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Nicola Arndt und Matthias Pohl - Neobiota

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Schutzgebieten. Weniger als 15 % der Schutzgebiete Europas dienen diesem Ziel, weltweit ist es<br />

hingegen etwa die Hälfte aller Schutzgebiete (IUCN 1994b). Dies ist im wesentlichen auf zwei<br />

Ursachen zurückzuführen: Erstens ist in Europa nur vergleichsweise wenig Substanz an nicht von<br />

Menschen geprägter Natur übrig geblieben <strong>und</strong> zweitens hat Naturschutz, der dem Schutz von Wildnis<br />

<strong>und</strong> natürlicher Dynamik dient, in Europa (mit Ausnahme skandinavischer Länder <strong>und</strong> von Rußland)<br />

kaum Tradition.<br />

Derzeit gibt es in Europa 307 Kategorie I-Gebiete, die insgesamt knapp 12 Millionen Hektar Fläche<br />

einnehmen (IUCN 1998a), das sind weniger als 1 % der Landfläche Europas. Die ungleichmäßige<br />

Verteilung (Abb. 4) zeigt, daß diese Zielstellung des Naturschutzes insbesondere in Nordeuropa,<br />

Rußland <strong>und</strong> Ländern der früheren Sowjetunion verfolgt wird. In 15 von 44 europäischen Ländern gibt<br />

es hingegen gar keine Kategorie I-Gebiete.<br />

Auch bei den Nationalparken (Abb. 5) zeigt sich ein deutlicher Schwerpunkt in Skandinavien, aber<br />

auch in einigen Ländern des Ostblocks, insbesondere in Südost-Europa <strong>und</strong> seit den 1980er Jahren<br />

auch in Rußland. Von den 323 als Nationalparke deklarierten europäischen Schutzgebieten sind 244 in<br />

Kategorie II eingestuft, sie nehmen eine Fläche von insgesamt 13 Millionen Hektar ein. Die wenigen<br />

Welt-Naturerbegebiete in Europa (Abb. 6) sind überwiegend an Schutzgebiete der Kategorie I <strong>und</strong> II<br />

geb<strong>und</strong>en.<br />

Biosphärenreservate sind in Europa vorwiegend auf die stärker anthropogen überformten Landschaften<br />

Mittel- <strong>und</strong> Südeuropas konzentriert (Abb. 7). Das Konzept der Biosphärenreservate der<br />

UNESCO basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz zum Schutz der biologischen Vielfalt <strong>und</strong> zur<br />

Integration des Menschen in seiner kulturellen Vielfalt <strong>und</strong> Wirkung auf Natur <strong>und</strong> Landschaft.<br />

Biosphärenreservate sind lange Zeit nur als Forschungsreservate verstanden worden. Mit der Sevilla-<br />

Strategie werden Biosphärenreservate jedoch zu Instrumenten nachhaltiger Regionalentwicklung.<br />

Biosphärenreservate sollen einerseits charakteristische Ausschnitte der Biosphäre in ihrer natürlichen<br />

Dynamik „erhalten“, sie sollen zugleich Chance <strong>und</strong> Anreiz zu vernünftiger, d.h. „nachhaltiger“<br />

Ressourcennutzung im Sinne von „haushalten“ bieten. Das Konzept der Biosphärenreservate geht über<br />

die Ansätze des klassischen Naturschutzes hinaus, indem es den Menschen bewußt integriert. Es<br />

verbindet strengen Schutz von Natur (auch „Wildnis“) mit Pflege bewährter Tradition <strong>und</strong><br />

Entwicklung neuer, nachhaltiger Landnutzungsformen in Kulturlandschaften.<br />

Abbildung 8 zeigt die Verteilung von strengen Schutzgebieten <strong>und</strong> Nationalparken auf die<br />

europäischen Vegetationsregionen (vgl. Abb. 1):<br />

Die zirkumarktische T<strong>und</strong>ren-Region (I) wird in Europa durch sehr große Schutzgebiete (Kategorie<br />

I <strong>und</strong> II) auf Spitzbergen repräsentiert. Aber das noch vorhandene bedeutende Potential natürlicher<br />

Vegetation im kontinentalen Teil der europäischen Arktis wird bisher nicht durch Schutzgebiete<br />

abgedeckt.<br />

Die zirkumboreale Nadelwald-Region (II) ist gut repräsentiert durch zahlreiche <strong>und</strong> große<br />

Nationalparke <strong>und</strong> strenge Schutzgebiete mit natürlicher bzw. naturnaher Vegetation. Ein Viertel aller<br />

Kategorie II-Nationalparke Europas ist dort lokalisiert <strong>und</strong> über 40% der Nationalparkfläche Europas<br />

liegen in der Nadelwaldregion. Die sechs größten europäischen Nationalparke repräsentieren Landschaften<br />

der zirkumborealen Nadelwald-Region. Im russischen Teil der Region gibt es aber auch noch<br />

große Areale mit naturnahen Taiga- <strong>und</strong> Moorlandschaften außerhalb bestehender Schutzgebiete.<br />

Die europäische Laubwald-Region (III) wird sehr unterschiedlich durch Schutzgebiete abgedeckt.<br />

Die atlantische Laubwaldprovinz (III.1) <strong>und</strong> die subatlantisch-zentraleuropäische Laubwaldprovinz<br />

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