1. Mose 37 Thema: Gott hat Hoffnung für unsere Familien Liebe Freun
1. Mose 37 Thema: Gott hat Hoffnung für unsere Familien Liebe Freun
1. Mose 37 Thema: Gott hat Hoffnung für unsere Familien Liebe Freun
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Pforzheimer Stadtmission<br />
Predigt am 7. November<br />
Predigtext: <strong>1.</strong> <strong>Mose</strong> <strong>37</strong><br />
<strong>Thema</strong>: <strong>Gott</strong> <strong>hat</strong> <strong>Hoffnung</strong> <strong>für</strong> <strong>unsere</strong> <strong>Familien</strong><br />
<strong>Liebe</strong> <strong>Freun</strong>de, liebe Gemeinde,<br />
einige von uns haben bereits einmal das Kartenspiel Tellerwäscher gespielt. In<br />
Manchen <strong>Familien</strong> und bei manchen Jugendlichen ist das ein beliebtes Spiel. Beim<br />
Tellerwäscherspiel gibt immer einer, der Boss ist. Er bekommt die besten Karten, er<br />
darf das Spiel beginnen, er muss keine Karten mischen und austeilen. Neben dem<br />
Boss gibt es eine ganze Reihe derer, die ihm untergeben sind, den Geschäftsführer,<br />
der Manager, der Meister, der Geselle, der Azubi und ganz am Schluss kommt der<br />
Tellerwäscher. Das ist der A.....“ im Spiel. Er muss die Karten mischen, er muss<br />
abräumen, er muss verteilen. Er bekommt die schlechtesten Karten und dazu noch<br />
drei Karten mehr als alle anderen, wo es doch in diesem Spiel das Ziel ist, seine<br />
Karten so schnell wie möglich los zu werden.<br />
Wir haben schon herrliche Tellerwäscherabende erlebt. Abende, an denen einer fast<br />
den ganzen Abend als Tellerwäscher spielen musste, aber auch schon Abende, in<br />
denen der Boss zum Tellerwäscher wurde und der Tellerwäscher zum Boss.<br />
Bei diesem Spiel <strong>hat</strong> man tatsächlich manchmal das Gefühl: So ist das Leben. Es ist<br />
von zeit zu Zeit gemein, bevorzugt die eh Priviligierten und benachteiligt, die, die in<br />
der gesellschaftlichen Hierarchie unten sitzen. So ist aber auch das Leben, das es<br />
Bilderbuchkarrieren ermöglicht oder aber auch Menschen tief abstürzen. Manchmal<br />
ist das Leben ja tatsächlich eine Achterbahn. Eine Achterbahn, so wie sie uns in der<br />
Bibel auch beschrieben wird.<br />
Ja, auch die Bibel kennt Lebens- und <strong>Familien</strong>geschichten, die einer Achterbahn<br />
gleichen. Ich meine die Geschichte der Familie Jakobs und vor allem das Leben<br />
seines Sohnes Josef. <strong>Freun</strong>de, ich bin sehr froh, dass es solche Geschichten in der<br />
Bibel gibt. Denn sie sind so ehrlich und sie zeigen uns so ungeschminkt, wie das<br />
Leben manchmal tatsächlich ist und sie zeigen uns, wie <strong>Gott</strong> in all dem seine Spur<br />
und seine Geschichte im Leben von Menschen schreibt. An drei Sonntagen<br />
betrachten wir miteinander die Josefsgeschichte – eine Geschichte, wie sie<br />
spannender nicht sein kann.<br />
Lesen <strong>1.</strong> <strong>Mose</strong> <strong>37</strong>, 1-8<br />
Die Josefsgeschichte beginnt in der Bibel in <strong>1.</strong> <strong>Mose</strong> <strong>37</strong> und beginnt damit, dass ich<br />
Jakob, der Vater von 12 Söhnen nach langen Jahren der Wanderschaft in der<br />
Gegend von Hebron häuslich niedergelassen <strong>hat</strong>te. Jakob blieb nun im Land<br />
Kanaan wohnen. Da wo seine Väter nur die flüchtige Wanderstätte gefunden <strong>hat</strong>ten,<br />
hoffte Jakob nun nach so vielen Wanderjahren sich ruhig niederlassen zu können.<br />
Jakob hoffte auf einen ruhigen und problemlosen Lebensabend. In der Zwischenzeit<br />
