Tschernobyl bis Fukushima - Hilfe für Kinder aus Tschernobyl e. V ...
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Die angeblich <strong>aus</strong>reichende <strong>für</strong> das Durchgehen eines energetischen<br />
Reaktors positive Reaktivität kann in ihm nicht schneller entstehen als der<br />
Havarieschutz wirkt. Die Entwickler der Steuer- und Schutzsysteme des<br />
Reaktors haben alle überzeugt, dass der Havarieschutz schnell eine große<br />
negative Reaktivität einführt und den Reaktor abschaltet.<br />
Die schwerste Havarie, die in einem energetischen Reaktor vor sich<br />
gehen kann, ist die Einstellung der Kühlung der aktiven Zone des Reaktors<br />
mit nachfolgendem Undichtwerden der Brennstoffelementekassetten. Auch<br />
bei gewöhnlicher Abschaltung des Reaktors setzt sich im Kernbrennstoff die<br />
Restwärmeabsonderung infolge des radioaktiven Zerfalls der angesammelten<br />
Zerfallsprodukte des Urans fort. Zur Vermeidung solcher Havarien gibt es in<br />
allen Reaktoren Systeme der Havariekühlung des Reaktors und andere<br />
Sicherheitssysteme. Aber wenn man sie abschaltet, kann bei so grober<br />
Verletzung der Nutzungsregeln eine Havarie passieren. Nach dieser Logik<br />
wurde bei der Untersuchung der Havarie von <strong>Tschernobyl</strong> vorgegangen, die<br />
von der Regierungskommission am 27. April 1986 (Gruppe des stellv.<br />
Ministers <strong>für</strong> Mittleren Maschinenbau A.G. Meshkov) begonnen wurde. Der<br />
Vorgang der Havarie wurde von Meshkov ganz einfach gesehen – die<br />
Kavitation zerstörte die Rohrleitungen des Druckteils vom Zwangskühlkreislauf<br />
und es begann die maximale Projekthavarie bei vom Personal abgeschalteten<br />
Schutzsystem der Havariekühlung des Reaktors. Der Reaktor blieb ohne<br />
Wasser, was zu einer sehr großen positiven Reaktivität geführt hat. Diese<br />
Version der Entwicklung des Havarieprozesses wurde als die<br />
wahrscheinlichste angesehen. Jedoch nicht alle Ausgangsinformationen<br />
standen der Kommission zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung.<br />
Magnetische Aufzeichnungen des Programms <strong>für</strong> diagnostische<br />
Registratur von Parametern und die Oszillogramme vom „Auslaufen“ waren<br />
noch nicht <strong>aus</strong>gewertet. Allerdings wurde unverzüglich ein Akt der<br />
Untersuchung der Havarie vorbereitet, der <strong>aus</strong>schließlich die Mitarbeiter<br />
des Kraftwerks <strong>für</strong> an der Havarie schuldig erklärt. Dieser Akt wurde von<br />
allen Mitgliedern der Kommission A.G. Meshkov unterzeichnet, mit Ausnahme<br />
des stellv. Ministers <strong>für</strong> Energetik G.A. Shasharin und des Direktors des<br />
Allunionsinstitut <strong>für</strong> Atomkraftwerke A.A. Abagjan. Sie hatten Gründe, nicht<br />
den Rechtsakt zu unterzeichnen, da parallel mit der Arbeit der<br />
Regierungskommission die Experten von Minenergo und dem Allunionsinstitut<br />
<strong>für</strong> Atomkraftwerke in Moskau eigene Untersuchungen durchgeführt haben,<br />
in denen zwei wichtige Tatsachen festgestellt wurden:<br />
1) In dem Zustand, in dem sich der Reaktor im Moment des Abschaltens<br />
durch Oberingenieur der Reaktorbrigade Toptunov befand, brachte das<br />
Hinabführen der Stäbe <strong>für</strong> den Havarieschutz in die aktive Zone in der<br />
Anfangsetappe positive Reaktivität.<br />
2) Die Auswertung der Oszillogramme des „Auslaufens“ und ihr Abgleich<br />
mit den Aufzeichnungen der Instrumente der Blocksteuerzentrale hat gezeigt,<br />
dass Leonid Toptunov den Havarieschutzschalter vor der Havarie gedrückt<br />
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