sind beim Pferd häufig<br />

auftretende Hauttumoren, die besonders<br />

bei älteren S<strong>ch</strong>immeln vorkommen<br />

können. Aber au<strong>ch</strong> Pferde<br />

mit anderer Fellfarbe können an<br />

Melanomen erkranken. Bei etwa<br />

14% aller Hauttumoren beim Pferd<br />

handelt es si<strong>ch</strong> um ein Melanom.<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> können Pferde jeden<br />

Alters, Ges<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ts und jeder Rasse<br />

Melanome bekommen. Mit dem<br />

Altern der Pferde steigt au<strong>ch</strong> das<br />

Risiko an Melanomen zu erkranken.<br />

80% der S<strong>ch</strong>immel, die das 15.<br />

Lebensjahr übers<strong>ch</strong>ritten haben,<br />

leiden unter Melanomen.<br />

Die Tumoren entwickeln si<strong>ch</strong> aus<br />

den Melanozyten, den Zellen, die<br />

das s<strong>ch</strong>warze Hautpigment Melanin<br />

produzieren. Daher haben<br />

sie meist eine <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>e<br />

s<strong>ch</strong>warze Farbe. Sie sitzen in oder<br />

unter der Haut und können von wenigen<br />

Millimetern Dur<strong>ch</strong>messer bis<br />

zu mehrere Zentimeter gross werden.<br />

Häufig zeigen die Pferde die<br />

ersten Melanome an der unbehaarten<br />

Haut unterhalb des S<strong>ch</strong>weifes<br />

und um den Anus herum, aber au<strong>ch</strong><br />

am Penis und Präputium (Vorhaut)<br />

sowie im Berei<strong>ch</strong> der Ohrspei<strong>ch</strong>eldrüse<br />

hinter der Ganas<strong>ch</strong>e oder in<br />

der Lippe kommen die Tumoren<br />

häufig vor. Au<strong>ch</strong> findet man sie am<br />

Auge oder sogar im Augeninneren.<br />

Anfangs findet man meist nur vereinzelte<br />

Melanome, aber betroffene<br />

Pferde können im Laufe der Zeit<br />

grosse Mengen an Tumoren entwickeln.<br />

Häufig handelt es si<strong>ch</strong> um<br />

primär multiple Tumoren, aber eine<br />

Metastasierung ist mögli<strong>ch</strong>.<br />

Die Tumoren sind ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>merzhaft<br />

und fühlen si<strong>ch</strong> derb an. Werden<br />

sie grösser, kann es in ihrem Innern<br />

dur<strong>ch</strong> mangelnde Versorgung<br />

mit Nährstoffen zum Absterben<br />

Bild 1: Melanome im Berei<strong>ch</strong> der Ohrspei<strong>ch</strong>eldrüse<br />

des Gewebes kommen, so dass das<br />

Melanom si<strong>ch</strong> im Innern verflüssigt<br />

und wei<strong>ch</strong> wird. Teilweise bre<strong>ch</strong>en<br />

die Melanome na<strong>ch</strong> aussen auf und<br />

es entleert si<strong>ch</strong> eine s<strong>ch</strong>wärzli<strong>ch</strong>e<br />

Flüssigkeit.<br />

Bei der Entstehung von Melanomen<br />

kommt es anstelle des geregelten<br />

Kreislaufs aus Zellwa<strong>ch</strong>stum, Untergang<br />

und Ersatz der gealterten<br />

Zellen zu ungehemmten Zellwa<strong>ch</strong>stum<br />

bis zur Bildung der mit blossem<br />

Auge erkennbaren Tumoren.<br />

Eine neue Untersu<strong>ch</strong>ung hat die<br />

genetis<strong>ch</strong>e Grundlage für das Entarten<br />

dieser Zellen entdeckt.<br />

Das Gen, wel<strong>ch</strong>es dafür verantwortli<strong>ch</strong><br />

ist, dass S<strong>ch</strong>immel im<br />

Laufe ihres Lebens die weisse Farbe<br />

bekommen, wurde bereits vor einigen<br />

Jahren auf dem Chromosom<br />

25 lokalisiert. Nun wurde au<strong>ch</strong> die<br />

Mutation dieses Gens identifiziert<br />

und festgestellt, wel<strong>ch</strong>e Gene in<br />

Melanomen überexprimiert werden.<br />

Daraus ers<strong>ch</strong>liesst si<strong>ch</strong> mögli<strong>ch</strong>erweise,<br />