war er ja Rentner und die harte Hirtenarbeit erledigten seine Söhne.<br />
Wie viele meinen auch unter uns, dass mit dem Eintritt ins Rentenalter die ruhige Zeit<br />
des Lebens erfolgt und sind überrascht, wie viel sie doch noch in dieser Zeit erleben.<br />
Auch an Unwegsamkeiten und Schwierigkeiten. Ich glaube wir tun gut daran uns<br />
immer darauf einzustellen, dass das Leben Herausforderungen <strong>für</strong> uns mit sich bringt
Die Söhne <strong>hat</strong>ten die Hirtenarbeit übernommen – nein ganz stimmte das nicht, denn<br />
da gab es noch den Josef, der damals als 17-jähriger allenfalls Hütejunge war und<br />
noch nicht die Verantwortung <strong>für</strong> eine eigenen Herde <strong>hat</strong>te. Ja und dann war da noch<br />
der Benjamin, aber der war zu diesem Zeitpunkt noch ein Kleinkind und <strong>hat</strong>te<br />
deshalb aus Jakobs Sicht noch nicht viel Bedeutung. Mit Kleinkindern gaben sich die<br />
Väter damals nicht ab.<br />
Josefs Mutter war bereits gestorben und so übernahm Bilha, ihre Leibmagd<br />
Mutterstelle <strong>für</strong> Josef und Benjamin. Josef wird also mit den Bilha-Söhnen Dan und<br />
Naftali aufgewachsen sein.<br />
Josef war wohl ein etwas verwöhntes Muttersöhnchen und er war ein Petzer. Immer<br />
wenn seine um einiges älteren Brüder sich etwas erlaubten wusste es der Vater<br />
sogleich – und zwar durch Josef. Ja, es war sogar so, dass Josef seine Brüder bei<br />
seinem Vater schlecht machte. Er brachte böse Gerüchte über sie auf, heißt es<br />
wörtlich. Das war die Schuld Josefs in Jakobs Familie.<br />
Für Jakob war Josef dagegen der Sohn seiner verstorbenen großen <strong>Liebe</strong> Rahel und<br />
da Benjamin noch ein Kleinkind war konzentrierte sich die <strong>Liebe</strong> des Vaters auf<br />
Josef. Zwischen Jakob und Josef bestand ein besonderes Verhältnis. Der biblische<br />
Erzähler begründet diesen Sachverhalt damit, dass Josef der Sohn seines Alters<br />
war. Jakob war auf dem absteigenden Ast, seine Kräfte ließen nach. Josef war ein<br />
Jugendlicher, der am Aufsteigen war. Klar, dass Jakob Josef liebte. Sein Fehler<br />
bestand aber darin, dass er diese seine Vorliebe <strong>für</strong> Josef öffentlich machte.<br />
Er schenkte ihm einen bunten Rock. Mit dem Rock stellte Jakob Josef über seine<br />
Brüder. Wann immer die Brüder Josef sahen, wussten sie, woran sie waren.<br />
Ein langer Ärmelrock, das war nicht das Gewand eines Hirten. Die gewöhnlichen<br />
Leute trugen ein kurzes Hemd, ohne Ärmel. Der Ärmelrock war das Gewand derer,<br />
die nicht körperlich zu arbeiten brauchten. Der Ärmelrock war ein auszeichnendes<br />
Kleidungsstück.<br />
Mit dem Geschenk des Ärmelrocks bestimmte Jakob <strong>für</strong> die Zeit nach seinem Tod<br />
Josef zum Haupt der Sippe. Jakob sah in Josef den erstgeborenen Sohn Rahels,<br />
den künftigen Herrscher. Eine Bevorzugung mit verheerenden Folgen. Das war die<br />
Schuld Jakobs in seiner Familie.<br />
Josef wurde von seine Brüdern gehasst. Hass meint zunächst soviel wie bewusste<br />
Abkehr und Absage. Nicht mehr lieben, nicht mehr mögen, nicht mehr ausstehen<br />
können. Wörtlich heißt es: Sie warfen einen Hass auf ihn (Bild von Bogen und<br />
abschickendem Pfeil). Alles in den Brüdern ist gegen Josef eingestellt. Hass ist wie<br />
ein Pfeil. Wenn er losschnellt wird er zur verheerenden oder gar todbringenden Tat..<br />
Ein solcher Bruderhass wird später im heiligkeitsgesetzt verboten<br />
Die erste Äußerung ihres Bruderhasses bestand darin, dass sie ihren Bruder nicht<br />
