Die Glasplattennegativsammlung der AEG-Turbinenfabrig
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zu rechtfertigen, zu verstehen o<strong>der</strong> zu preisen« 10 . Geführt hat das unter an<strong>der</strong>em zur<br />
Herausbildung einer spezifischen Elektrizitäts-Ikonographie, die antike Lichtbringergestalten<br />
wie die Götter Prometheus und Apollo o<strong>der</strong> (halb)nackte, göttergleich die<br />
Welt beherrschende Jungfrauen als Werbeträger bemühte. 1898 wurde die »Göttin des<br />
Lichts« durch das im Verlauf <strong>der</strong> nächsten 20 Jahre graphisch wie<strong>der</strong>holt umgestaltete<br />
Warenzeichen »<strong>AEG</strong>« ersetzt. 11<br />
Alles in allem bewegte sich die Öffentlichkeitsarbeit <strong>der</strong> <strong>AEG</strong> im ausgehenden 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
in den durchaus üblichen Bahnen. Spektakulär verlassen hat sie diese erst<br />
durch die Berufung des Malers, Graphikers und Formgestalters Peter Behrens<br />
(1868-1940) zum künstlerischen Beirat des Unternehmens im Jahre 1907. Der einstige<br />
Jugendstilkünstler und Direktor <strong>der</strong> Düsseldorfer Kunstgewerbeschule, <strong>der</strong> bereits<br />
früher einzelne Entwürfe für <strong>AEG</strong>-Produkte vorgelegt hatte, sollte den Erzeugnissen<br />
des Unternehmens eine die industrielle Herkunft und Massenfertigung nicht leugnende<br />
äußere Formensprache sowie ihren Veröffentlichungen ein in künstlerisch-typographischer<br />
Hinsicht unverwechselbares Erscheinungsbild geben. <strong>Die</strong> Übertragung architektonischer<br />
Arbeiten wurde bei <strong>der</strong> Berufung nicht erwogen, doch ein von Behrens<br />
1908 entworfener Ausstellungspavillon ebnete dem Architektur-Autodidakten den Weg<br />
für die Erteilung weiterer Aufträge. »Was als Designauftrag … begonnen hatte, um bei<br />
dem zu dieser Zeit verwirrend vielfältigen Angebot verschiedenster Bogenlampen die<br />
eigenen durch die Qualität ihrer Form gegen die Vielzahl <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en abzuheben, das<br />
weitete sich in kürzester Zeit auf die gesamte Erscheinungsform <strong>der</strong> <strong>AEG</strong> aus, bis hin<br />
zur Gestaltung ihrer Fabriken.« 12 Resümieren läßt sich, daß das von <strong>der</strong> zeitgenössischen<br />
Presse mit erwartungsvoller Aufmerksamkeit bedachte »<strong>AEG</strong>-Behrens-<br />
Experiment« 13 den ersten mo<strong>der</strong>nen Industriedesigner zeitigte, <strong>der</strong> seinem Auftraggeber<br />
gestaltästhetische Mo<strong>der</strong>nität verlieh, indem er dessen Erzeugnisse, Bauten und<br />
Drucksachen, auf eine Synthese von Technik und Kunst insistierend, dem Prinzip <strong>der</strong><br />
(industriellen) Sachlichkeit unterwarf.<br />
Eine erste grundsätzliche Neuorientierung auf dem Gebiet ihrer Selbstdarstellung in<br />
<strong>der</strong> Öffentlichkeit ist bei <strong>der</strong> <strong>AEG</strong> allerdings bereits ein knappes Jahrzehnt vor dem<br />
Eintritt von Behrens in das Unternehmen nachweisbar durch die verstärkte<br />
10 Buddensieg, Tilmann: Behrens und Messel. Von <strong>der</strong> Industriemythologie zur »Kunst in <strong>der</strong><br />
Produktion«. – In: Industriekultur. Peter Behrens und die <strong>AEG</strong>. 1907-1914. – Berlin: Gebr. Mann<br />
Verlag, 1979. – S. 21<br />
11 <strong>Die</strong> Abkürzung <strong>AEG</strong> wurde erstmals 1896 am Beamteneingang <strong>der</strong> Maschinenfabrik Brunnenstraße<br />
benutzt. <strong>Die</strong> Eintragung als Warenzeichen erfolgte am 6. Dezember 1898. <strong>Die</strong> »Göttin des Lichts«<br />
blieb anschließend für über ein Jahrzehnt das Warenzeichen <strong>der</strong> Berliner Elektricitätswerke, die eine<br />
<strong>AEG</strong>-Tochter waren.<br />
12 Selle, Gert: Design-Geschichte in Deutschland. Produktkultur als Entwurf und Erfahrung.<br />
– Köln: DuMont Buchverlag, 1987. – S. 117<br />
13 Buddensieg, Tilman: Einleitung. – In: Industriekultur. Peter Behrens und die <strong>AEG</strong> 1907-1914.<br />
– a. a. O., S. 6<br />
<strong>Die</strong> Werksphotographie <strong>der</strong> <strong>AEG</strong> zwischen 1898 und 1945 – eine Skizze<br />
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