warum S<strong>ch</strong>immel, die ja<br />

im Laufe der Zeit an Hautpigment<br />

verlieren, andererseits au<strong>ch</strong> dazu<br />

Inhalt<br />

Das Equine Melanom 1 – 2<br />

Monty in der Praxis 3 – 4<br />

Vortrag von Prof. Isenbügel 5– 6


Bild 2: Melanome unter der S<strong>ch</strong>weifrübe<br />

neigen, Tumoren mit übermässiger<br />

Melaninproduktion zu entwickeln.<br />

Meist wa<strong>ch</strong>sen die Melanome langsam<br />

über mehrere Jahre. Sie sind<br />

in der Lage, Metastasen an anderen<br />

Stellen der Haut, aber au<strong>ch</strong> in<br />

inneren Organen zu bilden. Häufig<br />

bleiben die Tumoren über lange<br />

Zeit auf wenige Lokalisationen bes<strong>ch</strong>ränkt<br />

und bereiten den Pferden<br />

keine Bes<strong>ch</strong>werden. Dur<strong>ch</strong> vermehrtes<br />

Wa<strong>ch</strong>stum können sie aber<br />

au<strong>ch</strong> ohne eine Metastasierung<br />

regional zu Bes<strong>ch</strong>werden führen.<br />

So können Melanome am After zu<br />

Kotabsatzstörungen, am Präputium<br />

zu Harnabsatzstörungen und im<br />

Berei<strong>ch</strong> der Ohrspei<strong>ch</strong>eldrüse sogar<br />

zu Atembes<strong>ch</strong>werden führen.<br />

Bilden si<strong>ch</strong> Metastasen in inneren<br />

Organen, sind häufig die örtli<strong>ch</strong>en<br />

Lymphknoten, Milz, Leber<br />

und Lunge betroffen. Metastasen<br />

können aber au<strong>ch</strong> im Wirbelkanal,<br />

Herzmuskel, Kno<strong>ch</strong>en, Nieren<br />

oder anderen Organen auftreten.<br />

Ob ein Melanom bereits in innere<br />

Organe metastasiert ist, kann man<br />

äusserli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erkennen. Häufig<br />

sind au<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>te Blutwerte im<br />

Normberei<strong>ch</strong> und ni<strong>ch</strong>t immer können<br />

die Metastasen im Ultras<strong>ch</strong>all<br />

oder dur<strong>ch</strong> die transrektale Untersu<strong>ch</strong>ung<br />

gefunden werden.<br />

Pferde mit anderer Fellfarbe als<br />

S<strong>ch</strong>immel haben häufiger bösartige<br />

Melanome, die frühzeitig metastasieren.<br />

Dur<strong>ch</strong> ihr Wa<strong>ch</strong>stum können<br />

sie lebenswi<strong>ch</strong>tige Organfunktionen<br />

soweit eins<strong>ch</strong>ränken, dass sie<br />

bis zum Tod des Pferdes führen<br />

können. Viele S<strong>ch</strong>immel bleiben<br />

allerdings bis ins hohe Alter unbeeinflusst<br />

von ihren Melanomen.<br />

Die Behandlung der Melanome ist<br />

s<strong>ch</strong>wierig. No<strong>ch</strong> immer gibt es keine<br />

wirkli<strong>ch</strong> zufrieden stellende Therapie.<br />

Wenn ein einzelnes, gut von der<br />

Umgebung abgegrenztes Melanom<br />

an einer gut zugängli<strong>ch</strong>en Stelle<br />

liegt, kann es <strong>ch</strong>irurgis<strong>ch</strong> entfernt<br />

werden. Häufig befinden si<strong>ch</strong> die<br />

Tumoren aber an für eine Operation<br />

ungeeigneten Lokalisationen oder<br />

es sind s<strong>ch</strong>on so viele Melanome<br />

vorhanden, dass eine Operation<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr mögli<strong>ch</strong> ist. Au<strong>ch</strong> birgt<br />

die <strong>ch</strong>irurgis<strong>ch</strong>e Entfernung eines<br />

Melanoms immer das potentielle<br />

Risiko, bei unvollständiger Entfernung<br />

des Tumors ein weiteres<br />

Tumorwa<strong>ch</strong>stum zu fördern.<br />

Es gibt vers<strong>ch</strong>iedene Chemotherapeutika,<br />

die zur Behandlung von<br />

Melanomen eingesetzt werden.<br />

Darunter fällt zum Beispiel das<br />

Cisplatin, eine Platinverbindung,<br />

die direkt in die Tumoren injiziert<br />

wird und dort die Zellen s<strong>ch</strong>ädigt.<br />

Leider sind die Therapieerfolge mit<br />

den vers<strong>ch</strong>iedenen zur Verfügung<br />

stehenden Mitteln alle ni<strong>ch</strong>t bei<br />

jedem Pferd und bei jedem Tumor<br />

erfolgrei<strong>ch</strong>, so dass neue Behandlungsstrategien<br />

erforderli<strong>ch</strong> sind.<br />

Bild 3: Melanom am Auge<br />

In gemeinsamen Studien der<br />

Stiftung Tierärztli<strong>ch</strong>e Ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />

