Nicola Arndt und Matthias Pohl - Neobiota
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ausgezeichnet (vgl. STOJKO 1965). So liegt das Ausmaß der Windwürfe in Nadelwäldern der Ural- Region deutlich unter den Werten in Mitteleuropa, Sturmereignisse sind von lokaler Auswirkung, verändern aber kaum regionale Zusammensetzung und flächige Struktur der Wälder (LÄSSIG & MOTSCHALOW 2000). 3.1 Vegetationsgebiete borealer Nadelwälder und hemiborealer Nadel- und Nadel- Laubwälder - Vegetationsgebiet borealer Fichten- und Kiefernwälder Abweichungen von der natürlichen Vegetation borealer Nadelwälder und ihrer nach natürlichen Störungen sich etablierenden Pionier- und Zwischenwälder sind insbesondere dann gegeben, wenn Großkahlschläge die natürliche Entwicklung unterbrechen oder das natürliche Maß an Feuerereignissen um ein Vielfaches durch anthropogene Waldbrände übertroffen wird (Häufigkeit der Brände in Rußland gegenwärtig etwa 10mal höher, ca. 70 % durch Menschen verursacht; SOFRONOV & VOLOTKINA 2000, ISSLEIB 2001). Dies spiegelt sich im zunehmenden Anteil der Pionierbaumarten (Pinus sylvestris, Betula pendula et pubescens, Populus tremula) und abnehmenden Anteil der Fichten (Picea abies, P. x fennica, P. obovata) an der Waldfläche westborealer Fichtenwälder Rußlands (Karelien, Oblast St. Petersburg, Oblast Archangelsk) seit etwa 1988 wider („Baumartenwechsel“; im Oblast Archangelsk auch Abnahme von Abies sibirica). Selbst bei künstlicher Begründung mit Fichten nach Kahlschlägen setzt eine Pionierwaldentwicklung ein, da zur Zeit kaum eine oder keine waldbauliche Behandlung stattfindet. In besser erschlossenen Waldgebieten mit intensiver forstlicher Bewirtschaftung wie im Oblast St. Petersburg wurden nach Kahlschlägen 1966-89 jährlich knapp 90 %, 1993-94 über 90 % der Fläche künstlich verjüngt. Inzwischen stieg auch hier die Naturverjüngungsfläche (1996 36 %) beträchtlich, und 34 % der insgesamt künstlich verjüngten Flächen gelten als „unbestockt“ (ISSLEIB 2001), da Pionierwald- Sukzession infolge ausbleibender Pflege einsetzt (obgleich die aus Sicht der Holznutzung als unattraktiv angesehene Pionierbaumart Populus tremula teilweise noch chemisch bekämpft wird). Kahlschläge und Brände, die über das für boreale Wälder natürliche Ausmaß hinaus auftreten, bewirken nicht nur Abweichungen von der natürlichen Vegetationsentwicklung, sondern ebenso in der Biodiversität. Nach Kahlschlag in Torfmoos-Fichtenwäldern (Sphagno-Piceetum) führt die Sukzession über Birken-Pionierwälder, in denen sich nach kurzer Zeit Fichten-Naturverjüngung etabliert, langfristig zu Fichtenwäldern. Während Raum- und Altersstruktur der Baumschicht in den Sukzessionswäldern zunehmen, nimmt die Vielfalt in der Kraut- und Moosschicht ab, obwohl der sich einstellende Fichtenwald dem Primärwald ähnlich erscheint (NESHATAYEV & EGOROV 2000). Nach Sturmwurf in abgelegenen Gebieten, aber bedingt durch die heutige schwierige finanzielle Situation, die eine Beräumung und Aufforstung mit Kiefer und/ oder Fichten nicht zuläßt, ebenfalls auf besser durch den Forstdienst erreichbaren Waldflächen, entwickeln sich Pionierwälder, in die später Schlußwald-Baumarten wie die oben genannten Fichtenarten, Sibirische Tanne (Abies sibirica) 388
Abb. 1: Birken-Pionierwald mit eindringender Fichte (Picea obovata) im Südural. und/ oder Sibirische Zirbel-Kiefer (Pinus cembra subsp. sibirica) eindringen. Derartige Sukzessionen (Abb. 1) treten auch nach Bränden und selbst nach Kahlschlägen auf (vgl. SYRJÄNEN et al. 1994, LÄSSIG & MOTSCHALOW 2000, SCHMIDT 2002), obgleich es sich bei letzteren um künstliche, den natürlichen Störereignissen nicht homologe Eingriffe handelt. Die Regeneration läuft aber langsamer ab, und für Windwurfflächen typische Biotopelemente (Überhälter, stehendes Totholz, liegendes Moderholz, aufgeklappte Wurzelteller), die eine Verjüngung der Baumarten, räumliche Strukturvielfalt und Biodiversität fördern, fehlen. - Übergangsgebiet hemiborealer Nadelwälder zu Linden-Eichenwäldern Die Wälder im zentralen Teil des europäischen Rußland (Moskauer Gebiet bis Polesje) unterliegen seit Jahrhunderten starker Nutzung. Nach Rückdrängung der Primärwälder (zonale Waldvegetation: hemiboreale Fichten- und Kiefernwälder, Linden-Eichenwälder) durch Einschlag gelangten durch Sukzession Pionierwälder, besonders aus Birken und Aspe, zur Dominanz, bevor im 20. Jahrhundert durch Aufforstungen Pinus sylvestris und Picea abies (wieder) weitere Verbreitung fanden. Aus mehreren Zapovednik-Schutzgebieten (IUCN Protected Area Management Category Strict Nature 389
