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Nicola Arndt und Matthias Pohl - Neobiota

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3.3 Vegetationsgebiet oligo- bis mesotraphenter Buchen- <strong>und</strong> Buchenmischwälder<br />

Ehemalige Areale bodensaurer Buchenwälder <strong>und</strong> Buchenmischwälder des Berglandes (frühere<br />

natürliche Vegetation z. B. sub- bis hochmontane Höhenformen des Luzulo-Fagetum, Luzulo-<br />

Abietetum, Calamagrostio villosae-Fagetum) sind nicht selten großflächig <strong>und</strong> bereits langzeitig (teils<br />

etwa zwei Jahrh<strong>und</strong>erte) mit sich inzwischen natürlich verjüngenden Fichten-Reinbeständen (heutige<br />

reale Vegetation) bestockt. In höheren Lagen (Fichten-Buchen- bis Fichten-Stufe) sind aktuelle<br />

Fichtenforsten von naturnahen Fichtenwäldern (Calamagrostio villosae-Piceetum) oft kaum noch zu<br />

unterscheiden (vgl. STÖCKER 1997 für den Hochharz). Fichtenforsten können durch ihre ökologischen<br />

Wirkungen auf den Geo- <strong>und</strong> Biotop sowie ihr Verjüngungspotential bedingen, daß die PNV<br />

wesentlich „fichtenreicher“ als die ursprüngliche Vegetation ist. Sturmgeworfene Fichtenbestände<br />

in der Buchen-Tannen-Stufe des Nordschwarzwaldes entwickeln sich zu wiederum fichtendominierten<br />

Folgebeständen (FISCHER 1998, REIF 2000). Duldete intensive forstliche Bewirtschaftung außer der<br />

Fichte keine anderen Baumarten (kein Belassen von Überhältern, Entnahme natürlich aufkommender<br />

Laubbäume durch Waldpflege), so kann das Reproduktionspotential sonstiger standortheimischer<br />

Baumarten fehlen. Die heutige PNV (nach TÜXEN 1956) derartiger Standorte ehemaliger Buchenoder<br />

Tannen-Bergmischwälder wäre, resultierend aus anthropogener Florenveränderung <strong>und</strong><br />

verwehrtem Zugeständnis an Entwicklungszeiträume, ein Fichtenwaldtyp, was infolge eingeschränkter<br />

Vielfalt potentieller Baumarten keineswegs im Interesse naturnaher Waldbewirtschaftung liegt. Lassen<br />

wir die Zeitdimension <strong>und</strong> damit Sukzessionsprozesse mit langfristiger Einwanderung von Baumarten<br />

(z. B. von Buche <strong>und</strong> Tanne) zu, akzeptieren also das natürliche Vegetationspotential (siehe unter 2)<br />

als Ansatz für die Postulierung eines Soll-Zustandes, dann ist ein Buchenmischwald mit Tannen <strong>und</strong><br />

Fichten (einschließlich entsprechender Sukzessionsstadien) Zieltyp der Waldentwicklung. Partielle<br />

Auflösung <strong>und</strong> Zusammenbruch der Fichtenforsten (alters- <strong>und</strong> störungsbedingt) sowie<br />

Diasporeneintrag lassen sogar die Annahme naturnaher Wälder zu, die den Waldgesellschaften<br />

naturnah erhaltener Biotope nahekommen, wenn sie auch infolge eingetretener <strong>und</strong> während ihrer<br />

Regeneration eintretender Geotop- <strong>und</strong> Florenveränderungen nicht identisch wären. Insbesondere<br />

würde herzynischen Bergmischwäldern im Areal der ursprünglichen Tannen-Fichten-Buchenwälder in<br />

weiten Teilen (z. B. Sachsen) die Weiß-Tanne (Abies alba) fehlen. Infolge nicht oder unzureichend<br />

vorhandenem Reproduktions- <strong>und</strong> damit Entwicklungspotential wäre sie kein Element der heutigen<br />

PNV. Wenn die Baumart in der vergangenen natürlichen Vegetation präsent war, die<br />

Biotopbedingungen es zulassen <strong>und</strong> nur Diasporenspender fehlen, wird es als legitim angesehen, sie<br />

bei der Postulierung von Zieltypen der Waldentwicklung zu berücksichtigen. Um ihr als<br />

Mischbaumart (wieder) eine Chance zu geben <strong>und</strong> sie nicht nur als Objekt des Artenschutzes zu<br />

erhalten, sind aber Förderungsmaßnahmen oder Wiedereinbringung (Pflanzung aus gleichem<br />

Herkunftsgebiet stammender Genotypen) unerläßlich.<br />

Literatur<br />

ANDRES, S. & HOFMANN, G. (1996): Erforschung des ökologischen Wandels - Voraussetzung für<br />

künftige Waldbewirtschaftung. – Mitt. B<strong>und</strong>esforschungsanst. Forst- u. Holzw. Hamburg 185: 129-<br />

139.<br />

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