Hannover und dem Departement<br />

für Pferde der Vetsuisse-Fakultät<br />

der Universität Züri<strong>ch</strong> wurde und<br />

wird die immunologis<strong>ch</strong>e Therapie<br />

dieser Tumoren untersu<strong>ch</strong>t.<br />

Dies ist ein Erfolg verspre<strong>ch</strong>ender<br />

neuer Therapieansatz, dessen<br />

Wirksamkeit bereits in Studien mit<br />

anderen Tierarten und au<strong>ch</strong> mit<br />

Pferden gezeigt werden konnte.<br />

Dur<strong>ch</strong> diese Behandlung wird es<br />

dem Immunsystem erlei<strong>ch</strong>tert, die Bild 4: Melanommetastasen in der Leber<br />

2<br />

veränderten Zellen zu erkennen,<br />

um eine Abwehrreaktion gegen<br />

den Tumor zu stimulieren. In ersten<br />

Versu<strong>ch</strong>en wurden S<strong>ch</strong>immeln<br />

mit Melanomen die genetis<strong>ch</strong>e<br />

Information für Proteine, die das<br />

Immunsystem aktivieren (Zytokine),<br />

direkt in den Tumor injiziert. Die<br />

auf diese Art behandelten Tumoren<br />

zeigten eine positive Tendenz zum<br />

langsameren Tumorwa<strong>ch</strong>stum als<br />

Kontrollpferde. Na<strong>ch</strong> pharmakokinetis<strong>ch</strong>en<br />

Untersu<strong>ch</strong>ungen soll<br />

nun eine Weiterentwicklung dieser<br />

Therapie mit der DNA kodierend<br />

für melanomspezifis<strong>ch</strong>e Proteine<br />

eine weitere Verbesserung in der<br />

Erkennbarkeit der Melanome dur<strong>ch</strong><br />

das eigene Immunsystem ermögli<strong>ch</strong>en.<br />

Im Rahmen der Studie werden<br />

im Herbst 2008 die ersten Pferde<br />

mit diesem neuen Medikament<br />

behandelt. Die Probandenpferde<br />

werden über ein Jahr von Beginn<br />

der Therapie an beoba<strong>ch</strong>tet und die<br />

Reaktion des Immunsystems auf<br />

die Therapie sowie die Veränderung<br />

der Melanome werden über diesen<br />

Zeitraum erfasst.


3<br />

Die Anwendung von Monty’s Konzepten<br />

Die erfolgrei<strong>ch</strong>e Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te von Qudi,<br />

einem Freiberger mit Lebensproblemen<br />

Von Prof. Dr. med. vet. Brigitte von<br />

Re<strong>ch</strong>enberg<br />

Qudi ist ein 7-jähriger Freiberger,<br />

dessen Lebensges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te ni<strong>ch</strong>t<br />

immer geradlinig verlief – im Gegenteil,<br />

fast hätte sie wegen Unreitbarkeit<br />

ein abruptes Ende in der<br />

Pferdemetzgerei gefunden. Do<strong>ch</strong> er<br />

hatte Glück, kurz vor der Katastrophe<br />

erlöste ihn B. aus seiner Misere<br />

und bra<strong>ch</strong>te ihn als erstes in seinem<br />

neuen Leben auf den Staffelegghof,<br />

wo Pferde no<strong>ch</strong> ein «Pferdeleben»<br />

führen dürfen und auf grossen Weiden<br />

zusammen in kleinen und gut<br />

zusammengestellten Herden auf<br />

natürli<strong>ch</strong>e Weise ihr Dasein verbringen<br />

dürfen.<br />

Qudi kam im Winter und seine neue<br />

Besitzerin, B., fing zuerst einmal<br />

an mit Boden- und langsamer<br />

Aufbauarbeit sein Vertrauen zu<br />

gewinnen. Qudi fand das zwar interessant,<br />

do<strong>ch</strong> die neue Halle, alles<br />

Ungewohnte und vor allem seine<br />

Vergangenheit, zusammen mit<br />

seinem «Halbstarken»-Gebahren,<br />

wo au<strong>ch</strong> Grenzen getestet werden<br />

sollten, gestalteten das Unternehmen<br />

etwas s<strong>ch</strong>wierig. Au<strong>ch</strong> kamen<br />

Zweifel auf aufgrund seiner reiterli-<br />

<strong>ch</strong>en Dressur-Vergangenheit, ob er<br />

si<strong>ch</strong> je wieder als Reitpferd eignen<br />

würde. Ein Unfall beim Einspannen<br />

vor dem Wagen hatte ihn zusätzli<strong>ch</strong><br />

in Panik versetzt und seit 1 1/2<br />

Jahren traute si<strong>ch</strong> niemand mehr<br />

ihn wirkli<strong>ch</strong> zu reiten.<br />

Als Qudi mit seiner lustigen Strubelmähne<br />

am Anfang seines<br />

Aufenthaltes aus seiner Boxe<br />

s<strong>ch</strong>aute, «outete» er si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell als<br />

