Nicola Arndt und Matthias Pohl - Neobiota

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22.02.2013 Aufrufe

424 Abb. 5: Natürliches Potential der Speicherung von organischem Kohlenstoff, dargestellt auf Grundlage eines Auschnittes des Blattes Mitteleuropa der Karte der natürlichen Vegetation Europas (BfN 2001).

das Speichervermögen unter der aktuellen Bestockung mit 208 t C/ha noch 91 % des Naturpotentials beträgt. Diese, wenn auch nur geringe Speicherreserve von etwa 20 t C/ha, kann durch die forstpolitische Orientierung auf den Waldumbau zu Laubmischwäldern langfristig weitgehend erschlossen werden. 5 Schlußfolgerungen Waldökosystemtypen werden über eine weitgehende Homogenität hinsichtlich der wuchsbestimmenden standörtlichen Faktoren, der Vegetationsstrukturen und der in ihnen ablaufenden Prozesse definiert und stellen somit die Elementareinheiten des Waldes dar. Die Karten der potentiellen natürlichen Vegetation (PNV) weisen Vegetationskomplexe aus, die über die natürlichen Elementareinheiten des Waldes definierbar sind. Aufgrund dieser Konstruktion sind PNV-Karten ein geeignetes Mittel, um punktuell gewonnene Erkenntnisse über natürliche Ökosystemstrukturen und - prozesse auf die Fläche zu übertragen. Die dadurch mögliche flächenhafte Darstellung von Naturraumpotentialen macht PNV-Karten zu wichtigen Informationsträgern bei Planungen und Maßnahmen der praktischen Landnutzung. So belegt die in diesem Beitrag vorgestellte flächenhafte Quantifizierung natürlicher Potentiale der Nettoprimärproduktion und der Vergleich mit den Leistungspotentialen der aktuellen Waldvegetation, daß die Bestrebungen einer weiteren Naturannäherung der Baumartenzusammensetzung, die auf eine starke Reduzierung der heute dominierenden Nadelbaum-Reinbestände zielen, entgegen vielen früheren Ansichten auch zu einer beachtlichen Steigerung der Produktivität der Holzmassenerzeugung führen können. Aus den Untersuchungen ergeben sich ferner Beiträge zu der viel diskutierten Frage, inwieweit Wälder aufgrund ihrer assimilatorischen Leistungen zu einer CO2-Reduzierung in der Atmosphäre beitragen können. Die jährlichen CO2-Emissionen der ostdeutschen Bundesländer (einschließlich Berlin) aus Industrie, Haushalten und Verkehr beliefen sich um 1995 auf etwa 204 Mio t CO2 bzw. 56 Mio t C pro Jahr (Emissionskataster der Bundesländer, 2000). Das natürliche Speicherpotential desselben Gebietes an organischem C entspricht in etwa 50 Jahresraten dieses CO2-Ausstoßes. Der gesamte auf der Bezugsfläche durch Waldrodungen und Landnutzung in der Vergangenheit verursachte Netto-C-Verlust entspricht in etwa 28 Jahresraten des heutigen zivilisatorischen CO2- Ausstoßes. Dieser Wert ist somit auch die theoretische Obergrenze einer durch eine fiktive „Renaturierung“ auf der Gesamtfläche der ostdeutschen Länder über Zeiträume von mehreren hundert Jahren erzielbaren einmaligen C-Fixierung in Boden und natürlicher Vegetation. Die im Zuge eines ökologischen Waldumbaus auf der derzeitigen Waldfläche der ostdeutschen Länder langfristig maximal erschließbare Speicherreserve entspricht lediglich in etwa dem derzeit innerhalb eines Jahres durch Industrie, Haushalte und Verkehr emittierten CO2. Eine permanente Reduzierung des atmosphärischen CO2 kann durch Nutzung und langfristige Festlegung des Holzes als Bauholz bzw. durch Substitution fossiler Energieträger und energieintensiver Materialien durch das zuwachsende Holz erfolgen. Unterstellt man eine Nutzung von 80 % des zuwachsenden Holzes und eine der potentiellen natürlichen Vegetation entsprechende Baumartenzusammensetzung auf der gesamten heutigen Waldfläche der ostdeutschen Bundesländer, so kann der Atmosphäre maximal ein knappes Zehntel der in diesen Ländern derzeit emittierten CO2- Rate permanent wieder entzogen werden, bei der aktuellen Baumartenzusammensetzung beträgt das maximale Reduktionspotential etwa 8 %. 425

das Speichervermögen unter der aktuellen Bestockung mit 208 t C/ha noch 91 % des Naturpotentials<br />

beträgt. Diese, wenn auch nur geringe Speicherreserve von etwa 20 t C/ha, kann durch die<br />

forstpolitische Orientierung auf den Waldumbau zu Laubmischwäldern langfristig weitgehend<br />

erschlossen werden.<br />

5 Schlußfolgerungen<br />

Waldökosystemtypen werden über eine weitgehende Homogenität hinsichtlich der<br />

wuchsbestimmenden standörtlichen Faktoren, der Vegetationsstrukturen <strong>und</strong> der in ihnen ablaufenden<br />

