22.02.2013 Aufrufe

S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie ... - DGVS

S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie ... - DGVS

S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie ... - DGVS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

gungen für die Entwicklung und den Verlauf eines <strong>Reizdarmsyndrom</strong>s<br />

[416]. Es scheint daher wichtig, solche Belastungsreaktionen<br />

bereits frühzeitig zu identifizieren und in die Therapieplanung<br />

einzubeziehen [415].<br />

Es gibt zwar deutliche Hinweise auf die Effektivität von Psychotherapien,<br />

jedoch ist nicht nur die Zahl der Studien relativ<br />

gering, sondern auch die Qualität der Untersuchungen oft eingeschränkt<br />

[417, 418]. Dies gilt auch für die Studien, in denen<br />

sich die Hypnotherapie („gut directed hypnotherapy“) als wirkungsvoll<br />

erwiesen hat [419, 420].<br />

Statement 6-1-3<br />

Bei Hinweisen auf eine relevante psychosoziale Belastung oder<br />

psychische Komorbidität soll eine psychologische Diagnostik und<br />

gegebenenfalls eine Psychotherapie veranlasst werden. Dabei soll<br />

die allgemeine ärztliche Betreuung weitergeführt werden.<br />

[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑↑, Konsens]<br />

Kommentar<br />

Insbesondere sind Psychotherapien für RDS-Patienten mit komorbiden<br />

psychischen Störungen sowie solchen, die nicht auf<br />

die herkömmlichen medikamentösen Therapien ansprechen<br />

(„second line“), geeignet [417]. Ob und inwieweit Psychotherapien<br />

bei RDS-Patienten mit psychischer Komorbidität effektiver<br />

sind als bei RDS-Patienten ohne psychische Komorbidität, lässt<br />

sich derzeit nicht beantworten, da die untersuchten Patientenkollektive<br />

fast ausschließlich aus Tertiärzentren stammen.<br />

Insbesondere die Langzeitwirkungen der Psychotherapie sind<br />

bislang nicht ausreichend untersucht [421]. Psychotherapie<br />

wirkt jedoch sowohl auf die gastrointestinalen Symptome wie<br />

auf die psychische Komorbidität und die Lebensqualität, und<br />

präliminäre Daten belegen, dass diese Wirkungen unabhängig<br />

voneinander sind [422].<br />

Statement 6-1-4<br />

Entspannungstherapie (z. B. nach Jacobson, autogenes Training)<br />

sollte eher nicht als Monotherapie durchgeführt werden.<br />

[Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↓, Konsens]<br />

Statement 6-1-5<br />

Psychotherapeutische Verfahren (darmbezogene Hypnose, kognitive<br />

Verhaltenstherapie, psychodynamische Therapie) sind zur Therapie<br />

des RDS effektiv und sollten in ein Therapiekonzept integriert<br />

werden.<br />

[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑↑, starker Konsens – Gründe<br />

für Abstufung: Eingeschränkte Anzahl und Qualität der metaanalysierten<br />

Studien]<br />

Kommentar zu 6-1-4 und 6-1-5<br />

Die meisten Studien haben kognitiv-behaviorale und psychodynamische<br />

Therapien untersucht, während es zu den Verfahren<br />

Hypno-, Entspannungs- und Stressmanagementtherapie<br />

weniger Untersuchungen gibt.<br />

Es gibt deutliche Hinweise auf die Effektivität von Psychotherapien,<br />

jedoch ist nicht nur die Zahl der Studien relativ gering,<br />

sondern auch die Qualität der Untersuchungen oft eingeschränkt<br />

[417, 418]. Dies gilt auch für die Studien, in denen<br />

sich die Hypnotherapie („gut directed hypnotherapy“) als wirkungsvoll<br />

erwiesen hat [419, 420].<br />

Während sich aufgrund der Datenlage keine eindeutige Empfehlung<br />

für eine bestimmte Therapieform ableiten lässt, ist relativ<br />

sicher nachgewiesen, dass Entspannungstherapien als alleinige<br />

Therapiemethode nur eine geringe Wirkung haben [417, 423].<br />

Eine Therapieempfehlung in Abhängigkeit bestimmter Symptommuster<br />

(z.B. Diarrhö oder Obstipation) lässt die Datenlage<br />

nicht zu.<br />

Auf Patienten mit gastrointestinalen Problemen spezialisierte<br />

Psychotherapeuten sind wahrscheinlich in der Psychotherapie<br />

des RDS vorteilhaft.<br />

Statement 6-1-6<br />

Eine abgestufte psychotherapeutische Intervention auf haus- und<br />

fachärztlicher Ebene („kleine Psychotherapie“ = psychosomatische<br />

Grundversorgung) – beispielsweise zuerst in Form von Selbsthilfestrategien<br />

(Patientenhandbuch) – kann durchgeführt werden, da<br />

sie den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen kann.<br />

[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />

Kommentar<br />

Anhand einer großen randomisierten Studie mit 420 Patienten<br />

aus 54 hausärztlichen Praxen [424] konnte die Effektivität<br />

eines Selbstmanagement-Handbuchs belegt werden. Auch die<br />

Effektivität von Verhaltenstherapie, ausgehend von der hausärztlichen<br />

Praxis, realisiert durch eine „practice nurse“, wurde<br />

belegt [425].<br />

Unter Zusammenschau der bisherigen Studienergebnisse wird<br />

eine abgestufte psychotherapeutische Intervention auf hausärztlicher<br />

Ebene für sinnvoll erachtet. Allerdings müssten die Leistungserbringer/Praxisteams<br />

entsprechend dafür geschult bzw.<br />

ausgebildet werden. Ein Selbstmanagementtagebuch in deutscher<br />

Sprache müsste erst entwickelt und validiert werden.<br />

Statement 6-1-7<br />

Bei Vorliegen einer psychischen Komorbidität (Depression, Angststörung)<br />

können Antidepressiva verschrieben werden.<br />

[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />

Statement 6-1-8<br />

Bei RDS vom Obstipationstyp sollen trizyklische Antidepressiva<br />

nicht verschrieben werden.<br />

[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↓↓, Konsens]<br />

Statement 6-1-9<br />

Bei RDS-Obstipation können Serotonin-Wiederaufnahmehemmer<br />

(SSRI) insbesondere bei im Vordergrund stehenden Schmerzen<br />

und/oder psychischer Komorbidität eingesetzt werden.<br />

[Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, Konsens]<br />

Statement 6-1-10<br />

SSRI sollten eher nicht zur Behandlung von Blähungen/Meteorismus<br />

eingesetzt werden.<br />

[Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↓, Konsens]<br />

<strong>Leitlinie</strong> 267<br />

Layer P et al. <strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> zur <strong>Definition</strong>,… Z Gastroenterol 2011; 49: 237 –293<br />

Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!