sehr sensibles, inzwis<strong>ch</strong>en etwas<br />

aufmüpfig gewordenen Pferd ohne<br />

wirkli<strong>ch</strong>es Vertrauen zu Mens<strong>ch</strong>en<br />

oder seiner Umgebung. Bei der<br />

Bodenarbeit lernte er zwar s<strong>ch</strong>nell<br />

dur<strong>ch</strong> Konditionierung, jedo<strong>ch</strong><br />

fehlte das Grundlegende, nämli<strong>ch</strong><br />

das Vertrauen in die Partners<strong>ch</strong>aft.<br />

Als er si<strong>ch</strong> einmal weigerte in die<br />

Was<strong>ch</strong>box hineinzugehen, konnte<br />

sein Problem dur<strong>ch</strong> einen We<strong>ch</strong>sel<br />

zum Dually-Halfter® inklusive der<br />

entspre<strong>ch</strong>enden Anwendung ganz<br />

einfa<strong>ch</strong> gelöst werden. Innerhalb<br />

von 3-5 Minuten liess er si<strong>ch</strong> ganz<br />

ruhig in die Was<strong>ch</strong>boxe führen und<br />

ohne weitere Umstände absatteln,<br />

blieb sogar dana<strong>ch</strong> ruhig stehen,<br />

was für ihn als Zappelphilipp s<strong>ch</strong>on<br />

re<strong>ch</strong>t bemerkenswert war. Wie<br />

immer, wenn Monty’s Konzepte zur<br />

Anwendung kommen, wurde au<strong>ch</strong><br />

Qudi aufmerksam und sofort etwas<br />

bezogener. Dana<strong>ch</strong> fing die gemeinsame<br />

Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te na<strong>ch</strong> den Konzepten<br />

von Monty Roberts an.<br />

Bereits na<strong>ch</strong> dem ersten Join-Up®<br />

änderte si<strong>ch</strong> sein Gesi<strong>ch</strong>tsausdruck<br />

– aus dem fre<strong>ch</strong> aus der Wäs<strong>ch</strong>e<br />

s<strong>ch</strong>auenden Halbstarken war ein<br />

s<strong>ch</strong>on re<strong>ch</strong>t zufrieden aussehendes<br />

und viel ruhigeres Pferd geworden.<br />

Beim Follow-up am zweiten Tag,<br />

verliefen die ersten 2 Minuten erwartungsgemäss<br />

beim erstmaligen<br />

Gebrau<strong>ch</strong> der Doppellongen etwas<br />

stürmis<strong>ch</strong>, spätestens na<strong>ch</strong>dem die<br />

Longe über den Rücken ges<strong>ch</strong>wungen<br />

und in der Kniefalte zu liegen<br />

kam. Na<strong>ch</strong> einem an Wasserskifahren<br />

erinnernden Anfang als Trainerin<br />

(mit S<strong>ch</strong>leifspuren im Hallensand)<br />

pendelte si<strong>ch</strong> Qudi jedo<strong>ch</strong><br />

blitzs<strong>ch</strong>nell in seine neue Situation<br />

ein und kurz dana<strong>ch</strong> fing ihm die<br />

Longenarbeit an Spass zu ma<strong>ch</strong>en.<br />

Aufmerksam a<strong>ch</strong>tete er auf Signale,<br />

su<strong>ch</strong>te den Blickkontakt und fragte<br />

in unklaren Momenten in seiner<br />

Pferdespra<strong>ch</strong>e, Equus, zurück, ob er<br />

ri<strong>ch</strong>tig verstanden hatte und/oder<br />

was er tun sollte, vor allem wenn<br />

die Signale ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>nell genug gesendet<br />

wurden. S<strong>ch</strong>on na<strong>ch</strong> kurzer<br />

Zeit konnte seine neue Besitzerin<br />

B. übernehmen und zusammen<br />

lernten sie s<strong>ch</strong>nell si<strong>ch</strong> gegenseitig<br />

zu verstehen und völlig entspannt


Mens<strong>ch</strong>en und Pferdefreunds<strong>ch</strong>aften, Qudi ganz re<strong>ch</strong>ts, Touareg<br />

