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Nicola Arndt und Matthias Pohl - Neobiota

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widergespiegelt werden, z.B. klimatische, geologische, geomorphologische, pedologische, hydro-<br />

logische, floristische <strong>und</strong> faunistische Verhältnisse. Die aus der Karte der potentiellen natürlichen<br />

Vegetation abgeleitete vegetationsökologische Raumgliederung spiegelt mit dem Komplex natürlicher<br />

Faktoren das ökologische Potential einer Region wider.<br />

Die Karte der Vegetationsregionen kann daher als umfassende vegetationsökologische<br />

Bezugsbasis für angewandte Fragen des Naturschutzes genutzt werden. Sie ist soweit<br />

generalisiert, daß sie für gesamteuropäische Übersichten verwendbar ist, dabei aber durch die<br />

Basiskarte der potentiellen natürlichen Vegetation detailliert <strong>und</strong> umfassend unterlegt. Die reale<br />

Situation europäischer Landschaften weicht vom Bild dieser natürlichen Raumgliederung ganz<br />

erheblich ab. Die natürliche Vegetation ist auf letzte Reste zusammengeschmolzen <strong>und</strong> der weit<br />

überwiegende Teil des Kontinentes als Ergebnis jahrtausendelanger Tätigkeit <strong>und</strong><br />

Einflußnahme des Menschen als Kulturlandschaft geprägt.<br />

3 Kulturlandschaften<br />

Kulturlandschaft ist im Unterschied zu „Wildnis“ oder „Urlandschaft“ durch Tätigkeit des Menschen<br />

geprägter Naturraum. Kulturlandschaft ist zugleich Wiege <strong>und</strong> Produkt menschlicher Kultur;<br />

– sie bietet dem Menschen Nahrung, Wohnung, Arbeitsplatz – kurz gesagt Heimat;<br />

– sie ist Spiegelbild der Kultur einer Gesellschaft, durch Nutzung von Naturressourcen aus Wildnis<br />

entstanden;<br />

– sie unterliegt in Abhängigkeit von der Art <strong>und</strong> Weise der Nutzung fortwährender Veränderung;<br />

– weist in ihrer historischen Entwicklung <strong>und</strong> in ihrer geographischen Differenzierung außerordentlich<br />

große Vielfalt auf <strong>und</strong> nimmt heute den weitaus größten Teil der Landfläche Europas ein.<br />

Kulturlandschaft steckt heute in tiefer ökologischer, ökonomischer <strong>und</strong> sozialer Krise, verursacht<br />

durch wachsende Spezialisierung, Intensivierung <strong>und</strong> Industrialisierung der Landnutzung sowie durch<br />

Globalisierung des Marktes.<br />

Der Grad anthropogener Überformung von Landschaft reicht von geistiger Durchdringung über die<br />

Aneignung von Naturressourcen, über Tierhaltung <strong>und</strong> Ackerbau bis zu Industrialisierung <strong>und</strong><br />

Urbanisierung in technogenen Ballungsräumen. Nach Art <strong>und</strong> Weise der Energiequellen <strong>und</strong> der<br />

Landnutzung lassen sich 5 Phasen der Landschaftsentwicklung in Mitteleuropa unterscheiden:<br />

– Naturlandschaft: gesamte Erdgeschichte bis zur „neolithischen Revolution“ (Übergang vom<br />

Jagen <strong>und</strong> Sammeln zu Ackerbau <strong>und</strong> Tierhaltung),<br />

– frühgeschichtliche Kulturlandschaft: in Mitteleuropa ab etwa 6.000 vor heute, Ausbreitung von<br />

Weidewirtschaft <strong>und</strong> Ackerbau im Neolithikum aus den Ursprungsgebieten in Vorderasien über<br />

Kreta, Griechenland in das Mittelmeergebiet <strong>und</strong> über den Donauraum nach Mitteleuropa führt<br />

zum Wandel der Naturlandschaft zur frühgeschichtlichen Kulturlandschaft (Neolithikum,<br />

Bronzezeit, Eisenzeit bis etwa Ende der Völkerwanderungszeit um 600 n. Chr.),<br />

– vorindustrielle Kulturlandschaft: vom früheren Mittelalter bis zum Beginn/Mitte des 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts (Nutzung von Wind <strong>und</strong> Wasserkraft als Energiequellen, eiserner Pflug, gegen Ende<br />

der Phase Tiefpunkt des Nährstoffniveaus <strong>und</strong> des Waldanteils der Kulturlandschaft, zugleich<br />

Höhepunkt der Vielfalt mitteleuropäischer Kulturlandschaften),<br />

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