mehr freundlich grüßen konnten. Sie konnten nicht mehr friedlich miteinander reden.<br />
Im Grüßen wird der Friede, der Schalom der Gemeinschaft aufrecht erhalten. Im<br />
Grüßen sagt man: Friede sei mit dir oder Ist dir wohlbefinden? Das Verweigern des<br />
Friedensrußes ist eines der deutlichsten Zeichen einer abgebrochenen<br />
Gemeinschaft. Die Brüder konnten Josef keinen Frieden mehr wünschen. Das war<br />
die Schuld der Brüder. Der Friede im Hause Jakobs war zerbrochen. Und schuld<br />
daran waren alle Glieder der Familie Jakobs. Josefs Schuld ist böse Nachrede,<br />
Jakobs Schuld ist seine Vorliebe <strong>für</strong> Josef. Der Brüder Schuld ist der Bruderhass<br />
Können wir an dieser Stelle der Geschichte einmal innehalten? Das also war Jakobs<br />
glückliche Familie. Was Jakob als Jugendlicher gesät <strong>hat</strong>te, das erntete er jetzt. Er<br />
lebte in Streit mit seinem Bruder Esau und nun war der Streit wie eine Saat, die in
seiner eigenen Familie aufging. Jakob vier Frauen lebten in Rivalität miteinander und<br />
nun lebte die Rivalität in den Söhnen weiter. Was gesät wird, wir später einmal<br />
geerntet. Auf dieses biblische Prinzip habe ich bereits in der Bibelstunde einmal<br />
hingewiesen. Was wir heute tun <strong>hat</strong> eine Wirkung in die Zukunft hinein, manchmal<br />
bis in die uns nachfolgenden Generationen. Aus Jakobs Familie war der Friede, der<br />
ruhige Lebensabend gewichen. Vieles, liebe <strong>Freun</strong>de, was wir in jungen Jahren<br />
säen, wird im Alter aufgehen und Früchte tragen. Gute und Schlechte.<br />
Ich bin froh, dass uns die Bibel nicht nur heile <strong>Familien</strong>geschichten präsentiert. Fast<br />
überall begegnen uns in der Bibel schwierige und problematische <strong>Familien</strong>.<br />
Abrahams Familie war schwierig, Isaaks Familie war schwierig, Jakobs Familie war<br />
schwierig, Davids Familie war schwierig. Deshalb liebe ich die Bibel so, weil sie uns<br />
die Schwierigkeiten nicht verschweigt.<br />
Ich möchte, dass wir heute einmal einen Blick auf <strong>unsere</strong> <strong>Familien</strong> werfen, auf die<br />
engere Familie und auf die weitere Familie. Die Realitätsnähe der biblischen <strong>Familien</strong><br />
soll uns nicht dazu bringen, dass wir uns zurücklehnen und sagen – nun ja, so sind<br />
sie halt <strong>unsere</strong> <strong>Familien</strong>.<br />
Im Laufe meiner Tätigkeit in Eichstetten habe ich Einblick in viele <strong>Familien</strong><br />
bekommen. Hier in Pforzheim ahne ich, dass kaum eine Familie heute unter uns<br />
sitzt, die nicht ihre besonderen Nöte, ihre besonderen Spannungsfelder <strong>hat</strong>. <strong>Liebe</strong><br />
Geschwister – ist in <strong>unsere</strong>n <strong>Familien</strong> schon alles gelaufen? So wie in Jakobs<br />
<strong>Familien</strong>. Muss in <strong>unsere</strong>n <strong>Familien</strong> alles noch weiter eskalieren, wie in Jakobs<br />
Familie? Ich weiß, die Situationen sind oft nicht leicht zu lösen. Da haben Menschen<br />
mit Menschen zu tun. Als enge und weitere Familie zu leben ist etwas ungemein<br />
spannendes, herausforderndes, aber auch etwas, dem wir wirklich viel Augenmerk,<br />
viel Konzentration schenken sollten. Ich fordere euch <strong>Familien</strong>väter und<br />
<strong>Familien</strong>oberhäupter dazu auf, <strong>für</strong> eure <strong>Familien</strong> zu beten. Ihr Männer hier in dieser<br />
Gemeinde, wo ist der Platz, dass ihr <strong>für</strong> eure Frauen, <strong>für</strong> eure Kinder betet. Nehmt ihr<br />
