Nicola Arndt und Matthias Pohl - Neobiota
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gesehen zeichnet sich der starke Erwärmungstrend des letzten halben Jahrhunderts deutlich ab (Abb. 2). Der Temperaturanstieg des 20. Jahrhunderts ist der stärkste des ganzen Jahrtausends. Die 90er Jahre waren auch das wärmste Jahrzehnt des Millenniums, das wärmste Jahr des Millenniums war wiederum 1998. Für einen noch längeren Zeitraum liegen weniger Daten vor; gleiches gilt auch für die Südhemisphäre für die Zeit vor 1861. Temperaturabweichung [ °C] vom Mittelwert 1961-90 NORDHEMISPHÄRE rot: gemessene Werte blau: mittels Proxidaten rekonstruierte Werte Abb. 2: Aus Proxidaten rekonstruierte und kallibrierte Abweichungen der durchschnittlichen Erdoberflächentemperatur der Nordhemisphäre der vergangenen 1000 Jahre (mit Angabe der über fünfzig Jahre gemittelten Werte schwarze ausgezogene Linie. (verändert nach IPCC 2001a). 4 Der Einfluß menschlicher Aktivitäten auf die globale Klimaentwicklung Damit steht eine Datenbasis über einen Zeitraum von 1000 Jahren zur Verfügung, vor deren Hintergrund die jüngste Klimaentwicklung interpretiert werden kann. Der zweite IPCC Bericht von 1995 wies zwar auch schon auf einen “The balance of evidence menschlichen Einfluß auf die globale Erwärmung hin, formulierte suggests a discernible dies aber noch mit vorsichtigen Worten (siehe Kasten). Seither human influence on global wurden aber Fortschritte verzeichnet, insbesondere die climate“ Unsicherheiten und das Ausmaß bezüglich der Anteile der verschiedenen externen Einflüsse betreffend. (IPCC 1996) Während die beobachtete Erwärmung der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts (siehe Abb. 1) auf natürliche Ursachen zurückgeführt werden kann (TETT et al. 1999), weisen die hauptverantwortlichen natürlichen Ursachen für Klimaschwankungen (Sonnenaktivität und Aerosole) für die letzten zwei, möglicherweise sogar vier Jahrzehnte einen negativen Trend auf. Dies könnte auch den mittels Satellitentechnik festgestellten stratosphärischen Abkühlungstrend erklären, der in scheinbarem Widerspruch zu der durch bodennahe Meßstationen ermittelten Erwärmung der 442 Jahr
Troposphäre steht. Allerdings wird gerade dieser scheinbare Widerspruch als ein Indiz für den nur die erdoberflächennahen Luftschichten umfassenden Treibhauseffekt gesehen (H. GRASSL, mündl. Mitt.). Somit kann der beobachtete Temperaturanstieg der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (siehe Abb. 1) nicht allein durch natürliche Ursachen erklärt werden; ein möglicher Einfluß menschlicher Aktivitäten auf das Klima der vergangenen 35 bis 50 Jahre wird immer wahrscheinlicher (STOTT et al. 2000). Neu in diesem Zusammenhang ist auch, daß die IPCC ihre Aussagen mit statistischen (Un-)Genauigkeitsangaben versieht. Mittlerweile gilt es als sehr unwahrscheinlich (≅ 1-10 % Eintretenswahrscheinlichkeit), daß die Erwärmung der vergangenen 100 Jahre allein mit der natürlichen Variabilität erklärt werden kann. Auch wird die Erwärmung - über die letzten 1000 Jahre “There is new and stronger evidence, that most of the warming observed over the last 50 years is attributable to human activities“ (IPCC 2001a) betrachtet - als außergewöhnlich bezeichnet, und es gilt als unwahrscheinlich (≅ 10-33 % Eintretenswahrscheinlichkeit), daß sie allein auf natürliche Ursachen zurückgeführt werden kann. Es wird immer offensichtlicher, daß menschliche Aktivitäten den Hauptanteil an der Erwärmung der vergangenen 50 Jahre tragen (BARNETT et al. 2001). 