Die Glasplattennegativsammlung der AEG-Turbinenfabrig

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Abschließend sei darauf hingewiesen, daß die veröffentlichten Bilder – wie ein Vergleich mit den ihnen zugrundeliegenden Glasplattennegativen zeigt – häufig retouchiert waren. Diese Möglichkeit der Bildbearbeitung hatten bereits die Winke für die Anweisungen photographischer Aufnahmen eingeräumt 137 , realisiert wurde sie bei den Aufnahmen aus der Turbinenfabrik wohl weniger durch den Photographen als vielmehr durch das Literarische Bureau. Von dem ausgewählten Beispiel einer Kondensatorverladung (Abb. 45) erschien eine Abbildung 138 , bei der alle ursprünglich auf dem Pflastersteinboden versammelten Utensilien – die in den linken Bildrand hineinragenden Holzbalken, die Papierfetzen auf und neben den Gleisen, die im vorderen rechten Bildrand befindlichen Transporthilfsmittel – akribisch eliminiert worden sind (Abb. 46). 137 Vgl. Winke für die Anweisungen photographischer Aufnahmen. – a. a. O. 138 Vgl. Zabel, H.: Die Kondensation. – In: AEG-Mitteilungen. – Berlin 34(1938)7. – S. 25 Abb. 45 Abb. 46 Die Glasplattennegativsammlung der AEG-Turbinenfabrik – ein Erschließungsprojekt Bestandsbeschreibung – Bildästhetik 48

4.2.4. Erhaltungszustand Zum Zeitpunkt ihrer Übernahme war die auf mehrere, übereinander gestapelte Umzugskartons verteilte Sammlung von Gelatineglasplattennegativen in der (nicht mehr genutzten) Bibliothek der Turbinenfabrik untergebracht. Über welche Zwischenstationen sie wann und wie dorthin gelangt ist, konnte bisher nicht geklärt werden, doch allein die vorgefundene chaotische Lagerung ließ befürchten, daß ein Großteil der Platten geschädigt sein würde. Tatsächlich weist der Bestand sowohl exogene als auch endogene Schäden auf. Gemäß Hartmut Weber wäre in bezug auf erstere streng zu unterscheiden zwischen den ihnen zugrundeliegenden anthropogenen Einflüssen einerseits und Umwelteinflüssen wie Klima, Emissionen und Mikroorganismen andererseits. 139 Letztlich dürften die Grenzen zwischen beiden Einflußklassen im vorliegenden Fall fließender gewesen sein, wie das nachstehende Beispiel zeigt: Verschimmelte Glasplattennegative und Umschläge deuten auf Wasserschäden hin, als deren Ursache nicht abstrakt Umwelteinflüsse anzunehmen sind, sondern vielmehr die aus Unwissenheit oder Desinteresse resultierende falsche Lagerung – beispielsweise in feuchten Fabrikräumen –, in deren Folge es zum Befall von Mikroorganismen kam, für die Gelatine ein idealer Nährboden ist. Eine Verlagerung in eine raumklimatisch angemessenere Umgebung 140 könnte – so problematisch und kritikwürdig sie sich aus archivtechnischer Hinsicht im einzelnen auch gestaltet haben mag – dann durchaus als eine erste Bestandserhaltungsmaßnahme betrachtet werden. Wiederum aus archivtechnischer und zugleich aus konservatorischer Blickrichtung müßte in diesem Zusammenhang allerdings eingewendet werden, daß besagte Verlagerung zu einer Schadensvertiefung hätte führen können, wenn die sogenannte Glaskrankheit bereits ausgebrochen wäre: »Über den Verlauf der Glaskrankheit entscheidet vor allem die Luftfeuchtigkeit: Gefährdete Glasplatten sollten möglichst trocken aufbewahrt werden. Hat die Korrosion bereits eingesetzt, muß die Luft feuchter sein, damit das Gel nicht austrocknet« 141 (Hervorhebung – C. S.). Angesprochen ist mit dem Problem der Glaskrankheit und ihren Folgen wie Risse, Ablagerungen kristalliner Substanzen, Schollenablagerung zugleich das der endogenen, das heißt materialbedingten Schäden, die das Ergebnis chemischer Reaktionen insbesondere des Bildsilbers und/oder des Glases sind und die Bildinhalte partiell oder vollständig zerstören (können). 139 Vgl. Weber, Hartmut: Bestandserhaltung als Fach- und Führungsaufgabe. – In: Bestandserhaltung in Archiven und Bibliotheken / hrsg. von Hartmut Weber. – Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer, 1992. – S. 150 140 Irgendwer muß irgendwann veranlaßt haben, daß die Negative in großen Umzugskartons, alles andere als transportgesichert, in die Bibliothek gebracht und dort, wie beschrieben, gelagert wurden. 141 Bortfeldt, Maria: Schadensbilder an Glasnegativen und Möglichkeiten der Restaurierung. – In: Die AEG im Bild / hrsg. von Lieselotte Kugler. – a. a. O., S. 40 Die Glasplattennegativsammlung der AEG-Turbinenfabrik – ein Erschließungsprojekt Bestandsbeschreibung – Erhaltungszustand 49

