Die Glasplattennegativsammlung der AEG-Turbinenfabrig

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Die nunmehr in ungepufferten, säure- und ligninfreien vierlaschigen Klappumschlägen und in ungepufferten Archivarchivkartons untergebrachten Glasplattennegative werden, wie von der Archivtechnik empfohlen, stehend 204 in einem zum Magazin umgewidmeten Kellerraum eines Verwaltungsgebäudes aufbewahrt. Zwar entsprechen Temperatur und Luftfeuchtigkeit des Magazins gegenwärtig nicht den Idealwerten eines sogenannten stillen Archivs (5°-8°C / 25%-30%), dafür aber annähernd denen eines Photoarchivs (15°C-20°C / 30%-40%). 205 Anzumerken ist in diesem Zusammenhang, daß die derzeit gegebenen raumklimatischen Bedingungen für die Langzeitarchivierung der Sammlung als eine Form der passiven Konservierung zwingend zu verbessern sind – ein optimaler Archivstandort gemäß der archivtechnischen Richtlinien 206 wird das Gasturbinenwerk jedoch nie werden, schließlich handelt es sich um einen Industriestandort. Für die Digitalisierung wurden den Auftragnehmern unter Berücksichtigung einschlägiger Situations- und Erfahrungsberichte 207 folgende Parameter vorgegeben: Scannen der Glasplattennegative im RGB-Modus mit einer Auflösung von 300 dpi im TIFF- Format 208 ; Komprimierung in JEPG-Dateien; Ablage beider Dateiformate auf CD-Rs und DVDs unter Übernahme der ursprünglich vergebenen Bildnummer als Dateiname. Nach der Auftragserteilung wurden sowohl die TIFF- als auch die JEPG-Dateien zum Zwecke der Erschließung und gegebenenfalls Bildbearbeitung auf die Festplatte eines Servers kopiert, von dem laufend Magnetbänder erstellt werden. Die Betreuung der in Saperion archivierten Daten erfolgt in München. Während das Siemens-Konzernarchiv ebenso wie beispielsweise das Historische Archiv des DTM die Digitalisierung als eine zusätzliche Möglichkeit der Bestandserhaltung betrachtet 209 , favorisiert das Historische Archiv Krupp mit Blick auf das Hauptproblem der neuen Informations- und Kommunikationstechnologie – die Langzeitsicherung und -verfügbarkeit digitaler Daten angesichts der ständigen Weiterentwicklung der Betriebssysteme und der Anwendersoftware – nach wie vor den Mikrofilm: »Seit lan- 204Vgl. dies.: Kleine Mühen – große Wirkung. Maßnahmen der passiven Konservierung bei der Lagerung, Verpackung und Nutzung von Archiv- und Bibliotheksgut. – In: Bestandserhaltung in Archiven und Bibliotheken / hrsg. von Hartmut Weber. – a. a. O., S. 80 205Vgl. u. a. Kießling, Rickmer: Archivtechnik. – In: Praktische Archivkunde. Ein Leitfaden für Fachangestellte für Medien und Informationsdienste. Fachrichtung Archiv / hrsg. im Auftrage des Westfälischen Archivamtes von Norbert Reimann. – Münster: Ardey-Verlag, 2004. – S. 189 sowie Schmidt, Marjen: a. a. O., S. 71-76 206Vgl. Kießling, Rickmer: a. a. O., S. 186/187 207Vgl. u. a. Bründel, Claus-Dieter: a. a. O., S. 31-36; Wischhöfer, Bettina: Digitale Archivierung von Fotosammlungen im Low-Budget-Bereich - Projekterfahrungen im Landeskirchlichen Archiv Kassel. – In: http://www.archive.nrw.de/archivar/2001-04/A07.htm; Schleier, Bettina: Digitalisierung eines größeren Bildbestands – ein Erfahrungsbericht. – In: Der Archivar. – Düsseldorf 56(2003)1. – S. 44-47 208Die Umwandlung in Positivdarstellungen erfolgte entweder direkt über die Scan-Software oder durch Adobe Photoshop. 209Vgl. Schiedermeier, Ute: Herausforderung angenommen – zehn Jahre elektronische Archivierung im Siemens-Archiv. – In: www.wirtschaftsarchive.de/zeitschriften/m_h20043.htm (Stand: 22. 12. 2004) Die Glasplattennegativsammlung der AEG-Turbinenfabrik – ein Erschließungsprojekt Bestandserhaltung 74