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ausgezeichnet (vgl. STOJKO 1965). So liegt das Ausmaß der Windwürfe in Nadelwäldern der Ural-<br />
Region deutlich unter den Werten in Mitteleuropa, Sturmereignisse sind von lokaler Auswirkung,<br />
verändern aber kaum regionale Zusammensetzung <strong>und</strong> flächige Struktur der Wälder (LÄSSIG &<br />
MOTSCHALOW 2000).<br />
3.1 Vegetationsgebiete borealer Nadelwälder <strong>und</strong> hemiborealer Nadel- <strong>und</strong> Nadel-<br />
Laubwälder<br />
- Vegetationsgebiet borealer Fichten- <strong>und</strong> Kiefernwälder<br />
Abweichungen von der natürlichen Vegetation borealer Nadelwälder <strong>und</strong> ihrer nach natürlichen<br />
Störungen sich etablierenden Pionier- <strong>und</strong> Zwischenwälder sind insbesondere dann gegeben, wenn<br />
Großkahlschläge die natürliche Entwicklung unterbrechen oder das natürliche Maß an<br />
Feuerereignissen um ein Vielfaches durch anthropogene Waldbrände übertroffen wird (Häufigkeit der<br />
Brände in Rußland gegenwärtig etwa 10mal höher, ca. 70 % durch Menschen verursacht; SOFRONOV<br />
& VOLOTKINA 2000, ISSLEIB 2001). Dies spiegelt sich im zunehmenden Anteil der<br />
Pionierbaumarten (Pinus sylvestris, Betula pendula et pubescens, Populus tremula) <strong>und</strong><br />
abnehmenden Anteil der Fichten (Picea abies, P. x fennica, P. obovata) an der Waldfläche<br />
westborealer Fichtenwälder Rußlands (Karelien, Oblast St. Petersburg, Oblast Archangelsk) seit etwa<br />
1988 wider („Baumartenwechsel“; im Oblast Archangelsk auch Abnahme von Abies sibirica). Selbst<br />
bei künstlicher Begründung mit Fichten nach Kahlschlägen setzt eine Pionierwaldentwicklung ein, da<br />
zur Zeit kaum eine oder keine waldbauliche Behandlung stattfindet. In besser erschlossenen<br />
Waldgebieten mit intensiver forstlicher Bewirtschaftung wie im Oblast St. Petersburg wurden nach<br />
Kahlschlägen 1966-89 jährlich knapp 90 %, 1993-94 über 90 % der Fläche künstlich verjüngt.<br />
Inzwischen stieg auch hier die Naturverjüngungsfläche (1996 36 %) beträchtlich, <strong>und</strong> 34 % der<br />
insgesamt künstlich verjüngten Flächen gelten als „unbestockt“ (ISSLEIB 2001), da Pionierwald-<br />
Sukzession infolge ausbleibender Pflege einsetzt (obgleich die aus Sicht der Holznutzung als<br />
unattraktiv angesehene Pionierbaumart Populus tremula teilweise noch chemisch bekämpft wird).<br />
Kahlschläge <strong>und</strong> Brände, die über das für boreale Wälder natürliche Ausmaß hinaus auftreten,<br />
bewirken nicht nur Abweichungen von der natürlichen Vegetationsentwicklung, sondern ebenso in<br />
der Biodiversität. Nach Kahlschlag in Torfmoos-Fichtenwäldern (Sphagno-Piceetum) führt die<br />
Sukzession über Birken-Pionierwälder, in denen sich nach kurzer Zeit Fichten-Naturverjüngung<br />
etabliert, langfristig zu Fichtenwäldern. Während Raum- <strong>und</strong> Altersstruktur der Baumschicht in den<br />
Sukzessionswäldern zunehmen, nimmt die Vielfalt in der Kraut- <strong>und</strong> Moosschicht ab, obwohl der sich<br />
einstellende Fichtenwald dem Primärwald ähnlich erscheint (NESHATAYEV & EGOROV 2000). Nach<br />
Sturmwurf in abgelegenen Gebieten, aber bedingt durch die heutige schwierige finanzielle Situation,<br />
die eine Beräumung <strong>und</strong> Aufforstung mit Kiefer <strong>und</strong>/ oder Fichten nicht zuläßt, ebenfalls auf besser<br />
durch den Forstdienst erreichbaren Waldflächen, entwickeln sich Pionierwälder, in die später<br />
Schlußwald-Baumarten wie die oben genannten Fichtenarten, Sibirische Tanne (Abies sibirica)<br />
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