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S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie ... - DGVS

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dien mit ausschließlicher Therapie von Patienten mit RDS-O<br />

begründet auch die Abstufung der Empfehlungsstärke.<br />

Statement 8-1-8<br />

Probiotika können bei Patienten mit RDS-O versucht werden.<br />

[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />

Kommentar<br />

Für Probiotika liegen mehrere positive Metaanalysen zur RDS-<br />

Therapie vor [376, 444, 483, 484]. Allerdings sind in diese Metaanalysen<br />

Studien mit einer Vielzahl verschiedener Bakterienarten,<br />

Multispeziestherapien sowie verschiedenste Bakteriendosierungen<br />

eingegangen, was die Bewertung beeinträchtigt<br />

und zur Abstufung der Empfehlungsstärke geführt hat. Außerdem<br />

fehlt in fast allen Studien eine Responderdefinition, wie<br />

sie für moderne Arzneimittelprüfungen verlangt wird und bei<br />

chemisch definierten Substanzen verwendet wurde. (Für Details<br />

siehe Kapitel 5 „Ernährung“.)<br />

IV. Phytopharmaka<br />

Statement 8-1-9<br />

Die Pflanzenmixtur STW-5 kann bei RDS-O versucht werden.<br />

[Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />

Kommentar<br />

Für das Phytopharmakon STW-5, ein Gemisch aus 9 Pflanzenextrakten,<br />

liegt eine deutsche Multicenterstudie zur Effektivität<br />

beim RDS vor [485]. In dieser Studie wurden auch RDS-O-<br />

Patienten mit eingeschlossen. Eine getrennte Analyse für die<br />

Patienten mit RDS-O erfolgte nicht (→ Evidenzgrad B).<br />

Statement 8-1-10<br />

Sonstige Phytotherapeutika/Kräutermischungen sind mit wenigen<br />

Ausnahmen bei RDS-O nicht effektiv und sollten daher eher<br />

nicht verwendet werden.<br />

[Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens]<br />

Kommentar<br />

Sallon et al. berichten über eine Wirksamkeit des tibetanischen<br />

Phytopharmakons Padma Lax [486]. Padma Lax stellt ein Gemisch<br />

aus 15 Pflanzenextrakten (u.a. Anthrachinon-haltig!) und<br />

Mineralien (u.a. Natriumsulfat und Magnesium!) und ist rezeptfrei<br />

in der Schweiz erhältlich. Bensoussan et al. 1998 [487] verglichen<br />

ein chinesisches „Standard-Pflanzen-Präparat“ (Gemisch<br />

aus 20 Pflanzenextrakten) mit einem indivdualisierten chinesischen<br />

Pflanzen-Gemisch und Placebo bei RDS-Patienten. In die<br />

Studie wurden auch Patienten mit RDS-O aufgenommen. Das<br />

chinesische Standard-Gemisch und weniger ausgeprägt das individualisierte<br />

Gemisch besserten einen RDS-Summenscore, in<br />

den u.a. das Symptom Obstipation einging. Gemäß einem Review<br />

und einer Metaanalyse zur Herbaltherapie sind ansonsten<br />

chinesische Kräutermischungen bei RDS-O nur qualitativ unzureichend<br />

untersucht oder ineffektiv [462]. Die Qualität der Studien<br />

erlaubt nur einen Evidenzgrad B.<br />

V. Weitere Medikamente zur Behandlung von RDS-O<br />

Statement 8-1-11<br />

Spasmolytika können auch zur Therapie von Patienten mit RDS-O<br />

eingesetzt werden.<br />

[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />

Kommentar<br />

Mehrere Metaanalysen belegen einen Wirkungsnachweis für<br />

Spasmolytika (inkl. Pfefferminzöl-Präparate) in der Therapie des<br />

<strong>Reizdarmsyndrom</strong>s [441, 461, 465, 466, 488]. In diese Metaanalysen<br />

sind jedoch Studien mit einer Vielzahl verschiedener Spasmolytika<br />

eingegangen, die zudem zum Großteil in Deutschland<br />

nicht zugelassen sind. Eine spezifische Empfehlung von Spasmolytika<br />

zur Therapie des RDS-O wird weiter erschwert durch die<br />

Tatsache, dass in die zumeist bereits länger zurückliegenden<br />

Studien nur vereinzelt RDS-O-Patienten eingeschlossen wurden<br />

und/oder keine Differenzierung in RDS-Subtypen erfolgte. Dennoch<br />

zeigen mehrere Studien, dass Spasmolytika auch beim<br />

RDS-O effektiv sein können [433, 489, 490].<br />

Von den in Deutschland erhältlichen chemisch definierten<br />

Spasmolytika sind nur Mebeverin und Butylscopolamin in placebokontrollierten<br />

Studien beim <strong>Reizdarmsyndrom</strong> untersucht<br />

worden. Während in Beobachtungsstudien ein Ansprechen auf<br />

Mebeverin beim RDS in bis zu 70% sowie in Vergleichsstudien<br />

mit chemisch differenten Spasmolytika eine vergleichbare Effektivität<br />

angegeben wird [491, 492], war Mebeverin in der<br />

einzigen placebokontrollierten Studie bei sehr kleiner Fallzahl<br />

nicht wirksamer als Placebo [493]. Schäfer und Ewe [433] untersuchten<br />

in einer placebokontrollierten Multicenterstudie in<br />

Deutschland Butylscopolamin (± Paracetamol) bei 712 RDS-Patienten<br />

(≈ 20% RDS-O; RDS-<strong>Definition</strong> nicht nach etablierten<br />

Studienkriterien). Butylscopolamin (± Paracetamol) war dabei<br />

signifikant besser wirksam als Placebo („global response“), wobei<br />

jedoch keine statistische Auswertung bez. der Patienten<br />

mit RDS-O bzw. des Symptoms Obstipation erfolgte.<br />

Statement 8-1-12<br />

<strong>Leitlinie</strong> 275<br />

SSRI können bei therapierefraktärem RDS-O, insbesondere bei im<br />

Vordergrund stehenden Schmerzen und/oder psychischer Komorbidität,<br />

versucht werden.<br />

[Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, Konsens]<br />

Kommentar<br />

Metaanalysen belegen die Wirksamkeit von trizyklischen Antidepressiva<br />

und SSRI in der Therapie des <strong>Reizdarmsyndrom</strong>s<br />

[465, 466]. Wie bei zahlreichen Metaanalysen zur Therapie der<br />

RDS sind auch in diese Metaanalysen verschiedene (Wirk-)<br />

Substanzen gepoolt eingegangen, wodurch die Empfehlung einer<br />

spezifischen Substanz erschwert wird.<br />

Zur Therapie des (schmerzhaften) RDS-O sollten SSRI den trizyklischen<br />

Antidepressiva vorgezogen werden, da trizyklische<br />

Antidepressiva aufgrund ihrer anticholinergen (Neben-)Wirkung<br />

eine Obstipation verstärken können. Trotz nachgewiesener<br />

Effektivität stellen diese Medikamente aufgrund des Nebenwirkungsrisikos<br />

Reservemittel dar. Positive Studien mit<br />

RDS-O-Patienten (bei geringer Patientenzahl) liegen vor für<br />

Fluoxetin und Paroxetin [403, 494]. Die Substanzen werden<br />

Layer P et al. <strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> zur <strong>Definition</strong>,… Z Gastroenterol 2011; 49: 237 –293<br />

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