diese eure biblische Verantwortung wahr? Ich fordere euch Frauen dazu auf, dass ihr<br />
euch euren Männern unterordnet. Ich weiß, damit ernte ich bei vielen Kopfschütteln<br />
und Unverständnis. Aber es gibt gute, hilfreiche, biblische Ordnungen, die, werden<br />
sie gelebt zur Freude werden. Ich fordere euch Männer dazu auf, dass ihr eure<br />
Frauen liebt, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von all eurer Kraft, dass sich in<br />
eurer <strong>Liebe</strong> zu euren Frauen die <strong>Liebe</strong> <strong>Gott</strong>es zu euch wiederspiegelt.<br />
Ich frage alle diejenigen, die ein Patenamt haben, ob sie <strong>für</strong> die <strong>Familien</strong> ihrer<br />
Patenkinder beten. <strong>Freun</strong>de <strong>unsere</strong> Familie brauchen es in der heutigen Zeit, dass<br />
sie umbetet werden.<br />
Ich fordere euch alle miteinander auf, Schritte aufeinander zu zumachen und auch<br />
einmal darüber nachzudenken, was euer Anteil, euere Verantwortung an euren<br />
<strong>Familien</strong>situationen ist. In Jakobs Familie <strong>hat</strong>ten alle ihren Anteil von Schuld, dass es<br />
so war, wie es war. Wie ist das in deiner Familie? Sind immer nur die anderen so<br />
unmöglich, deine Kinder, deine Eltern, deine Geschwister? Können wir in der Familie<br />
Versöhnung leben?<br />
In Josefs Familie steigert sich noch das ganze durch die unbefangenen und kecke<br />
Art und Weise, wie Josef seine Träume erzählt. Im Traum ist Josef nicht von seinen<br />
Brüdern geschieden. Er ist gemeinsam mit ihnen bei der Arbeit. Die Garben der<br />
Brüder fallen vor Josefs Garben nieder. Die Traumdeuter sind jedoch die Brüder. Sie<br />
verstehen den Traum so, als wolle Josef über sie herrschen.<br />
Für Jakob ist der Traum Josefs ein entartetere abnormaler Traum. Er beinhaltet die<br />
Zerstörung aller Ordnungen. Bei allem Tadel und der Undenkbarkeit des Traumes<br />
misst Jakob dem Traum dennoch Bedeutung zu. Jakob merkte sich diesen Traum.
Der Vater war zwar über die Träume aufgebracht und gleichzeitig konnte er sie auch<br />
nicht leicht abtun.<br />
Bei den Brüdern war die Reaktion eindeutig. Sie hassten ihn wegen seiner Träume<br />
noch mehr. Seine Brüder erblassten vor Neid, sie wurden eifersüchtig – wörtlich:<br />
dunkelrot werden. Eifersucht im zwischenmenschlichen Bereich kann sich bis zur<br />
feindlichen zerstörerischen Leidenschaft steigern. Die Wut mag grimmig sein, der<br />
Zorn kann mal aufschäumen, aber wer kann der Eifersucht Widerstand leisten?<br />
Spr 27,4 Zorn ist ein wütig Ding, und Grimm ist ungestüm; aber wer kann vor der Eifersucht bestehen?<br />
Jetzt waren die Brüder in einer Gemütsverfassung, in der sie zu jeder<br />
Gewaltanwendung bereit waren.<br />
Bisher <strong>hat</strong>ten alle 12 Brüder zusammengelebt. Im Haus ihres Vaters <strong>hat</strong>ten sie von<br />
seinen Träumen gehört. Jetzt aber wollten sie nicht mehr in der Nähe des verhassten<br />
Bruders leben. Sie verlegten ihre Tätigkeit weit weg von Hebron, nach Sichem. In<br />
Sichem <strong>hat</strong>te Jakob vor Jahren ein Grundstück erworben, musste dann jedoch<br />
wieder aus dieser Gegend weg, weil Simon und Levi gewaltsam die Schändung ihrer<br />
Schwester Dina gerächt <strong>hat</strong>ten. Josef war nach dem Wegzug bei seinem Vater<br />
geblieben. Jakob aber litt unter dem Bruch zwischen Josef und seinen Brüdern. In<br />
der Absicht, Frieden zu stiften, schickte er Josef ihnen nach.<br />
Josef irrt umher, er findet die Brüder nicht. Entfernt von seinem Vater, draußen, wo<br />
