Nicola Arndt und Matthias Pohl - Neobiota
Nicola Arndt und Matthias Pohl - Neobiota Nicola Arndt und Matthias Pohl - Neobiota
1 Einleitung Die Verbreitung von Pflanzengesellschaften (Synchorologie) und der darin auftretenden Arten war immer ein Anliegen der geobotanischen Forschung (siehe NEUHÄUSL et al. (Ed.) 1985) und erfordert eine vergleichende Betrachtung zwischen konkreter Vegetation, Syntaxa und Taxa. Nach MEUSEL (1954) haben die charakterisierenden Arten von Pflanzengesellschaften meist unterschiedliche Areale und daher nur eine begrenzte räumliche Gültigkeit. Meistens ändert sich das Arteninventar einer Assoziation, je weiter die Bestände von ihrem Verbreitungszentrum oder voneinander entfernt sind; sie kann daher in geographische bzw. synchorologische Rassen gegliedert werden. Diese werden durch chorologische Artengruppen definiert. Die Einbeziehung chorologischer Daten ergibt aber auch zusätzliche Interpretationsmöglichkeiten von Syntaxa: – Kennzeichnung der Syntaxa mittels der Areale der daran beteiligten Sippen (Arealtypen) und damit verbunden indirekt eine synchorologische Zuordnung. – Darstellung der räumlichen Verbreitung der einzelnen Syntaxa und deren pflanzengeographische Kennzeichnung. 2 Kennzeichnung von Syntaxa mittels Arealtypen Die chorologische Kennzeichnung von Gesellschaften wurde von MEUSEL (1939, 1940) am Beispiel der „Grasheiden Mitteleuropas“ durchgeführt. Arbeiten von BÖCHER (1940) und PAFFEN (1951) zeigten weitere Möglichkeiten der Anwendung von Arealspektren. Nach den grundlegenden Arbeiten von MEUSEL et al. (1965-1992) lassen sich Sippenareale in einem dreidimensionalen System (Zonen, Ozeanität, Höhenstufe = Zonaldiagnose) bzw. auf der Basis von pflanzengeographischen Gliederungen (Regionaldiagnose) zuordnen und weiterführend auswerten. Ferner verwendeten u. a. HEISELMAYER (1976), DIERSCHKE (1977) und HUNDT (1985) solche Zonaldiagnosen zur Kennzeichnung und Interpretation von Pflanzengesellschaften. 3 Kennzeichnung der Syntaxa mittels Spektren von Geoelementen bzw. Artenarealen Ähnlich wie in der Regionaldiagnose von MEUSEL et al. (1965-1992) werden Florenelemente von verschiedenen Autoren herangezogen (MARSTALLER 1970, OBERDORFER 1971, WELSS 1985). Hier werden die einzelnen Pflanzengesellschaften nach Geoelementen charakterisiert und geben Auskunft über den Verbreitungsschwerpunkt der Arten der jeweiligen Gesellschaft. Nützlich ist auch die Angabe der Verbreitung einzelner Arten (entweder Kennarten oder repräsentative Arten) zur synchorologischen Kennzeichnung der Gesellschaft (SCHUBERT 1960, SCHÖNFELDER 1970, 1972, DIERSCHKE 1997). Daneben verwendet SCHRAUTZER (1988) bei Feuchtwiesen in Schleswig-Holstein Kennarten zur Kennzeichnung der Verbreitung von Pflanzengesellschaften. 4 Die Verbreitung von Syntaxa Die Verwendung der zonalen Arealdiagnose bei Syntaxa wurde von DIERSCHKE (1994, S. 584) an einem kleinen Beispiel dargestellt, wobei ausschließlich höhere Syntaxa verwendet wurden (z. B. Vaccinio-Piceetalia: m/mo(salp)-b.subk-k). Verbreitungskarten von Syntaxa wurden in den letzten Jahren immer häufiger publiziert. War ursprünglich das Datenmaterial hierfür zu gering, so kann jetzt für einzelne Syntaxa auch überregional 318