5 Mögliche Auswirkungen der Klimaerwärmung auf Ökosysteme Die zweite Arbeitsgruppe der IPCC beschäftigt sich mit der Empfindlichkeit, Anpassungsfähigkeit und Gefährdung natürlicher und gesellschaftlicher Systeme gegenüber der Klimaänderung und deren mögliche Auswirkungen (IPCC 2001b). Die Gletscher sind weltweit auf dem Rückzug, Permafrost taut, das Eis auf Flüssen und Seen gefriert später und taut früher. Tier- und Pflanzenareale verschieben sich polwärts bzw. in höher gelegene Regionen, Insekten erscheinen im Jahresverlauf früher, und auch die Brutzeit der Vögel beginnt früher. Die Vegetationsperiode verlängert sich, phänologische Verschiebungen sind zu beobachten (vgl. IPCC 2001b und darin zitierte Literatur). Eine Übersicht über solche Beobachtungen liefern auch WALKER & STEFFEN (1997), LOZÁN et al. (1998), HUGHES (2000), MCCARTY (2001), WALTHER (2001a). Natürlich können im Einzelfall auch weitere Faktoren wie Nutzungsänderung oder andere Einwirkungen eine mitverantwortliche Rolle bei solchen beobachteten Veränderungen spielen, was die “From the collective evidence, there is Zuordnung einer bestimmten Ursache erschwert. Jedoch high confidence that recent regional ist eines allen beobachteten Veränderungen gemeinsam: changes in temperature have had Jedes der erwähnten Beispiele, ganz gleich, in welchem discernible impacts on many physical Erdteil oder in welcher Klimazone es lokalisiert ist, and biological systems“ weist in die Richtung wärmerer Klimabedingungen. Die (IPCC 2001b) Wahrscheinlichkeit, daß diese beobachteten Veränderungen rein zufällig in die gleiche Richtung weisen, wird als vernachlässigbar klein angesehen (IPCC 2001b). Demzufolge kommt die IPCC zu dem Schluß, daß die jüngste Klimaerwärmung bereits heute Auswirkungen auf viele physikalische und biologische Systeme zeigt (siehe Kasten). 443
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gesehen zeichnet sich der starke Erwärmungstrend des letzten halben Jahrh<strong>und</strong>erts deutlich ab<br />
(Abb. 2). Der Temperaturanstieg des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts ist der stärkste des ganzen Jahrtausends. Die<br />
90er Jahre waren auch das wärmste Jahrzehnt des Millenniums, das wärmste Jahr des Millenniums<br />
war wiederum 1998.<br />
Für einen noch längeren Zeitraum liegen weniger Daten vor; gleiches gilt auch für die Südhemisphäre<br />
für die Zeit vor 1861.<br />
Temperaturabweichung<br />
[ °C] vom Mittelwert 1961-90<br />
NORDHEMISPHÄRE<br />
rot: gemessene Werte<br />
blau: mittels Proxidaten rekonstruierte Werte<br />
Abb. 2: Aus Proxidaten rekonstruierte <strong>und</strong> kallibrierte Abweichungen der durchschnittlichen<br />
Erdoberflächentemperatur der Nordhemisphäre der vergangenen 1000 Jahre (mit Angabe der über<br />
fünfzig Jahre gemittelten Werte schwarze ausgezogene Linie. (verändert nach IPCC 2001a).<br />
4 Der Einfluß menschlicher Aktivitäten auf die globale Klimaentwicklung<br />
Damit steht eine Datenbasis über einen Zeitraum von 1000 Jahren zur Verfügung, vor deren<br />
Hintergr<strong>und</strong> die jüngste Klimaentwicklung interpretiert werden kann.<br />
Der zweite IPCC Bericht von 1995 wies zwar auch schon auf einen “The balance of evidence<br />
menschlichen Einfluß auf die globale Erwärmung hin, formulierte suggests a discernible<br />
dies aber noch mit vorsichtigen Worten (siehe Kasten). Seither human influence on global<br />
wurden aber Fortschritte verzeichnet, insbesondere die climate“<br />
Unsicherheiten <strong>und</strong> das Ausmaß bezüglich der Anteile der<br />
verschiedenen externen Einflüsse betreffend.<br />
(IPCC 1996)<br />
Während die beobachtete Erwärmung der ersten Hälfte des vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erts (siehe Abb. 1)<br />
auf natürliche Ursachen zurückgeführt werden kann (TETT et al. 1999), weisen die<br />
hauptverantwortlichen natürlichen Ursachen für Klimaschwankungen (Sonnenaktivität <strong>und</strong> Aerosole)<br />
für die letzten zwei, möglicherweise sogar vier Jahrzehnte einen negativen Trend auf. Dies könnte<br />
auch den mittels Satellitentechnik festgestellten stratosphärischen Abkühlungstrend erklären, der in<br />
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