sich das Leben der Brüder abspielte, war Josef hilflos. Hier nützte es ihm nicht, dass<br />
er der vom Vater Vorgezogene war.<br />
Der Fremde weiß, dass die Brüder nach Dotan weitergezogen waren, ca. 12 km von<br />
Sichem entfernt.<br />
Als die Brüder Josef kommen sahen sollte das in ihrem Inneren zur Tat werden.<br />
Auch das ist ein Gesetz, dass vieles, was in <strong>unsere</strong>m inneren rumort, am Ende oft zu<br />
einer Tat wird, oder anders gesagt. Nichts wird zur Tat, was wir nicht lange in uns<br />
pflegen. Haltet Einhalt, solange es in euren Gedanken ist.<br />
Sie konnten in Josef nicht mehr den Bruder sehen. Er <strong>hat</strong>te den Frieden in der<br />
Familie zerstört. Nach ihren Überlegungen stand ihr Überleben als freie Söhne der<br />
Väter auf dem Spiel. Ihr Mordentschluss war <strong>für</strong> sie ein Akt der Selbstverteidigung.<br />
Sie waren zum Äußersten entschlossen – wir wollen ihn<br />
Zisternen waren große flaschenförmige Löcher. Zur Speicherung des Winterwassers<br />
<strong>für</strong> den Sommer. In solch einer Zisterne konnte man leicht einen Menschen<br />
verschwinden lassen. Auf diese Weise hofften die Brüder auch die Träume zunichte<br />
machen zu können.<br />
Und wie geht es jetzt Josef? Josef kommt nach Dotan und Dotan wird zum Ende der<br />
Karriere des Träumers. Von einer Minute zur anderen wurde Josef zum Realisten. Er<br />
muss seine Träume begraben und kommt auf dem harten Boden der Tatsachen<br />
wieder auf.<br />
Ich vermute, dass es keinen von uns geben wird, der nicht schon einmal in Dotan<br />
war. In Dotan ist alles zerbrochen und die Frage ist, was bleibt? Das AT und das NT<br />
ist voll Männer und Frauen, <strong>für</strong> die der Glaube das Leben nicht easy ist, nicht smart<br />
ist! Viele haben Dotan erlebt, aber nicht als Ende, sondern als Anfang. Das AT und<br />
NT ist voller Geschichten von Männern, die nicht mehr weiterwussten, die in<br />
existenzielle Nöte geraten sind. <strong>Gott</strong> will nicht, dass du an diesen Dingen scheiterst,<br />
<strong>Gott</strong> kann dich durchbringen und es fügen, dass du darin erstarkst. Die Krisen in
<strong>unsere</strong>m Leben sind das Normale. Dass <strong>Gott</strong> es gut meint haben viele Gläubigen<br />
nicht in ihren Erfolgen, sondern in ihren Nöten erlebt.<br />
Wie gehe ich mit meinen Krisen um? Vielleicht bist du ja gerade an einem Punkt, an<br />
dem du dein Dotan erlebst. Dort muss sich der Glaube bewähren. Die Not ist<br />
deswegen nicht gut. Aber in der Not wird sich dein Glaube erweisen, dort wo du<br />
Verluste erlebst.<br />
Es gibt in den Punkten der Krise nur zwei Richtungen. Entweder Fortschritt und damit<br />
kannst du wachsen oder du machst einen Rückschritt. Ein einfaches stehen bleiben<br />
gibt es nicht. Nimmst du die Herausforderung an? Und wenn du heute in Dotan bist,<br />
dann will ich dir das Angebot machen, dass wir nach diesem <strong>Gott</strong>esdienst zusammen<br />
beten und <strong>Gott</strong> wirklich von Herzen darum flehen, dass er eingreift.<br />
Lasst mich noch kurz den Schluss <strong>unsere</strong>s heutigen Kapitels berichten.<br />
Josef war gefangen in einem Wassersammelloch. Noch Jahrzehnte später erinnern<br />
sich die Brüder an die Angst und Klage Josefs<br />
1Mo 42,21 Sie sprachen aber untereinander: Das haben wir an <strong>unsere</strong>m Bruder verschuldet! Denn wir sahen die<br />
Angst seiner Seele, als er uns anflehte, und wir wollten ihn nicht erhören; darum kommt nun diese<br />
Trübsal über uns.<br />