eine Verbreitungskarte erstellt werden. Während sich SCHUBERT (1960) bei der Verbreitung der Nardus-reichen Gesellschaften auf Mitteldeutschland beschränkt, zeigte GÉHU (1972) am Beispiel der Vegetation der französischen Atlantikküsten Rasterverbreitungskarten einzelner Assoziationen. BEEFTINK (1972) bringt Verbreitungskarten höherer Syntaxa europäischer und nordafrikanischer Salzpflanzengesellschaften als Umrißkarten. DIERSCHKE (1977) wertet Punktverbreitungskarten der Trifolio-Geranietea aus und leitet aus der Arealdiagnose eine schwache Thermophilie ab. Auf Assoziationsbasis wurden in weiterer Folge von BALÁTOVÁ-TULÁČKOVÁ (1985) die Verbreitung der Molinietalia-Gesellschaften der damaligen Tschechoslowakei, von GÉHU & FRANCK (1985) die der Küstengesellschaften Frankreichs und von MUCINA (1989) die der Onopordion acanthium- Gesellschaften in Form von Rasterkarten dargestellt. Als weitere Beispiele sind zu nennen: ROYER (1985) mit der Verbreitung des Mesobromions in Frankreich, DIERSCHKE (1990) mit der Gliederung des Fagion-Verbandes für Zentral- und Westeuropa und DIERSCHKE (1997) mit der Klasse Festuco- Brometea unter Verwendung der Areale von Kennarten. Die Areale von Pflanzengesellschaften der Gebirge sind wesentlich schlechter bearbeitet; Ansätze dazu finden sich bei HERTER (1989), KRAHULEC (1985) und PEPPLER (1992). 5 Problemstellung und Methode Das im Rahmen der Europakarte vorhandene Datenmaterial bietet die Möglichkeit, verschiedene Lebensräume und Pflanzengesellschaften der Gebirge Europas im Hinblick auf deren Verbreitung und Arealtypenspektren zu vergleichen. Dazu wurden die Alpen als zentrales Hochgebirge beispielhaft herangezogen. Nicht berücksichtigt wurde der Kaukasus, da zuerst ein syntaxonomischer Vergleich der Alpen mit den anderen Gebirgen durchgeführt werden sollte. Bei dieser Arbeit stellten sich mehrere Fragen: • Wie werden Höhenstufen an Hand des Arealtypenspektrums charakterisiert? • Ist die Verwendung nur von Charakterarten zur chorologischen Charakterisierung sinnvoll? • Wie unterschiedlich sind die Arealtypenspektren gleicher Lebensräume (Schneeböden) in den Alpen und den Skanden? • Wie sind die Verbände alpiner Rasen in Europa verbreitet? • Wie sind Elyneten in den Ostalpen verbreitet? • Wie sind diese Elyneten chorologisch charakterisiert? • Wo liegen die Probleme bei der Erstellung synchorologischer Karten? Die Arealtypenspektren der Zonaldiagnosen wurden nach MEUSEL et al. (1965-1992) erstellt, bei einigen Sippen wurde auch ROTHMALER (1976) herangezogen. Für die Regionaldiagnose wurde als Grundlage MEUSEL et al. (1965-1992) verwendet, die einzelnen Areale aber in ein praktikables Schema eingeordnet, das insbesondere amphiatlantische und zirkumpolare sowie alpische, arktische und altaiische Arten berücksichtigt. Die Vielzahl der Typen zwang zu einer Generalisierung auf wenige Haupttypen. Die Verbreitung der Syntaxa höheren Ranges wurde mit Hilfe der Datenbögen für die Kartierungseinheiten der Europakarte grob durchgeführt. Bei der beispielhaften Assoziation Elynetum s.l. wurden die Fundpunkte der Vegetationsaufnahmen in die Karte eingetragen; wo nur eine Gebietsangabe vorhanden war, wurde dies ebenfalls als Fundpunkt in der Mitte der Fläche eingetragen. 319
- Seite 270 und 271: Tabelle 1: Flächenstatistik der Ka
- Seite 272 und 273: 4 Gegenüberstellung der Kartierung
- Seite 274 und 275: gen die weit verbreiteten artenarme
- Seite 276 und 277: BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (BFN) [H
- Seite 279 und 280: Anwendung und Auswertung der Karte
- Seite 281 und 282: und Parallelisierung von Art und In
- Seite 283 und 284: Tabelle 2: Skala der Mosaiktypen de
- Seite 285: Anschrift des Autors: Dr. rer. nat.