in der Mitte und Duds<strong>ch</strong>ali links am Rand.<br />

ihr neues Leben zu gestalten. Au<strong>ch</strong><br />

wie immer, wenn Monty’s Konzepte<br />

ri<strong>ch</strong>tig angewendet werden,<br />

änderte si<strong>ch</strong> die Atmosphäre – Qudi<br />

konnte gelobt werden, seine intrinsis<strong>ch</strong>e<br />

Motivation die abgefragten<br />

Aufgaben ri<strong>ch</strong>tig zu interpretieren<br />

und zu erfüllen wu<strong>ch</strong>s vor unseren<br />

Augen. Qudi blühte auf, wie eine<br />

verdurstende Pflanze, die endli<strong>ch</strong><br />

wieder Wasser bekommt. Er liess<br />

bereits das erste Mal seine grosse<br />

Begabung für natürli<strong>ch</strong>e Balance,<br />

Takt in der Bewegung, Sensibilität<br />

und ehrli<strong>ch</strong>en Charakter erahnen.<br />

Au<strong>ch</strong>, wie immer na<strong>ch</strong> der Anwendung<br />

von Monty’s Konzepten, blieb<br />

Qudi am S<strong>ch</strong>luss der Trainingseinheit<br />

na<strong>ch</strong> Abhalftern bei seiner<br />

neuen Besitzerin an der S<strong>ch</strong>ulter<br />

stehen; freiwillig, zufrieden und<br />

glückli<strong>ch</strong> ein Mitglied der neuen,<br />

kleinen Herde zu sein.<br />

Die nä<strong>ch</strong>sten Wo<strong>ch</strong>en sind bald<br />

erzählt und verliefen genauso<br />

erfolgrei<strong>ch</strong>; Qudi erfüllte bald seine<br />

Aufgaben an der Doppellonge, entdeckte<br />

seine Liebe zu Musik, indem<br />

er ganz rhythmis<strong>ch</strong> deren Takt<br />

übernahm und das magis<strong>ch</strong>e Band<br />

zwis<strong>ch</strong>en seiner Besitzerin und ihm<br />

tägli<strong>ch</strong> vertiefen konnte. Bereits<br />

na<strong>ch</strong> 3 Wo<strong>ch</strong>en erfolgte die erste<br />

Reiteinheit, wo Qudi seine Talente<br />

bestätigte und sehr s<strong>ch</strong>nell seinen<br />

etwas übers<strong>ch</strong>iessenden Vorwärtsdrang<br />

und Angst vor Repressalien<br />

Qudi und seine stolze Besitzerin.<br />

bei Fehlern überwinden und mit<br />

ruhiger (Los-)Gelassenheit ersetzen<br />

konnte. Er kapierte s<strong>ch</strong>nell, wenn<br />

gelobt wurde, und gefiel si<strong>ch</strong> jedes<br />

Mal mehr in der Rolle des kleinen<br />

Stars. S<strong>ch</strong>on bald freute er si<strong>ch</strong> über<br />

ein zweites Pferd in der Halle und<br />

zusammen wurde das Einhalten<br />

von Ri<strong>ch</strong>tung und Ges<strong>ch</strong>windigkeit<br />

locker gemeistert. Der erste Galopp<br />

unter der Reiterin kam ohne<br />

S<strong>ch</strong>wierigkeiten, ohne Bocksprung,<br />

völlig entspannt und wei<strong>ch</strong> wie ein<br />

Sofa für die Besitzerin. Der erste<br />

Ausritt auf die Gieselflue erfolgte<br />

spontan und ohne lange Vorbereitung,<br />

und zusammen mit seinen<br />

beiden Arabis<strong>ch</strong>en Freunden, Touareg<br />

und Duds<strong>ch</strong>ali wurde sogar<br />

ein spontan fallender Baum eine<br />

Horde von Mountain Bikern und der<br />

Drang des Na<strong>ch</strong>hause-Rennens mit<br />

Erstaunen, aber ohne Panik bewältigt.<br />

Drei Ausritte später galoppierte<br />

Qudi eine lange Strecke hinter Touareg<br />

und vor Duds<strong>ch</strong>ali am locker<br />

und fein geführten Zügel, über den<br />

Rücken in perfekter Haltung, in<br />

regelmässigen und gelösten Sprüngen,<br />

mit Lebensfreude und do<strong>ch</strong><br />

Rücksi<strong>ch</strong>t auf B., als ob es in seinem<br />

Leben nie ein Problem gegeben<br />

hätte. B. reflektierte am lockeren<br />

Zügel im S<strong>ch</strong>ritt ganz entspannt<br />

na<strong>ch</strong> Hause reitend, dass die letzten<br />

Wo<strong>ch</strong>en ihr ni<strong>ch</strong>t nur ein Pferd,<br />

sondern eine neue Dimension des<br />

Lebens eröffnet hätten.<br />

4<br />

Inzwis<strong>ch</strong>en fand Qudi heraus,<br />

dass er ein Herz für Kinder hat<br />

und gestern stiess no<strong>ch</strong> das erste<br />

Mal sein Hundefreund, Lex, zu der<br />

kleinen Ausreit-Truppe. Bald steht<br />

sein erster Ausritt allein vor der Tür;<br />

mit Monty’s Konzepten, die letzte<br />

Kleinigkeit, die es für Qudi zu bewältigen<br />

gibt. Dann sind sie flügge<br />

die drei: Qudi, Lex und B. Von der<br />

gemeinsamen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te flüstert<br />