4.2.4. Erhaltungszustand<br />

Zum Zeitpunkt ihrer Übernahme war die auf mehrere, übereinan<strong>der</strong> gestapelte Umzugskartons<br />

verteilte Sammlung von Gelatineglasplattennegativen in <strong>der</strong> (nicht mehr<br />

genutzten) Bibliothek <strong>der</strong> Turbinenfabrik untergebracht. Über welche Zwischenstationen<br />

sie wann und wie dorthin gelangt ist, konnte bisher nicht geklärt werden, doch<br />

allein die vorgefundene chaotische Lagerung ließ befürchten, daß ein Großteil <strong>der</strong><br />

Platten geschädigt sein würde.<br />

Tatsächlich weist <strong>der</strong> Bestand sowohl exogene als auch endogene Schäden auf. Gemäß<br />

Hartmut Weber wäre in bezug auf erstere streng zu unterscheiden zwischen den ihnen<br />

zugrundeliegenden anthropogenen Einflüssen einerseits und Umwelteinflüssen wie<br />

Klima, Emissionen und Mikroorganismen an<strong>der</strong>erseits. 139 Letztlich dürften die Grenzen<br />

zwischen beiden Einflußklassen im vorliegenden Fall fließen<strong>der</strong> gewesen sein, wie das<br />

nachstehende Beispiel zeigt: Verschimmelte Glasplattennegative und Umschläge deuten<br />

auf Wasserschäden hin, als <strong>der</strong>en Ursache nicht abstrakt Umwelteinflüsse anzunehmen<br />

sind, son<strong>der</strong>n vielmehr die aus Unwissenheit o<strong>der</strong> Desinteresse resultierende falsche<br />

Lagerung – beispielsweise in feuchten Fabrikräumen –, in <strong>der</strong>en Folge es zum Befall<br />

von Mikroorganismen kam, für die Gelatine ein idealer Nährboden ist. Eine<br />

Verlagerung in eine raumklimatisch angemessenere Umgebung 140 könnte – so problematisch<br />

und kritikwürdig sie sich aus archivtechnischer Hinsicht im einzelnen auch gestaltet<br />

haben mag – dann durchaus als eine erste Bestandserhaltungsmaßnahme betrachtet<br />

werden. Wie<strong>der</strong>um aus archivtechnischer und zugleich aus konservatorischer<br />

Blickrichtung müßte in diesem Zusammenhang allerdings eingewendet werden, daß<br />

besagte Verlagerung zu einer Schadensvertiefung hätte führen können, wenn die sogenannte<br />

Glaskrankheit bereits ausgebrochen wäre: »Über den Verlauf <strong>der</strong> Glaskrankheit<br />

entscheidet vor allem die Luftfeuchtigkeit: Gefährdete Glasplatten sollten möglichst<br />

trocken aufbewahrt werden. Hat die Korrosion bereits eingesetzt, muß die Luft feuchter<br />

sein, damit das Gel nicht austrocknet« 141 (Hervorhebung – C. S.).<br />

Angesprochen ist mit dem Problem <strong>der</strong> Glaskrankheit und ihren Folgen wie Risse,<br />

Ablagerungen kristalliner Substanzen, Schollenablagerung zugleich das <strong>der</strong> endogenen,<br />

das heißt materialbedingten Schäden, die das Ergebnis chemischer Reaktionen insbeson<strong>der</strong>e<br />

des Bildsilbers und/o<strong>der</strong> des Glases sind und die Bildinhalte partiell o<strong>der</strong> vollständig<br />

zerstören (können).<br />

139 Vgl. Weber, Hartmut: Bestandserhaltung als Fach- und Führungsaufgabe. – In: Bestandserhaltung in<br />

Archiven und Bibliotheken / hrsg. von Hartmut Weber. – Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer, 1992. – S. 150<br />

140 Irgendwer muß irgendwann veranlaßt haben, daß die Negative in großen Umzugskartons, alles an<strong>der</strong>e<br />

als transportgesichert, in die Bibliothek gebracht und dort, wie beschrieben, gelagert wurden.<br />

141 Bortfeldt, Maria: Schadensbil<strong>der</strong> an Glasnegativen und Möglichkeiten <strong>der</strong> Restaurierung. – In: <strong>Die</strong><br />

<strong>AEG</strong> im Bild / hrsg. von Lieselotte Kugler. – a. a. O., S. 40<br />

<strong>Die</strong> <strong>Glasplattennegativsammlung</strong> <strong>der</strong> <strong>AEG</strong>-Turbinenfabrik – ein Erschließungsprojekt<br />

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