- Seite 288 und 289: aktuellen Vorherrrschen der landwir
- Seite 290 und 291: Figure 2: Potential natural vegetat
- Seite 292 und 293: Also the sand dune unit, P5: the no
- Seite 294 und 295: Nearly all vegetation units in the
- Seite 296 und 297: In the natural vegetation, species
- Seite 298 und 299: BUCHWALD, E.; HONORE, S.; JØRGENSE
- Seite 300 und 301: potential natural phytodiversity. D
- Seite 302 und 303: • Im Ergebnis der vor allem durch
- Seite 304 und 305: Abb. 2: Auf der Grundlage der Stich
- Seite 306 und 307: 5 Die Übereinstimmung der Baumarte
- Seite 308 und 309: 306 Abb. 6: Aktuelle Vegetation (li
- Seite 310 und 311: wären die pi für alle Arten gleic
- Seite 312 und 313: Bewirtschaftungsformen in der Verga
- Seite 314 und 315: 7 Die Quantifizierung der Ökosyste
- Seite 316 und 317: JENSSEN, M. & HOFMANN, G. (1996): D
- Seite 319: Anwendung und Auswertung der Karte
- Seite 323 und 324: In unserer Betrachtung soll der Hö
- Seite 325 und 326: % Arten 80 70 60 50 40 30 20 10 0 A
- Seite 327 und 328: 2. ALPEN - ANGRENZENDE GEB. a) ALP-
- Seite 329 und 330: Tabelle 2: Verteilung der wichtigst
- Seite 331 und 332: % der Arten 70 60 50 40 30 20 10 0
- Seite 333 und 334: Literatur ADLER, W.; OSWALD K. & FI
- Seite 335 und 336: MEUSEL, H.; JÄGER, E.J. & WEINERT,
- Seite 337 und 338: Anwendung und Auswertung der Karte
- Seite 339 und 340: Abb. 1: Klimadiagramme ausgewählte
- Seite 341 und 342: (S. graeca, S. hajastana u. a.) und
- Seite 343 und 344: Die Kräuterfluren besiedeln vorwie
- Seite 345 und 346: Picea orientalis gehört zur Sektio
- Seite 347: Anschrift des Autors: Prof. Dr. Gio
- Seite 350 und 351: Tabellen mit Tausenden von Aufnahme
- Seite 352 und 353: Figure 1a/Figure 1b: The Dutch vers
- Seite 354 und 355: (2) Already in 1994, the computer p
- Seite 356 und 357: types, the computerized links betwe
- Seite 358 und 359: MUCINA, L.; RODWELL, J.S.; SCHAMIN
- Seite 361: Anwendung der Europakarte bei der W
- Seite 364 und 365: secondary in origin but include sta
- Seite 366 und 367: Table 2: Potential forest types occ
- Seite 368 und 369: available, in part for social reaso
eine Verbreitungskarte erstellt werden. Während sich SCHUBERT (1960) bei der Verbreitung der<br />
Nardus-reichen Gesellschaften auf Mitteldeutschland beschränkt, zeigte GÉHU (1972) am Beispiel der<br />
Vegetation der französischen Atlantikküsten Rasterverbreitungskarten einzelner Assoziationen.<br />
BEEFTINK (1972) bringt Verbreitungskarten höherer Syntaxa europäischer <strong>und</strong> nordafrikanischer<br />
Salzpflanzengesellschaften als Umrißkarten. DIERSCHKE (1977) wertet Punktverbreitungskarten der<br />
Trifolio-Geranietea aus <strong>und</strong> leitet aus der Arealdiagnose eine schwache Thermophilie ab. Auf<br />
Assoziationsbasis wurden in weiterer Folge von BALÁTOVÁ-TULÁČKOVÁ (1985) die Verbreitung der<br />
Molinietalia-Gesellschaften der damaligen Tschechoslowakei, von GÉHU & FRANCK (1985) die der<br />