no<strong>ch</strong> die entstandene Freunds<strong>ch</strong>aft,<br />

die s<strong>ch</strong>önen Ausritte und Qudi’s<br />

leises S<strong>ch</strong>nauben zur Begrüssung,<br />

wenn i<strong>ch</strong> an ihm vorbei entlang der<br />

Stallgasse zu Touareg und Duds<strong>ch</strong>ali<br />

gehe.<br />

Impressum Ausgabe<br />

Nr. 24, 03/2008<br />

<strong>Newsletter</strong> für die Vereinsmitglieder,<br />

herausgegeben vom Verein Fors<strong>ch</strong>ung<br />

für das Pferd in Zusammenarbeit mit<br />

der Stiftung Fors<strong>ch</strong>ung für das Pferd.<br />

© 2003–08, alle Re<strong>ch</strong>te vorbehalten.<br />

Verantwortli<strong>ch</strong> für den Inhalt:<br />

M. Tödtli, J. Auer, A. Nido<br />

Satz, Produktion: FocusedPublishing<br />

Korrespondenzadresse:<br />

Verein Fors<strong>ch</strong>ung für das Pferd<br />

Frau Gabriele S<strong>ch</strong>mid<br />

Pferdeklink der Vetsuisse-Fakulät<br />

Universität Züri<strong>ch</strong><br />

Winterthurerstrasse 260<br />

8057 Züri<strong>ch</strong>


Vortrag von Prof. emerit. Dr. Ewald Isenbügel<br />

In den Sätteln dieser Welt zu Hause<br />

von Angelika Nido, Vizepräsidentin des Vereins<br />

Der Höhepunkt der letzten Mitgliederversammlung<br />

war ein Vortrag<br />

von Prof. emerit. Dr. Ewald Isenbügel.<br />

Der ehemalige Zootierarzt,<br />

Gangpferdepionier und Weltreisende<br />

in Sa<strong>ch</strong>en Equiden wusste<br />

packend von seinen Abenteuern<br />

und Erlebnissen rund um das Pferd<br />

und sein Lebenswerk zu erzählen.<br />

Als «begnadeten Redner» stellte<br />

Stiftungsrats-Präsident Dr. Jörg<br />

Auer den Referenten Prof. emerit.<br />

Dr. Ewald Isenbügel im Ans<strong>ch</strong>luss<br />

an die Mitgliederversammlung vor<br />

und zählte ein paar wi<strong>ch</strong>tige Stationen<br />

im Leben von Ewald Isenbügel<br />

auf: Geboren 1936 im deuts<strong>ch</strong>en Essen,<br />

von 1956 bis 1962 Studium der<br />

Veterinärmedizin, zuerst in Hannover,<br />

dann in Züri<strong>ch</strong>, wo si<strong>ch</strong> die Lebenswege<br />

von Auer und Isenbügel<br />

trafen. 1969 gründete I-senbügel<br />

das Departement Zoo-, Heim- und<br />

Wildtiere an der Universität Züri<strong>ch</strong>,<br />

das er während Jahrzehnten und<br />

ab 1989 in Professur leitete. Ab 1972<br />

wurde er zum leitenden Zootierarzt<br />

im Zoo Züri<strong>ch</strong> – eine Zeit aus der<br />

Ewald Isenbügel au<strong>ch</strong> immer eine<br />

Menge Anekdoten zu erzählen hat.<br />

In seinem Vortrag «In den Sätteln<br />

der Welt – Pferde und Reiter auf<br />

vier Kontinenten» nahm er die<br />

Mitglieder des Vereins Fors<strong>ch</strong>ung<br />

für das Pferd jedo<strong>ch</strong> mit auf eine<br />

ganz persönli<strong>ch</strong>e Reise rund um<br />

die Welt, die geprägt war von<br />

ganz besonderen Pferden, Pferderassen<br />

und «Pferdemens<strong>ch</strong>en».<br />

Ewald Isenbügel erzählt von seiner<br />

Jugend, die er wegen den Wirren<br />

des Zweiten Weltkrieges vorwiegend<br />

im S<strong>ch</strong>utzkeller verbra<strong>ch</strong>te.<br />

«Dort laus<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> den Erzählungen<br />

meines Vaters, der von der grossen<br />

weiten Welt beri<strong>ch</strong>tete.» Sein erstes<br />

grosses Interesse – das ihn au<strong>ch</strong><br />

sein Leben lang begleiten sollte<br />

– galt dem Beoba<strong>ch</strong>ten von Vögeln,<br />

darauf folgten aber s<strong>ch</strong>on bald die<br />

Pferde. Im Alter von neun Jahren<br />

beginnt Ewald Isenbügel mit dem<br />

Reiten. Es folgt eine klassis<strong>ch</strong>e<br />

Dressurausbildung, zum Teil bei so<br />

renommierten Ausbildern wie Major<br />

Paul Stecken, dem ehemaligen<br />

Leiter der westfälis<strong>ch</strong>en Reit- und<br />

Fahrs<strong>ch</strong>ule, oder Ausbilderlegende<br />

Otto Lörke. Ewald Isenbügels legte<br />

das Reitlehrerexamen ab und stieg<br />

zum Dressurmeister auf. Do<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>on als S<strong>ch</strong>üler stellte Isenbügel<br />

