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S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie ... - DGVS

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266<br />

<strong>Leitlinie</strong><br />

Kommentar<br />

Bei Kindern sind Ballaststoffe in Metaanalysen nicht effektiv in<br />

der Behandlung von RDS, rekurrierenden abdominalen Schmerzen<br />

und chronischer Obstipation [408, 409], wenngleich einzelne<br />

Studien für ausgesuchte Ballaststoffe positive Ergebnisse erzielten<br />

[410].<br />

Statement 5-1-11<br />

Nahrungsergänzungsmittel (außer Pro- und Präbiotika 5 ) werden<br />

zur Behandlung des <strong>Reizdarmsyndrom</strong>s nicht empfohlen.<br />

[Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ←→, starker Konsens]<br />

Kommentar<br />

Es gibt keine ausreichende Studienlage, die eine evidenzbasierte<br />

Empfehlung erlauben würde. Ausnahmen sind nachgewiesene<br />

Mangelzustände, die unabhängig von der Diagnose RDS<br />

eine Indikation zur Supplementation sein können.<br />

5-2: Diagnostische und therapeutische Rolle der Ernährung<br />

beim RDS bei Kindern (AG 5, AG9)<br />

Statement 5-2-1<br />

Zur Therapie des <strong>Reizdarmsyndrom</strong>s bei ausgewogen und altersgemäß<br />

ernährten Kindern sollte die Ernährung nicht umgestellt<br />

werden.<br />

[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens]<br />

Kommentar<br />

Bei offensichtlicher Fehlernähung sollte eine Nahrungsumstellung<br />

erfolgen, ebenso bei nachgewiesener Nahrungsmittelunverträglichkeit,<br />

die aber die Diagnose RDS ausschließt (vgl.<br />

Statement 1-1-1). Nach Cochrane-Analyse gibt es keine Evidenz<br />

für die Erhöhung des Ballaststoffgehaltes der Nahrung<br />

[409].<br />

Statement 5-2-2<br />

Probiotika können bei Kindern versucht werden, insbesondere bei<br />

postenteritischer Genese des <strong>Reizdarmsyndrom</strong>s oder prädominanter<br />

Diarrhö.<br />

[Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, Konsens]<br />

Kommentar<br />

Eine einzelne RCT-Studie an 104 Kindern mit RDS, funktionellen<br />

Bauchschmerzen (FBS) oder funktioneller Dyspepsie (FD)<br />

zeigte einen Rückgang der Schmerzsymptome nach Gabe von<br />

LGG im Vergleich zur Placebogruppe (25 vs. 9.6%, NNT 7, 95%<br />

CI: 4 – 123), allerdings nur in der RDS-Gruppe (n = 37), nicht in<br />

der FBS oder FD-Gruppe [383] (siehe auch Statement 5-1-7).<br />

In einer anderen Studie zu LGG und Kindern mit RDS konnte<br />

keine Reduktion von Symptomen durch Therapie mit LGG<br />

5 Erläuterung zur <strong>Definition</strong>: Probiotika sind lebende Mikroorganismen (in<br />

der Regel Bakterien oder Pilze), die, in ausreichenden Mengen oral aufgenommen,<br />

einen gesundheitsfördernden Einfluss auf den Wirtsorganismus<br />

haben können. Präbiotika sind hingegen nicht verdaubare Lebensmittelbestandteile,<br />

die ihren Wirt günstig beeinflussen, indem sie das Wachstum<br />

und/oder die Aktivität einer oder mehrerer Bakterienarten im Dickdarm<br />

gezielt anregen und somit die Gesundheit des Wirtes verbessern.<br />

Layer P et al. <strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> zur <strong>Definition</strong>,… Z Gastroenterol 2011; 49: 237 –293<br />

nachgewiesen werden bis auf eine geringere Inzidenz von<br />

empfundener abdominaler Distension in der Verumgruppe<br />

[383, 411].<br />

Statement 5-2-3<br />

Bei Kindern sollten Ballaststoffe in der Behandlung von <strong>Reizdarmsyndrom</strong>,<br />

rekurrierenden abdominalen Schmerzen und chronischer<br />

Obstipation eher nicht eingesetzt werden.<br />

[Evidenzgrad A, Empfehlungsstärke ↓, starker Konsens]<br />

Kommentar<br />

Bei Kindern sind Ballaststoffe in Metaanalysen nicht effektiv in<br />

der Behandlung von RDS, rekurrierenden abdominalen Schmerzen<br />

und chronischer Opstipation [408, 409], wenngleich einzelne<br />

Studien für ausgesuchte Ballaststoffe positive Ergebnisse erzielten<br />

[410].<br />

Kapitel 6 – Psyche<br />

6-1: Diagnostische und therapeutische Rolle der Psyche beim<br />

RDS bei Erwachsenen (AG 4)<br />

Statement 6-1-1<br />

Psychische Komorbiditäten können mit einem einfachen, auch im<br />

klinischen Alltag einsetzbaren psychometrischen Instrument (z. B.<br />

Hospital Anxiety Depression Scale, HADS; Patient Health Questionnaires,<br />

PHQ) gescreent werden. In der Praxis kann die Befragung<br />

nach Angststörung und depressiven Symptomen ausreichen.<br />

Bei bestehendem Verdacht sollte eine fachgerechte<br />

psychiatrisch/psychologisch/psychosomatische Untersuchung erfolgen.<br />

[Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />

Kommentar<br />

Bei den deutschen Versionen der HADS-D [412] und des PHQ-<br />

D [413] handelt es sich um einfache psychometrische Tests,<br />

die mit wenigen Fragen erlauben, abzuschätzen, ob eine Depression,<br />

eine Angststörung oder eine andere psychische Auffälligkeit<br />

vorliegen. Während ein erfahrener Arzt dies auch<br />

mit eigenen Fragen ermitteln kann, wird dem Unerfahrenen<br />

hier eine Hilfe angeboten.<br />

Statement 6-1-2<br />

Trauma und Missbrauch sollten bedacht und vorsichtig exploriert<br />

werden. Bei Bedarf sollte eine psychologisch/psychosomatische<br />

Betreuung veranlasst werden.<br />

[Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />

Kommentar<br />

Psychischer Stress und Missbrauch scheinen sowohl in der<br />

Entstehung als auch im Symptomverlauf eine Rolle beim <strong>Reizdarmsyndrom</strong><br />

zu spielen [414, 415].<br />

Es konnte keine diagnostische Studie identifiziert werden, die<br />

den Nutzen oder die Effektivität einer spezifisch psychosomatischen<br />

Diagnostik auf hausärztlicher oder internistisch-gastroenterologischer<br />

Ebene belegt, jedoch belegen epidemiologische<br />

Studien den prädiktiven Wert von psychischen Beeinträchti-<br />

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