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Nicola Arndt und Matthias Pohl - Neobiota

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(Hemerobie) <strong>und</strong> damit auch für die ökologische Bewertung von Ökotopen <strong>und</strong> Landschaften<br />

bedeutungsvoll ist (vgl. SCHLÜTER 1987a). Je stärker diese anthropogenen Einwirkungen sind, um so<br />

größer werden die Veränderungen der Vegetationsstruktur <strong>und</strong> Artenkombination im Vergleich zur<br />

natürlichen Vegetation.<br />

In der Regel nehmen mit dem Natürlichkeitsgrad der Vegetation auch deren Organisationshöhe <strong>und</strong><br />

Lebensdauer sowie die ökologische Stabilität ab. Je nach Art <strong>und</strong> Intensität der Nutzung oder Störung<br />

ist die natürliche Regulation mehr oder weniger eingeschränkt, künstlich verändert oder auch ganz<br />

unterb<strong>und</strong>en. Um so höher wird dann der notwendige gesellschaftliche Aufwand zur Sicherung des<br />

Nutzungswertes oder auch zur Regeneration. Für diese Einschätzung bietet der Natürlichkeitsgrad der<br />

Vegetation als wichtiges ökologisches Standorts- <strong>und</strong> Landschaftsmerkmal eine geeignete Gr<strong>und</strong>lage<br />

(SCHLÜTER 1984, 1987b).<br />

So wie die heutige potentielle natürliche Vegetation das biotische Leistungspotential von Standorten<br />

<strong>und</strong> Landschaften kennzeichnet (TÜXEN 1956), wird die heutige reale Vegetation über ihren<br />

Natürlichkeitsgrad zu einem wichtigen Bioindikator für deren ökologischen Zustand. Er erlaubt Rück-<br />

schlüsse auf den noch wirksamen Anteil an biotischer Selbstregulation als einem wichtigen Kriterium<br />

<strong>und</strong> Faktor für die reale ökologische Stabilität <strong>und</strong> das Regenerationsvermögen von Biotopen <strong>und</strong><br />

Landschaften, die sowohl für den Naturschutz als auch für eine nachhaltige Nutzung von<br />

entscheidender Bedeutung sind.<br />

Verbal läßt sich der Natürlichkeitsgrad der Vegetation in folgender Abstufung kennzeichnen<br />

(ELLENBERG 1963): künstlich – naturfremd – naturfern – bedingt naturfern – bedingt naturnah –<br />

naturnah – natürlich – unberührt, wobei in der Mitte noch „halbnatürlich“ eingefügt werden sollte.<br />

Als Bezugsbasis dient immer die potentielle natürliche Vegetation, deren zonale Formationsgliederung<br />

aus den 9 Blättern der „Karte der natürlichen Vegetation Europas“ 1 : 2,5 Mio. (BOHN et al. 2000) –<br />

oder auch aus größermaßstäbigen regionalen Vegetationskarten – zu entnehmen ist. Sie dient als<br />

Vergleichsgr<strong>und</strong>lage zur real-aktuellen Vegetationsstruktur, die durch Interpretation von Satellitenbildern<br />

geeigneter, vergleichbarer Maßstäbe bei einiger Übung zu ermitteln ist, sofern nicht Karten der<br />

Nutzungsstruktur <strong>und</strong> der Holzartenzusammensetzung in den Waldgebieten (z. B. aus Nationalatlanten)<br />

zur vergleichenden Auswertung zur Verfügung stehen.<br />

2 Beispiel aus dem nemoralen Laubwaldgebiet Mitteleuropas<br />

In Mitteleuropa dominieren als natürliche Vegetation Laubwälder, so daß sie die wichtigste<br />

Vergleichsbasis zur Ableitung des Natürlichkeitsgrades der heutigen realen Vegetation darstellen. Das<br />

gemäßigte Klima <strong>und</strong> recht differenzierte, meist günstige Standortsbedingungen ermöglichen in der<br />

nemoralen Zone eine vielfältige land- <strong>und</strong> forstwirtschaftliche Nutzung.<br />

Für Ostdeutschland wurde eine Skala des Natürlichkeitsgrades für alle wichtigen Nutzungsarten <strong>und</strong> -<br />

intensitäten nach folgenden Kriterien aufgestellt (SCHLÜTER 1987b):<br />

– Strukturveränderungen gegenüber der natürlichen Vegetation;<br />

– Anteil an Arten der natürlichen Vegetation;<br />

– Anteil an spontan auftretenden Arten der Wildflora;<br />

– Lebensdauer der spontanen <strong>und</strong> kultivierten Vegetation.<br />

Daraus ergeben sich der Grad der standortsökologischen Bindung <strong>und</strong> der Indikatorwert der<br />

Artenkombination, der Kultureinfluß sowie Hinweise auf die Veränderung von Humus, Boden,<br />

Bodenleben <strong>und</strong> Mikroklima. Nach den genannten Vegetationsmerkmalen läßt sich eine Zuordnung<br />

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