gem steht fest, dass Digitalisierung ›kein Mittel der Bestandserhaltung‹ ist und nur als Ergänzung, nicht als Alternative zum Speichermedium ›Mikrofilm‹ anzusehen ist. Langfristige Sicherheit und weitgehende Unabhängigkeit von der Technik bietet als Speichermedium auch heute noch allein der Mikrofilm, der zudem keinem grundsätzlichen technischen Wandel mehr unterworfen ist und dessen Qualität durch nationale und internationale Normen sichergestellt ist. Zudem ist er ›aufwärtskompatibel‹; das heißt: vom Mikrofilm kann digitalisiert werden.« 210 Der damit angesprochenen Gefahr des »großen Datensterbens« (Dieter E. Zimmer) begegnen die einzelnen Siemens- (Archiv)Standorte durch die Anwendung von Migrationsverfahren. Ob künftig auch die Methode der Emulation 211 aus praktischen und finanziellen Erwägungen zur Anwendung kommt oder unverzichtbar ist aufgrund der Auslassung von Migrationszyklen, läßt sich derzeit nicht einschätzen. Mit Blick auf die thematische Spezifik der Glasplattennegativsammlung, die jenseits der fabrik- und konzerninternen Interessen keine hohe Zugriffshäufigkeit erwarten läßt, ist der »unbestreitbare Vorteil der Emulation gegenüber einer Migration« 212 unübersehbar: die langfristige Zugänglichkeit könnte bedarfsabhängig gewährleistet werden unter Verzicht auf die bedarfsunabhängige Transformation digitaler Daten von Generation zu Generation. 213 Abschließend sei angemerkt, daß das Gutachten des Siemens-Konzernarchivs als notwendige Bestandserhaltungsmaßnahme die Restaurierung der stark geschädigten Glasplattennegative anführt. Ob sich dies mit Blick auf die veranschlagten Kosten für den betroffenen Teilbestand durchsetzen läßt, muß bezweifelt werden. Zu hoffen ist, daß zumindest ein Teil des Bestandes, das heißt alle Aufnahmen mit Ansichten von der Verlängerung der Neuen Halle in den Jahren 1939 bis 1941, durch ein Restaurierungsprojekt gerettet werden können. Als Entscheidungskriterium wäre hier neben dem Grad der Schädigung insbesondere der Quellencharakter der Negative anzuführen. 214 210Stremmel, Ralf: a. a. O. 211Zum unterschiedlichen methodischen Ansatz von Migration und Emulation vgl. u. a. Weber, Hartmut: Digitale Konversionsformen von Archivgut – attraktive Nutzung, problematische Erhaltung. – In: Archive im zusammenwachsenden Europa. Referate des 69. Deutschen Archivtags und seiner Begleitveranstaltungen 1998 in Münster. – a. a. O., S. 216-219 212Ebd., S. 219 213Vgl. ebd. 214Zur Priorisierung der Entscheidungskriterien bei/für Bestandserhaltungsmaßnahmen vgl. u. a. Weber, Hartmut: a. a. O., S. 153/154 Die Glasplattennegativsammlung der AEG-Turbinenfabrik – ein Erschließungsprojekt Bestandserhaltung 75

gem steht fest, dass Digitalisierung ›kein Mittel <strong>der</strong> Bestandserhaltung‹ ist und nur als<br />

Ergänzung, nicht als Alternative zum Speichermedium ›Mikrofilm‹ anzusehen ist.<br />

Langfristige Sicherheit und weitgehende Unabhängigkeit von <strong>der</strong> Technik bietet als<br />

Speichermedium auch heute noch allein <strong>der</strong> Mikrofilm, <strong>der</strong> zudem keinem grundsätzlichen<br />

technischen Wandel mehr unterworfen ist und dessen Qualität durch nationale<br />

und internationale Normen sichergestellt ist. Zudem ist er ›aufwärtskompatibel‹; das<br />

heißt: vom Mikrofilm kann digitalisiert werden.« 210 Der damit angesprochenen Gefahr<br />

des »großen Datensterbens« (<strong>Die</strong>ter E. Zimmer) begegnen die einzelnen Siemens-<br />

(Archiv)Standorte durch die Anwendung von Migrationsverfahren. Ob künftig auch<br />

die Methode <strong>der</strong> Emulation 211 aus praktischen und finanziellen Erwägungen zur<br />

Anwendung kommt o<strong>der</strong> unverzichtbar ist aufgrund <strong>der</strong> Auslassung von<br />

Migrationszyklen, läßt sich <strong>der</strong>zeit nicht einschätzen. Mit Blick auf die thematische<br />

Spezifik <strong>der</strong> <strong>Glasplattennegativsammlung</strong>, die jenseits <strong>der</strong> fabrik- und konzerninternen<br />

Interessen keine hohe Zugriffshäufigkeit erwarten läßt, ist <strong>der</strong> »unbestreitbare Vorteil<br />

<strong>der</strong> Emulation gegenüber einer Migration« 212 unübersehbar: die langfristige Zugänglichkeit<br />

könnte bedarfsabhängig gewährleistet werden unter Verzicht auf die bedarfsunabhängige<br />

Transformation digitaler Daten von Generation zu Generation. 213<br />

Abschließend sei angemerkt, daß das Gutachten des Siemens-Konzernarchivs als notwendige<br />

Bestandserhaltungsmaßnahme die Restaurierung <strong>der</strong> stark geschädigten<br />

Glasplattennegative anführt. Ob sich dies mit Blick auf die veranschlagten Kosten für<br />

den betroffenen Teilbestand durchsetzen läßt, muß bezweifelt werden. Zu hoffen ist,<br />

daß zumindest ein Teil des Bestandes, das heißt alle Aufnahmen mit Ansichten von <strong>der</strong><br />

Verlängerung <strong>der</strong> Neuen Halle in den Jahren 1939 bis 1941, durch ein Restaurierungsprojekt<br />

gerettet werden können. Als Entscheidungskriterium wäre hier neben dem<br />

Grad <strong>der</strong> Schädigung insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Quellencharakter <strong>der</strong> Negative anzuführen. 214<br />

210Stremmel, Ralf: a. a. O.<br />

211Zum unterschiedlichen methodischen Ansatz von Migration und Emulation vgl. u. a. Weber,<br />

Hartmut: Digitale Konversionsformen von Archivgut – attraktive Nutzung, problematische Erhaltung.<br />

– In: Archive im zusammenwachsenden Europa. Referate des 69. Deutschen Archivtags und seiner<br />

Begleitveranstaltungen 1998 in Münster. – a. a. O., S. 216-219<br />

212Ebd., S. 219<br />

213Vgl. ebd.<br />

214Zur Priorisierung <strong>der</strong> Entscheidungskriterien bei/für Bestandserhaltungsmaßnahmen vgl. u. a.<br />

Weber, Hartmut: a. a. O., S. 153/154<br />

<strong>Die</strong> <strong>Glasplattennegativsammlung</strong> <strong>der</strong> <strong>AEG</strong>-Turbinenfabrik – ein Erschließungsprojekt<br />

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