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Nicola Arndt und Matthias Pohl - Neobiota

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1700 <strong>und</strong> 300 v. Chr. an. Eine letzte kurze Phase ab der Zeitenwende bis ca. 200 n. Chr. beendete die<br />

Zeit flächenhafter Vermoorungen im Küstenrandbereich. Die Gründe für das Ende der Torfbildung<br />

sind bislang ungeklärt.<br />

Die holozäne Meeresspiegelanstiegskurve ist aber nicht nur durch Phasen verlangsamten Anstiegs<br />

gekennzeichnet, sondern auch durch kurze Abschnitte von Meeresspiegelabsenkung. Hierdurch<br />

bildeten sich auf den marinen Sedimenten flächenhaft Böden. Im Küstenraum werden diese fossilen<br />

Bodenbildungen als Dwog oder volkstümlich auch als „Schwarze Schnur“ oder „Blauer Strahl“<br />

bezeichnet, da sie in Gräben oder Aufschlußwänden häufig als dunkle Linien in Erscheinung treten<br />

(Abb. 1). In den küstennahen minerotrophen Mooren kann es während der Phasen sinkenden Meeresspiegels<br />

zur Unterbrechung des Wachstums (oxidative Zehrungshorizonte), bzw. zu einem Umschlag<br />

von Niedermoor- zu Hochmoorbildungen, da der Einfluß nährstoffreichen Gr<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Oberflächenwassers<br />

unterb<strong>und</strong>en wurde (BEHRE & STREIF 1980, STREIF 1982, 1990).<br />

Der Mensch nutzte die Zeiten stagnierenden bzw. schwach ansteigenden Meeresspiegels, um die<br />

fruchtbaren Marschböden zu ebener Erde, in sogenannten Flachsiedlungen, zu besiedeln. So kam es<br />

zum Beispiel zwischen 50 v. Chr. bis 100 n. Chr., in der sogenannten Römischen Kaiserzeit, zu einer<br />

Besiedlung der Marsch. Der Anstieg des Nordseespiegels kurz nach der Zeitenwende zwang die<br />

Küstenbewohner jedoch schon bald, ihre Wohnplätze in der Marsch zu sichern. Hierzu wurden Wohnhügel<br />

– sogenannte Wurten oder Warften – aufgeschüttet, auf denen die neuen Gehöfte errichtet<br />

wurden. Einer zweiten Flachsiedlungsphase zum Ausgang der Völkerwanderungszeit schloß sich im<br />

Mittelalter eine zweite Wurtenbauphase an. Hierzu wurden neue Wurten errichtet oder bereits<br />

bestehende, wüstgefallene kaiserzeitliche Wohnhügel erhöht <strong>und</strong> wiederverwendet.<br />

Die Zeit des Wurtenbaus endete mit dem Beginn des Deichbaus ab dem 11. Jahrh<strong>und</strong>ert (BEHRE 1999,<br />

STREIF 1990). Ein geschlossener Seedeich, der die gesamte Marsch umrahmte, war allerdings erst im<br />

13. Jahrh<strong>und</strong>ert vorhanden. Die durch den Deichbau notwendig gewordene Binnenentwässerung hatte<br />

jedoch binnendeichs starke Setzungen der Küstenablagerungen zur Folge. Dies führte bei schweren<br />

Sturmfluten <strong>und</strong> Deichbrüchen im Verlaufe des Mittelalters <strong>und</strong> der frühen Neuzeit zu verheerenden<br />

Katastrophen <strong>und</strong> Landverlusten, wie im Beispiel der Meereseinbrüche des Dollart oder des Jadebusen<br />

(STREIF 1990). Im Verlaufe der Zeit konnten Teile der erlittenen Landverluste durch Eindeichungen<br />

wieder zurückgewonnen werden. Heutige Eindeichungen zielen in der Regel nicht mehr auf Landgewinnung,<br />

sondern auf die Verkürzung der Deichlinie. Mit der Festlegung der Küstenlinie ist auch<br />

die Trennung zwischen salzwasser- <strong>und</strong> süßwasserbeeinflußter Vegetation festgeschrieben. Dies gilt<br />

vor allem für die festländischen Küstenbereiche der südlichen Nordsee, da auf den Ostfriesischen<br />

Inseln der Deichbau bis in das letzte Jahrh<strong>und</strong>ert hinein nur eine geringe Rolle gespielt hat.<br />

3 Subfossile Salzwiesen- <strong>und</strong> Watthorizonte als natürliche Pegelmarken jüngster<br />

Meeresspiegel-Änderungen in der südlichen Nordsee<br />

Der Kenntnisstand über ältere holozäne Meeresspiegel-Änderungen im Bereich der südlichen Nordsee<br />

ist, wie die bisherigen Ausführungen belegen, recht gut. Dagegen sind die letzten 2000 Jahre, bis zum<br />

Einsetzen regelmäßiger Pegelmessungen, nur lückenhaft dokumentiert. Dies liegt unter anderem<br />

daran, daß mit dem einsetzenden Deichbau die natürliche Sedimentation im Küstenholozän unterb<strong>und</strong>en<br />

wurde <strong>und</strong> somit auswertbare Pegelmarken weitestgehend fehlen. Hervorragende Möglichkeiten,<br />

diese Kenntnislücke zu schließen, bieten sich auf den Ostfriesischen Inseln. Hier sind mit<br />

subfossilen Watt- <strong>und</strong> Salzwiesenhorizonten Schichtfolgen überliefert, die exakt den Zeitraum der<br />

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