Doch zu diesem Zeitpunkt rührt kein Mitleid ihr Herz an. Schweigend setzen sie sich<br />
zum Essen nieder.. Sie suchen nach einer Lösung, ihr Blick geht in die Ferne. Was<br />
nun. Eine Karawane ist zu sehen, bis sie da ist können 2 –3 Stunden vergehen. Juda<br />
bricht das Schweigen. Wozu sollen wir Blut vergießen. Blutschuld ist etwas ganz<br />
unberechenbares – Die Brüder hörten auf Juda und Josef wird verkauft.<br />
Spüren wir etwas von der Achterbahn des Lebens, auf der sich Josef befindet?<br />
Jetzt wird das Verbrechen verborgen. Sie tauchen den Ärmel des bunten Rockes in<br />
Ziegenblut. Sie schickten den Ärmelrock. Das besagt, sie wollen nicht als Absender<br />
erkannt werden. Jakob soll nicht einmal erfahren, dass der Rock von ihnen kommt<br />
und Josef bei ihnen angelangt war. Nachdem Jakob den blutbefleckten Rock sah,<br />
zog er auch den von den Brüdern beabsichtigen Schluss. Jakob starrte das blutige<br />
Gewand an und stieß drei Entsetzensschreie aus. Verzweiflung pur. Sein Josef, sein<br />
Josef ist von Bestien zerfleischt.<br />
Und Jakob trauert um Josef wie um einen Toten. Der Sack war und blieb bei den<br />
Juden das Trauergewand. Er wurde auf der bloßen Haut getragen und verursachte<br />
bei jeder Bewegung eine unangenehme Berührung. Er sollte den Trauernden<br />
unablässig an da Leid erinnern, auch wenn er es einmal vergessen wolle oder wieder<br />
fröhlich sein wollte. Der Sack sollte Jakob bei jedem Aufkommen von Freude daran<br />
erinnern: Josef ist nicht mehr da.<br />
Nun sammelte sich die ganze Großfamilie um Jakob, um ihn zu trösten. Sie wollten,<br />
dass ihr Vater die Trauerriten beendet und sich wieder dem Leben zuwendet. Doch<br />
Jakob weigerte sich und die Familie musste merken, dass es in keines Menschen<br />
macht liegt, einen anderen Menschen zu trösten.<br />
1Mo <strong>37</strong>,35 Und alle seine Söhne und Töchter kamen zu ihm, ihn zu trösten; aber er wollte sich nicht trösten lassen<br />
und sprach: Ich werde mit Leid hinunterfahren zu den Toden, zu meinem Sohn. Und sein Vater<br />
beweinte ihn.<br />
Jakob war entschlossen bis zu seinem Tod zu trauern. Er wird erst dann getröstet<br />
sein, wenn er im Tod wieder mit Josef vereint ist. Jüdische Schriftausleger sind der
Meinung, dass Jakob die ganzen 22 Jahre bis zum Wiedersehen seines Sohnes<br />
Josefs das Trauergewand angehabt <strong>hat</strong>te.<br />
Eigentlich wären wir hier an einem Tiefpunkt der Achterbahnfahrt von Jakobs Familie<br />
angelangt. Die Stimmung war tatsächlich auf einem Tiefpunkt angelangt.<br />
Doch mit einem letzten Satz leitet der Erzähler über auf den ägyptischen Schauplatz.<br />
1Mo <strong>37</strong>,36 Aber die Midianiter verkauften ihn in Ägypten an Potifar, des Pharao Kämmerer und Obersten der<br />
Leibwache.<br />
Josef war nicht wie tausend andere Sklaven verschollen. Es ist gerade der<br />
be<strong>für</strong>chtete Aufstieg Josefs, der auf Umwegen zur Heilung der zerbrochenen<br />
<strong>Familien</strong> führen wird. <strong>Freun</strong>de und das macht mich sehr zuversichtlich <strong>für</strong> <strong>unsere</strong><br />
<strong>Familien</strong>. <strong>Gott</strong> <strong>hat</strong> mit <strong>unsere</strong>n <strong>Familien</strong> etwas vor, das gilt auch dir als Single, denn<br />
du bist auch Teil einer Familie. Bei <strong>Gott</strong> gibt es Wege, auf denen <strong>Familien</strong> und Ehen<br />
heil werden können. Ja, das ist möglich bei <strong>Gott</strong>. <strong>Gott</strong> macht es gut, auch in so einer<br />
verfahrenen Jakobs - Familie. Halleluja.<br />
Amen