S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie ... - DGVS
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B) Symptom Diarrhö<br />
Statement 7-1-14<br />
Eine Unterscheidung in der Behandlung der meist vergesellschafteten<br />
Symptome Diarrhö und imperativer Stuhldrang besteht<br />
nicht.<br />
[Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ←→, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
In der Rom-II-Klassifikation wurde nach Stuhlfrequenz, Stuhlkonsistenz,<br />
Stuhldrang und Stuhlreiz klassifiziert, eine gute<br />
Übereinstimmung mit der Ätiologie und Behandlungsoptionen<br />
ist jedoch nicht darstellbar. Daher ist während der Klassifikation<br />
des Reizdarms nach Rom-III-Kriterien nur noch nach diarrhöischem<br />
und obstipiertem Typ unterschieden [2, 347, 451,<br />
452].<br />
Statement 7-1-15<br />
Loperamid kann bei Reizdarmpatienten im Erwachsenenalter zur<br />
Behandlung der Diarrhö eingesetzt werden.<br />
[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
Drei prospektiv randomisierte doppelblinde placebokontrollierte<br />
Studien zeigen eine therapeutische Wirksamkeit von Loperamid<br />
bei RDS-D [453–455]. Dies gilt insbesondere für die Symptome<br />
Stuhlkonsistenz und Stuhldrang, aber auch für abdominelle Beschwerden<br />
dabei. Dabei berichtet die erste dieser 3 Studien allerdings<br />
über eine Zunahme nächtlicher abdomineller Beschwerden<br />
unter Loperamideinnahme, was das prinzipielle Risiko der<br />
Induktion einer Obstruktion reflektieren dürfte.<br />
Statement 7-1-16<br />
Aufgrund fehlender Evidenz kann Racecadotril bei Reizdarmpatienten<br />
zur Verbesserung der Diarrhö nicht empfohlen werden.<br />
[Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ←→, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
Laut Hersteller gibt es keine schriftlichen Angaben über die<br />
Wirkung von Racecadotril bei RDS.<br />
Statement 7-1-17<br />
Ballaststoffe können zur Behandlung der Diarrhö bei einem Diarrhö-dominanten<br />
RDS verwendet werden.<br />
[Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
Während wasserunlösliche Ballaststoffe die intestinale Transitzeit<br />
verkürzen und damit der Obstipation im Rahmen eines<br />
RDS entgegenwirken können, eignen sich bei RDS-D insbesondere<br />
lösliche Ballaststoffe für die Therapie. Auch wenn die<br />
meisten Studien zur anti-diarrhöischen Wirkung an Patienten<br />
mit anderen Diarrhö-Formen durchgeführt worden sind, gibt<br />
es zumindest eine prospektiv randomisierte doppelblinde placebokontrollierte<br />
Studie bei RDS-Patienten, die in einer Sub-<br />
gruppenanalyse auch Diarrhö-dominante Patienten analysiert<br />
hat und diese Schlussfolgerung unterstützt [401]. Der Wirkungsmechanismus<br />
beruht dabei auf ihrer Metabolisierung<br />
durch die bakterielle Flora im Kolon und auf der konsekutiven<br />
Freisetzung kurzkettiger Fettsäuren mit ihrer proabsorptiven<br />
Wirkung sowie dem gelatierenden Effekt mit Erhöhung der<br />
Stuhlkonsistenz.<br />
Statement 7-1-18<br />
Für eine Behandlung der Diarrhö können in Einzelfällen 5-HT3-Antagonisten<br />
(z. B. Alosetron) gegeben werden.<br />
[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, Konsens]<br />
Kommentar<br />
Die Wirksamkeit von 5-HT3-Antagonisten zur Behandlung des<br />
Durchfalls beim Diarrhö-prädominantem RDS wurde in mehreren<br />
prospektiven, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten<br />
Studien nachgewiesen [456 –459]. Das Medikament<br />
ist allerdings nur in den USA im Rahmen eines speziellen Verschreibungsprogramms<br />
zugelassen. Es dient als Reservemedikament<br />
für therapierefraktäre Patienten mit RDS-D, da es neben<br />
häufiger Obstipation in seltenen Fällen (ca. 0,1 – 0,2%) zum<br />
Auftreten einer ischämischen Kolitis kommt.<br />
Statement 7-1-19<br />
Eine Behandlung der Diarrhö mit Cholestyramin kann durchgeführt<br />
werden.<br />
[Evidenzgrad C, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
Ein systematisches Review [460] zu Untersuchungen über Gallensäurenmalabsorption<br />
bei Diarrhö-prädominantem RDS zeigte<br />
eine Prävalenz von 10% mit schwerem, von 32% mit mäßigem<br />
und von 26% mit mildem Gallensäurenverlust. Die der<br />
Schwere angepasste Therapie mit Cholestyramin war v. a. bei<br />
ausprägtem Gallensäurenverlust sehr erfolgreich (96%).<br />
Statement 7-1-20<br />
Eine Behandlung der Diarrhö mit Probiotika kann durchgeführt<br />
werden.<br />
[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />
<strong>Leitlinie</strong> 271<br />
Kommentar<br />
Eine neue Metaanalyse [444] und ein systematisches Review<br />
[376] zeigen therapeutische Wirksamkeit von Probiotika. Neben<br />
dem allgemeinen Problem unzureichender Qualität der meisten<br />
(Einzel-)Studien, besteht hier noch die Besonderheit, dass verschiedenste<br />
probiotische Keime einzeln oder in Kombination getestet<br />
wurden, sodass ein allgemeingültiges Statement zu Probiotika<br />
kaum möglich ist. Ganz überwiegend wurde auch nur<br />
der allgemeine klinische Effekt bei RDS untersucht. Ausreichende<br />
Über spezifische Effekte auf Diarrhö gibt es keine Angaben.<br />
Langzeitergebnisse einer probiotischen Therapie liegen nicht vor.<br />
Layer P et al. <strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> zur <strong>Definition</strong>,… Z Gastroenterol 2011; 49: 237 –293<br />
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