unbequeme Fragen zur Reiterei,<br />

hinterfragte immer wieder das traditionelle<br />

System. Die Wende kam<br />

Mitte der Fünfziger Jahre, als Ewald<br />

Isenbügel für den berühmten Film<br />

«Die Mädels vom Immenhof» einen<br />

Isländer trainierte. «Damals konzentrierte<br />

man si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> darauf,<br />

diesen Tieren die Gänge abzutrainieren»,<br />

erinnert si<strong>ch</strong> Isenbügel.<br />

Do<strong>ch</strong> er war fasziniert von diesem<br />

Typ Pferd. «In der Folge wandte i<strong>ch</strong><br />

mi<strong>ch</strong> immer mehr von der Dressurreiterei<br />

ab und den Robust- und<br />

Gangpferde zu.» Die Folgen sind<br />

bekannt: Als Gründungspräsident<br />

trug Isenbügel wesentli<strong>ch</strong> zum<br />

Entstehen der Weltföderation der<br />

Islandpferde FEIF bei, deren Vorsteher<br />

er ans<strong>ch</strong>liessend während 16<br />

Jahren lang war. Er s<strong>ch</strong>rieb seine<br />

Dissertation über das Islandpferd<br />

und entwickelte si<strong>ch</strong> zu dem Gangpferdepionier<br />

in unseren Breitengraden,<br />

als der er bis heute gilt.<br />

Es folgten unzählige Reisen na<strong>ch</strong><br />

Island, über 50 sind es bis heute.<br />

«Die Insel ist zu einer zweiten<br />

Heimat geworden für mi<strong>ch</strong>. Das<br />

Land aus Feuer und Eis hat mi<strong>ch</strong> nie<br />

mehr losgelassen.» An seine To<strong>ch</strong>ter<br />

Barla Catrina, die in Greifensee<br />

den Reit- und Pensionsstall für<br />

Islandpferde Svissholar führt, hat<br />

er die Liebe zu den sympathis<strong>ch</strong>en<br />

Robustpferden weitergegeben.<br />

5<br />

Do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur die Isländer, au<strong>ch</strong><br />

andere Rassen haben Isenbügel<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr losgelassen. Anfang der<br />

60er Jahre unternahm er eine erste<br />

Expeditions-Reise ins Basutoland<br />

– der heutigen selbständigen Monar<strong>ch</strong>ie<br />

Lesotho, eine Enklave in Südafrika.<br />

Dort lebt das Basutopferd,<br />

eine rund 150 cm grosse Robustrasse,<br />

die dur<strong>ch</strong> extreme Bedingungen<br />

von Klima, Gebirge und Zu<strong>ch</strong>t dur<strong>ch</strong><br />

einen Bantustamm geprägt wurde.<br />

Besonders <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong> ist<br />

deren Gangme<strong>ch</strong>anik des Tölts, die<br />

Isenbügel im Besonderen faszinierte.<br />

«Na<strong>ch</strong> dem Zollstock Ponys, aber<br />

na<strong>ch</strong> Kraft und Herz den Tü<strong>ch</strong>tigsten<br />

ebenbürtig», s<strong>ch</strong>rieb Ursula<br />

Bruns, die Freizeitreitpionierin und<br />

bei vielen Expeditionen Isenbügels<br />

Weggefährtin auf besagter Expedition<br />

in ihr Notizbu<strong>ch</strong>. Die Beiden<br />

gruben si<strong>ch</strong> tief in alte Dokumente<br />

und die Erinnerung Einheimis<strong>ch</strong>er<br />

und rekonstruierten die kurze, aber<br />

spannende Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te einer einmaligen<br />

Pferderasse.<br />

Während die Zuhörer fasziniert seinen<br />

mit Dias untermalten Ausführungen<br />

laus<strong>ch</strong>ten, setzte Isenbügel<br />

zu den nä<strong>ch</strong>sten Sprüngen auf dem<br />

Globus an: Na<strong>ch</strong> Marokko, zu den<br />

Arabern und Berbern und ihren


6<br />

Araberhengst des Sultans von Marrake<strong>ch</strong> (1969) Przewalskipferde für die Mongolei (1992)<br />

edlen Pferden, und dann weiter in<br />

die USA, wohin er si<strong>ch</strong> 1971 zusammen<br />

mit Ursula Bruns und Jean-<br />

Claude Dysli begab, um Material<br />

für ein Bu<strong>ch</strong> zu re<strong>ch</strong>er<strong>ch</strong>ieren. Dort<br />

