S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie ... - DGVS
S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom: Definition, Pathophysiologie ... - DGVS
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Kommentar<br />
Da die Pathogenese und die Pharmakotherapie des PI-RDS sich<br />
teilweise abgrenzen lassen von anderen Formen des RDS, stellt<br />
sich die Frage, ob eine solche Differenzierung auch sinnvoll<br />
oder gar notwendig ist, wenn es um Ernährungsempfehlungen<br />
geht. Allerdings fehlen Studien, die spezielle Ernährungsempfehlungen<br />
für Patienten mit der Diagnose RDS vom postinfektiösen<br />
Typ rechtfertigen. Vieles spricht dafür, dass die im Folgenden<br />
ausgesprochenen Ernährungsempfehlungen beim PI-<br />
RDS ebenso gelten wie für andere Formen von RDS. Möglicherweise<br />
wirken Probiotika bzw. probiotische Nahrungsmittel bei<br />
PI-RDS besser als bei anderen Formen (s. u.). Dies könnte aus<br />
pathophysiologischen Überlegungen abgeleitet werden (siehe<br />
Kapitel 2), ist aber bislang durch ernährungsmedizinische Studien<br />
nicht belegt.<br />
Statement 5-1-3<br />
Es gibt keine ernährungsbezogenen Empfehlungen zur Prävention<br />
des <strong>Reizdarmsyndrom</strong>s.<br />
[Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ←→ starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
Studien, die ernährungsbezogene Empfehlungen zur Prävention<br />
des <strong>Reizdarmsyndrom</strong>s rechtfertigen, stehen aus.<br />
II. Nahrungsmittelunverträglichkeiten und RDS<br />
Statement 5-1-4<br />
Bei Patienten mit Symptomen eines <strong>Reizdarmsyndrom</strong>s sollten<br />
Hinweise auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten mit geeigneten<br />
Methoden abgeklärt und im Fall der Bestätigung behandelt werden.<br />
[Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />
Zur Behandlung sollten eine Aufklärung und Schulung zur Erkrankung<br />
erfolgen und eine individuelle Ernährungsberatung durchgeführt<br />
werden.<br />
[Evidenzgrad D, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
Hinweise auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten ergeben sich<br />
aufgrund von Eigenanamnese und Familienanamnese (letztere<br />
im Fall von Nahrungsmittelallergien). Sie können im Zweifelsfall<br />
durch einen offenen oder einen doppelblinden, placebokontrollierten<br />
Provokationstest verifiziert werden (double-blind placebo-controlled<br />
food challenge, DBPCFC). Die Grundlagen der Nahrungsmittelallergien<br />
mit Manifestation am Gastrointestinaltrakt<br />
wurden an anderer Stelle detailliert beschrieben [361, 362]. Zur<br />
weiteren Abklärung einer Nahrungsmittelallergie wird auf die<br />
aktuelle <strong>Leitlinie</strong> der Deutschen Gesellschaft für Allergologie<br />
und Klinische Immunologie (DGAKI) verwiesen [363].<br />
Für die Abklärung von Laktosemalabsorption sowie anderen<br />
Formen von Kohlenhydratmalabsorption beispielsweise mittels<br />
H 2-Atemtest wird auf die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft<br />
für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (<strong>DGVS</strong>)<br />
und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie<br />
und Motilität (DGNM) hingewiesen [364].<br />
Die Evidenz für eine Ernährungsberatung im Fall einer nachgewiesenen<br />
Nahrungsmittelunverträglichkeit ist hinreichend belegt:<br />
Eine Patienten-Schulung einschließlich Diätberatung<br />