Prozesse definiert <strong>und</strong> stellen somit die Elementareinheiten des Waldes dar. Die Karten der<br />

potentiellen natürlichen Vegetation (PNV) weisen Vegetationskomplexe aus, die über die natürlichen<br />

Elementareinheiten des Waldes definierbar sind. Aufgr<strong>und</strong> dieser Konstruktion sind PNV-Karten ein<br />

geeignetes Mittel, um punktuell gewonnene Erkenntnisse über natürliche Ökosystemstrukturen <strong>und</strong> -<br />

prozesse auf die Fläche zu übertragen. Die dadurch mögliche flächenhafte Darstellung von<br />

Naturraumpotentialen macht PNV-Karten zu wichtigen Informationsträgern bei Planungen <strong>und</strong><br />

Maßnahmen der praktischen Landnutzung.<br />

So belegt die in diesem Beitrag vorgestellte flächenhafte Quantifizierung natürlicher Potentiale der<br />

Nettoprimärproduktion <strong>und</strong> der Vergleich mit den Leistungspotentialen der aktuellen Waldvegetation,<br />

daß die Bestrebungen einer weiteren Naturannäherung der Baumartenzusammensetzung, die auf eine<br />

starke Reduzierung der heute dominierenden Nadelbaum-Reinbestände zielen, entgegen vielen<br />

früheren Ansichten auch zu einer beachtlichen Steigerung der Produktivität der Holzmassenerzeugung<br />

führen können.<br />

Aus den Untersuchungen ergeben sich ferner Beiträge zu der viel diskutierten Frage, inwieweit<br />

Wälder aufgr<strong>und</strong> ihrer assimilatorischen Leistungen zu einer CO2-Reduzierung in der Atmosphäre<br />

beitragen können. Die jährlichen CO2-Emissionen der ostdeutschen B<strong>und</strong>esländer (einschließlich<br />

Berlin) aus Industrie, Haushalten <strong>und</strong> Verkehr beliefen sich um 1995 auf etwa 204 Mio t CO2 bzw.<br />

56 Mio t C pro Jahr (Emissionskataster der B<strong>und</strong>esländer, 2000). Das natürliche Speicherpotential<br />

desselben Gebietes an organischem C entspricht in etwa 50 Jahresraten dieses CO2-Ausstoßes. Der<br />

gesamte auf der Bezugsfläche durch Waldrodungen <strong>und</strong> Landnutzung in der Vergangenheit<br />

verursachte Netto-C-Verlust entspricht in etwa 28 Jahresraten des heutigen zivilisatorischen CO2-<br />

Ausstoßes. Dieser Wert ist somit auch die theoretische Obergrenze einer durch eine fiktive<br />

„Renaturierung“ auf der Gesamtfläche der ostdeutschen Länder über Zeiträume von mehreren h<strong>und</strong>ert<br />

Jahren erzielbaren einmaligen C-Fixierung in Boden <strong>und</strong> natürlicher Vegetation. Die im Zuge eines<br />

ökologischen Waldumbaus auf der derzeitigen Waldfläche der ostdeutschen Länder langfristig<br />

maximal erschließbare Speicherreserve entspricht lediglich in etwa dem derzeit innerhalb eines Jahres<br />

durch Industrie, Haushalte <strong>und</strong> Verkehr emittierten CO2.<br />

Eine permanente Reduzierung des atmosphärischen CO2 kann durch Nutzung <strong>und</strong> langfristige<br />

Festlegung des Holzes als Bauholz bzw. durch Substitution fossiler Energieträger <strong>und</strong><br />

energieintensiver Materialien durch das zuwachsende Holz erfolgen. Unterstellt man eine Nutzung<br />

von 80 % des zuwachsenden Holzes <strong>und</strong> eine der potentiellen natürlichen Vegetation entsprechende<br />

Baumartenzusammensetzung auf der gesamten heutigen Waldfläche der ostdeutschen B<strong>und</strong>esländer,<br />

so kann der Atmosphäre maximal ein knappes Zehntel der in diesen Ländern derzeit emittierten CO2-<br />

Rate permanent wieder entzogen werden, bei der aktuellen Baumartenzusammensetzung beträgt das<br />

maximale Reduktionspotential etwa 8 %.<br />

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