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Die Glasplattennegativsammlung der AEG-Turbinenfabrig

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4.2.3. Bildästhetik<br />

Ende des Jahres 1905 ließ die Turbinenfabrik folgende Mitteilung in <strong>der</strong> <strong>AEG</strong>-Zeitung<br />

veröffentlichen: »Wir machen hiermit darauf aufmerksam, dass es absolut unzulässig<br />

ist, dass die auswärtigen Bureaux Photographien von Teilen unserer Turbo-Dynamos<br />

anfertigen. Wir bitten, falls solche Photographien erwünscht sind, sich stets an das<br />

Literarische Bureau zu wenden. Natürlich ist es ebenso wenig angängig, dass die<br />

Abnehmer <strong>der</strong>artige Photographien anfertigen und sind unsere Monteure angehalten,<br />

Aufnahmen seitens Dritter zu verhin<strong>der</strong>n.« 134 Hinter dieser Mitteilung, die sich als generelles<br />

Photographierverbot erweist, von dem allein das Literarische Bureau bzw. <strong>der</strong><br />

ihm zuliefernde Werksphotograph sowie die engagierten Honorarkräfte ausgenommen<br />

waren, dürfte in erster Linie die Befürchtung o<strong>der</strong> bereits Erfahrung gestanden haben,<br />

daß Fertigungs- und Produktdetails dokumentiert werden könnten o<strong>der</strong> worden sind,<br />

die zu den nicht preiszugebenden »Betriebsgeheimnissen« <strong>der</strong> spezifischen <strong>AEG</strong>-<br />

Turbinenbauart zählten. In zweiter Linie dürfte bezweckt worden sein, die mit dem<br />

zeitaufwendigen Akt des Photographierens zwangsläufig einhergehenden Beeinträchtigungen<br />

von Herstellungs- und Montageabläufen auf das Notwendige, das heißt die<br />

Arbeit des Werksphotographen, einzuschränken. Implizit könnte darüber hinaus thematisiert<br />

worden sein, daß die Aufnahmen Außenstehen<strong>der</strong> nicht den bildästhetischen<br />

Standards <strong>der</strong> <strong>AEG</strong> entsprachen bzw. entsprechen würden. Letzteres traf zwar mitunter<br />

auch auf jene Photographen zu, die das Unternehmen beschäftigte – erinnert sei an<br />

die in <strong>der</strong> <strong>AEG</strong>-Zeitung veröffentlichten Richtlinien –, doch da ihre Aufnahmen die<br />

Zensurinstanz Literarisches Bureau durchlaufen mußten, konnten sich die einzelnen<br />

Fabriken darauf verlassen, von dort aus optimal präsentiert zu werden. Angesichts dessen<br />

ist die Bitte, Photographien ausschließlich über besagte Einrichtung zu beziehen,<br />

auch als Referenz zu lesen.<br />

<strong>Die</strong> überlieferte <strong>Glasplattennegativsammlung</strong> <strong>der</strong> Turbinenfabrik berechtigt aufgrund<br />

<strong>der</strong> geringen Anzahl regelrecht mißlungener Aufnahmen infolge falscher Belichtung,<br />

unglücklicher Bildaufteilung o<strong>der</strong> verwackelter Einstellungen zu <strong>der</strong> Schlußfolgerung,<br />

daß <strong>der</strong> zuständige Photograph sein Handwerk ausgesprochen gut verstanden hat. Zu<br />

verdanken hatte er die Ergebnisse seiner Tätigkeit jenseits <strong>der</strong> Dokumentation und<br />

Repräsentation von Produkten und menschenleeren Einrichtungen allerdings nicht nur<br />

seinen Fähigkeiten, son<strong>der</strong>n auch den Statisten und Protagonisten, die einmal getroffene<br />

Arrangements im Zustand <strong>der</strong> Regungslosigkeit für die Dauer <strong>der</strong> Belichtung aufrechterhielten.<br />

134 Photographien von Turbo-Dynamos. – In: <strong>AEG</strong>-Zeitung. – Berlin 8(1905/06)5. – S. 84<br />

<strong>Die</strong> <strong>Glasplattennegativsammlung</strong> <strong>der</strong> <strong>AEG</strong>-Turbinenfabrik – ein Erschließungsprojekt<br />

Bestandsbeschreibung – Bildästhetik<br />

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