Küstengesellschaften Frankreichs <strong>und</strong> von MUCINA (1989) die der Onopordion acanthium-<br />
Gesellschaften in Form von Rasterkarten dargestellt. Als weitere Beispiele sind zu nennen: ROYER<br />
(1985) mit der Verbreitung des Mesobromions in Frankreich, DIERSCHKE (1990) mit der Gliederung<br />
des Fagion-Verbandes für Zentral- <strong>und</strong> Westeuropa <strong>und</strong> DIERSCHKE (1997) mit der Klasse Festuco-<br />
Brometea unter Verwendung der Areale von Kennarten.<br />
Die Areale von Pflanzengesellschaften der Gebirge sind wesentlich schlechter bearbeitet; Ansätze<br />
dazu finden sich bei HERTER (1989), KRAHULEC (1985) <strong>und</strong> PEPPLER (1992).<br />
5 Problemstellung <strong>und</strong> Methode<br />
Das im Rahmen der Europakarte vorhandene Datenmaterial bietet die Möglichkeit, verschiedene<br />
Lebensräume <strong>und</strong> Pflanzengesellschaften der Gebirge Europas im Hinblick auf deren Verbreitung <strong>und</strong><br />
Arealtypenspektren zu vergleichen. Dazu wurden die Alpen als zentrales Hochgebirge beispielhaft<br />
herangezogen. Nicht berücksichtigt wurde der Kaukasus, da zuerst ein syntaxonomischer Vergleich<br />
der Alpen mit den anderen Gebirgen durchgeführt werden sollte.<br />
Bei dieser Arbeit stellten sich mehrere Fragen:<br />
• Wie werden Höhenstufen an Hand des Arealtypenspektrums charakterisiert?<br />
• Ist die Verwendung nur von Charakterarten zur chorologischen Charakterisierung sinnvoll?<br />
• Wie unterschiedlich sind die Arealtypenspektren gleicher Lebensräume (Schneeböden) in den<br />
Alpen <strong>und</strong> den Skanden?<br />
• Wie sind die Verbände alpiner Rasen in Europa verbreitet?<br />
• Wie sind Elyneten in den Ostalpen verbreitet?<br />
• Wie sind diese Elyneten chorologisch charakterisiert?<br />
• Wo liegen die Probleme bei der Erstellung synchorologischer Karten?<br />
Die Arealtypenspektren der Zonaldiagnosen wurden nach MEUSEL et al. (1965-1992) erstellt, bei<br />
einigen Sippen wurde auch ROTHMALER (1976) herangezogen. Für die Regionaldiagnose wurde als<br />
Gr<strong>und</strong>lage MEUSEL et al. (1965-1992) verwendet, die einzelnen Areale aber in ein praktikables<br />
Schema eingeordnet, das insbesondere amphiatlantische <strong>und</strong> zirkumpolare sowie alpische, arktische<br />
<strong>und</strong> altaiische Arten berücksichtigt. Die Vielzahl der Typen zwang zu einer Generalisierung auf<br />
wenige Haupttypen. Die Verbreitung der Syntaxa höheren Ranges wurde mit Hilfe der Datenbögen für<br />
die Kartierungseinheiten der Europakarte grob durchgeführt. Bei der beispielhaften Assoziation<br />
Elynetum s.l. wurden die F<strong>und</strong>punkte der Vegetationsaufnahmen in die Karte eingetragen; wo nur eine<br />
Gebietsangabe vorhanden war, wurde dies ebenfalls als F<strong>und</strong>punkt in der Mitte der Fläche<br />
eingetragen.<br />
319