S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie ... - DGVS
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270<br />
<strong>Leitlinie</strong><br />
Kommentar<br />
Eine positive Wirksamkeit von 5-HT3-Antagonisten auf Schmerzen<br />
und allgemeine Symptomlinderung beim Diarrhö-prädominantem<br />
RDS wurde in mehreren prospektiven, randomisierten,<br />
doppelblinden, placebokontrollierten Studien nachgewiesen und<br />
in Metaanalysen bestätigt [442, 443]. Das Medikament ist allerdings<br />
nur in den USA im Rahmen eines speziellen Verschreibungsprogramms<br />
zugelassen. Es dient als Reservemedikament<br />
für therapierefraktäre Patienten mit RDS-D, da es neben häufiger<br />
Obstipation in seltenen Fällen (ca. 0,1 – 0,2%) zum Auftreten<br />
einer ischämischen Kolitis kommt.<br />
Statement 7-1-8<br />
Eine Behandlung von Schmerzen mit Probiotika kann durchgeführt<br />
werden<br />
[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
Eine neue Metaanalyse [444] und ein systematisches Review<br />
[376] zeigen therapeutische Wirksamkeit von Probiotika. Neben<br />
dem allgemeinen Problem unzureichender Qualität der<br />
meisten (Einzel-)Studien, besteht hier noch die Besonderheit,<br />
dass verschiedenste probiotische Keime einzeln oder in Kombination<br />
getestet wurden, sodass ein allgemeingültiges Statement<br />
zu Probiotika kaum möglich ist. Ganz überwiegend wurde<br />
auch nur der allgemeine klinische Effekt bei RDS<br />
untersucht. Bezüglich Schmerzbesserung gibt es 3 positive Angaben,<br />
2 für Bifidobacterium infantis 35624 [171, 445] und<br />
eine für Lactobacillus plantarum [381] (vgl. Statement 5-1-7<br />
und ●▶ Tab. 5-1). Ausreichende Langzeitergebnisse einer probiotischen<br />
Therapie liegen nicht vor.<br />
Statement 7-1-9<br />
Eine Therapie von Schmerzen mit Antibiotika sollte eher nicht<br />
durchgeführt werden.<br />
[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↓, Konsens]<br />
Kommentar<br />
Bei RDS gibt es neben Fallberichten auch kontrollierte Studien,<br />
ganz überwiegend zu Rifaximin [446], aber auch vereinzelt zu<br />
Neomycin [447]. Behandlungsziel war meist eine bakterielle<br />
Überwucherung, Effekte auf RDS werden allgemein beschrieben,<br />
aber nicht für einzelne Symptome wie Schmerzen. Langzeitergebnisse<br />
sind nicht bekannt. Bei unklarer Wirkung auf<br />
das Symptom ‚Schmerzen’ und potenziellen Nebenwirkungen<br />
der Therapie erfolgt eine Herabstufung in eine schwach negative<br />
Empfehlung.<br />
Statement 7-1-10<br />
Eine Therapie mit Pregabalin/Gabapentin sollte eher nicht durchgeführt<br />
werden.<br />
[Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens]<br />
Layer P et al. <strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> zur <strong>Definition</strong>,… Z Gastroenterol 2011; 49: 237 –293<br />
Kommentar<br />
Ein Effekt von Pregabalin auf die Schmerzwahrnehmung wurde<br />
in einer kleinen placebokontrollierten experimentellen Studie<br />
bei RDS Patienten mit Hypersensitivität nachgewiesen<br />
[448]. Es gibt aber bisher keine größere Studie zum therapeutischen<br />
Effekt auf klinische Endpunkte des RDS. Da die Therapie<br />
mit Pregabalin/Gabapentin mit nennenswerten Nebenwirkungen<br />
verbunden ist, erfolgt eine Abstufung der Empfehlung.<br />
Statement 7-1-11<br />
Eine Therapie von Schmerzen mit Phytotherapeutika kann durchgeführt<br />
werden.<br />
[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
Vorbemerkung: Pfefferminzöl und Kümmelöl werden in der<br />
Kategorie Spasmolytika bewertet.<br />
Das Cochrane Review 2006 [449] zu Phytotherapeutika umfasst<br />
75 Studien mit 7957 Patienten. Endpunkte: Globaler Symptomscore,<br />
RDS-Einzelsymptome; Ergebnisse: Einige Phytotherapeutika<br />
waren Kontrollen bzgl. Endpunkten überlegen; nur 3 hochwertige<br />
RCT.<br />
NICE [3] analysierte 3 RCT, in denen einzelne Phytotherapeutika,<br />
und 2 RCT in dem das Kombinations-Phytotherapeutikum<br />
STW (-II) jeweils mit Placebo verglichen wurden. Nur für das<br />
Kombinations-Phytotherapeutikum lag ein Schmerzscore vor.<br />
Das Kombinations-Phytotherapeutikum war Placebo bez. abdomineller<br />
Schmerzen überlegen.<br />
Statement 7-1-12<br />
Eine Therapie von Schmerzen mit Aloe Vera sollte eher nicht erfolgen.<br />
[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
Es liegt ein systematisches Review mit Metaanalyse zu Aloe<br />
Vera vs. Placebo vor; Endpunkte: Globaler Symptomscore, RDS-<br />
Einzelsymptome; Ergebnis: Aloe vera ist Placebo nicht überlegen<br />
und hat potenziell relevante Nebenwirkungen [449, 450].<br />
Statement 7-1-13<br />
Eine Therapie von Schmerzen mit Pankreasenzymen soll nicht<br />
erfolgen.<br />
[Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↓↓, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
Episodisch wird über den Einsatz von Pankreasenzymen beim<br />
RDS berichtet. Unklar ist bei diesen Beschreibungen, ob eine<br />
Maldigestion bzw. Malabsorption differenzialdiagnostisch ausgeschlossen<br />
wurde. Eine Datenlage und insbesondere placebokontrollierte<br />
Studien bestehen hierzu nicht. Daher kann keine<br />
Empfehlung gegeben werden.<br />
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