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Nicola Arndt und Matthias Pohl - Neobiota

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Ansteigen des Nordseespiegels um ca. 40 cm zu beobachten. Anschließend erfolgt ein relativ steiler<br />

Anstieg auf ein Niveau, das in etwa dem heutigen entspricht. Dieser Anstieg, der mit dem Erreichen<br />

des klimatischen Optimums während des Mittelalters in Verbindung zu bringen ist, erfolgte allerdings<br />

nicht gleichmäßig, sondern er war durch eine kurze Absenkungsphase im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert unterbrochen.<br />

Die Gründe für diese Absenkung sind noch nicht bekannt, Hinweise deuten möglicherweise<br />

auf kurzfristig geänderte Tideverhältnisse in Folge größerer Meereseinbrüche (Jadebusen, Dollart etc.)<br />

hin. Nach dem mittelalterlichen Hochstand kommt es ab dem 15. Jahrh<strong>und</strong>ert zu einem erneuten<br />

Absinken des Meeresspiegels, was vermutlich auf die beginnende Klimaverschlechterung der sogenannten<br />

„Kleinen Eiszeit“ zurückzuführen ist. Da moderne Pegelmessungen ein ansteigendes Mittel-<br />

Tidehochwasser belegen <strong>und</strong> im Mittelalter bereits ein dem heutigen Niveau entsprechendes MThw zu<br />

verzeichnen war, muß es zwangsläufig in der Zwischenzeit eine Absenkung gegeben haben. Das<br />

exakte Ausmaß dieser Absenkung läßt sich aber bislang nur schwer belegen.<br />

Die paläoökologischen Untersuchungen zeigen weiterhin, daß die Vegetationszusammensetzung<br />

innerhalb der Vegetationszonen der Salzwiese (Quellerwatt, untere Salzwiese, obere Salzwiese) im<br />

Verlauf der Zeit mehr oder weniger gleich geblieben ist. Die am subfossilen Material erarbeiteten<br />

Ergebnisse (Pollen, Makroreste, Diatomeae) decken sich weitgehend mit denen von rezenten Vergleichsproben<br />

<strong>und</strong> dies, obwohl es im Verlaufe der Zeit zu Klimaänderungen (mittelalterliches Klimaoptimum,<br />

Kleine Eiszeit) oder räumlichen Verschiebungen gekommen ist. Dies belegt, daß die extremen<br />

natürlichen Rahmenbedingungen (Salzgehalt, Überflutungen, Sauerstoffarmut im Substrat etc.)<br />

sehr stabile Spezialistengemeinschaften zur Folge haben. Drastische Veränderungen in der Vegetationszonierung<br />

treten dann ein, wenn zum Beispiel durch den Deichbau die natürlichen Rahmenbedingungen<br />

gr<strong>und</strong>legend geändert werden (FREUND et al. 2003). Dies hat dann konsequenterweise<br />

auch Auswirkungen auf die Konstruktion der potentiellen natürlichen Vegetation unter der Voraussetzung,<br />

daß man den Deich als irreversiblen Eingriff auffaßt. Wäre im Frühen Mittelalter eine Karte<br />

der potentiellen natürlichen Vegetation konstruiert worden, so wären auf dieser Karte an der Küste<br />

tatsächlich weite Flächen als waldfreie Gebiete mit salzwasserbeeinflußter Vegetation ausgewiesen<br />

worden. Durch den Deichbau ist die potentielle Domäne des Waldes nun bis an den Deichfuß<br />

vorgedrungen.<br />

Literatur<br />

BARCKHAUSEN, J. (1969): Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung der Insel Langeoog – Beispiele zur<br />

Quartärgeologie <strong>und</strong> Paläogeographie eines ostfriesischen Küstenabschnittes. – Oldenburger<br />

Jahrbuch 69: 239-281.<br />

BEHRE, K.-E. (1987): Meeresspiegelbewegungen <strong>und</strong> Siedlungsgeschichte in den Nordseemarschen. –<br />

Vorträge Oldenburgische Landschaft 17: 1-47.<br />

BEHRE, K.-E. (1999): Die Veränderung der niedersächsischen Küstenlinie in den letzten 3000 Jahren<br />

<strong>und</strong> ihre Ursachen. – Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 26: 9-33.<br />

BEHRE, K.-E. & HAARNAGEL, W. (1984): Veränderungen des Küstenverlaufs: Niedersachsen. In:<br />

KOSSACK, G.; BEHRE, K.-E. & SCHMID, P. (Hrsg.): Archäologische <strong>und</strong> naturwissenschaftliche<br />

Untersuchungen an Siedlungen im deutschen Küstengebiet, 66-82. Weinheim.<br />

BEHRE, K.-E. & KUČAN, D. (1999): Neue Untersuchungen am Außendeichsmoor bei Sehestedt am<br />

Jadebusen. – Probleme der Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 26: 35-64.<br />

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