trafen die Drei auf eine Dame<br />

names Linda Tellington-Jones. Und<br />

bezei<strong>ch</strong>nenderweise war es dieses<br />

Quartett, das si<strong>ch</strong> damals für ein<br />

Pferdetrekking zusammenfand, das<br />

in den kommenden Jahrzehnten<br />

die Freizeitreiterszene in Europa<br />

ents<strong>ch</strong>eidend prägte und entwickelte.<br />

Für Isenbügel und Tellington-<br />

Jones war es ausserdem der Beginn<br />

einer lebenslangen Freunds<strong>ch</strong>aft,<br />

die bis heute anhält. Die tiefe Liebe<br />

zum Pferd verbindet die Beiden, die<br />

es si<strong>ch</strong> zur Lebensaufgabe gema<strong>ch</strong>t<br />

haben, ihre Wissen und ihre<br />

Erfahrung zum Wohle des Pferdes<br />

weiterzugeben. Ewald Isenbügel tat<br />

dies ni<strong>ch</strong>t nur dur<strong>ch</strong> seine Lehrtätigkeit<br />

an der Universität, sondern<br />

au<strong>ch</strong> als Autor von Fa<strong>ch</strong>bü<strong>ch</strong>ern,<br />

zahllosen Fa<strong>ch</strong>artikeln, Zeitungsbeiträgen<br />

und unermüdli<strong>ch</strong>er Referent<br />

und Öffentli<strong>ch</strong>keitsarbeiter im<br />

Berei<strong>ch</strong> Pferde und Pferd-Mens<strong>ch</strong>-<br />

Beziehungen. Seinen Reise-Vortrag<br />

für die Mitglieder des Vereins<br />

Fors<strong>ch</strong>ung für das Pferd s<strong>ch</strong>loss<br />

Isenbügel deshalb na<strong>ch</strong> weiteren<br />

Stationen wie Namibia oder der<br />

Mongolei au<strong>ch</strong> mit einem leidens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en<br />

Plädoyer für das Pferd:<br />

«Wir wissen heute über Pferde<br />

soviel, wie nie zuvor, sein Verhalten,<br />

seine Ansprü<strong>ch</strong>e an Bewegung,<br />

Sozialkontakt, Ernährung, seine<br />

Ausbildung und Belastbarkeit in<br />

Sport und Freizeit. (…) Trotzdem<br />

haben wir den intuitiven Zugang<br />

vor lauter Wissen verloren, wir<br />

sind Kopf-Reiter geworden, wie der<br />

Isländer sagt und unsere Beziehungen<br />

zu Pferden sind kompliziert. Wir<br />

leben ni<strong>ch</strong>t mehr in vertrauensvoller,<br />

beoba<strong>ch</strong>tender tägli<strong>ch</strong>er Nähe,<br />

sondern unsere Begegnungen mit<br />

Pferden sind terminiert und von Erwartungen<br />

geprägt. (…) Überfordert<br />

su<strong>ch</strong>en wir Hilfe an allen Orten:<br />

Korrekturbes<strong>ch</strong>läge, Spezialfütterung,<br />

Ausrüstungsgegenstände,<br />

alternative und komplementäre<br />

Heilmethoden, wir tanzen und<br />

flüstern mit unseren Pferden und<br />

finden für jede Frage ein Antwort in<br />

Bu<strong>ch</strong>, Video, bei Ausrüstern und in<br />

Lehrgängen. (…) In unserer Beziehung<br />

zum Pferd liegt heute eine gewisse<br />

S<strong>ch</strong>izophrenie. Auf der einen<br />

Seite opfern wir die Pferde häufig<br />

dem sportli<strong>ch</strong>en Ehrgeiz, dem Geld<br />

und Prestige. Auf der anderen Seite<br />

überfordern wir sie mit kompensatoris<strong>ch</strong>en<br />

Ansprü<strong>ch</strong>en an unsere<br />

Gefühlsdefizite und verzü<strong>ch</strong>ten sie<br />

in Qualzu<strong>ch</strong>ten zu Minizwergen als<br />

Spieltiere. Zwis<strong>ch</strong>en all den Extremen<br />

gibt es aber glückli<strong>ch</strong>erweise<br />

viele Mens<strong>ch</strong>en, die im Umgang mit<br />

dem Pferd unglaubli<strong>ch</strong> berei<strong>ch</strong>ert<br />

und beglückt einen Zipfel der grossen<br />

Freiheit in der Hand halten, die<br />

das Wesen des Pferdes ausma<strong>ch</strong>t.<br />

Wir wären es dem Pferd als so langjährigen<br />

Gefährten des Mens<strong>ch</strong>en<br />

s<strong>ch</strong>uldig, die Haltungsansprü<strong>ch</strong>e<br />

na<strong>ch</strong> unserem heutigen Wissen der<br />

Verhaltenskunde, Veterinärmedizin<br />

und Fütterungslehre optimal<br />

zu erfüllen, es seinem psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>en<br />

und physis<strong>ch</strong>em Vermögen na<strong>ch</strong><br />

massvoll zu nutzen und eine gegenseitige<br />

Beziehung auf Vertrauen<br />

aufzubauen.»

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