beim RDS verbessert die abdominale Schmerzsymptomatik<br />
[365]. Eine Aufklärung über die Erkrankung zusammen mit Lebensstil-<br />
und Diätberatung verbesserte beim RDS die abdominale<br />
Symptomatik, dies ist allerdings nur bei überwiegender<br />
Diarrhö nachgewiesen [366]. Ein einmaliges Schulungsprogramm<br />
zum RDS, einschließlich der Diätberatung führte nach<br />
6 Monaten dazu, dass mehr Patienten mit als ohne Schulung<br />
nicht mehr die Kriterien eines RDS zeigten. Ein Effekt auf den<br />
Abdominalschmerz wurde nicht beobachtet [367]. Die Mehrheit<br />
der Patienten mit RDS empfand ihren Wissenstand über<br />
die Erkrankung als unzureichend, etwa ¼ der Patienten sah<br />
erhebliche Defizite in ihrem Wissen über die Krankheit [337].<br />
Eine probatorische Therapie kann in Einzelfällen zum Erfolg<br />
führen (Expertenmeinung).<br />
Statement 5-1-5<br />
Patienten mit Symptomen eines <strong>Reizdarmsyndrom</strong>s und einer gesicherten<br />
Kohlenhydratmalabsorption (z. B. von Laktose, Fruktose<br />
oder Sorbitol) sollten probatorisch eine an diesem zuckerarme<br />
Kost verzehren.<br />
[Evidenzgrad B, Empfehlungsstärke ↑, starker Konsens]<br />
Kommentar<br />
Grundsätzlich kann gefragt werden, ob eine RDS-Symptomatik,<br />
die sich nach Kohlenhydrat-Elimination bessert, aber nicht<br />
restlos verschwindet, als RDS klassifiziert werden sollte. Da es<br />
aber in der Praxis viele unvermeidbare Überschneidungen<br />
zwischen RDS und Kohlenhydrat-Intoleranzen gibt, soll hier<br />
auf die Thematik eingegangen werden.<br />
Bei Patienten mit RDS und Fruktosemalabsorption, die auf eine<br />
fruktosearme Ernährung angesprochen haben, führt die Reexposition<br />
gegenüber einer fruktosereichen Ernährung in der<br />
Mehrzahl der Fälle zu einer Verschlechterung der Symptome<br />
[368]. Das Einhalten einer fruktosearmen Ernährung führt zur<br />
Symptombesserung, während das Nichteinhalten der Diät die<br />
Symptome nicht bessert [369]. Patienten mit RDS und Fruktosemalabsorption<br />
erzielen nach einer Diätberatung bei Einhalten<br />
der Diät ein besseres Ansprechen der Bauchbeschwerden<br />
als bei Nichteinhalten der Diät [370]. In einer Querschnittsstudie<br />
der norwegischen Bevölkerung fand sich beim RDS kein<br />
Zusammenhang zwischen den Tests für Malabsorption und<br />
der tatsächlich empfundenen Nahrungsmittelunverträglichkeit<br />
[371]. In einer Kohorten-Studie wurde bei über 90% der Patienten<br />
mit RDS eine Kohlenhydratmalabsorption gefunden.<br />
Bei der Mehrzahl der Patienten kam es zu einer deutlichen<br />
Symptombesserung unter einer im malabsorbierten zuckerarmen<br />
Ernährung [372]. Die Diät sollte mindestens 14 Tage<br />
andauern [372] und nur bei klarer Symptomminderung dauerhaft<br />
fortgesetzt werden.<br />
Statement 5-1-6<br />
<strong>Leitlinie</strong> 263<br />
Bei Patienten mit RDS und anamnestischen Hinweisen auf eine<br />
Nahrungsmittelunverträglichkeit sollte eine gezielte Eliminationsdiät<br />
erfolgen.<br />
[Evidenzgrad C, Empfehlungsstärke ↑, Konsens]<br />
Bei erwachsenen Patienten mit RDS ohne Hinweise auf eine Zöliakie<br />
kann eine glutenreduzierte Diät versucht werden.<br />
[Evidenzgrad C, Empfehlungsstärke ↑, Konsens]<br />
Layer P et al. <strong>S3</strong>-<strong>Leitlinie</strong> zur <strong>Definition</strong>,… Z Gastroenterol 2011; 49: 237 –293<br />
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